Von Jeanne C. Stein "Verführung der Nacht" - ausgewiesen als "Vampirthriller". Naja. Durch den mit fortlaufendem Handlungsfaden immer häufiger werdenden mentalen Dialog ließ es sich sehr gut lesen. Besonders die Ich-Perspektive der Erzählerin und ihre Formulierungen, die ständig im Hier und Jetzt, ganz aktuell und sofort spielen, waren nett zu lesen. Leider war der Plot ziemlich durchsichtig. Gut, ich konnte mir viele Sachen lange nicht erklären aber das lag eher am systematischen Vorenthalten von Informationen seitens der Autorin. Letztlich konnte ich mir dennoch genug zusammenreimen, um eine Ahnung von dem zu haben, was beabsichtigt sein könnte und ich lag denn auch richtig mit meinen Vermutungen. Der Roman ist in klassischer Fortsetzungsmanier geschrieben und wird vermutlich zum ersten Band einer Serie werden, auch wenn das noch nicht angekündigt ist. Die Hauptfigur wurde durch den Plot hindurch zu einer Vampirin modelliert und in die bestmögliche Ausgangsposition gebracht: mächtig, stark, gefürchtet, reich, mit einem anonymen Vampirbeschützer im Hintergrund und außerdem noch von einer nebulösen Prophezeiung überschattet, die ihr eine große Zukunft zu bescheinigen scheint - alles in allem ein bisschen zuviel des Guten. Kaum hatte ich zum nächsten Buch gegriffen, war dieses hier schon im Niemandsland der vergessenen Buchstaben verschwommen. Es gab humoristische Szenen, die hängengeblieben sind. Aber letztlich ist an dem Buch nichts, was eine ausdrückliche Empfehlung rechtfertigen würde.
Der aktuelle Bestseller des Genres: von David Wellington "Der letzte Vampir". Der Roman wird angepriesen als der "definitive Vampirepos". Er ist vor allem eines: extrem brutal! Der gut durchdachte Plot liest sich durchgängig wie ein Actionfilm. Es gibt im Grunde keine einzige Szene in diesem dicken Schmöker, die nicht irgendwie mit Leid und Zerstörung einhergeht oder die Handlung rasend schnell vorantreibt. Die ersten Kapitel sind in der stilistischen Form von Polizeiberichten geschrieben, wenn auch aus sehr persönlicher Sicht. Ein blutiger Countdown treibt die Geschehnisse zusätzlich an, gegen den die weibliche Hauptfigur und deren männlicher Vorgesetzter anzukämpfen versuchen. Das Buch ist trotz aller Brutalität gut geschrieben, vor allem, da es den Spagat zwischen realistisch und fantastisch schlichtweg ignoriert und nicht einmal ansatzweise versucht, Erklärungen für physikalische Unmöglichkeiten zu bieten. Interessanterweise spielt es in der aktuellen Jetztzeit in einer politischen und sozialen Realität, in der der Kampf gegen Vampirbestien zwar als erschreckend aber zugleich auch als übliche Gegebenheit akzeptiert wird; vergleichbar mit der heutigen Einstellung der meisten Menschen zum Terror als verschwommenen Gefahrbegriff, der normalerweise auch immer nur andere trifft. Die Hauptfigur macht eine deutliche psychische Wandlung durch und entwickelt menschliche Stärke, inmitten unmenschlicher Rahmenbedingungen. Der Schluss kann nicht als Happy End bezeichnet werden, passt aber ausgezeichnet zu allem Vorangegangenen. Alles in allem also durchaus empfehlenswert - überraschenderweise.
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