Von Trudi Canavan die Gilde-Trilogie, knapp 1.840 Seiten Spannung! *seufz* Eine wundervolle Fantasy-Reihe die ich jedem ans Herz legen kann! Ich konnte das Buch schon nach den ersten Seiten nicht mehr aus der Hand legen und habe mir, noch bevor ich es auch nur zur Hälfte durch hatte, die beiden Folgebände gekauft, um nahtlos weiterlesen zu können, egal zu welch unmöglicher Zeit ich mit ihm durch wäre. Und was war ich froh darüber! Die Geschichte hat mich völlig in ihren Bann gezogen, so wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Das war ein Leserausch, wie zu meiner Kinderzeit, wenn ich nichts mehr um mich herum wahrnahm. Zwar ist der Plot sehr durchsichtig und ich ahnte schon im ersten Buch, in
"Die Rebellin", wie er sich entwickeln würde, das tat der ungeheuren Spannung aber dennoch keinen Abbruch.
Die Geschichte handelt von Sonea, einem Mädchen aus den Hüttenvierteln, einem Slum. Sie lebt in der Hauptstadt, in der sich auch der Sitz der Magiergilde befindet mit deren Universität. Es ist üblich, bei den adligen "Häusern" nach Kindern mit magischem Potential zu suchen, um ihnen eine Ausbildung anzubieten, die damit beginnt, das Potential freizusetzen und sie zugleich in der Kontrolle dieser Magie zu schulen. Während einer der jährlich in der Stadt stattfindenden Säuberungen, bei denen das angebliche Gesinde aus den Straßen in die Vorstadtghettos gedrängt wird, schließt Sonea sich widerwillig den Aufständen an. Die fertig ausgebildeten Magier unterstützen die Säuberungen dabei lediglich mit einem Schutzschild. Soneas Frustration und Zorn steigern sich und sie wirft einen Stein. Das Unfassbare geschieht und er durchbricht den magischen Schild, etwas was nicht hätte möglich sein sollen und vor allem die Magier völlig überraschend trifft. In Folge überstürzen sich die Ereignisse und sie lebt über Wochen auf der Flucht. Doch die Zeit rennt ihr davon, denn dieser Steinwurf ist dadurch gelungen, dass etwas in ihr geschehen ist, was unter den Magiern seit Jahrhunderten nur noch durch Überlieferung bekannt ist: Ihr Potential hat sich von selbst aktiviert und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, denn weit und breit ist keine vertrauenswürdige Hilfe in Sicht, die ihr Kontrolle beibringen könnte - und es gibt kaum etwas Schlimmeres, als einen Magier ohne Kontrolle.
Natürlich würde allein dieser persönliche Erzählstrang schon viel bieten. Doch in einer so alten und mächtigen Einrichtung wie der Gilde, die lediglich noch dem König als Autorität untersteht, gibt es mehr als reichlich Intrigen und persönliche Interessen, denen veränderte Situationen in die Quere kommen können. Sonea kommt nicht umhin, vor allem im zweiten Band, in
"Die Novizin", ein Arrangement mit der Gilde einzugehen, eines, welches ihr ungeheure Selbstbeherrschung abverlangt. Die Grausamkeit, der sie von den Magiern aus begegnet, hilft ihr jedoch, stärker zu werden und sich zu verteidigen.
Der dritte Band schließlich,
"Die Meisterin", verknüpft alle politischen Fäden miteinander und greift weit aus, um alle Magier dieser Welt in einen grandiosen Showdown zusammenzufassen. Allein die Gedankenrede stellt dabei sicher, dass kein einziger von ihnen sich dem Geschehen entziehen kann. Obgleich der König sich um ein gutes Urteil bemüht, ist er doch nicht frei von menschlichem Irrtum und Voreingenommenheit, so dass er eine fatale Entscheidung trifft. Der schlimmstmögliche Fall tritt ein.
Diese Reihe wird eindeutig einen Platz unter meinen Top Ten belegen. Während des Lesens tat sich eine ganze Welt auf, so klar gezeichnet, dass ich bisweilen das Gefühl hatte, nur durch meine Zimmertür gehen zu müssen, um die Hüttenviertel oder die Gildeuniversität betreten zu können. Ich habe die Figuren letztlich ins Herz geschlossen (oder bis zum Ende gehasst), so dass ich umso mehr mit deren Schicksal zu kämpfen habe. Denn diese Saga las sich durchaus ein wenig wie die weit ausholende Tragik des Herrn der Ringe - intensive Lebensgeschichten, die sich zu einem Ganzen verbinden, so wild und blutig, dass es einem im Herzen schmerzt, nicht helfen zu können.
Und leider ohne vollkommenes Happy End. *schnüff*