Jargon Schneidgut
19. 01. 2025 13: 01
Atmen - das war alles was Jargon gerade wollte, brauchte. Er lief mit hoher Geschwindigkeit durch die Straßen von Bums, ignorierte die Geräusche um sich herum und konzentrierte den Blick auf die dunklen Baumreihen in der Ferne, die sich über die Dächer der Stadt erhoben. Dort war sein Ziel.
Nach ein paar Minuten realisierte er, dass Sebulon ihn am Arm gepackt hatte und wurde langsamer.
"S- sieh an, äh, Gon, was - willst du?" fragte er mit einem schneiden Unterton.
"Mein sehr geehrter Nol - mir wurde soeben klar dass wir beide zusammen gehören und nicht einfach voneinander weggehen können." Sebulon warf ihm einen Blick zu der ihm klar machen sollte dass sie nicht getrennt voneinander in der Stadt gesehen werden sollten, der Tarnung wegen. Jargon wand sich aus seinem Griff und schüttelte den Kopf.
"Nein, Gon. Ich fürchte, ich brauche etwas Zeit- etwas Zeit allein."
Sebulons warf ihm einen weiteren Blick zu, der sagen sollte dass er das für eine schlechte Idee hielt und sagte: "Bitte! Bitte lass uns nochmal drüber reden, ich kenne eine gute Bar-"
"Auf wiedersehen, Gon." Jargon drehte sich dramatisch um, atmete den Gestank der Stadt um sich herum ein, und rannte dann blitzartig davon. Er fühlte sich wie ein kleines rebellisches Kind. Aber er würde es hier nicht viel länger aushalten.
Zeit verging. Es wurde früher Abend.
Entgegen der örtlich üblichen Gepflogenheiten war diese neue "Schissa"-Filiale, passend zum Namen
[1] größtenteils überirdisch erbaut worden. Natürlich gab es die üblichen unterirdischen Zugangswege und Verbindungen zu Schmalzberg, aber dennoch war diese Bauweise - typisch für viele geschäftliche Entscheidungen Pepes und Madame Sharns - kontrovers. Zudem wurde überall in der Stadt (überirdisch) für die Eröffnung geworben, mit Plakaten die gerade noch so auf Zwergenaugenhöhe waren. Dies sorgte für einen gewissen Unmut in der zwergischen Bevölkerung, und sorgte dafür dass sich bereits Stunden vor der Eröffnung Unmengen an Besuchern jedweder Spezies vor dem Bau versammelt hatten und Eintrittskarten verlangten. Diese waren gerade so billig dass Leute, die aus Protest hier waren, auch eine kauften. Die Veranstaltung drohte brechend voll - und aufgeladen - zu werden. Außerdem hatten sich sämtliche Fahrgäste des Gennua-Express hier eingefunden (außer Jargon), die gar keine andere Wahl hatten als zu dem Schluss zu kommen dass diese Veranstaltung das absolute Highlight des Abends sein würde.
Rabbe Schraubenndrehr
19. 01. 2025 13: 53
Das Gebäude war von simplen Formen geprägt die teuer verhangen waren. Wenn man eintrat, kam man durch eine Eingangshalle, zu einer Garderobe die zum ablegen schwerer Mäntel und Waffen anrief, wonach man in die Schauhalle eintreten dürfte. Weiße Stühle säumten den Saal auf der mittleren Plattform und den weitläufigen Balustraden. Links und Rechts vom Laufsteg waren Bänder aus rotem Samt aufgehangen um allzu eifrige Zuschauer vom anfassen der präsentierten Waren zu abzuraten. Weiße Samttücher verhängten die Balustraden, die kleinen Tische die außen für den Sektempfang aufgestellt waren und natürlich den gesamten Raum welcher sich links und rechts hinter der Bühne befand.
Der Raum war durch ungewöhnlich hell wirkende Lichter illuminiert. Rabbe war nicht sicher, ob es sich um Kerzen oder etwas anderes handelte, doch was immer es war, es brannte hell und war von weißem Glas umsäumt was den Raum in mehr milchig denn düsteres Licht tauchte.
Irgendwo spielte ein Orchester seichte Musik während der Saal sich füllte.
Rabbe starrte nach unten.
Sie hatte es sich in den Dachsparren bequem gemacht. Nicht das sich unten oder hinter der Bühne kein Platz für sie gefunden hätte – die Wache in Bums war relativ offen dafür gewesen, ihr da auszuhelfen – doch hier hatte sie alles im Blick.
Und sie war nicht so dicht an all den Leuten dran.
Sie trug praktische Kleidung und hatte ihr Seil mittels eines simplen Flaschenzug befestigt, welcher ihr gestatten würde, sehr schnell nach unten zu kommen, falls es notwendig wurde.
Es war eine verdammt schwer beherrschbare Situation.
Herr Pirsch saß bereits seit einer Weile an seinem Platz. Rabbe war mit ihm, Madame Sharn und Herrn LeFanz hergekommen und Pirsch’s ununterbrochen Selbstbelobigung und Ansätze, zu erklären wie essenziell er doch dafür gewesen war das Handelsbeziehungen so gut geworden waren um derartige Geschäftsausbreitungen überhaupt möglich zu machen hatten sie sehr in dem Beschluss gestärkt, sich so weit von der Masse wie möglich zu verbarrikadieren…
Der Wirtschaftsmogul saß an seinem Platz, schlürfte Champagner und redete auf alle in seinem Umfeld ein, die ihm nicht entkommen konnten.
Rabbe grinste süffisant.
Ophelia und Rach wirkten, als könnten sie den guten Herren Handelsvertreter nur schwer aushalten.
Tragisch.Avalania von Gilgory
09. 03. 2025 18: 33
Kaum hatte Ava die Filiale betreten, wurde sie gleich von Madame Sharns empfangen und bestimmt von Bendschi, Ophelia und Rach getrennt und hinter den Laufsteg zur Umkleide geleitet.
"Ich glaube das ist keine so gute Idee, ich bin für sowas nicht gemacht." versuchte die Zwergin sich gegen den Griff zu wehren.
"Das sehe ich ganz im Gegenteil. Nach jemanden wie dir habe ich gesucht. Du passt perfekt für das Highlight dieser Modenschau:
Weniger ist mehr und die Farbe des Abend Taupe steht perfekt im Kontrast zu deinen Augen.
Und eh sie sich versah, wurde Ava in ihre neuen Kleider gesteckt, ihre zwei Zöpfe zu einem kunstvollen Zopf geflochten, auch in ihren Bart wurden Perlen eingeflochten und mit goldenen Strähnen Highlights gesetzt.
Schließlich kam auch noch etwas Make-up zum Einsatz, wenn auch dezenter als von Madame Scharn ursprünglich gefordert.
Da stand sie nun vor dem lebensgroßen Spiegel neben der Modedesignerin, die sichtlich begeistert von ihrer Kreation war, und war baff wie anders sie doch aussah.
Das Hauptlicht im Saal und hinter den Kulissen begann leicht langsam fünfmal aus und wieder anzugehen.
"Perfekt! “, jubelte Madame und klatscht begeistert in die Hände, "meine Damen, lasst mir mein Star nicht aus den Augen, ich muss meine Modenschau eröffnen"
Mit diesen Worten drehte sich die Designerin um und zwei stämmige Zwerge stellten sich neben Ava und ließen sie Wort wörtlich nicht aus den Augen.
Überall sonst begann es inzwischen hektischer zu werden und die Assistenten und anderen Modells beeilten sich fertig zu werden.
Vorne im Hauptsaal setzten sich die letzten Gäste und bis auf vereinzelte leere Plätze, war er gut gefüllt.
Rach, Ophelia und Bendschi konnten sich mit Müh und Not von Herrn Pirsch loseisen, das flackernde Licht, als Hinweis, dass es bald losging, war dabei eine perfekte Hilfe.
Und hatten sich gegenüber in den hinteren Reihen Plätze gesucht.
Während sie sich setzten, inspizierte er akribisch seine Umgebung, wobei ihm eine Bewegung oben im Gebälk nicht verborgen blieb.
Ah, das hat ja nicht lange gedauert.Rach fiel auf, dass er nicht nur alles im Blick hatte, was auf dem Laufsteg oder auf der anderen Seite passierte, sondern konnte natürlich auch schnell zum Ausgang laufen.
Interessanterweise kam der Platz-Vorschlag von Bendschi. Von hier aus hatten sie einen perfekten Blick auf die VIP-Gäste des Zuges plus lokaler Prominenz. Könnte Zufall sein, aber Rach glaubte nicht an Zufälle.
Rabbe hatte nochmal ihre Ausrüstung kontrolliert und dabei amüsiert das Geschehen um Avalania hinter der Kulisse beobachtet. Gerade drehte sie sich wieder zum Hauptsaal als eine auffällige Gruppe im Gänsemarsch den Saal betrat. Mindestens fünf hatten übergroße Regenjacken mit Kapuzen an und verteilten sich, wie auf Kommando, zu einzelnen freien Plätzen um den Laufsteg und nahe der VIP-Reihe.
Kurz darauf spielte das Orchester einen lauten Tusch und der Saal wurde verdunkelt. Nur der Laufsteg und der Vorhang wurden mit großen Strahlern beleuchtet.
Als Madame Scharn die Bühne betrat, wurde sie mit tosendem Beifall empfangen.
Rabbe Schraubenndrehr
13. 04. 2025 14: 04
“Dieses Spektakel ist wirklich erbärmlich!“Ophelia blickte geradeaus und konzentrierte sich auf das was sie sah. Das erste Model kam auf den Laufsteg. Eine hoch gewachsene Zwergin in metallenen Sandaletten und einem – für zwergische Verhältnisse – sehr freizügigen Lederkleid, ihr blonder Bart voller blauer Sterne...
Racul machte ein abfälliges Geräusch und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
"Das du deine Zeit mit so einem niederen Abschaum verschwendest. Wie tief bist du gesunken. Ich hätte gedacht…“Ophelia nahm einen tiefen Atemzug und hielt die Luft an.
Sie schloss die Augen und stellte sich vor, ihr Kopf, ihr Körper, ihr ganzes sein würden zu einer Schneide. Die Schneide wurde ein Gitter, eine Wand das sich zu beiden Seiten an ihr hochzog-
"...das wird dir nichts bringen. Auf D a u e r…“Raculs Stimme verblasste.
Die Maschen des Gitters zogen sich noch enger, ein Panzer der dicht um ihr selbst wogte, genug um sie zu schützen. Gerade genug damit sie noch atmen konnte-
Atmen!
Sie ließ los und atmete aus.
Sie spürte Rachs Hand in ihrer und traf im matten Licht kurz seinen Blick.
Langsam ebbte die Spannung ab...
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Rach suchte entspannt den Saal ab.
Ophelia schien okay. Mehr oder weniger. Ihre Augen hatten noch immer einen Hauch des Schmerzes der ihm nur allzu deutlich sagte, wie viel sie zu verbergen versuchte. Wie groß die Anstrengung war, sich in diesem Land aufzuhalten.
Doch so lange sie hier sein wollte gab es nur wenig was er zu ihrem Schutz tun konnte.
Er bedauerte, zusätzlich durch seinen Beruf abgelenkt zu sein.
Es waren zwölf. Personen in unterschiedlichen Größen und Statur die alle denselben übergroßen Mantel anhatten. Dies war Überwald, ein kalter, zugiger und durchdringend garstiger Ort an dem der Komfort einer warmen Jacke einem sicheren Heim glich. Doch dies war anders.
Der Herr der in seiner Nähe weilte schien einen sehr unförmigen Körperbau unter der Jacke zu haben.
Oder er trug etwas sehr großes unter der Jacke.
Er und die anderen elf waren zusammen reingekommen, ganz knapp vor Beginn des Prozederes. Ihr gesamtes Verhaltensmuster war falsch für diesen Ort. Sie hatten sich viel zu koordiniert voneinander getrennt. Sie waren eingetreten und hatten nicht miteinander gesprochen…
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...ihre Körperhaltung deutete auf ernst und Konzentration hin, nicht ausgelassene Entspanntheit im Rahmen eines Abends der zu Extravaganz und Alkoholkonsum einlud. Ganz zu schweigen von der Kleiderwahl.
Rabbe ließ das Auge über die Menge schweifen. Rach wirkte zumindest als hätte er die Typen bemerkt und hätte ein Auge auf den in seiner Nähe. Sebulon, am anderen Ende des Saals wirkte ebenfalls misstrauisch. Aber wann tat der Stammagent das nicht? Sie hatte auch Daemon in der Nähe eines Verdächtigen ausgemacht, war aber ganz und gar nicht davon überzeugt das er den Ernst der Lage erkannte…
Doch wie Ernst war die Lage überhaupt?
Weit unter ihr ertönte stimmungsvolle Musik während die ersten Models den Laufsteg betraten. Vereinzelt sehr kleine Menschen aber vor allem größer gewachsene Zwerginnen schritten arrogant auf und ab, ihre Kleider, Manschetten und Stiefel klirrend und glitzernd im Lichte der Kronleuchter. Das Publikum jubelte-
Außer den Verdächtigen. Sie stierten auf die Bühne und klatschen rhythmisch doch ihre Körpersprache machte deutlich das sie keinen Bezug zum geschehen hatten.
Einer von ihnen saß in der Nähe von Herrn Pirsch.
Aber war das ein Problem? Sie konnte in der Entfernung und Dunkelheit nur begrenzt viel von der Situation ausmachen, aber die Person wirkte nicht wirklich auf Pirsch fokussiert. Und keiner der anderen saßen in der Nähe der Zielpersonen. Sie waren durch den ganzen Raum verteilt…
Also haben sie ja vielleicht NUR einen Anschlag auf die gesamte Veranstaltung vor. Dann ist es ja harmlos!Sie grummelte und zog einen Disorganizer MK5 aus der Tasche, den sie sich von der hiesigen Wache geliehen hatte. Sie öffnete die Box, besorgt wie-
„Hallo DIENSTHABENDER OFFIZIER! Vielen Dank dass du dich für die Nutzung der Stachelbeere-“
„Halt die verdammte Klappe!“ Rabbe presste ihre Hände auf den Würfel, in der Hoffnung es würde den Schall dämpfen. Sie blickte sich unruhig um doch der schallende Lärm des frischen Applauses übertönte jedes Geräusch sofort wieder.
Was stell ich mich so an? Ja, es ist manchmal kurz leiser zwischen dem Applaus, während nur die Musik spielt, aber das hört doch kein Mensch von hier oben aus… oder?Sie lauschte auf die Geräusche des Kobolds: „gmbbbbwwbbm!“
Rabbe ging dichter an den Kasten heran. „Sei still. Das ist eine dienstliche Anordnung! Du musst für mich nur eine Nachricht überbringen, kapiert?“
Der Kasten machte weiter protestierende Geräusche.
„Wenn du kapiert hast, hör auf Geräusche zu machen.“
Der Kasten machte weiter protestierende Geräusche. Rabbe stöhnte. Sie hatte keine Zeit für diesen Unsinn! Die Stimmung unter ihr schien sich weiter aufzuheizen was wahrscheinlich hieß, was auch immer passieren sollte würde schon bald eintreten! Sie musste den lokalen Wachschutz informieren!
Sie nahm die Hände vom Kasten-
Rach Flanellfuß
29. 06. 2025 20: 58
Rach beobachtete weiter die verdächtigen Personen, doch er hatte nicht den Eindruck, dass sie eine wirkliche Bedrohung darstellten, allerdings hatten Sie irgendwas vor und es war im lieber zu wissen, was es war. Ophelia drückte seine Hand und lenkte somit wieder seine Aufmerksamkeit von den vermummten gestalten.
Er sah kurz hilfesuchend zu seiner Frau und Ophelia und sie sah nur demonstrativ zum Laufsteg und schien zumindest entspannter, nein heiterer als noch zu Beginn der Veranstaltung.
Und dann sah er es. Was er für den normalen Hergang der Modenschau hielt, war alles andere als normal. Ava war auf dem Laufsteg und war sichtlich nervös zumindest war klar, dass sie den Laufsteg so schnell wie möglich wieder verlassen wollte, doch die Schuhe und Kleidung oder vielmehr das Fehlen von Kleidung schienen hinderlich und erlaubten nur kleine Schritte ohne Gefahr zu laufen von der Bühne zu fallen. Rach wusste nicht, ob er lachen oder applaudieren sollte und war schlichtweg sprachlos. Ophelia unter dessen jubelte wie einige andere im Publikum Ava zu. Salamander blitzten von den vielen Ikonographien die gemacht wurden und dann brach das Chaos aus. Irgendwo schrie es. Er sprang instinktiv auf und sah sich nach der vermummten Gestalt, um die er noch vor kurzem beobachtet hatte. Diese war schon auf halben weg zu den vorderen Plätzen und Rach sprintete schnell hinterher. Madam Sharn war inzwischen auf die Bühne getreten und versuchte das Publikum zu beruhigen, was die Vermummte gestallt veranlasste schneller zu laufen.
War das ganze doch ein Anschlag auf Madame Sharn?Rach sah einige der Kollegen ebenfalls zur Bühne rennen, doch auch andere verdächtige Personen waren unterwegs. Er sah noch, wie Cim sich mit einer Person prügelte. Die Gestalt vor ihm warf den Mantel ab und endlich sah Rach was bisher verborgen war. Ein Eimer. Aber gefüllt mit was? Farbe, Säure oder einfach nur Wasser. In dem Moment, als er seine Optionen durch ging, traf ihn von der Seite eine Zähe, dickflüssige Maße und brachte ihn ins Schlittern.
Farbe also. Der dunkle Sekretär getränkt in roter Farbe, warf sich schließlich auf die Person vor ihm, rutschte dabei allerdings weg, doch Immerhin riss er den Verdächtigen mit sich zu Boden. Als er sich wieder auf einen Rücken rollte, regnete es Konfetti und das wutentbrannte Tosen wurde immer lauter. Das letzte, was er sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war der Farbeimer der direkt auf ihn runter sauste.
Jargon Schneidgut
29. 06. 2025 22: 33
Zivilisiert aussehen!
Das versuchte sich Jargon in irgendeiner Weise in den Kopf zu hämmern, während er durch die verdächtig ruhigen Straßen von Bums rannte. Seine Kleider hatte er wiedergefunden, seinem einigermaßen beruhigten Geruchssinn sei dank, aber den ganzen Walddreck hatte er noch nicht abwaschen können. Blätter und Moos hingen in seinen Haaren, er spuckte dauern kleine Borkenkäfer aus, und er war sich ziemlich sicher dass mindestens drei Ameisen-Prinzessinen in seinem linken Nasenloch um das Bleiberecht kämpften.
Aber es hatte so gut getan! Einfach mal raus, raus, weg von den ganzen Leuten! Von den unangenehmen Zufallsbegegnungen, den viel zu oft peinlich begrüßten und dann angeschwiegenen Waggonnachbarn bis hin zu seinen Mitwachleuten und - sogar - Sebulon.
Zivilisiert aussehen!
Erneut versuchte er seine Hirnzellen in diese Richtung zu scheuchen, mit mäßigem Erfolg. Irgendwie musste er darüber hinwegtäuschen, dass er aussah als hätte Nol Hirahaha für den Bahngleis-Geh-Waldtroll als Wagengespann gearbeitet. Sich so in einem öffentlichen Badehaus zu zeigen stand außer Frage - er musste eine Pumpe oder ähnliches in einem verlassenen Hinterhof finden und dann zum Zug zurück und frische, nicht sekundär durch Körperdreck versaute, Kleidung besorgen.
Seine Ankh-Morpork-Sinne halfen ihm hier, in der fremden Stadt, erstaunlich viel. Anhand von Geruch und der Abnutzung von Straßenpflaster konnte er recht gut einschätzen, wo wie viele Personen unterwegs waren und sie so meiden. Nach kurzer Zeit fand er einen verlassenen Waschzuber mit Wäsche darin - alles zu groß und unpassend für seine Tarnung. Aber zumindest konnte Jargon so den Ameisenprinzessinendisput auflösen und das Gröbste an sichtbarem Walddreck loswerden. Danach bahnte er sich einen Weg zum Bahnhof. Durch den Seiteneingang, die Treppe hoch zum Gleis, dann fand er ein Schild am Treppenabsatz. Recht krakelig hatte dort Jemand geschrieben:
"Sähr verihrte Fahrgästen - Aufgrunt vom Veranstaltung Modern Schlau in Schissa ist Zug zugeschlossen. Bitte warten bis Nacht, oder auch ins Schissa."
Zivilisiert aussehen!
Für eine theoretisch von außen zuschauende Person hatte Nol, Sohn von Randulph Hirahaha keinen Wutanfall und verbiss nicht in transformierter Werwolfgestalt frustriert seine Kleidung. Nein, er war klüger als dies und fand mit diversen Hilfsmittelchen vollständig bekleidet einen Weg, über das Dach des Zuges Einstieg zu finden und in seinem Abteil neue Kleidung zu besorgen.
Zivilisiert aussehen!
Fast geschafft, dachte Jargon als er durch die selbe Dachluke wieder nach außen kletterte und überhaupt nicht verdächtig nervös summend an vollkommen unerklärlichen zerfetzten Stoffresten vorbei das Bahnhofsgebäude verließ. Wie konnte er jetzt auf einer Modenschau aufkreuzen die in vollem Gange war, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?
Vermutlich war dies schlicht unmöglich - also Plan B, Gemüter besänftigen. Er würde etwas zu Essen mitbringen! Auf dem Weg zum Schissa gab es garantiert noch ein oder zwei Essensstände die eine lokale Spezialität anbieten - mit seinem Status und Decknamen und einer ausreichenden Menge Ankh-Morpork-Dollar konnte er sich bestimmt eine mittlere Menge davon erschleichen.
Zivilisiert aussehen!
So, mit einem Stapel gebackenen Flachbrots mit Tomatensoße in Kartons auf dem Arm, gewaschen, vollständig und sauber bekleidet, mit einem Gesichtsausdruck entschuldigender Ehrlichkeit, steuerte er auf die Eingangstür des Schissa zu.
[1] Zwergisch: "Eine wunderbare Überraschung". Der "wunderbar" Teil könnte in diesem Kontext sarkastisch verstanden werden.