Und wieder liegt alles am Alkohol

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von G Khai el Sali (DOG)
Online seit 01. 02. 2004
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Ein großer Wettbewerb ist nach einem Diebstahl in Gefahr. Doch Khai schafft es in letzter Minute, die Katastrophe zu verhindern.

Dafür vergebene Note: 10

Lautlos schlichen die drei Gestalten durch die Nacht. Ihre Gesichter waren trotz Vollmond nicht erkennbar, durch ihre dunklen, tief herunter gezogenen Kapuzen verdeckt und ihre Körper unter den schwarzen Mänteln selbst für einen geübten Beobachter nur schemenhaft auszumachen. Während die eine Gestalt sich leise am Schloss des Lagerhauses zu schaffen machte, blieben die anderen beiden im Schatten versteckt und beobachteten die Straße or dem Eingang des Hinterhofes.
Auf einen kurzenWink der ersten Gestalt verschwanden zwei im Gebäude, und die dritte kam kurze Zeit später mit einem speziell vorbereiteten Eselskarren angefahren. [1]
In rascher Abfolge trug die Gruppe Vermummter nun Kisten und Fässer aus dem aufgebrochenen Lager, bis die große Ladefläche des Karrens voll war. Rasch schwangen sie sich dann auf den Wagen und verschwanden in der Dunkelheit.


'Einen Vorteil haben diese Büros im Boucherie Rouge ja schon', dachte sich Wächter Khai el Sali, als er, geweckt vom pünktlichen Gurren der Brieftauben im Gebäude, sich augenreibend aus dem Bett erhob. 'Man kann zur Not immer gleich am Arbeitsplatz übernachten... doch an dieses leicht vorherrschende Grün im ihm zugewiesenen Zimmer musste er sich wohl erst noch gewöhnen. Oder bei Gelegenheit einmal die Einrichtung verändern, aber sie Gelegenheiten waren seit Dienstantritt bei DOG recht knapp geworden.
Da die Mitglieder der Abteilung in letzter Zeit scheinbar alle recht viel zu tun hatten, hatte sich die Näherinn Liselotte bereit erklärt, den neuen Wächtern etwas über die Kunst des Verkleidens beizubringen, aber obwohl diese Unterrichtsstunden sehr interessant waren, irgendetwas störte Kahi an dieser Frau, auch wenn er nicht genau sagen konnta was es war.
Allgemeines zur Arbeit als verdeckter Ermittler brachte ihm die Hauptgefreite Hatscha al Nasa bei. Obwohl es ihr anzumerken war, dass sie das nicht wirklich gern tat, waren die Stunden mit ihr um einiges entspannter als diejenigen bei der Näherinn.
Am anstrengensten waren sowieso die Unterrichtseinheiten mit Vico van Vermeer. Der Gefreite war zweifellos der Meister in der Abteilung, wenn es darum ging sich zu schminken oder anderweitig auszustaffieren, aber seine Art machte es Khai oft sehr schwer, mit ihm umzugehen. Vor allem wusste er nicht so recht, wie die ganzen Bemerkungen von diesem zu verstehen waren. Bei diesen Überlegungen brach Khai erst einmal ab, und widmete sich wieder einem Buch über die Gilden in Ankh-Morpork, schließlich wollte Hauptmann Daemon ihn heute auf seine Vortschritte in der Ausbildung hin prüfen.
Doch nachdem er gerade zwei Seiten gelesen hatte, drängte sich ein zaghaftes Klopfen in sein Bewusstsein, das bei genauerem Hinhören von der Zimmertür kam.
Da ihn die ganze Leserei im Moment nicht wirklich interessierte, ging er gleich zur Zimmertür und öffnete.
Vor ihm stand eine recht kleine Gestalt, deren Gesicht zur Hälfte von einer Unmenge an schwarzen Haaren verdeckt war.
"Hi Camille, was gibt’s?", fragte er, da er die Gefreite noch aus seiner Zeit bei GRUND kannte, "Bist du jetzt auch bei DOG?"
"Halllo.. ja, bin ich. Ich soll dir ausrichten das Hauptmann Daemon dich sprechen will.", antwortete die Gefreite recht leise.
"In Ordnung, ich wird gleich zu ihm gehen."
Khai lächelte ihr noch kurz zu und klopfte dann bei Daemon.
"Guten Tag, Gefreiter Khai", begrüßte ihn Daemon, worauf Khai salutierte.
"Guten Tag, Sir"
"So... hast du alles durchgeschaut was ich dir an Unterlagen gegeben habe?", fragte der Hauptmann, während er etwas in einem Aktenstapel vor ihm auf der großen Matraze suchte.
"Ähm, ja, das Meiste."
"Nun ja, in Ordnung. Darum geht es jetzt sowieso nicht.", grinste Daemon ihn an und hielt ihm einem kleinen Zettel aus seinem Stapel entgegen.
"Ich möchte, das du mit diesem Zettel zur Alchemistengilde gehst und etwas für mich abholst. Gib ihnen einfach den Zettel, sie werden dann schon wissen worum es geht.", er sah den zögernden Gefreiten an, "Ach, und bevor du fragst... wenn du dir die Unterlagen durchgelesen hast, sollte dir klar sein, dass ich dir nicht sagen kann, wo sich die Gilde gerade befindet. Bis bald dann."
"Wird erledigt, Sir.", antwortete Khai, und machte sich auf den Weg.

Das Kaminfeuer prasselte in dem abgedunkelten Raum, in dem drei dunkel gekleidete Männer einem weiteren gegenüber saßen, der sich gemütlich in einem schweren Ledersessel zurückgelehnt hatte.
"Nun, wie ist es gelaufen", fragte Herr Resset, Anführer einer aufstrebendem illegalen Schmugglerbande seine drei Helfer, "Habt ihr den Knieweich-Diebstahl wie besprochen durchgeführt?"
"Ja, haben wir.", antwortete Florian Gerstenkorn, ein ehemaliger Dieb, der aus der Gilde herausgeflogen, und seitdem auf der Flucht war.
"Wir haben den gesamten Vorrat von Herrn Flinkfuß entwendet, nicht einen Tropfen hat er jetzt noch."
"Gut... dann können wir den Coup morgen ja doch noch ohne Zwischenfälle durchziehen, ohne Knieweich kann Flinkfuß das geplante Ankhlaufen[2] unmöglich durchführen, und wir können in Ruhe die Schiffe entladen, die unsere Waren aus dem achatenen Reich bringen. Mit dem Erlös wären wir endlich reich genug, um unsere Geschäfte auszuweiten und der Schmugglergilde Konkurrenz zu machen.
Bis heute Abend müsst ihr auch unbedingt noch ein paar Helfer auftreiben, damit das ganze morgen schneller vonstatten gehen kann, verstanden?"
"Jawohl, Herr Resset", antworteten die drei Schergen beinahe im Chor.

Nach zwei Stunden Umherirrens in Ankh-Morpork hatte Khai die Alchemistengide gefunden, und war auf dem Weg zurück ins Boucherie Rouge, als ihm in der Talgstraße ein sichtbar verzweifelter Mann entgegen kam, der leicht humpelte.
"Sie sind Wächter? Ja, sie sehen aus wie ein Wächter, endlich... ich bin bestohlen worden! Es ist so furchtbar."
"Nun, Herr... wie heißen sie überhaupt?", fragte der Wächter.
"Flinkfuß.", antwortete der Mann keuchend.
"Ahja, und was ist ihnen gestohlen worden?", Khai überlegte einen Moment und fürgte dann noch hinzu: "Und sie haben sicher keine Quittung bekommen?"
"Nein! Und außerdem habe ich meine Abgaben an die Dibesgilde immer rechtzeitig bezahlt."
"Nun gut, dann erzählen sie mir mal was passiert ist, ich bringe sie zu meinem Vorgesetzten, und dann werden wir sehen was sich machen lässt, in Ordnung?"
"Also. Ich bin Veranstalter des Ankhlaufens, sie haben sicherlich schon einmal davon gehört, nicht?", Herr Flinkfuß sah ihn forschend an.
"Nein, ich bin erst seit kurzem Wächter und auch noch nicht lange in der Stadt."
"Nun gut, das mit dem Ankhlaufen ist recht einfach. Eine Menge Leute machen ein Wettrennen auf dem Ankh, und danach gibt es ein großes Festessen mit Schmalzbrot, Fleisch und fässerweise Knieweich in meiner Gaststätte "Zum Ankhstein".
Der Ankhstein ist der Fels im Ankh, der etwa 900 Meter von der Messingbrücke entfernt aus der Oberfläche ragt. Dort befindet sich immer das Ziel des Ankhlaufens, das eben bei der Messingbrücke startet. Der Gewinner bekommt den ganzen Abend Knieweich umsonst, der Rest zahlt."
"Und dabei machen sie wahrscheinlich einen netten Gewinn, nicht?", vermutete der Gefreite.
"Ja genau... aber darum geht es ja jetzt nicht. Das Schlimme ist, dass mir gerade gestern Diebe den gesamten Vorrat an Knieweich gestohlen haben! Und ein Ankhlaufen ohne den Knieweich danach ist nunmal kein Ankhlaufen! Warum sollten die Leute sonst mitmachen?
Die Veranstaltung lebt von den Erinnerungen an die letzte, was meinen sie wieviele Leute noch kommen würden, wenn morgen kein Knieweich da wäre?", verzweifelt humpelte der Mann ihm hinterher.
"Ah, ich verstehe...", murmelte Khai, während er mit Herrn Flinkfuß im Schlepptau das Boucherie Rouge betrat.
"Jeder erinnert sich an meine Knieweichpartys! Und an den Husarenritt von..." [3]
Ein helles Lachen unterbrach Herrn Flinkfuß dann aber in seinem Redfluß, und Estelle, eine der Näherinnen, baute sich in provozierender Haltung vor den Beiden auf.
"Wen bringt uns der Herr Wächter denn mit, hm? Wie war das mit dem Husarenritt..?", dabei schenkte sie Herrn Flinkfuß ihr schönstes Lächeln, der daraufhin nicht fähig schien, irgendetwas zu sagen.
"Ähm", meldete sich Khai zögernd zu Wort, "Herr Flinkfuß ist Opfer eines Diebstahls, und wir sind auf dem Weg zum Hauptmann.
"Och schade." meinte Estelle spielerisch schmollend, zwinkerte Khai noch vielsagend zu, und verschwand mit den Worten "Na dann, viel Spaß" lachend in ihr Zimmer.
Endgültig verwirrt führte Khai Herrn Flinkfuß dann zum Hauptmann.

"So, wir werden uns um den Fall kümmern.", erklärte Daemon, nachdem er Flinkfuß seine Geschichte noch einmal hatte erzählen lassen allerdings mit diversen Nachfragen an den unterschiedlichsten Stellen, "Sie können jetzt gehen, wir benachrichtigen sie, wenn wir Genaueres herausgefunden haben."
"Das wird schwierig...", sagte Daemon zu Khai, als Herr Flinkfuß gegangen war, "Da er scheinbar nicht erpresst wird, müssen wir davon ausgehen, dass entweder Jemand richtig durstig war,", die beiden Wächter grinsten, "oder eben das Ankhlaufen verhindern wollte.", schloß der Hauptmann.
"Ja, aber wer...?", fragte Khai nachdenktlich.
"Ich weiß es nicht... am besten ich benachrichtige RUM. Du hast doch gerade nichts zu tun, oder?", er wartete erst gar nciht auf die Antwort des Gefreiten, "Da die TK-Anlage im Moment nicht funktioniert läufst du am besten gleich zu Leutnant Lanfear und berichtest ihr, was du jetzt schon zweimal gehört haben dürftest. Danach kannst du zu Mückensturm auf den Schießplatz gehen, ein wenig Übung täte dir noch ganz gut, wenn ich mich an deine letzten Resultate erinnere."
"Jawohl, Sir. Soll ich mich melden wenn ich die Nachricht überbracht habe?"
"Ja... mach das mal. Bis dann."

"Was war da vorhin eigentlich los, hm?", als Khai beim Weg durch das Boucherie Rouge noch einmal auf Estelle traf, konnte er sich die Frage einfach nicht verkneifen.
"Nun... ", meinte diese, schob sich dabei ziemlich dicht an den Wächter heran, und fragte mit verführerischem Augenaufschlag:
"Möchtest du wissen, was man in unseren Kreisen unter einem Husarenritt versteht?", sie legte ihm kurz die Hände auf die Schulter und grinste ihn an, "Es hat einfach gerade so schön gepasst, als ihr zur Tür reinkamt.", worauf beide anfingen zu lachen.

Währenddessen an einem ganz anderen Ort Ankh-Morporks, in der heruntergekommenen Hafenkneipe "Zum Blutegel"
Ein schon stark torkelder Mann taumelte durch die Eingangstür, blickte sich kurz um, und setzte sich dann zu einem etwas umfangreicheren Mann an einen Tisch.
"Guden Tach, Anton, wie jeht's?"
"Verdammt Pfeffersack, seit wann hast du das Geld, schon betrunken in die Kneipe reinzulaufen?", fragte der Dicke, der die Gesellschaft des Betrunkenen nicht wirklich angenehm war.
"Weissu was?", meinte der Betrunkene daraufhin, "Wir ham heut morjen den ganze Vorrat von Knieweich jeklaut, dat haud vielleicht rein.... hab gradmal mit den anderen ein kleines Fass geleert, das is guut..."
"Sei nicht so laut! Willst du auch noch offen Ärger mit der Diebesgilde?", fuhr der Dicke ihm dazwischen, "Legal war das sicher nicht... aber was will man auch erwarten seit du bei dieser verfluchten Schmugglerbande angefangen hast... wo habt ihr das Zeug denn her?"
"Vonnem Flinkfuß... hieß der glaub ich, ja das war der Kerl.", antwortete der Betrunkene.
"Seid ihr ver... warte mal.... ihr wollt doch sicherlich das geplante Ankhlaufen morgen verhindern, nicht?"
"Jo."
"Braucht ihr da noch Helfer?"
"Sicher, woher weissen du das jetz? Ich dachte du magst unsere schöne Bande nich...", schmollte der sturzbetrunkene Johann Pfeffersack, einer der Lakaien von Herr Ressets.
"Ach Johann", meinte Anton Krummnagel, mit einem kalten Lächeln auf dem Gesicht, "Für einen alten Kumpel wie dich tu ich das doch gern... du brauchst also noch einen Helfer? Ich wird ihn dir besorgen. Du wartest einfach hier, trinkst ein paar Teekilas mit Blutegel, und wenn ich wiederkomme, bring ich dir Jemanden mit."
"Vieelen.. Dank.. du bissein guter Freund."
"Kein Problem, bis später dann.", winkte der Dice ab und verließ den Tisch.
"He, Alter.", flüsterte er dem Wirt im Vorbeigehen zu, "Stell dem Besoffenen da mal in regelmäßigen Abständen deine Spezialität auf den Tisch, der soll hier bleiben. Ich bezahl es dir nachher, wir kennen uns ja."
"Wird gemacht."

Mit einem leisen Surren schwirrten die beiden Bolzen nahezu parallel auf die Zielscheibe zu, und trafen schließlich gleichzeitig die Mitte der der Scheibe.
Khai staunte nicht schlecht, als er das sah, und erst recht als Leutnant Mückensturm, der heute das Training der Neuen im Armbrustschießen übernommen hatte, beide Armbrüste auch noch gleichzeitig nachlud.
"Willst du auch mal?", fragte der eigentliche Kommunikations-Experte den Gefreiten.
"Ja gern, aber reicht für den Anfang nicht eine Armbrust?", fragte der Angesprochene unsicher, "Ich habe ja schon Probleme mit einer zu treffen.", meinte Khai zweifelnd.
"Ach komm schon, mit zwei Schüssen hast du auch eine doppelt so große Chance zu treffen.", meinte Mückensturm nur, und reichte dem Gefreiten die Armbrüste, "Außerdem sind doppelt so viele Schüsse doppelt so viel Übung."
"Khai?!", ertönte es aber plötzlich vom Eingang des Übungsgeländes aus.
"Was ist denn los, Hatscha?", rief Khai, während er vom Gewicht der beiden geladenen Schußwaffen in seinen Händen langsam nach vorne sank.
"Komm einfach mit zu Daemon, es gibt einen Auftrag für dich. Los, beeil dich schon."
Erleichtert, doch nicht in die Verlegenheit gekommen zu sein, mit zwei Armbrüsten auf eine Zielscheiben schießen zu müssen, reichte er Mückensturm die Waffen zurück und folgte Hatscha ins Büro des Hauptmanns."

"Hatscha? Du gehst gleich mal ins Lager und suchst eine Verkleidung für Khai, mit der er unter einfachen illegalen Schmugglern nicht auffällt.", ordnete Daemon an, sobald die beiden sein Büro betraten und nachdem Hatscha gegangen war: "Du, Khai, wirst gleich deinen ersten Einsatz haben. Aber erstmal erkläre ich dir worum es geht: Herr Flinkfuß, den du ja sicher noch kennst, hat von seinem Schmalzbrotlieferanten, dem anscheinend das Geschäft mit Herrn Flinkfuß wichtiger ist als ein ehemaliger Freund, einen Tipp wegen dem Diebstahl bekommen.", erklärte der Hauptmann dem Gefreiten, der über das plötzliche Geschen etwas verwirrt war, "Es handelt sich um eine illegale Schmugglerbande, womit eindeutig wir wegen Verstößen gegen das Gildengesetzt wieder für den Fall zuständig sind. Diese Bande hat Herrn Flinkfuß also seinen Knieweichvorrat gestohlen, um damit das geplante Ankhlaufen zu verhindern. Aus welchem Grund genau hat der betrunkene Bekannte von Herrn Krummnagel, dem Schmalzbrotlieferanten, offenbar nicht gesagt. Da der ein großes Interesse daran hat, dass das Ankhlaufen stattfindet, hat er eingewilligt für die Schmuggler noch einen Helfer zu besorgen, das wirst du sein. Wenn du dich dort eingeschlichen hast, schaust du wo das Diebesgut liegt, sammelst ein paar Beweise, und setzt dich dann mit uns in Verbindung. Am besten, indem du mit dem Pfiff, den ich dir beigebracht habe als du zu DOG kamst, eine unserer Tauben rufst. Wir holen dich dann dort raus. Noch Fragen?"
Khai hatte auf so einen Augenblick gewartet, seit er bei der Wache war. Er verneinte entschlossen und sagte entschlossen:
"Nein, es kann losgehen."
"Gut, dann kannst du jetzt zeigen ob du zum verdeckten Ermittler geeignet bist. Geh runter zu Hatscha, um dich noch entsprechend zu verkleiden, Herr Krummnagel wartet vor der Tür."
"In Ordnung, Sir!"
"Na dann los, Gefreiter.", setzte Daemon noch nach, der sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte, nachdem Khai verschwunden war, und ließ sich zurück in die Kissen sinken.

Etwas aufgeregt folgte Khai dem Schmalzbrothändler in Richtung Hafenviertel. Er trug jetzt Kleidung, die immer weniger auffiel, je näher sie dem 'Blutegel' kamen. Er hatte ein sehr alt aussehendes, verdrecktes Hemd und zerschlissene Arbeitshosen an. Vico hatte kein Erbarmen gehabt, und ihm noch eine scheußlich aussehende Narbe an über das linke Auge geschminkt, aber wenigstens hatte er sich selbst vor dem Spielgel kaum wiedererkannt.
"Ich hoffe nur, ihr schafft es rechtzeitig die Schmuggler auffliegen zu lassen", brummte Krummnagel bevor sie die Taverne betraten. "Du weißt schon... Ansonsten wäre es schlecht für's Geschäft."
"Ich denke schon.", murmelte Khai und hoffte, dass er Recht behalten würde.
"Hallo Johann, da bin ich wieder", sprach Krummnagel Pfeffersack an, der selig damit beschäftigt war, aus den Blutegeln seiner Teekilas einen möglichst hohen Stapel zu bauen.
"Hier, das ist Bruno Hebgut, ein alter Bekannter von mir, er wird euch für ein wenig Geld helfen."
"Halllo Bruno, ichbin... Johann Pfeffersack. Komm am besten gleich m..mit mir mit, ne?
Der Boss wird sich frreun."

Obwohl Khai sich sicher war, auf dem Weg teilweise mehrmals an der selbe Stelle vorbeizukommen, schaffte es Johann Pfeffersack letztendlich doch, Khai zu einer schon etwas zerfallenen Villa im Stadtteil Ankh, ganz in der Nähe des Flusses und mit guter Sicht auf den Hafen, zu führen.
"H..hallo? Boss? rief Johann in das Gebäude, nachdem er vor Khai durch die Tür getorkelt war.
"Ah, Hallo Johann.", ertönte eine Stimme aus dem Schatten neben der geschwungenen Treppe nach oben. Wie ich sehe hast du auch gleich noch Jemanden mitgebracht... einen Helfer?"
"Ja, Boss.", bestätigte der Betrunkene.
"Gut. Wie heißt du denn, und was hat dir der Kerl erzählt?", wandte sich Herr Resset an Khai.
"Moinmoin.", antwortete Khai sofort, "Ich bin Bruno Hebgut, und ich weiß dass ich helfen soll irgendwas abzuladen. Das kann ich gut, kann ick ihnen sagen... was springt dabei raus?"
"Gutgut...Du bekommst fün Dollar, wenn du morgen Nacht hilfst ein Schiff auszuladen. Mehr brauchst du nicht wissen, wir führen dich dann schon hin."
"Is jebongt, Mister, wird ich also machen... wo kann ick pennen?
"Gerstenkorn? Zeig Hebgut das Gästezimmer, da kann er sich aufhalten, bis es morgen losgeht."
Damit verschwand Herr Resset in Richtung Kaminzimmer, und Khai folgte Gerstenkorn die Treppe hinauf, bis zu seiner Unterkunft.
Der Raum war recht karg eingerichtet. Neben dem Alten Holzbett mit durchgelegener Matratze stand nur ein simpler Tisch mit Stuhl am Fenster, und ein alter Schrank direkt neben der Tür.

Seufzend ließ sich Khai auf das alte Bett sinken, das daraufhin bedrohlich knarrte. Also eines muss man den Betten im der Boucherie lassen, dachte sich Khai, sie sind wenigstens solide.
Nach einer Weile kam noch einmal Florian Gerstenkorn in sein Zimmer, und brachte ihm ein paar Flaschen Knieweich.
"Hier. Der Boss hat gesagt die sin für dich... damit du was zu tun hast.", hickste er. Er stellte die Flaschen auf den Tisch und verschwand gleich wieder.
'Cleverer Zug.', dachte Khai sich, als der Lakaie wieder verschwunden war, 'Wohl damit ich nicht auf dumme Gedanken komme.' Gleichzeitig beschloss er, um jedem Verdacht vorzubeugen, immer mal wieder ein wenig Knieweich aus dem Fenster zu schütten.
Überrascht bemerkte er nach einiger Zeit, das im Schloss zu seinem Zimmer ein Schlüssel steckte. Er wartete noch bis es dunkel war, holte dann ein paar Felllappen aus einer seiner Taschen und band sie sich um die schweren Schuhe. Dann schlich er vorsichtig vor die Tür, schloss mit dem vorher mitgenommenen Schlüssel ab, und machte sich daran, das große Haus zu erkunden.
'Praktisch, so werden sie denken ich schlafe schon...'

Das Stockwerk, in dem er sich befand, war bis auf weitere verwahrloste Räume weitgehend leer, also schlich er leise hinunter ins Erdgeschoss. So lautlos wie möglich näherte er sich den nun hörbaren Stimmen, bis er vor der Tür eines Raumes stand, der, durch das Schlüsselloch erkennbar, von einem großen Kaminfeuer ausgeleuchtet wurde. Er erkannte die Stimme Ressets wieder, die von Gerstenkorn, und eine weitere unbekannte. Pfeffersack schien nicht dabei zu sein, aber von seiner Seite war wohl keine Gefahr zu erwarten... wahrscheinlich schlief er seinen Rausch aus.
"...werden wir morgen Nacht um ein Uhr am Ankhstein warten.", hörte Khai nun. Scheinbar war Resset schon die ganze Zeit am reden, also schlich er sich noch etwas näher zur Tür um mitzuhören.
"Von der "Seeperle" aus, die etwa um diese Zeit einlaufen sollte, werden mehrere Ruderboote so weit wie möglich den Ankh hinauffahren. Etwa 200 Meter hafenwärts vom Ankhstein wird der Ankh so dicht, dass sie nicht mehr weiterkönnen, hier könnt ihr die Waren dann in Empfang nehmen. Wir werden Alle möglichst dunkle Kleidung anziehen, damit uns niemand sieht, wie störend das Licht und das Gelärme eines eventuellen Ankhlauf-Festes jetzt wären, sollte klar sein. Gerstenkorn, du wirst, nachdem wir alle Waren sicher hier bei dem Knieweich verstaut haben, diesen Trottel von Helfer beseitigen. Er wird nützlich sein, aber sobald das vorbei ist weiß er nur zu viel."
"Klar, Boss".
Sicher, das Wichtigste gehört zu haben, machte sich Khai wieder auf den Weg in sein Zimmer, wo er gleich einen Brief an die Wache schrieb.

..ich werde mich später in der Nacht noch hier umschauen, um herauszufinden, wo der geklaute Kram versteckt ist, aber ich bin schonmal sicher, dass sich der Knieweich hier im Haus befindet. Der Name des Schmugglerschiffs ist 'Seeperle', sie wird etwa 1 Uhr nachts morgen hier auftauchen. Am besten wird es wohl sein, das später einfach der Schmugglergilde zu melden. Der günstigste Zeitpunkt zum Eingriff dürfte wohl noch heute Nacht sein, am besten kurz vor Morgen, wenn sicher alle schlafen. Haltet euch am besten so ab 3 bereit, ich pfeife kurz wenn die Luft rein ist. Die Adresse ist Düsterweg 18., schloss Khai seinen Bericht. Dann ging er damit zum Fenster, pfiff nach der nächsten Taube, und band ihr die Nachricht um.
Später in der Nacht, Khai war aus Versehen doch eingeschlafen und hatte jegliches Zeitgefühl verloren, stand er noch einmal auf und schlich wieder Richtung Erdgeschoss.
Etwa eine halbe Stunde später, die ohne jegliche besonderen Zwischenfälle abgelaufen war, wusste er, dass die gesamte Bande über das erdgeschoss verteilt am Schlafen war, der geklaute Knieweich im Keller in einer umfunktionierten Folterkammer lagerte, und das es genau halb 5 war.
Da jedoch sämtliche Türen abgeschlossen waren, schlich er sich leise in das Zimmer von Herrn Resset.
Als er gerade die Tür hinter sich geschlossen hatte, und sich daran machte, den Schlüssel zur Haustür zu suchen, wachte dieser, von einem Lauten Knarren des Fussbodens geweckt, auf.
'Verdammt, was mach ich jetzt?', schoss es Khai durch den Kopf, doch dann fing er sich wieder, schnellte auf Herrn Resset zu, der noch dabei war sich zu orientieren, hielt ihm mit einer Hand den Mund zu und schickte ihn mit der anderen zurück in den Schlaf.
Sein Herz raste auf Grund dieses zwischenfalls, doch den Schlüssel fand er dann direkt auf dem Nachtschrank, so dass er, nachdem Resset geknebelt war, schnell aus dem Haus huschte und den vereinbarten Pfiff gab.
"Das wird ja auch langsam Zeit", begrüßte ihn Daemon, und nacheinander löste sich auch der Rest der Abteilung, alle mit mindestens einer Armbrust bewaffnet[4], aus dem Schatten.
"Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht".
"Die Bande schläft noch.", erwiderte er leise, "Ich zeige euch wo, so dass wir alle auf einmal schnappen können."

Eigentlich wie immer stand halb Ankh-Morpork an den Ufern versammelt. Herr Flinkfuß hatte seinen Knieweich zurück bekommen, und so stand nun dem fünften großen Ankhrennen nichts mehr im Wege.
"Gut gemacht." meinte Daemon zu Khai, der wie der Rest der Wache sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollte.
"Glaube nicht du wüsstest jetzt schon alles, was man als verdeckter Ermittler wissen muss, aber der Anfang ist gemacht.", fügte mit einem Zwinkern hinzu.
Doch auch Khai schaute eher in Richtung Messingbrücke, auf der Flinkfuß seinen stimmverstärkenden Dämonen hochhob.

"ACHTUNG!!", hallte es zu ihnen herüber,

"Auf die Plätze.... fertig.... LOS!"
[1] Die Hufe des Esels und die Räder waren mit Leder umwickelt, und dem Esel die Schnauze zugebunden. Wir haben es mit einer sehr gründlichen Bande zu tun.

[2] Ankhlaufen ist DIE neue Sportart in Ankh-Morpork. Dabei müsseen die Teilnehmer auf den Startschuss hin alle von der Messingbrücke springen, und dann so schnell wie möglich über die vorher festgelegte Ziellinie laufen. Dabei sollten die nicht nur gut Laufen können, sondern es auch noch schaffen beim Startsprung nicht durch die Kruste zu brechen, und möglichst festes Schuhwerk zu besitzen.
Der Gewinner bekommt die Getränke beim anschließende Gelage, das am Ufer neben dem Ziel stattfindet und immer mindestens bis zum nächsten Morgen dauert und den wichtigeren Teil des Ereignisses darstellt, spendiert.

[3] Der Ankhläufer Bruno Wundfuß hatte vor ein paar Monaten ein Ankhlaufen gewonnen, da sich während des Laufes seine Schuhe aufgelöst hatten und seine bloßen Fußsohlen auf die Ankhoberfläche trafen. Er war daraufhin so schnell gerannt, dass er beinahe fünf Sekunden vor seiner Konkurrenz am Ziel ankam. Seine Schmerzen hatte er danach mit fünf Flaschen Knieweich ertränkt, womit er zur Legende unter den Läufern wurde. Die Bestattung am nächsten Tag fand unter strengsten Beobachtung der Nicht ganz freiwilligen Feuerwehr statt.

[4] Im Falle von Leutnant Mückensturm waren es drei

Zählt als Patch-Mission.



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