Dies ist die Ausgabe 5/2011.Die nächste ausgabe erscheint vorraussichtlich Asche 2010.
ImpressumBGW
Zu dem diesjährigen Betriebsausflug der Wache, der wieder einmal ins überwaldianische Butzbach führte, hatten sich leider nur 25 Wächter angemeldet, die durch eine Näherin und zwei Nachwuchskräfte im Kindesalter begleitet wurden. Trotz ihrer geringen Zahl stellten sich die anwesenden Wächter jedoch tapfer allen Gefahren. Neben Überfütterung, Schlafmangel und fliegenden Stöcken bestand diese vor allem aus aggressiven Fluginsekten. Der Kommandeur litt außerdem unter einem Mangel an Untervektor-Rum, den zu besorgen eine Gruppe Wächter grandios scheiterte. Aus gut unterrichteten Kreise verlautete, dass er sich schließlich mit Whisky getröstet habe, dem auch eine ganze Reihe seiner Untergebenen zugesprochen und dabei unanständige Gedichte rezitiert haben sollen. Besonders eine bestimmte Fledermaus soll dabei eine Rolle gespielt haben. Dabei handelt es aber um unbestätigte Gerüchte*.
Die Umgebung wurde ausgiebig erkundet, wobei selbst Hühnerställe, Balkone und Höhlen nicht unberücksichtigt blieben. Am letzten Abend sorgten einige ungeklärte Fragen für Aufregung, die aber bald gelöst werden konnten und anschließend sorgten zwei wandernde (und natürlich lizensierte!) Barden für gute Stimmung und Gegröle aus Wächterkehlen.
*Anm. d. Red.: Dieser Hinweis wurde auf Druck eines einzelnen Kommandeurs hinzugefügt.
KMS
Aus der Sto-Ebene hören wir, dass ochsengetriebene Schaufelboote der Weg der Wahl auf der Reise nach Quirm seien. Doch was hat es mit diesen Booten auf sich? Und können wir etwas von ihnen lernen?
Ein Schaufelboot ist ein für die Flussschifffahrt gedachtes Fortbewegungsmittel, das in der Regel einen Ochsen an Bord hat. Durch den Zug des gemächlich aber mit Kraft im Kreis laufenden Rindes wird das an den Seiten oder häufiger am Ende des Bootes große Schaufelrad angetrieben. Die Vorwärtsbewegung entsteht ähnlich wie beim gewöhnlichen Papierwindrad: Wo der Wind das Rad antreibt und sich drehen lässt, dreht sich hier das Rad durch erwähnten Ochsen und drückt das Wasser fort, sodass das Boot schließlich vorwärts geschoben wird. (Nur in den seltensten Fällen wird dieses Prinzip durch Windkraft unterstützt.) Dieses Prinzip funktioniert sowohl in als auch entgegen der Stromrichtung des Flusses. Trotzdem ist die Reise per Boot eher langsam - angeblich kann man ein solches Boot auch zu Fuß überholen -, was auch eine zweite Ochsenkraft nicht ändert. Mehr Ochsen bedeuten nur eine Vergrößerung des maximalen Ladegewichts, was für Logistiker durchaus von Belang sein kann.
(Anmerkung: Logistik beginnt, wo Logik aufhört. Näheres erfährt der geneigte Leser bei dem Hauptfeldwebel Sillybos, der sich bestens mit Letzterem auskennt.)
Diese Technik ist jedoch selbstverständlich nicht der letzte Schrei. Derzeit arbeiten die führenden Forscher an einer Skizze, die auf Leonardo von Quirm zurückgeführt wird und auf Pulver Nr. 1 basiert - doch die Explosionen zwingen das Forschungstiehm regelmäßig dazu, neue Kollegen anzuwerben und einzuarbeiten. Versuche mit Drachenantrieb wurden eingestellt, da auch hier die Explosionsrate zu hoch ist. Was im kommenden Jahr zu erwarten sein wird, ist eine derzeit diskutierte Konstruktion, die im Grunde darauf hinaufläuft, rudernde Dämonen in einem Boot mit sehr kleinen Paddeln arbeiten zu lassen. Weniger stinken als die Ochsenvariante wird wohl keine der Alternativen.
Fazit: Für unsere schöne Stadt ist die Benutzung von Schaufelbooten undenkbar (denn durch die Kruste zu brechen schaffen nur besonders hartnäckige, schwere Selbstmörder und der Krustenbrecherfrosch) doch für das Land ist das Schaufelboot auf dem Vormarsch.
SSS
Bald makabere Ausstellung in der Stadt?
Rekruten, die mit ihrem Ausbilder Braggasch Goldwart zur Stärkung des Tiehmgeistes auf einen Zeltausflug auf die Sto-Ebene gegangen waren, fanden zu ihrem Entsetzen eine halbe Leiche in der Nähe ihres Rastplatzes. Sofort nahmen die angehenden Wächter die Ermittlungen auf, in deren Zuge Ron Wanderdüne und Fynn Düstergut außerdem einen Hausbrand entdeckten.
Die bald darauf festgenommenen Täter entpuppten sich als der Plastinier-Künstler Gustav von Hager und sein Assistent Igor, die noch weitere Leichen in einer stillgelegten Tretmühle versteckt hatten.
Von Hager bestand bei seinem Verhör darauf, dass es sich ausnahmslos um Kunstwerke handele. Auch die Einwohner Ankh-Morporks schienen dieser Ansicht zu sein, denn die Proteste von einheimischen Kunstfreunden, die sich die Ausstellung der präparierten Leichen nicht entgehen lassen wollten, hielten tagelang an.
Inzwischen hat Lord Vetinari verlauten lassen, dass die "Kunstwerke" ausgestellt würden, die ersten fünfzig Besucher würden sich allerdings freiwillig als weiteres Ausstellungsstück melden. Die Proteste ließen daraufhin schlagartig nach.
Eilmeldung: Die Ausstellung wird nicht stattfinden, Gustav von Hager ist am gestrigen Morgen hingerichtet worden.
KMS
Internes |
Frühling. Sto-Ebene. Irgendwo zwischen Kohlköpfen.
Nach Informationen, die dermaßen geheim waren, dass selbst der Expeditionsleiter erst später davon erfuhr, sammelte Korporal Braggasch Burkhardssohn Goldwart eine Truppe spezieller Spezialisten und begab sich auf eine aberwitzig gefährliche Außenmission vor den Mauern Ankh-Morporks. Gegen alle Eventualitäten hatte er nur die Besten der Besten der Besten für diesen Auftrag ausgewählt. Unter den allseits bekannten und beliebten Wächtern befanden sich beispielsweise Fynn Düstergut, Rechtsexperte aus eigener Erfahrung und Meister des waffenlosen Davonlaufens, Weon Creyente, religiöser Berater und Vermittler in gewissen Dingen, Agness Rotmantel, Spezialistin für borograwische Innenpolitik und Geruchsfanatikerin, sowie Boris Machtnichts, selbstlaufende Dekoration, in seiner Truppe. Abgerundet wurde dieses Thiem durch Kämpfer aller möglichen und unmöglichen Arten... sowie Rassen.
Ein Basislager war im Handumdrehen wie von selbst errichtet. Herrschaftlich erhob es sich auf einem kleinen Hügel, ein Glanzfleck der Umgebung, so dass sich sogar die nicht ganz einheimische Fauna gezwungen sah dort zu verweilen.
Der Kriegszug gegen die Besetzer - Berichten zufolge grausame, kleinwüchsige Felldämonen aus den Kerkerdimensionen - hätte selbst dem großen Taktikus alle Ehre gemacht, da Mut, Durchhaltevermögen und strategische Umgebungsnutzung schließlich zum Erfolg führten.
Mit wenigen klaren, ergreifenden Befehlen gelang es Goldwart seiner Gruppe die gößtmöglichste Produktivität abzugewinnen, auf dass der halbe Leichnam eines grausam zu Tode gekommenen Kohlstreichers schnell gefunden, ausgewertet und von den selbstbeherrschten Spezialisten ordnungsgemäß zwischenbestattet werden konnte. Der Rest war reine Formsache: Ein perfider Plan lockte zuerst den Gehilfen des Übeltäters in eine Falle, der Bösewicht selbst wurde dann unter geschickter Anwendung kaum erwähnenswerter Mittel schnell dingfest gemacht und ausreichend verhört.
Die Redaktion gratuliert den mutigen und erstklassigen Helden zu dieser Tat und dankt ihnen, da sie die gesamte Stadt vor niederträchtiger Kunst bewahrt haben. Hoch sollen sie leben!
BGW
RLM
In den letzten Stunden des alten Jahres starb ein Bratscher durch Kontaktgift in den Räumlichkeiten der Assassinengilde. Glücklicherweise war Chief-Korporal Magane vor Ort, sodass die Täter (und offensichtliche Liebhaber des Sumpfschönliebchens) mitsamt einem weitgehend aufgeklärten Fall der Justiz übergeben werden konnten.
Die Redaktion der Rohrpost findet, dass ein solch beispielloser Einsatz einer Wächterin in Zivil besondere Beachtung verdient, und spricht hiermit ihre Hochachtung aus.
SSS
Externes |
RLM
Beim Gildenfest der ansässigen Assassinen kam es völlig überraschend zu einem Leichenfund. Die zur Unterstützung der Gildenleitung anwesende Stadtwache wurde aus Diskretionsgründen mit den Ermittlungen betraut, die wiederum einige Hilfswächter zu diesem Zweck rekrutierte.
Obwohl sich die meisten von ihnen als völlig unfähig erwiesen, konnte schließlich geklärt werden, dass es sich nicht um einen unlizensierten Mord handelte, sondern um den perfiden Selbstmord eines frustrierten Assassinen, der damit der ehrwürdigen Gilde Schaden zufügen wollte.
Darüber hinaus musste leider der Diebstahl des Brunnens beklagt werden, und das unter den Augen der wachenden Wächter. Zum Glück konnte er nach einer Lösegeldforderung wiederbeschafft werden.
Die restlichen Festivitäten verliefen friedlich, da die diesjährige Prüfung der Gildenanwärter zur Vermeidung der massenhaften Leichenentsorgung nur mit Wäscheklammern durchgeführt wurde. Skandalöserweise wurde allerdings auch Lord Vetinari Ziel dieser "Klammerattacken", was durch die Wache, trotz Personalmangels, tapfer zu verhindern versucht wurde. Ebenso wurde ein ausländischer Botschafter geschützt, um einen internationalen Zwischenfall zu vermeiden.
Durchschlagenden Erfolg hatten auch die Geschwindigkeitskontrollen, die zu vielen Ermahnungen der rasenden Fußgänger führte. Die Verkehrssicherheit wurde dadurch extrem gesteigert. Zumindest die auf der Straße...
Der Höhepunkt des Gildenfestes war aber – nicht nur aus Sicht der Wache – die ökumenische Hochzeitszeremonie für Oberfeldwebel von Grauhaar und seine Angetraute, die Näherin Aglaranna. Diese wurde von der Hohepriesterin der Anoia und einem Akolythen des Krokodilgottes Offler durchgeführt. Auch wenn, nach den religiösen Gesängen und Gesten zu schließen, die Anhänger des letzteren in der Überzahl zu sein schienen, war es für alle Beteiligten ein bewegender Götterdienst. Die Rohrpost wünscht dem Brautpaar alles Gute für ihren weiteren (Un)lebensweg!
Zum Schluß sei noch erwähnt, dass laut den magisch begabten Gästen auch TOD persönlich als Teilnehmer des Gildenfestes gesichtet worden ist. Wenn man allerdings bedenkt, welche Gilde der Ausrichter war, ist das nicht weiter verwunderlich.
KMS
Die Alchemistengilde hat am vergangenen Oktotag einen Vorschlag zur Energiegewinnung aus Ankhdämpfen eingereicht, der derzeit unter den Gildenleitungen heiß debattiert wird. Straßenbeleuchtungen beispielsweise könnten so flächendeckend die Stadt erhellen und die Kriminalitätsrate würde niedrig gehalten.
Kritiker fürchten nicht nur die qualitative Verschlechterung der Stadtluft durch eine erwartete Überproduktion der Ankhdämpfe, sondern auch den Verlust des Markengeruchs der Stadt durch verschwenderische Gasnutzung.
Die Wache hält sich in dieser Debatte bisher zurück. Nicht so die Universität: "Die Stadt reguliert sich selbst, warum sollte ihr Fluss nicht dazu beitragen?"
Molly von der Bettlergilde sprach sich ebenfalls für die Idee aus, betonte jedoch die finanzielle Notlage, in der sich die Stadt befindet. Mehrkosten solle man nicht übernehmen sondern auf die Steuern legen.
Laborantin Lady Rattenklein dazu: "Mir soll's Recht sein, solange die Alchemisten den Fluss nicht explodieren lassen."
SSS
SSS
Ankh-Morpork. Die Gilden sind übereingekommen eine Vielzahl der Kopfsteinpflasterstraßen - überwiegend jene mit viel Verkehrsaufkommen - mit Hilfe von Trollen und Golems im großen Stil plätten zu lassen. Dadurch würde der Geräuschpegel um bis zu 60% gesenkt, insbesondere ist dabei anscheinend das nächtliche Bürgerwohl im Blick.
Nebeneffekt wäre zwar eine Erhöhung der erlaubten Geschwindigkeiten um 50%, doch das sei laut offiziellen Aussagen der Gilde der Stadtplaner nicht weiter von Nachteil. Erhöhtes Unfallrisiko könne man durch den simplen Vorgang des Straßeplättens nicht erwarten. Vielmehr sei zu erwarten, dass durch das leichtere Manövrieren Unfälle zukünftig vermieden werden könnten.
Die Finanzierung ist noch in der Schwebe.
SSS
Rätsel & Co |
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KMS
Wie auch in der letzten Ausgabe verlost die Redaktion der Rohrpost unter allen eingehenden, richtigen Antworten ein Comic über den Gewinner, welcher dann in Ausgabe 6 erscheint. Lösungsvorschläge wie immer mit beliebiger Taube oder Klacker an den Chefredakteur Korporal Braggasch Burkhardssohn Goldwart. BGW |
Die Lösung des Bilderrätsels aus Ausgabe 4 - der versprochene Preis befindet sich eine Rubrik weiter unten - sieht aus wie folgt: KMS |
Klatsch & Tratsch |
Es gingen drei Lösungsversuche des Bilderrätsels aus Ausgabe 4 bei der Redaktion ein. Wir gratulieren sämtlichen Einsendern für die korrekt entdeckten Bildfehler (s.o.). Das Los entschied, dass der diesmalige Comic an den Mitwächter und Gewinner Jargon Schneidgut geht. Viel Vergnügen! LIB |
Klatsch & Tratsch |
SSS
Auf den Kohlfeldern vor der Stadt sind in letzter Zeit häufiger Klammerbären gesichtet worden. Diese putzigen Tiere, die bei drohender Gefahr jedoch mit Steinen werfen, stammen eigentlich aus Borograwien. Bisher ist nicht bekannt, warum es sie plötzlich auf die Sto-Ebene verschlagen hat. Vielleicht haben sie ihre Vorliebe für Kohl entdeckt?
KMS
Die Abteilung Raub und Mord hat in diesem Jahr deutlich weniger Anzeigen von unlizenzietem Totschlag bearbeiten müssen. Die Gilde der Assassinen weigert sich Stellung zu beziehen, ob die Anzahl der lizenzierten Inhumierungen oder die gildenintern geregelten unlizenzierten Inhumierungen entsprechend angestiegen sei.
Sollte beides nicht der Fall sein, muss man davon ausgehen, dass die Bürger unserer schönen Stadt Morde nicht mehr melden.
SSS
ABY