Ein hübscher Haufen Asche...

Bisher hat keiner bewertet.

von Lance-Korporal Dragor Nemod (RUM)
Online seit 01. 02. 2004
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Jemand verwandelt geheilte Vampire in Asche. Wer? Warum? Und was hat Überwald damit zu tun?

Dafür vergebene Note: 12

"H-h-h-ören sie zu, w-werter Herr, ich b-b-bin keiner von d-d-der altmodischen Sorte! Ich b-b-bin geheilt! Sehen sie d-doch! Das schwarze B-b-band!"
Johnny Kenny Donny von Hinkerfels drückte sich im Regen gegen die kalte glitschige Wand, auf der sich das Licht des Vollmondes spiegelte. In solchen Situationen regnete es immer. In diesem Moment zuckte ein Blitz vom Himmel. Es war, als würde jemand darauf achten, das er im richtigen Moment das wahnsinnige Grinsen des Angreifers erhellte [1]. Langsam wanderte die Armbrust in der Hand des kurzzeitig Erhellten abwärts, bis die Spitze des Bolzens auf das Herz des verängstigten Vampirs zeigte.
"Ihr Blutegel seid alle gleich. Ich kenne euch.", sagte er langsam, ohne beim Reden sein wahnsinniges Grinsen aufzulösen. Ein weiterer Blitz zeichnete scharfe, schwarz-weiße Kanten auf das Gesicht, dem die Stimme gehörte. Es war von wohlgepflegtem, nassem blonden Haar bedeckt.
"A-aber ich bin umgestie..." weiter kam Johnny nicht. Eine Serie von Blitzen zerriss den Verlauf in einzelne Standbilder. Langsam zog der Finger den Abzug der Armbrust, die Sehne beschleunigte den Bolzen, welcher auf Johnnys Brust auftraf, die alte Haut eindrückte, bis sie schließlich nachgab und riss. Der Bolzen bohrte weiter und Johnny wurde zu Asche. Die Blitze verstummten und mit einem leisen, sanften Geräusch landete die Blutphiole, welche eben noch um Johnnys Hals gebaumelt hatte in der Hand des Wahnsinnigen.
"Und wieder einer weniger..." sprach er und hing die Phiole zu den anderen in seiner Jacke.

>>> Einige Tage später <<<

"Mifter Hinkerfelf, find fie daheim? Mifter Hinkerfelf?" Igor, offizieller Igor der Enthaltsamkeitsliga, Zweigstelle Ankh-Morpork, klopfte an die Türe der Gruft, deren Holzstichverzierung einen Husarenritt zeigte. Ein schweres und leeres Echo antwortete ihm. Als offizieller Igor der Enthaltsamkeitsliga hatte er unter anderem die Aufgabe, darauf zu achten, dass alle Mitglieder ihr Gelöbnis einhielten und die regelmäßigen Treffen besuchten. Um dies sicher zustellen besaß er von jedem Mitglied einen Schlüssel. Bei Herrn Hinkerfels handelte es sich um einen instabilen Patienten. Er war erst vorletzte Woche von dem B-Wort abgetreten und auf Glas umgestiegen. Nicht das er es verspeiste, nein, er formte es zu Kunstwerken. Er schien nie mit seinen Skulpturen von Jungfrauen, Herzen, Hälsen und Bluttropfen zufrieden zu sein, weshalb der Ligavorstand ihn unter Beobachtung gestellt hatte. Da er gestern Abend ein Treffen verpasst hatte, musste Igor nachsehen, welche Ursache dieses Versäumnis hatte. Der Schlüsselbund rasselte durch die nähtereichen Hände und fand schließlich den Schlüssel, auf den die Initialen J.D.K.H eingraviert waren.
Bereits nachdem Igor den abgedunkelten Raum betreten hatte, wusste er, dass Herr Hinkerfels endgültig verstorben war. Der schwere Geruch von Asche gab ihm einen gewissen Hinweis.

Hauptgefreiter Inspäctor "Fred" Kolumbini traf am Tatort ein. Alles war wie immer. Moment... irgendwas fehlte... Die Leiche war da [2], SUSI untersuchte den Tatort, der Tatortsicherer hielt die neugierige Menge ab... Achja, es gab keinen weinenden Zeugen, der die Leiche gefunden hatte! Das machte es um einiges schwerer, die Person zu identifizieren, welche die Leiche aufgefunden hatte. Fred zog die Pfeife aus der Tasche. Anzünden war nicht nötig, sie brannte noch.
Nach kurzer Beobachtung ließ sich in der Szenerie eine seltene Erscheinung beobachten. Ein Igor. Er schien auf jemanden zu warten und Kolumbini hatte das Gefühl, sein Warten stillen zu können.
"Guten Tag", begann Fred, während er auf den Igor zuging "Mein Name ist Inspäctor Kolumbini, ich komme von der Stadtwache von Ankh-Morpork. Ich hätte da einige Fragen..."

Das Verhör ergab, das der verstorbene Herr Hinkerfels keine bekannten Feinde hatte, er war direkt nach seiner Vampirisierung der Liga beigetreten und arbeitete seither als Schmalzbrotlieferant . Er hatte sein Verlangen auf thaumische Energie verlegt, was der Grund war, warum seine Lieferungen hauptsächlich in die Unsichtbare Universität gingen.
Die Spurensicherung fand über den Raum verteilt Asche, welche wahrscheinlich von dem aus der Existenz geschiedenen Herrn Hinkerfels stammte. Wenn man die Menge an Asche mit der verglich, die eigentlich vorhanden sein musste [3], so ließ sich schließen, das in etwa die Hälfte der Asche an einem anderen Ort untergebracht worden war. Somit waren die Chancen auf Wiederbelebung des Opfers zunichte gemacht, solange man nicht die andere Hälfte fand. Weitere Hinweise wurden nicht gefunden, nicht einmal Fingerabdrücke, was verständlich war, denn Vampire hinterließen keine Fingerabdrücke, da sie keinen Fettfilm mehr auf den Fingern hatten. Dies wiederum ließ schließen, das der Mord an einem anderen Ort stattgefunden haben musste, oder das der Täter ein Untoter sein musste. Rivalitäten unter Untoten waren zwar üblich, speziell unter Vampiren und Werwölfen, doch es waren noch keine Mordfälle bekannt geworden, also wurde ein Untoter als Täter erst mal ausgeschlossen. Da sich ansonsten keine Spuren ergaben, wurde diese Vermutung jedoch verfolgt, allerdings ohne Ergebnis.

>>> Drei Tage später <<<

Der Irre wischte sich das regennasse Haar aus dem Gesicht. Es überraschte ihn immer wieder, mit welcher Gewissheit der Regen immer dann aussetzte wenn alles vorbei war. Ein Handfeger und eine aufklappbare Kehrschaufel verließen zwei Laschen in der Jacke, direkt neben den fein säuberlich aufgereihten Beuteln mit Asche, alle mit Namen beschriftet und einem Blutfläschchen daneben. Mit einer Genauigkeit die nur im Genie des Wahnsinns erreicht werden konnte, kehrte er genau die Hälfte der Asche auf, füllte sie in einen Beutel und beschriftete das aufgenähte Namensschild mit den Worten "Zarro Lee Ander". Der Beutel gesellte sich zu den anderen. Langsam wurde die Jacke schwer, dachte der Mann und straffte seine Schultern gegen das Gewicht. Eine weitere gottlose Kreatur ausgelöscht. Zeit das Weichei zu wecken. Aber zuerst musste die Asche woanders hin.
Ein plötzliches Geräusch ließ den Mörder aufschrecken. Lallender Gesang kam näher. Nun gut, dann musste die Asche wohl hier bleiben...

"Also Romulus..." begann Kolumbini als er sich die Pfeife stopfte "...was tut der gute Ermittler an jedem Tatort zu allererst?"
Romulus überlegte. Er dachte zurück an die theoretischen Stunden. Selten so gut geschlafen... na ja, vertrau deinem Gefühl, sagte er sich und ging als erstes auf die geschockt wirkende ältere Dame zu. Gut gemacht, dachte sich Kolumbini. Lass den Kopf ruhen und den Bauch entscheiden, wie in den Theorie-Stunden...

Während Romulus von der alten Dame erfuhr, das sie die Asche mit der Kleidung und dem schwarzen Band der Liga heute morgen so auf der Strasse gefunden hatte, als sie den Weg vor ihrer Tür hatte fegen wollen, gesellte sich ein Mann im Anzug zu Kolumbini. Sein dunkelblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Der hellgraue Anzug sah maßgeschneidert aus. In dem ausdruckslosen Gesicht bildete eine Halbmondbrille mit silbernem Rahmen das Zentrum.
"Guten Tag..." begann der Fremde und zog ein kleines Ledermäppchen aus der Jacketttasche "...mein Name ist Lars van Höllengesang. Ich komme von der Wache aus Duschen Duschen, das ist..."
"In Überwald, ich weiß, ich komme aus diesem Land, müssen sie wissen.", unterbrach Kolumbini
"In Überwald, genau...", fuhr Lars fort, klappte das Mäppchen auf und präsentierte seine Dienstmarke. Dominiert wurde der Ausweis von der doppelköpfigen Fledermaus Überwalds. "Ich bin hier im Auftrag der Enthaltsamkeitsliga. Ich hatte in Duschen Duschen einen ähnlichen Fall. Man sagte mir es handele sich bei Ihnen um den zuständigen Ermittler?"
"Ja, genau. Mein Name ist Inspäctor Kolumbini. Leider haben wir beim letzten Mord nicht viel herausbekommen. Aber der Spurensicherer sagte mir bereits, dass es sich entweder um ein Kind gehandelt haben muss, oder dass erneut die Hälfte der Asche entfernt worden ist. Oh, sehen sie, da kommt Lance-Korporal Nemod. Ich hatte nach ihm schicken lassen. Wir könnten seine Dienste in diesem Fall gebrauchen."
Dragor, der als einer der wenigen Leute bei RUM meistens seine Uniform trug, kam die Strasse entlang. Hauptgefreiter Kolumbini hatte nach einem verdeckten Ermittler gefragt. Korporal Vintongo war leider mitten in einem Fall, deshalb war Dragor geschickt worden. Kolumbini setzte an zu salutieren.
"Hallo Kolumbini," begrüßte Dragor den Hauptgefreiten "Nicht nötig zu salutieren. Du hast nach mir schicken lassen?"
"So ist es, Sör. Achja, darf ich vorstellen, das hier ist Lars van Höllengesang, Wächter aus Duschen Duschen, Überwald."
"Guten Tag, Lance-Korporal Nemod." begrüßte der Vorgestellte den Neuankömmling und bot seine Hand.
"Guten Tag, Herr van Höllengesang." grüsste Dragor zurück und ergriff die Hand. Irgendwas war seltsam an der Hand, aber Dragor wusste nicht genau, was. "Darf ich wissen was uns mit der Anwesenheit eines überwaldischen Ermittlers beehrt?"
"Sicherlich. Wie ich schon dem Herrn Ermittler sagte, hatte ich in Überwald einen ähnlichen Fall. Wenn ich richtig liege, habe ich das Opfer gestern Abend noch gesehen."
Kolumbini und Dragor zückten nahezu zeitgleich ihre Notizbücher.
"Und wo war das?" frug Dragor.
"Zu welcher Tageszeit?" fuhr Kolumbini fort.
"Nunja, es war ein paar Blocks entfernt, in der Bar "Zur Folterkammer ". So gegen 9 Uhr. Ich hatte gehört, dass dort viele Liga-Mitglieder seien und hoffte, dem Täter auflauern zu können. Da entdeckte ich diesen jungen Vampir. Er klaubte eine Flasche Knieweich aus dem Regal und machte sich auf zum Ausgang. Es war ein lupenreiner Knieweich-Diebstahl . Ich wies aus Reflex den jungen Untoten an, stehen zu bleiben, was ihn zum weglaufen animierte. Ich verfolgte ihn, doch leider habe ich keine gute Kondition."
Das kam Dragor seltsam vor. Nach dem, was er über Überwald wusste, musste ein Kriminalbeamter dort entweder schnell und zäh sein oder im Büro arbeiten. Lars wettergegerbte Haut sprach gegen einen Bürojob.
"Hätte ich mit ihm mithalten können, hätte ich den Mörder bestimmt erwischt. Aber sehn sie, da liegt die Flasche, welche er geraubt hat." Lars zeigte auf einige Glasreste. Auf dem zerfetzten Etikett war noch "Kniewe" zu lesen. "Wäre das dann alles, Gentlemen? Ich muss nach Hause, mein Wachhaus kontaktieren."
"Ja sicher." antwortete Dragor und fügte hinzu "aber bitte verlassen sie die Stadt nicht."
"Kein Problem." sagte Lars und verließ den Verbrechensschauplatz.
Im selben Moment kam Pyronekdan, seines Zeichens Informantenkontakter, die Straße hinunter. Er hielt auf Drag und Fred zu. Dort angekommen holte er erst einmal tief Luft.
"Guten Tag... ich... habe eine... Nachricht... für... Inspäctor Kolumbini..." keuchte er.
"Was denn?"
"In einem der... toten Briefkästen... war eine Nachricht... von einem Zeugen... der angeblich... den heutigen Mord... beobachtet hat..."
"Und? Wie lautet die Nachricht?"
"Er möchte sich mit zwei Vertretern der Wache morgen bei den Meisterschaften im Ankh-Laufen treffen. Sie sollen in zivil kommen. Man wird in daran erkennen das er beim Rennen als letzter die Ziellinie überqueren wird."

>>> Am nächsten Mittag <<<

"Einen wunderschönen guten Tag meine Damen und Herren! Ich begrüße alle Zuschauer, die sich hier, im wunderschönen Beulenpark an der Holzbrücke, zu den ersten alljährlichen Meisterschaften im Ankh-Laufen eingefundne haben!" Die Stimme, welche lauthals über den Platz dröhnte, gehörte zu einem jungen Mann mit blonden, hochtoupierten Haaren, einer Sonnenbrille, einer ausgebeulten Jacke und einem Megafon. Es war tatsächlich ein recht schöner Tag und so hatten sich viele Leute auf und vor der Tribüne eingefunden, welche auf der Rasenfläche aufgebaut worden war. Die Grünfläche befand sich auf einer Halbinsel, welche eine lange U-Kurve im Ankh bildete. Das Rennen ging von einem Ende der U-Kurve bis zum anderen, so dass man von der Tribüne aus alles gut im Blick hatte. Drag und Fred saßen genau in der Mitte. Auf die "Strecke" waren mit Kreide mehrere Linien gemalt worden, was zur Folge hatte, das sich 6 Bahnen für die Läufer bildeten. Während sich die dreißig Läufer auf die Bahnen verteilten, lief zwischen den Zuschauern vor der Tribüne T.M.S.I.D.R. Schnapper herum und verkaufte Erdnüsse.
"Also, was wolltest du eigentlich gestern von mir?" frug Dragor den links neben ihm sitzenden Fred.
"Ganf einfach..." antwortete dieser, Erdnüsse kauend "... ich denke wir müffen jemanden in Verkleidung zur Liga schicken" er schluckte "Die Opfer waren laut meinen Informationen alle Recht jung in der Liga. Der Mörder scheint sich nur die Neulinge auszusuchen. Ich habe außerdem meine Erkundungen in Duschen Duschen, über die Nachrichtentürme gemacht. Ich hoffe die Antwort kommt heute noch zurück."
"Worüber hast du dich erkundigt? Lars van Höllengesang?"
"Du findest ihn also auch seltsam?"
"Ja. Irgendwas stimmt mit ihm nicht."
"Meine Damen und Herren, Läidies und Dschentlmänn! Die Läufer sind bereit zum Start!
Drei...
Zwei...
Eins...

Ankh-Laufen
offizielle Regelungen des Ankh-Morpork Ankh-Lauf-Bundes

I)Rennstrecke
Das zu laufende Flussstück wird vor dem Rennen vom A.M.A.L.B festgelegt und gesichert. Es ist hierbei zu beachten dass die Strecke möglichst fest ist, zur Not sollten die Zauberer um Hilfe gebeten werden.

II)Teilnehmer
Jedes Rennen hat zwischen 12 und 30 Teilnehmer. Nicht zugelassen werden Gnome, Trolle, und Zwerge, aus Gewichts- oder Größenkomplikationen. Weiterhin sind keine Vampire oder Werwölfe zugelassen, aufgrund von unfairen Vorteilen.

III)Rennziel
Das Ziel des Rennens ist es, als erster über die Ziellinie zu laufen. Die Läufer dürfen die Flusskruste nicht verlassen, ansonsten sind die Methoden, mit denen das Ziel erreicht wird, unerheblich. Das Töten eines anderen Läufers kann zur Disqualifikation führen. Wenn zwei Läufer scheinbar gleichzeitig die Ziellinie erreichen, entscheidet die Ziel-Ikonographie.


LOS!"
Wie von einem Drachen gejagt sprinteten die Läufer los, doch schon nach wenigen Momenten hatte sich ein Teilnehmer in der Kruste festgetreten. Offene Rangeleien brachen unter den Läufern aus, der feststeckende Läufer wurde gnadenlos in die Kruste hineingestampft. Die Rangeleien brachten einige der Läufer zu Fall. Einige wurden einfach von ihren Konkurrenten von der Kruste gestoßen. Auf der Zielgeraden waren von den 30 Läufern noch fünf übrig, Kopf an Kopf hielten sie auf die Ziellinie zu. Scheinbar gleichzeitig kamen die vordersten beiden an, der Jubel war riesig, alle sprangen auf, Dragor und Fred wurden von der Euphorie mitgerissen und sprangen ebenfalls auf, ohne eigentlich zu wissen für wen sie da jubelten. Die Platzierungen wurden durchgegeben.
"Erster Platz: Joey Quanza aus dem Wiewunderland!
Zweiter Platz: Mark Macheins aus Ankh-Morpork!
Dritter Platz: Olaf Rokjow aus Nichtsfjord!
Vierter Platz: Abdullah Jallah aus Klatsch!
Fünfter und Letzter Platz: Juda Prie aus Ankh-Morpork!"
"Das ist unser Mann..." bemerkte Dragor im Aufstehen.
Mit Fred dichtauf bewegte sich Drag langsam und unauffällig auf den Fünftplazierten zu.
"Netter Lauf." eröffnete Kolumbini die Konversation
"Danke..." der Läufer entfernte grade noch etwas Schlamm von seinen Stiefeln "... ihr seid die Jungs von der Wache?"
"Woher wissen sie das?" frug Dragor, leicht überrascht."
"Warum sonst solltet ihr den Letztplatzierten ansprechen? Dann auch noch mit den Worten 'Netter Lauf'?"
"Das ist ein Argument..." räumte Kolumbini ein "...also, warum haben sie uns kontaktiert?"
"Nunja, es gab da gestern frühmorgens einen Mord. Das wisst ihr aber mit Sicherheit schon."
Beide Wächter nickten.
"Ich hab den Typen gesehen, der den Ex-Blutsauger kaltgemacht hat! Ich war grade bei meinem Stadtrundlauf, den mach ich immer früh morgens, da ist die Luft am klarsten. Kann mich noch genau erinnern, dass plötzlich Regen einsetzte. Da hör ich aus einer Nebengasse Hilferufe. Ich schaue also um die Ecke, aus sicherer Entfernung, damit ich abschätzen kann, wie dem armen Teufel zu helfen sei natürlich."
"Aber sicher doch."
"Ohne Zweifel."
"Ich schätz da also so ab und da passierts auch schon! Der Kerl drückt ab und der arme Junge
zerfällt zu Staub! PUFF!"
"Wie sah der Täter denn aus?"
"Nunja, er hatte dun..." Juda verstummte.
Für einige Sekunden waren Dragor und Fred sehr verwundert, doch dann gab der Bolzen, welcher schräg aus dem Hinterkopf des Informanten ragte, eine gewisse Auskunft über die Ursache der plötzlichen Schweigsamkeit. Panik ergriff die Menge. Alle rannten durcheinander und schrieen. Ein kurzer Blick in die Richtung, in die der Bolzen zeigte, eröffnete die Sicht auf einen flüchtenden Schatten. Dragor und Fred versuchten sich den Weg durch die Massen zu bahnen, was nicht einfach war, da die Massen versuchten, sich vom Schützen wegzubewegen. Als Fred und Dragor aus der Masse herauskamen, sprang der Schatten gerade vom Dach. Die beiden Wächter setzten die Verfolgung fort. Der Schütze machte den Eindruck, als wäre er es nicht gewohnt, sich in den Strassen von Ankh-Morpork zu bewegen, jedoch schien er Übung darin zu haben, Verfolger abzuschütteln. Einige umgeworfene Gegenstände konnten die beiden überspringen, doch Kolumbini fiel recht schnell zurück. Der Flüchtende hatte eine Kondition wie ein von Werwölfen Verfolgter. Nach drei weiteren Ecken hetzte der Schatten auf eine Hauptstrasse hinaus. Das Getümmel machte es Dragor sowieso schwer, ihn zu erwischen und als dann auch noch ein Lieferkarren aus einer Seitengasse herausfuhr, hatte Drag ihn endgültig verloren.

"Ihr hattet den Mörder schon fast und habt ihn wieder entwischen lassen?!" Frug Rina in einem leicht erregten Tonfall noch einmal nach. Vor ihrem Schreibtisch standen Fred, welcher übel roch weil er es nicht geschafft hatte, einem Müllkübel auszuweichen, und Dragor, mit Eierschalen und Eigelb bekleckert, da der Lieferkarren von einem Hühnerbauern gekommen war.
"Ja, Mä'äm..." antwortete Dragor zögerlich "... so ist es Mä'äm."
"Und dabei einen Zeugen verloren?"
"Ja, Mä'äm..." antwortete Fred "...so ist es."
"UND euch lächerlich gemacht?"
"Ja, Mä'äm..." antworteten beide reuevoll.
"DAS DARF NICHT WAHR SEIN!! Die Bürgerschaft vertraut uns wenig genug, jetzt habt ihr einen Mörder entkommen lassen, der auf offener Strasse am helllichten Tage einen Sportler erschießt! Wo soll das hinführen?! Habt ihr in der Ausbildung eigentlich nur geschlafen?! WAS DENKT IHR EUCH?!?! Wozu BEZAHLEN wir euch?! Sollt ihr Haschmich mit Armbrüstschützen spielen? ICH GLAUBE NICHT!!!!!!"
Reumütig ließen die beiden den Vortrag über sich ergehen. Dieser Fall zehrte an den Nerven der Abteilungsleiterin. Die Liga der Enthaltsamkeit und der Klub des neuen Anfangs hatten sich respektvoll aber direkt an die Wache gewandt und eine schnelle Aufklärung verlangt.
"Also, wie Inspäctor es sowieso geplant hatte, werden wir dich, Dragor, in die Liga einschleusen. Da sich der Täter immer die frischesten Mitglieder aussucht hast du gute Chancen, ihn zu treffen! Und du, Inspäctor, mach das du was herausfindest! UND ZWAR SCHNELL!!"
Als die Türe hinter den beiden zufiel, hörten sie im Inneren des Büros einen Wutschrei und dann etwas das klang, als würde eine Akte gegen die Tür geschmettert. Plötzlich hatten Fred und Dragor es sehr
eilig.

>>>Am nächsten Abend, nach Sonnenuntergang<<<

Igor öffnete die Türe. Im Regen des Abends stand ein Vampir, Mitte dreißig, schwarzes Haar bis auf die Schultern. Gehüllt war er in einen Frack samt Cape, schwarz, ein Hemd mit Rüschenbrust, weiß, und eine Fliege, schwarz.
"Womit kann ich dienen?" frug der Narbenträger den im Regen stehenden.
"Erstmal könntest du mich hereinbitten... Seit Opa Urzal Zander Grima Tzeps Tod hab ich da diese Angewohnheit..." antwortet der Triefende.
"Aber ficher doch... darf ich fie hineinbitten?"
"Sicherlich..."
Der Vampir trat in die zugige Stube. Es war eine Art Empfangshalle. Am Tresen gegenüber saß ein glatzköpfiger Vampir mit langen spitzen Vorderzähnen und riesigen Ohren und Fingernägeln. Auf dem Schild vor ihm stand in goldenen Lettern:
"Bob
Sekretär"
"Darf ich wiffen wen ich melden foll?"
"Mein Name ist Harald Urzal Zander Grima Tzep Schwwwww... Verdammt... Schwarzenburg. Nenn mich Harry."
"Ah, verftehe, der Junge Jentleman der unf gefrieben hat... bitte tragen fie fich doch bei Bob in daf Gäftebuch ein, während ich den Präfidenten hole!"
Der Igor eilte davon. Der Mann, welcher als Bob vorgestellt worden war, blickte auf. Während der tropfend nasse Vampir auf den Tresen zuging, wanderte Bobs abschätzender Blick von oben bis unten über den Neu-Ankömmling. Als er den Tresen erreichte, legte Bob ihm ein Buch auf den Tisch und reichte ihm eine Schreibfeder. In komplizierten Buchstaben trug sich der Vampir ein und tropfte dabei mit seinem Ärmel auf die Seite. Bob schien etwas sagen zu wollen, doch da hörte man hinter Harald ein Räuspern.
Hinter ihm stand ein hochgewachsener Vampir, Mitte Vierzig, zurückgekämmtes schwarzes Haar, ein nervöses Zucken im linken Auge. Das große Grinsen des Mannes, welches seine Reißzähne entblößte, ähnelte dem eines Menschen dem bei vollem Verstand alle Nägel gezogen wurden, der sich aber nichts anmerken lassen wollte. Auf seiner Stirn perlte leichter Schweiß. In der zitternden Hand hielt er eine Tasse Tee. Soweit Harald das beurteilen konnte, war mehr Tee in der Untertasse als in der Tasse selbst. Der Vampir leerte die Tasse und gab sie Igor, welcher davontrabte.
"Guten Tag, mein Freund! Mein Name ist John Ganz-Und-Gar-Kein-Vampir Smith! Wwwillkommen bei uns! Ich hoffe, du hast dich bei Bob schon eingetragen?"
Ein Nicken kam als Antwort
"Bob ist sozusagen unser... Musterbeispiel... unser größter Erfolg... sozusagen... [4]"
Etwas in den Pausen irritierte Harald, doch zunächst war das nicht der Grund seiner Anwesenheit.
"Ich weiß von ihrem Problem aus ihrem Brief. Folgen sie mir doch in mein Büro!"
John führte den Gast in sein Büro. Es war eingerichtet wie eine Gruft. Auf dem Schreibtisch, hinter den sich John setze, lagen ein Apfel, eine Pfeife und Essbesteck. Allesamt wiesen sie vierzahnige Bissspuren auf.
"Also, erzähl doch noch mal, was führt dich zu uns?"
"Also, vor etwa einem Monat ist mein Großvater aus Überwald verstorben. Sein Name war Urzal Zander Grima Tzep von Schwarzenburg zu Grauenfels. Jedenfalls war ich der letzte lebende Verwandte, und so habe ich alles geerbt, was meinem Großvater gehörte. Sein Schloss, welches ich in der ersten Woche beim Drachenpoker verlor, seine Bediensteten, welche ich mit dem Schloss verspielte, und seinen Igor, den ich wieder an Wir-Sind-Igors zurückschickte, da ich ihn nicht bezahlen konnte. Und seinen Vampirismus. Zuerst hat es mich nicht gestört, doch irgendwann begann ich den Frauen immer auf die Hälse zu starren. Auch konnte ich keine Haus mehr betreten ohne hereingebeten zu werden. Ich fing ann meine Türangeln zum Rosten zu bringen und siedelte Spinnen in meiner Wohnung an. Mein Spiegelbild wurde immer blasser und verschwand schließlich. Ich konnte mich Knoblauch nicht mehr auf mehr als einen halben Meter nähern. Und letzte Woche... da... da... da habe ich eine Frau überfallen... ihr in den Hals gebissen... und ihr... ihr... ihr Blut getrunken..."
John leckte sich mit der Zunge über die Lippen, wie ein ausgehungertes Tier, während Harald diese Passage berichtete. Harald schluchzte trocken.
"Da war mir klar, das das nicht so weitergehen kann. Und deshalb bin ich zu ihnen gekommen!"
John schüttelte den Kopf, um seine Fassung wiederzugewinnen.
"Das war eine sehr gute Entscheidung! Wir werden dich in unser Programm "Drei Schritte, ein Hüpfer und ein langer Sprung" einweisen! Folge mir!"
John führte das neue Mitglied einen Flur entlang
"Weißt du, es meldet sich niemand mehr bei uns an, seit diesen grässlichen Vorfällen. Wir hoffen dass der Mörder die jüngeren Vampire nicht vom rechten Weg abschreckt... aber zum Glück haben wir ja Unterstützung aus Überwald bekommen. Unsere Zweigstelle Duschen Duschen hat uns einen ECHTEN Wächter vorbei geschickt. Hier in Ankh-Morpork taugt die Wache ja sowieso nichts..."
"Das stimmt nicht!" empörte sich Harald lautstark. John stoppte, überrascht von dieser heftigen Reaktion. "Ich meine... sie tun ja auch nur ihren Dschob und können auch nicht überall sein, oder?"
"Das... ist sicherlich richtig..."
Weitaus schweigsamer beendeten sie ihren Weg. Der Raum, in den John Harald führte, war eine Art Versammlungsraum. Ein weiblicher Vampir saß mit dem Rücken zur Tür an einer Art Orgel und übte einige Noten ein. An einem Tisch saß eine Vampirfrau mit zerzaustem schwarzem Haar. Es war Doreen Winkings, Gründungsmitglied des Klubs des neuen Anfangs. Bei ihr saß ein Herr mit Zylinder, vor ihm ausgebreitet einige Papiere mit Zahlen und einige Päckchen mit Kakaopulver. Harald schnappte im Vorbeigehen einen Gesprächsfetzen auf.
"Siehst du was ich meine, Rupert? Wir geben zuviel für den Kakao aus. Wir müssen ihn woanders kaufen!"
"Aber der einzige mir bekannte andere Anbieter ist Herr Schnapper."
"Okay, dann ist jeder Preis OK..."
Unweit saß Otto Chriek, Ikonographierer bei der Ankh-Morpork-Times. Er schaute sich grade einige Schnappschüsse an, die er gestern von zwei Wächtern geschossen hatte. Der eine war noch mit Müll bedeckt und der andere mit rohem Ei. Harald ballte die Fäuste, als er daran vorbeiging. John und Harald drangen bis zum Podium vor, wo auf einem Stuhl eine sehr hübsche Vampirin saß, in einem langen weissen Abendkleid, und unterhielt sich gedämpft mit einem dunkelblonden Mann im Anzug.
"Darf ich vorstellen..." begann John"... das sind Fräulein Jane Mary Betty Pamela Ann Peggy von Jones, meine Vizepräsidentin, und Lars von Höllengesang, der Ermittler aus Überwald."
Die beiden Vorgestellten erhoben sich. Harald verbeugte sich vor Fräulein von Jones und schüttelte des Ermittlers Hand. Dieser stutzte.
"Wie ist ihr Name?"
"Harald Urzal Zander Grima Tzep Schwarzenburg. Nennen sie mich Harald."
"Kennen wir uns vielleicht irgendwoher?"
"Nicht das ich wüsste..."
Im Verlauf des Abends wurde Harald der Führungsriege der Liga-Zweigstelle vorgestellt und sein schwarzes Band verliehen, nachdem er den Eid geleistet hatte. Außerdem nahm er an diesem Abend noch an dem Vortrag zum Thema "Leben in 20 Zimmer oder weniger" von Doreen und Arthur Winkings. Für morgen war ein geselliger Abend in der Bar "Zur Folterkammer" angesetzt.

>>>Am nächsten Morgen<<<

Rinas Schläfen pochten, als würde ein Kobold in ihrem Kopf mit einem Hammer dagegen schlagen. Dies war kein guter Morgen, und es würde auch kein guter Tag werden, das spürte sie. Vor ihr lag die AM-Times von heute. Auf der Titelseite waren Bilder von Fred und Dragor nach ihren Zusammenstößen mit den Hindernissen. Die Schlagzeile lautete "Wache sorgt für Verwüstung - Mörder entkommt - Trauergottesdienst für berühmten morporkischen Ankh-Läufer für morgen angesetzt". Es klopfte.
"Herein..." antwortete Rina gequält.
Pyronekdan trat ein.
"Entschuldigen sie die Störung, Mä'äm, ich habe eine Nachricht von Dragor erhalten. Er schreibt dass er erfolgreich unter dem Namen Harald Urzal Zander Grima Tzep Schwarzenburg angenommen worden ist. Er hat dort Lars von Höllengesang getroffen und..."
Es klopfte erneut
"Jaaaaaa?"
Fred trat ein
"Ich hoffe, du hast etwas vorzuweisen!" sagte sie gereizt, Pyronekdan ignorierend.
"Durchaus, Mä'äm! Ich habe über die Nachrichtentürme in Duschen Duschen Informationen über Lars von Höllengesang angefordert. Er hat tatsächlich bei der Wache in Duschen Duschen einen gleichartigen Fall bearbeitet, verschwand jedoch vor gut zwei Wochen. Zieht man die Reisezeit von Duschen Duschen bis hier in Betracht so..."
"Wäre Lars rechtzeitig zum ersten Mord hier gewesen!" vervollständigte Rina den Satz, jetzt hellwach und einsetzbereit.
"Mä'äm, darüber sprach Dragor auch in seiner Nachricht! Lars hat der Liga erzählt aus Duschen Duschen geschickt worden zu sein! Er hat das Gefühl etwas stimme nicht mit ihm! Er will ihn heute Abend etwas genauer unter die Lupe nehmen."
"Bei Io! Lars würde ihn beseitigen müssen!" stellte Fred geschockt fest
"Wir müssen F.R.O.G. verständigen!"

>>>Kurz nach Sonnenuntergang<<<

Die Bar "Zur Folterkammer" gehörte Martin Heinrich Sodfost, einem Mitglied der Liga. Niemand wusste genau, wieso er die Bar so genannt hatte. Es war jedoch so etwas wie eine Stammkneipe unter Schwarzbandlern, da Mitglieder der Liga Rabatt bekamen. Die gesamte Chefetage der Zweigstelle Ankh-Morpork sowie einige Mitglieder tummelten sich in der Bar um den als Harald verkleideten Dragor herum. In einer der Ecken saß Lars und beobachtete ihn. Seit Dragor die gegenteiligen Geschichten über den Grund für seine Anwesenheit kannte, WUSSTE er einfach, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Er war zumindest in die Sache verwickelt, wenn nicht sogar der Täter. Er hatte vor, ihm etwas auf den Zahn zu fühlen.
Also nahm Dragor seinen Pfefferminztee und setzte sich zu ihm.
"Also, was genau führt sie in die Stadt?" eröffnete Dragor das Gespräch.
"Meine Ermittlungen, wie sie sicherlich schon gehört haben.", kam die Antwort, etwas zu schnell vielleicht.
"Ja, das habe ich bereits... gehört. Erzählen sie doch mal, wie war es so in Überwald?"
"Nunja... es war sehr lebhaft dort."
Dragor nahm einen Schluck
"Warum haben sie sich für den Beruf des Wächters entschieden?"
"Nunja, ich trat erst vor kurzem in diesen Berufsstand, genauer gesagt nach dem Tod meines Bruders..." bei diesen Worten schweifte Lars Blick abwesend in seine Tasse. Auf der spiegelnden Fläche des Tees schien er irgendetwas zu sehen. Sein Gesicht verlor alle Farbe und Dragor meinte Tränen in Lars Augen sehen zu können.
"Stimmt etwas nicht, Herr van Höllengesang?"
Ein Kopfschütteln verhalf Lars zurück zu seiner Fassung.
"Nein, nein, alles in Ordnung..." dann murmelte er etwas Unverständliches.
"Was sagten sie?"
"Nichts Wichtiges."
"Wie ist ihr Bruder denn gestorben?"
"Vampire haben ihn getötet. Sechs zu eins. Er hatte keine Chance."
"Verstehe."
"Und deshalb habe ich so ein Interesse an den Morden der 'Geheilten'." Dragor meinte regelrechte Missgunst in diesem Wort zu hören "...Vampire."
"Achso."
Dragor fiel nichts mehr zu sagen ein. Doch sein Gefühl hatte sich verdichtet. Er glaubte nicht daran, das van Höllengesang die Vampire schützen wollte. Aber irgendwie musste er ihn aus der Bar locken. Er hatte eine Idee.
"Entschuldigen sie mich, mir ist... seltsam..."
Mit diesen Worten stürmte Dragor aus der Hintertür auf den Abort zu. Es war ein luxuriöses Model, geräumig und mit einer Waschschüssel. Genau das, was er brauchte. Er tropfte sich Wasser ins Gesicht. Er hoffte von fernem sähe es wie Schweiß aus. Er setzte seine falschen Zähne ein. Er hatte sie bei einem Zahnarzt aus Keramik anfertigen lassen. Sie hatten eine hübsche Stange Geld gekostet, doch wenn man nicht zu nah ran ging, sahen sie halbwegs echt aus. Dann ging zurück zum Hintereingang, zupfte seine Kleidung ein wenig schief und öffnete die Tür mit einem Ruck, so dass sie gegen die Wand schlug und er die Aufmerksamkeit des gesamten Saals hatte. Er entblößte mit wirrem Blick und einem gierigen Grinsen seine falschen Reißzähne.
"Ich..."
Er bahnte sich einen Weg durch die zurückweichende Masse auf den Ausgang zu.
"...brauche..."
Er hatte die Türe beinahe erreicht, doch Lars kam auf ihn zu. Gut so.
"... BLUT!"
Mit einem Schrei überrannte er die letzten drei Vampire einfach und verschwand hinaus in die Nacht. "BLEIB STEHEN!" hörte er Lars hinter sich rufen. Dann hörte er die laufenden Schritte von Lars hinter sich auf dem Pflaster. Es donnerte und Regen setzte ein. Dragor versuchte, so weit wie möglich von der Bar wegzukommen. Wenn sich seine Theorie bestätigte, durften Lars, welcher scheinbar zurückfiel, und er nicht beobachtet werden. Als er um eine Ecke bog, sah er im Schatten eines Kamins einen FROG Triffinsziel. Kolumbini hatte also dieselben Schlüsse gezogen... . Mit eine kurzen Handzeichen bedeutete er dem Schützen noch nicht zu feuern.

Etwas in Lars Kopf erhob sich von einer mentalen Wartebank und schritt auf den geistigen Pilotensitz zu.
"OK, Weichei..." flüsterte es leise und erhob die psychische Keule "... Zeit schlafen zu gehen!" Es ließ die Keule herabsausen, zog den Bewusstlösen vom Sitz und übernahm die Steuerung selbst.

Plötzlich änderte sich etwas im Schrittrythmus des Verfolgers. Die Schritte wurden kurz unregelmäßig, kamen dann wieder in Takt, schneller als zuvor. Dragor wurde eingeholt. In dem Bewusstsein, die F.R.O.G.'s immer in Bereitschaft zu haben, bog er um noch eine Ecke.
Und fand sich in einer Sackgasse wieder.
Einer überdachten Sackgasse.
Dragor wusste, das die Triffinsziele gut waren, doch nicht einmal sie konnten auf jemanden schießen, den sie nicht sahen.

Der Trottel. Er war in seinem Wahnsinn in eine Todesfalle gelaufen. In der kurzen Zeit, die ES nun schon mit Lars in Ankh-Morpork verbrachte, hatte ES die Umgebung der Bar gut erkundet. Diese Gasse war wahrscheinlich der schlimmste Or,t an den eines seiner Opfer sich retten konnte. Nicht das sie sich irgendwohin hätten retten können... vor dem Weichei vielleicht, aber nicht vor ES...

Es gab keinen Ausweg aus dieser Gasse, außer dort wo man sie betrat. In dem Moment als der gefangene Wächter diesen Gedanken beendete und seine Konsequenz begriff, trat Lars auch schon um die Ecke. Scheinbar war ihm bewusst, dass seine Beute ihm nicht mehr entkommen konnte, denn er schien keinen Bedarf zu laufen mehr zu sehen.
"Die klitzekleine Fledermaus, die flog in eine Gass'..."
Die Stimme des Überwalders klang schrill von den Wänden der Gasse wieder. Wenn Dragor je wieder hier heraus käme, würde er mal ein Wort oder zwei mit dem Architekten dieser Seitengasse wechseln. Welchen Sinn hatte eine überdachte Seitengasse überhaupt? Während Lars sang kam er immer näher. Irgendetwas war anders an ihm...
"Da kam der große Wächter mit Bolzen und mit Hass!"
Als Lars auf einen Meter heran war, sah Dragor, was sich verändert hatte. Es waren die Augen. Augen in die man sah und aus denen ein Wahnsinniger grinsend zurückwinkte, die "gute" Persönlichkeit in Ketten zappelnd hinter sich.
Von einem Blitz begleitet zog ES seine Armbrust vom Rücken, eines der Modelle mit einem Fünf-Bolzen-Magazin. Beinahe gleichzeitig zog Dragor sein Schild vom Rücken. Doch im Gegensatz zum Schild verhedderte sich die Armbrust nicht in der Kleidung des Besitzers.
"Zu schade...!"
ES drückte ab.
Der Mantel gab dem Zerren nach.
Der Stoff riss.
Dragor brachte seinen Schild nach vorne.
Ein Blitz.
Donner und Appralllaut des Bolzens überlagerten sich.
Dragor ließ einen Kampfschrei und stürzte sich auf den Schützen.
Der Blitz verblasste.
Dragor lag auf seinem Schild, darunter lag Lars, leicht benommen. ES hatte sich zurückgezogen.
"W-w-was ist los...?"
Dragor erhob sich und hielt dem Verwirrten seine Marke ins Gesicht.
"Stadtwache von Ankh-Morpork! Sie sind festgenommen wegen mehrfachen Mordes, Vorspiegelungen falscher Tatsachen und Angriff auf einen Wächter! Sie haben das gottverdammte Recht die Schnauze zu halten, mitzukommen und in einer Zelle zu versauern!"

In der Wohnung von Lars van Höllengesang fand man eine Jacke, in welcher sich Beutel mit der vermissten Asche der Opfer befanden, inklusive ihrer Blutphiolen. Der Täter wurde in eine Zelle gesperrt. Ein Püschologe kümmert sich bis zur Gerichtsverhandlung um ihn. Bisher konnte er einen Fall von Persönlichkeitsspaltung diagnostizieren, wahrscheinlich ausgelöst durch den Tod des Bruders.

Und wenn Lars in den Spiegel sah, dann konnte er ES winken sehen. Und seine stummen Lippen formten die Worte:
"Mein Werk ist noch nicht vollendet..."

[1] Es handelt sich hierbei um Hitch Clock, Gott der punktgenauen Dramatik, welcher von einem Teil der Klicker-Fans angebetet wird und mit verschiedenen Wettergöttern zusammenarbeitet.

[2] Auch wenn es sich nur um einen zusammengekehrten Haufen Asche handelte, aber es war tot und ehemals ein Bürger von AM, also technisch gesehen eine Leiche.

[3] Dastsches Verfahren, nach dem Erfinder Ashford Dast.
Ein neuartiges Verfahren, von Kriminalbeamten in Überwald entwickelt, erlaubt es aufgrund der Körpermaße eine ungefähre Angabe zu machen, wie viel Asche bei einer Einäscherung eines Vampirs zurückbleibt.

[4] Um dies zu verstehen empfehle ich den Scheibenweltkalender 2004, Das Jahrbuch der geheilten Vampire.

Zählt als Patch-Mission.



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