David Hamilton schreibt in seinem Buch „Achte auf deine Gedanken“ über die gesundheitlichen und geistigen Aspekte positiven Denkens. Er führt zur Unterstützung seiner Thesen wissenschaftliche Studien auf und legt eigene Gedanken dar. Zusammengefasst regt er dazu an, sich selbst zu lieben, seine Mitmenschen zu lieben, und ebenfalls seine Umgebung. Ergo soll man versuchen, seinem Leben so viel Positives abzugewinnen wie nur möglich.
Mein Fazit:
Ich bin selbst Molekularbiologin, habe verschiedenste Erfahrungen mit Schulmedizin und alternativen Heilmethoden und mich ebenfalls mit Philosophie, insbesondere asiatischer, befasst.
Grundsätzlich ist der Aufbau des Buches durchdacht- erst werden Ergebnisse aus Studien aufgeführt, diese dann in einen größeren Kontext gebracht und schließlich eigene Ansichten des Autors wiedergegeben. Leider ist das Buch aus wissenschaftlicher Sicht nicht tragbar, denn viele Studienergebnisse wurden aus dem Zusammenhang gerissen oder in einen Kontext gebracht, in den sie absolut nicht gehören.
Zum Beispiel sind positive Erfahrungen mit Meditation und Visualisierung durchaus belegt und können, was sehr wichtig ist, beliebig wiederholt werden- sie bringen immer ähnliche Ergebnisse. ABER: Diese Leute sitzen im Allgemeinen nicht eine Stunde am Tag im Schneidersitz und machen ansonsten alles wie gehabt. Meditation ist sehr häufig ein Teilaspekt eines bestimmten Lebensstil, der häufig auch mit bewussterer Ernährung und einem mehr Bewegung, zB Yoga, Tai Chi, oder generell ähnlichen Interessen einhergeht. Und sie praktizieren teilweise schon seit Jahren. Man kann nicht einen Aspekt herausrupfen und dann als „Wunder“ präsentieren, und schon gar nicht kurz darauf aufführen, dass eine Gruppe konzentriert Meditierender die Terrorismusquote drücken würde- mit Bezug auf die Quantenphysik, da doch alles miteinander verknüpft wäre!
Viele Studien jedoch, die er anführt, wurden einmal in einer kleinen Gruppe durchgeführt und können nicht wiederholt werden- entweder, weil sich die Umstände geändert haben oder weil die Ergebnisse nicht reproduzierbar sind. Wissenschaftlich gesehen sind solche „Ergebnisse“ wertlos.
Viele Dinge, die er als „nicht erklärbar“ beschreibt, wie z.B. die Ratten, die gebürstet werden, oder die Kinder aus schlechtem Elternhaus, sind sehr wohl gründlich erforscht und erklärbar. Er führt es auf „Liebe“ zurück (ohne nähere Definition…), die neurologischen Mechanismen sind allerdings bekannt.
Andere Dinge, wie die Erklärungen zur DNA, sind schlichtweg falsch, auch wenn man die Erklärungsgrundlagen (eben für Laien) berücksichtigen muss. Wenn man von den Eltern „fehlerhafte“ DNA mitbekommt, kann man die auch nicht mit intensiver Visualisierung reparieren- genauso wenig, wie sich ein PC mit fehlerhafter Hardware selbst repariert (ohne den genauen Fehler zu kennen und ohne Anleitung, wohlgemerkt), in dem man ihn intensiv anstarrt.
Viele Dinge sind heute nicht wissenschaftlich erklärbar, und einige Heilmethoden, die noch vor kurzem (oder immer noch) belächelt wurden, scheinen zu wirken oder helfen tatsächlich. Der Autor geht mir aber nicht kritisch genug vor: Sein „positives Denken“ ist ein Allheilmittel, das wissenschaftlich fundiert und bewiesen ist und es ist lediglich die Schuld der Dogmatiker, dass noch nicht jeder in den Genuss dieser Heilmethoden kommt.
Die Medaille hat zwei Seiten. Positives Denken und Visualisierungen können tatsächlich helfen und die Welt wäre wirklich ein besserer Ort, wenn jeder seine drei Liebesthesen befolgen würde (wobei er Liebe nie genau definiert). Allerdings ersetzen sie keine Medizin. Unkritische Leser könnten denken, dass absichtlich Heilwissen vor ihnen zurückgehalten wird und die Ärzte und Krankenkassen absichtlich harte Medikamente geben, um sich zu bereichern. Diese Art zu denken kommt vor und zerstört eben das Vertrauensverhältnis, das ebenfalls für die Heilung nötig ist.
Außerdem ist positives Denken eben kein Allheilmittel. Allzu häufig hilft es nicht. Super, ein Patient hat den Krebs besiegt, weil er sich vorgestellt hat er schrumpft. Tausend andere haben es sich genauso vorgestellt und sind am Krebs gestorben. Der Autor gibt überhaupt keine Negativwerte oder eine kritische Auseinandersetzung seiner Thesen an. Natürlich, er will einen Lebenshelfer veröffentlichen, aber die Auseinandersetzung und Diskussion seiner eigenen Thesen im positiven und vor allem auch negativen Umfeld der eigenen Forschung ist das Kernstück jeder wissenschaftlichen Arbeit. Positiv ist allerdings zu vermerken, dass ein umfangreiches Literaturverzeichnis angegeben wird, sodass sich jeder selbst mit den, wenn auch nur im Sinne seiner eigenen Thesen positiven, Forschungsergebnissen auseinandersetzen kann.
_________________ Vor 500 Jahren wussten wir, dass die Erde eine Scheibe ist. Heute wissen wir, dass sie eine Kugel ist. Stell dir vor, was wir in 500 Jahren wissen werden!
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