China Miéville: Die Stadt & die Stadt
Tyador Borlú arbeitet als Inspektor der
Policzai in der Stadt Beszél. Diese überlappt an vielen Stellen mit dem Territorium der Stadt Ul Qoma und die Bewohner beider Städte sind dazu erzogen, die jeweils andere als Ausland anzusehen und die Gebäude und Menschen (die sich in Architektur, bzw. Kleidung, Frisur und Körperhaltung voneinander unterscheiden) zu
nichtsehen.
Eines Tages wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die niemand in Beszél identifizieren kann. Erst ein Anruf aus Ul Qoma lässt bei Borlú den Verdacht aufkommen, dass noch ein schwerwiegenderes Verbrechen als Mord vorliegt: Grenzbruch. Das würde den Fall der dafür zuständigen Instanz -
Ahndung - übertragen, doch bald stellt sich heraus, dass der Grenzübertritt des Täters legal war. Borlú bleibt nichts anderes übrig, als nach Ul Qoma zu gehen und mit der dortigen
Militsya zu ermitteln. Doch es kommt noch schlimmer: Sollte das Gerücht um eine dritte Stadt zwischen den Städten etwa doch nicht nur ein Märchen sein?
Die Geschichte spielt in einer Welt, die alles, was wir von unserer kennen, zu bieten hat. Selbst Harry Potter
. Die Städte liegen irgendwo in Osteuropa, was die Schreibweisen von Namen ja auch schon andeuten.
Der erste Teil war etwas sperrig, was einmal an dem Schreibstil des Autors lag, an dem sich eher zäh hinziehenden Mordfall, vor allem aber an dem ungewohnten Konzept der beiden Städte, in denen zwar Interaktion möglich ist, aber eben nicht direkt. Das ignorieren der Nachbarschaft, selbst wenn es dort brennt, auf der einen Seite, das Telefonieren und Ansehen des Brandes nebenan im Fernsehen auf der anderen ist zunächst etwas verwirrend. Spätestens am Ende des ersten Teils hat man sich aber eingelesen und dann nimmt auch die Geschichte deutlich an Fahrt auf. Der qomanische Polizist stellt einen guten Gegenpart zu Borlú dar und bringt "frischen Wind" rein. Der zweite Teil endet dann mit einem fiesen Cliffhanger, so dass das Buch am Ende zum echten Pageturner wird.
Die Kriminalgeschichte wird intelligent aufgelöst. Ein wenig enttäuscht war ich über die fehlende Erklärung, warum es überhaupt zu dieser merkwürdigen Städtekonstellation gekommen ist. Der Leser wird mit "im Dunkel der Geschichte"-blabla abgespeist und muss die gegebene Situation einfach so hinnehmen.