Pantheon

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von Obergefreiter Drogan Eisenschädel (SEALS)
Online seit 01. 12. 2004
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Die Stadt verändert sich. Täglich. Bloß stellt sich manchmal die Frage, ob die Bürger damit auch einverstanden sind.

Dafür vergebene Note: 11

Mit einem lauten Poltern fiel ein in Decken eingerolltes Bündel aus dem Bett. Zwergische Flüche begleiteten die zappelnden Stoffe am Boden. Als sich Drogan nach ein paar Sekunden endlich aus den Decken befreit hatte, richtete er sich mühsam auf. Er schlief jetzt schon seit Wochen sehr unruhig und jedes Mal wenn er wach wurde, fühlte er sich als hätte er was Schlechtes gegessen.
Er ging zum Fenster und spähte raus. Es würde nicht mehr lange dauern bis es dämmerte also zog er sich an und ging zur Wache. Mal sehen was heute auf dem Dienstplan stand.

***


Zwei Männer gingen durch die Esoterische Straße. Sie waren auf dem Weg nach hause. Beide waren nicht gerade Unbekannte in dieser Stadt.
Ehrliche Bürger begegneten ihnen nur sehr ungern, denn das würde sie mit Sicherheit das Hab und Gut kosten welches sie bei sich trugen. Die Männer fachsimpelten über eine Geschäftsaktivität von letzter Nacht, als plötzlich einer der beiden mitten auf der Straße stehen blieb, "Sag mal, das Gebäude da," er zeigte mit dem Finger zu einem Haus was eindeutig anders aussah als die anderen. "das war doch gestern noch nicht da."
Sein Kumpel legte eine Hand auf seine Schulter, "Ist doch egal, sieht aus wie ein Tempel. Ist sicher mal wieder ein neuer Gott aufgetaucht. Wäre ja nix neues."
Er zog seinen Freund mit sich, als er sich wieder in Bewegung setzte. Die Nacht war lang gewesen und er wollte endlich ins Bett.

***


Drogan sollte heute mit Silicic durch die Straßen patrouillieren. Das versprach ein ganz normaler Standart Tag bei den SEALS zu werden. Der Zwerg hatte sich mittlerweile auch an seinen Troll Kollegen Silicic gewöhnt oder besser gesagt, er verspürte nicht mehr den Drang ihm mit seiner Axt die Unterschenkel vom Rest des Körpers zu trennen. Das war schon ein sehr guter Fortschritt für einen Zwerg bei dem der natürliche Hass gegen Trolle sein ganzes bisheriges Leben lang von seiner Familie geschürt worden war.
Er rückte sich das Kettenhemd zurecht und steckte noch einen Block und einen Stift ein.
"Sil, können wir los?"
Der Troll stand ziemlich unentschlossen hinter seinem Schreibtisch in ihrem gemeinschaftlichen Büro. "Ich bin soweit", sagte er schließlich nach kurzem Zögern.
Als sie aus ihrem Büro gingen, lief ihnen Stabsspieß Atera über den Weg.
"Hi Jungs", grüßte sie die beiden und blieb vor ihnen stehen, "gut, dass ich euch noch treffe. Habt ihr euren Streit beigelegt?"
Silicic und Drogan schauten sich verschwörerisch an, "Ja, Schäffin, wir verstehen uns prima." Drogan lächelte breit bei seinen Worten. Auch Silicic grinste übertrieben freundlich seine Schäffin an.
"Gut, das höre ich gerne", erwiderte sie, fügte aber in Gedanken hinzu, "wer's glaubt. Aber immerhin haltet ihr schon zusammen. Der Rest wird sicher auch noch kommen."
Atera überlegte kurz, "Ihr patrouilliert heute rund um den Platz der Gebrochenen Monde. Da werdet ihr sicher nicht so viel zu tun haben. Bringt mir doch bitte ein paar frische Regenwürmer für Sir Henry mit. Am Hier-gibt's-alles-Platz werdet ihr sicher welche bekommen." Atera drückte dem Zwerg noch einen Dollar in die Hand und entließ sie dann zu ihrem Dienst.
Silicic und Drogan traten aus der Wache auf den Pseudopolisplatz. Die Sonne war kurz davor ihren höchsten Stand zu erreichen, als sie über die Messing Brücke zu ihrer Streife aufbrachen.

***


Eine Gestalt komplett in eine braune Kutte gehüllt trat vor das Gebäude, das gestern noch nicht in der Straße gestanden hatte. Die Person hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Lediglich ein leises Wimmern hörte man von ihr. Ein Passant stieß fast mit der Gestalt zusammen, als diese einfach ohne auf die Straße zu achten zur gegenüberliegenden Seite ging. Sie nahm einen Bindfaden aus den Tiefen ihres Gewandes, knotete es an den Türknauf des Hauses vor dem sie stand, fummelte mit dem anderen Ende in der Schwärze der Kapuze herum, wo wohl das Gesicht zu finden war, und setzte sich dann neben die Tür auf einen Hocker. Der Faden lief von der Tür in die Kapuze. Seltsame Geräusche gingen von der Gestalt aus. Ein Schlürfen und Schluchzen war zu hören, ansonsten blieb sie regungslos sitzen. Als würde sie auf etwas warten.

***


Drogan und Silicic schlenderten über den Markt auf dem Hier-gibt's-alles-Platz. Der Zwerg hatte überall nach Regenwümern gesucht, aber anscheinend schien Atera nicht als einzige einen Frosch als Haustier zu besitzen. An einem speziellen Stand für Tiernahrung hatte ihn der Händler dazu überreden können stattdessen ein paar Rattenaugen zu kaufen. Raben würden ein Rattenauge schließlich auch nicht verachten. Da Zwerge eine Vorliebe für Ratten haben und Drogan keine Ahnung von Fröschen, kaufte er einen Beutel voll.
So patrouillierten sie gemütlich über den Platz.
"Glaubst du das? Jede Nacht habe ich denselben Alptraum. Ich schlafe nicht mehr richtig. Das ist echt ein Horror. Vor allem wüsste ich gerne warum ich ständig davon träume."
"Vielleicht hast du in letzter Zeit zu wenig Bier getrunken und dein Pegel ist deswegen auf einem zu niedrigen Wert. Du bist schließlich ein Zwerg. Ein Zwerg ohne Bierpegel ist so ähnlich wie ein Troll ohne Steine." Silicic schaute ihn dabei besorgt an.
"Ja, das kann schon sein, aber warum träume ich dann davon, dass ich genüsslich einen tiefen Schluck von einem schönen Krug Bier nehme und mich dann fast übergeben muss weil es honiglich schmeckt? Verstehst du? Honiglich! Alleine bei dem Gedanken an den Geschmack schüttelt es mich. Ein gutes Bier muss schön malzig und herb schmecken. Richtig gutes Bier können eh nur Zwerge brauen und glaub mir, das ist mit Garantie nicht mit Honig verpanscht. Der verantwortliche Zwerg würde sofort im nächsten See ertränkt werden."
Der Zwerg erbebte am ganzen Körper bei dem Gedanken. "Ich werde wohl heute Abend in den Eimer gehen müssen, um der Sache auf den Grund zu gehen."
Als sie weiter schlenderten und an die Kreuzung Straße der geringen Götter und Esoterische Straße kamen, schubste Silicic Drogan plötzlich auf die Seite und rief "Achtung!"
Ein Karren schoss ganz knapp an Drogan vorbei direkt auf eine Häuserecke zu. Die Zugtiere, zwei Ochsen, schafften es noch der Steinwand auszuweichen, aber der Wagen krachte mit einem lauten Getöse seitlich dagegen und zerbarst in viele Stücke. Die Zugtiere rannten einfach weiter, einen kleinen Teil des Kutschbockes immer noch hinter sich her schleifend.
Die Ladung hatte aus kleinen Päckchen bestanden, die jetzt überall herum lag. Einige Bürger hatten, in ihrer für sie typischen hilfsbereiten Art und Weise, bereits eifrig damit begonnen diese aufzusammeln. Allerdings verschwanden die Päkchen in ihren Gewändern. Wenn es schon was umsonst gab, musste man schließlich zugreifen. Ein Fahrer war nirgends zu sehen. Anscheinend hatte sich der Karren selbstständig gemacht.
Drogan rappelte sich auf und gab Silicic einen Hinweis, dass er die Ware sichern sollte. Dann hielt er seine Dienstmarke in die Luft, "So Herrschaften, Stadtwache Ankh-Morpork. Lasst bitte die verstreute Ladung wo sie ist, sonst macht ihr euch des Diebstahls strafbar. Tretet von der Kreuzung zurück damit wir arbeiten können. Wir haben hier alles unter Kontrolle."
Einige Bürger stopften sich schnell noch ein Päckchen in die Tasche bevor sie der Aufforderung nachkamen. Der Zwerg nahm eines der Päckchen in die Hand und betrachtete es, Der Brutzler, Schlachterei Camper Camperson stand drauf. Es waren Straßenkinder, die sich ein paar Brutzler aneigneten, erkannte Drogan, für sie kam das einem Festessen gleich. Der Obergefreite tat so als hätte er es nicht bemerkt und ging zum zerstörten Wagen. Silicic zerstreute in der Zwischenzeit die Schaulustigen und schuf eine Gasse, damit der Verkehr ungehindert weitergehen konnte.
Drogan fand die Wagennummer, die er sofort notierte. Dann skizzierte er noch grob den Unfall und notierte sich Dinge wie Wagenmodell, Zugtiere, Ladung und natürlich den Unfallhergang.
"Ich glaub, da kommt der Besitzer", sagte Silicic und zeigte die Straße runter in der die beiden Ochsen verschwunden waren.
Ein kleiner dicker Mann kam die Straße hoch. Er hatte eine Latzhose an und sein leerer Blick zeugte davon, dass er nicht gerade mit übermäßiger Intelligenz gesegnet war. Hinter sich her führte er die beiden Ochsen, die den Karren gezogen hatten. Sie wirkten wesentlich ruhiger als vor noch ein paar Minuten. Der Mann kam direkt auf Drogan zu.
"Danke, dass du die Ware gesichert hast, Herr", lispelte er. Der Zwerg schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an und streckte ihm die breite Brust entgegen auf der er mittlerweile wieder seine Dienstmarke befestigt hatte. "Ist das also dein Karren und deine Ochsen, ja? Name und Papiere bitte." Der Mann schaute ihn fragend und verwundert an.
"Na, deine Lizenz als Wagenlenker, die Wagenzulassung und die Frachtpapiere, Mann!", schleuderte Drogan ihm genervt entgegen.
Zögerlich fing der Mann an seine Taschen abzuklopfen. Er schien es immerhin begriffen zu haben. Nach ein paar Sekunden des Suchens hielt er dem Wächter einen ziemlich mitgenommenen Zettel hin. "Ich habe nur meine Lizenz dabei, den Rest hat Meister Tion."
Drogan nahm seufzend das Stück Papier entgegen, "Und wo ist dieser Meister Tion zu finden? Herr..." er faltete, bemüht nicht auf die klebrigen Stellen zu greifen, die Lizenz auseinander. "Herr Peter! Herr Peter? Mehr nicht?" Er schaute den Mann verdutzt an.
"Nein, für einen Nachnamen waren meine Eltern zu arm, Herr. Der Meister ist gerade ein paar Schritt die Straße rauf, Herr. Dort ist sein Laden, wo wir dabei waren die Brutzler aufzuladen, Herr."
Drogan gab die Lizenz an Herrn Peter zurück und klopfte ihn aufmunternd an der Hüfte. "Deine Lizenz ist in Ordnung, auch wenn du die Prüfung mehr als viermal gemacht hast. Bring mich zu deinem Meister, damit ich den Unfall aufnehmen kann." Er gab noch eben Silicic Bescheid, dass er weiter die Stellung beim Tatort halten sollte und ging dann gefolgt vom Wagenlenker in die angegebene Richtung.

***


"Bitte was?", fragte Stabsspieß Atera aufgebracht den vor ihrem Schreibtisch stehenden Wächter. Sie hatte ihre Hände dabei auf den Schreibtisch gestemmt, was aussah, als wolle sie gleich auf diesen drauf steigen.
"Nun ja", druckste der Gefreite Johan Schaaf, "die haben einfach alle zu. Ich weiß nicht warum. Es ist nur ein Schild an der Tür des Tempels vom Blinden IO auf dem steht 'Wegen Umzug geschlossen. In Kürze in der Esoterischen Straße wieder für euch da.'"
Atera ging um den Schreibtisch rum und tätschelte kurz Sir Henry, der das Ganze ausdruckslos wie ein Frosch hinnahm. "Aber davon müssten wir doch wissen und warum haben die anderen Tempel auch geschlossen? Helfen die alle beim Umzug? Normalerweise sind die Tempel durchgehend für die Bürger zugänglich."
Johan Schaaf trat unruhig von einem Bein aufs andere. Er hatte eigentlich nur seinen Bericht von seiner Patrouille abgeben wollen. Dass dabei vielleicht noch mehr Arbeit draus werden würde, war nicht beabsichtigt gewesen. Atera schien seine Gedanken gelesen zu haben, "Du kannst Dienstschluss machen, Johan. Wir können momentan nicht mehr machen als abwarten. Ich werde wohl noch mal Lance-Korporal Dennis hin schicken, um noch ein genaueres Bild über die Situation zu bekommen, aber solange sich niemand beschwert oder sonst etwas Straffälliges vorliegt können wir nur beobachten."
Erleichtert rutschten die Schultern von Gefreiter Schaaf runter. Er salutierte kurz und verließ das Büro. Atera setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und machte sich einige Notizen.

***


Der Mann war rechteckig. Sein Körper genau so wie sein Kopf. Die Glatze sah aus als würde er sie täglich polieren. Im Ganzen könnte man ihn optisch mit seiner Ware vergleichen. Jedenfalls im verpackten Zustand.
"Und wo ist meine Ladung jetzt? Das Zeug kostet mich ein Vermögen, wenn ich es nicht ausliefer."
Drogan schaute sich die Papiere von Meister Tion an, "Keine Angst, mein Kollege sichert die Unfallstelle ab."
"Das will ich hoffen, es könnte sonst das Ende von meinem Lieferservice bedeuten, wenn meine Kunden ihre Ware nicht bekommen. Und das ist nur deine Schuld, Peter." Tion gab seinem Schützling einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Aber, Meister, ich bin doch nur ausgerutscht, das war doch keine Absicht."
"Absicht oder nicht, das ist mir ganz egal. Du bist Schuld, dass einer meiner Karren bloß noch ein Haufen Brennholz ist. Ganz zu schweigen von der Ladung."
Herr Peter schaute betroffen zu Boden und steckte seine Hände bis zum Anschlag in seine Hosentaschen. "Ja Meister, Entschuldigung", sagte er kleinlaut.
"Dass ich dir das vom Lohn abziehe, brauche ich dir ja sicher nicht zu sagen." Er wendete sich wieder dem Wächter zu, "Bist du fertig?"
Drogan reichte ihm seine Papiere, "Ja, soweit ist alles in Ordnung. Scheint sich wirklich nur um einen ganz normalen Unfall zu handeln. Komm mit, der Wagen muss noch weggeräumt werden und diese Brutzler natürlich auch. Warum steht auf den Packungen eigentlich Schlachterei Camper Camperson, das bist doch nicht du?!"
Meister Spedi Tion drehte sich zu seinem Haus um und ließ einen lauten Pfiff los. Fast augenblicklich traten drei junge Burschen auf die Straße und kamen zu ihnen rüber. "Meine Gehilfen machen das. Und du, Peter, selbstredend auch." Dabei schaute er Herrn Peter streng an, erinnerte sich dann aber wieder an die Frage des Wächters, " Camper Camperson ist die Schlachterei, wo ich die Dinger her bekomme. Ich verscheuer die an Händler im Ausland. Die scheinen ja alles zu fressen."
Drogan schaute den Mann verwundert an, "Wie meinst du das denn?"
"Ess mal eine Brutzler dann weißt du was ich meine."
"Und damit lässt sich’s leben?"
"Natürlich nicht. Ich beliefere auch alle Tempel mit Utensilien. Opferschalen, Artefakten und son Schnickschnack. Die Zahlen gut für den Plunder."

***


Vor dem Tempel des Blinden Io hatte sich eine kleine Menschenmenge gebildet. Ein Mob war es noch nicht, aber Lance-Korporal Dennis Schmied befürchtete, dass es nicht mehr lange dauern würde bis die Bürger anfingen mit Heugabeln zu schwenken. Immer wieder versuchte ein Bürger in den Tempel zu gelangen. Wenn dieser dann jedoch feststellte, dass es nicht ging, gesellte er sich zu der kleinen Gruppe, die so stetig anschwoll. Langsam aber bestimmt wuchs so ein Mob zusammen, der anfing sich zu einem Wütenden zu entwickeln. Einige schwenkten schon wild mit ihren Fackeln und vereinzelt ertönten Parolen.
"Geh zur Schäffin und sag ihr was hier los ist, Tibor. Ich bleibe so lange hier und beobachte weiter."
Gefreiter Khäinen salutierte kurz, obwohl Dennis ihn nicht mal ansah und lief dann zur Wache zurück. Dennis hatte mittlerweile etwas Neues, Interessantes entdeckt. Eine in einer braunen Kutte gekleidete Gestalt ging auf die Menge zu. Der Lance-Korporal konnte kein Gesicht erkennen, da die Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, aber er wusste, dass gleich etwas passieren würde.

***


Silicic und Drogan schlenderten wieder durch die Straßen, nachdem die Unfallstelle geräumt war. Sie hatten sich der Esoterischen Straße zugewandt, die sie jetzt hoch gingen. Etwa auf der Hälfte der Straße saß eine seltsame Gestalt am linken Straßenrand. Aus der braunen Kapuze, die sie trug, ragte ein Faden der an einem Türknauf neben ihr angebunden war.
"He, Du, wer bist du und was machst du hier?", fragte ihn Drogan und zeigte ihm dabei seine Dienstmarke. Die Kutte reagierte nicht. Nur ein leises Wimmern ging von ihm aus.
"Du solltest besser mit uns reden, Bürger, wir sind von der Stadtwache", sagte Silicic und baute sich neben der Gestalt auf.
Eine Schmerzerfüllte Stimme erklang unter der Kapuze, "If kann nif."
"Wie, du kannst nicht?"
"If kann nif gut fprefen. Tut mir doch den Gefallen und öffnet einfach die Tür neben mir, dann erledigt fif daf Problem."
Silicic und Drogan schauten sich fragend an.
"Aber bitte fnell und mit einem Ruck", jammerte die Kapuze.
Drogan nickte Silicic zu. Dieser nahm den Türknauf in die Hand und riss die Tür auf. Die Tür schwenkte nach außen auf.
Einige Sekunden lang herrschte absolute Stille.
"Ferdammter mift", fluchte die Gestalt, "fie geht nach aufen auf."
Der Troll und der Zwerg schauten sie verwundert aber abwartend an. Die Gestalt machte mehrere Male die Tür auf, als hoffte sie, dass sie beim nächsten Mal vielleicht doch anders aufging.
"Nun, wir warten auf eine Antwort", sprach Drogan die ohne Zweifel männliche Kutte an. Der Mann ließ von der Tür ab, seufzte und setzte sich wieder auf den Schemel. "If ferfuche jetft fon feit zwei Tagen diefen ferfluchten Backenfahn lof fu werden. Der tut fo weh, daff ich ef einfach nif mehr aufhalte."
"Du hast Zahnschmerzen? Das ist alles?"
"Allef? Waf heift hier allef? Euch wünf ich mal folche Fmerfen." Erbost über solche Ignoranz zog der Mann seine Kapuze zurück. Ein sehr kahler Kopf kam zum Vorschein. Sein Gesicht wirkte eingefallen und krank, was durch seine hohen Wangenknochen noch betont wurde.
"Wer bist du und was machst du hier? Nur Priester haben normalerweise solche Kleidung an."
"If fage nichtf mehr folange mir der Fahn weh tut." Der Kuttenträger verschränkte trotzig seine Arme um dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen.
Silicic stupste Drogan leicht an der Schulter, "Ich könnte da helfen. Es würde ja aus seinem eigenen Willen her geschehen."
Obergefreiter Eisenschädel dachte kurz nach, "Okay, pass auf. Silicic wird die Türe zur anderen Seite öffnen und somit das Problem lösen."
"Aber die Tür geht doch nur in die falfe Richtung auf", erwiderte der Mann enttäuscht.
"Das lass mal unsere Sorge sein." Drogan ging mit dem Troll ein wenig zur Seite und erklärte ihm was zu tun war. Er redete dabei so leise, dass Silicic sich zu ihm runter beugen musste, um alles zu verstehen. Zum Abschluss nickten sie sich noch mal zu und schritten zur Tat.
Mit ziemlich großen Augen nahm der Mann wahr wie der Zwerg sich auf ihn setzte und vor sich seine riesige Axt in den Boden rammte. So verkeilt, hinter ihm die Wand, vor ihm der Zwerg mit der Axt dessen Ende er sich in den Bauch drückte, ahnte der Kuttenträger was passieren würde. Er konnte sich jetzt kaum noch bewegen und eingekeilt zwischen Axt, Zwerg und Wand sah er zu wie der Troll zur Tür ging und zu ihnen rüber schaute.
"Bereit?"
"Ja, bereit! Auf 3."
Die beiden Wächter zählten laut, der Mann nur im Stillen für sich.
"1 ... 2 ... 3!"
Mit einem Ruck drückte Silicic krachend die Tür in das Haus hinein und verschwand komplett samt Rahmen im Eingangsbereich. Zur gleichen Zeit spannten, sowohl der Zwerg als auch der Mann, ihre Körper an. Der Strick schnellte vom Boden hoch und war für kurze Zeit als Wäscheleine benutzbar. Allerdings wäre wohl niemand im Stande gewesen so schnell die Wäsche auf, geschweige denn wieder abzuhängen, vom Trocknen wollen wir erst gar nicht reden, so kurz wie dieser Zustand anhielt. Denn kaum spannte sich die Schnur, gab auch schon an einem Ende der Widerstand nach.
Drogan rappelte sich auf und klopfte sich grob den Dreck von seiner Dienstkleidung. Neben ihm kam der Mann wieder auf die Füße und schaute sich um. Sie standen mitten auf der Straße, dort wo sie an der Wand gesessen hatten stand oder besser lag noch der Schemel. Eine tiefe Furche zog sich von dort gut zwei Meter am Boden entlang bis etwa zur Mitte der Straße. Das musste die Axt gewesen sein. Drogan hatte sie bereits wieder in den Tiefen seiner Kleidung verschwinden lassen.
"Alles okay?" Silicic schaute aus der Öffnung in der Mal eine Tür gewesen war. "Die Tür ist jetzt leider hinüber."
"Das macht nix, das Haus gehört zu unserer Einrichtung. Ich bin euch wirklich dankbar für eure Hilfe. Mein Name ist Bruder Jakob und ich bin ein Priester des neuen Tempels."
Drogan und Silicic begutachteten ihr Werk. "Seit wann laufen denn Priester so verhüllt durch die Stadt?"
"Das ist die Dienstkleidung, unsers Tempels."
Der Obergefreite reichte dem Priester lächelnd den blutigen Backenzahn, "Hier, dein Zahn, wohl zuviel Zuckerrübensirup gegessen, wie?"
Mit einer missbilligenden Miene nahm Jakob den Zahn entgegen und steckte ihn ein.
"Und wo ist dieser neue Tempel? Und für welchen Gott ist er errichtet worden?"
Bruder Jakob streckte kommentarlos den Arm in Richtung der anderen Straßenseite aus. Die beiden Wächter waren sprachlos, wie konnten sie diesen Tempel bisher nicht bemerkt haben?

***


"Die Straßen am Viehmarkt sind absolut leer, Schäffin, nix los da."
"Danke, Will, du kannst Pause machen."
Hauptgefreite Passdochauf salutierte und ging aus dem Büro. Stabsspieß Atera wurde immer unruhiger. Dennis hatte Nachricht geschickt, dass sich vor dem Tempel des Blinden Io kleine Gruppen von aufgebrachten Bürgern bildeten. Das Schlimme daran war, dass es in der ganzen Stadt so ging. Alle SEALS berichteten von leeren Straßen und Gassen aber dafür von Menschentrauben an einigen Stellen. Cim Bürstenkinn und Shrappnell von Brigantine waren sogar mit Steinen in die Flucht geschlagen worden. Nur gut, dass sie es eingesehen hatten, lieber erst mal abzuwarten statt einzugreifen. Das ganze schien langsam eine ernsthafte Bedrohung zu werden. Sie musste dringend den anderen Abteilungen Bescheid geben und ihre SEALS auf das Schlimmste vorbereiten. In Gedanken ging sie alle Wächter durch, sie hatte auch die in die Wache zurück gerufen, die eigentlich keinen Dienst hatten. Somit waren alle SEALS, bis auf Dennis, der die Lage am Io Tempel im Auge behielt, hier.
Atera sprang von ihrem Stuhl auf, so dass dieser umfiel. Mit großen Schritten ging sie durch ihr Büro und riss die Tür auf. Mit leicht belegter Stimme brüllte sie quer durch die Wache, "Obergefreiter Drogan? Gefreiter Silicic? Sofort bei mir Melden!"
"Die beiden sind noch auf Streife", erklang es in ihrem Rücken.
"Wann sollten sie zurück sein?", fragte sie ohne sich um zu drehen.
"In zwei Stunden. Sie patrouillieren die Strecke am Hier-Gibt’s-Alles-Platz. Du hast sie doch selbst dahin geschickt. Da ist es bis jetzt ruhig so viel ich weiß. Außerdem kennst du die beiden, es braucht schon etwas mehr als ein paar wütende Bürger mit Fackeln und Heugabeln um sie zu beeindrucken. Wir sollten vielleicht lieber dem Mob Hilfe schicken falls dieser auf unsere Wächter trifft."
"Ja, ich weiß, Rib, aber lustig finde ich es mittlerweile nicht mehr. Die Situation gerät langsam außer Kontrolle." Atera schloss die Türe und ging zum Korporal, der auf ihrem Schreibtisch saß. "Wie bist du eigentlich hier rein gekommen ohne dass ich es gemerkt hab?"

***


Lance-Korporal Dennis Schmied versuchte sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Er hatte gesehen was die Menge mit der vermummten Gestalt gemacht hatte, der anscheinend voller Wohlwollen auf sie zugegangen war. Es war schlagartig still geworden, als dieser in der Menge untergetaucht war. Dennis hatte nur so viel mitbekommen, dass die Leute dem Kuttenträger scheinbar zugehört hatten, denn leise hatte er eine einzelne Stimme hören können, die auch erst normal geklungen hatte, aber dann immer nervöser geworden war bis am Ende, als der Mob auch wieder in Bewegung geraten war, Dennis meinte ein Schreien gehört zu haben.
Allerdings konnte er sich auch geirrt haben, denn die Menge war jetzt noch lauter und wütender als zu Anfang. Er drückte sich in eine Nische in der Hoffnung mit der Wand eins zu werden. Der Mob zog an ihm vorbei ohne ihn zu beachten. An der Stelle wo die Menge gestanden hatte, rappelte sich eine hagere, nackte Gestalt ängstlich auf. Der Mann schaute schutzsuchend um sich, nahm ein Stück braunen Stoff vom Boden auf und floh in die gegenüberliegende Richtung. Er fluchte laut. Dennis schnappte nur Bruchstücke wie, "Schnauze Voll", "Der kann mich mal" und "Ich geh nachhause" auf.
Dennis schlich unauffällig dem Mob hinterher, sie gingen Richtung Hier-Gibt’s-Alles-Platz. Sie hatten ein Ziel, welches, das würde Lance-Korporal Schmied bald wissen.

***


Drogan stand vor Bruder Jakob und konnte vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen, "Ein Tempel für ALLE Götter? Wo ist der Sinn der Sache?"
"Nun, so haben wir weniger Arbeit und weniger Kosten. Wir brauchen nur noch ein Gebäude zu unterhalten und in jeder Ecke oder Etage wird einem anderen Gott gehuldigt. Im Übrigen ist das ein Pantheon und kein einfacher Tempel." Jakobs Brust plusterte sich dabei stolz auf. "Wir sind die ersten die so etwas wagen. Quasi die Vorreiter, die Revoluzer der neuen Ähra. Nicht nur die Geringen Götter werden hier Einzug erhalten, auch die großen wie Io oder Offler. Der Oberste Priester wird ein angesehener Mann sein in dieser Stadt." Ein Funkeln blitzte bei den Worten in seinen Augen auf. Er stand mit dem Rücken zu den beiden Wächtern, weswegen er auch nicht sehen konnte wie Silicics flache Hand vor seinem Gesicht hin und her wedelte und Drogan schielte und einen Vogel Richtung Jakob zeigte.
Alle drei wurden aber abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als eine ziemlich laute Menschenmasse die Straße hoch kam. Die beiden Wächter erkannten sofort, dass es sich nur um Ärger handeln konnte, dem man lieber erst mal aus dem Weg ging. Drogan gab Silicic ein schnelles Zeichen und sprintete zum Haus an dem die Tür fehlte. Silicic nahm Bruder Jakob, der mit weit aufgerissenen Augen wie angewurzelt der Masse entgegensah, unter den Arm und folgte dem Zwerg. Kaum hatten sie das rettende Haus erreich, war die Menschenmenge auch schon da. Sie verharrte einen Augenblick vor dem Tempel bis ein paar Bürger anfingen Steine gegen die Fassade zu werfen. Eine dunkele Stimme schrie, "STÜRMT DAS FREWELHAFTE .... ÄH .... DING?!"
Und schon befand sich der Mob auf den Weg ins Innere. Ein Priester, der wegen dem Lärm aufgeschreckt wurde und nach dem rechten sehen wollte, schob gerade seinen Kopf durch einen Spalt von der Tür. Er schaffte es nicht mehr den Kopf schnell genug wieder rein zu bekommen, er wurde einfach überrannt.
Drogan, der die ganze Zeit über von der gegenüberliegenden Seite das Geschehen beobachtete, bemerkte Lance-Korporal Schmied. Er schlich an der rechten Häuserwand die Straße hoch. Drogan winkte ihm zu ihnen zu kommen.
"Hi Dennis, was ist hier los?"
"In der ganzen Stadt sind die Bürger in Aufruhr. Die Tempel haben alle dicht gemacht, was den Menschen nicht zu gefallen scheint. Auf dem Weg hier her haben sich einige kleinere Mobs dem größeren angeschlossen bis sie hier waren." Dennis musterte Bruder Jakob eingehend bevor er weiter sprach, "anscheinend ist euer Freund hier nicht ganz unschuldig an der Situation."
"Wie kommst du darauf, Dennis?", fragte Silicic.
"Vorhin vor dem Tempel des Blinden Io habe ich schon mal so eine Kutte gesehen. Er ging direkt zum Mob. Anscheinend wollte er ihnen etwas verkünden. Scheint aber nichts Erfreuliches gewesen zu sein, da der Mob nur noch wütender wurde und hier her aufbrach. Ich verstehe das einfach nicht."
Drogan und Silicic sahen sich an, "Das kann ich dir sagen", fing der Zwerg an, "das ist kein einfacher Tempel, das ist ein Pantheon."
"Ein was?"
"Ein Pantheon, ein Tempel wo alle Götter zusammen gehuldigt werden."
"Alle? Io? Offler? SEK? Schicksal? Petulia und vielleicht sogar alle geringen Götter? Das kann doch nicht gut gehen. Wer kommt denn auf so ein Hirngespinst?
"Welche Götter alle weiß ich nicht, Dennis, und wer dahinter steckt, ich hab keine Ahnung. Jakob? Kannst du uns sagen wer diese Idee hatte?"
Der Priester wirkte immer noch wie versteinert. Er antwortete mit monotoner Stimme. Die Reaktion der Bürger hatte ihn sichtlich geschockt. "Die Idee kam vom Obersten Hirten selber, also vom Obersten Priester des Blinden Io. Das wurde uns jedenfalls gesagt. Alle Priester der anderen Tempel haben es für eine gute Idee gehalten. Naja, vielleicht nicht alle, aber der Oberste Hirte ist ja auch nicht irgendwer, weswegen die Zweifler dann doch überredet wurden sich ihm an zu schließen. Nur gut, dass die meisten Priester in der Stadt unterwegs sind, um die Änderung kund zu tun und sich nicht im Tempel aufhalten."
Da sich der Mob mittlerweile komplett ins Innere des Gebäudes verzogen hatte, traten die Wächter wieder vorsichtig auf die Straße.
"Wir sollten der Schäffin bescheid geben", sagte Dennis und schaute zu Silicic. Als dieser merkte, dass auch Drogan ihn anschaute, gab er klein bei, "jaja, schon gut, der Gefreite darf natürlich laufen."
Als der Troll nicht mehr zu sehen war, wagten sich die beiden Wächter zur Tür des Tempels vor. Dennis schob vorsichtig die Tür etwas auf und spähte hinein. Bänke lagen im Eingangsbereich zu einer Barrikade aufgetürmt. Sie war noch nicht ganz fertig, bemerkte Dennis sofort mit fachmännischem Blick.
"Äh, HALLO?!", rief er hinein.
Stille.
"HAAALLOOOO?!"
Leises Gemurmel war hinter den Bänken zu hören, "Wer ist da und was willst du?"
"Stadtwache Ankh-Morpork, wir wissen, dass ihr euch verschanzt habt und Priester bei euch habt. Ich will mit euren Anführer sprechen."
Stille.
"Äh, Hallo?!"
"Ja ja, nur die Ruhe. Wir holen ja schon unseren .... Anführer."
Wieder wurde gemurmelt.
"Den Anführer will er sprechen. Wer ist denn das?"
"Holen wir Fischer, der weiß das."
"Nein, doch nicht Fischer, holen wir Raul."
"Aber das bist doch du."
"Oh, dann bin ich der Anführer?"
"Sieht so aus."
Es dauerte einige Minuten bis sich die Personen hinter der Barrikade einig waren.
"Ja? Ich bin der Anführer, was willst du?" Der Mann versuchte ungeschickt seine Stimme anders klingen zu lassen als noch vor ein paar Minuten.
"Ich bin Lance-Korporal Schmied von der Stadtwache. Ich will wissen wer du bist und was deine Forderungen sind", gab Dennis zurück.
Erneut war das Gemurmel zu hören.
"Meinen Namen sag ich dir nicht. Nachher steckst du mich in den Knast, wenn das hier vorbei ist. Unsere Forderungen sind... was sind unsere Forderungen?"
"Ach ja, genau... Moment, bist du sicher?"
"Okay, also unsere Forderung, wir wollen mit dem Obersten Priester sprechen, der dafür verantwortlich ist. Vorher geben wir diesen Tempel nicht fei und... Moment ... ja, das wollte ich doch gerade sagen. Und außerdem verlange ich einen Hinterausgang."
Drogan hakte nach bevor Dennis reagieren konnte. "Einen Hinterausgang? Was ist das denn für eine Forderung?"
Hinter der Barrikade war wieder Getuschel zu hören.
"Ööh ja..", der Sprecher räusperte sich, "das verraten wir nicht, da es sonst keinen Nutzen mehr hätte."
"Na gut", sagte Dennis, "wir werden sehen was wir tun können."
Damit schlossen sie die Tür wieder und gingen auf die gegenüberliegende Straßenseite. Bruder Jakob wartete dort auf sie. Dennis setzte sich auf den Schemel, "Wie sollen wir denn bitte den Obersten Priester auftreiben? Es ist schwieriger bei ihm einen persönlichen Termin zu bekommen als beim Patrizier."
"Vielleicht kann ich euch helfen", warf Jakob ein, "ich weiß, wo er momentan zu finden ist."

***


Atera zwang sich ein aufmunterndes Lächeln ab, als sie vor ihrer versammelten Abteilung stand. "Also, ihr wisst, was zu tun ist. Silicic ist bereits mit ein paar FROG Kräften auf dem Weg zu diesem neuen Tempel. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass die Geiseln ernsthaft in Gefahr sind. Es ist nur ein Mob von Bürgern und keine Profis mit einer durchdachten Absicht. Andererseits könnte auch gerade das zu einem unangenehmen Zwischenfall führen, wir sollten die Situation nicht unterschätzen. Jedenfalls habe ich die Leitung dieser brisanten Situation erhalten und bevor ich nicht den Befehl dazu gebe, werden die FROGs die Füße still halten. Die verfügbaren Wächter der anderen Abteilungen sind an wichtigen Punkten in der Stadt positioniert, haben aber strickten Befehl sich nähernde Mobs nicht feindselig gegenüber zu stellen. Die Rekruten in der Kröselstraße haben Befehl erhalten sich nicht auf den Straßen zu zeigen. Für solch eine Situation sind sie einfach noch zu unerfahren. Sobald ich genaueres über die Vorfälle weiß, werde ich es euch mitteilen und entsprechend handeln. Ich hoffe bloß, dass Dennis und Drogan mittlerweile mehr wissen und die Aussicht besteht das ganze friedlich zu lösen. Also dann Wächter, an die Arbeit!"

***


"Hier ist es, wir sind gleich da." Bruder Jakob winkte den beiden Wächtern zu. Sie standen hinter dem geschlossenen Tempel des Blinden Io. Jakob stand an der Rückwand, die er mit seinen Fingern vorsichtig abtastete. Als er mit seinem Zeigefinger durch eine Fuge fuhr, erklang ein mechanisches Geräusch von ein paar aneinander reibenden Zahnrädern und direkt neben Jakob schwenkte ein türgroßes Stück Mauer nach innen weg und gab einen dunklen Durchgang frei. "Geht durch den Gang und dann die erste Tür links. Da kommt ihr zum Büro des Obersten Priesters."
"Was soll das heißen? Kommst du nicht mit?", fragte ihn Drogan etwas erstaunt.
"Nein, ich äh, muss meine Brüder finden und sie warnen. Nicht, dass sie von den Bürgern der Stadt gelyncht werden."
"Das ist eine gute Idee", erwiderte Drogan, obwohl er den Eindruck hatte, dass der Priester eher um seine eigene Sicherheit bangte. Jakob nickte den Wächtern noch mal zu und verschwand dann in der Dunkelheit.
"Ich werde auch nicht mitkommen", sagte Dennis, "ich halte hier Wache, damit wir keine Überraschung erleben."
"In Ordnung, kann ja nicht lange dauern." Drogan ging langsam in den Gang hinein. Als ihn die Dunkelheit komplett umgab, blieb er kurz stehen, damit sich seine Augen daran gewöhnen konnten. Das war einer der Vorteile ein Zwerg zu sein, man brauchte nicht unbedingt eine Fackel, um sich im dunklen zurecht zu finden. Immerhin waren sie dunkle Stollen gewohnt. Was aber nicht bedeuten soll, dass sie in so einer Situation 'Nein' sagen würden, wenn ihm jemand eine Fackel anbieten würde.
Drogan ging den Gang entlang bis er die besagte Tür erreichte. So leise wie möglich presste er sein Ohr an die Tür und lauschte aufmerksam. Als er nichts hörte, umfasste er den Knauf und öffnete langsam die Tür. Was der Zwerg in dem Büro vorfand, hatte er nicht erwartet. Jedenfalls nicht bei einem Büro das dem Obersten Priester gehören sollte. Es sah aus, als wäre ein Wirbelsturm durchs Zimmer gefegt. Überall lagen Sachen auf dem Boden verstreut. Drogan bemerkte, das extrem viele mit Papier eingepackte kleine Päckchen rum lagen, die ihm bekannt vorkamen. Er nahm eines in die Hand und betrachtete es genauer unter einer Kerze, die auf dem Schreibtisch stand und fast heruntergebrannt war.
Eine Aufschrift, wo drauf stand, Der Brutzler, Schlachterei Camper Camperson zierte das Päckchen. Drogan roch an der Packung und vernahm einen fleischigen Geruch. Als hätte er sich die Finger dran verbrannt, ließ er das Päckchen fallen und schüttelte sich. Irgendwie erinnerte ihn das an eine unangenehme Begegnung, als er gerade ein paar Stunden in der Stadt gewesen war. Ein gewisser Herr Schnapper und seine Würstchen hatten dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Allerdings hatte er mit diesen Original Brutzlern vor kurzem schon einmal eine Begegnung gehabt, die ihm auch eigentlich gereicht hatte. Den Gedanken verdrängend schaute er sich im Raum weiter um. Plötzlich hörte Drogan ein leises Schaben und als er sich dem Geräusch näherte, entdeckte er eine weitere Tür, die ihm in dem ganzen Durcheinander bis jetzt entgangen war. Angespannt drehte er den Türknauf. In dem Moment als die Tür dadurch entriegelt wurde, schwang ihm diese auch sofort entgegen und mit ihr stürzte eine große dicke Gestalt auf den Zwerg und begrub ihn unter sich.
"Zum Donnerwetter was...", fluchte Drogan, der sich mit Mühe von dem gewaltigen Körper befreite. Als er sich aufgerappelt hatte, schaute er sich die Gestalt an, die da vor ihm auf dem Boden saß. Der Mann hatte einen sehr großen, runden Oberkörper. Die kurzen Beinchen machten nicht den Eindruck den Körper überhaupt tragen zu können. Der wild hin und her zuckende Kopf bestand fast nur aus einem grauen Vollbart. Seine eisblauen Augen funkelten ihn erbost an und ein "Hmmmhmmhmmmmmmm!!!" kam unter dem Knebel hervor, den er um den Mund trug. Da der Mann sich durch seine Fesseln nicht selber befreien konnte, machte das Drogan für ihn.
"Pffffh, pfffffh, los, binde mich los, pfffffh. Bei Io, wenn ich diesen Halunken erwische, kann mich nicht mal Io selber zurück halten ihn auseinander zu nehmen, pfffffffh. Und wer bis du überhaupt, pffffh?"
"Obergefreiter Eisenschädel, Stadtwache. Ich nehme an, dass du der Oberste Priester bist!?"
"Ja, ja das bin ich, pfffffh. Hughnon Ridcully, Oberster Priester des Blinden Io, pfffffh. Wo ist dieser kleine dreckige...., pfffffh?"
"Von wem redest du? Von dem der dich so verschnürt hat?" Drogan stellte einen Stuhl wieder gerade hin und half Ridcully darauf Platz zu nehmen.
"Ja, dieser kleine Mistkerl. Hielt mich hier gefangen und gab sich als meine Rechte Hand aus. Ließ mich einen Haufen unsinniges Zeug unterschreiben und das einzige was er mir zu essen gab waren diese ekelhaften Brutzler. Dagegen schmecken die Würstchen von Schnapper wie ein Festschmaus, das kannst du mir glauben. Wir müssen ihn aufhalten, wer weiß was sonst passiert."
"Wie konnte er dich überwältigen und was ist der Sinn des Ganzen? Ich verstehe das nicht." Drogan schaute Ridcully verwirrt an.
"Eines Abends, als ich in mein Büro ging, schlug er mich von hinten nieder. Er muss schon hier auf mich gewartet haben. Ich wurde gefesselt und gefangen gehalten. Er sprach immer davon wie angesehen man doch als Oberster Priester sein würde. Er hatte schon immer ein falsches Bild von meinem Amt. Deswegen habe ich ihn auch damals abgelehnt."
Der Zwerg schaute den Priester verdutzt an. "Abgelehnt? Das bedeutet, du kanntest ihn schon vorher?"
"Ja, hmmm, ja, seltsamer Kerl. Eigentlich tut er mir leid, wenn ich darüber nachdenke. Er war regelrecht fanatisch, als er zu uns kam und Priester werden wollte. Faselte ständig etwas davon ein angesehener und ehrbarer Bürger zu werden. Jemand zu dem die Menschen aufblicken, weil er Gutes tun wolle. Und was macht er? Er vereint alle Götter in einem Tempel. Das ist doch Dekadenz in voller Pracht! Dieser Narr. Er hat diese Lieferfirma, die uns mit allerlei Utensilien versorgt, benutzt um an mich ran zu kommen. Anders wäre er sicher nicht so weit gekommen, um mir auflauern zu können."
"Wie konnte er die anderen Priester täuschen?"
"Das war nicht schwer, da ich nicht viel Kontakt mit anderen Menschen habe, reichte es, dass ich ihm die Urkunde zur Ernennung meines Stellvertreters unterschrieben habe. Gleichzeitig hatte ich damit den amtierenden Stellvertreter degradiert. Allerdings sei hier gesagt, dass ich durch diese... Brutzler nicht mehr ganz bei Sinnen war, sonst hätte ich das nie unterschrieben."
"Nun, wenn ich wüsste, wen es aufzuhalten gilt, könnte ich...", warf Drogan ein. Der Priester verstand sofort was Drogan wollte.
"Er nennt sich Bruder Jakob und gibt sich als mein Sprachrohr aus. Sollte nicht schwer sein ihn zu finden, immerhin dürfte ihn mittlerweile jeder Priester der Stadt kennen."
Die Stille, die sich im Büro befand, hatte fast schon Substanz. Ridcully schaute den Wächter fragend an, der ihn seinerseits nur anstarrte, als hätte er einen Geist gesehen. Als Drogan seine Überraschung überwunden hatte, wurde er sofort aktiv. Wie von der Tarantel gestochen lief er aus dem Büro und zu Lance-Korporal Dennis, der draußen noch immer wartete. Auch ihm fiel fast alles aus dem Gesicht, als Drogan ihm von Bruder Jakob berichtete.
"Jetzt versteh ich auch, warum er es plötzlich so eilig hatte hier weg zu kommen. Kümmer du dich um den Obersten Hirten, Drogan, ich werde sofort die Ein- und Ausgänge der Stadt mit Wächtern besetzen, damit er nicht abhauen kann. Wir müssen diesen dreisten Kerl kriegen!" Dennis sprintete sofort los.
Drogan gesellte sich wieder zu Ridcully, "Da ist noch etwas, Oberster Priester", begann er, "es gibt da einige Bürger, die mit dir sprechen wollen."

***


Der dicke Priester stand mit erhobenen Armen vor dem Tempel. Die große Flügeltür war offen, aber im Inneren konnte man nur die aus Gebetsbänken errichtete Barrikade sehen. Atera, die mittlerweile selber an Ort und Stelle war, nachdem sie für Dennis Vorhaben Wächter abgestellt hatte, stand neben Drogan und schaute sich an was passierte.
"Und du bist wirklich der Oberste Priester?", fragte die Stimme, die sich als Anführer zu erkennen gegeben hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal die Tarnung in Form einer verstellten Stimme aufgegeben hatte.
"Ja, ist er, das ist Hughnon Ridcully, ganz sicher", erwiderte eine andere Stimme hinter der Barrikade.
"Gut, habt ihr uns auch eine Hintertür mitgebracht?"
Atera winkte Silicic zu, der sich daraufhin kurz für den Mob sichtbar auf die Straße stellte. In der Hand hatte er die Tür, die er heute schon beim Haus gegenüber aus den Angeln gerissen hatte.
"Ah, gut gut...", etwas leiser, "wie, so meintest du das nicht mit der Tür? Aber sie haben uns eine gebracht, wie vereinbart. Na gut, Moment." Wieder an die Wächter gerichtet, "Das wollten wir nicht. Wir wollten eine Hintertür in diesem Gebäude, wodurch man es verlassen kann."
Atera musste sich das Lachen verkneifen als sie antwortete, "Geht in Ordnung, sollt ihr bekommen, aber vorher hört ihr euch an, was der Oberste Priester zu sagen hat."
Der Angesprochene nahm das als Stichwort und mit einer Stimme, die jahrelanges Predigen gewohnt war, donnerte er los, "Ich bin der Oberste Priester des Blinden Io, Hughnon Ridcully. Im Namen von Io und der Vernunft bitte ich euch, meine Kinder, mit diesem Unsinn aufzuhören!"
"Wir wollen aber nicht mit Andersgläubigen in einem Tempel beten. Das ist Ketzerei!", schrie eine Frau aus dem Gebäude.
"Das ist alles ein großer Irrtum, meine Kinder. Das geschah alles ohne meinen Willen. Jakob hatte mich gefangen gehalten, um seinen Willen durchzusetzen. Er wollte euch damit etwas Gutes tun, doch leider sind seine Ansichten etwas verwirrt gewesen. Er dachte, dass er euch damit glücklich machen könnte und er dadurch in eure Gunst gerät. Er war geblendet vom Glauben. Ich verspreche euch, dass dieses abscheuliche Ding von einem Tempel zerstört wird und alle Tempel wieder geöffnet werden. Auch wenn ich vorher mit dem einen oder anderen Obersten ein ernstes Wort wechseln muss."
Es war totenstill auf der Straße, niemand wagte es auch nur zu husten.
"Unter ein paar Bedingungen", sagte der Anführer nach einigen Minuten, "erstens, dieser Jakob bekommt in allen Tempeln Hausverbot, zweitens ihr lasst uns unerkannt aus einer Hintertür entkommen und drittens, das Gebäude wird sofort abgerissen und jeder Bürger darf sich daran beteiligen."
Die SEALS Schäffin gesellte sich zu dem Obersten Priester. "In Ordnung, wir sind einverstanden. Silicic? Geh ums Haus und mach eine Hintertür."
Ein paar Stunden später war alles vorbei. Das Haus bestand nur noch aus einem Haufen Schutt, die Priester waren wieder zu ihren Tempeln gegangen und der Mob hatte sich aufgelöst. Nach und nach gingen Berichte ein, dass sich weitere Mobs, die durch die Straßen gezogen waren, auflösten und die Bürger ihre normalen Tätigkeiten wieder aufnahmen.
Allerdings fehlte noch die Sicherstellung des Übeltäters Jakob. Lance-Korporal Schmied hatte bis jetzt keinen Erfolg gehabt. Bisher war er jedenfalls nicht durch einen regulären Zugangsweg aus der Stadt geflohen.

***


"Und? Irgendwelche Hinweise, Lupos?", fragte Drogan den SUSI Spurensicherer.
"Nichts, was wir nicht schon wissen", antwortete dieser und steckte seine empfindliche Nase in eine der Würstchenpackungen, die überall herum lagen.
Drogan hatte sich extra bei SUSI Hilfe geholt, um vielleicht im Tempel etwas zu finden, was Aufschluss geben könnte wo sich Jakob versteckt hielt. Immerhin schien er hier ein paar Tage verbracht zu haben, als er den Obersten Priester festgehalten hatte.
"Diese Würstchen sind ja schlimmer als die von Schnapper. Ich frag mich wer so etwas kauft, geschweige denn isst."
Der Zwerg machte ein Gesicht, als hätte er einen Klumpen Gold gesehen. "Ich glaube, du hast mir gerade eine gute Spur gegeben, Lupos. Ich werde mal diesen Metzger aufsuchen." Der Zwerg nahm eines der Päckchen und stiefelte los.

***


Drogan fand die Metzgerei nicht weit vom Viehmarkt entfernt. Über der Tür prangte ein großes Schild auf dem Stand, Metzgerei CC und drunter etwas kleiner, seit über 100 Jahren.
Als der Obergefreite den Laden betrat, wurde ein kleiner Mechanismus in Gang gesetzt, welcher ein kleines Glöckchen im Raum zum Klingeln brachte. Kurz darauf kam ein ziemlich dicker Mann aus einem Nebenraum. Seine blutbefleckte Schürze und das Schlachterbeil in der Hand, ließ Drogan hoffen, dass er nur seiner Arbeit nachgegangen war.
"Ja? Was willst du?"
"Bist du Camper Camperson?", fragte ihn der Wächter und hielt dabei seine Dienstmarke in die Luft.
"Ja, der bin ich. Ich kann aber versichern, dass ich die Schweine legal gekauft habe."
Drogan zog eine Augenbraue hoch, "dass du die Schweine legal gekauft hast?! Warum? Stimmt etwas nicht mit ihnen?"
Camper schaute den Zwerg etwas verwirrt an bis er beschloss lieber unwissend zu sein, "Äh, ja natürlich. Es ist alles in Ordnung mit ihnen. Das war nur so ein äh, Spruch?!"
Drogan, der keine Lust hatte sich jetzt um irgendwelche Schweine zu kümmern, beließ es dabei und zeigte ihm stattdessen das Päckchen Wurst, "ist das hier von dir?"
"Kommt darauf an. Hat es jemanden getötet?"
"Äh, nein. Ich suche nur jemanden, der Unmengen dieser Würstchen gekauft hat."
Der Metzger wirkte erleichtert, "Na, dann sind es meine."
"Werden die Würstchen viel verkauft?"
"Nicht direkt, ich verkaufe sie ins Ausland. Der einzige hier in der Stadt, der diese Dinger gegessen hat, war einer meiner Angestellten. Der beaufsichtigte auch immer die Lieferungen dieser Dinger. Ich karre sie aus der Stadt, sonst werd ich sie nicht los."
Augenblicklich erschien Schnapper in Drogans Fantasie und wie dieser den Bürgern die Würstchen schmackhaft machte, "Äh, ja, und weißt du wo dieser Kerl zu finden ist?"
"Welcher Kerl?"
"Na der Brutzler Liebhaber, dein Angestellter."
"Ja sicher, allerdings ist er seit Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen. Ich war schon bei ihm, aber er machte die Tür nicht auf. Wenn du ihn antriffst, sag ihm bitte, er brauch sich bei mir nicht mehr blicken lassen, dieser Drückeberger. Er wohnt in der Rauhreifstraße 8."

***


Sie hatten das Gebäude umstellt, mittlerweile hatte die Dunkelheit Ankh-Morpork eingeholt. Silicic wartete am Hintereingang, bereit sich jedem in den Weg zu stellen, der das Gebäude verlassen wollte. Die FROG Triffinsziel Magane hatte auf dem gegenüberliegenden Dach Position bezogen und Dennis und Drogan standen an der Einganstür. Der Zwerg schob vorsichtig die Tür einen Spalt auf. Das einzige was er sah, war ein dunkler Flur von dem zwei Türen abgingen und eine Treppe, die ins noch dunklere oberste Stockwerk führte. Drogan wusste vom Hausbesitzer, dass Jakob oben wohnte, also schlich er so leise wie möglich ins Gebäude und die Treppe hoch, dicht gefolgt von Dennis.
Oben angekommen sah er zwei Türen. Er wendete sich gleich an die Tür rechts von ihm. Dennis stellte sich an die linke. Es war totenstill, als die beiden so da standen und warteten. Dennis nickte Drogan kurz zu und warf sich dann samt Tür in den Raum. Der Zwerg tat es ihm auf der anderen Seite gleich und stürmte in das Zimmer. Schnell um sich schauend suchte er nach der Zielperson, doch bis auf ein Bett, ein kleiner Tisch und zwei Stühlen war nichts zu sehen.
"Dennis?", fragte er über den Flur.
"Nix!", kam die enttäuschte Antwort vom Lance-Korporal.
"Seltsam, ist er vielleicht doch schon aus der Stadt geflohen?"
Er entdeckte auf dem kleinen Tisch ein Stückchen Papier, was von einem Päckchen Brutzler zu stammen schien. Mit krakeliger Handschrift stand darauf:
An die Stadtwache,
Es tut mir leid, was ich getan hab. Ich wusste keinen anderen Ausweg mehr, als euch den Obersten Hirten wieder zu geben und zu verschwinden.
Dieser Hass in den Augen der Bürger...


***


Gehetzt blickte sich Bruder Jackob um, als er durch die Gasse rannte. Durch Zufall hatte er gesehen wie dieser Zwergenwächter Drogan mit dem Hauseigentümer geredet hatte. Sein Glück, denn sonst säße er jetzt in der Falle. Er wollte den Bürgern nur Gutes tun und damit ihn ihre Gunst gelangen, aber er hatte in dem Moment, als er vor dem Tempel den wütenden Mob auf sich zu hatte kommen sehen, gewusst, dass es vorbei war mit seinem Traum.
Er sprintete durch die Buchtgasse, als sich vor das Ende der Gasse ein großer schwarzer Schatten schob. Erschrocken stolperte Jakob fast, als er versuchte seinen Lauf wieder in die andere Richtung zu lenken. Hinter sich blickend lief er wieder die dunkle Straße zurück und prallte gegen etwas Weiches. Er wankte, fiel auf seinen Hintern. Mit großen Augen sah er um sich. Mehrere schwarze Gestalten rückten von allen Seiten näher an ihn heran bis er komplett von ihnen eingeschlossen war. Dolche blitzten auf. Das letzte was Bruder Jakob sah, waren Heilige Symbole der unterschiedlichsten Götter. Dann umgab ihn nur noch Schwärze.

Am nächsten Tag fand man Bruder Jakob. Er trieb, entsetzlich entstellt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Ankh. Drogan erfuhr davon, als er bereits Dienstschluss hatte und mit Silicic im Eimer saß. Vor ihm stand ein großer Humpen Bier, den er misstrauisch beäugte.
"Nun, trink schon, es wird dich nicht umbringen", motivierte ihn der Troll.
Vorsichtig nahm Drogan den Krug in beide Hände und schaute über den Rand noch mal Herrn Käse an, der abwartend vor ihm stand. "Das ist extra Zwergenbier, was ich euch Zwergen serviere. Würde mir nie einfallen eurem Volk etwas anderes unterzujubeln."
Der Obergefreite nahm all seinen Mut zusammen, schloss die Augen, setzte seine Lippen an den Humpen und nahm einen tiefen Zug. Alle anwesenden Wächter (und Herr Käse) sahen ihn mucksmäuschenstill an, als er den Krug absetzte und sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr. Er schnalzte nachdenklich mit der Zunge, um den Geschmack noch etwas genauer zu analysieren. Das einzige, was die Beobachter von ihm hörten war ein in seinen Bart gemurmeltes, "Honiglich, pah, so ein Blödsinn", bevor er den Humpen erneut an seine Lippen setzte.




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Feedback:

Von Drogan Eisenschädel

01.01.2005 15:50

hmmmm,

da ich nicht verstehe (sorry laiza und goldi) warum ich eine 11 bekommen habe und frog und dog eine 12. würde ich gerne wissen warum. also kritik.

nix für ungut aber laizas fand ich gerade mal durchschnitt und goldis fand ich ehlich gesagt eher nicht gut. deswegen bin ich gerade etwas geknickt und frage mich warum ich nur eine 11 bekommen habe. meiner meinung nach ist meine geschichte besser gewesen als die von goldi und laizas.

versteht mich nicht falsch, das soll nicht abwertend gemeint sein (was laiza auch schon weis) nur möchte ich es gerne wissen. auch wenn ich überlege keine singels mehr schreiben werde (was nichts damit zu tun hat).

Von Laiza Harmonie

01.01.2005 16:32

[quote:02f3d3baf7="Drogan Eisenschädel"]hmmmm,

da ich nicht verstehe (sorry laiza und goldi) warum ich eine 11 bekommen habe und frog und dog eine 12. würde ich gerne wissen warum. also kritik.

nix für ungut aber laizas fand ich gerade mal durchschnitt und goldis fand ich ehlich gesagt eher nicht gut. deswegen bin ich gerade etwas geknickt und frage mich warum ich nur eine 11 bekommen habe. meiner meinung nach ist meine geschichte besser gewesen als die von goldi und laizas.
[/quote:02f3d3baf7]

Also, normalerweise verstehen wir uns gut. Aber ich hasse es, wenn leute so eingenommen von sich sind.
Erstens: Goldies Single war klasse, als Ausibldungssingle fand ich sie super, nur als Pokey war sie unglücklich gewählt ;-).
Zweitens: Ich kenne die Schwachpunkte meiner Single also brauchst du mich nicht mehr drauf hinweisen.
Drittens: Ich werde mir vorher die Zunge abbeißen, als jetzt Kritik auf deine Single zu geben, da sollen sich andere jetzt mit rumschlagen. Außerdem hab ich das meiste wieder vergessen.

Von Kanndra

01.01.2005 16:33

*tröstet Drogan mal*
Ich habe deine Single auch auf Platz 1 gevotet (auch wenn ich für Laizas nicht abstimmen konnte). Du hast die Wörter ganz gut eingebaut, deine Abteilung war auch ausreichend vertreten und die Story fand ich ganz witzig. Also hör nicht auf zu Schreiben, wäre schade drum...

Von Drogan Eisenschädel

01.01.2005 17:02

@Laiza: ich bin weisgott nicht von mir eingenommen da ich mit 100% sicherheit nicht die beste geschichte geschrieben habe (was ich mehrmals betont hab).
ich verstehe es nur nicht! deswegen wüsste ich gerne warum. liegt es daran das ich die geschichten anders sehe als die anderen? liegt es daran das ich fast 90% der wertung in die unterhaltung lege und nicht ob sie sinnvoll, fehlerfrei oder was weis ich ist?

ich will nur wissen warum z.b. goldis und deine geschichte eine bessere note bekommen haben als meine obwohl ich die geschichten von euch nicht so doll fand und sie höchstens auf einer 11 gesehen hab (ich geb zu goldis sogar auf einer 10 gesehen zu haben, sorry).
mich wundert nur immer das ich die bewertungen ganz anders sehe als es im endeffekt bewertet wird (egal bei welcher pokey oder singel). deswegen farge ich mich auch ob ich überhaupt noch singels schreiben soll weil ich ja anscheinend eine andere sichtweise darüber habe wie eine gute geschichte sein soll als alle anderen.

Von Daemon Llanddcairfyn

01.01.2005 18:47

Hier stand ein Beitrag von Laiza, der eine gewissen Grenze überschritten hatte. Wie schon im Thread zu Laizas single: Schlammschlachten privat oder im eigenen Thread, hier zurück zur Geschichte.

Von Daemon Llanddcairfyn

01.01.2005 18:58

Ich fand die Single ganz witzig gemacht, die Abteilung kam vor und ging ihrer Arbeit nach, ein Mönch saß auf der Straße und die Tür ging nach außen auf (Danach noch besser: Der Troll schlägt die Tür ein, anstatt einfach am Faden zu ziehen! That's the Spirit! :o), aus dem Gedächtnis kamen mindestens drei der Pokalworte in tragenden Rollen vor.
Manchmal habe ich etwas am Stil genagt, wenn ich mich recht erinnere, aber ich würde jetzt keinen Eid drauf ablegen.
Es gab allerdings einen Punkt in der Geschichte (Die ja so zwar keine hochintellektuelle Kriminalität beinhaltete, aber doch eine Ermittlung nötig machte) einfach nachgab, und das passiert oft, wenn man das tut, was du GETAN HAST (Donnergrollen): Es ist immer schwer, bekannte Persönlichkeiten der SW in die Geschichten aufzunehmen, Schnappe rund Vetinari kommen alle Nase lang vor und werden des Öfteren verdreht, aber sorry, deinen Ridcully fand ich ziemlich daneben. Das lag aber wohl auch daran, dass er jetzt nicht aufgrund eines literarischen, humoristischen Effekts dort war, sondern einfach aufgrund seines Amtes dort sein und die Story voranbringen MUSSTE.
Das Ende fand ich dann wieder in Ordnung. Nachermittlung, Flucht, Strafe, gemütliches Beisammensein und so eine Kreusausblendung auf den Bierkrug.

Also: Weitermachen, Obergefreiter.

- Daemon

Von Valdimier van Varwald

02.01.2005 00:54

[quote:e735771720="Drogan Eisenschädel"]@Laiza: ich bin weisgott nicht von mir eingenommen da ich mit 100% sicherheit nicht die beste geschichte geschrieben habe (was ich mehrmals betont hab).
ich verstehe es nur nicht! deswegen wüsste ich gerne warum. liegt es daran das ich die geschichten anders sehe als die anderen? liegt es daran das ich fast 90% der wertung in die unterhaltung lege und nicht ob sie sinnvoll, fehlerfrei oder was weis ich ist?
[/quote:e735771720]

Das liegt daran, dass es etwas gibt, das sich "Geschmacksache" nennt. ;)

Von Drogan Eisenschädel

02.01.2005 07:52

Da Ras den Thread bei SEALS zu gemacht hat werd ich es eben hier Posten. Ich möchte nicht noch einen Thread wegen dem ganzen Blödsinn eröffnen. Ich hoffe das ist O.K.

Also, jetzt wo etwas Zeit vergangen ist versuche ich zu analysieren, warum ich das tat, was ich tat. Ehrlich gesagt weis ich es nicht genau. Ich bin normalerweise keiner der so aufbrausend ist und absichtlich jemanden verletzen möchte. Es braucht eigentlich sehr viel damit ich mal die Fassung verliere, deswegen ist die einzige Erklärung, die ich habe, das es quasi nur das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich habe mich schon länger über die Art und weise geärgert, wie mit Singles umgegangen wird, was einige sicher wissen. Genau so hab ich auch nicht erst ab gestern darüber gezweifelt, warum ich überhaupt noch Singles schreibe. Ich will auch nicht großartig aufzählen was mich da alles etwas stört denn das wurde wohl schon öfters diskutiert (sagte man mir) und wird daran auch wohl nichts ändern.
Deswegen entschuldige ich mich dafür wenn ich jemanden angegriffen habe denn das war sicher nicht meine Absicht in dem Moment. Meine Konsequenz werde ich in so fern ziehen das ich mich etwas weniger um die Stadtwache kümmern werde, als ich es bis jetzt getan habe, was aber nicht bedeutet das ich inaktiv werde.
In diesem Sinne,
HF

PS: Trotz allem hoffe ich erklärt zu bekommen was ich besser machen kann. bei meiner letzten single habe ich keine einzige kritik bekommen, wie soll ich also wissen was ich falsch mache? ;) . ich danke allen die das tun.

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