Unter Verdacht

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von Gefreite Kathiopeja (RUM)
Online seit 01. 10. 2005
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Ein Koch wird ermordet. Die Beweise sprechen für sich. Doch Kathiopeja ist mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden. Und zu allem Überfluss gerät sie selbst unter Verdacht...

Dafür vergebene Note: 11

Kathiopeja erwachte plötzlich. Was genau sie geträumt hatte, wusste sie nicht mehr. Aber es war nichts Gutes gewesen. Vermutlich hatte es mit Frau Horn zu tun, für deren Tod die Wächterin, wenn auch ungewollt, verantwortlich war. Doch sie kam immer besser damit zurecht. Na ja... um genau zu sein verdrängte sie es. Oder gab Schicksal die Schuld. Aber sie kam darüber hinweg, da war sich die Gefreite ganz sicher. Auf einer Ecke ihres Kopfkissens lag der Gnom Marven und schnarchte.
So eine Nervensäge, dachte sie. Fest entschlossen ihn zu wecken stupste sie ihn an.
"W's?", kam die verschlafene Antwort.
"Du schnarchst!" Der Gnom war plötzlich hellwach.
"Ich kann gar nicht geschnarcht haben, ich hab ja noch nicht mal geschlafen!" In der Dunkelheit verdrehte Kathiopeja die Augen.
"Wenn du meinst", sie hatte keine Lust auf eine Diskussion. Sie dachte noch einmal über Irene Horn nach, während Marven schon wieder lauthals schnarchte, obwohl er selbstverständlich nicht schlief. [1]
Nein, redete die Klatschianerin sich wieder ein, es war nicht meine Schuld.
Irgendwann glaubte sie es vielleicht.

***


Wächter zu sein war ein seltsamer Job. Entweder man steckte bis zum Hals in Arbeit oder man langweilte sich fast zu Tode. Zurzeit hatten die Abteilungen nicht viel zu tun. Abgesehen von der Schreibarbeit, die den Langeweiletod aber nur beschleunigen würde.
"Kathi." Das war die Stimme der Püschologin Tussnelda von Grantick. Die Tür öffnete sich.
"Ein Fall für dich." Kathiopeja, die gelangweilt mit Marven 'spielte', blickte misstrauisch auf. (Es handelte sich nicht direkt um ein Spiel. Die Wächterin ärgerte den Gnom, indem sie ihm einen Keks holte und den dann so hoch hielt, dass der Kleine ihn beinahe erreichte. Den Spaß daran hatte sie aber schon vor einer Weile verloren.)
"Was für ein Fall?", fragte die Ermittlerin. Tussi grinste.
"Ein Neuer. Mehr weiß ich auch nicht. Du kriegst bestimmt gleich Bescheid." Lustlos warf die Klatschianerin den Keks auf den Schreibtisch. Er begrub Marven, der nicht genau wusste, ob er sich über seinen neuen großen runden Freund freuen oder ob er deswegen fluchen sollte.

Es gab tatsächlich einen neuen Fall. Ein Mord, um genau zu sein. Viel konnte man ihr nicht sagen. Auf dem Weg zum Tatort las Kathiopeja ihre bisher erworbenen Notizen noch einmal. Ein Koch in einem Herrenhaus., dachte sie. Vermutlich erschlagen worden, recht jung. Hm. Die Gefreite schüttelte den Kopf. Es brachte ja doch noch nichts.
Bei der richtigen Adresse angekommen, wurde sie direkt in die Küche geführt. Das Team Eleonora, bestehend aus Rabe Raben und Olga-Maria Inös, war mit dem Inspizieren des Tatortes bereits fertig und erwartete die Ermittlerin schon als sie ankam.
"RUM lässt ganz schön auf sich warten", sagte der ehemalige Wasserspeier.
"RUM kann sich das leisten", grinste Kathi zurück. Rabe setzte zu einer Antwort an, überlegte es sich dann aber anders und kam zum Thema.
"Ich weiß ja nicht, was du schon erfahren hast, also fass ich's einfach noch mal zusammen: Der Tote wurde da gefunden", er deutete auf die Kreidezeichnung auf dem Boden. Wenige Schritte entfernt stand das Frühstück des Hausherrn. Fertig wurde der Koch mit der Zubereitung wahrscheinlich nicht mehr, "Wie du siehst, bereitete er das Essen vor. Sein Name ist Tobi Pfundberg. Die Leiche ist bereits bei Rea. Wir haben nicht viel Verwertbares gefunden. Keine Tatwaffe oder so. Nur ein Ding, das den andern Angestellten zu folge nicht hierher gehört."
Olga drückte ihr eine Ikonographie in die Hand.
"Viel Spaß beim Ermitteln.", sagte sie. Die Tatortwächterin sah das fragende Gesicht ihrer Kollegin und meinte nur: "Frag mich nicht, was das ist. Wir haben es erst mal ins Labor gegeben. Vielleicht gibt's da dran irgendwelche Spuren. Ansonsten wussten wir nichts mit anzufangen." Kathiopeja sah das Bild eines langen Stabs. Daran eine kleine Kugel und am unteren Ende etwas, das wie ein halbes Ei aussah.
"Für den Fall, dass es dich interessiert", mischte sich Rabe noch einmal ein, "diese Kugel ließ sich bewegen." Die beiden Tatortwächter tauschten einen belustigten Blick als sie Kathiopejas aufsteigende Verzweiflung sahen.
"Du schaffst das schon." Die Wächterin knurrte schlecht gelaunt und beschloss, sich genauer bei den Kontaktern zu informieren. Die fanden bestimmt jemanden, der wusste, was das ist.

***


Sie hatte sich an Pyronekdan gewandt. Die Klatschianerin hoffte sehr, dass er irgendetwas über dieses seltsame Ding wusste. Oder wenigstens noch ein wenig mehr über den Toten herausfand. Nun saß sie in ihrem Büro. Es war bereits Mittag und Marven trieb wahrscheinlich irgendwo im Wachhaus sein Unwesen. Das interessierte Kathiopeja eigentlich gar nicht. Sie war froh, ihre Ruhe zu haben. Außer ihr war nur noch Thymian Pech im Büro. Doch den Anwerber bemerkte man meist gar nicht richtig. Sie betrachtete die Ikonographie des Beweisstückes. Das Bild wanderte von einer Hand in die andere, um schließlich wieder auf dem Tisch zu landen und von Kathiopeja böse angestarrt zu werden. Die Wächterin grummelte unzufrieden. Was sollte sie jetzt tun? Thymian blickte auf.
"Alles in Ordnung?", wollte er wissen. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Seine Kollegin seufzte.
"Wenn du mir sagen kannst, was das ist, schon", sie hielt die Ikonographie in seine Richtung. Der Anwerber kniff die Augen zusammen. Er konnte es nicht erkennen, schob seinen Stuhl zurück und trat näher. Schließlich umspielte ein schüchternes Lächeln seine Lippen.
"Das kann ich tatsächlich." Kathiopeja sah ihn überrascht und gleichzeitig zweifelnd an.
"Meinst du das ernst?"
"Natürlich. Das ist ein Eierschalensollbruchstellenverursacher."
"Ein was?", fragte sie.
"Ein Eierschalensollbruchstellenverursacher.", antwortete er in das verwirrte Gesicht der Klatschianerin.
"Ein was?"
"Ein Eierscha...", begann er erneut. Kathiopeja winkte ab.
"Das habe ich verstanden, aber was ist es?" Der Hauptgefreite blinzelte, dachte einen Moment nach und versuchte es erneut.
"Ein Eier..." Er wurde wieder unterbrochen.
"Entschuldige, wir verstehen uns falsch. Ich meinte: Welchen Sinn hat es? Was macht man damit?" Thymian zog sich einen Stuhl heran und erklärte es ihr.

***


Eine Nachricht von Pyronekdan erreichte die Ermittlerin nur kurz nachdem der blonde Wächter ihr den Eierschalensollbruchstellenverursacher ein drittes und letztes Mal erklärt hatte. Endlich hatte sie es begriffen. Die Botschaft brachte ihr etwas Hoffnung, denn sie berichtete über die Familie des Opfers. Demnach war Tobi ein Einzelkind gewesen, 17 Jahre jung. Er lebte mit seinen Eltern in der Kohlstraße, nicht weit von den Schatten. Das reichte der Ermittlerin. Nun war es also an ihr, Mutter und Vater die schlechte Botschaft zu überbringen und so taktvoll wie möglich nach eventuellen Feinden zu fragen. Sie machte sich auf den Weg.

Es war überraschend leicht, die richtige Adresse zu finden. Bisher hatte die Wächterin dabei immer Probleme gehabt. Aus irgendeinem Grund bekam sie für gewöhnlich die kaum auffindbaren Anschriften. Sie klopfte und entschuldigte sich für die Störung. Kathiopeja wusste nicht genau, was sie sagen sollte. So behutsam wie möglich sagte sie den Eltern, dass ihr Kind ermordet worden war. Frau Pfundberg brach sofort in Tränen aus und lehnte sich an ihren Mann, der das ganze etwas gefasster aufnahm. Er tröstete seine Gattin. Kathiopeja wandte ihren Blick ab. Sie mochte ihre Job, aber es gab eindeutig weniger angenehme Seiten daran. Nach einigen Momenten hüstelte sie verlegen.
"Entschuldigen Sie, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen." Tobis Vater nickte kurz und brachte dann erst einmal seine Frau in den Nebenraum. die Wächterin wartete still im Wohnzimmer. Sie mochte solche Situationen nicht. Aber wenn sie mit ihrer Befragung wartete, verlor sie unter Umständen wichtige Zeit. Hoffentlich gewöhnte sie sich irgendwann ein wenig daran.
Adam Pfundberg, Tobis Vater, kam ohne seine Frau zurück ins Wohnzimmer. Die Wächterin räusperte sich.
"Also... ähem... es tut mir ja leid, aber ich muss Ihnen trotzdem einige Fragen stellen", wiederholte sie. Herr Pfundberg sagte nichts, sondern nickte nur. Ihr Unwohlsein verdrängend, versuchte sich die Klatschianerin nur auf das Lösen des Falles zu konzentrieren.
"Ist Ihnen denn bekannt, dass er irgendwelche Feinde hatte?"
"Nein, nein. Er zieht sich immer sehr zurück. Ich weiß nur von drei Freunden." Kathiopeja dachte einen Moment darüber nach, seine Zeitformen zu verbessern. Aber diese Idee fand sie selbst sehr unpassend, und beließ es dann dabei.
"Also drei Freunde. Kennen sie deren Namen?", fragte sie.
"Ähm.. Ich weiß nicht genau. Also einer heißt Dirk."
"Dirk. Und weiter?" Adam dachte einen Moment nach.
"Schwimmer, soweit ich weiß." Kathiopeja notierte den Namen.
"Und die anderen beiden?"
"Martin Klotz und Klaus... Dorfnix." Die Gefreite notierte alles. Sie hatte noch einige Fragen, wollte aber nicht zu taktlos sein.
"Eines müsste ich noch wissen. Können Sie sich vorstellen, warum jemand Ihren Sohn - umbringen sollte?" Diesmal kam die Antwort von der Tür zum Nebenzimmer. Und außerdem mit einer ziemlich verweinten Stimme.
"Warum sollte jemand so etwas tun?", sagte Frau Pfundberg. "Er war ein solcher Musterknabe."
Was ihm wohl doch schon mal Feinde machte. Niemand kann die leiden. Kathiopeja erschrak über ihren eigenen Gedanken.
"Sie wissen nicht zufällig wo seine drei Freunde wohnen?" Die Eltern schüttelten die Köpfe. Noch immer rannen Tränen über das Gesicht der Mutter. Auch Herr Pfundberg schien die Fassung nur noch schwer wahren zu können.
"Herzlichen Dank. Ich melde mich bei Ihnen", etwas anderes wusste die Ermittlerin im Augenblick nicht zu sagen, "Den Ausgang finde ich allein."
Auf dem Weg zurück entschied sie, Tussnelda von Grantick hinzu zu ziehen. Außerdem musste sie noch einmal zu Pyronekdan. Der fand bestimmt etwas über die drei Freunde heraus. Und am besten auch noch ihre Adressen.

***


"Tussi, ich hab was zu tun für dich." Die Püschologin blickte von ihrem Kaffee auf.
"Du müsstest mir mal ein Profil für meinen Mörder erstellen." Die Gefreite runzelte die Stirn.
"Das klingt sehr nach Beschäftigungstherapie." Kathiopeja lachte.
"Nein, keine Sorge. Ich brauche wirklich deine Hilfe, oh große Püschologin." Tussnelda streckte ihr die Zunge raus.
"Na dann mal her damit. Ich kümmere mich im Schildkrötenkopf"
"Wo?"
"Im Schildkrötenkopf. Das ist eine kleine Taverne, hier in der Nähe."
"Ja, schon gut. Aber lass dir nicht zu viel Zeit. Und trink lieber nicht zu viel Alkohol dabei", Kathiopeja drehte sich um, und ging in ihr Büro. Die Wächterin hatte Marven vollkommen vergessen. Erst, als sie ihn auf ihrem Schreibtisch inmitten eines Haufens von Krümeln sah, erinnerte sie sich.
Als der Gnom bemerkte, dass sie eingetreten war, setzte er sofort ein vorwurfsvolles Gesicht auf.
"Du bist ja so-", begann er. Doch er kam nicht sehr weit.
"Ich hab einen neuen Fall. Keine Zeit zum quatschen, tut mir wirklich furchtbar leid." Der Gnom tat noch beleidigter.
"Dann geh ich eben zu-", seine Stimme klang trotzig. Aber wieder konnte er seinen Satz nicht beenden, Kathiopeja wusste, was er sagen wollte.
"Tussi ist nicht da. Sie sitzt im Schildkrötenkopf und versucht ein Profil für mich zu erstellen. So müssten wir dem Mörder von diesem Tobi Pfundberg etwas näher kommen." Bei dem Gnom klingelte etwas. Tobi Pfundberg... irgendwoher kenne ich diesen Namen... Er war sich nicht sicher, woher. Aber er kannte jemanden, der ihm das sagen konnte.

***


Tussnelda von Grantick war froh, endlich etwas zu tun zu haben. Deshalb beschäftigte sie sich sogar während des Abendessens damit. Eine Tasse Kaffee, ein Brot mit Erdnussbutter sowie ihre angefangenen Aufzeichnungen waren alles, was sie im Moment brauchte. Sie hatte sich bereits über den Fall informiert. Nun kritzelte sie erste Ideen und Überlegungen auf ein Blatt Papier. Glücklich über immerhin ein paar gefundene Anhaltspunkte lehnte sie sich zurück, aß und trank während sie ihre Notizen immer wieder las. Es machte ihr nichts, dass der Fall vermutlich bald gelöst war. Auch ohne ihre Hilfe. Hauptsache, sie konnte arbeiten. Die anderen Gäste bemerkte sie kaum.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Was, wenn..., dachte sie.
Sie musste Kathiopeja fragen. Dringend.

***


Derweil hatte Kathiopeja Probleme mit ihrem Beweisstück. Thymian hatte ihr erklärt, was es war. Sie hatte es sogar verstanden. Aber wozu war es gut? Sie wusste, dass seltsame Ideen es in Ankh-Morpork leicht hatten. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass Leute so etwas kauften. Warum konnten die Leute ihr Ei nicht per Hand köpfen? Wozu brauchten sie extra ein ziemlich teures Gerät dazu? Das RUM-Mitglied schüttelte den Kopf. Nun, dieses Ding machte es ihr hoffentlich leichter, den Täter zu fassen. Momentan war der Eierschalensollbruchstellenverursacher bei SUSI. Kathiopeja rechnete fest mit Fingerabdrücken und somit immerhin mit ein paar vernünftigen Spuren, als sie Krach aus der Eingangshalle hörte. Es war nicht direkt Krach. Mehr eine Art lautes Gemurmel. Sie sah nach.

***


Der Gedanke ließ Tussnelda nicht mehr los. Obwohl es ihr immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Die Welt verschwamm vor ihren Augen. Ihr war heiß. Sie taumelte. Vor ihren Augen erschien das Wachhaus. Sie war froh, dort zu sein. Was genau sie dachte, konnte sie nicht mehr sagen. Stattdessen versuchte sie sich an einen verschleierten Einfall zu klammern. Worte fehlten in ihrem Kopf. Aber sie hatte noch eine Idee. Die Püschologin fühlte sich krank. Ihr war übel und schwindelig. In der Eingangshalle der Wache angekommen, brach sie zusammen.

***


Kathiopeja sah ihre Kollegin auf dem Boden liegen. Zitternd, schwitzend. Wächter bildeten einen Ring um sie. Bei einigen kam das für Ankh-Morpork so typische Talent zum Gaffen ans Tageslicht, andere überlegten, wie man ihr helfen könne. Jemand rief nach Rogi Feinstich.
"Ist das nich-?", begann Marven, die Götter mögen wissen, wo er in diesem Moment herkam. Er entschied sich dann aber zu schweigen. In einer Mischung aus Schock und Angst lief Kathi die Treppe hinunter. Von hinten drängelten sich zwei Offiziere durch die Reihen der Wächter.
"Was ist denn hier los?!", fragte Hauptmann Humph MeckDwarf. In seiner Begleitung befand sich Daemon Llanddcairfyn. Der sah Tussnelda zuerst. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. Auch der SUSI-Abteilungsleiter wusste noch nichts mit der Situation anzufangen. Es kommt nicht allzu oft vor, dass eine Wächterin einfach in sich zusammensackt. Auch Kathiopeja hatte sich mittlerweile einen Weg zu der am Boden Liegenden gesucht. Sie erkannte Frän Fromm, die sich um ihre Mit-Püschologin kümmerte.
"An die Arbeit!", forderte Hauptmann MeckDwarf den Rest der Wächter auf. Seine Tonlage ließ keinen Zweifel daran, dass hier gar nichts geschehen war. Während sich die Traube aus Wächtern auflöste, wandten sich die beiden Hauptmänner Tussnelda zu. Kathiopeja und Frän blieben bei ihrer Kollegin.
"Was ist passiert?", wollte Daemon wissen. Er hatte bereits einen Wächter losgeschickt, um Rogi zu holen. Der Vampir schien in der Nähe gewesen zu sein und so erzählte sie.
"Sie kam herein getaumelt. Und als ich sie fragte, was los sei, ist sie einfach umgefallen. Ich weiß auch nicht, was sie hat." Korporal Rogi Feinstich kam den Flur entlang. Sie hatte einige seltsame Gerätschaften bei sich und scheuchte sowohl die beiden Hauptmänner als auch die Gefreiten weg.
"Sollten wir sie nicht vielleicht irgendwo anders hinbringen?", fragte Kathiopeja aus einigen Schritten Entfernung.
"Ich muff erft fehen, waf fie hat. Vorher dürfen wir fie nicht bewegen. Fonft könnten wir ihren Zuftand verflechtern." Einige Minuten vergingen, in denen Humph MeckDwarf gegangen war. Schließlich schien Tussnelda etwas ruhiger zu sein.
"Fie fläft."
"Das ist gut, nehme ich mal an. Aber was hat sie denn nun?", Daemon sah besorgt auf sein Abteilungsmitglied hinunter.
"Ich bin mir noch nicht ganz ficher, aber ich denke, fie wurde vergiftet. Ich tippe auf ein fnellwirkendef Gift. Aber ganz genau kann ich ef noch nicht sagen." Vorsichtig trugen die vier Wächter ihre Kollegin zu den Zellen. Dort konnte sich Rogi ungestört um sie kümmern. Frän, Kathiopeja und Daemon gingen in das Büro des Abteilungsleiters.

"Also, weiß eine von euch, wo sie davor war?", fragte Hauptmann Llanddcairfyn. Frän Fromm zuckte mit den Schultern.
"Na ja. Sie war im Schildkrötenkopf, soweit ich weiß. Das ist so was wie eine Bar, glaube ich.", antwortete die Ermittlerin.
"Hm. Wenn Rogi Recht hat, wurde sie dort vergiftet. Wer hatte ein Motiv? Es muss jemand sein, der wusste, dass sie in der Taverne ist."
"Aber niemand außer mir wusste, dass Tussi dort ist.", widersprach Kathi ihrem Vorgesetzten. Der Hauptmann sah sie misstrauisch an. Damit war sie die Verdächtige. Der Gefreiten fiel etwas ein.
"Niemand außer mir und...", sie hielt inne und drückte ihre Lippen aufeinander, "Dieser miese kleine Gartenzwerg!", presste sie zwischen den Zähnen hervor. Daemon sah sie fragend an, doch das ignorierte Kathiopeja gekonnt. Stattdessen verließ sie den Raum ohne ein Wort. Aufgebracht, so übergangen zu werden, starrte ihr der Abteilungsleiter von RUM hinterher.

Die Wächterin ging durch die Flure. Nach kurzer Zeit fand sie, was sie gesucht hatte.
"Da bist du ja!", Kathiopejas Stimme klang für ihren Gesichtsausdruck eindeutig zu freundlich. Ihre Augen schienen zu leuchten.
"Ähm", stotterte Marven verunsichert.
"Ich hab dich schon überall gesucht", sie lächelte ihn breit an. Der Gnom fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Wenige Zentimeter vor ihm stoppte Kathiopeja ab und beugte sich zu ihm hinunter. Das Verlangen, einfach wegzulaufen wurde bei dem kleinen grauäugigen Wesen immer größer. Die Klatschianerin nahm ihn auf.
"Wie geht es dir denn heute, mein kleiner HINTERHÄLTIGER MISTKERL!" Marven wusste nicht wir ihm geschah, als er von der Hand der Wächterin unsanft gegen eine Wand gepresst wurde. Er rang nach Luft und versuchte sich zu befreien.
"WIE KOMMST DU AUF DIE IDEE TUSSI ZU VERGIFTEN!?" Der kleine Gnom stöhnte.
"Nicht so laut.", bat er ohne darauf zu achten, was die Gefreite sagte.
"Ich habe dir eine Frage gestellt!" Hinter ihr stapfte ein nicht unbedingt gut gelaunter Daemon den Flur hinauf.
"Ich habe doch nichts gemacht", winselte das kleine Geschöpf in Kathiopejas Hand. "Ich weiß nicht, wovon du redest. Lass mich runter."
"Gefreite! Was wird das, wenn es fertig ist?", wollte der RUM-Abteilungsleiter wissen.
"Sör, dieser Kerl hat Tussi vergiftet! Er ist der einzige, dem ich es erzählt habe. Und ich war es nicht!"
"Sehr gut geschlussfolgert. Aber da du ebenfalls Verdächtige bist, überlass das bitte anderen." Mit offenem Mund starrte die Wächterin ihren Vorgesetzten an. Meint er das ernst? Denkt er wirklich ich könnte...? Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende. Marven, der überraschend ruhig geworden war und auch aufgehört hatte zu zappeln blinzelte.
"Tussi wurde vergiftet?", fragte er ungläubig. "Aber..." Die kleine Szene hatte mittlerweile Zuschauer bekommen. Nun richteten sich alle Augen auf den Gnom.
"Aber?" kam es gleichzeitig von Daemon und Kathiopeja. Doch der Kleine hörte es gar nicht. Sein Blick schien ins Leere zu gehen.
"...dann muss es...aber er kann doch nicht...das glaub ich nicht."
"Gefreite, gib mir den Gnom.", forderte der Hauptmann.
"Was!?"
"Er weiß etwas. Du kannst ihn nicht befragen, du bist Tatverdächtige. Und du hast einen anderen Fall zu lösen." Er blickte sie an. "Natürlich unter Beobachtung." Kathiopejas Mund öffnete und schloss sich. Schließlich übergab sie Marven, der mit seinen Gedanken immer noch woanders war, widerwillig.
"Kolumbini hat nichts zu tun. Vielleicht kann er dir auch gleich helfen. Warte in deinem Büro." Eingeschnappt und wütend sprach sie auf den paar Metern zu ihrem Büro mit sich selbst.
"Ich darf allein in meinem Büro warten. So weit traut er mir noch... na das ist doch mal was. Kolumbini soll mir helfen... als ob ich mit dem Fall nicht allein klar komme." Dummerweise kam sie mit ihrem Fall tatsächlich nicht weiter.

***


Kolumbini trat in ihr Büro, sah sich mürrisch um und kam auf sie zu. Kathiopeja erhob sich sofort und salutierte. Der Lance-Korporal erwiderte den Salut und drückte ihr dann eine Nachricht in die Hand. Sie kam von SUSI und lautete wie folgt:
"Konte Fingerabdrükke an dehm seltsahmen Ding findigen; weis nicht, was es isst. Fingerabdrükke vohm Opfa nicht vohrhanden." Damit hatte sie gerechnet. Doch Fingerabdrücke brachten ihr nicht viel, solange es keine Tatverdächtigen, sondern nur Freunde des Opfers gab.
"Also? Steht irgendwas an?", wollte der Ermittler wissen. Er holte sich einen Stuhl und setzte sich seiner Kollegin gegenüber.
"Eigentlich nur warten." Der Ermittler hob die Augenbrauen, als er sich seine Pfeife ansteckte.
"Warten?", fragte er.
"Ja. Ich habe bisher nur mit den Eltern gesprochen. Von den Freunden hab ich noch keine Spur."
"Ich denke, du solltest mir erst mal erklären, was es mit dem Fall überhaupt auf sich hat." Die Gefreite nickte. Sie begann zu erzählen.

Kathiopeja war noch nicht ganz fertig, als Marven eintrat. Er hielt einen Zettel in den Händen, der für ihn eigentlich viel zu groß war. Sie sah ihn misstrauisch an.
"Was willst du?"
"Ich hab nur das hier von Pyronekdan für dich., der Gnom ließ die Nachricht auf halbem Weg liegen, drehte sich um und verschwand wieder. Das Verhör scheint ja nicht sehr lange gedauert zu haben., dachte sie. Die Wächterin war fest davon überzeugt, dass Marven an allem Schuld war. Genervt erhob sie sich, ging zu dem Zettel und hob ihn auf. Kolumbini beobachtete, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Nun lächelte die Gefreite.
"Damit haben wir eine Spur. Dirk und Martin sind wahrscheinlich in der Sirupminenstraße. Zumindest tun sie das laut Pyros Informanten in letzter Zeit tagsüber." Der Ermittler blies etwas Pfeifenrauch aus und fragte dann:
"Hast du nicht von drei Freunden erzählt?"
"Hm.", machte die Klatschianerin. "Ja. Aber von diesem Klaus steht hier nichts. Also suchen wir erst mal die beiden." Langsam erhob sich der Wächter von seinem Stuhl und stellte sich neben seine Kollegin.
"Na dann mal vorwärts."

***


Es dauerte eine Weile, bis die beiden Freunde verstanden, dass Tobi tot war. Beide schienen sehr schockiert zu sein und Kathiopeja wusste nicht ganz, was sie von ihnen halten sollte. Martin hatte schulterlange, braun-gelockte Haare, eine markante Nase und braune Augen. Er war recht groß. Zumindest mussten Kolumbini und Kathiopeja nach oben schauen, um ihm in die Augen zu blicken. Dirk hingegen war blond, so groß wie die Wächterin und hatte grüne Augen. Doch eins hatten sie beide gemeinsam: sie schienen sehr überrascht über Tobis Tod und in keiner Weise verdächtig. Aber vielleicht war einer von ihnen auch nur ein sehr guter Schauspieler.
Im Verlaufe des Gespräches wurden ihr eigentlich beide Jungen sympathisch.
"Weiß einer von euch, wo sich Klaus aufhält?"
"Klaus?", fragte Martin.
"Klaus Dorfnix. Der war laut Tobis Vater ebenfalls mit ihm befreundet." Die beiden sahen sich an.
"Von Klaus hab ich schon lange nichts mehr gehört.", sagte Dirk schließlich. "Und wirklich gut verstanden haben sie sich zum Schluss auch nicht mehr."
Interessant..., dachte sich Kathiopeja. Martin meldete sich noch mal zu Wort.
"Aber soweit ich weiß, arbeitet es noch im Schildkrötenkopf."
"Im Schildkrötenkopf?", wollte das RUM-Mitglied misstrauisch wissen.
"Ja, stimmt etwas nicht?"
"Nein, nein. Geht schon. Und ihr wart zum Tatzeitpunkt wo?"
"Wann war denn der Tatzeitpunkt?" Sie blickte Dirk an. Auch das sprach für ihre Unschuld. Allerdings brauchte der Mörder nur intelligent genug sein, und diese Fragemethoden nutzten nichts. Kathiopeja ließ dieses Thema erst einmal auf sich beruhen. Sie hatte alles erfahren, was es zu erfragen gab. Und an die Schuld der beiden glaubte sie irgendwie nicht. Es befanden sich wenige Notizen mehr in ihrem Block. Doch noch brachte sie das nicht groß weiter.
"Ich muss euch bitten, die Stadt nicht zu verlassen und so." Tobis Freunde nickten.
"Könntet ihr mir dann eure Adressen und Arbeitsplätze aufschreiben?" Die Klatschianerin reichte ihnen Zettel und Stift und nahm die aufgeschriebenen Anschriften dann entgegen.
"Ihr wohnt zusammen?"
"Ja, warum?", wollte Martin wissen.
"Och.. reines Interesse. Ich war etwas überrascht. Also dann.. Auf Wiedersehen." Martin nickte nur. Kolumbini hielt sich aus den Ermittlungen weitläufig raus. Immerhin sollte er nur auf Kathiopeja achten und nicht ihren Fall für sie lösen.

***


Im Wachhaus waren die beiden Wächter schon auf dem Weg zu Kathiopejas Büro, als der etwas einfiel.
"Ich geh noch mal in die Kantine. Mir nen Kaffee holen."
"Schon gut. Ich warte im Büro", antwortete der Ermittler.
"Wollen Sie auch einen, Sör?" Der Angesprochene schüttelte den Kopf und kramte in einer seiner Manteltaschen.
"Ich hab schon."
Auf dem kurzen Weg zur Kantine entdeckte sie Daemon. Er eilte zu ihr.
"Sollte Kolumbini nicht bei dir sein?", fragte er.
"Ja, Sör. Er wartet in meinem Büro." Zweifelnd betrachtete der Abteilungsleiter seine Untergeben.
"Na ja. Vielleicht interessiert es dich, dass Gefreite von Grantick wieder wird. Rogi meinte, sie hatte noch mal Glück. Vermutlich hielt der Täter das Gift für wirksamer, als es war." Kathiopeja seufzte erleichtert.
"Schön zu hören. Aber... Sör? Was hat Marven eigentlich erzählt?"
"Keine Sorge, er hat dich nicht verpfiffen", bei diesen Worten regte sich kein Muskel in seinem Gesicht. Die Ermittlerin rätselte, ob ihr Vorgesetzter das ernst meinte.
"Sör, Sie werden Kolumbini doch bestimmt wieder abziehen, oder?" Der Hauptmann winkte ab und sagte nichts dazu. Stattdessen deutete er auf ein kleines Loch in seiner bemerkenswerterweise grauen Uniform, "Erstmal muss ich jemanden finden, der das stopfen kann. Dann kümmere ich mich auch um den Rest. Immerhin kann ich als Abteilungsleiter von RUM ja nicht mit einem Loch in der Uniform rum rennen."
"Oh. Meine Großmutter war eine recht bekannte Näherin. Sie hat da eine spezielle Technik entwickelt. Die hat sie 'Nadelspiel' genannt. Es gab keine bessere in unserer Gegend. Und mir hat sie die auch beigebracht." Die Wächterin lächelte hilfsbereit. Daemon sah sie entsetzt an.
"Gefreite! Muss ich dich tatsächlich an deinen Beruf erinnern?" Kathiopeja dämmerte erst beim Anblick ihres Vorgesetzten, was sie grade gesagt hatte. Sie wurde nicht schnell verlegen, doch nun lief sie knallrot an. Fassungslos machte sie einen halben Schritt zurück und hob abwehrend die Arme. Sagen wollte sie: "Sör! Wie können sie so was denken!? Sie war wirklich Näherin!". In der Realität versagte ihre Stimme. Ohne eine Erklärung abzuwarten verschwand der Hauptmann mit einem Kopfschütteln und einem gemurmelten "Wir hatten auch schon bessere Wächter."
Zurück blieb eine immer noch rote und sehr verlegene Klatschianerin. Sie musste das klar stellen.
Doch genau zu diesem Zeitpunkt kam Kolumbini die Treppe herunter.
"Ich hab da eine Nachricht von Tussnelda von Grantick für dich", er schien nicht davon begeistert, als Kurier eingesetzt zu werden. Die Nachricht verdrängte alle anderen Gedanken in Kathiopejas Kopf erst einmal.
"Was? Von Tussi?"
"Ja. Irgendwas von vergifteter Erdnussbutter und einer Taverne."
"Haben sie den Täter?", schnell las sie die Mitteilung, "Hm. Nichts vom Täter, aber die 'Tatwaffe' haben sie gefunden. Ein fast leeres Glas. Immerhin.", sie klang etwas enttäuscht.
"Ich hab noch eine Nachricht von SUSI, die dich vielleicht etwas mehr interessiert.", mischte sich der Wächter, der zurzeit auf sie aufpassen musste, ein.
"Das bezweifle ich sehr." Kolumbini grummelte.
"Warte doch erst mal ab. Dirks Fingerabdrücke wurden mit denen von dem Eierschalendingsbums verglichen. Und sie stimmen überein." Kathiopeja blinzelte.
"Sör? Meinen Sie das ernst?"
"Natürlich. Willst du es lieber selber lesen?", er drückte ihr noch einen Zettel in die Hand. Wenn das mit den vielen Nachrichten so weiter geht, dann hab ich bald nen ganzes Buch zusammen., dachte Kathiopeja.
"Also hat Dirk seinen Freund umgebracht? Er schien mir gar nicht so. Ich meine, ich stelle mir Mörder immer noch anders vor." Kolumbini schüttelte den Kopf.
"Überlass das mit den Profilen lieber den Püschologen. Aber wenn er dir unschuldig erscheint, solltest du vielleicht weiterermitteln. Festnehmen musst du ihn trotzdem. Und wenn er nicht der Täter ist, macht der wahre Mörder vielleicht einen Fehler, weil er sich in Sicherheit wiegt." Die Wächterin nickte nur. Jetzt darf ich auch noch Leute verhaften, die ich nicht mal für schuldig halte..., überlegte sie nur wenig begeistert.

***


Der erste Anlaufpunkt der Wächter war Dirks Arbeitsplatz in der Sirupminenstraße. Doch dort erfuhren sie nur, dass er frei hatte.
"Also zu ihm nach Hause.", sagte Kathiopeja seufzend. Kolumbini lief ihr einfach nach. Er spielte nur ungern Aufpasser. Gleichzeitig versäumte er nicht, Dinge für sich zu registrieren. Er hatte da schon eine Ahnung. Es dauerte nur wenige Minuten und sie standen vor der Adresse, die Dirk ihnen gegeben hatte. Kathiopeja klopfte. Es rumpelte im Innern. Dann hörte man Schritte näher kommen. Schließlich öffnete sich die Tür.
"Ja?", das war die kratzige Stimme einer relativ alten Frau. Sie sah die Wächter und schien zu überlegen, die Tür zuzuschlagen. Doch schließlich fragte sie: "Was ist denn los?" Die Wächterin räusperte sich.
"Also. Hier wohnt doch ein gewisser Dirk Schwimmer, oder?" Die Alte musterte sie.
"Was hat er denn angestellt? Davon hängt es nämlich ab, ob er noch lange hier wohnt."
"Hören Sie, ich möchte einfach mit ihm reden." Langsam öffnete sie die Tür weiter.
"Treppe hoch die zweite Tür links. Eigentlich darf er keinen Damenbesuch empfangen." Kathiopeja starrte sie an.
"Ich bin dienstlich hier!" Die Frau winkte ab.
"Ja, ja..." Die Klatschianerin presste die Lippen aufeinander. Kolumbini folgte ihr noch immer wie ein Schatten. Sie stiegen die Treppen hinauf. Dirk kam ihnen entgegen. Er war überrascht.
"Dirk Schwimmer?"
"Aber Sie wissen doch, dass ich so heiße", er blinzelte verwirrt.
"Dann muss ich dich leider verhaften."
"Aber... aber...", mehr sagte Dirk nicht.
"Es tut mir leid, aber am Tatort wurde ein Eierschalensollbruchstellenverursacher mit deinen Fingerabdrücken gefunden."
"Mein...? Aber der fehlt mir doch schon seit einiger Zeit." Die Ermittlerin sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Du gibst also auch noch zu, dass es dein Gerät ist?"
"Was? NEIN! Ich habe nur gesagt, dass mir meiner schon seit längerer Zeit fehlt!"
"Hör zu, wenn du keinen Aufstand machst und uns brav begleitest, können wir großes Aufsehen verhindern." Die Gefreite packte ihn am Arm. Problemlos ließ er sich mitziehen. An der Tür begann er, seine Beine alleine zu bewegen.
"Ich habe sowieso keine andere Wahl, oder?" Kathiopeja schüttelte den Kopf. So kam er recht niedergeschlagen mit der Wächterin mit, seine Unschuld beteuernd. Sie konnte im Moment nichts anderes tun, als ihn einsperren.

Es war Dienstschluss, als Kathiopeja einen betroffenen Dirk in der Zelle zurückließ. Ihr gefiel es nicht, ihn festzuhalten. Aber die Beweise sprachen gegen ihn. Sogar nachts machte sie sich Gedanken darüber. Es war gemeinsam mit Tussis Vergiftung etwas, das sie fast die ganze Nacht wach hielt.

***


Als sie am nächsten Morgen im Wachhaus ankam, erfuhr sie, dass Daemon mit ihr sprechen wollte. Er wartete bereits in seinem Büro. Doch das hielt Kathiopeja nicht davon ab, sich zuerst einen Kaffee zu holen. Denn das war genau, was sie jetzt brauchte. Und wenn er sich noch so sehr darüber aufregte, sie wollte erst einmal in Ruhe ihren Kaffee trinken. Die Gefreite beschloss, sich besser auf den Weg zu machen, als ihre Tasse halb leer war. Sie hatte sich vielleicht etwas zu viel Zeit genommen, doch das ließ sich nur feststellen, indem sie den Abteilungsleiter aufsuchte.

Auf ihr Klopfen an der Bürotür erklang ein "Herein." Sie trat ein und salutierte. Daemon tat es ihr gleich und sah sie an.
"Scheinst ja eine gute Nacht gehabt zu haben." Kathiopeja grummelte etwas.
"Ich hab ein paar Informationen, die dich sicher interessieren werden." Fragend blickte die Gefreite ihren Vorgesetzten an. Der schien etwas länger auszuholen.
"Also", begann er, "es scheint zurzeit so, als wärst du entlastet, Gefreite. Allerdings gibt es noch keine vollständigen Beweise dafür. Marven war noch mal bei mir. Diesmal hat er sogar etwas Informatives gesagt. Kennst du einen gewissen Klaus Dorfnix?"
"Nun ja. Ich konnte ihn noch nicht ausfindig machen, aber er war ein Freund oder zumindest Bekannter des Opfers meines derzeitigen Falls."
"Und er ist momentan Hauptverdächtiger was Gefreite Tussneldas Vergiftung angeht. Denn nur seine Fingerabdrücke waren auf dem Glas mit der vergifteten Erdnussbutter zu finden, das er auch noch versuchte loszuwerden. Allerdings erfolglos. Nun, auf jeden Fall hat dein kleiner Freund ihm erzählt, dass Tussnelda ein Profil des Mörders anlegt. Wie hieß das Opfer doch gleich?"
"Tobi Pfundberg."
"Genau. Also er wusste, dass sie an einem Profil zu diesem Fall saß."
"Er könnte also auch in meinem Fall schuldig sein?", Kathiopeja erblickte ein Licht am Horizont.
"Wieso auch? Ob er an der Vergiftung Schuld ist, muss erst noch geklärt werden. Und dazu muss ihn erst mal jemand verhören.", erwiderte Daemon.
"Also soll ich ihn festnehmen?"
"Nein, Gefreite. Wir haben ihn schon. Du sollst ihn nur befragen", eröffnete ihr Daemon, "Und zwar unter Kolumbinis Aufsicht. Solange der Fall nicht endgültig geklärt ist, gehörst du eigentlich immer noch zu den Tatverdächtigen." Kathiopeja nickte betrübt. Sie wollte gehen, als ihr etwas einfiel.
"Ach, Sör?" Der Abteilungsleiter schaute auf.
"Meine Großmutter war wirklich Näherin. Mit Nadel und Faden und so...", das hatte ihr sehr auf dem Herzen gelegen.
"Ja, ja..." Der Hauptmann winkte ab. Daraufhin verließ die Klatschianerin den Raum.

***


Das Ganze dauerte schon viel zu lange. Sie hasste solche Verhöre. Der Verhaftete bestritt von Anfang an jegliche Verbindung zum Mord und auch zu Tussneldas Vergiftung. Und Kathiopeja hatte kaum etwas in der Hand, um ihn etwas unter Druck zu setzten. Zumindest was den Mord an Tobi anging.
"Warum war die Erdnussbutter vergiftet?"
"Weiß ich nicht", war die lapidare Antwort.
"Wusstest du, dass sie vergiftet war?"
"Nein. Woher denn?", der blonde junge Mann lächelte sie an.
"Hm. Warum wolltest du es dann loswerden?"
"Warum macht ihr wegen diesen Kleinigkeiten eigentlich so ein Aufsehen?", fragte Klaus gelangweilt. Er hatte grüne Augen und sah die Gefreite damit überheblich an. Seine ganze Haltung sagte 'Ich war's, aber du kannst es mir nicht nachweisen'.
"Kleinigkeiten?", fragte Kathi entsetzt. "Wir haben da Mord und versuchten Mord an einer Wächterin!"
"Hm. Und wie sollte eine Wächterkarikatur wie du mir das nachweisen? Das könntest du doch nicht mal, wenn ich's wirklich gewesen wäre." Das RUM-Mitglied sah an sich herunter. Sie sah wirklich nicht sonderlich fähig aus. Allerdings nur, weil sie die Nacht in ihrer Uniform verbracht hatte und dazu vermutlich noch wie eine wandelnde Leiche aussah.
"Und jetzt beleidigst du auch noch eine Wächterin", sie stoppte, "Hör zu, den Mordversuch an der Gefreiten können wir dir sowieso nachweisen." Klaus zuckte mit den Schultern.
"Du bleibst vorerst hier, als dringender Tatverdächtiger in beiden Fällen." Er schien ungehalten zu werden.
"Das kannst du nicht machen! Du hast immerhin Dirks Gerät mit seinen Fingerabdrücken am Tatort gefunden. Von mir war da doch gar keine Spur! Und welche Verbindung hab ich schon zu der seltsamen Püschologin, außer, dass ich sie zufällig bedient habe?", wehrte er sich mit scharfem Ton. Nun grinste Kathiopeja. Der Rest war nur noch Formsache.
"Damit hast du dich wohl selber überführt." Kolumbini hinter ihr nickte.
"WAS?", Klaus schien die Kontrolle endgültig zu verlieren
"Ich habe dir weder erzählt, dass wir Dirks Fingerabdrücke am Tatort gefunden haben, noch, dass Tussi Püschologin ist." Klaus Dorfnix lachte.
"HA! Damit kriegt ihr mich nie! Um mich zu überführen, müsstet ihr erst mal die Tatwaffe finden. Das schafft ihr nicht, die ist zu gut versteckt." Kathiopeja deutete auf einen kleinen Dämon, auf den vorher niemand geachtet hatte. Er wiederholte die letzten Sätze.
"Ich denke, das ist ein Geständnis."

***


Schon am selben Abend war Tussnelda von Grantick wieder auf den Beinen. Und obwohl sie erst mal noch vom Dienst befreit war, saß sie mit Kathiopeja gemeinsam im Aufenthaltsraum.
"Weißt du?", fragte die Ermittlerin. "Die Eltern bekamen von mir als erstes bescheid. Und sie haben mir doch tatsächlich eine Nachricht geschickt.", sie wedelte mit einem Zettel.
"Und?", wollte die Püschologin wissen. "Was steht drin?"
"Na, dass sie sich sehr dafür bedanken, dass ich mich des Falles angenommen habe, er gelöst wurde und so. Und, dass ihr Sohn so wohl wenigstens seinen Seelenfrieden findet. Alles etwas religiös, wenn du mich fragst.", sie seufzte, "Manchmal verdränge ich richtig, dass wir es mit dem Tod zu tun haben." Tussnelda sah ihre Kollegin überrascht an und klopfte ihr dann tröstend auf die Schulter.
"Werd mal nicht so melancholisch. Immerhin bin ich es, die fast umgebracht wurde." Der Gedanke gefiel ihr nicht sonderlich. Doch sie unterdrückte den Schauer, der ihr über den Rücken lief.
"Und nun verrate mir, wie man auf die Idee kommt, Erdnussbutter zu vergiften. Er hätte sonst wen damit erwischen können. Ich meine, das ist sicher besser, als gute Lakritze zu verschwenden. Aber trotzdem-"
"Vielleicht war es ja sogar deine widerliche Lakritze, die dich vergiftet hat.", lachte Kathiopeja, die unschönen Gedanken ebenfalls verdrängend. Ihre Kollegin blickte beleidigt drein und schubste die Ermittlerin vom Stuhl.
"Ziege", Tussnelda streckte ihr die Zunge raus, stand auf und ging.
"Warte doch mal!" Schnell folgte sie der Püschologin. Tussneldas Genesung musste ja noch gefeiert werden.
[1] Ein beeindruckendes Phänomen, das sich überall im Multiversum findet. Vorwiegend Männer besitzen die Fähigkeit nicht nur fest davon überzeugt zu sein, nicht zu schnarchen, sondern auch davon, dass sie nicht einmal schlafen.

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Daemon Llanddcairfyn

01.11.2005 18:27

Hi.

Vollkommen unverständlich, wie eine Geschichte mit Handlung, Krimianteil, und Abteilung in der Konkurrenz so tief rutschen konnte. Ich habe nicht nur höher bewertet, sondern die Geschichte auch wesentlich höher in der Pokalwertung gesehen.

Daemon

Von Kathiopeja

01.11.2005 18:32

du redest schon von [i:d516e177fa]meiner[/i:d516e177fa] geschichte, oder??? :mata:

Von Ophelia Ziegenberger

01.11.2005 20:42

Lob: Was mir an deiner Geschichte gefiel, das war die vermittelte Zerrissenheit. Einerseits sollte die Hauptfigur ermitteln, andererseits durfte ihr aufgrund der Umstände kein Vertrauen entgegen gebracht werden. Einerseits war sie innerlich betroffen, andererseits hielt sie immer wieder an sich, wenn emotionale Reaktionen in ihr hoch kochten.

Kritik: Der Mord an sich wurde aus meiner Sicht nicht aufgeklärt. Es war kein Motiv ersichtlich. Die scheinbar vorausgesetzte Tatwaffe wurde nicht einmal als solche identifiziert, sondern lediglich als solche angenommen. Davon abgesehen kann ich mir keinen noch so unglücklichen Unfall vorstellen, in dessen Verlauf ein Eipick zum Töten eines Menschen ausreichen würde. Die Vergiftung der Kollegin stellte einen nicht nachvollziehbaren zusätzlichen Handlungsstrang dar, da Motiv und eine entsprechende Gelegenheit im Grunde fehlten. Der Gnom schien lediglich als verbindendes Element eingesetzt worden zu sein. Selbst die Verdächtigung Kathiopejas entbehrte einer echten Grundlage. Alles in Allem hatte ich am Ende das unsichere Gefühl, eine Menge übersehen zu haben? Aber auch nach nochmaligem Lesen fand ich dieses Etwas nicht.

Von Kathiopeja

01.11.2005 20:59

ja, ich denke, ich hab nich alles so klar gemacht, wie ich es gemeint habe ^^ ich stimme vollkommen mit dir überein, das sollte ich beim nächsten mal wieder besser machen.
allerdings wollte ich nich weiter in der single rumkritzeln, weil sie dann noch verwirrender geworden wäre. :wink:

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