"Spiel mir das Lied von der Hörigkeit!"

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von Obergefreite Nyvania (FROG)
Online seit 01. 10. 2008
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Die Arbeit eines FROG ist hart, aber fair. Zumindest meistens. Denn in manchen Fällen muss ein FROG da einspringen, wo sonst andere arbeiten. Das ist nicht immer leicht, aber so ist der Tschob.

Dafür vergebene Note: 11

1. Akt.


Ankh- Morpork zu der Zeit, die längst vergangen ist. Anwesende Personen: Wächter.


"Was ist das nur für ein verdammter Lärm?", murmelte Kanndra genervt vor sich hin. Schon seit Tagen trällerten unbekannte...Existenzen schräge Töne vor sich hin. Es war kaum noch zum Aushalten!
Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt Papierknöllchen im Ohr zu tragen, was allerdings nicht viel half und ein Gespräch mit den Kollegen zuweilen erschwerte. Mit dem Gedanken spielend, die Verantwortlichen unter Umständen zu verfluchen, verließ sie ihr Büro. Der Lärm war im Bereitschaftsraum nur halb so schlimm und die Kopfschmerzen ließen dann auch nach.

Die meisten FROGs die momentan Bereitschaft hatten, bzw. im Dienst waren, schienen genervt zu sein und man traf sie mehr als sonst mit Kaffeetassen in der Hand an.
Kanndra sah sich um. Als sie Valdimir erblickte kam ihr eine Idee. Sie eilte zu ihm herüber.
"Dich nervt der Krach doch auch?"
Valdimir schenkte ihr einen alles sagenden Blick.
Kanndra lächelte. "Ich habe eine Idee."



"Ich bin doch kein SEALS.", schmollte einer der Wächter, die man auf Streife geschickt hatte.
"Stell Dich doch nicht so an!", meinte ein anderer. "Das gehört zum Leben eines Wächters dazu. Außerdem handelt es sich hierbei ja nicht um eine gewöhnliche Streife. Wir haben offiziell die Aufgabe die Quelle des Lärms auszumachen der uns seit Wochen Alpträume bereitet."
"Aber wir sind FROG. Wir sollten nicht auf so einen "gewöhnlichen" Fall angesetzt werden.", murrte Patrick Zartbitter, als er und einige andere Wächter um die Ecke kamen.
Die Gruppe bestand aus fünf Wächtern der Spezialeinheit.
"Wenn wir herausfinden wo das her kommt, haben wir immerhin die Möglichkeit nach den Lizenzen zu fragen.", entgegnete Sayadia ernst und strich dem Vogel auf ihrer Schulter sanft über den Kopf. Mit der Begründung für moralische Unterstützung hatte man zwei Püschologen mitgeschickt. Sayadia und Nyvania. Der Wasserspeier hatte allerdings noch nicht viel gesagt. Sie kaute schweigend auf einem ihrer Teebeutel herum.
Tyros y Graco war ebenfalls anwesend, mit der Begründung "als Alchemieexperte mit abgeschlossener Ausbildung könne er vielleicht dafür sorgen, dass die Auszubildenden, aus Rache an den Gründen dieses Lärms, nur halb so viel in die Luft sprengten."
Stefan Mann schwieg ebenfalls. Es ging ihm nicht gänzlich gegen den Strich, dass sie die Verantwortlichen für diese Tortur suchten und es war immer besser etwas zu tun zu haben, als ständig im Bereitschaftsraum zu sitzen und darauf zu warten, dass endlich mal ein Fall eintraf, der interessant genug war um die Spezialeinheit einzuschalten.
"Und, wenn sie keine Lizenzen haben, können wir den Lärm unterbinden!", Patricks Miene hellte sich bei dem Gedanken daran auf, als sie eine Gasse betraten, in welcher die hohen Töne durch scheinbar fluchtartig verlassene Häuser schallten.



Pseudopolisplatz. Leer stehendes, halb verfallenes Haus. Anwesende Personen: Laien.


"Gut. Sehr schön. Wunderbar gesungen! Es war ein absoluter Traum! So soll es sein. Die Rolle der Polle Pfirsich ist dir wie auf den Leib geschneidert, Kristina Kleinaberfein.", Daniel Zweitversuch, der Regisseur, war hin und weg von der Zwergin mit den feuerroten Haaren. Die Hauptrolle für das neue Stück passte einfach.
Der zweite Regisseur und Leiter des Geschehens hinter und auf der Bühne, solange es mit dem Aufbau eines Bildes und Requisiten zu tun hatte, nickte. Schneck Bühnenrand war die rechte Hand von Daniel. Sie waren langzeitige Freunde. Seine Meinung war ihm durchaus wichtig.
"Nun. Dann haben wir sie ja endlich alle zusammen. Ende dieser Woche bekommt ihr alle den Probenplan."
Die Anwesenden nickten fröhlich. Endlich konnten sie mit dem eigentlichen Gesang anfangen.
"Kirsten Zwölfklang wird mit den beiden Hauptrollen aber heute schon beginnen. Das sind die Rolle der Polle Pfirsich und die des Kalle Kneipchen. [1] Gut, wir sehen uns dann alle mor-"
"STADTWACHE ANKH-MORPORK!", hämmerte es an die Tür des Theaters, welche bedenklich krachte. Daniel Zweitversuch sah seinen Assistenten mit hochgezogenen Augenbrauen an, zuckte mit den Achseln und öffnete.
"Ja, werte Wächter? Was kann ich für Sie tun?", sagte er höflich, obwohl er es hasste, wenn man ihn so einfach unterbrach. Allerdings war es denkbar ungesund sich mit schlecht gelaunten Gesetzeshütern anzulegen. Das wusste er, als er in ihre Gesichter blickte. Gute Laune, das war etwas anderes.
Ein glatzköpfiger, offenbar gereizter, Zwerg trat einen Schritt vor.
"Es sind einige Beschwerden über den Krach in diesem Theater laut geworden-"
"Das ist Gesang", unterbrach ihn Daniel zwischen geschlossenen Zähnen. "Wir proben hier!"
Eine Frau meldete sich zu Wort, die eine sehr ungesunde Hautfarbe hatte. "Wir möchten ihre Lizenzen sehen. Alle!"
"Wir sind zwar nur eine Laienschauspielgruppe, aber bitte, kommt herein."
Damit machte er auf dem Absatz kehrt.


"Das ist doch einfach nicht möglich!", murmelte Tyros leise vor sich hin. "Das kann nicht sein!"
"Hier muss ein Fehler vorliegen.", brummte Norti.
Nyvania reichte die letzte Lizenz an einen Schwarzbandler zurück und seufzte.
"Gut, vielen Dank für eure Geduld. Ihr könnt mit euren... Gesangsübungen dann weitermachen."
"Oh, vieeelen Dank.", lächelte Zweitversuch so freundlich wie er nur konnte. Wenn die werten Wächter dann bitte uns Künstlern unseren Freiraum lassen würden. Auf Wiedersehen!"

Eine Weile betrachteten die Wächter noch die gefährlich zitternde Tür, dann ließen sie wie auf Kommando die Schultern hängen.
"Na super. Jetzt dürfen die das auch noch!"



Ankh- Morpork, ein Jahr danach. Anwesende Personen: Schauspieler.


Sie saßen in einem Kreis auf der Bühne. Jeder von ihnen hatte eine Hand in die Mitte gestreckt. Daniel Zweitversuch sah in die Runde und grinste zufrieden.
"Wir haben gesungen. Wir haben geprobt. Ein Jahr lang haben wir miteinander gelacht, geweint, gefeiert und gelitten. Haben Krankheiten überstanden und Beschwerden überlebt. Wir haben ein Stück für Schauspieler wieder zum Leben erweckt! Wir haben eine Band und wundervolle Kostüme und ein geniales Bühnenbild. Wir sind nun eine Familie!
Ich frage euch! Habt ihr Lust dieser Stadt zu zeigen, was wir können?"
"JA!", brüllte die Gruppe im Chor.
"Habt ihr Bock zu singen?"
"JA!"
"Habt ihr Bock auf das "Vier Pfennig Theater"?!"
"JA!!!"
"Gut dann..."
"...TOI TOI TOI!!!"


Wachhaus. Pseudopolisplatz. Kanndras Büro- Anwesende Personen: Wächter.


"Wie bitte- WAS?!", entfuhr es der Obergefreiten Nyvania schlagartig, als sie ihren Auftrag mitgeteilt bekam. Dann raffte sie sich zusammen. "Entschuldigung."
Kanndra blickte mit hoch gezogener Augenbraue erneut auf die Anordnung des Patriziers und die dabei liegende Liste des Kommandeurs.
"Ja, aus jeder Abteilung sollen drei Wächter anwesend sein. In Zivil. So lautet der Befehl des Patriziers. Der Kommandör hat euch drei auf die Liste gesetzt."
Sie sah in die Runde und konnte den Ausdruck des Grauens verstehen. Ein Jahr lang hatten sie die "Proben" ertragen. Ein Jahr lang das Hämmern und Dröhnen der Instrumente und nun sollten drei Wächter aus jeder Abteilung an der Premiere vor Ort sein. GRUND allerdings sollte die Wache repräsentieren. Das war wieder einmal mehr als merkwürdig.
"Gut. Ihr findet euch heute Abend eine Stunde vor Beginn der Aufführung ein. Und dann werdet ihr es ansehen. Das war's. Wegtreten!"



Pseudopolisplatz. Seitengasse. Vor dem "Theater". Anwesende Personen: Zivilisten, Wächter.


"Wäre das, wenn überhaupt, nicht eher eine reine DOG- Angelegenheit?", meinte Tyros, während sie auf den Einlass warteten.
Nyvania sah sich um. "Eigentlich schon.", meinte die Wasserspeierin. "Wenn hier tatsächlich etwas passieren sollte, dann haben wir doch am allerwenigsten damit zu tun. Schließlich waren ihre Lizenzen sauber."
Aus einem kleinen Beutel holte sie einen Teebeutel hervor.
"Ich meinerseits habe keine Ahnung wie man mit Gildenmitgliedern umgeht.", meinte sie kauend und zuckte mit den Achseln während sie sich, vorsichtshalber, einen zweiten Teebeutel in den Mund schob.


Theater. Zuschauerraum. Reges Treiben. Anwesende Personen: Schauspieler, Zivilisten, Wächter.

Die Bühne war spärlich beleuchtet. Niemand war darauf zu sehen, als die überraschend hohe Anzahl an Zuschauern in den Raum strömte um die besten Plätze zu ergattern. Die Wächter hatten die Anweisung sich zu verteilen und so kam es, dass Lilli Baum und Ayure Namida in Nyvanias Nähe saßen. Sie nickte ihnen unauffällig zu und setzte sich. Vorsorglich legte sie ihre kleine Tasche mit einem Vorrat an Ingwerteebeuteln auf ihren Schoß.
Nachdem alle Platz genommen hatten, verstummte die leise Musik, welche von der Gruppe neben der Bühne gespielt worden war und das Licht auf der Bühne wurde heller.
Unter einem dreckig wirkenden, zerrissenen Jackett hatte ein Mann gelegen, der Regisseur des Stückes wie Nyvania nun erkannte, und er gähnte nun. Irgendwie sah er ungesund aus. Ob das lediglich an der Maske lag?
Er richtete den Blick auf die Zuschauer.
"Meine Damen und Herren! Sie werden heute Abend eine Art Oper sehen. Ein Theater, nahezu eine Oper, allerdings einst geschrieben für Bettler und gemacht für Schauspieler." er ließ den Blick während seiner kunstvollen Pause schweifen.
"Da diese Oper so wunderbar und prunkvoll hatte sein sollen, wie ein jeder Bettler sich jemals hatte erträumen können, und da sie gleichfalls doch auch so billig hatte sein sollen, dass auch Bettler sie bezahlen könnten, nannte man dieses Mittelding das "Vier Pfennig Theater"!"
Das Publikum schwieg.
"Meine Damen und Herren!", er machte eine großzügige Geste mit dem Arm. "Wir befinden uns in Ankh-Morpork! Zu der Zeit, die nunmehr vergangen ist!"
Es folgte ein Black und Die Musiker begannen erneut ein Lied zu spielen. Eine sanfte, jedoch schräge Melodie, die sich einem ins Gedächtnis brannte. Ein Spot wurde auf ein kleines Mädchen in rotem Kleid gerichtet. Sie eilte nach vor auf die Bühne und im Publikum ging leises Getuschel los.
"Wie niedlich.", hörte man vermehrt Stimmen flüstern.
Das kleine Mädchen hob einen Teddybären von der Bühne auf, der dort scheinbar die ganze Zeit über gelegen hatte. Als sie sich umdrehen und wieder von der Bühne gehen wollte erhob sich aus dem Off ein harsches "Psst!". Das Mädchen sah sich um, blieb stehen und sah in die Richtung aus welcher das Geräusch gekommen war. Zwei weitere "Pssts!" folgten und als das Kind schon in die Richtung hatte gehen wollen erklang ein erweckendes "POLLE!". Das Mädchen wandte sich um und rannte von der Bühne. Applaus folgte.

Mit einem Mal erschienen drei leicht bekleidete Damen im Bild. Mehr als offensichtlich sollten diese Näherinnen darstellen. Und dies taten sie auch sehr überzeugend. Als Nyvania sich im Zuschauerraum umsah, erkannte man teilweise verträumte, dümmlich grinsende Männerblicke, deren Besitzer zuweilen in unvergesslichen Erinnerungen schwelgten. Andere wiederum schienen eher peinlich berührt, ganz so, als habe man sie ertappt. Die Obergefreite musste unweigerlich grinsen.
Zwei der Damen verabschiedeten sich und eine blieb allein auf der Bühne zurück. Sie schienen sehr betrunken. Die junge Frau auf der Bühne seufzte, als erneut das zischen begann. Sie blickte in die Richtung aus der es kam und ein allwissendes, geschäftliches Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie ihr Schultertuch lockerte und hinter der Bühne verschwand. Sie schrie.
Nyvania zuckte zusammen und starrte auf die Bühne. Die Leute klatschten und es herrschte Stille. Die Obergefreite kniff die Augen zusammen. Sie sah sich um, aber niemand der anderen schien etwas bemerkt zu haben. Also wartete sie.

Daniel Zweitversuch sprang leichtfüßig auf die Bühne.
"Ankh-Morpork! Heute!"
Er verschwand.
Singend erschienen einige Ganoven auf der Bühne. Sie hauchten ein bedrohlich klingendes Lied über einen Verbrecherkönig in der Stadt. Danach kamen die Näherinnen. Nyvania sah sich nach Ayure um. Sie hatte die Augen zusammen gekniffen.
Nun erschienen Bettler, Zwei Mädchen, ein Ehepaar und zwei Wächter. Und letztendlich erschien der Verbrecherkönig selbst- Kalle Kneipchen.
Er war ein Vampir. Ein Vampir von oben bis unten gekleidet in weiß. Seine Haare waren lang und ebenfalls weißblond. Die Augen waren Raubkatzen ähnlich und wild. Sein Lächeln überheblich und grausam. Da war keinerlei Liebe oder ähnliches- nicht einmal der Anschein, dass etwas Ähnliches in seinem Leben jemals existiert hatte. Seine Haut schien durch die helle Kleidung noch ungesünder als es bei der Nachtrasse ohnehin schon der Fall war. Und das alles verlieh seiner Erscheinung etwas ungemein Bedrohliches. Das Stück begann.

Im Prinzip, meinte die Stimme in Nyvanias Kopf, die beachtlich lang geschwiegen hatte. Im Prinzip ist das gar nicht mal schlecht. Der Gesang passt zu dem verquerten Stück und der niedrigen Moral. Und die Schauspieler sind wirklich, wirklich gut.
Nyvania tauschte die Teebeutel während sie sich die Gesichter des Publikums betrachtete. Sie persönlich hatte nicht viel für diese Kunst übrig. Sie fand es falsch, sich aus Spaß in die Püsche anderer hinein zu versetzen. Man wusste nie was einen dort erwarten würde. Und nicht jeder konnte mit solchen Dingen umgehen. Wer wusste schon, ob man als dieselbe Person zurück kam, oder überhaupt. Nein, dazu musste man ausgebildet sein. Selbst für fiktive Persönlichkeiten.




Auch während der Szene in der Gilde der Näherinnen, wo offensichtlich alle dem reichen Verbrecherkönig nachschmachteten und einer Art perversen Romantik, die Nyvania ebenfalls nicht nachvollziehen konnte, war das Mädchen vom Beginn des Stückes noch immer nicht wieder aufgetaucht.
Vielleicht soll das so sein. , meinte die Stimme, die sie im übrigen Bartholomeus genannt hatte. Ja, es handelte sich um eine männliche Stimme. Sie schien ja wohl getötet worden zu sein, oder nicht?
"Hm.", machte die Obergefreite nur und sah weiter zu, in ihr arbeitete es und Bartholomeus schwieg, denn schließlich wusste er ja, was sie dachte. Es war einfach nicht richtig was hier geschah. Nicht zum ersten Mal ärgerte sie sich, heute Abend der einzige Püschologe hier zu sein. Diese Schauspieler waren zwar Laien, aber sie waren gut. Der Gesang, die Wut und den Hass den sie widerspiegelten zeigte die Brutalität des alltäglichen Lebens. Und es regte zum Nachdenken an. Über Dinge über die man nicht nachdenken sollte. Das war nicht in Ordnung. Die Psychen der Zuschauer waren der kalten Realität des wahren Lebens schutzlos ausgeliefert. Nyvania runzelte die Stirn. Als Schauspieler, fand sie, hatte man die Aufgabe, nein, die Verantwortung für die Zuschauer. Wenn man schon mit ihren Gehirnen spielte, dann sollte man es auch richtig tun. Diese Schauspieler waren zu real. Sie waren zu gut.
Und dann noch die verschwundene Näherin...



Einige Tage später. Pseudopolisplatz. Anwesende Personen: Zivilisten, Wächter.



Dieses Theaterstück ging der Obergefreiten einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nachdenklich streifte sie über den Pseudopolisplatz, während sie halbherzig Tauben von sich fern zu halten versuchte. Sie hatte Hunger.
Schnapper hatte es tatsächlich geschafft eine Traube von Menschen um sich herum zu versammeln. Nyvania stellte sich dazu, hörte allerdings nur mit halben Ohr, was er sagte, während ihr Blick über den Platz schweifte und vermehrt an der Gasse hängen blieb, wo das provisorisch errichtete Theater stand.
"...Debrecziner! Habe ich soeben rein bekommen! Ganz neu! Ganz frisch! Super lecker!", rief er in die Menge.
"Was für Dinger?", rief ein Mann. "Depress..."
"Debrecziner! Greifen Sie zu! Eine Delikatesse aus einem weit entfernten Ort der Scheibenwelt. Nur 0,2 Dollar! Und damit treibe..."
Der Blick der Obergefreiten folgte einem Mann, der an einigen Wänden Plakate befestigte. Sie schritt auf eins zu und ihre Augen weiteten sich, als sie die Annonce las.
Oh..., meinte Bartholomeus.



Eimer. Etwas später. Anwesende Personen: Wächter, Wirt.



"Ich weiß noch immer nicht, was ich von dem Stück halten soll.", sagte Tyros während er an seinem Kaffee nippte.
"Ich fand es gar nicht soo schlecht.", meinte Ayu und blickte vor sich auf den Tisch.
Sie saßen im Eimer. Nach der Aufführung hatten einige der Wächter beschlossen sich zu gegebener Zeit einmal ausgiebig zu unterhalten.
"Ich weiß nicht, was das genau gebracht hat.", stand auf dem Kärtchen, welches von Lilli Baum in die Luft gehalten wurde. Kamillus zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung.", entgegnete er.
Die Tür öffnete sich und Nyvania kam herein gestürzt.
"Ihr-werdet-nicht-glauben-was-ich-eben-gefunden-habe!", rief sie vor Aufregung japsend und schwenkte einen Zettel.
"Erinnert ihr euch an die Frau, die anfangs die Näherin spielte, die schrie?", sagte sie aufgeregt und sah Ayure an.
"Sie ist nicht mehr aufgetaucht.", entgegnete sie Ermittlerin. "Das fiel auch auf- wieso?"
Nyvania knallte den Zettel auf den Tisch und sah vielsagend in die Runde.
"Gesucht wird eine junge Dame, die der Gruppe der Schauspieler für einige Zeit beitreten und aushelfen möchte...", las Kamillus leise vor sich hin. Dann sah er auf. "Ja, und?"
Die Obergefreite blickte einmal mehr vielsagend. "Naja, wenn die Frau, die die Näherin gespielt hat, jetzt nicht mehr dabei ist, nun, vielleicht ist sie wirklich..."
"Du meinst", begann Tyros Strin runzelnd und senkte die Stimme. "dass sie das Mädchen wirklich umgebracht haben könnten? Dafür haben wir doch gar keine Beweise."
"Ich werde mich ein wenig umhören.", sagte Ayure und stand auf. "Ich gebe euch Bescheid, wenn ich mehr weiß."



FROG. Püschologenbüro. Einige Tage danach. Anwesende Personen: Wächter, Offiziere.

Es klopfte.
"Ja, bitte?" , rief Nyvania und legte das Buch über Kynophobie, das sie gerade las, beiseite. Es war sehr...aufschlussreich.
"Hey Nyv.", meinte Saya, die den Kopf reinstreckte. "Hast Du was angestellt?"
"Nein, wieso?", sie stand auf.
"Der Kommandör will Dich sehen."
Die Obergefreite schluckte.

Der Wasserspeier atmete tief durch und klopfte an.
"JA!", kam die barsche Antwort. Bei Bregs, ihrem Ausbilder, wusste man nie so genau woran man war und ob man nun etwas ausgefressen hatte, von dem man noch nicht wusste, oder eben nicht.
Sie trat ein und salutierte.
"Ah, Nyvania.", sagte Bregs und nickte ihr zu. Valdimir und Romulus von Grauhaar waren ebenfalls anwesend. Die Obergefreite fing erst an zu zittern, dann bemerkte sie langsam, wie ihre linke Hand steifer wurde. Oh nein!, stöhnte Bartholomeus.Reiß Dich zusammen!
Der Kommandeur warf den beiden Offizieren einen Blick zu und legte die Akte, in der er eben noch gelesen hatte, beiseite.
"Du hast vor nicht allzu langer Zeit einen Verdacht geäußert, in Bezug auf die vergangene Mission."
Nyvania nickte. Ihre Hand konnte sie nicht mehr bewegen.
"Nun, daraufhin hat eine Ermittlerin von RUM die Sache einmal genauer unter die Lupe genommen."
Sie nickte erneut.
"Wir haben festgestellt", fuhr Romulus fort. "dass an diesen Verdächtigungen etwas Wahres dran ist. Das Mädchen, das an besagtem Abend verschwand ist seither nicht mehr aufgetaucht. Es gibt weder Hinweise wo sie sein könnte, noch irgendwelche darüber, wo sie an dem Abend noch gewesen ist. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt."
"Wir haben also beschlossen, dass wir verdeckt ermitteln werden." sagte Bregs. "RUM wird Dir eine kurze Einweisung geben." er schwieg und während Nyvania automatisch erneut zu nicken begonnen hatte, zuckte sie zusammen. "Was? Ich? Ich soll verdeckt ermitteln?"
Die drei nickten wie auf Kommando.
"Ich- aber- ich dachte RUM hätte ausgebildete Ermittler- Lilli Baum zum Beispiel. Ich meine- ich hab doch gar nicht- ich weiß doch überhaupt nicht-ich- em.", sie brach ab.
Valdimir richtete nun auch das erste Mal das Wort an sie. "RUM wird die ganze Zeit in der Nähe sein. Und auch alle anderen Abteilungen werden Wächter rund um die Uhr postiert haben. So wie es immer läuft."
"Der Patrizier hat klar gemacht, dass es ein Mitglied aus der Spezialabteilung sein soll, das diesen Auftrag übernimmt. Er möchte nichts riskieren."
Und dann wählen die Dich aus?!, kommentierte Bartholomeus. Bregs muss wollen, dass es schief geht.
Sie wollte ihm den Mund verbieten, aber das hätte seltsam ausgesehen, also biss sie die Zähne zusammen und sah den Kommandör an.
"Und wieso genau ich, Sör?", fragte sie.
"Hierbei handelt es sich um eine püschologische Sache, Obergefreite. Wir wissen nicht wie diese Schauspieler ticken. Aus deinem Bericht geht hervor, dass Du der Auffassung bist, sie seien zu real."
"Ja.", sagte sie nur.
"Nun, wenn das wirklich der Fall ist, dann ist ein Püschologe für diese Tschob eher geeignet."
Sie straffte sich. "Verstanden."
"Gut. Dann wird von Grauhaar Dich einweisen.", er nickte Romulus zu.



Sie blickte an sich hinab. In diesen Klamotten fühlte sie sich unwohl. Aber sie musste schließlich überzeugend wirken und bei einer solch brotlosen Arbeit wie der Schauspielerei musste man überzeugen können.
Sie saß auf dem Dachgiebel des Wachhauses und wusste nicht genau was sie mit sich anfangen sollte. Schauspielern etwas vorspielen. Sie seufzte. Nun gut, wenigstens bekam seit langem endlich mal wieder etwas Aufregendes zu tun.
Ich möchte mich ungern wiederholen, blaffte Bartholomeus, der seit einiger Zeit nur am Nörgeln war. Aber Schauspielern etwas vorspielen?? Du?? Du kannst so was doch gar nicht! Schon, wenn Du versuchst zu schwindeln wirst Du rot.
Nyvania zuckte mit den Schultern und fuhr fort damit, ihn und die Tauben um sie herum Teebeutel kauend zu ignorieren. Sie hatte es sich hier oben bequem gemacht. Beim Anblick der Vögel bekam sie aber wieder Hunger.
Heute Abend fand ein Vorsprechen statt. RUM hatte sie darauf vorbereitet, aber wirklich überzeugt schienen auch sie nicht gewesen zu sein. Allein schon das "Oh je...", von Ayure..

"Keine Sorge, Nyv. Ich hab da einige Sprengsätze mit meinen Azubis zusammengebastelt... und ein wenig Gas. Wir kriegen dich aus allem wieder raus. Und ich garantiere dir, dass du zumindest überlebst." ,Tyros schlug ihr sadistisch grinsend auf die Schulter.
"Hilfreich.", sagte sie grinsend. "Ich bin beruhigt. Mein Arm wird mich rächen." Sie verabschiedete sich noch, dann verließ sie das Wachhaus in Richtung Theater.


2.Akt


Theater. Anwesende Personen: Schauspieler, Wächter.


"Frau...Frederike Farbenfroh." , Herr Zweitversuch sah sie an. "Haben wir uns schon einmal irgendwo gesehen?"
Nyvania dachte an die Überprüfung der Lizenzen.
"Nein", sagte sie und lächelte freundlich. "Aber das sagt man mir häufig."
"Ah ja, hm...", er sah wieder auf seinen Zettel. "Nun...das richtige Alter hast du. Schon andere Rollen gespielt?"
Nyvania schaltete schnell. Sie wusste, was er hören wollte und hatte sich im Voraus über Schauspielerfamilien und deren Wanderlust informiert. Es erschien ihr leicht so etwas zu behaupten. Sie war in ihrem Leben viel gereist bevor sie nach Ankh-Morpork gekommen war. Dort hatte sie viele Leute kennengelernt und wusste, wie diese dachten.
"In Klatsch und in Lancre habe ich jeweils zwei, drei Jahre mit einer fahrenden Schauspielfamilie verbracht. Es liegt mir einfach im Blut von Ort zu Ort zu wandern. Ich liebe die Freiheit!"
"Das heißt, du hast viel Erfahrung."
"In kleinen Rollen, ja. Meistens bin ich ein Statist.", die Obergefreite wurde sich sicherer.
"Statist, soso."
"Aufgrund der Größe.", sagte Nyvania allwissend. Sie hatte ihre Maße angeben müssen und er hatte schon seit längerem auf ihre Körpergröße gestarrt. Außerdem waren alle Anwesenden mindestens ein bis zwei Köpfe kleiner als sie. Wahrscheinlich verdoppelte ihre bloße Anwesenheit das Durchschnittsmaß.
"Ah, jaja. Das ist mir aufgefallen. Nun gut. Wir können Dich nach hinten stellen. Da fällst du nicht so auf. Du kannst eine Rolle der anderen Näherinnen übernehmen und das Mädchen spielt dann die Betrunkene."
"Oh, das Mädchen, das sie spielte war sehr überzeugend. Ich habe die Premiere gesehen. Wo ist sie denn?"
Daniel zögerte und runzelte die Stirn, ganz so, als versuche er verzweifelt sich an etwas zu erinnern.
"Ich weiß nicht. Sie war einfach verschwunden. Sehr unprofessionell. Wie auch immer. Du kannst heute schon bei den Proben dabei sein. Du musst dir die Liedtexte schnell einprägen. Ein Bett wird dir auch zur Verfügung gestellt."
Nyvanias Lächeln blieb starr in ihrem Gesicht. Singen?!
"Kristina! Kommst Du mal bitte.", rief Zweitversuch und eine junge Zwergin mit roten Haaren und einer Eiswaffel in Händen, eilte herbei. "Zeig Frederike doch bitte alles. Sie ist neu und wir eine der Näherinnen ersetzen."
"Gern, komm mit.", auf dem Weg reichte sie die Eiswaffel dem kleinen Mädchen, das die junge Polle Pfirsich spielte. "Süßes hebt immer die Moral, meint der Schäff", erklärte sie und bot Nyvania ebenfalls eine an, als sie an einer Küche vorbei kamen, die dankend ablehnte.
"Du bist also der Ersatz für Drisella?", fragte sie.
"Ja."
"Oh, dann kommt sie also nicht wieder. Weißt du, niemand weiß genau, was mit ihr geschehen ist. Sie ist einfach verschwunden!"
"Das ist seltsam. Wo habt ihr sie denn zum letzten Mal gesehen?"
"Als wir in der Maske waren und uns schminkten. Danach weiß ich auch nicht mehr."
"In der Maske?", fragte Nyvania alarmiert. "Nicht hinter der Bühne?
"Ich kann mich an die Aufführung gar nicht mehr wirklich erinnern. Erst nachdem ich mich abgeschminkt hatte. Aber ich steigere mich auch immer in solche Sachen hinein."
"Mhm.", machte die Obergefreite nur. Bartholomeus, merks dir."
"Du sag mal, es hat mich niemand nach einer Lizenz gefragt." Kristina blieb abrupt stehen.
"Du hast doch wohl keine Schauspielerlizenz, oder?!", fragte sie und Entsetzen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
"Nein...hab ich nicht.", antwortete Nyvania stirnrunzelnd. Die Zwergin entspannte sich.
"Gott sei Dank! Ich dachte schon, Du wärst eine von denen. Diese unechten Frevler! Sie wissen nicht was wahre Kunst bedeutet!! Diese Geldgeier!!!"
Nyvnia wich einen Schritt von ihr zurück, doch der Zorn verflüchtigte sich schlagartig.
"Warum fragst du?"
"Ich habe gehört, dass die Wache hier war und nach Lizenzen gefragt hat."
Das Mädchen begann zu lachen- fast hysterisch. Aber auch sehr naiv.
Es ist so, als ob da noch jemand in ihrem Körper steckt., dachte die Obergefeite.
"Diese Streifegänger haben doch keine Ahnung!!! HAHA! Wir haben Lizenzen, wenn wir sie brauchen!!! Und nur dann!!!"
Sie lächelte engelsgleich. "Wollen wir weiter? Die Probe beginnt bald."


Probenraum. Bühne. Anwesende Personen: Schauspieler, Wächter


Lizenzfälschung, meinte Bartholomeus beeindruckt.
"Hm. Darauf können wir sie schon mal festnageln. Aber mich interessiert, was mit dieser Drisella passiert ist. Und die Zwergin sollten wir auch im Auge behalten. Sie scheint mit sehr schizzofrehn zu sein."
Sie ignorierte den Kommentar, der sich auf sie selbst und ihre Selbstgespräche bezog großzügig.
"Vielleicht sind diese Schauspieler aber auch einfach nur völlig durchgeknallte Leute die eben noch frei rumlaufen."
"Hast Du was gesagt, Frederike?", fragte Kristina, die auf sie zuschritt.
"Nein. Nur etwas laut gedacht."
"Na gut, dann komm. Wir wollen uns einsingen. Und dann geht es in die Maske!"

Sie hatte sich in einer ruhigen Minute vermehrt Notizen gemacht. Zwar wusste sie, dass die andern Wächter ebenfalls Informationen sammelten und mit Hilfe der Ikonographie einiges aufzeichnen konnten, allerdings war ihr etwas aufgefallen, was vielleicht den ganzen Fall vollständig verändern konnte...


Sie standen auf der Bühne und hatten einen Kreis gebildet. Jeder von ihnen hielt eine Hand in die Mitte.
"TOI TOI TOI!!!", riefen sie soeben, wie jeden Abend bevor der Zuschauerraum geöffnet wurde und die Schauspieler hinter der Bühne verschwanden.
Nyvania fühlte sich unter der weißen Schminke und dem Porzellanpuppen Make- up mehr als unwohl. Allerdings ließ sie sich nichts anmerken und sah in die Runde. Sie beobachtete einen jeden einzeln. Immer und immer wieder blickte sie in ihre Gesichter, ihre Mienen. Seit sie in die Maske gekommen war, hatte sie die Veränderung festgestellt. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Schauspieler, so hatte sie gelesen, Schauspieler fanden durch ein passendes Kostüm und die richtige Maske erst in ihre Rollen hinein. Dann erst konnten sie die betreffende Person sein. Nyvania stellte da an sich nichts fest. Sie war kein Profi und schon gar kein Amateur, aber sie schien ihre Sache gut zu meistern. Verzweifelt versuchte sie die Bewegungen und die Gebärden der Näherinnen nachzuahmen, die sie hin und wieder in der Nähe von der Gilde beobachtet hatte um sich ein wenig in der Analyse von Persönlichkeiten zu üben. Es schien ihr nun zu gute zu kommen, wenn auch etwas anders als gedacht. Daniel Zweitversuch lobte sie für ihre überzeugende Darstellung und den überheblichen, allwissenden, erfahrenen, aber dennoch verführerischen Blick einer dieser Damen- das fasste sie nicht als Lob auf, merkte aber, dass es ihr von Mal zu Mal leichter fiel, sich in die Gebärden hinein zu versetzen.
Bartholomeus ärgerte sie zu Beginn, wurde dann aber immer ruhiger, als er sich eingestehen musste, dass er ja ebenfalls in dieser Situation steckte...
Es gab allerdings einen entscheidenden Unterschied zwischen der Obergefreiten und dem Rest der Truppe. Für sie war es ein Tschob. Sie hatte während ihrer Ausbildung bei FROG gelernt, wobei sie der Auffassung war, dass man nie auslernte, dass man niemals und unter keinen Umständen den Hang zur Realität verlieren durfte. Vor allem für einen FROG war es lebenswichtig professionell zu sein. Ganz gleich in welcher Situation. Niemals, konnte ein Teil der Spezialeinheit es sich erlauben aus der Reihe zu tanzen. Wenn einer die Mission gefährdete, waren alle anderen mit ihm zum Scheitern verurteilt und deswegen gab es sie. Sie hatte lernen müssen, dass sie der Ansprechpartner war. Ein FROG, der mit sich selbst nicht zu recht kam, war eine Gefahr. Aus diesem Grund war für die Obergefreite klar, dass sie sich hier keinen Fehler erlauben konnte. Das war ihre Feuerprobe.

Die Schminke roch eigenartig. Nyvania hatte aufgrund ihrer doch eher außergewöhnlichen Herkunft keinen sonderlich guten Geruchssinn, aber dieser hier stach ihr regelrecht ins Hirn.


Sie standen hinter der Bühne. Die Gesichtsaudrücke aller Schauspieler hatten sich verändert. Nun lebten sie ihre Rollen. Der Zuschauerraum füllte sich schnell. Das Stück war sehr beliebt. Das kleine Mädchen schritt auf die Bühne und Nyvania erkannte, dass es der Hauptdarsteller, der Vampir in Weiß war, der die "Psst!"-Laute von sich gab. Er sah furchteinflößend aus. Ganz so, als habe er ernstlich vor, dem Kind etwas anzutun. Er sah ihren Blick und zwinkerte anzüglich. Sie lächelte arrogant zurück.
Dann kamen die Näherinnen. Der Ersatz für Drisella blieb, wie schon beim ersten Mal, allein zurück. Der Vampir zischte. In seinen Augen war ein Glimmen zu sehen. Nyvania kannte diesen Blick! Sie hatte ihn schon einige Male gesehen. Erst bei ihrem alten Bekannten Bombschnell und dann bei einigen anderen unschönen Erlebnissen. Dieser Vampir meinte es ernst! Er spielte nicht mehr. Für ihn war diese ganze Geschichte real. Er würde das Mädchen töten, wenn sie zu ihm kam. Eilig blickte sie sich um. Sie war zwar nicht schwach, aber gegen einen ausgewachsenen, alten Vampir würde sie niemals ankommen. In der Hoffnung, dass einige der Wächter in der Nahe waren und ebenfalls sahen, was hier geschah, machte sie ein Zeichen.
Das Mädchen ließ seinen Schulterschal fallen und schritt verführerisch lächelnd von der Bühne auf ihn zu. Nyvania war zu weit weg. Sie betete inständig, dass jemand ihr Zeichen bemerkt hatte und rannte hinter der Bühne durch einen Gang auf die andere Seite, als sie sah, dass der Vampir ein Messer zog. Sie stolperte.
"STADTWACHE ANKH-MORPORK! DIE HÄNDE HINTER DEN KOPF!!", hörte sie die Stimme von Valdimir van Varwald und Kanndra Mambosamba rufen. Dann hörte sie das dumpfe Geräusch eines fallengelassenen Messers und Wächter die Rechte vorlasen.


Sie saß im leeren Zuschauerraum und rieb sich ihre schmerzende Schulter. Sie war sehr hart darauf aufgeschlagen. Jemand hielt ihr einen Teebeutel hin und sie sah auf. Kanndra und Valdimir lächelten. Nyvania stand auf und salutierte, nahm den Teebeutel dankbar an und ließ sich wieder in den Sessel fallen.
"Das hast du gut gemacht, Obergefreite."
"Danke, Sör.", antwortete sie kauend während sie mit schmerzverzerrtem Gesicht den Verband an ihrem Schulterblatt rieb, der die nervigen kleinen steinartigen Flügel auf ihrem Rücken bändigte.
"Der Vampir behauptet sich an rein gar nichts zu erinnern.", sagte Kanndra.
Nyvania sah auf. "Wie war er, ich meine, wie hat er sich gegeben?"
"Em, nett um ehrlich zu sein. Regelrecht schüchtern und beschämt."
Nyvania überlegte und streifte sich über die Stirn. Ihr Blick fiel auf ihre Hand und ihr kam eine Idee.
"War er abgeschminkt?"
"Ja, war er.", entgegnete Kanndra und die Obergefreite sprang auf.
"Wo ist der Kommandör?!", fragte sie hastig.
"Beim Patrizier."
"Verdammt!", fluchte sie und überlegte. "Haben die Ermittler von RUM mehr über dieses Gebäude in Erfahrung bringen können?"
"Was meinst Du?", fragte die beiden Offiziere verwundert über die plötzliche Vitalität der Obergefreiten.
"Naja, zum Beispiel einen eigentlich nicht genutzten Keller, ein Versammlungsraum, den niemand betritt- irgendwas??!"
Die beiden sahen sich.
"Romulus hat da mal was erwähnt.", sagte Valdimir schließlich. "Er sagte, dass Ayure Namida, die Ermittlerin, und Kolumbini einen kleinen Altar entdeckt hätten, und ein kleines Labor. Die einzigen, die diesen Raum nutzen würden, seien dieser Zweitversuch und sein Freund Bühnenrand."
"Wo sind die beiden?"
"Nach der Befragung verschwunden. Obergefreite, was soll das?!", fragte Kanndra, die sich langsam über den Ton des Wasserspeiers zu ärgern begann. Da war das Mädchen allerdings schon auf und davon.


3. Akt.

Ankh- Morpork. Pseudopolis. Theater. Einige Wochen nach dem Zwischenfall. Anwesende: Schauspieler, ein Wächter


Sie hatte sie damals nicht finden können. Der Keller und der Altar waren fort gewesen. Nun allerdings standen sie taufrisch vor der Gruppe, mit neuer Besetzung und neuen Ideen. Sie strahlten förmlich. Seit Wochen schon waren die Vorstellungen ausverkauft und mehr und mehr Stühle mussten herbei geschafft werden. Die Leute drängten sich an den Türen, Fluren und Fenstern um das Stück sehen zu können. Es war der schiere Wahnsinn.
Nyvania legte eine Zeitung beiseite. Ihr Blick war düster. Auch die Selbstmorde hatten zugenommen. In der Vorstellung starb zwar niemand mehr, aber hin und wieder verschwanden einfach Personen, manchen geschahen andere schreckliche Dinge. Aber niemand schien sich im Nachhinein daran zu erinnern. Nyvania redete mit vielen, denen scheinbar etwas angetan wurde. Sie erinnerten sich nicht, nur ihre Persönlichkeit, ihr Wesen war schlichtweg zerstört. Denn jeden Abend, bei jeder Vorstellung, geschah es erneut. Aber niemals konnte sie die Täter ausfindig machen. Sie verfluchte sich innerlich dafür. Es war offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmte. Allesamt schienen sie Schizophren zu sein, ihr Persönlichkeit änderte sich von null auf hundert und sie ahnten nichts davon. Die Persönlichkeiten waren ihren eigenen "gewöhnlichen" vollkommen entgegengesetzt, manche besaßen je nach der Rolle, die die betreffende Person spielte, sogar andere Geschlechter.
Und dann das Publikum. Von Abend zu Abend wurde es aufgekratzter und wilder. Mittlerweile kannte sie die meisten. Sie alle kamen Abend für Abend wieder. Ihre Blicke waren euphorisch, aber da war etwas, dass sie in Trance zu versetzen schien. Die Schauspieler! Soviel stand fest. Mit ihrer Art rissen sie das Publikum mit sich hinein in diese fiktive Welt, die aus noch mehr Wahnsinn und Chaos bestand, als es die reale ohnehin schon tat. Diese Leute waren besessen! Ob Zuschauer oder Spieler. Jeder der Selbstmörder war vermehrt in dem Stück gewesen. Sie alle waren irgendwie besessen!


Zum sicherlich hundertsten Mal streifte sie nun durch die Keller. Selbst Bartholomeus schwieg. Er verstand ihre finstere Stimmung, ihre Hilflosigkeit und vor allem auch ihre Entschlossenheit. Sie tat ihm leid. So ganz allein.
"Heute bekomme ich Sold.", murmelte sie vor sich hin. "Wehe, wenn nicht."
Kam es ihr nur so vor, oder war der Gang heute länger als sonst? Weiter hinten schien ein Licht. Sie eilte darauf zu. Es schien hinter einer Mauer hervor! Keuchend betastete sie den Stein.
"Bei der Lady! Das ist eine verdammte Tür! Wie oft bin ich hier denn schon gewesen. Bestimmt hundert Mal!"
Mindestens..., meinte Bartholomeus.
Sie drückte und der Stein gab nach.
"Das kann nicht wahr sein.", hauchte die Obergefreite kopfschüttelnd und sah sich in einem Raum um, den sie eben betraten hatte. Dort stand ein Altar, an der gegenüberliegenden Seite war ein Labortisch provisorisch errichtet worden. "Ich muss blind gewesen sein."
Langsam schritt sie durch den Raum. Sie betrachtete den Labortisch genauer und entdeckte einige Töpfe und Tuben der Schminke, die sie für die Aufführungen benutzten. Daneben standen einige Pulver, Tabletten, Pflanzen und sonstige Dinge und Gerätschaften von denen sie nichts verstand. Allerdings stieg ihr ein wohlbekannter, unangenehmer Geruch in die Nase und einen Moment lang verschwamm die Welt vor ihren Augen. Sicherlich ein Halluzinogen. Aber darum würde sich Tyros kümmern müssen. Sie kramte in einer großen Gürteltasche herum und holte einen Ikonographen hervor, den sie sich aus der Wache ausgeliehen hatte. Schnell schoss sie einige Bilder. Rein vorsichtshalber. Dann wandte sie sich um.
Der Altar war einer ihr unbekannten Göttin gewidmet worden. Sie machte weitere Aufzeichnungen.
"Urika...", murmelte Nyvania. "keine Ahnung wer das sein soll.."
"Unsere Göttin.", erklang eine dunkle Männerstimme hinter ihr. Die Obergefreite wirbelte herum." Die Göttin der Saunen, des Schnees und der Theatervorstellungen für weniger als 120 Personen um genau zu sein."
Daniel Zweitversuch schritt auf sie zu. Schemenhaft erkannte sie einige weiß geschminkte Gestalten im Gang. Er lächelte kalt.
"Ich dachte mir, dass ich dich kenne, Frederike. Du bist einer dieser unverschämten Wächter gewesen, die uns bei der Arbeit gestört haben."
"Das war ein Fall von Körperverletzung.", entgegnete die Püschologin ebenso kühl und stecke den Ikonographen ein.
"Dieses Ding wird dir nichts nutzen, Wächterin. Wir werden ihn zerstören."
"Du und deine Marionetten?", sie nickte in die Richtung der Schauspieler. Er sah sich nicht um.
"In der Tat. Ich wollte dir nichts tun, weißt du. Du hast Talent, aber die Tatsache, dass du ein Wächter bist und meine kleine Küche entdeckt hast ist doch eher... wie soll ich es ausdrücken? Suboptimal."
Sie hob verächtlich eine Augenbraue, was ihrem stechenden Blick eine unverschämte Arroganz verlieh. Sie wusste das.
"Für eine zukünftige Leiche bist du ganz schön überheblich!", er schien wütend.
"Was soll das hier?!", fragte sie und deutete auf den Altar und das Labor.
"Nun, ich habe Urika geschworen, sie mit allen mir bekannten Mitteln, ob legal oder nicht, über die 120 Zuschauer-Grenze zu erheben.", sagte er fast träumerisch. "Und es gelingt!! Meine Pflänzchen und Pulver, meine eigens entwickelte Maske lässt die Figuren lebendig werden!! Endlich gibt es wahre Schauspieler!!! Sie leben in ihren Rollen ihrer Welt. Ihre Seelen sind in diesen talentfreien Körpern und tun das RICHTIGE!!!" er lachte. Er war nicht verrückt. Nur überzeugt.
"Weißt du nicht, was du ihnen damit antust?!", fragte Nyvania ruhig. Sein Lächeln verschwand und er sah sie an.
"Was soll ich ihnen schon antun? Es sind Schauspieler. Das ist ihr Leben. Ich gebe ihnen die Chance ihre Figur zu sein!! Das, was sich jeder Schauspieler wünscht zu erleben, erleben sie dank mir. Und ich erreiche mein Ziel. Und die Zuschauer, jaaa, das Publikum erlebt unvergessliche Momente!!"
Sie schritt lächelnd auf und ab. Ihre Reaktion schien ihn zu verunsichern.
"So. Du gibst ihnen das, was sie immer wollten? Ich bin mir sicher, dass Drisella nicht wollte, dass man sie ersticht.. Und ich bin mir auch sicher, dass der Vampir, der es in der Rolle Kneipchen und unter dem Rausch deiner Maske getan hat, auch nicht wollte."
"Das... war ein Versehen. Es ist nicht wieder vorgekommen!"
"Weil wir es verhindert haben.", sagte sie sachlich. "Danach ist es nicht mehr vorgekommen. Aber alles andere ist vorgekommen!"
Zweitversuch zuckte unter dem Zorn ihrer Stimme zusammen. Schneck Bühnenrand, der bei ihm gewesen war, wich einige Schritte zurück.
"Weißt Du überhaupt wovon Dein Stück handelt? Mord, Verbrechen, Vergewaltigung, Korruption, Betrug... . Das ist alles vorgekommen. Jeder der Mädchen die Näherinnen darstellten, den Ganoven, den Vätern und Müttern und deiner geliebten Kristina."
Er wurde weiß im Gesicht als sie langsam auf ihn zuschritt und es langsam wiederholte. "Mord, Verbrechen, Korruption, Betrug, Vergewaltigung. Abend für Abend. Immer und immer wieder. Dein Stück handelt von einer Käuflichkeit des Menschen. Von einer Realität noch weit skrupelloser als die unsrige. Wenn du sagst, dass sie es leben, verstehst du denn, was das wirklich heißt?"
Tränen traten ihm in die Augen und er sank auf die Knie.
"Wie ist es, wenn man den schönsten Augenblick, den Auftritt Abend für Abend vergisst, aber danach mit dem Gefühl aufwacht nicht mehr man selbst zu sein? Wenn man erwacht und weiß, dass etwas unaussprechlich Schreckliches geschehen ist und man sich nicht mehr daran erinnern kann. Wenn man nicht mehr weiß, wer man selbst ist und unerklärlicherweise seinem Körper immer fremder wird?!"
Er hatte begonnen zu weinen. Er schluchzte. Sie sah abfällig lächelnd auf ihn hinab.
"Wie- wie kannst du dich an alles erinnern?", stieß er hervor. "Du hast die Maske doch auch aufgetragen."
"Ich musste lernen immer ich selbst zu sein. Das ist mein Tschob! Ich trage Verantwortung! So wie Du!"
"Verantwortung?"
"Nicht nur für deine Schauspieler, auch für dein Publikum."
Er sah auf und Zorn regte sich in ihm. "Ihnen hat es gefallen!"
"Es war zu gut", sagte sie knapp. "Sie wurden mitgerissen. Du hast ihre Köpfe jeden Abend erneut diesem Stück ausgeliefert und sie konnten sich dem nicht entziehen! Die vermehrten Selbstmorde. Das alles waren Stammzuschauer. Du hast die Verantwortung dafür, dass sie erhobenen Hauptes den Saal verlassen! Das ist dein Tschob!"
Hinten im Gang fand ein Gedränge statt. Nyvania sah die ersten Uniformen und seufzte innerlich erleichtert auf.
"Wenn du das weißt", versuchte Zweitversuch es noch einmal. "Warum hast du dann nichts getan."
"Ich hatte keine Beweise.", sagte sie und die Bitterkeit in ihrer Stimme ließ sich nicht überspielen.
Sayadia und Norti stellten sich hinter Zweitversuch.
"Du bist festgenommen!", sagten sie und nickten Nyvania zu. Das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb schlagartig. Sie verließ den Keller und das verfluchte Haus, kletterte auf ein Dach und atmete mehrmals tief durch. Das hatte keinen Spaß gemacht.





Ankh- Morpork. Pseudopolis. Wachhaus. Einige Tage später. Anwesende Personen: ein Wächter, ein Offizier


Sie hatten eine ganze Weile geschwiegen. Hin und wieder hatte Nyvania den Teebeutel getauscht. Bregs brach das Schweigen schließlich. Es war wichtig gewesen ihr einen Moment Zeit zu lassen.
"Und? Wie geht es dir?"
"Gut, Sör.", sagte sie lächelnd. Bregs wusste, dass das nur halb stimmte. Ihm machte sie nichts vor. Schließlich hatte er sie ausgebildet.
"Er war also einer dieser Zauberwürzer, wie die Kollegen, die sich Alchemieexperten schimpfen."
Die Obergefreite nickte. "Ja, Tyros, Norti und Patrick sagen, dass er wohl ziemlich gut ist. Tyros war sehr beeindruckt von den Pulvern und Pflanzen."
Würde mich nicht wundern, wenn er einige davon in Beschlag genommen hat, ohne, dass es einer mitbekommen hat, meinte Bartholomeus, der seit der Sache im Theater sehr still gewesen war. Nyvania musste lächeln.
"Du hast gute Arbeit geleistet, Obergefreite.", sagte Bregs und etwas ähnliches wie ein Lächeln schien auch kurz in die Nähe seiner Mundwinkel zu huschen, dann war es aber schon wieder vorbei.
"Danke, Sör.", sagte sie.
"Vor allem, da Du keine verdeckte Ermittlerin bist. Du musstest auch warten bis alle Beweise sicher gestellt waren. Aber die Susen haben so schnell wie möglich gearbeitet. Dennoch, es lag viel Verantwortung auf deinen Schultern."
"Das ist unser Tschob. Jeder trägt Verantwortung.", sagte sie schulterzuckend. "Man trägt immer Verantwortung."

[1] Hessisches Wort für Obstmesser

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Glum Steinstiefel

01.11.2008 13:59

Du hast gewiss eine für sich und die Situation harmonische Geschichte geschrieben, aber sie hat mich nicht wirklich beeindruckt. Die Auflösung war sehr vorhersehbar und der Schluss sehr ereignislos, muss ich sagen. Es gab keinen wirklichen Höhepunkt, bei dem besonderer Witz, besondere Spannung oder etwas ähnliches deutlich geworden wäre. Versteh mich bitte nicht falsch: Ich habe sie gerne gelesen, deine Geschichte, aber sie war eben sehr ruhig und ein wenig...zu typisch. Zu typisch, was die Auflösung anging. Und dennoch hatte eben diese...stille Atmosphäre das gewisse Etwas. Eine schöne Geschichte, die man schön lesen konnte und sich hinterher sagt: Joa! War beruhigend! Gerne wieder!

Von Huitztli Pochtli

01.11.2008 13:59

Eine Single in Form eines Drehbuchs/Theaterstücks? Aber dann wieder auch nicht? Das hat mich etwas verwirrt. Dennoch ist die Story gut, leider wirkt die Ausführung der Erzählung etwas gestelzt. Ich konnte mich nicht so recht in diese Art der Ermittlung hineindenken. Was mir fehlte, ist etwas Tiefe.

Von Kadwallader Janders

01.11.2008 13:59

Da ich Brechts Dreigroschenoper erst vor kurzem gelesen hatte, musste ich immmer wieder schmunzeln. Aber auch die Plotidee war sehr schön ausgedacht und gut umgesetzt.

Von Kathiopeja

01.11.2008 13:59

Tja.. wo soll ich anfangen?Die Plotidee war wirklich, wirklich gut! Aber an der Umsetzung hat es gehapert. Wenn unbedingt ein Püschologe eingeschmuggelt werden musste, dann hätte einer von RUM mehr Sinn ergeben, aber darüber hätte ich noch hinweg sehen können. Aber die Art und Weise, wie sie darauf gekommen ist war einfach zu... direkt. Ich weiß, man kann bei einer Pokey keine 20 000 Worte schreiben, aber irgendwie hast du mit den Worten an der falschen Ecke gespart.Die Pokalbedingungen waren meiner Meinung nach eher wenig erfüllt. Das Abteilungsleben kommt eigentlich gar nicht vor und die Pokalwörter scheinen irgendwo zwischen drin eingeworfen zu sein.Sehr schade, denn wie gesagt, die Idee ist wirklich großartig gewesen.

Von Laiza Harmonie

01.11.2008 13:59

Leider haben mich die vielen Fehler, wie zb fehlende Wörter, sehr aus dem Lesefluss gerissen.

Von Nyvania

02.11.2008 14:27

Hi, danke für die vielen Feedbacks =) Ich werd dran arbeiten



LG



Nyv

Von Sillybos

03.11.2008 21:41

Ich fand die Idee genial. :) Brechts "episches Theater" in sein Gegenteil zu verwandeln mit einer Parodie seines bekanntesten Stücks, ist einfach großartig. :daumenhoch:

Aber ich gebe Kathi Recht, dass die Umsetzung dem Ziel leider nicht gerecht wird. Vieles wirkte halbherzig (hattest du Zeitprobleme?), was angesichts der formidablen Grundidee wirklich schade ist. Die Dialoge schienen aufgetzt und unnatürlich, auch die Charaktere (insbesondere Zweitversuch und Bühnenrand) hättest du wesentlich gründlicher ausbauen können und mit mehr Tiefe versehen können.

Dass du einen Vorwand suchst, um Nyv mit den Ermittlungen zu betrauen, ist legitim; das hat mich nicht gestört. Gut fand ich die Darstellung von deinem "Sidekick" Bartholomeus.

Für eine Pokalmission war der Plot tatsächlich nur bedingt geeignet. Und angesichts der Vorlage hätte ich auch den einen oder anderen musikalischen Aspekt schön gefunden.

Zusammenfassend:

Idee: sehr gut; Ausführung: befriedigend. Im Durchschnitt also eine gute Single. ;)



Ich freue mich auf deine nächste Single. :)



Liebe Grüße

Silly

Von Nyvania

06.11.2008 09:51

Naja, Zeitproblem ist relativ zu sehen. Ich weiß nicht was da los war. Ich war richtig im Stress wegen meinem Umzug und hatte eine Single angefangen, die eigenlich lang ausgearbeitet werden sollte. Ich hab dieses Jahr nämlich in einer Aufführung der DGO mitgewirkt und wollte sie ein wenig auf die Schippe nehmen...

Aber irgendwie war ich so abwesend und mit allem möglichen beschäftigt, dass ich an einem Abend on bin und mir dachte: "Wie?! Keine Pokey für morgen??! Ohje. Dann mach ich mal schnell die hier fertig, damit wir wenigstens ETWAS haben."



Kanndra schickte mir ne pn mit dem Kommentar "Ah ich sehe, Oktober- Single. Aber wir haben August.Ich heb sie solange auf."...

Jaaaa..da wurd's mir auch klar. ^^` :D :D *räusper*



Ich wollte sie während des Monats eigentlich überarbeiten, aber ich hatte weder internet, noch die Möglichkeit in ein Internetcafé zu kommen^^ Ist blöd gelaufen und die Single nicht mal halb so geworden, wie sie hätte werden sollen oder sonst geworden wäre ^^



Beim nächsten Mal halt *hehe*...wahrscheinlich ohne Pokey..aber jetzt brauche ich erst mal wieder eine schöne Idee =)





LG,

Nyv

Von Ophelia Ziegenberger

08.11.2008 11:30

Mit einiger Verspätung auch noch meine Kritik: Das Setting im Theatermillieu mag ich zwar grundsätzlich nicht, die herausgearbeitete Idee dagegen, dass die Darsteller sich in den Rollen "verlieren", fand ich einfach nur grandios. Dementsprechend enttäuscht war ich von der Umsetzung. Deine Hauptfigur stellt im Grunde nur allgemein eine Veränderung bei "den Schauspielern" fest. Es fehlten mir definitiv wenigstens kurze Szenen, die diese Veränderung aufgegriffen und mich als Leser mit in den Sog der dabei von den Figuren errichteten Darstellung gezogen hätten. Du hast wie aus einer entfernten Draufsicht beschrieben, dass die Schauspieler auf das Publikum wirkten. Aber von so distanziertem Standtpunkt aus, als Fakt benannt, wirkten die Figuren nicht bis zum Leser hinüber. Es gab einen einzigen Ansatz dazu, als Du Nyvanias Blickwinkel hinter der Bühne beschrieben hast, in Zusammenhang mit dem Vampir. Eine unerwartete und daher positive Wendung nahm der Plot, als der Fall sich eben nicht sofort dadurch lösen ließ, nur von dem Problem zu wissen. Dass Du den Fall durch Auffinden des Raumes ganz plötzlich lösen wolltest, war etwas zu übergangslos, wohingegen das Hinhalte-Gespräch Nyvanias das wieder ein wenig relativierte. Insgesamt war deine Single für mich ein ständiges Auf und Ab von guten Ideen und unvorteilhaftem Umsetzen dieser. Dass deine Hauptfigur dermaßen im Mittelpunkt der Ermittlungen stand, fand ich für eine Pokey etwas ungünstig, zumal dann auch noch das Gefühl dazu kam, dass die Rolle ihr etwas zu gekünzelt aufgestülpt wurde.

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