Der Schatten, der die Nacht durchflattert

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von Gefreite Akkhuna Lupus (SUSI)
Online seit 01. 08. 2004
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Irgendjemand scheint die SUSI-Abteilung an der Nase herumzuführen... Leichen verschwinden aus dem Labor und werden durch einige seltsame Objekte ersetzt...

Dafür vergebene Note: 10

Ein leises Knatschen unterbrach die Stille der Nacht.
Vorsichtig wurde die Labortür geöffnet und jemand steckte behutsam seine Nase hinein. Die Blicke des Unbekannten wanderten ruckartig durch den stockfinsteren Raum. Jeder Winkel wurde untersucht. Niemand war dort. Übertrieben achtsam glitt die Person durch den Türspalt und lief auf Zehenspitzen lautlos hinein um seine Aufgabe zu erfüllen....
Genauso leise wie er gekommen war verschwand er wieder und war nichts mehr als ein Schatten in der Nacht.

**


Langsam wurde es Frühling in Ankh-Morpok. Ein Vogelkonzert weckte Akkhuna aus ihrer Traumwelt. Verschlafen rieb sie sich die Augen und genoss das helle Zwitschern der Vögel.
Sie zog sich an, aß eine Kleinigkeit und machte sich guter Stimmung auf den Weg zur Wache.
Die Sonnenstrahlen wärmten ihre Haut und heitern ihre Laune noch weiter an.
Am Wegesrand wuchsen kleine, hellgrüne Stängel aus dem Erdboden und hier und da blühten schon einige Pflanzen in zarten Farbtönen. Die Luft war angenehm warm und wirkte beruhigend auf das hektische Treiben in der Stadt.
Akkhuna Lupus pflückte einige Blümchen vom Wegesrand und steckte sie sich ins Haar.
Gutgelaunt stieß sie die Tür vom Wachhaus auf um ihre Kollegen zu begrüßen.

"Habt ihr das schon gesehen?", Isis lehnte kopfschüttelnd an der Labortür und schaute die kommenden Wächter ungläubig an.
"Was ist denn los?", wollte Larius wissen.
"Sie ist weg. Einfach weg!", seufzte die Mumie und fuhr sich Stirn runzelnd mit der Hand über den Kopf.
"Wer ist weg?", mischte sich GeN ein, der inzwischen auf Akkhunas Schulter Platz genommen hatte und mit gelangweiltem Blick Blättchen der Blume in Akkys Haar ausrupfte.
"Die Leiche. Ich hatte sie gestern noch untersucht. Nichts großartig Besonderes. Männlich, um die fünfzig Jahre, wahrscheinlich erstochen", begann Isis.
"Und? Die ist weg oder wie?", hakte Larius nach.
"Ja. Und wenn das nicht seltsam genug wäre. Anstelle der Leiche liegen zwei Paar Ringelsocken auf der Bahre. Ich versteh das einfach nicht. Ich bin mir ziemlich sicher das ich die Tür abgeschlossen habe." Die Mumie runzelte die Stirn.
"Ringelsocken?", Akkhuna hob skeptisch eine Augenbraue und wechselte ungläubige Blicke mit ihren Kollegen.
"Das will ich sehen!", Larius ging zügig ins Labor und die beiden anderen folgten ihm.
Auf der Bahre, auf der der Leichnam gelegen hatte, lagen tatsächlich Socken. Larius hob mit verzerrtem Gesicht eine Socke hoch und roch daran. "Pfui! Wie widerlich!"
Er zog eine Grimasse.
"Lass sie liegen, da könnten Fingerabdrücke dran sein", ermahnte Akkhuna.
Akky und Gnomen est Nomen machten sich an die Arbeit und fingen an die Socken, sowie die Bahre unter die Lupe zu nehmen.
Das Spurensicherer-Team untersuchte alles haargenau. Die Bahre war voller Fingerabdrücke, doch die meisten stammten von Isis oder einem der anderen Laboranten. Fremde waren nicht dabei. Akky bat die Mumie, die immer noch im Türrahmen stand, sich die Socken einmal näher anzuschauen.

**


Sein Versteck war ziemlich gut getarnt. Nein, es war nahe zu perfekt. Zumindest fand er das. Behutsam legte Will den Leichnam auf den Boden. Er hatte ihn in ein Tuch gehüllt und wie ein Paket verschnürt.
Will kratzte sich grinsend am Kinn und stellte sich schmunzelnd die Reaktionen der Wächter vor, wenn sie anstatt der Leiche Socken finden würden.
Hach, das war ein Spaß. Will S. Wissen zwang sich, nicht laut los zu prusten, er wollte doch nicht erkannt werden.
Will S. Wissen war ein kleiner, dicker Mann mit einem seltsamen, beziehungsweise gewöhnungsbedürftigen Modegeschmack. Will liebte es, Verwirrung und Unruhe zu stiften. Er war der Schrecken, der die Nacht durchflattert. Außerdem war Will sehr neugierig.
Gibt es nicht diesen Spruch "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß?"...Falsch.. bei Will müsste es heißen "Was ich nicht weiß werde ich um jeden Preis erfahren und wenn es das letzte ist was ich tue"... Nein dieser Mann ist einfach unerträglich.
Und wenn die Welt um ihn herum unterzugehen droht, dann wäre er stolz etwas dazu beigetragen zu haben.
Er überlegte, wie er die Wächter noch mehr aus ihrem Konzept bringen konnte und durchwühlte seine kleine Wunderkiste.

**


"Wer klaut Leichen und ersetzt sie durch Socken?", Akkhuna saß in der Kantine rührte lustlos in ihrer Kaffeetasse herum. Gelangweilt ließ sie Zuckerstückchen hineinfallen.
'Plop'
"Ich werde mir die Daten über die Leiche einmal durchlesen", beschloss die Werwölfin, ohne sich große Erfolge davon zu erhoffen.
'Plop'
"Aber was will der jemand damit bewirken?" Sie wusste es nicht.
'Plop'
Das Zuckerstückchen ließ eine ordentliche Menge kalten Kaffee auf den Tisch spritzen.
Akkhuna fluchte leise und wischte die Flüssigkeit mit ihrem Ärmel auf.
"Da bist du ja! Ich hab dich schon gesucht!", Isis kam zu ihr und setzte sich an den Tisch.
Akkhunas grimmiger, gelangweilter Blick verwandelte sich in ein neugieriges Lächeln.
"Hast du etwas herausgefunden?", wollte sie von der Mumie wissen.
"Ja! Die Socken wurden anscheinend regelmäßig getragen. Jedenfalls waren Spuren von Schweiß darauf zu finden. Sie gehören wahrscheinlich einem Menschen, einem Mann. Mehr konnte ich leider nicht herausfinden."
"Ach, das ist ja schon immerhin etwas", Akkhuna lächelte, schließlich konnte man nun zumindest einmal Frauen als Täter ausschließen, was das Verdächtigenfeld gut um die Hälfte verringerte.
"Danke, Isis", Akkhuna stand auf, "Ich werde mir jetzt mal die Akten des Getöteten durchlesen. Vielleicht finde ich da einen Hinweis."

Der Tote hatte Carl Carlsen geheißen. War 51 Jahre alt geworden und erstochen aufgefunden worden. Keine Familie, kaum Freunde. Keine Spur vom Täter.
Aus diesen Daten wurde die Gefreite auch nicht schlauer. Irgendwelche Spuren muss der, der die Leiche gestohlen hatte, hinterlassen haben.
Akkhuna beschloss sich das Labor noch mal in Wolfsgestalt anzuschauen.

Wie immer waren tausend Gerüche zu riechen. Akkhunas Wolfsnase wurde von Düften und Gestänken regelrecht bombardiert.
Es war schwer die ganzen Schwaden von Düften zu unterscheiden und einzuordnen.
Es roch nach Verwesung, Wächtern, nach allen möglichen Kräutern, Chemikalien und vielen Dingen, für die Akkhuna keine Namen kannte.
Akky versuchte einige Gerüche den Wächtern zu zuordnen. Es gab einen menschlichen Duft, der ihr fremd erschien. Er wirkte kühl und fremd. Zudem war er nur in kleinen Fetzten vorhanden. Die Gefreite vermutete, dass es sich hierbei um den Täter handeln müsste.
Doch es war so verflucht schwer den Geruch zu bestimmen....


Klirrend kalt war diese Nacht. Tiefschwarz hüllte der Himmel Ankh-Morpok ein und die Dunkelheit huschte in jede kleine Gasse, in jeden Winkel, jede Ecke.
Der Mond spendete nur ein spärliches Licht und ließ die Rundwelt fahl und unwirklich erscheinen.
Nun kam die Wills Zeit. Er liebte diese totale Finsternis, denn überall verbargen sich unerforschte Geheimnisse.
Außerdem war die Nacht die Zeit der Schatten und Unsichtbaren.
Niemand sah ihn wie er durch die Finsternis glitt. Will versteckte sich in der Dunkelheit und ließ sich von der Schwärze einhüllen.
Kein Auge sah ihn als er die dunklen Straßen hinunterlief. Selbst seine Schritte waren sanft und fast unhörbar.
Wills Körper rutschte an einer Hauswand lang. Sein Gepäck hielt er fest im Arm.
Sein Rücken schmerzte als er an raue Steine stieß, aber Will biss die Zähne zusammen.
Er glitt ein paar Schritte weiter. War da nicht jemand? Vorsichtig beugte er sich vor und spähte in die Gasse.
Niemand war zu sehen. Eine Laterne flackerte unregelmäßig und erhellte die Nacht.
Erleichtert ließ sich Will Wissen gegen die Wand zurückfallen.
Etwas knartsche und ein Dachziegel fiel zu Boden und zerbrach in tausend kleine Tonstückchen.
Die Ziegelteile zersprangen auf dem Pflaster und hüpften klirrend und klimpernd durch die Finsternis.
Will fluchte leise und betete das niemand sein Missgeschick bemerken würde.
Minuten des Schweigens verstrichen. Will stand still und starr an der Wand gepresst. Das einzige was man hören konnte war sein leises Atmen.
Er gab sich einen Ruck, legte sein Gepäck über die Schulter und schlich weiter durch die Gassen. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Das Wachhaus.
Auf seinen trockenen, eingefallenen Lippen bildete sich ein dämonisches Lächeln.
Sein Werk konnte beginnen...

**


"Das gibt es nicht!" Isis konnte es einfach nicht fassen. Ungeduldig wartete sie auf ihre Kollegen.
Akkhuna stieß die Tür zur SUSI-Abteilung auf und wunderte sich über die Mumie, die dort nervös auf und ab ging.
Verwundert runzelte die Werwölfin die Stirn. Isis hatte ihre Kollegin bemerkt und lief hastig auf sie zu.
"Akky, schön das du da bist. Du wist nicht glauben was passiert ist!"
"Hallo Isis! Was denn? Ist etwa noch eine Leiche verschwunden?"
Innerlich hoffte Akkhuna das sie diese Frage verneinen würde, denn sie hatte mit dieser einen entwendeten Leiche schon mehr als genug zu tun.
"Nein! Ganz im Gegenteil!"
Akkhuna Lupus atmete erleichtert aus und strich sich beruhigt eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Die Leiche ist wieder da!", berichtete Isis, "Das ist ja das Seltsame!"
Die Spurensicherin brauchte einen Augenblick um zu verstehen.
"Wie sie ist wieder da?", Ungläubig schaute sie ihre Kollegin an.
Isis musste über den verdutzen Gesichtsausdruck Akkys schmunzeln. Die Werwölfin stand da mit leicht geöffnetem Mund und schaute die Mumie mit großen Augen an.
"Ja sie ist wieder da! Genau an dem Ort wo ich sie das letzte Mal gesehen hab, seit sie verschwunden ist!"
Akkhunas Augen wurden immer größer.
"Das muss ich sehen!" Eilig lief sie ins Labor.
Tatsächlich, da lag wirklich ein Körper auf der Bahre. Ein beigefarbenes Tuch war darüber gelegt worden. Vorsichtig hob Akky den Stoff ein bisschen hoch. Ihr Blick wanderte unter die Decke. Die Werwölfin zuckte ruckartig zusammen und ließ das Tuch fallen.
"Was hast du?" Isis war ihrer Kollegin nachgeeilt und beugte sich nun neugierig über deren Schulter.
Mit zittrigen Fingern deutete die Werwölfin auf den Körper.
"Oh was ist das?" Mit zwei Fingern schob Isis das Tuch ein wenig herunter und legte den Kopfbereich der Leiche frei.
Das Gesicht war starr und weiß, glich dem einer Puppe. Aber das war nicht das besondere...
Zwei Silberlinge bedeckten die Augen des Toten. Sie waren matt und ein wenig schmutzig.
"Das hatte ich gar nicht bemerkt!"
Die Mumie tippte vorsichtig mit der Fingerspitze auf die Münzen.
"Hier findest du sicher ein paar Hinweise", murmelte sie.
Akkhuna wich noch ein paar Meter zurück und zog eine ängstlich wirkende Mine.
"Die fass ich nicht an!". In sicherem Abstand musterte sie die Silberlinge.
Isis schaute sie einen Augenblick lang verdutzt an. "Ach ja, wie konnte ich vergessen...Silber!" Sie lächelte.
Sonnenstrahlen fielen durch das Laborfenster und auf den Silberlingen begannen winzige Pünktchen an, in einem silbrig eisigen Licht zu funkeln.

Es war nun Gnomen est Nomens Part die Silberlinge aufs Gründlichste zu untersuchen. Der Teamkollege von Akkhuna arbeitete rasch und gründlich. Mit Russpulver bepinselte der Gnom die Münzen und suchte sorgfältig nach Spuren und Fingerabdrücken.
Akkhuna stand ihm, in sicheren Abstand, zur Hilfe und beobachtete interessiert die Arbeit ihres Teampartners.
"Wir haben hier einmal die Abdrücke von Isis!", GeN deutete auf einen Teil der Münze. Akkhuna ging ein paar Schritte näher und spähte vorsichtig über die Schulter.
"Verflucht das sie sie schon angefasst hat, das erschwert die ganze Arbeit", grummelte der Gnom und kratze sich ärgerlich am Kinn.

**


Geduld ist eine Tugend. Dieses Sprichwort existiert schon eine ganze Weile.
Doch was genau ist Geduld? Was heißt es, geduldig zu sein? Wann ist man geduldig?
Ist man geduldig, wenn man über einen langen Zeitraum eine bestimmte Gestik oder einen bestimmten Rhythmus beibehält, um irgendwann eine Änderung der vorhandenen Situation zu erzielen?
Einige Leute würden vielleicht Geduld mit Hoffnung in Verbindung bringen.
Ist man geduldig, hofft man insgeheim auf eine Veränderung. Doch was ist mit Leuten, die bereits aufgegeben haben zu hoffen? Besitzen diese Leute noch Geduld?
Diese Frage stellt sich einem nur, wenn man genug Zeit hat, über solche Dinge nachzudenken.
Und Zeit, davon hatte Will im Moment mehr als genug.
Er saß auf einem Dachfirst und beobachtete den Pseudopolisplatz, insbesondere das Wachhaus.
Es herrschte viel Treiben auf dem Platz, kein Wunder an einem Morgen in Ankh-Morpok. Sein Werk war sicher schon bemerkt worden, dachte sich Will S. Wissen und beobachtete die junge Wächterin mit den langen, schwarzen Haaren, die mit ihrer Kaffeetasse in der Hand auf dem Platz hin und her lief.
'Sie hat keine Geduld', befand Will. Die Wächterin lief immer im selben Rhythmus herum. Fünf Schritte nach links. Ein Schluck Kaffee. Fünf Schritte nach rechts. Ein Schluck Kaffee.
Und immer so weiter.
'Hofft sie darauf, das sich das Rätsel von allein löst?', dachte Will schmunzelnd.
Doch so leicht wollte er es ihnen nicht machen. Er wollte schauen wie viel Geduld die Wächter haben.
Wollte wissen wann bei einem der Geduldsfaden reißt....


Der von Akkhuna hatte sich bereits bedrohlich gespannt und schien immer schmaler und dünner zu werden.
Die Kaffeetasse war längst leer, trotzdem nippte sie immer wieder daran in der Hoffnung einen letzten Tropfen zu schmecken. Als wäre dieser des Rätsel Lösung.
Immer wenn die Werwölfin das Quietschen der Wachhaustür hörte, wandte sie sich ruckartig um. Doch es war immer irgendwer anders, nur nicht GeN.
Akky wartete sicher eine halbe Stunde als sich die Tür endlich einen winzigen Spalt öffnete und der Gnom seinen Kopf hindurch steckte.

Erfolglos! Nicht großartig neues! GeN hatte die Silberling wirklich sehr sorgfältig untersucht und jeden kleinen Hinweis auf dessen Wichtigkeit geprüft.
Es waren winzige Spuren von Fingerabdrücke zu finden. Gnomen hatte sie alle sorgfältig ikonographiert und geordnet, aber Hinweise waren damit so gut wie nicht zu finden.
Hauptpartikel verringerten das Verdächtigenfeld noch einmal. "Der Täter ist menschlich, männlich und zwischen 30 und 40 Jahren", erklärte GeN.
Ein wenig enttäuscht bedankte sich Akky bei ihrem Partner für die gute Arbeit.
Sie hatte sich mehr erhofft. Aber was, das wusste sie selber nicht.
Mit dem Ziel, den Abteilungsleiter aufzusuchen, verließ sie das Labor.

Gelangweilt rupfte Akky sich ihre Blume, die inzwischen welk geworden war, aus dem Haar und stopfte sich unsacht in ihre Tasche.
Glücklicherweise war Humph MeckDwarf in seinem Büro.
Unglücklicherweise vergaß Akkhuna zu klopfen und trat mit raschen Schritten ins Zimmer.
Humph zog die Augenbrauen hoch und musterte die Gefreite skeptisch mit einem Ausdruck im Gesicht, der ganz deutlich aussagte, dass sie etwas vergessen hatte.
Akkhuna verstand erst nicht, dann drehte sie sich um und schloss die speerangelweit geöffnete Tür.
Humph seufzte leise. [Akkhuna bemerkte dies natürlich nicht]
"Hallo Hauptmann MeckDwarf, ich wollte...", begann sie.
"Guten Tag, Gefreite Lupus", unterbrach Humph sie lächelnd.
Akkhuna wurde ein bisschen rot.
"Ähm.."
"Ja? Gibt es Neuigkeiten im Fall der verschwundenen und wieder aufgetauchten Leiche?" fragte der Abteilungsleiter.
"Nein, keine besonders wichtigen Entdeckungen. Wir kommen einfach nicht weiter!"
"Gut..", murmelte Humph, "Ach was ..nein gar nicht gut ist das!"
"Haben Sie denn eine Idee?", fragte Akkhuna vorsichtig.
Humph runzelte die Stirn.
"Ich eine Idee?", er schaute die Gefreite skeptisch an.
"Ja, vielleicht eine klitzekleine...", Akkhuna versuchte zu lächeln.
"Nun ja... Irgendjemand will uns gewaltig an der Nase herumführen.. uns vielleicht sogar ruinieren!"
Daran hatte Akkhuna noch gar nicht gedacht. Ruinieren? Wer sollte das tun...
"Natürlich bekommen wir andauernd irgendwelche Drohbriefe", fuhr der Hautmann weiter fort, "Fast täglich kommt so etwas... von Wir werden euch zerstören über Die Wache wird untergehen bis zu Ihr werdet keine Spuren finden, denn wir haben sie vernichtet. Aber so gut wie alles ist kompletter Schwachsinn. Einfach sinnlose Schpäm-Post...nichts weiter als Schpäm!"
Akkhuna lauschte interessiert. Diese Geschichte hatte sie noch nicht gehört...natürlich kannte sie die lästige Schpäm-Post, die leider in Massen in ihren Briefkasten flatterte. Aber...
"Vielleicht ist doch etwas wahres dran?", fragte sie den Abteilungsleiter.
"Da will uns jemand auf den Arm nehmen! Ganz bestimmt", beschloss Humph MeckDwarf und stand auf: "Wir müssen eine Versammlung einberufen! So kann das doch nicht weitergehen... Zweimal ist jemand unbemerkt ins Labor gekommen! Nein, so kann das nicht weitergehen!"
Im Laufe seiner Sätze wurde die Stimme des Abteilungsleiters immer lauter und kräftiger.
Akkhuna nickte zaghaft mit dem Kopf. "Das wird wohl die beste Lösung zurzeit sein."
"Ganz richtig Gefreite", Humph setzte sich wieder.
"Versammlung für SUSI für heute Abend!", verkündete er.

**


Am Abend hatten sich fast alle der SUSI-Wächter im Wachhaus eingefunden.
"Sollte sich der jemand noch einmal hier blicken lassen, dann schieß ich den ab!", meinte Herr Made zu Larius.
"Ja, kommt der wieder, dann gibt's Schläge!" Die beiden lachten.
"Das waren die Klatschianer, ganz bestimmt", beschloss Lupos Drachenflug.
"RUHE!", dröhnte die Stimme des Abteilungsleiters durch den Raum und ließ den Geräuschpegel erheblich sinken.
"Wie kann jemand unbemerkt mit einer Leiche in unser Labor kommen? Und das sogar zweimal?", fragte Lady Rattenklein in die Runde.
Niemand konnte ihr eine vernünftige, sinnvolle Antwort geben.
"Wir müssen das Labor bewachen!", schlug Sillybos vor.
"Das ist wohl beste was wir tun können", nickend stimmten die meisten zu.
"Das waren die Klatschianer! Sie wollen uns vernichten!", beharrte Lupos.
Niemand beachtete ihn.
"Meldet sich jemand freiwillig zur Nachtwache im Labor?", fragte Humph in die Runde.
"Können das nicht die Rekruten machen?", fragte Larius, "Die haben doch sonst nichts zu tun" Einige lachten.
"Nein, das ist unsere Abteilung, also ist es unser Fall. Freiwillige?", der Abteilungsleiter schaute die Wächter an.
"Gut ich machs...", Akkhuna hob die Hand.
"In Ordnung. Und Larius wird dir Gesellschaft leisten", beendete Humph die Sitzung.
Larius grummelte etwas von 'Unfair..' 'Rekrutenarbeit', aber sagte nichts mehr.

**


Will saß immer noch auf dem Dachfirst am Pseudopolisplatz.
Er hatte Geduld, er konnte warten. Er fragte sich, was die Wächter wohl gerade machen würden. Sie würden sicher ratlos sein.
Er lachte und beglückwünschte sich zu seiner eigenen Genialität.
Will genoss es, endlich mal der zu sein, die des Rätsels Lösung wusste.
Es gab doch so viele ungeklärte Fragen in seinem Leben- so viele Antworten die er vergeblich suchte.
'Je komplizierter, desto besser', dachte er und beschloss dem Wachhaus in dieser Nacht noch einen Besuch abzustatten.


Der Abend war gekommen und es war Zeit für die Labor-Nachtwache.
Akkhuna und Larius hatten es sich an der Labortür gemütlich gemacht und begannen zu warten.
"Glaubst du es waren die Klatschianer?", fragte Larius.
"Ach quatsch...Lupos spielt den Verschwörungstheoretiker und will sich wichtig machen! Wieso sollten es die Klatschianer auf SUSI abgesehen haben?", entgegnete Akky.
Es folgte Schweigen.
"Ich glaube eher an das, was Hauptmann Humph gesagt hat", fuhr Akkhuna fort, "da will uns jemand einen Streich spielen...einen nicht besonders guten finde ich!"
Larius nickte und gähnte herzhaft.
"Und was ist wenn dieser jemand heute gar nicht kommt?", grummelte der Tatortsicherer.
Akkhuna schwieg einen Moment.
"Immer noch besser als wenn er noch mal kommt und wir ihn nicht fassen!"
"Jaja...", murmelte Larius, "ich will trotzdem ein kleines Nickerchen machen. Du kannst ja weiter auf den Unbekannten warten!"
Er rollte sich zusammen und nach wenigen Minuten hörte Akkhuna nur noch ein leises Schnarchen von ihrem Kollegen.
'Toll...', dachte sie, 'jetzt sitze ich hier und warte und warte...nichts passiert..'
Stunden verstrichen im Schneckentempo. Akkhuna starrte die Tapete an, als wolle sie jede einzelne Struktur auswendig lernen. Es war ruhig im Wachhaus. Hier und da raschelte etwas oder eine Maus huschte über den kalten Boden.
Akkhuna spürte wie ihre Augen immer schwerer wurden. Sie versuchte zwanghaft sie geöffnet zu halten und schaute krampfhaft die Wachhaustür an.
Ihre Lider fühlten sich an wie Felsbrocken und die Müdigkeit begann Akkhuna anzugreifen.
Sie kämpfte gegen den Schlaf, versuchte sich wach zu halten.
Doch die Müdigkeit war ein starker Gegner. Sie umhüllte Akkys Körper und ließ ihr kaum eine andere Wahl.
Akkhuna hielt sich die Augen auf, so dass sie tränten und wehtaten. Die Gefreite fluchte leise.
Die Müdigkeit war so hartnäckig, nutzte jeden kleinen Moment der Schwäche aus, um ihre Stärke zu beweisen.
Akkhunas Kräfte schwanden mit jeder Sekunden, sie fühlte sich wie in Trance. Ihr Blick war starr zur Tür gerichtet, ihre Augen schmerzten.
Die Müdigkeit war im Siegeszug und bereitet ihren letzten Angriff vor. Akkhuna fehlten die Kräfte und sie musste sich geschlagen geben.
Sie spürte schon kaum noch, wie sich ihre Augen schlossen und sie zusammensank. Der Schlaf hatte gewonnen...

Will schmunzelte über die beiden schlafenden Wächter am Türpfosten, als er leise und geschickt durch das Dunkel huschte....


Akkhuna erwachte mit schrecklichen Kopfschmerzen. Es pochte an ihrer Schläfe und ihre Glieder taten weh. "Verflucht!", schimpfte sie, als sie realisierte wo sie war.
"Larius!", Akky rüttelte ihren Kollegen wach.
Dieser stöhnte und grummelte, rollte sich zur anderen Seite und schnarchte weiter.
Akkhuna lief ins Labor.
"Verdammter Drachendreck!", fluchte sie laut, als sie die Bescherung entdeckte.
Die Leiche war wieder verschwunden.
Stattdessen war auf der Bahre ein rosig plüschiger Stoff ausgebreitet auf dem ein paar Kaffeetassen standen.
"Mist! Mist! Mist!"
Am meisten ärgerte sich Akkhuna über sich selbst. Wie konnte sie nur einschlafen! Wie dumm!
Sie lief zurück zur Tür. Larius schlief immer noch.
"Aufwachen!" Unsanft trat sie ihrem Kollegen in die Seite.
"Ah..", brummte dieser.."Was soll das?"
"Die Leiche ist wieder weg!"
Verschlafen richtete Larius sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
"Wie? Hast du ihn erwischt?"
"Nein..ich bin eingschlafen!" antwortete Akky mit gereizter Stimme.
"Das ist natürlich blöd!"
Larius war immer noch nicht ganz wach um zu kapieren.
"Natürlich ist das blöd!", zischte Akky, "und weißt du was jetzt da ist? Ein paar Kaffeetassen auf rosa Stoff, aus dem selbem Material wie die Bettvorleger bei meiner Großmutter!"
Hastig lief Akky zum Kaffeeautomaten und schlürfte das heiße Getränk in rasantem Tempo.
Larius war inzwischen ins Labor gegangen und kam mit gerunzelter Stirn hinaus.
"Ich verstehe einfach gar nichts mehr!", seufzte Akky und goss sich die sechste Tasse Kaffee ein.

**


Will hatte richtig gute Laune. Selten war es, das er in so guter Verfassung war. Wächter austricksen.. hach das kann ja so herrlich sein! Übermütig hüpfte er durch die Straßen von Ankh-Morpok und seine orange-lila-gepunktete Tunika flatterte im Wind.
Alle guten Dinge sind drei?... 'Nein', dachte Will, einen letzten Besuch wollte er der Wache schon noch abstatten, schließlich konnte sein schönes Flauschtuch nicht im Besitz dummer, ungeduldiger Wächter bleiben....

**


Hauptmann Humph MeckDwarf war natürlich alles andere als begeistert von der Arbeit seiner beiden Nachtwächter. Akkhuna und Larius durften sich einen längeren, mehr oder weniger geistreichen Vortrag über die Aufgaben und Pflichten eines Wächters während der Nachtschicht anhören.
Schließlich wurden Akkhuna, Larius, GeN und Isis für die nächste Nacht eingeteilt.

Wieder vergangen Stunden ohne das sich auch nur das kleinste regte. Nicht mal eine Maus stattete den Wächtern einen Besuch ab. Sie diskutierten über diese und jenes um sich bei Laune zu halten. Insbesondere um sich wach zu halten.


"Da ist er!"
Isis hatte den geöffneten Türspalt zu erst bemerkt. Das Straßenlicht fiel hinein und ein kleiner dicker Kopf lugte hinein. Als er die vier Wächter sah, verschwand der Kopf blitzschnell.
"Hinterher!", rief Gnomen est Nomen und sprang auf Akkys Schulter.
Die vier Nachtwächter rappelten sich auf und rannten zur Tür.
Sie wären fast über die, in Tücher ein gewickelte Leiche gestolpert, die am Eingang lag.
Der kleine, dicke Kopf gehörte zu einem kleinen, dicken Mann der hastig über den Pseudopolisplatz zu einem Hauseingang lief.
Die Wächter rasten hinterher und der Abstand schien sich mit jeder Sekunde ein bisschen zu verringern.
Vorne weg düste Isis in einem rasanten Tempo dem Mann hinterher.
Der Mann öffnete die Tür des Hauses und verschwand darin. Die Wächter folgten ihm. Er rannte die Treppen herauf. Übersprang einige morsche Stufe geschickt. Es war wie ein Wunder das er nicht stolperte, so eilig lief er hinauf.
Die Wächter hatten bei der Treppe einige Probleme das Tempo zu halten. Nur die sportliche Isis war ihnen voraus, doch wurde sie immer wieder durch kaputte Stufen gestoppt.
Es schien als wolle der Mann auf das Dach hinaus.
"Schneller, schneller", rief GeN von Akkys Schulter.
"Wir kriegen ihn!", brüllte der Gnom, während sich die anderen drei schwitzend und schnaufend die Treppen hinauf schleppen.
Sie hörten keine Schritte mehr vor ihnen. Der Mann musste aufs Dach geklettert sein.
"Hopp Hopp Hopp!", posaunte Gnomen est Nomen, "Hinterher! Los Tempo!"

Und er lief rasch und flink über den Dachfirst, hörte die vielen Schritte und Stimmen hinter sich, wie sie mit jedem Herzschlag näher und näher kamen.
Es dämmerte bereits und ersten Sonnenstrahlen erhellten den Himmel über Ankh-Morpok.
Warum geht die Sonne immer wieder auf? Will fragte es sich jeden Morgen. Und warum ging sie immer wieder unter? Niemand hatte es ihm erklären können.
Die Geräusche wurden lauter. Die Wächter waren bereits auf das Dach geklettert.
Will stand am Ende des Dachfirst. Der Weg war zu ende. Da stand er nun, ca. fünfzehn Meter vom Erdboden entfernt. Und die Wächter kamen immer näher. Immer näher.
Es war fast als könnte er ihre Gestalten in seinem Rücken spüren.
Will Wissen atmete tief durch und schaute in die aufgehende Sonne, das seine Augen geblendet wurden vom hellen Licht.
Er ging in die Knie, nahm seine Kraft zusammen und sprang in die Tiefe.
Will fiel mit einem glücklichen Gefühl im Herzen in den Tod.
Er wusste.. gleich würde er sich die Frage beantworten, die ihn sein ganzes Leben lang gequält hat.
Gleich würde es wissen, wie es ist zu sterben...
Mit einem Lächeln auf den Lippen krachte sein Körper auf den Boden.
Er hatte die Antwort seiner Frage gefunden.

ENDE



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