Da gestern Nachmittag das Forum nicht funktionierte, hier nun ein wenig verspätet:
Quietschend und knarrend öffnet sich das 21. Türchen…
Es war einfach nur unfair! Da bereitete man sich eine halbe Ewigkeit auf eben
diesen einen Tag vor; man erneuerte sein Schuppengewand damit es richtig Farbe bekam, ließ die Fangzähne ein Stückchen weiter wachsen, übte stundenlang die passenden furchteinflössenden Lautäußerungen, um zukünftigen Opfern mit einem Schlag sämtliche Hoffnung zu rauben… Und dann passierte
sowas! Nicht nur, dass er kurz nach seinem Erscheinen – und er war so pünktlich gewesen! – ein paar mit einem überdimensionalen Besen verpasst bekommen hatte, nein! Man hatte ihn angeschrieen, dann in einen Sack gesteckt und als man ihn endlich wieder freigelassen hatte, fand er sich von riesigen Wesen umzingelt in einem Raum wieder, dessen Ausmaße nur zu erahnen waren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren seine schleichenden Befürchtungen, irgendetwas komplett falsch verstanden zu haben, zur unumstößlichen Gewissheit geworden. Vielleicht hätte es ihm zu denken geben sollen, dass seine Kumpels in den Kerkerdimensionen immer nur gefeixt hatten, wenn er auf seine Pläne für diesen Tag zu sprechen kam. Zumal sich auch niemand anderes für diesen speziellen Auftrag beworben hatte…
"Was, äh, ist das?" Einer der Riesen, mit hellblond gelockten Haaren beugte sich näher. Er war kleiner als die anderen, aber dennoch war der Finger, welcher sich nun näherte, irgendwie beunruhigend. Ein unwillkürliches Zittern ging durch sämtliche Tentakelarme.
"Vorsicht, Braggasch, vielleicht beißt es."
Der Finger wurde zurückgezogen.
"Meinst du?"
"Naja, es könnte giftig sein… und es ist tentakelig."
"Denkst du, es, äh, wird versuchen uns anzufallen oder, äh, sich, äh, sich in unseren Gedanken festzusaugen, um dann, äh, zu beginnen, die Weltherrschaft, äh, an sich zu reißen?" Es klang skeptisch und besorgt zugleich.
Eine Antwort bekam er allerdings von einer weiteren Anwesenden: "Kann ich mir nicht vorstellen. Er sieht eher aus als hätte er mehr Angst vor uns als andersherum." Ein sehr blasses weibliches Wesen war hinzugetreten und legte nachdenklich den Kopf schief. "Wo hab ihr den eigentlich her?"
Der Vorsichtige in der Gruppe seufzte.
"Frau Willichnicht hat ihn auf ihrem Küchentisch gefunden. Er sei da einfach so erschienen und das fand sie… naja, nicht unbedingt lustig. Eine Unverschämtheit wäre das. Und wir sollten uns gefälligst um das Problem kümmern."
"Also ich, äh, weiß auch nicht… aber irgendwie ist es doch ganz, äh… putzig…"
Putzig??? Er war nicht putzig! Um das zu zeigen wedelte er drohend mit seinen acht Fangarmen und fauchte gefährlich.
"Schaut mal, es, äh, mag uns anscheinend."
Enttäuscht sanken Tentakel zu Boden. Das hier lief einfach so falsch… Wie gern wäre er jetzt zurück bei seinesgleichen und würde diesen ganzen dummen Vorfall vergessen. Aber ein Rückweg war in der ursprünglichen Planung nicht vorgesehen gewesen.
Unterdessen diskutierten die Großen unbeeindruckt weiter:
"Das ist ja alles schön und gut, aber warum erscheint der kleine Kerl auf einem Küchentisch in Ankh-Morpork?"
"Ich frage mich …"
"Jargon?"
"Naja, war nicht heute irgendwas, mit diesem Tag Ende Dezember? So eine komische Sache, ich glaube da was gelesen zu haben, etwas mit dem tezumanischen Kalender …"
Ein Funke Hoffnung glomm in seinem Auge auf. Vielleicht, ja, vielleicht fiel es ja doch jemandem ein und er konnte noch ein wenig Angst und Schrecken verbreiten.
Die großen Zweibeiner überlegten einen Moment, dann:
"Nein, wäre mir neu."
"Hmm, wenn es wichtig gewesen wäre würde ich mich bestimmt daran erinnern."
"Davon habe ich, äh, auch noch nie etwas gehört …"
Das war ja nicht zum Aushalten! Dass das Ganze derart daneben gehen musste... und nun war er gezwungen, in dieser Welt zu bleiben bis, bis… ach, bis wann auch immer!
Wieder herrschte Stille. Die Riesen betrachteten ihn eingehend, ihn, das kleine grüne Wesen mit den zu vielen Tentakeln, gegen das sich offenbar das gesamte Universum verschworen hatte.
Schließlich ergriff die Blasse wieder das Wort.
"Und was machen wir jetzt mit ihm?"
Dateianhang:
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Offenbar braucht da jemand ein neues Zuhause. Wer also Interesse daran hat, ein selbstgefilztes Tentakelmonsterchen bei sich aufzunehmen, der lasse mich das bis zum 28. Dezember per Mail wissen. Um sicherzustellen, dass es auch in fachkundige Hände kommt, hätte ich außerdem gern einen kurzen Text mit der Motivation des entsprechenden Wächters und den zu erwartenden Haltungsbedingungen oder aber eine kurze Begründung, warum der Wächter sich besonders gut zur Haltung einer solchen Wesenheit eignet – die jeweilige Form sei ganz euch überlassen. Bei mehreren qualifizierten Bewerbern entscheidet das Los. Viel Spaß dabei!
Edit: Nach eingehender Beratung wurde
Kanndra zur neuen Besitzerin bestimmt. Glückwunsch!