Giftige Morde

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von OG nefer-pa-isis (RUM)
Online seit 31. 07. 2003
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Und wieder mal kommt die R.U.M. - Püschologin nicht dazu ihre alten Fälle aufzuarbeiten...

Dafür vergebene Note: 10

Contra vim mortis non est medicamen in hortis.
Salerno

Gegen den Tod gibt es kein Kraut.




Brennende Hitze lag genüsslich über der Zwillingsstadt am Ankh und ließ diesen zu einer wahrhaft zweifelhaften Vielfalt von Düften anwachsen. Die Bewohner der Stadt vermieden so gut sie es eben konnten nach draußen zu gehen und sich dieser Vielfalt auszusetzen, die widerlich an allen Ecken und Enden klebte.

Gerade an solchen Tagen wusste nefer-pa-isis ihr fensterloses Büro im Erdegeschoss des Wachehauses am Pseudopolisplatz zu schätzen. Denn kein Fünkchen dieser Vielfalt drang durch die dicken Steinmauern, die zudem auch Hitze hervorragend absorbierten. [1] Und nef hatte keinen Grund ihr Menschsein zu verfluchen, denn hier im Büro konnte ihr Riechorgan arbeiten wie es wollte, es drang nichts durch.
Genüsslich steckte sich die ehemalige Mumie eine ihrer heißgeliebten Zigaretten an und zog ihren rotgepolsterten Sessel-auf-kleinen-Rädern näher an den wuchtigen Schreibtisch. Langsam rückte die Kurzsichtige ihre Brille zurecht und blätterte in dem neuesten Fall, der den Weg in ihr Büro gefunden hatte.
Nef liebte ihre Arbeit, hatte sie doch nichts mit diesem schweißtreibenden Herumgelaufe von S.E.A.L.S. oder dem blamablen Verkleidungen bei D.O.G. zu tun. Wobei nef nichts gegen verkleiden hatte, doch Sport schien ihr, seit sie wieder Mensch war, ein absoluter Gräuel. Trotzdem setzte sie eigenartigerweise ob diesem eklatanten Bewegungsmangel nicht an - aber das kam wohl eher daher, dass sie ihren Hund Getier hatte, der sie regelmäßig Gassigehen schleppte.

Die Püschologin drückte gerade den Stummel ihrer Zigarette in einen überdimensional großen und zudem noch absolut überquellenden Ascher aus, als Getier zu knurren begann.
"Herein!", rief sie, während sie in einem ihrer Püschowälzer blätterte.
Die Tür knarrte leicht, als sich geöffnet wurde und Romulus, einer der Ermittler von R.U.M., steckte seinen Kopf herein.
"Woher.."
"Getier knurrt immer, wenn sich wer der Tür nähert.", grinste sie ihn über den Rand der Brille hinweg an und schnitt ihm damit das Wort ab. "Aber was kann ich tun für dich? Wegen einer Püschologensitzung bist du sicher nicht hier, das wüsste ich!"
Der Werwolf lächelte zurück und nahm sich eine Stuhl, um sich an den Tisch zu setzten.
"Es geht um einen D.O.G. - Fall, die brauchen unsere Hilfe...", begann der junge bärtige Mann zögerlich, während Getier um seine Füße wuselte, in der Hoffnung ein paar zusätzliche Streicheleinheiten abzufangen.
"Ach, D.O.G.? Was haben wir mit Gilden zu tun?", wollte die Püschologin interessiert wissen.
"Nun ja, es gab einen Mord in der Bettlergilde. Und nachdem D.O.G. versucht hat, alles Verwertbare aus dem Fall rauszuholen, haben sie ihn eben an uns weitergeschoben, nachdem unlizenzierte Morde ja uns gehören.", seufzte der Ermittler und übergab nef eine dicke rote Mappe. "Hier drin sind alle Unterlagen zu dem Fall, inklusive S.U.S.I. - Berichte."
"Und ich soll euch das Profil machen, stimmt's?", antwortete ihm nef grinsend.
"Ja - und wenn möglich so schnell wie's geht. Da geht's um die Elite der Bettler...", setzte Romulus noch nach, während er sich erhob und den Stuhl zurück an seinen Platz an der Wand stellte.
"Ja ja, ich beeil mich. Ist ja nicht so, dass nur der eine Fall auf meinem Tisch liegt...", murmelte die Püschologin zynisch. "Du bist mittels Rohrpost erreichbar, falls ich was brauche von euch Ermittlern?"
"Ja, klar - und im übrigen - Rina meint, der Fall brässiert wirklich.", rief das R.U.M. - Mitglied noch beim Türzuschmeißen.
"Ja, ich hab's schon verstanden...", murmelte die Püschologin und griff wieder zu ihren Zigaretten. "Na, dann lesen wir uns halt mal ein!", resignierte sie, während sie gemütlich die Füße auf ihrem Schreibtisch legte und begann, sich den Bettlerfall zu Gemüte zu führen...

***


Einige Stunden und ein Gespräch bei Rina später, klopfte Romulus erneut an die Tür der Püschologin.
"Du wolltest mich sprechen?", fragte er zaghaft, während er das winzige Büro betrat.
"Ja, setz dich. Ich hab Rina gebeten, wenn’s mit dem Bettlerfall so eilt, möge sie mir wen zur Seite stellen, der die Laufarbeiten erledigt.", grinste nef hinterhältig.
"Oh, toll, ich bin Ermittler, nicht Laufbursche!", empörte sich der Werwolf, setze sich aber.
"Tee?", fragte nef und goss auch schon eine Tasse ein, noch ehe Romulus antworten konnte.
"Also, hör zu. Ich weiß ja nicht, ob du mit diesem Fall betraut bist, aber ich sag dir, ich mag ihn jetzt schon nicht."
Romulus schlürfte geräuschvoll vom dem Tee, welcher sich zu seiner Überraschung als Kirsch herausstellte, und antwortete: "Nein, ich weiß nur, dass es um einen Mord unter Bettlern geht."
Nef lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an.
"Also, unser wertes Mordopfer war niemand geringerer als Thomas van Iltis, der Schüler des Stinkenden Alten Ron, Zögling einer alt eingesessenen Bettlerfamilie hier in der Stadt. Quasi einer der Adeligen unter ihnen. Zudem war er nun schon viermal hintereinander 'Bettler des Monats' und Schatzmeister der Gilde!
Zum Zeitpunkt seines Todes war er laut S.U.S.I. 69 Jahre alt, 1,72m groß und wog 62 kg. Er starb während des alljährlichen Ankhschlammwetttrinken unter offensichtlich starken Schmerzen, wie die Anwesenden zu Protokoll gaben.
Laut Pis von der Gerichtsmedizin war seine gesamte Speiseröhre wie auch sein Magen innerlich verätzt. Pis ist der Meinung, dass er nur vergiftet worden sein kann, nachdem er den Inhalt des Magens genauer untersucht hatte. Er fand eine seltsam grüngelbe Flüssigkeit darin, die stark nach Hund roch - Pis hat dieses scheinbar neue Gift Dackelsaft genannt.
An Fingerabdrücken oder sonstigen wurde leider nichts Brauchbares gefunden. Lediglich die Berichte der Personenbefragung sind verwertbar.
Hier, lies dir das ganze Zeugs durch, denn nur damit kann ich beim besten Willen kein Profil erstellen, lediglich einen Vermutung auf den Mordgrund kann ich bieten.", referierte sie im Eiltempo.
Romulus nahm den Packen Berichte und begann zu lesen...

***


Nef beschäftigte sich derweil mit einem anderen Fall, an dem sie gerade am Grübeln war.
Eine Sängerin war ermordet worden - aber nicht irgendeine - NEIN - es war Flüsteratem gewesen, der neue Stern am Trollhimmel, die umjubelte und einzigartige Trollin mit der rauchig sanften Stimme, der sogar Menschen und Untote gerne zugehört hatten.
Der Fall hatte großes Aufsehen erregt in der Stadt, vor allem unter Flüsteratems Fanclub, der berühmt berüchtigten Trollbande rund um ihren Verlobten Rubinus. Dieser war der Sohn des gefürchteten Chryphras und trauerte sehr um seine Verlobte.
Flüsteratem war in ihrem Blumengarten inmitten einem Meer aus Geranien aufgefunden worden.
Wie sich herausstellte war auch dies wieder ein Giftmord, diesmal eine Substanz, die das Hirn von Trollen aufzulösen begann - ganz langsam und schleichend. Pis war zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich dabei um eine verfälschte Zutat des zur Zeit beliebtesten Getränk der ganzen Scheibe - Sumpfdracheneierpunsch - handelte!
Flüsteratem hatte eigentlich ausschließlich diese angebliche und fragwürdige und nebenbei noch sauteure Delikatesse getrunken, denn dieser Punsch war sättigend und nahrhaft nebenbei und als Sängerin musste sie doch auf ihre Linie achten, wie es ein Mitglied ihres Fanclubs beschrieb.

Die Püschologin rätselte bereits seit einer geschlagenen Woche an diesem Fall und war bisher nur darauf gekommen, dass Flüsteratem sich mit ihrer Mutter Marmoranta zerstritten hatte, als sie als Sängerin zu arbeiten begann. Aus ihrem Tagebuch war ganz eindeutig ihr Schmerz herauszulesen, als sie ihrer Mutter erzählt hatte, sie habe die rosarote Puderquaste [2] gewonnen und ihre Mutter sie gefragt hatte, für wen sie dafür die Beine breit gemacht hätte!
Nef verstand Flüsteratem, als diese schilderte, wie sehr sie ihre Mutter hasse... und gleichzeitig doch um ihre Anerkennung flehe.
Das R.U.M. - Mitglied wurde den Verdacht nicht los, dass die Mutter irgendwas mit dem Mord zu hatte. Eigentlich schrie ihr Instinkt, dass diese Marmoranta ihre eigene Tochter umgebracht hatte, aber sie fand einfach keine Spur, der Alten das nachzuweisen!
Schließlich blieb ihr nichts weiter übrig, als sich auf die Beweise zu beschränken, die man gefunden hatte - ein Fußabdruck, zwei gebrauchte Gläser und eine Dose mit dieser verfälschten Zutat, die sich aber noch zur Analyse im Labor von S.U.S.I. befand.
Tja, durch den Fußabdruck im Garten der Sängerin konnte lediglich festgestellt werden, dass es sich dabei um eine Trollin gehandelt hatte, aber nachdem weder Flechten noch Moose gefunden wurden, konnte diese Beschreibung auf JEDE Trollin in AM zutreffen.
Auch die Spuren an den Gläsern waren zu nicht viel nutze, den Trolle hinterlassen keine Fingerabdrücke und so konzentrierte sich Isis, die Laborantin, darauf, ob sich vielleicht noch ein Moos oder dergleichen darauf bilden würde.

***


Als Romulus die Berichte durch hatte, seufzte er schwer.
"Ja?", fragte die Püschologin und schaute vom Trollfall auf.
"Ich werde aus dem hier nicht schlau - ein einflussreiches Mitglied der Bettler...", begann er langsam.
"...wird ermordet aus Habgier und Neid. Soweit bin ich schon. Ich frage mich eher, woher dieser Dackelsaft stammt...", setzte nef fort.
Romulus stand auf. "Das werden wir bald wissen...", grinste er und verschwand zur Tür hinaus.

Die Obergefreite zuckte mit dem Schultern und widmete sich wieder dem Trollfall.

***


Am nächsten Morgen schien nef endlich auf eine Spur im Trollfall zu kommen - S.U.S.I. hatte es geschafft eine Flechte auf einem der Gläser nachzuweisen, die nur von granithältigen Trollen stammen konnte - und die waren in AM eher selten.
Auch hatte er nun endlich diese Zutat, die Flüsteratem elend sterben hatte lassen, entschlüsseln können - es war die Essenz einer Beere, die nur in den Spitzhornbergen vorkam. Zufällig genau der Wohnort der Mutter, wie nef befriedigt feststellt!

Auch hatte Romulus sich schlau gemacht und Leda, den Szenekenner, zu Rate gezogen. Dieser versprach sich umzuhören in der Bettlergilde, ob er vielleicht so noch etwas Brauchbares erfuhr.
Weiters versuchte Romulus in diversen Giftmischergeschäften eine Substanz zu finden, die dem Dackelsaft gleichkam.

Nef lud derweil nochmals alle Anwesenden des Bettlerfalls zum Verhör, vielleicht ließ sich damit ja noch was rausfinden.
Jedoch war das Ergebnis ziemlich enttäuschend. Die hohen Tiere der Bettlergilde hatten nicht viel zu mehr zu sagen, als sie schon zu Protokoll gegeben hatten und aus dem Stinkenden Alten Ron war nicht mehr als ein Haufen Tränen und Ungeziefer raus zu bekommen.

Die Püschlogin steckte in einer grauenhaften Sackgasse!

***


Im Trollfall kam es ein paar Tage später zu einer Wende - die Mutter hatte doch tatsächlich beschlossen, eine Aussage zu machen. Das hatte sie zuvor strikt abgelehnt aufgrund ihrer Trauer - und nef hatte die zweifelhafte Ehre, diese Aussage zu Protokoll zu nehmen.

"Nun, Frau Marmoranta, Sie wünschen eine Aussage zu machen?", fragte nef, als die zierliche Trollin sich gesetzt hatte.
"Ja, das wollen ich.", antwortete diese verwitterte Frau mit fester Stimme.
"Gut, dann erzählen Sie mal...", lächelte die Obergefreite unverbindlich und zückte ihren Stift.
"Nun, meine Tochter seien gewesen ein liebes Trollmädchen, anständig, bis traf diesen Rubinus.", begann Marmoranta zu erzählen.
Nef spitze die Ohren - was hatte Rubinus mit dem Mord zu tun?
"Er haben ihr geholfen, zu werden Sängerin. Aber auch zu werden Hure!", knurrte die Alte und ihre Augen funkelten böse. "Meine Tochter nicht sein auf Welt gekommen um sein Hure! Ich viel geweint, wir gestritten. Sie gesagt, sie lieben Rubinus und wollen Karriere machen." Die Trollin spuckte das Wort regelrecht aus. "Ich zu ihr sagen, was werden aus mir, deiner Mutter? Sie sagen, ich sollen stolz auf sie sein, sie werden berühmt und werden für mich sorgen. Ich ihr gesagt, sie seien Hure - da sie mich hinausgeschmissen!" Laut schnäuzte sie sich in ein riesiges buntgeblümtes Taschentuch, das sie aus ihrem Umhang - Kleid zog. "Ich haben noch eine Tochter - sie heißen Amethyste. Ich nach Hause in Spitzhornberge gegangen und zu mir gesagt, Marmorante, du aufpassen auf Amethyste, sie nicht werden wie Schwester! Aber Amethyste böses Troll, laufen weg von zu Hause, lassen Mutter allein!", schniefte sie mittlerweile kaum noch verständlich.
Nef tat die Alte mittlerweile fast leid, jedoch wunderte sie sich, dass Flüsteratem in keiner ihrer Aufzeichnungen eine Schwester erwähnt hatte. Daraufhin hakte sie nach...
"Frau Marmorante, warum hat Flüsteratem nichts berichtet über ihre Schwester? Und keiner der Vernommenen etwas über eine Schwester gesagt?", fragte sie sanft.
Daraufhin brach die Trollin in Tränen aus. "Niemand gewusst, dass Amethyste gibt! Sie sein mein Schande - ich sie immer versteckt! Aber dann weggelaufen - hierher zu Schwester! Und wollten auch Karriere machen..." Sie putze sich erneut die Nase und wischte sich die tränenfeuchten smaragdgrünen Augen ab. "Sie eifersüchtig sein auf Flüsteratem! Sie haben sie umbringen!", schrie die Trollin nun.
Das ist ja eine ganz neue Wendung, dachte sich nefer, als sie das hörte.
"Frau Marmorante, ich kann ihre Tochter aber nicht verhaften, wir haben keine Beweise, dass sie es war.", entgegnete sie der alten Trollin ruhig aber sachlich.
Diese erhob sich. "Ich bringen Beweise!", stellt sie fest und ging.

***


Nach diesem Gespräch bat nef bei Rina um ein Gespräch, in dem sie ihr diese neuen Erkenntnisse darlegte.
"Also echt, Obergefreite, du glaubst dieser Trollin doch nicht wirklich? Das hat nicht mit Wachearbeit zu tun!", belehrte ihre Schäffin sie.
"Ja, das weiß ich Leutnant, aber es ist doch einen Versuch wert. Ich meine, wenn sie Beweise heranschafft, dann hätten wir den Täter!", ereiferte sich die Püschologin.
"Lass mal ruhig angehen, wir werden ja sehen. Wie steht's eigentlich mit dem Bettlerfall?", lenkte die Anteilungsleiterin von R.U.M. um.
"Nun, Ma'am, Romulus versucht was über diesen Dackelsaft herauszufinden und ich arbeite noch immer an einem Profil.", erklärte nef sachlich.
"Gut, halte mich auf dem Laufendem." Damit entließ sie die Püschologin.

Nachdem nef das Büro verlassen hatte, dachte Rina bei sich 'Was hat sich MeckDwarf nur dabei gedacht, dieses impulsive Ding als Püschologin zu nehmen. Sie arbeitet mit viel zu viel Intuition und nicht mit dem Kopf!' bevor sie sich wichtigeren Aufgaben zuwandte.

***


Nef verbrachte ihre Tage in ihrem Büro und versuchte weiterhin, das Profil für den Bettlermord auszuarbeiten. Mittlerweile war sie sich sicher, dass eine sehr nahestehende Person Thomas van Iltis ermordet hatte und dass diese Person ebenfalls sehr einflussreich und bekannt war.
Nochmals kontaktierte sie den Stinkenden Alten Ron, der sich mittlerweile beruhigt hatte, jedoch beinahe schmerzlich nun seinen Gestank vermisste - wofür nef wiederum dankbar war!
Der Stinkende Alte Ron beschrieb seinen Schüler [3] als den besten, den er jemals gehabt hatte, Thomas hätte sofort verstanden, worauf es bei gutem Gestank, wie er es nannte, ankäme. Auch war er so freundlich, nef eine Liste anzusagen, wer alles seine Schüler seien und schnorrte sie beim Gehen noch um ein paar Dollar an, die ihm die Püschologin gern gab, denn mittlerweile hatte der Gestank seinen Herrn gefunden!

Als Romulus am Nachmittag mit Ledas Ergebnissen kam, war nef sich sicher, dass nur mehr 25 Leute für den Mord in Frage kamen. Das war angesichts der Anzahl an Bettler in AM wirklich ein Fortschritt!

"Also Romulus, was weiß den Leda zu berichten?", fragte sie den Ermittler, während sie die Füße auf den Tisch legte und sich eine anrauchte.
"Nun, Leda hat herausgefunden, dass das, was Pis Dackelsaft nennt, wirklich Dackelsaft ist. Das Zeug wird aus dem Knochenmark von frisch geschlachteten Dackeln gemacht und mit einer Messerspitze Blutnatterngift zubereitet. Ist unter den Bettlern so was wie ein Allheilmittel. Wundert mich nur, dass die keiner bei den Verhören danach gefragt hat.", referierte er fleißig herunter.
"Gut, wir wissen, wie das Zeug hergestellt wird - hilft uns das was?", fragte die Obergefreite gereizt, denn der Fall zog sich für ihrem Geschmack nun schon reichlich lange hin.
"Jetzt wird nicht gleich so bärbeißig! Ich erzähl eh schon weiter...", fauchte sie der Werwolf an. "Also, dieses Zeugs wird nur von zwei Leuten in der Gilde hergestellt und nur in geringen Mengen abgegeben. Wir sollten uns die mal genauer ansehen, nicht?", triumphierte er.
"Ja, mach du die Verhöre mit denen und bring mir dann die Berichte, ja?", antwortet nef uninteressiert.
Der Werwolf schüttelte den Kopf, er wurde aus ihr nicht schlau. Da hatte er endlich neue Informationen und sie ließ das so kalt wie Schnee eine Eisflocke. Er stand auf, krauelte Getier hinter den Ohren und machte sich wieder auf den Weg.

***


Nef beschloss Pis einen Besuch abzustatten, da sie einige Fragen an ihn hatte.

Der Gerichtsmediziner hatte nicht viel Zeit, denn einerseits hatte er einen Lehrling im Moment und andererseits fingen die Leichen unter der drückenden Hitze schnell zu gammeln an - wobei Pis das noch egal war, aber mit der Zersetzung und Verwesung hatte er keine rechte Freude, die pfuschte ihm immer ins Handwerk - mit großer Freude wie es schien!

Im Trollfall brachte das Gespräch nichts Neues, aber in Bezug auf Thomas van Iltis hatte das Labor noch herausgefunden, wie hoch die Dosis des Dackelsafts gewesen war.

Als nef ihm erzählte, die Mutter im Fall Flüsteratem würde unter Umständen noch mehr Beweismittel bzw. Spuren heranschaffen, wurde der Schamane hellhörig.
"Sobald du das Zeug hast, bringst du's so schnell du kannst! Wäre doch gelacht, wenn wir nicht was finden würden!", meinte er ziemlich optimistisch, wenngleich er auch Rinas Meinung bezüglich der intuitiven Ermittlungen der Püschologin war.
"Sör, haben Sie denn die Kleidung von Flüsteratem auch untersucht? Ich hab im Bericht nichts darüber gefunden.", fragte die R.U.M. - Wächterin den S.U.S.I. - Abteilungsleiter im Gehen noch schnell.
"Narrator - wo ist der Bericht über die Trollkleidung von vor drei Wochen?", schallte Pis' Stimme durch die Keller von S.U.S.I. und nef war der Meinung, sie sollte lieber in ihrem Büro auf eine Abschrift des Berichts warten.

***


Am späten Abend, nef war gerade beim Zusammenpacken zum Heimgehen, klopfte es dumpf an ihrer Bürotüre.
"Auf dich ist auch kein Verlass mehr!", schimpfte sie ihren kleine Hund scherzhalber und rief etwas lauter "Herein!"
Die Tür öffnete sich und ein kleiner Troll stand vor ihr.
"Frau Marmoranta schicken mich. Soll bringen Kiste zu Püsch... Püscho... Kopffrau von Wache. Wohin darf stellen?", erklärte der stämmige Bursche.
"Dahin!", und wies auf die Ecke beim Schrank. "Danke!", sagte sie, nachdem er die Kiste abgestellt hatte und drückte ihm zwei Dollar in die Hand.
Der Troll versuchte eine Verbeugung und machte sich wieder davon.

Nef pfiff nach einem der Rohrpostdämonen und kurze Zeit später stand Pis im Büro, dicht gefolgt von Narrator.
"Ich hab sie nicht aufgemacht, nicht dass ich was durcheinanderbringe Sör.", lächelte sie den Schamanen freundlich an und blickte mit ihrem 1,34m zu ihm hoch.
"Gut, dann machen wir uns an die Arbeit - Narrator, trag die Kiste ins Labor zu Isis!", folgte eine schneller Befehl zu seinem Lehrling, den dieser auch sofort befolgte und sich mit der Kiste auf dem Weg Richtung Keller machte.
"Ach ja, der Kleider-Bericht!", erinnerte sich Pis noch beim Gehen und warf nef einen dünnen Umschlag zu.

Als der Gerichtsmediziner weg war, machte es sich die Obergefreite noch mal in ihrem Sessel gemütlich und gab sich den neuen Erkenntnissen aus dem S.U.S.I. - Labor hin.

***


Als Romulus am nächsten Tag kurz vor Mittag in nefs Büro aufkreuzte, fand er die Püschologin schlafend auf den Tisch gelehnt vor. Getier nutze die Gelegenheit der offenen Tür und verschwand eiligst zum Gassigehen nach draußen in den Hof der Wache.

"Nef! Nef! Aufwachen!" , schüttelte der Ermittler die zierliche Person sanft an den Schulter.
Verschlafen blickte diese auf und griff als erstes nach ihrem Zigaretten, dann nach der Brille.
"Hmm? Was Neues?", murmelte sie schlaftrunken, während sie sich eine anrauchte und eine Schluck vom kalten Tee vom Vortag nahm.
"Ja, wir haben definitiv noch zwei Verdächtige, denn in letzter Zeit haben sich nur zwei Personen aus der Bettlergilde Dackelsaft in der entsprechenden Menge besorgt. Der eine ist Adonis Käsig und der andere Friedbert Schmauch, beides Schüler vom SAR." erzählte der Ermittler deutlich und mit lauter Stimme, damit die Püschologin endlich wirklich munter wurde.
"Gut, lass die beiden verhören - aber ich will dabei anwesend sein! Und sag Bregs, er möge die Verhöre bitte leiten!", kommentierte nef und wischte sich die letzen Reste Schlaf aus den Augen.

***


Das Verhör der beiden Verdächtigen im Fall Thomas van Iltis zog sich gewaltig in die Länge, nachdem beide beteuerten, sie wären es nicht gewesen. Bereitwillig ließen sie sich Fingerabdrücke abnehmen und beantworteten artig alle Fragen. Natürlich blieb es nicht aus, dass sie sich zum Schluss jeder ein paar Dollar von den Wächtern erschnorrten.

Nach dem Verhör saßen Bregs und nef noch eine Weile zusammen.
"Schau mal, Bregs...", meinte die R.U.M. - Püschologin zum S.E.A.L.S. - Püschologen, als die Mitschrift der Verhöre nochmals genau durchlas, "wie konnte dieser Käsig wissen, dass sich van Iltis Speiseröhre zersetzt hatte? Ich mein, wenn er nicht schon mal ausprobiert hätte, wie dieser Dackelsaft in zu großen Mengen wirkt?"
Bregs besah sich den Bericht noch mal und nickte: "Ich geb dir recht, das ist eine berechtigte Frage. Das hat nämlich keiner der anderen gewusst. Wenn wir doch nur diesen Stiefel hätten, aus dem van Iltis getrunken hat!", murmelte er.
Nef grinste: "Ich glaub, das lässt sich irgendwie machen..."

***


Wenige Tage später hielt Isis den Stiefel, aus dem Thomas von Iltis getrunken hatte in Händen, einer der beiden Huskys von D.O.G. hatte ihn aufgetrieben. Nun hofften alle, dass sich an diesem stinkenden, alten, nahezu schon schimmligen Stück Leder noch etwas finden ließ.
Isis seufzte und machte sich mit Kommandeur Rince, der mittlerweile bei ihr Lehrling war, an die Arbeit.

***


Mittlerweile lag der Bericht über das Zeugs, das Frau Marmoranta angeschleppt hatte, auf nefs Tisch.
Es hatten sich wirklich interessante Ergebnisse dabei herausgestellt. An den Stoffstücken, die sich dabei fanden, und die Laut der Mutter Amethyste gehörten, hatte sich die selbe Flechte gefunden, wie auf dem Glas. Auch waren Spuren der Beerenessenz nachzuweisen. Das einzig schlimme daran war, dass Trolle keine Fingerabdrücke hinterließen. Aber nef gab nicht auf...

Sie erweiterte das bestehende Profil um die neuesten Erkenntnisse und machte sich nochmals über die Tagebücher von Flüsteratem her. Auch bat sie um Unterstützung bei S.E.A.L.S. und S.U.S.I., da sie Flüsteratems Haus nochmals durchkämmen wollte. Ihr Verlobter Rubinus zeigte sich dabei sehr hilfsbereit, er hatte nämlich aus dem Haus so etwas wie einen Tempel für seine Verblichenen machen wollen und daher alles so gelassen, wie es zum Zeitpunkt von Flüsteratems Tod gewesen war.

Auch wurde ein Haftbefehl für Amthyste ausgestellt, nachdem die Kontrolle des Einwanderungsamtes ergeben hatte, dass sie der einzige Troll in der ganzen Stadt war, zu dessen Charakterisierung die Flechte passte.

***


Einige Stunden später lag auch der Bericht über den Stiefel vor. Es waren eindeutig Fingerabdrücke auf dieses alten Leder nachweisbar gewesen - und nicht nur die des Verstorbenen!
Isis hatte die Fingerabdrücke verglichen und war zu dem Schluss gekommen, dass nur Käsig es sein konnte.

Daraufhin wurde dieser verhaftet und sein Wohnort unter der Gelben Brücke wurde untersucht. Dort fand sich ein Fläschchen Dackelsaft, dessen Konsistenz genau mit dem des Mordgifts zusammenpasste. Auch fehlte auf den Tropfen genau die Menge, die zum Mord nötig gewesen war.

Nach einigen harten Verhören unter der Aufsicht von Hauptmann Rascaal wurde Käsig auch geständig und gab zu, Thomas van Iltis ermordet zu haben - aus Eifersucht, Habgier und Neid, wie nef richtig festgestellt hatte.
Er wurde der Gerichtsbarkeit der Gilde übergeben, nachdem Lord Veternari seinem Einverständnis dazu Ausdruck verleihen hatte.

Damit konnte nef den Bettlerfall zufrieden schließen und zu den Akten legen.

Blieb noch dieser verdammte Trollfall...

***


Die zweite Durchsuchung des Hauses von Flüsteratem hatte eine ziemliche Wende dieses Falles ergeben. Die Sängerin hatte anscheinend mit Platte gehandelt - wie ihre Mutter wetterte, sicher steckte dieser Rubinus dahinter, doch dem konnte man nichts nachweisen. Auch fand sich in den Unterlagen der Toten ein Brief, in dem sie sich verabschiedete und erklärte, sie wolle nicht mehr länger so leben.

Flüsteratem hatte von der Schande ihrer Mutter erfahren und ihre Schwester Amethyste anerkannt. Doch diese hatte nichts besseres zu tun gehabt, als sich mit ihrem Verlobten Rubinus einzulassen, was Flüsteratem natürlich schwer bedrückte, als sie davon erfuhr.

Die Trollin hatte es geschickt eingefädelt, sie hatte eigentlich ihre Schwester ermorden wollen. Sie hatte mit Amethyste zu Abend gegessen und anschließend hatten die Schwestern ein Gläschen Sumpfdracheneierpunsch zu sich genommen. Unabsichtlich erwischte nun Flüsteratem das vergiftete Glas und brachte sich somit selbst um die Ecke.

Auch ließ sich beweisen, dass in dem Glas auf dem die Flechten von Amethyste waren, kein Gift war - wohl aber in Flüsteratems Glas. Und in ihrem Schrank! Eine ganze Flasche davon!
Als die Wächter nun auch den Boden untersuchten, um etwaige geheime Fächer zu finden, entdeckten sie dort ein weiteres Tagebuch der verstorbenen Sängerin, in dem sie kleinlich genau dokumentiert hatte, wie sich das Verhältnis ihrer Schwester zu ihrem Verlobten aufbaute und wie sie dem entgegenwirken wollte. Dabei stellte sich heraus, dass Amethyste in letzter Zeit seltsam vielen Unfällen durch Zufall entrinnen konnte, was wiederum ihre Schwester dazu veranlasste, nun endlich selbst Hand anzulegen!
Jedoch geriet dieser Schluck im wahrsten Sinne in die falsche Kehle...

Nachdem man die Tote nicht mehr dafür vor Gericht bringen konnte, legte die Wache den Fall einfach zu den erledigten Akten und der wahre Grund für den Tod der strahlenden Sängerin Flüsteratem wurde durch Rubinus Vaters Zutun streng geheim gehalten.

***


Kaum saß nef wieder in ihrem Büro und wollte sich gerade einem liegengebliebene Fall zu wenden, begann Getier wieder anzuschlagen.
"Herein!", rief die Püschologin und sah ihre aufzuarbeitenden Fälle wieder mal den Bach runterlaufen...



[1] Jedoch auch im Winter leider dasselbe mit Wärme taten

[2] die höchste Auszeichnung unter Sängerinnen, egal welcher Rasse!

[3] ja, SAR unterrichtete, Gestank nämlich!




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