Die Thursday-Next-Reihe von dem Iren Jasper Fforde. Ich sage es gleich vorweg: Ich bin beim dritten Band angekommen, werde mir morgen den vierten besorgen und bin inzwischen ohne Übertreibung der Ansicht, dass es sich bei dieser Geschichte um eines der zehn genialsten literarischen Werke handelt, die ich persönlich bisher in meinem Leben gelesen habe! Es ist die reinste Lust dieses Feuerwerk der Querverweise, der Anspielungen und des ironisch-liebevollen Umgangs mit Text in jeder erdenklichen Form zu lesen! Die Bücher gehen nahtlos ineinander über und bauen unbedingt aufeinander auf. Es wird die Geschichte der Geheimagentin Thursday Next, Spezialgebiet Literatur, erzählt. Eine inhaltliche Beschreibung der Gegebenheiten und Vorkommnisse muss unweigerlich chaotisch ausfallen, so dass ich mich darauf beschränken werde, die Stimmung in den Romanen zu beschreiben. Thursday lebt in einer Welt, in der der Geheimdienst unter anderem aus Abteilungen besteht, die sich darum kümmern, dass keine unerlaubten Zeitreisen und -Veränderungen stattfinden (ChronoGarde), die eine Ein-Mann-Kampftruppe gegen Vampire und Werwölfe beschäftigt (wobei der Agent Spike ständig Probleme mit Grufties bekommt, die den Blutsaugern aber auch zum Verwechseln ähneln) oder eben die LiteraturAgenten (LitAg), die zum Schutz der Literatur, vor allem der Klassiker bereitstehen. In dieser Welt stehen die Kunst-Unruhen mit bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen an einer ähnlichen Prioritätenstelle, wie bei uns Religionskriege. Surrealisten wird beispielsweise eine strafbare "Fehlinterpretation graphischer Medien" vorgeworfen und sie befinden sich zumeist auf der Flucht oder im Exil in Russland. Praktisch jeder, selbst der unmündigste Bürger, ist irgendwie in die mit tödlichem Ernst geführte Shakespeare-Debatte verwickelt, bei der es um die wahre Identität des Autors geht, welche den Alltag durchdringt. Ein industrieller Mega-Konzern, die Goliath Corporation, lenkt Politik und Wirtschaft im Sinne des größtmöglich zu erzielenden Gewinns, so dass Kindern unter anderem gerichtlich ein Verzehr von mindestens zwei Smiley-Burgern die Woche vorgeschrieben werden soll. Es gab niemals eine Reise zum Mond, stattdessen wurde die DropTube erfunden, mit der Reisen durch den Mittelpunkt der Erde möglich wurden, die mit einer maximalen Reisezeit zu jedem Punkt der Erde innerhalb von einer Stunde werben. Die durch Turbinen betriebenen Luftschiffe füllen an schönen Tagen den Himmel, da eine Weiterentwicklung der Jet-Idee unsinnig erschien. Und der Krimkrieg geht mittlerweile in sein 131.-es Jahr.
Band 1:
"Der Fall Jane Eyre"
In dieser Welt also, in der Rechtschreibfehler nicht lediglich als Kavaliersdelikte gelten und Originalmanuskripte der englischen Jahrhundertwende-Literatur strenger bewacht und höher im Wert geschätzt werden als schnödes Geld, bekommt es die Agentin Next mit ihrer bisher größten Herausforderung zu tun: Der unverwundbare Erzschurke Acheron Hades stiehlt ein extrem kostbares Manuskript. Und nicht nur das. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen beweist er, zu welcher Unmöglichkeit er imstande ist. Er entführt eine der Nebenfiguren aus der Handlung und lässt sie umbringen! Die Auswirkungen sind weltweit in sämtlichen Nachdrucken zu spüren, der Kollaps des Plots droht und Panik beginnt in der Bevölkerung zu keimen, während diese sich um die geliebten Hauptfiguren sorgt.
Band 2:
"In einem anderen Buch"
Da ich jedes einzelne dieser Bücher wärmstens empfehle, kann ich über die folgenden nicht mehr viel verraten. Sie gehen so nahtlos ineinander über, dass es tatsächlich schon fatal ist, auch nur die Klappentexte außen drauf zu lesen. So viel sei aber gesagt: Thursday hat eine ganze Menge auf einmal um die Ohren, wobei die Rettung der Welt im Laufe der nächsten Woche nur ein Punkt der To-Do-List ist. Und da nicht einmal die Agenten der ChronoGarde bisher wissen, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass sämtliche lebendige Materie auf der Erde sich zum festgelegten Datum plötzlich in rosa Schleim verwandelt, muss sie sich nebenbei auch für diesen Rettungsversuch noch dringend was einfallen lassen.
Band 3:
"Im Brunnen der Manuskripte"
Thursday befindet sich - resultierend aus den Ereignissen des zweiten Bandes - auf der Flucht. Und das vor so ziemlich jedem: ihren mörderischen und auf Rache sinnenden Feinden, vor der korrupten Aufsichtsbehörde ihrer eigenen Dienststelle ebenso wie vor deren Stelle für Öffentlichkeitsarbeit, welche die unzähligen vereinbarten Presseauftritte auf gar keinen Fall verfallen lassen will, unbekannten Feinden mit anonymen Anschlägen und noch nicht genannten Motiven, sowie dem weltweit tonangebenden Mega-Konzern Goliath. Es gibt nur einen einzigen Ort, an den sie flüchten und untertauchen kann - doch an diesem droht ihr eine besonders perfide Art der Selbstzerstörung: das völlige Vergessen der eigenen Erinnerungen und somit eine Aufgabe der selbständigen Persönlichkeit!
Band 4:
"Es ist was faul"
Thursday hält es nicht länger im selbst gewählten Exil der Flucht aus und kehrt trotz aller Gefahren heim. Inzwischen haben sich allerdings ihre Feinde miteinander verbündet, so dass ein Überleben tagtäglich schwieriger wird. Natürlich muss sie wieder an allen Fronten zugleich kämpfen, sei es gegen den übermächtigen Goliath-Konzern, der sich aufgrund finanzieller Vorteile zu einer Religionsgemeinschaft etablieren will (immerhin bräuchte er dann an seine Millionen Angestellten nur noch Zukunftsversprechen ausgeben, anstelle von Gehältern) und dazu unbedingt ihre Vergebung nachweisen muss, als auch bei der Rettung ihrer Familie, der Rettung des Staatspräsidenten um die Ausrufung eines Diktators zu verhindern, welcher innerhalb kürzester Zeit einen Weltkrieg gegen Dänemark anstreben würde, sowie die Erfüllung ihres weiterlaufenden Arbeitsverhältnisses aus dem Exil. Nicht zu vergessen, dass sie mehr oder weniger versehentlich zum Teammanager des absoluten Außenseiters im brutalen Kricket geworden ist, wodurch sie ständig die Presse am Hacken hat, während sie verbotene dänische Literatur für die eine Abteilung suchen und verbrennen lassen soll, während sie diese für die Kollegen der LitAgs zugleich viel lieber über die Grenze ins feindliche aber schützende Irland schmuggeln würde. Aber wie soll man das bei einem ganzen Konvoi von LKW' s schaffen? Und natürlich steht wieder einmal ein Weltuntergang ins Haus. Aber so richtig aufgeregt ist man ja nur beim ersten Mal, bei dem man die Welt rettet - danach wird es dann allmählich Routine. Zumal sich eh' niemand über einen Fehler beschweren würde.