Mein Vater war auch noch gebürtiger Ostpreuße und ich habe auch polnische Verwandte, auch wenn ich sie noch nie gesehen habe. Zur Zeit des Eisernen Vorhangs war das Paket nach Polen immer ein fester Bestandteil des jährlichen Weihnachtsprozederes.
Mit Shadowrun-Romanen kenne ich mich leider absolut nicht aus, dafür lese ich aber einen Haufen anderer Dinge. Hier ein paar Favoriten:
Hm, was den Fantasymarkt betrifft, hast du recht. Die Kunst ist es wirklich, ein Buch zu finden, das nicht von der x-ten Heldengruppe um einen Auserwählten(TM) handelt, die den bösen bösen dunklen Oberherrscher(TM) besiegen müssen, damit der Auserwählte(TM), der in irgendeinem Bauernkaff als Waise aufgewachsen ist, und dessen alter weiser Mentor irgendwann während der ersten Hälfte des ersten Buches ins Gras beißt, seinen rechtmäßigen Königsthron besteigen kann.
Gute, düstere und vor allem nicht klischeehafte Fantasy: George R. R. Martin - Ein Lied von Eis und Feuer. Mittelalterliche Welt, sehr viele Charaktere, ein komplexer Plot und viele überraschende Wendungen.
Etwas, das eigentlich im heutigen London spielt und eine schräge pseudoviktorianische Parallelwelt unter der Londoner U-Bahn hat: Christoph Marzi - Lycidas. Der Erzählstil ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig (ein sehr einem klassischen Privatdetektiv ähnelnder Ich-Erzähler), aber die düster-spannende Atmosphäre ist einfach sehr schön umgesetzt.
Ein Rennen um eine sehr steampunkige Welt im Stil von Jules Verne: Paula Volsky - Das große Rennen. Das Buch ist leider derzeit vergriffen, aber sicherlich über die einschlägigen Auktionshäuser noch zu kriegen. Die Hauptperson ist eine junge Tochter aus gutem Hause, die durch diesen Wettbewerb ihrem Vater zeigen will, dass er sie mal sonstwie kann und sie ihr eigenständiges Leben leben will, ich weiß nicht, ob das so dein Fall ist.
Falls du Abenteuerromane magst: Björn Larsson - Long John Silver. Die komplette Lebensgeschichte des wohl berühmtesten Piraten aller Zeiten in einem spannenden Roman, der auch einen tiefen Einblick in die Seefahrt in der Zeit zwischen 1650 und 1700 bietet.
Ein Klassiker: Frans G. Bengtsson - Die Abenteuer des Röde Orm. Das ereignisreiche Leben des Wikingers Orm in der Zeit um 1000 n. Chr. Das Buch ist schon etwa 70 Jahre alt und der Schreibstil ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig (wenig wörtliche Rede), aber die Geschichte ist einfach spannend und beschreibt die damaligen Handelswege und Lebensweise der Wikinger und die einsetzende Christianisierung des Nordens sehr anschaulich.
Falls du die Filme von Quentin Tarantino / Robert Rodriguez etc. magst und ein wenig bissige Satire suchst: Ben Elton - Popcorn. Die Geschichte handelt von einem Regisseur eben solcher gewaltstilisierender Filme, der in der Nacht, in der er den Bester Film-Oscar gewonnen hat, von einem Gangsterpärchen als Geisel genommen wird, das sich seine Filme zum Vorbild genommen hat. Im Laufe der Handlung werden der ganze Irrwitz des Filmbusiness und vor allem Tarantino-Filme so richtig schön fies auf britisch-schwarzhumorige Art durch den Kakao gezogen.
Der ultimative Verschwörungsthriller mit Augenzwinkern, schon viele Jahre vor Dan Browns Illuminati und Sakrileg: Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel. Drei Angestellte eines italienischen Verlagshauses, das sein Geld hauptsächlich damit verdient, schlechte Schriftsteller übers Ohr zu hauen, sollen für die neue Esoterikreihe dieses Verlags ein Buch über eine Weltverschwörung schreiben und basteln sich einen abstrusen Mix aus tellurischen Erdströmen, Templern und anderen Geheimlogen zusammen. Probleme bekommen sie erst, als einige recht mächtige und skrupellose Hobbyverschwörer das Ganze für wahr halten und wissen wollen, woher sie die ganzen Wahrheiten haben, und dabei zu recht drastischen Mitteln greifen.
Alles Wissenswerte über die Erdgeschichte und die heutige Meeresforschung: Frank Schätzing - Nachrichten aus einem unbekannten Universum. Mit dem Buch habe ich meiner Mutter endlich erfolgreich verklickern können, was ich nun eigentlich studiere und die Geschichte über einen Tag im Leben eines kambrischen Trilobiten ist einfach nur lustig (zumindest für Geologen *flöt*).
Noch ein Klassiker: Alexandre Dumas - Die drei Musketiere. Ich liebe dieses Buch heiß und innig. Spannung, Abenteuer und vier ziemlich durchgeknallte Hauptcharaktere. Überhaupt hat Dumas das ganze Buch durchgehend so einen leicht augenzwinkernden Schreibstil der die Leichtigkeit des Lebens in dem Buch wunderbar darstellt.
Lothar Günther Buchheim - Das Boot. Das Buch ist wirklich heftig. Es erzählt die wahre ungeschönte Geschichte eines Kriegsberichtserstatters auf einem deutschen U-Boot der Atlantikflotte im 2. Weltkrieg und ist trotz 'Es' von Stephen King und diversen anderen Horrorromanen das gruseligste Buch das ich je gelesen habe, eben weil man weiß, dass fast alles, was dort passiert, Wirklichkeit gewesen ist: Der desillusionierte, kriegsmüde Kapitänleutnant, der erste Offizier, der sich eigentlich nur nach seiner Familie sehnt, der Bord-Vorzeigenazi, die erlogenen Siegnachrichten über das Radio, die Angst, wenn der Zerstörer kommt...
So, das wars erstmal. Der Beitrag ist ziemlich lang geworden, aber ich liebe Bücher und neige dazu, was das betrifft, ziemlich ins Schwafeln zu kommen
_________________
Streamen gegen Social Distancing-Koller:
Jeden Freitag virtueller Meuchelmord mit Altair dem arroganten Assassinen
"You don't want to be vaporized because you need a body, the disruptor ruined your clothing, the knife was too savage, nerve gas smelled bad, hanging took too long and poison- what was wrong with poison?" (Elim Garak, Spion und Assassine, zu einem Kunden der eine Selbstinhumierung wünschte)