Kleinanzeigen-Markt

Bücher stapelten sich gefährlich schräg auf dem Schreibtisch. Papier lag verstreut im Raum herum und hin und wieder raschelte es. Wenn man genau hinhörte, konnte man hören, dass jemand mit einem Stift höchst konzentriert auf Papier schrieb. Dann wurde Papier auf das oberste Buch gelegt und ein Rascheln verkündete, dass neues Papier zur Hand genommen wurde.

Isis saß mit verzweifelter Mine auf einem Stuhl und hatte die Ankh-Morpork Times auf ihren Knien liegen. Mit einem Stift in der Hand versuchte sie auf einen schon etwas schmuddeligen Zettel etwas zu notieren. Der Stift rutschte ab und fiel auf den Boden.



"Mist!", entfuhr es ihr, "Nicht schon wieder!"
Isis versuchte mit einer Hand an den Stift zu kommen, der langsam in Richtung unter den Schreibtisch rollte. "Jetzt komm schon her!" murmelte sie.
Als ihre Finger die Spitze des Stiftes zu fassen bekam, wurde die Tür mit einem Ruck aufgerissen und eine fröhliche Stimme verkündete: "Ist das nicht ein schöner Tag!"
Lady Rattenklein stand in der Tür und strahlte über das ganze Gesicht.
Isis fuhr hoch und knallte mit dem Kopf gegen die Schreibtischunterplatte, worauf sich der Stapel Bücher gefährlich dem Boden zuneigte und schließlich der Schwerkraft nachgab und umkippte.
Das tat auch der Stuhl auf dem sie saß. Es gab einen lauten Knall und Papier wehte im Wind der offenen Tür. Also, im Grunde genommen sah es jetzt in dem Labor aus, wie in einer Papierwerkstatt in der ein Tornado gewütet hatte.
"Sch....!", entfuhr es Isis und Lady Rattenklein wie aus einem Mund.
Durch den lauten Knall aufgeschreckt kamen auch Lupos und Sillybos durch die Tür gerannt.
"Was ist denn hier passiert?" Lupos sah sich um.
"Steht hier nicht so rum, helft mir lieber, die Papiere wieder aufzustapeln!" Isis sah die drei an.
"Ja, ähem, was machst du hier eigentlich?", fragte Sillybos, während er einen eng beschrifteten Zettel zur Hand nahm und in ausgiebig studierte.
Isis stand auf, rieb sich den Kopf und nahm ihm den Zettel aus der Hand.
"Ich lerne was über Chemie und so!", lies sie sich vernehmen.
"Das sieht aber nicht nach Lernen aus, hier liegen lauter Zeitungen herum und da steht gewiss nichts über Chemie drin!" Lady Rattenklein studierte gerade "Werft es nicht weg sondern verkauf es" (ein neues Magazin mit lauter Kleinanzeigen).
"Doch ganz wohl!", rief Isis und wedelte mit "Labor heute und gestern" in der Hand rum.
"Was ist los?", wollte Lupos wissen.
"Ach, ich wollte eigentlich lernen, aber gestern ist mir mein Sarkophag dummerweise die Treppe runtergefallen!" Traurig stand Isis mitten im Chaos und schniefte leise.
"Ihr wisst ja gar nicht, wie schwer es ist, einen neuen zu finden!"
Sillybos legte Isis eine Hand auf die Schulter: "Das hättest du doch sagen können!"
"Wir helfen dir doch gerne!", sagte Lady Rattenklein und Lupos nickte zustimmend.

Ein paar Stunden später

"Ihr ahnt ja gar nicht, was in den Kleinanzeigen so alles drinsteht!" Lady Rattenklein schüttelte den Kopf und las vor: "Junge Hausfrauenselbsthilfegruppe sucht Frauen wegen Erfahrungsaustausch zwecks mein Ehemann ist ein Zombie. Nadeln, Garn und wie nähe ich Körperteile wieder an. Jede Hilfe ist willkommen!"
"Hier, ich hab was!", rief Lupos. "Gebrauchter Sarkophag, kaum genutzt, sucht neues Zuhause, Ankertaugasse 14".
"Prima, da geh ich gleich nach Dienstschluss hin und schau ihn mir an! Vielen Dank Lupos!"
In dem Moment trat Clara ein und starrte in das Chaos. "Isis, Pismire sucht nach dir, du sollst in sein Büro kommen!"
"Ok, danke, ich komme!"
Isis stand auf, ging zu Pismires Büro und klopfte an.
"Herein!", erklang es von drinnen.
Isis trat ein.

Pismire saß am Tisch und sah Isis an und begann ohne Umschweifungen zur Sache zu kommen.
"Alice ist gerade an einem Tatort und sichert Spuren, aber da es recht viele sind, braucht sie jemand, der die schon gesicherten Spuren abholt und gleich analysiert, da es recht dringend ist!" Pismire räusperte sich und sah Isis an.
"Sir, wo soll ich Alice treffen?" frage Isis.
"In der Ankertaugasse 13, Alice wird dich an Ort und Stelle kurz über den Tathergang informieren!"
"Alles klar, Sir!" Isis salutierte und ging.




Lady Rattenklein und Sillybos standen im Flur vor dem Labor und unterhielten sich; als sie Isis sahen verstummte das Gespräch und sie sahen sie neugierig an.
"Muss ein paar Spuren abholen! Kann nicht lange dauern."
Lady Rattenklein zeigte auf das Chaos im Labor: "Und das da drin?"
"Ich räum es später auf, bin ja gleich wieder da!" Isis ging schnell ins Labor und holte ihre Ausrüstung. "Lupos, du brauchst nicht mehr zu suchen!" Sie sah zu Lupos, der noch immer in den Kleinanzeigen wühlte.
"Oh, ja klar!", sagte er geistesabwesend.

Summend spazierte Isis durch die Dämmerung in Richtung Hafen. "Das ist ja prima", dachte sie "so kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn ich mich beeile, kann ich mir zuerst den Sarkophag anschauen und dann die gesicherten Spuren von Alice abholen."
Isis ging ein wenig schneller und stoppt erst, als die Luft salzig roch und sie wissen ließ, dass sie sich in der Nähe der Docks befand.
Direkt über dem Straßenschild der Ankertaugasse hing ein weitaus größeres Schild auf dem in großen dicken Buchstaben "Magieendlagerstätte" stand.
"Das wird bestimmt mal zu einem größeren Problem mit der nicht-verbrauchten Magie" Isis sah sich um und entdeckte die Nummer 13. Gleich gegenüber stand das Haus in dem der Sarkophag zu verkaufen stand. Isis ging zielstrebig auf das Haus zu und klopfte.
Eine alte Frau, die außer einem dünnen Hemdchen mit Spagettiträgern und einer giftgrünen, engen Jogginghose nichts trug, öffnete.
"Ja, bitte?" Sie stockte, als sie Isis in Uniform sah.
"Hallo, ich bin wegen der Anzeige hier!"
Die Frau starrte immer noch verwirrt auf Isis, fing sich dann aber wieder. "Ja, kommen Sie doch rein....!"
"Gefreite Isis!", stellte diese sich vor, "und Sie sind?"
"Frau Traukeinem!", ergänzte sie sofort Isis Frage. "Kommen Sie bitte mit!"
Frau Traukeinem machte eine Handbewegung und Isis trat ein und wurde in den Keller des Hauses geführt. Dort stand ein schon recht dreckiger Sarkophag.
"Sie müssen wissen, wir haben ihn vom Grunde des Hafens, mein Schwager hat ihn dort mit Hilfe einer Taucherausrüstung geborgen. Deswegen ist er auch recht dreckig!"
Isis öffnete den Deckel und schlug ihn erschrocken wieder zu.
"Was ...!" fing sie an.
"Ach ja, man sollte ihn auch noch entgnomen, eine Familie mit kleinen Maldämonen hat sich dort häuslich niedergelassen und will nicht mehr ausziehen!" Frau Traukeinem trat nervös auf der Stelle hin und her.
"Was würde er denn kosten?"
"Ich dachte so an 10 Ankh-Morpork Dollar!"
"In diesem Zustand da ist er keine 5 mehr wert!" Isis schaute in die Richtung der Frau.
"Ja, weil Sie es sind!", sie zögerte und sah nervös in Richtung Treppe.
"Ist etwas?" Isis sah dem Blick der Frau nach.
"Nein, ich erwarte nur jeden Moment meinen Mann zurück!" Die Antwort der Frau kam viel zu schnell, um wahr sein zu können.
In dem Moment krachte es laut über den beiden und mit einem gewaltigen Schlag wurde die Türe des Kellers aufgerissen.
Ein gewaltiger Troll kam die Treppe hinunter. "Wächter hier?!", brüllte er und zeigte mit einem granitenen Finger auf Isis.
"Ich wusste es nicht, ich habe nur die Anzeige inseriert, wie du mir gesagt hast!" Die Frau sah den Troll ängstlich an und drückte sich in die schmutzige Ecke des Kellers.
"Du VERKAUFEN Skarabäus NICHT Sarkophag!" Der Troll brüllte förmlich.
Isis trat zwischen die Frau und dem wütenden Troll. "Jetzt beruhigen Sie sich doch!"
Der Troll hob eine Hand um Isis aus dem Weg zu wischen. Im letzen Moment hechtete Isis in Richtung des Streitobjektes in Sicherheit. Vorläufig - denn der Troll dreht sich um, um Isis doch noch zu erwischen. Doch dieses federte aus der Hocke in die Höhe und erwische ein Leitungsrohr, schwang sich dran hoch und trat dem Troll so von hinten gegen die steinernen Schulterblätter. Der Troll fiel um wie ein Baum und blieb liegen.
"Scheiße!" entfuhr es Isis und sah sich um. Die Frau saß wimmernd in der Ecke, der Troll lag bewusstlos auf dem Boden und in dem Sakopharg schrie eine wütende Stimme und bat und Ruhe.
"Die Handschellen", fiel es Isis ein. Sie nahm die trollsicheren Handschellen und fesselte den Troll so an einen eisernen Ring der in der Wand eingelassen war. Ein Poltern in ihrem Rücken lies sie umfahren. Die Frau war in Ohnmacht gefallen.
"Was hab ich nur wieder angerichtet", dachte Isis während sie die Treppen hoch sprintete, um zu Alice auf die andere Straßenseite zu gelangen.

Sie riss die Tür zur Straße auf und wurde von hellem Blitzlicht geblendet.
Eine Touristengruppe aus dem Achten Reich stand vor der "pittoresken urtümlichen Tür eines typischen Ankh-Morpork-Hauses" wie der Fremdenführer gerade erklärte und wurde von dem plötzlichen Aufreißen der Türe durch Isis reichlich im Konzept gestört. Er fing sich gerade noch und erklärte den Touristen: "Das reichlich eigentümliche Verhalten mancher Hausbewohner ist ein urtypischen und recht imposantes Verhalten der typischen idyllischen Einwohner des friedlichen Städtchens!"
Ein lautes "Aaaahhhh" ertönte von der Gruppe und dann gingen sie weiter.
Isis sah ihnen kopfschüttelnd nach. "Der Tourismus wird auch immer schlimmer in der Stadt".

Alice, die inzwischen auf den allgemeinen Aufruhr auf der Straße zum Fenster gelockt war, sah aus diesem heraus und winkte Isis zu.
"Endlich bist du da, mir gehen allmählich die Tütchen aus! Komm hoch!"
Isis öffnete die Tür und ging zu Alice die Treppe hoch und stolperte über einen Gegenstand am Boden. Ihre Augen waren immer noch ein wenig empfindlich, und so hatte sie den dunklen Schatten nicht gesehen, über den sie fiel.
Alice half ihr wieder hoch und sah Isis an.
"Was ist mit dir passiert?
Sie sah an sich herunter, ihre Hose war unterhalb des Knies ziemlich zerrissen und ihr linker Ärmel hatte einen langen Riss.
"Eine lange Geschichte! Ich erzähle es dir gleich", fing sie an, "Aber jetzt, was ist hier los?"
"Ein Raubmord!" Alice zeigte auf den dunklen Schatten. "Jemand ist hier eingebrochen und hat den djelibebyanischen Kaufmann Quad-El Aim erstochen um an einige seiner Kunstwerke zu kommen. Wir haben die Kunstwerke auf einem Schiff im Hafen gefunden und die Besatzung vorläufig festgenommen. Aber allem Anschein nach ist der Mörder und Auftraggeber nicht unter ihnen."
"Was für Kunstwerke?", unterbrach Isis Alice.
"Schmuck, Diademe, Skarabäen und allerlei djelibebische Gegenstände!" antworte Alice.
"Sagtest du Skarabäen?"
"Ja, es soll sogar ein Sarkophag darunter gewesen sein, aber den konnten wir nicht sicherstellen!" Alice nickte Isis aufmunternd zu als sie sah, das diese recht ernst drein schaute.
"Mist, ich glaube, ich muss dir jetzt was erzählen!" Und Isis erzählte Alice, was im Haus gegenüber vorgefallen war.

Nachdem dann der Troll und Frau Traukeinem von Isis und Alice ins Wachhaus eskortiert worden waren, machte sich Isis an die Auswertung der Spuren des Tatorts.
Aber bevor sie sich an die Arbeit machen konnte, rief sie Pismiere erneut zu sich ins Büro.
"Sir!", Isis salutierte.
"Setz dich hin!" Pismiere deutete auf den Stuhl vor sich.
Als Isis Platz genommen hatte, holte er einen Zettel aus der Tasche und runzelte die Stirn.
"Du hast den tatverdächtigen Troll festgenommen, weil du dir einen neuen Sarkophag kaufen wolltest und er ihn verkaufen wollte!"
Isis schaute beschämt auf den Boden "Ja, Sir!", sagte sie kleinlaut.
"Tja, da hattest du aber einen guten Riecher, und jetzt mach dich schleunigst an die Untersuchung der Spuren, damit wir nicht lange auf ein Geständnis des Trolls warten müssen."
"Jawohl Sir! Werde mich beeilen!" Isis sprintete fast aus der Tür.

Alice wartete grinsend auf den Flur.
"Was auch immer du gesagt hast, DANKE!"
"War ja nicht nötig, die ganze Wahrheit zu sagen!" Alice nickte freundlich.
"Das wird mir eine Lehre sein, dass ich meine Privatgeschäft in meiner Freizeit erledige!" Isis kratzte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden herum.
"Mach dir doch da keinen Kopf, das ist Polizeiarbeit! Und jetzt mach dich schnell an die Arbeit!"
"Mach ich!" Isis ging ins Labor.
Eifrig untersuchte Isis jede von Alice eingetüteten Spuren. Und schließlich wurde ihre Mühe auch belohnt: der Granit, der auf ein paar Spuren gefunden wurde, passte genau zu denen des Trolls.

"Prima!" Pismire staunte nicht schlecht als er das Ergebnis von Isis Untersuchungen in den Händen hielt.
"So ersparen wir uns die lästige Befragerei!" Pismire legte die Mappe auf den Tisch. "Gute Arbeit, Weiter so!"