Dies ist die Ausgabe 4/2010.Die nächste ausgabe erscheint vorraussichtlich Dezember 2010.
ImpressumSSS
Wie beinahe zu erwarten war verwehte der von seiner Lordschaft Ronald Rust entfachte Sturm zu einem lauen Lüftchen und legte sich schließlich ganz. Der an die Adresse des Stadtssekretärs gestellte Misstrauensantrag hatte zur Mitte des Jahres noch für heilloses Aufsehen gesorgt und die Kulanz Drumknotts untergraben. Obwohl der Patrizier seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit bestimmt aber drohend bekannt gegeben hatte, dauerte der Streit um den Beschluss einer möglichen Tagung zur Planung eines Parlamentsvotums im Falle des beantragten Rücktritts bis zum vergangenen Montagabend an. Der bereitgestellte Untersuchungsausschuss erklärte den Misstrauensantrag Lord Rusts als haltlos und problemlos anfechtbar. Dies ging aus dem Schreiben hervor, welches sie in einem der Kerker des Regierungspalastes verfassten. Weiterhin beteuerten sie, dass der entscheidende Hinweis dazu zwar eines Nachweises bedürfe und, ungeachtet der vielen Skorpione, selbiger derzeit ermittelt würde. Man warte lediglich noch auf die Stellungnahme des Patriziers. Lord Rust, ehemals Kommandeur der Nachtwache, ist trotz der Eindeutigkeit der Sachlage nicht überzeugt. Er unterstellt dem Untersuchungskomitee parteiisch zu sein und fordert, dass man diesem Verdacht noch einmal gründlich nachgehe. Laut Korrespondenz wird ihm diese Aussage jedoch seitens der Regierung als Spitze ausgelegt.
Zwischen den Zeilen lesend verkündete der weiterhin im Amt bleibende Rufus Drumknott vor dem versammeltem Parlament sowie unseren Reportern heute Mittag: "Seine Lordschaft der Patrizier bezeichnet sich selbst als einen Tyrann. Das ist es, was ihn unparteiisch macht!"
GSS
Während der letzten Woche kam es in einem Wohngebäude an der Ecke Teekuchenstraße Ruinenschnitzerweg zu einem Drama: Mehrere Geiseln wurden von einer bis dato noch unbekannten Gruppierung unlizensierter Verbrecher fest gehalten. Diese, wie uns aus zuverlässiger Quelle zugetragen wurde als "schwarzer Sektober" benannte, Oragnisation hatte sich in dem Eckgebäude verschanzt und forderte die Freilassung mehrerer unlizensierter Verbrecher (eine genaue Zahl konnte leider nicht festgestellt werden, da die Menge der Freizulassenden, nach den Aussagen einiger Augenzeugen, im Laufe der Verhandlungen starker Schwankungen unterlag) und die komplette Auflösung aller Gilden. Dies wäre an sich noch kein Drama gewesen, denn solcherlei Dinge passieren in unserer schönen Stadt andauernd - Nein, wirklich schlimm entwickelte sich die Situation erst, als Glum Steinsteifel, seines Zeichens Moloss und stellvertretender Abteilungsleiter der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten, mit den Verhandlungen über die Zukunft der Geiseln betraut wurde. Obwohl der nominelle Führer des "schwarzen Sektober", der nach eigenen Angaben den Namen Missmut Beule trägt, sicherlich die meisten Qualen ertragen musste, als Steinstiefel ihn mit Aussagen wie, Zitat: "Können sie sich ausweisen?" und, Zitat: "[...] dreiundvierzig Entlassungen [liegen] weit über der zulässigen Quote." tracktierte, wurden die Verhandlungstaktiken des stellvertretenden Abteilungsleiters auch für alle anwesenden Geiseln und Mitarbeiter der Wache zu einer Zerreisprobe der Gedultsfäden. Erstaunlicherweise ging der Plan Steinstiefels, Zeit zu gewinnen, vollständig auf, so dass Mitglieder der Abteilung der freiwilligen Retter ohne Gnade das Geiseldrama zu einem schnellen und - was die Entführer angeht - blutigen Ende führen konnten.
BGW
LAH
Internes |
Heute möchte ich euch über klatschianische Trendtechnik informieren, nämlich über das sogenannte "Laufrad". Ein Laufrad (in Fachkreisen auch "Schnellfuß" oder "Schnelltreter"), ist ein zumeist zweirädriges Landfahrzeug, das Eseln als Transportmittel schon bald Konkurrenz machen wird.
Hier eine Skizze:
Das Gefährt wird mit Muskelkraft durch das abwechselnde Treten auf den Boden angetrieben; Räder verringern die eigentliche Laufarbeit. Wie das? Einfach: Das Rad ist rund und hat deshalb viel weniger Reibungsfläche mit dem Boden als ein Fuß. Stellt euch die Räder als zusätzlich Füße vor, die mit sehr, sehr kleinen Sohlen ... naja ... jedenfalls ist der Energieverlust durch Reibung kleiner, als wenn man einfach nur läuft. Und wenn man bergab rollt, braucht man die Füße nur noch zum Bremsen. (Auf ebenen Wegen kann man bis zu 15 Stundenkilometern erreichen, also etwa die fünffache Geschwindigkeit eines durchschnittlichen Zwergs.)
Diese Laufmaschine hat in den letzten Jahren unter dem Bürgertum vor allem aufgrund des Nahrungsmittelmangels für die Last- und Zugtiere einen mächtigen Aufschwung erfahren, auch wenn die klatschianische Obrigkeit das Fahren auf den Gehwegen zu verbieten versucht. Der Enthusiasmus im Volk wird allerdings auch dadurch gebremst, dass die Leute in Klatsch Angst vor dem Balancieren haben - das Gleichgewicht hält man auf dem Laufrad nämlich vorrangig durch Gewichtsverlagerung und Lenkbewegungen. Erst ab einer gewissen Geschwindigkeit setzt die unterstützende Rotationskraft ein, die durch die Drehung der Räder und die ihm inne wohnende Trägheit ein seitliches Umstürzen erschwert.
Wir werden sehen, ob sich das Patent bis nach Ankh-Morpork durchsetzt.
SSS
Der renommierte Schlachter Willi Woldt, 45, klagt über massive Verluste. Der Grund ist die Massenkündigung von 12 Arbeitern. "Ich habe sie immer gut behandelt!", schimpft Woldt aufgebracht, als wir ihn dazu befragten. "Nie habe Ich eine Bemerkung über ihre Dummheit gemacht, und niemand kann behaupten, dass Ich zu wenig bezahlt habe!"
Ganz anderer Meinung ist der Troll Keilstein, 68, der die gesamte Arbeiterschaft dazu mobilisiert hatte, gegen die "Bezahlung unfair" zu protestieren. "Wir nie geklagt", so Keilstein. "Aber Lohn immer weniger wurde, und viele kleine Trolle Dollar kosten, die nicht kriegen wir."
Doch den Ausschlag zur Kündigung kam von außen. Nachdem wir mehrmals nachgefragt hatten, fanden wir endlich einen der Arbeiter, der bereit war, den Namen des Mannes zu nennen, der Keilstein und Freunde dazu aufgemuntert hatte, das Joch abzustreifen und in andere Schlachthäuser zu gehen, wo die Löhne "viele mehr" sind.
"Es war Wächter", sagt der Troll, der hier anonym bleiben will. "Boris Machtnichts er heißt."
Das bestätigt auch Woldt, der sich deswegen schon bei der Wache Ankh-Morpork beschwert hatte. "Ich habe den Namen gehört, als die Trolle sich besprochen haben", sagt Woldt. "Und Ich finde es empörend, dass ein Wächter sich erdreistet, meine Arbeiter dazu zu überreden, bei mir zu kündigen!" Woldt droht mit schweren Folgen für die Stadtwache, doch bis jetzt hat sich keiner von der Anwaltsgilde gefunden, der diesen Fall unterstützen will.
"Es fehlt an einer soliden Grundlage für eine Klage gegen die Stadtwache von Ankh-Morpork", so Anwalt Oswald Tee, 51. "Der Wächter hat lediglich einen Ratschlag erteilt. Es fand keine Motivation statt. Die Trolle wollten selbst gehen."
Boris Machtnichts, 22, erst vor kurzem der Wache beigetreten und kurz vor Beendigung von GRuND, dazu: "Oh... Sie sind also gegangen? Haben sie denn nun bessere Löhne?" Auf die Frage hin, ob er sich schuldig fühle, verneinte Machtnichts dies. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und sich einfach nur den Problemen der Trolle angenommen. "Ich meine, es erscheint doch logisch, nicht? Wenn ihr Boss ihnen nicht gut tut, ist es doch das Beste für sie, dorthin zu gehen, wo sie das bekommen, was sie wollen."
Wir haben natürlich auch die Ausbilderin des Rekruten zu einer Stellungnahme gefragt. "Ef wird keine Konfequenfen haben", so Feldwebel Rogi Feinstich, 29. "Anfonften habe Ich nichtf dafu fu fagen."
BMN
Externes |
Die Untergrundorganisation "Heimliche Infragesteller Rücksichtsvoller Neuordnung" (HIRN) ist überraschend an die Öffentlichkeit getreten und hat geheime Dokumente des Patrizierpalastes in einer hundertseitigen Flugschrift veröffentlicht. Diese beinhaltet peinliche Einschätzungen über Gildenoberhäupter, Schmuggel- und Muffia-Aktivitäten und nicht zuletzt den eigenen Verwaltungsapparat; und zwar mit untotenfeindlichen Kommentaren.
So kann man beispielsweise lesen, dass Lord Witwenmacher als "schwache Persönlichkeit" beschrieben, der "eine geheime Zombie-Brigade" ausbilden würde. Das Oberhaupt der Lehrergilde hingegen, Prof. Dr. Dirk Allesweiß, sei von "Paranoia" und "Verschwörungsvorstellungen" getrieben. Damit erwischt es ihn noch erträglich, denn Hermann Schaffnähr, Vorsitzender der Gilde für günstigen öffentlichen Verkehr, sei "nicht auszuhalten", er hätte "Schweißfüße" und sei "furchtbar schwer von Begriff, sogar wenn er nüchtern ist". Der Abschnitt über die Stadtwache ist wenig schmeichelhaft. Die Arbeit wird als "nicht erwähnenswert" bezeichnet, der Kommandeur sei "ein unsichtbarer Verwalter des Elends". Zugute gehalten wird der Wache, dass sie sich "den meisten Untoten kategorisch verschließen" würde, sie jedoch eine "bedauerliche Anzahl von Vampiren und Werwölfen" beschäftigte.
Am Schluss des Papiers folgen Statistiken über die Zunahme der Untoten in öffentlichen Ämtern, denen moralischer Verfall und Kriminalität gegenübergehalten wird. Die Schrift gibt an, sie kämpfe dafür, dass alle Untoten aus Ankh-Morpork verschwinden mögen - unsere Gildenexperten befürchten jedoch vielmehr, dass es aufgrund der Veröffentlichung zu deutlichen politischen Spannungen zwischen dem Tyrannen Vetinari und seinem Regierungsapparat kommen wird. Oberstabsspieß Harry dazu: "Also viel Neues steht ja nunmal in diesem Pampfleh nicht drin. Wenn ihr mich fragt, ist das nur heißer Dampf. Aber auch daran kann man sich nunmal verbrühen."
SSS
Ein Gerücht hält sich seit Wochen hartnäckig: Im hintersten Winkel des Archivs soll es einen Zugang zu einer Dimension geben, die hauptsächlich aus einer sich ausdehnenden Stadt namens Schwellingen besteht. Jene Stadt hat durch ihre schwellenden Eigenschaften eine unbestimmte Größe, doch Fakt ist, dass sie sowohl an einem Meer - von dessen Inseln dauernd jemand herüberschifft - als auch an einer Wüste liegt und in vielen weiteren Punkten von sonstiger, grausamer Geographie geplagt ist: So sieht man hin und wieder schmutzige Löcher, in denen nahezu magische Stäbe stecken und andere Sauereien.
Trotz radikal vorgehender Inquisitoren und lederumwickelter, peitschenschwingender Krieger leidet das beschauliche Schwellingen an einem hartnäckigen Werwolfproblem, welchem schon der Seher samt seiner 'Ex und der geliebtenmordende Jäger zum Opfer gefallen sind.
Dennoch kann Schwellingen mit allerlei Wundervollem aufwarten - als Beispiel sei hier nur die kulinarische Köstlichkeit 'geröstetes Geflügel' genannt, bei deren Verzehr der Glückliche eventuell noch einen niedlichen, kleinen Fingerknochen oder die Reste eines Bogens findet.
Vor kurzen soll sich ein kleinwüchsiges Thiem stinkender, lispelnder Wesen auf die Suche nach dem Geheimnis des stadteigenen Schwellkörpers gemacht haben - doch nach allerlei Verfehlungen wurden sie wieder fortgejagt.
Fehlt nur noch, dass Schwellingen einen Vorort namens Flagranti hat, in welchem man die Schuldigen erwischt.
Die Redaktion empfiehlt allen Lesern: Haltet euch fern von diesem Zugang!
Zusatz für alle magisch Begabten und notorisch Neugierigen: Wir haben erklärt wieso, also braucht ihr das gar nicht mehr herauszufinden! Nein, es könnte sich nicht in der Zwischenzeit geändert haben - und: Nein, auch nicht nur ein ganz kleiner Blick!
BGW
Klatsch & Tratsch |
GSS
Passend zur Schweihnachtszeit freut sich die Rohrpost mehr Bildmaterial präsentieren zu können als in den Ausgaben zuvor.
Viel Vergnügen!
LIB
BGW |
Rätsel & Co |
Findest du die 7+1 Fehler im zweiten Bild?
KMS |
BGW |
Auflösung: Was waren die letzten Worte von Lord Hong? SSS |
Interview |
* Im Auftrag der 'Rohrpost' interviewte unser Experte für Externes und stellvertretender Abteilungsleiter bei DOG, Glum Steinstiefel, seine Scheffin Breda Krulock. Hier Teil 2 des ausführlichen Interviews: *
Wie könnte man Sie von diesem Konzept abbringen?
Kurz und knapp: Ständige Besserwisserei! Nichts stört bei einem Einsatz mehr als jemand, der durch eigensinniges Handeln, Versuch und Irrtum oder ständige schlaue Sprüche die anderen, also vor allem mich, zur Weißglut bringt. Da vergesse ich auch schon mal meine Manieren.
Kann ich mir vorstellen...Was mich zu der Frage bringt: Wo sehen Sie Ihre Grenzen, oder besser: Wie vertragen Sie mögliche Kritik?
Kritik sehe ich immer als ein Geschenk: Ich nehme es entgegen, schaue es mir an und bedanke mich. Kritik hilft, sich zu verbessern, Dinge zu sehen, die einem selbst nicht auffallen. Schlechte Eigenschaften schleifen sich über die Jahre ein und man wird sie nur schwer los. Konstruktive Kritik kann da helfen. Simples Gemecker oder Kritik ohne Grundlage hingegen können mich schnell reizen.
Was denken Sie von Ihrem letzten Vorgesetzten, Humph MeckDwarf? Sie müssen nicht antworten...
Ich muss gestehen, dass mir seine Intentionen zur Dienststelle zu kommen lange Zeit nicht klar waren. Mittlerweile sehe ich ihn als meinen Mentor. Er hat mir viel beigebracht und mir die Tür zum AL-Büro geöffnet. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und ich bin froh, dass er bei den DOGs bleiben möchte. Sein Wissen und seine Erfahrung machen seine, ich nenn‘ es mal "Sesshaftigkeit" wieder wett und ich halte ihn für eine wertvolle Bereicherung der Abteilung.
Wenn Sie vergleichen, worin liegt der hauptsächlichste Unterschied zwischen Ihrer früheren stellvertretenden Position und der jetzigen, als vollwertige Abteilungsleiterin?
Das liegt doch auf der Hand: Als Stellvertreter habe ich zwar die gleichen Aufgaben übernommen wie jetzt, allerdings hat mein Wort jetzt viel mehr Gewicht. Meine Befehle werden ausgeführt, ohne dass ich mir von irgendjemandem ein weiteres OK holen muss. Dass damit ein ganzer Batzen mehr Verantwortung auf mich abfällt, macht die Sache nur noch interessanter für mich.
Womit ich nochmal auf die Frage nach der Macht zurückkommen möchte: In meinen Händen liegt das Wohl der Abteilung. Ich habe die Macht, entweder die richtigen Entscheidungen zu treffen oder eben die falschen. Möge die Macht mit mir sein, würd ich da mal sagen. *lacht*
Macht nichts! Sagen Sie...wie reagieren Sie, wenn ein Mitarbeiter "an Ihrem Stuhl sägte"?
Ich habe Mittel und Wege, solche Spielchen mitzuspielen, und etliche Jahrzehnte Erfahrung damit. Wer es wagen will, bitte sehr. Es hat lange genug gedauert den Posten zu erlangen, da werde ich mich nicht ohne Kampf geschlagen geben.
Nach welchen Kriterien würden Sie neue Abteilungsmitglieder auswählen?
Bei der derzeitigen Wirtschaftslage sind wir froh über jeden, der sich der Aufgabe "Gilden" widmen möchte. Wer die Bewerbung an uns adressiert, hat sich vorher ausreichend Gedanken darüber gemacht, was ihn erwartet. Wir sind zwar nur eine kleine Abteilung, aber dafür wissen meine Wächter, was sie hier wollen. Das Problem anderer Abteilungen, die junge Heißsporne aufnehmen und sie an die Schatten verlieren oder Leute, die Polizeiarbeit nur aus den Klickern kennen,
sodass sie nach kurzer Zeit desillusioniert das Handtuch werfen, haben wir hier nicht. Stattdessen haben wir eine sehr gute Quote, was die Beständigkeit angeht. Die meisten, die zu DOG kommen, bleiben.
Br-Frau Krulock, welche Eigenschaften muss Ihrer Meinung nach eine gute Führungspersönlichkeit besitzen?
Disziplin. Durchhaltevermögen. Und ein kleiner Funken Arroganz. Niemand achtet eine Führungsposition, die ständig lieb guckt und alle bittet, jetzt doch bitte, bitte an die Arbeit zu gehen. Man muss auch mal Arsch sein! Ich sitze nicht auf diesem Stuhl, um geliebt zu werden. Ich bin nicht hier, um mit allen gut Freund zu sein. Ich sorge dafür, dass die Arbeit erledigt wird, dass der Kommandeur zufrieden ist und meine Wächter am Ende des Monats ihren Sold bekommen.
Lassen wir die Sache mit dem Sold einmal außen vor. Verfügen Sie denn über diese Eigenschaften?
Selbstverständlich, sonst wäre ich nicht hier.
Haben Sie Ihren neuen Stellvertreter nach diesen Kriterien ausgewählt?
Glum ist ein sehr motivierter Wächter, der bisher einfach noch keine Gelegenheit bekommen hat, die Meile mehr zu gehen. Jeder kann morgens mit seiner Arbeit beginnen und abends pünktlich den Stift zur Seite legen. Aber Wächter, die sich ins Zeug legen und über den Tellerrand hinweg schauen, müssen gefördert werden. Und Glum Steinstiefel ist in dieser Hinsicht fruchtbarer Boden. Tief unter der Erdschicht steckt ein Kern, der ans Sonnenlicht will. Die Chance hat er jetzt.
Vielen Dank! Drücken Sie sich immer so vornehm aus, Frau Krulock, oder können Sie auch einen anderen Sprachstil an den Tag legen?
Das gemeine Morporkianisch ist mir noch nicht in Fleisch und vor allem noch nicht in Blut übergegangen.
Zum Abschluss noch eine informative Frage: Was bedeutet Kultur für Sie?
Um es mit den Worten eines sehr klugen - und in meinen Kreisen übrigens recht gefürchteten - Mannes zu sagen:
Mein Verstand ist unbestechlich.
Ich studier' das Positive.
Ich bin niemals oberflächlich.
Ich seh' immer in die Tiefe.
Denn ich sammle die Beweise
Und bewerte die Motive.
Ja, ich dien' in jeder Weise
Nur dem Fortschritt und der menschlichen Kultur.
[* c/o Michael Kunze/ Tanz der Vampire*]
Ich danke Ihnen für das Gespräch, Frau Krulock!
GSS
RRS
Klatsch & Tratsch |
Dass die Rekrutenmotivation eine Kunst für sich darstellt, davon kann wohl jeder Ausbilder ein Lied singen. Doch den Wachenachwuchs dann nach der absolvierten GRUND-Zeit für die eigene Abteilung zu gewinnen, stellt noch einmal ein ganz eigenes Problem dar. Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass die zu diesem Zwecke erst kürzlich durch die Abteilungen getroffenen Werbe- und Integrationsversuche erste Erfolge zu verzeichnen scheinen. Das Vorgehen, die frisch Beförderten bzw. "Beinahe-Gefreiten" davon zu überzeugen, dass SEALS, FROG oder vielleicht doch RUM die beste Wahl sei, war dabei ebenso unterschiedlich und vielfältig wie die Abteilungen selbst: Verließ man sich bei SEALS noch auf die altbewährte Rekruten-Streife, wurden andernorts vollkommen neue Methoden angewandt. So hört man beispielsweise von einem interessanten narrativen Ansatz bei SUSI sowie dem Einsatz püschologischer Kunstgriffe bei FROG, die, sollten sie sich bewähren, vollkommen neue Möglichkeiten aufzeigen, die wohl auch für die Ausbildung an sich nutzbar wären. Immerhin soll "Suchen und Sichern" so schon einen hochmotivierten Gefreiten für sich gewonnen haben; zur Resonanz bei den "Freiwilligen Rettern ohne Gnade" ist momentan noch nichts bekannt.
Beinahe altmodisch erscheint dagegen das Konzept von RUM, einen eigentlich abgeschlossenen Fall zu Übungszwecken heranzuziehen, um den Rekruten Einsatzerfahrung mit geringem Risiko zu ermöglichen. Allerdings spricht der Ermittlungserfolg für sich, wenn sich die Angelegenheit auch anders entwickelte als geplant, da außer dem ja an sich schon abgeschlossenen Diebstahl auch noch ein Todesfall aufgeklärt werden wollte. Ob dieser plötzliche und für einige Beteiligte nicht gänzlich ungefährliche Umschwung dennoch die gewünschte Wirkung erzielt, bleibt wohl vorerst abzuwarten.
Dass die Einbeziehung von Rekruten auch für die Abteilungen selbst nicht ganz ohne Risiko ist, zeigt hingegen das Beispiel von DOG, wo die Probewoche für die neuen Wächter mit einem Brand des Archivs endete. Offenbar hatte sich ein "Rekrut" eingeschlichen, dessen geheucheltes Interesse an der Abteilung nur dem Ziel galt, möglichst viele Gildeninformationen zu vernichten. Das genaue Motiv hierfür wurde noch nicht bekannt, wohl aber das DOG im Zusammenhang mit diesem Vorfall einen langjährigen Mitarbeiter verlor, der zwei Wochen nach den Geschehnissen den Dienst quittierte. Der Schuldige ist derweil weiterhin auf der Flucht. Doch solche "schwarzen Schafe" gleich von vornherein zu erkennen und auszusortieren wird wohl auch in Zukunft nur schwerlich möglich sein.
Denn fest steht: Die Wache braucht den Nachwuchs, damit eine effiziente Arbeit auch in Zukunft gesichert werden kann. Ob allerdings die dabei bestehende Konkurrenzsituation der Abteilungen untereinander dem Ganzen eher zu- oder abträglich ist, wäre vielleicht zu diskutieren, bleibt aber wie so vieles wohl eher Gegenstand der ganz individuellen Meinungsbildung.
MVN
SSS
* Der Anbieter "Schnell und Hörig", der Hausdämonen mit Last-Minute-Suchfunktion vertreibt, hat das Modell T23 zurückgerufen. Nach Kundenberichten soll die Vorschlagliste das manuelle Suchen von vergessenen Utensilien in keiner Weise erleichtert haben; vielmehr sei das beständige Zwischenreden des Dämons negativ aufgefallen.
Unser Chefredakteur testete den T23: *
BGW: Start Aufzeichnung.
T23: Willkommen zu ihrem persönlichen T23 mit mit umfassender Vorschlagsliste für Ihr erfolgreiches last-Minute-Sucherlebnis. Wie kann ich dienen? Was haben Sie im Raum liegen lassen, Name-Bitte-Hier-Eingeben? Ich kann alles finden, worum es sich auch handeln mag. Schießen Sie los!
BGW: Äh ...
T23: Ein Wörterbuch mit Äh-nlichen Begriffen?
BGW: Nein, äh ...
T23: Die Biographie eines wortgewandten ehemaligen Überwaldischen Politikers?
BGW: Bitte? Nein. Ich suche ...
T23: Suche ... oh, ich weiß: Mich? Ich bin der T23 mit umfassender Vorschlagsliste für Ihr erfolgreiches ...
BGW: - Ich weiß, wer du, äh, bist!
T23: Scheinbar suchen Sie den Text eines Liedes. Geht es etwa so? 'Ich weiß was du bist *ah-ah* Junge, versuche es erst gar nicht *ah-ah* ...'
BGW: Äh ... nein. Hör mal auf zu tanzen und, äh, hör mir zu. Ich suche meinen Schlüssel.
T23: Schlüssel?
BGW: Äh, ja, meinen Schlüssel. Hat ein, äh, Schlüsselband. Mein Schlüssel eben.
T23: Tja, es ist mein erster Tag; woher soll ich wissen, wo der liegt? Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen?
BGW: Äh, er war hier im Zimmer. Irgendwo.
T23: Da kann ich dir auch nicht helfen. Falls du nicht den richtigen Schlüssel finden solltest, kenne ich aber günstige Schlosserdienste ...
BGW: Ich kann mir, äh, denken, weshalb dieses, äh, Modell zurückgerufen wurde. Ende Aufzeichnung.
SSS