Adventskalender Türchen vier - zeigt sich hier
Nein, nicht da! Weiter unten! Hey, warum rennt ihr alle zu dieser komischen Holztür ...? Na gut, ich hab zwar von einer Tür geredet aber ...
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Als Senray die Treppe herunter kam, stieg ihr ein süßer Geruch in die Nase.
'Was ist das?' Neugierig steckte sie den Kopf durch die offene Tür zu Rosmalias Wohnung. Diese war in der Küche am Werk, summte, tat dieses und jenes, rollte Teig auf dem Tisch aus und rührte ab und an in einem Topf voll duftender Flüssigkeit.
"Ah, Senray, schön dass du da bist! Magst du einen Punsch? Ich bin gerade dabei -"
"Nein, nein, tut mir leid, ich muss gleich zur Arbeit, es hat nur so geduftet ..."
"Was denn, jetzt noch zur Arbeit? Also wirklich, wir haben doch schon fast Schweihnachten! Und außerdem ist es schon abends ... Du wirst doch wenigstens Zeit für einen Tee haben, oder nicht? Halt, ich weiß sogar etwas Besseres!"
Mit diesen Worten machte sich Rosmalia daran, Wasser zu kochen und bereitete eine Teekanne vor.
"Aber ... Senray, ich habe gehört du bist zuletzt oft bei ... einem gewissen Etablissement gesehen, wo ... also, Senray, ich möchte nur sagen, du musst nicht ... wenn die Wache dich so schlecht bezahlt musst du erst mal keine Miete mehr zahlen. Ich möchte ja nicht, dass du ..."
Während sie sprach, hängte die junge Frau einige Teebeutel in die Kanne, stellte den Honig bereit und holte eine schöne Flasche mit Saft hervor.
"Nein, nein, keine Sorge, so ist es gar nicht. Ich ... mischt du gerade mehrere Teesorten? Und ich habe doch gesagt, ich will keinen Alkohol, also bitte lass den Wein weg."
"Das? Oh, keine Sorge, das ist nur normaler Traubensaft. Hier, riech mal." Sie hielt der Wächterin die Flasche unter die Nase.
"Man könnte natürlich auch einen süßen Wein nehmen. Ich probiere nur gerade etwas, was ich von einer Kundin gehört habe. Immerhin muss ich mich mit Gewürzen und Kräutern auskennen."
Sie zwinkerte und goss das heiße Wasser über den Tee. Senray sah neugierig zu und zählte Beutel: drei Sweet Chai, so der fremdländische Name, und zwei rote Früchtetees, wenn sie es richtig sah.
"Sind das nicht ein bisschen viele Beutel? Ich meine, für eine Kanne reichen doch drei ..."
"Hm? Oh, das wäre auf einen Liter gerechnet. Die hier fasst aber eineinhalb. Und außerdem wird so das Aroma intensiver. Man kann aber auch einen hiervon" Rosmalia hob leicht einen der Sweet Chai Beutel an "weglassen. Wie man es lieber hat."
Während sie das sagte, wandte sich die Händlerin bereits wieder um und rührte einen Esslöffel Honig in den heißen Tee.
"Wenn du es süßer magst, kannst du gerne mehr haben. Aber probier erst mal!" Damit füllte sie der Freundin eine Tasse dreiviertel voll, den Rest füllte sie mit dem Traubensaft auf.
"Danke." Senray nahm vorsichtig das, trotz Saft heiße Getränk entgegen und atmete genüsslich den Duft ein. Während sie vorsichtig auf den Tee pustete fiel ihr Blick wieder auf den ausgerollten Teig.
"Und was wird das?"
Rosmalia wirkte etwas verlegen. "Oh, naja, das werden ein paar Plätzchen. Ich nenne sie Dunkle Taler. Du weißt doch, jetzt zur Schweihnachtszeit biete ich auch Gebäck und Plätzchentüten in meinem Laden an und da experimentiere ich manchmal ein wenig."
Die Wächterin nickte und trank einen Schluck Tee. Die Wärme tat gut und diese Mischung schmeckte tatsächlich sehr angenehm. Während Rosmalia von den verschiedenen Gewürzen und Plätzchenvariationen dieses Jahr sprach, viel Senrays Blick auf einen Zettel am Tisch.
"Dunkle Taler" lautete die Überschrift.
'So so, das ist also das Rezept'
Neugierig überflog die Frau das Geschriebene.
Dunkle Taler
Man nehmige:
ca. einen kleinen Berg Mehl (250 g)
viel Zucker (70 g)
aus der Vanille das Mark, vermischt mit Zucker, drei Eßlöffel
einen kleinen Hügel gemahlene Nüsse der Wahl (z.B. Haselnüße, 150 g)
1/2 kleiner Löffel voll weißes Pulver zum aufgehigen des Teiges (TL Backpulver)
Fett, nicht zu wenig (200 g Butter)
Ein Ei oder zwei
Nougat für die Füllung (ca. 200 g)
Schokolade für die Glasur
Zuhbereitung:
Alles verrühren außer das Nougat, das ist ja Fühllun<strike>k</strike>g. Dann knehten, einwickeln und kühl stellen.
Später irgendwann den Teig nehmen, ausrollehn, schön gleichmäßig auf eine Höhe. Dann ausstechen: Am besten Kreise, gleich groß, oder andere Formen. Aber immer zwei zusammenpassende!
Den Herd/Backofen vorsichtig vorheizen, dann bei 175 ° zehn Minuten backen. Oder bis sie goldbraun sind.
Nougat schmelzen, die Hälfte der Plähtzchen damit bestreihchen. Die nicht bestrichenen Deckel obendrauf.
Glasur schmelzen, die Taler zur Hälfte hineintunken oder anders verziehren.
Senray lächelte hinter der Tasse. Auch wenn Rosmalia eine Händlerin und durchaus klug war, mit der Rechtschreibung kam sie immer noch nicht besonders klar. Aber da gab es noch wesentlich schlimmere Fälle in der Wache...
'Die Wache?' Der Gedanke erwischte sie eiskalt und schoss ihr gleichzeitig siedend heiß durch den Kopf.
Sie sprang auf. "Vielen Dank, Rosmalia, tut mir leid, ich muss los, ich komme zu spät!"
Ohne weiter abzuwarten rannte Senray aus dem Raum. Ihre Freundin blieb einen Moment verdutzt stehen, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf.
Ein Schweihnachtslied summend machte sie sich wieder übers Plätzchen ausstechen.