Der Fall, der keiner war

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von Gefreite Alice (SUSI)
Online seit 31. 05. 2003
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Larius arbeitet an einen eigenartigen Fall und erkrankt ganz plötzlich. Und dann läuft da noch eine Frist ab. Und Alice kriegt den Fall einfach übergestülpt...

Dafür vergebene Note: 9

Alice schaute Pismire erstaunt an. "Bis Ende des Monats? Aber.."
"Es bleibt nicht viel Zeit, ich weiß. Es war eigentlich Larius Aufgabe, aber du hast sicherlich gehört, dass er seit drei Tagen im Bett liegt. Nun, das Problem bleibt bestehen. Larius hat es bisher nicht geschafft, den Fall zu lösen, und auf Grunde seiner Krankheit wird er es auch nicht mehr schaffen. Und wir haben nur bis zum Ende des Monats. Du musst verstehen, die meisten S.U.S.I. sind entweder noch in der Ausbildung oder erst ganz kurz dabei. Oder stecken bis über beide Ohren in Arbeit. Wir haben aber Zeitdruck, und du bist die einzige Person, die noch zur Verfügung steht."
Alice seufzte. "Und was ist mit den bisherigen Informationen, die Larius gesammelt hat?"
"Kaum welche vorhanden. Er ist sehr fiebrig, aber in einer mehr oder weniger klaren Minute haben wir ihn befragt - hier, der Notizzettel sollte dir weiterhelfen."
Alice seufzte nochmals und nahm den Zettel entgegen.
"WARZENGNOM? Kann ich nur die Schrift nicht lesen oder hat der Mensch im Fieberwahn gesprochen?"
"Das wissen wir auch nicht- er schien ganz klar zu sein, aber er behauptete der Warzengnom hat ihm die Verletzungen zugefügt. Es kann natürlich auch ein Deckname von jemandem sein. Wir dachten es sei besser, dir den Namen mit aufzuschreiben."
"Hmm." Alice blickte wieder auf den Zettel. "Warzengnom, eine Adresse in Ankh, einen Ansprechpartner "Herrn Enel", verdächtig, Notiz Brieftaube "31. Mai ist der große Tag", ein Hinweis auf einen Zeitungsartikel über eine Schmugglerbande?"
"Oh, der Zeitungsartikel müsste sich auf seinem Schreibtisch befinden - und die Notiz der Taube auch. Beide sind Grundlage der Ermittlungen - wir vermuten, dass das genannte Datum, also der 31. Mai, sich auf den Tag einer wichtigen Lieferung bezieht. Der Artikel enthält nur die recht seltsame Beschwerde einer Frau, die behauptet ihr Schmuck wäre geschmuggelt worden.. Das einzig Interessante an dem Artikel war die genannten Adresse, wirklich. Warum solche Leute zur Times gehen und nicht zu uns ist mir immer noch ein Rätsel."
"O.K. - dann wird ich wohl von ganz vorne anfangen müssen?"
"Ich wünsche dir viel Erfolg, ich weiß, dies ist ein unfair knapper Auftrag."
"Danke.." Alice salutierte und verließ niedergeschlagen den Raum.
"Ausgerechnet bei dem schönen Wetter - Mist! Larius hat doch bestimmt die Schön-Wetter-Krankheit... 'Freizeitunfall', ja ja"

"Hey, Alice, was schaust du so niedergeschlagen drein?"
Alice schaute auf und sah in die stechend blauen Augen von Charlie Holm. "Oh, hi Charlie. Hab Larius Fall angedreht bekommen. Sag mal, weißt du, was genau mit Larius ist?"
"Larius? Der hatte doch einen Unfall bei einer Infiltrationsmanöverdemonstration."
Alice sah ihren Kollegen verwirrt an. Sie wusste inzwischen, dass man ihn niemals etwas fragen sollte, wenn man wenig Zeit hatte, aber die Neugier überkam sie nun doch. Manchmal vermutete sie, er stellte absichtlich solche Worte in den Raum damit man ihn nach der Bedeutung fragte.
"Ein - was bitte soll eine Infiltrationsmanöverdemonstration sein?"
"Na, da wird ein Infiltrationsmanöver demonstriert. Um genau zu sein."
Alice, der ihre Frage nun schon leid tat, schweifte mit den Gedanken zu ihrem Fall.
"Hmm, jetzt habe ich eigentlich nur noch die Option bei diesem Herrn Enel nachzufragen. Wenn ich das richtig verstanden habe war Larius ja schon einmal da. Hoffentlich finde ich ihn bei dieser Adresse und Larius hat die nicht irgendwie anders rausbekommen. Vielleicht schau ich erst mal in die Zeitungsnotiz."
" ... und wenn das dann geschehen ist, dann wird der eine Arm, also der rechte..." erklärte Charlie immer noch und wedelte zur Verdeutlichung mit den Händen in der Luft herum.
"Danke, Charlie, du hast mir sehr geholfen."
Charlie schaute empört über die weitere Unterbrechung auf. "Wie, aber ich habe doch noch gar nicht erklärt, wie?"
"Ach, das war trotzdem schon ganz hilfreich." Alice schaute fasziniert auf den Arm ihres Kollegen, den er zum Gestikulieren benutzt und nun scheinbar mitten in der Luft vergessen hatte. "Ich muss nun einen Zeitungsartikel besorgen", riss sie sich von ihren abschweifenden Gedanken fort.
"Einen Zeitungsartikel? Sehr interessant - welchen suchst du denn?"
"Schon einen älteren, glaub ich, aus der Times... Über eine Schmugglerbande irgendwie..."
"Ach, du meinst damals, als der Herr Schnild seine Vase wiederhaben wollte? Wenn du mich fragst war in Wirklichkeit ..."
"Kennst du alle Times Artikel auswendig?", unterbrach Alice erstaunt.
"Nein, auswendig kenne ich sie natürlich nicht, aber ich habe sie alle gelesen und archiviert. Also zum Thema zurück, der Artikel behauptet zwar..."
"Nein, ich glaube das ist nicht der Artikel den ich suche. Trotzdem danke, Charlie!"
Mit diesen Worten und einer gedanklichen Notiz, Charlie wirklich nur noch dann zu fragen, wenn sie Zeit hatte, machte sich Alice auf den Weg zu Larius Schreibtisch, um einem weiteren Wortschwall Charlies zu entgehen.

Bei Larius Schreibtisch angekommen schaute sie sich die Brieftaubennotiz mit der Anlage "abgefangen am 13. Mai, 20:34", sowie den Zeitungsartikel an und verglich die Angaben mit denen von Pismires Handzettel.
"So, der Kontakt "Enel" ist also ein ehemaliger Angestellter der Artikelschreiberin... wie heißt die? Frau Schmuckel - hmm. Vielleicht geh ich lieber nicht in Uniform sondern in unauffälligen Sachen - Dienstmarke muss aber mit..."

Ausgerüstet mit Zivilklamotten, Dienstmarke, Zeitungsartikel und Brieftaubennotiz machte sie sich eine gute Stunde später auf den Weg nach Ankh, zu der angegebenen Adresse. Vor dem großen Gebäude, vor dem sie schließlich stand, war ein Schild angebracht:
"Warentransporte jeder Art, Inhaber Herr Schmuckel. Liefereingang hinterm Haus."

"Schmuckel. Das ist der Name der Frau in dem Artikel ... ok... Liefereingang? Och nö ..."
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und klingelte. Ihr wurde sofort von einem Butler-ähnlichem Mann geöffnet, der sie sogleich in eine riesige Vorhalle brachte, nach ihren Wünschen fragte und sie bat einen Moment dort zu warten. Er eilte sogleich davon, um Frau Schmuckel von ihrem "Besuch" in Kenntnis zu setzen.
Alice sah sich inzwischen um. Der Stil des großen Hauses weckte in ihr Erinnerungen an Überwald, die gräfliche Atmosphäre jedoch war nicht so richtig vorhanden - es machte ehr den Eindruck als wolle jemand genau diese Atmosphäre darstellen, wusste jedoch nicht so wirklich wie. Und natürlich fehlte für diese Atmosphäre der Igor - der Butler dieses Hauses war eindeutig zu frisch um einer zu sein. Die Schmuckels protzten in der Vorhalle mit gewaltigen Statuen verschiedener Götter, einige davon sogar aus edlem Marmor, andere sahen eher etwas unpassend aus. Zudem befanden sich hier verschiedene Vitrinen mit wertvollem Schmuck, zum Teil jedoch auch mit antiken Vasen und sogar Djelibeybischen Sachen.
"Die haben ein wirklich gräfliches Haus aber (auch) noch nicht von innen gesehen. Echter Adel hat jedoch nur einen Stil- und den dafür im ganzen Haus. Dies ist zwar recht geschmackvoll eingerichtet, sieht jedoch trotzdem eher nach wildem Sammelsurium aus...", dachte Alice gerade, als ihre Gedanken von dem wiedererscheinenden Butler gestört wurden. Dann: "Ein Igor wäre da aber viel leiser gewesen."
"Gefallen Ihnen die Gegenstände? Frau Schmuckel erwartet sie im Büro."
"Danke schön."

Das Büro, in welches Alice nun geführt wurde, war nicht viel schlichter eingerichtet als die Vorhalle, der große Schreibtisch sah teuer und schwer, wenn er auch nicht alt genug um den gewünschten Wert zum Ausdruck zu bringen, aus.
"Guten Tag! Madame Alice wenn ich nicht irre? Ich bin Frau Schmuckel", wurde Alice von einer recht korpulenten Frau in altmodischem Prunk-Reifrock-Kleid begrüßt.
"Das ist richtig."
"Haben Sie schon etwas ausgeschaut? Wofür interessieren Sie sich? Wir haben jede Menge wundervolle Ware!"
"Ich interessiere mich besonders für Schmuck."
"Oh, das ist wunderbar!" Frau Schmuckel setzte ein freundliches Verkäuferlächeln auf. "Wir haben ganz besonderst schönen Schmuck, gerade eingetroffen, aus Djelibeby, nur allerbeste Ware!"
"Wissen Sie", Alice senkte die Stimme, "Ich suche nach ganz spezieller Ware."
Frau Schmuckel lächelte wissend. "Wir haben hier nur ganz spezielle Ware. Was genau suchen Sie?"
"Ich suche den Schmuck aus diesem Zeitungsartikel", sagte Alice und legte den Artikel auf den Tisch. Erschrecken zeichnete sich in Frau Schmuckels Gesicht ab.
"Das? ...ist unverkäuflich."
"Ja, weil es gestohlen wurde. Aber ich möchte den Schmuck gar nicht kaufen."
Frau Schmuckel kniff die Augen zusammen und betrachtete Alice misstrauisch.
"Wer sind Sie und was wollen Sie? Der Schmuck um den es sich handelt ist auf legale Weise in meinen Besitz gekommen. Es handelt sich um Erbstücke meiner Mutter."

In diesem Moment schwang die Tür auf, und ein kleiner, dicker Mann betrat den Raum. Frau Schmuckel warf ihm einen wütenden Blick zu, ignorierte ihn aber davon abgesehen völlig.
"Ich brauch die verdammten Papiere, geh da weg Gertrud." Mit diesen Worten trat er an den Schreibtisch, stieß die Angesprochene recht unhöflich zur Seite und begann, in einer Schublade zu wühlen. Das war augenscheinlich zu viel für die muntere Dame.
"Du verdammter Mistkäfer, sei nicht so unhöflich zu mir. Mir verdankst du diesen Betrieb, vergiss das nicht. Hätte ich dich Kröte nicht geheiratet, säßest du immer noch auf der Straße und machtest der Bettlergilde Konkurrenz!"
Alle Höflichkeit und Etikette waren vergessen, und die still sitzende und lauschende Alice offensichtlich auch.
"Halts Maul. Wenn du nicht diesen verdammten Artikel in die Times gesetzt hättest hätte ich diese Probleme gar nicht. Madame Gortens will ihr Geld zurück. Und Lady Farlek verlang einen neuen Vertrag. Sie meinte nun da ich unglaubwürdig geworden wäre könnte sie den Vertag zu ihren Konditionen diktieren. Unglaubwürdig! Ich hatte den besten Ruf, und du falsche Schlange..."
"Du hättest nicht den Schmuck meiner Mutter verkaufen dürfen! Es war meiner! Egal wie viel du daran verdient hast, es war meiner! Genau wie es eigentlich mein Geschäft ist! Ich habe es geerbt! Du... du... du Mistviech du! Madame Gortens hat mir den Schmuck zurückgegeben als sie davon erfahren hat. Mein Name gilt noch etwas in dieser Stadt! Wie du das Geld wieder auftreibst und ihr zurückerstattest ist mir egal!" Ihre Stimme kreischte in unvermuteten Höhen und schallte durch ganze Gebäude.
Alice, die den Streit genutzt hatte, um unbemerkt den Raum zu verlassen, schloss leise die Tür hinter sich.
"Soso", dachte sie bei sich. "Das hätte sich also geklärt." Leider wusste sie immer noch nicht, was am 31. Mai stattfand.
"Du ruinierst mit deinen Schnapsideen eh das ganze Geschäft! Wenn mein seliger Vater noch lebte..."
Alice lächelte. "Vielleicht lässt sich auf diesem Wege etwas herausfinden..."
"Ich sollte mich scheiden lassen und das Geschäft alleine übernehmen!
Alice zog sich einen großen Korbsessel heran, eines der Verkaufsstücke scheinbar, nahm sich ihren Notizblock und schrieb mit.
"Wie stellst du dir das vor bitte?" brüllte gerade Herr Schmuckel. "Du kannst ja nicht einmal kochen! Ich weiß jetzt, wofür du auf unser Hausmädchen bestanden hast, auch als das Geld knapp war. Weißt du, was ich in der Küche gefunden habe? Ein Anfängerkochbuch!"
"Ist es meine Schuld, dass das Geld knapp war? Ich brauchte nie kochen zu können, ich hatte immer genug Geld, bevor ich dich Volltrottel geheiratet habe! Und mein Hausmädchen hast du entlassen weil du Geld für deine Party brauchtest! Du selbstverliebter Vollidiot! Wie kannst du dich so feiern lassen, glaubst du einer deiner Gäste nimmt dich ernst? Sie kommen wegen mir, ich habe den guten Ruf hier!"
"MICH feiern sie! Der 31. Mai ist MEIN Tag!"
"Jetzt wird es interessant!"
"Hey, was machen Sie denn hier?", erklang in diesem Moment eine unwirsche Stimme hinter Alice.
Diese stand auf und drehte sich langsam zu dem Sprecher um. "Wie bitte? Haben sie gerade mit mir gesprochen?", fragte sie zuckersüß und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
"Oh, äh ... entschuldigen sie, Madame... Ich war nur erstaunt ... Sie werden sicher ihre Gründe... Nur ich soll den Sessel holen. Er wurde gerade gekauft."
"Ich verstehe. Nun, ich wollte mir gerade notieren - mir wurde von einer Besonderheit am 31. Mai in diesem Hause erzählt?"
"Ach, die Party meinen sie. Herr Schmuckel feiert seinen Geburtstag. An diesem Tag lässt er den ganzen Laden schließen! Ich hab dann zwar frei, bekomme aber kein Geld." Der junge Mann schwieg unzufrieden.
"Eine simple Geburtstagsfeier?" Alice schaute ihn verblüfft an.
Er seufzte. "Ja. Aber sagen Sie das in diesem Hause lieber nicht zu laut, sie lösen sonst eine riesige Diskussion aus.."
"Zwischen Herrn und Frau Schmuckel? Das hat sich wohl schon erledigt..." Sie nickte in Richtung des Büros, aus dem noch immer die erzürnten Stimmen des streitenden Ehepaares drangen.
"Ach, so geht das hier immer. Sie hätten die beiden mal hören müssen als es um das Ölteppichauffangnetz ging."
"Das was bitte?"
"Ach, so eine komische Erfindung, die Herr Schmuckel Schnapper abgekauft hat. Sieht aus wie ein normales Fischernetz, aber angeblich verfangen sich treibende Ölklumpen darin und man kann damit Flüsse reinigen."
"Reden wir hier vom Ankh? Und von Netzen wie die, die im Sommer manchmal genutzt werden um Ankh-Brocken zu transportieren und mit ihnen Feuer zu löschen?"
"Ja. Das hat Frau Schmuckel ihm auch vorgehalten. War nett mit Ihnen zu reden, Madame, aber ich muss nun den Stuhl wegbringen. Tut mir leid."
"Ach, das macht doch nichts. Ich bin eh gerade fertig hier oben, vielleicht können Sie mich ja begleiten?" Sie strahle ihn an.
"Natürlich, gerne Madame!"
Der junge Mann stemmte den Stuhl hoch und eilte damit in Richtung eines Treppenaufganges.
"Wollen Sie mir bitte folgen? Ich kann Ihnen auf diesem Weg noch das Gebäude zeigen, wenn Sie möchten Madame!"
"Sehr gerne, danke"
Sie gingen zwei Treppen hinab, durch einen Flurgang mit vielen geschlossenen und halbgeschlossenen Türen. Als Alice in eine hinein lugte, sah sie Unmengen an Kisten stapeln. In einen der Räume wurde auch der Sessel abgestellt.
"Kommt das ganze Zeug denn nicht in die Lagerräume im Keller?" fragte Alice ihren Begleiter.
"Oh, diese hier nicht Madame. Dies ist die ...unoffizielle Ware. Diese Räumlichkeiten stehen nur besonderen Besuchern offen, wenn Sie verstehen."
"Natürlich.. Wie heißen Sie eigentlich?"
"Oh", er errötete ein wenig "Entschuldigen Sie meine Vergesslichkeit. Ich bin Wolfgang." Er strich sich verlegen durchs Haar. "Und...?", verlegen brach er ab.
Alice lächelte ihn an. "Mein Name ist Alice. Wie kommen wir denn nun zum Ausgang?"
"Oh", er lächelte erleichtert. "Ich bringe sie sofort dorthin, Madame Alice."
Wolfgang führte sie weiter durch den Flur und über eine weiteren Treppe in die Vorhalle, in der Alice anfangs zu warten hatte.
"Ich danke Ihnen? Was ist DAS?"
Alice drehte sich fuhr erschreckt auf dem Absatz herum, als vom oberen Ende der Treppe ein ohrenbetäubender Lärm, der nur noch aus weiter Ferne an Musik erinnerte erschallte und die Säulen erzittern ließ.
Wolfgang seufzte tief.
"Frau Schmunkel ist beleidigt. Sie singt dann. Sie müssen wissen, dass sie eine Ausbildung an einem brindisianischen Konservatorium bei Signorina Grida Fortissima genossen hat. Zumindest wurde ihr Volumen - so sagt man - nie übertroffen. Das Stück ist die Todessymphonie. Ich glaube es heißt so, weil man lieber tot ist,als es ein zweites Mal hören zu müsse." Er schauderte leicht und seine Nackenhaare richteten sich auf. Alice erging es ähnlich.
"Damit will sie Herrn Schmuckel dazu bringen, nachzugeben", erklärte er weiter. "Es klappt fast immer, wer könnte es ihm auch verdenken... "
"Geschieht das hier öfter?" schrie Alice gegen den Lärm der Musik an.
"Leider. Einmal lief das drei Tage so ab. Wir Bediensteten haben schon alle immer Watte dabei, zum in die Ohren stecken. Ich kann Ihnen leider keine mehr anbieten, ich habe nur noch dieses benutzte Stück... Sie sollten vielleicht besser gehen, man bekommt scheußliche Kopfschmerzen davon - ohne Watte."
Er geleitete Alice noch bis vor die Tür, wo die Musik etwas gedämpfter zu hören war.
"Ich hoffe Sie werden uns einmal wieder beehren, Madame Alice!"
"Möglich ist alles", entgegnete Alice unbestimmt. "Ich danke Ihnen für die interessante Führung. Kaufen Sie sich neue Ohrwatte hiervon." Damit reichte sie ihm ein Geldstück, drehte sich und ging.
"Danke, Madame Alice..."
Als sie vor dem Grundstück angekommen und außer Sichtweite war fing Alice an zu kichern. Mit diesem Fall hatte Larius also die ersten 18 Maitage zu tun gehabt?
"Warzengnom, genau!", grinste sie.
"Sagten sie Warzen? Oh, ich habe genau das richtige gegen Warzen, gnädige Frau!"
Erst als diese Worte erklangen wurde ihr bewusst das sie laut gedacht hatte. "Schlechte Eigenschaft, muss ich mir abgewöhnen!"
Der Fragesteller war schnell erkannt - T.M.S.I.D.R. Schnapper, Ankh-Morporks gefürchtetster Straßenverkäufer.
"Warzen? Ich? Nein, das hätte mir gerade noch gefehlt." Alice schaute auf ihre makellos manikürten Füße herab.
"Jeder hat mal Warzen, aber ich habe das beste Mittel dagegen! Den Warzen-Entferner!"
"Warzenentferner?" Alice betrachtete das dünne Holzgerät, das Schnapper ihr entgegen reichte.
"Ist das eine kleine Klinge an dem Schlitz in dem Metallplättchen?"
"Eine doppelschneidige Klinge! Damit kann man die Warze schichtweise wegschneiden, ohne das man zu tief in die Haut schneidet!"
"Die Klinge sieht nicht sehr scharf aus.."
"Nun, zugegeben, man braucht vielleicht mehr als einen Warzenentferner pro Warze.."
"Ich würd' das Ding für etwas weicheres nehmen, als für Warzen. Denk dir doch mal etwas vernünftiges aus!"
"Für etwas weicheres? Was gibt es denn Weiches schichtweise zu schneiden?" Der kleine Mann mit dem großen Bauchladen schaute die Wächterin misstrauisch an.
"Nun ja, wie wäre es mit Gemüse und Obst? Ein Schalenentferner?"
"Schalenentferner ... das kauft doch kein Mensch!"
"Entschuldigen Sie, sagten Sie gerade Schalen entfernen?" Die Stimme gehörte einer alten Dame, die mit einem Korb voller Kartoffeln gerade vom Markt kam.
"Nein, ich rede von ...", begann Schnapper, als er plötzlich das große Geschäft witterte. "Natürlich, ein Schalenentferner, ja!"
"Nuun, Kartoffeln haben ja ehr eine Pelle oder Haut - ob man die damit auch abmachen könnte?"
"Aber natürlich, meine Dame, ich verkaufe nur hervorragende Kartoffelschäler! Nehmen Sie dieses wundervolle Gerät für nur 3 AM$, damit treibe ich mich selbst in den Ruin!"

Ein Klopfen an seiner Bürotür lies Pismire aufschauen. "Ja?" Er schaute erstaunt in Alices Gesicht. "Nun Alice, kommst du nicht klar?" fragte er.
"Doch. Habe den Fall abgeschlossen! Ich wollte fragen ob ich den Bericht auf nach dem Wochenende verschieben kann..."
"Du hast was? Was hat es denn mit dem 31. Mai auf sich?"
"Nichts. Herr Schmuckel feiert Geburtstag. Die Familie betreibt auf jeden Fall Schmuggel - und auch illegal- aber ich denke wir können sie sich selbst und vor allem RUM oder SEALS überlassen. Ach, und da ist ein junger Mann angestellt, der sich sicherlich gerne als Informant einstellen lassen würde. Er hat ganz brauchbare Informationen auf Lager."
"Und das ist alles? So ein Vollidiot feiert Geburtstag und wir stressen uns mit dem Termin?"
"So hat seine Frau ihn auch bezeichnet. Was ist nun mit dem Bericht?"
"Mach meinetwegen früh Schluss, es ist ja Wochenende. Den Fall hast du wirklich ungewöhnlich schnell gelöst Alice!"
"Danke, Sir."
"Aber am Montag will ich den schriftlichen Bericht haben! Und wegen dem möglichen Informanten gib bitte jemandem von R.U.M. Bescheid!"
"Und was war das mit dem Warzengnom? ", fragte Pismire, bevor sie durch die Tür verschwand.
"Naja", Alice grinste anzüglich, "vielleicht solltest du deinen Stellvertreter einmal genau nach seinen Verletzungen fragen. Oder - vielleicht auch nicht." Alice Augen funkelten spöttisch und über Pismires Gesicht zog ein verstehendes Grinsen.
"Darauf kannst du dich verlassen, Gefreite", entgegnete er.
"Trotzdem: mach erst einmal Feierabend, Alice!"
"Mach ich." Alice salutierte und verließ Pismires Büro und das Wachegebäude in ein schönes, sonniges Wochenende...

Abspann:
Alice lag auf der Terrasse ihrer Wohnung und sonnte sich, als eine Taube heran flatterte.
Eine Wachetaube... Alice seufzte. Dann nahm sie dem Tier jedoch seine Post ab und las erstaunt eine Nachricht von Larius. "Wieder gesund. Kann wieder Fall übernehmen, wenn Hilfe benötigt schreib mir, Zeit bis zum 31. knapp. Larius."
"Fall? Ach weißt du Larius, diesen Fall kann ich alleine lösen" grinste Alice in sich herein, setzte sich ihre Sonnenbrille auf und lehnte sich zurück.



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