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Now Reading... - Seite 58 - Stadtwache
 
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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Montag 7. März 2011, 18:51 
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Kann es sein, dass der schon ein bissel älter ist? Irgendwie kommt mir die Beschreibung der Hauptfigur und der Handlung arg vertraut vor. ^^

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Dienstag 8. März 2011, 17:23 
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Ja? Nun, der Roman erscheint am 21.04., ich durfte ihn nur schon vorab in der Leserunde bei Lübbe lesen. Vielleicht hat er abgeschrieben? ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Dienstag 8. März 2011, 18:24 
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*lol* :evilgrin: War wirklich sehr ähnlich, das Buch, welches ich in Erinnerung habe, bis hin zum Namen der Hauptfigur. Allerdings hatte ich das vor etwa... fünf/sechs Jahren gelesen, denke ich?

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Mittwoch 9. März 2011, 20:33 
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Jo Nesbo: Schneemann

„Schneemann“ (OT: Snømannen) ist der siebte Harry Hole-Kriminalroman des norwegischen Autots Jo Nesbø.

Inhaltsangabe:
Harry Hole ist körperlich und geistig ein Wrack: abgemagert, erschöpft, kämpft er mit seiner Alkoholsucht und trauert seiner Ex Rakel nach. Außerdem erinnert er sich ständig an „den Club der toten Polizisten“, die im Dienst starben. Seine Kollegen fragen sich, ob er noch tauglich ist, wird er doch mit jedem Tag exzentrischer. Doch als sich bizarre Mordfälle ereignen, muss er wieder ermitteln. Junge Mütter verschwinden spurlos, dann wird eine Leiche gefunden, oder besser der Kopf: auf einem Schneemanntorso. Harry soll Recht behalten: Norwegen erlebt seinen ersten echten Serienkiller. Doch obwohl sich das Ermittlungsnetz immer enger knüpft und Harry langsam die Zusammenhäng versteht, schafft es der wahre Täter immer wieder ihn auf eine falsche Spur zu locken. Erst im letzten Augenblick erkennt er die Wahrheit, doch kann er das nächste Opfer noch rechtzeitig retten…

Mein Fazit:
Schneemann war mein erster Norwegen-Krimi und auch nach langer Zeit mein erster Krimimalroman überhaupt. Der Einstieg zog sich etwas, da ich die vorherigen Bücher nichtkenne, doch schon nach wenigen Kapiteln war ich positiv überrascht. Nesbø schafft überaus glaubhafte und auch glaubwürdig agierende Charaktere. Sie sind keine Superhelden, aber auch nicht überspitzt voller Fehler dargestellt.
Die Fallabwicklung war sehr spannend und faszinierend zu lesen: die medizinischen Hintergründe wurden ausführlich, aber nicht erschöpfend geschildert und haben dem Fall die richtige Portion Glaubwürdigkeit verliehen, ebenso wie die psychologischen Charakterbilder, die im Laufe der Handlung entworfen wurden. Der Fall wurde durch akribische Arbeit und nachvollziehbare Ermittlungen gelöst, und jedes Mal wenn man dachte, dem Ermittler einen kleinen Schritt voraus zu sein, hat der Autor wieder eine überraschende Wende eingelegt. Zum Schluß war zwar im Ausschlußverfahren erkennbar, wer denn nun der Täter sein musste (denn alle anderen vorgestellten Charaktere waren in der einen oder anderen Form außer Gefecht gesetzt…), dies tat dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Das Motiv war in meinen Augen zwar nicht hundertprozentig überzeugend, der Charakter in seinem Wahn und auch seiner Selbstanalyse hingegen schon.
Insgesamt mein erster, aber bestimmt nicht mein letzter Hole-Roman.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Samstag 19. März 2011, 20:03 
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Hammesfahr: Der Frauenjäger

Inhalt:
Marlene und ihre drei Freundinnen haben ein Kleeblatt von jungen Männern geheiratet. Nach 25 Jahren scheint nur noch Marlene das große Los gezogen zzu haben: Werner trägt sie immer noch auf Händen, ihre zwei Kinder sind gesund und intelligent, Werner sieht noch gut aus, ist selbstständig und verdient gutes Geld.
Ihre Freundinnen hatten weniger Glück: Karolas Mann Andreas verließ sie und ihre zwei kleinen Töchter, um auf Abenteuerreisen zu gehen. Annette schuftet in einer kleinen Buchhandlung, Ullas Sohn macht nur Scherereien.
Trotzdem vermisst Marlene etwas: das Gefühl gebraucht zu werden, und sie entwickelt Depressionen. Da organisiert Annette eine Lesung mit einer Autorin, deren Schwester von einem rätselhaften Mann entführt und umgebracht wurde. Marlene liest das Buch, und kann „Mona Tagebuch“ durchaus nachempfinden…

Mein Fazit:
Die Geschichte ist eine interessante Mischung aus Thrillerelementen und Psychoanalyse. Man liest in kurzen Abschnitten wechselhaft über Marlenes Leben in der letzten Woche vor ihrer Entführung und über die Begleitumstände, und über die Zeit während der Entführung und ihre Befreiungsversuche. Der Schreibstil ist sehr unmittelbar, Marlenes Gefühlsleben wird sehr intensiv vermittelt.
Auch wenn ich dem Roman als sehr spannend und fesseln empfunden habe und in einem Zug gelesen habe, hat mich weder das Motiv noch die Auflösung des Falles überzeugt. Es bleiben zu viele offene Fragen, über Andreas und seine Kräuterhexe. Karolas Kehrtwendung ist ebenfalls kaum glaubwürdig, und wenn der Killer vorher wochenlang seine Opfer beobachtet hat, wie konnte er dann bei Marlene so einen Fehler machen (besonders nach den Pannen bei Nummer 5). Und zum Schluss spaziert Marlene einfach so aus dem Haus- keine verriegelten Türen, Schlösser oder sonstige Hindernisse.
Und die Polizei führt noch nicht einmal ein ordentliches Protokoll? Lässt sie einfach gehen? Der Ehemann guckt sich in aller Seelenruhe die DVDs an? Jeder vernünftige Mensch hätte sofort die Polizei informiert, eventuell noch eine Sicherheitskopie gebrannt.
Wenn man sich von wirklich großen Logiklücken nicht stören lässt, bleiben sehr interessante Charakterprofile und eine durchaus glaubhaft geschilderte Frauenfreundschaft samt Problemen, wortlosem Verstehen und gelegentlichem Zickenkrieg. Die Beziehung zu den Männern ist leider nicht so glaubwürdig gelungen, und gerade zu Anfang ist es aufgrund der Vielzahl der Charaktere schwer zu verstehen wer mit wem und warum.
Als Roman oder Frauengeschichte interessant, als Thriller nicht ganz gelungen, aber immer noch ein solides Lesevergnügen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. März 2011, 14:37 
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Rachel Ward: Numbers- Den Tod im Blick

Inhalt:
Jem ist Waise, Problemkind, wohnt bei einer Pflegemutter und schwänzt regelmäßig die Schule. Ständig wird sie zu neuen Pflegefamilien weitergereicht, nie gibt sie sich Mühe sich einzugewöhnen oder gar Freunde zu finden.
Denn Jem hat eine furchtbare Gabe: wenn sie einem Menschen in die Augen sieht, erblickt sie eine Zahlt- das Todesdatum. Seit ihre Mutter vor 8 Jahren an einer Überdosis starb, ist sie sich dessen bewusst.
Doch ein Junge an ihrer jetzigen Schule lässt sich nicht abwimmeln: Spinne, den sie anfangs fast abstoßend fand, schafft es nach und nach ihr Vertrauen zu gewinnen. Die beiden werden Freunde, doch eines Tages im Vergnügungspark bemerkt Jem, dass alle um sie herum dieselbe Zahl haben: das aktuelle Datum. Die beiden flüchten, dann explodiert eine Bombe. Jem weiht Spinne ein, und von der Polizei verfolgt flüchten die beiden aufs Land. Spinne will ein freies Leben, doch Jem weiß ganz genau: er hat nur noch eine Woche…

Mein Fazit:
Emotional fand ich das Buch sehr aufwühlend. Jem hatte eine schwere Kindheit, die sie auch ohne ihre Gabe leer zurückgelassen hätte. Ich fand es furchtbar, dass ein 15jähriges Mädchen schon so perspektivlos und im wahrsten Sinne des Wortes lebens-müde sein konnte. Und Jem ist an sich keine Fiktion: viele Jugendliche leben auf diese Weise und werden nie einen Platz in der Gesellschaft finden.
Ihre gemeinsame Flucht mit Spinne vor der Polizei war zwar verständlich, aber unglaublich naiv in der Durchführung, was Jem irgendwann auch selbst auffällt. Was ich sehr schade fand, war, dass Spinnes Charakter kaum ausgebaut wurde. Sicher, das Hauptaugenmerk lag auf Jem, aber sie ist innerlich ausgehöhlt und emotionsarm. Spinne ist ein schillernder Charakter, der aber größtenteils im Dunkeln gelassen wurde und sich dann immer so anpasst, wie die Handlung es gerade verlangt. Eigentlich schade, ein bißchen mehr Reflektion über ihn hätte ihre Beziehung glaubwürdiger gemacht.
Das Ende ist mir zu unkritisch: nach dem Verhör lässt die Polizei sie einfach gehen und das wars? Mit der Aussage wäre sie erst einmal in der geschlossenen Abteilung gelandet. Und warum noch die letzte Seite? Was will die Autorin damit erreichen? Man meint, dass Jem ihr Leben endlich in den Griff bekommt, und dann sowas. Damit wird Jems Lebensansicht „Das Leben ist scheiße, man kann nichts dagegen tun und irgendwann stirbt man“ nur bestätigt. Dramaturgisch kann ich das Ende zwar nachvollziehen, hätte mir selbst aber einen positiveren Abschluss gewünscht. So bleibt man aufgewühlt zurück: Jem tut was sie kann, aber es hilft nichts und die schlimmstmöglichen Fälle treten ein, egal wie sie sich bemüht. Sie ist ihrem „Schicksal“ hilflos ausgeliefert und kann nichts verändern. Als Kernaussage für ein Jugendbuch ist dies in meinen Augen eher ungeeignet, ich würde das Buch aber auch erst ab 15 empfehlen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Montag 28. März 2011, 19:27 
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David Hamilton schreibt in seinem Buch „Achte auf deine Gedanken“ über die gesundheitlichen und geistigen Aspekte positiven Denkens. Er führt zur Unterstützung seiner Thesen wissenschaftliche Studien auf und legt eigene Gedanken dar. Zusammengefasst regt er dazu an, sich selbst zu lieben, seine Mitmenschen zu lieben, und ebenfalls seine Umgebung. Ergo soll man versuchen, seinem Leben so viel Positives abzugewinnen wie nur möglich.

Mein Fazit:
Ich bin selbst Molekularbiologin, habe verschiedenste Erfahrungen mit Schulmedizin und alternativen Heilmethoden und mich ebenfalls mit Philosophie, insbesondere asiatischer, befasst.
Grundsätzlich ist der Aufbau des Buches durchdacht- erst werden Ergebnisse aus Studien aufgeführt, diese dann in einen größeren Kontext gebracht und schließlich eigene Ansichten des Autors wiedergegeben. Leider ist das Buch aus wissenschaftlicher Sicht nicht tragbar, denn viele Studienergebnisse wurden aus dem Zusammenhang gerissen oder in einen Kontext gebracht, in den sie absolut nicht gehören.
Zum Beispiel sind positive Erfahrungen mit Meditation und Visualisierung durchaus belegt und können, was sehr wichtig ist, beliebig wiederholt werden- sie bringen immer ähnliche Ergebnisse. ABER: Diese Leute sitzen im Allgemeinen nicht eine Stunde am Tag im Schneidersitz und machen ansonsten alles wie gehabt. Meditation ist sehr häufig ein Teilaspekt eines bestimmten Lebensstil, der häufig auch mit bewussterer Ernährung und einem mehr Bewegung, zB Yoga, Tai Chi, oder generell ähnlichen Interessen einhergeht. Und sie praktizieren teilweise schon seit Jahren. Man kann nicht einen Aspekt herausrupfen und dann als „Wunder“ präsentieren, und schon gar nicht kurz darauf aufführen, dass eine Gruppe konzentriert Meditierender die Terrorismusquote drücken würde- mit Bezug auf die Quantenphysik, da doch alles miteinander verknüpft wäre!
Viele Studien jedoch, die er anführt, wurden einmal in einer kleinen Gruppe durchgeführt und können nicht wiederholt werden- entweder, weil sich die Umstände geändert haben oder weil die Ergebnisse nicht reproduzierbar sind. Wissenschaftlich gesehen sind solche „Ergebnisse“ wertlos.
Viele Dinge, die er als „nicht erklärbar“ beschreibt, wie z.B. die Ratten, die gebürstet werden, oder die Kinder aus schlechtem Elternhaus, sind sehr wohl gründlich erforscht und erklärbar. Er führt es auf „Liebe“ zurück (ohne nähere Definition…), die neurologischen Mechanismen sind allerdings bekannt.
Andere Dinge, wie die Erklärungen zur DNA, sind schlichtweg falsch, auch wenn man die Erklärungsgrundlagen (eben für Laien) berücksichtigen muss. Wenn man von den Eltern „fehlerhafte“ DNA mitbekommt, kann man die auch nicht mit intensiver Visualisierung reparieren- genauso wenig, wie sich ein PC mit fehlerhafter Hardware selbst repariert (ohne den genauen Fehler zu kennen und ohne Anleitung, wohlgemerkt), in dem man ihn intensiv anstarrt.
Viele Dinge sind heute nicht wissenschaftlich erklärbar, und einige Heilmethoden, die noch vor kurzem (oder immer noch) belächelt wurden, scheinen zu wirken oder helfen tatsächlich. Der Autor geht mir aber nicht kritisch genug vor: Sein „positives Denken“ ist ein Allheilmittel, das wissenschaftlich fundiert und bewiesen ist und es ist lediglich die Schuld der Dogmatiker, dass noch nicht jeder in den Genuss dieser Heilmethoden kommt.
Die Medaille hat zwei Seiten. Positives Denken und Visualisierungen können tatsächlich helfen und die Welt wäre wirklich ein besserer Ort, wenn jeder seine drei Liebesthesen befolgen würde (wobei er Liebe nie genau definiert). Allerdings ersetzen sie keine Medizin. Unkritische Leser könnten denken, dass absichtlich Heilwissen vor ihnen zurückgehalten wird und die Ärzte und Krankenkassen absichtlich harte Medikamente geben, um sich zu bereichern. Diese Art zu denken kommt vor und zerstört eben das Vertrauensverhältnis, das ebenfalls für die Heilung nötig ist.
Außerdem ist positives Denken eben kein Allheilmittel. Allzu häufig hilft es nicht. Super, ein Patient hat den Krebs besiegt, weil er sich vorgestellt hat er schrumpft. Tausend andere haben es sich genauso vorgestellt und sind am Krebs gestorben. Der Autor gibt überhaupt keine Negativwerte oder eine kritische Auseinandersetzung seiner Thesen an. Natürlich, er will einen Lebenshelfer veröffentlichen, aber die Auseinandersetzung und Diskussion seiner eigenen Thesen im positiven und vor allem auch negativen Umfeld der eigenen Forschung ist das Kernstück jeder wissenschaftlichen Arbeit. Positiv ist allerdings zu vermerken, dass ein umfangreiches Literaturverzeichnis angegeben wird, sodass sich jeder selbst mit den, wenn auch nur im Sinne seiner eigenen Thesen positiven, Forschungsergebnissen auseinandersetzen kann.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Dienstag 29. März 2011, 11:59 
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Félix J. Palma: Die Landkarte der Zeit

London, 1896: Andrew Harrington trauert seit acht Jahren um seine Geliebte Marie, Prostituierte und letztes Opfer von Jack the Ripper. Nun glaubt er, den Schmerz nicht mehr ertragen zu können und will Selbstmord begehen. Doch sein Cousin hält ihn davon ab und erzählt ihm, dass neuerdings Zeitreisen möglich sind. Kann Andrew in die Vergangenheit reisen und Marie retten?
Währenddessen unternimmt Claire Haggerty, die ihre Zeit als unerträglich langweilig empfindet, eine Reise mit "Zeitreisen Murray" ins Jahr 2000, in dem der tapfere Hauptmann Shackleton die letzten Menschen um sich gescharrt hat und gegen die Maschinenmenschen gewinnt. Leider gelingt es ihr nicht, in dieser aufregenden Zukunft mit dem attraktiven Hauptmann zu bleiben. Doch bald darauf begegnet sie ihm in ihrer eigenen Zeit.
Inspektor Garrett muss Morde aufklären, die nur von einem Zeitreisenden mit einer Waffe der Zukunft begangen worden sein können, zumal er auch noch Zitate aus noch nicht veröffentlichten Romanen am Tatort hinterlässt...

Als erstes fällt der wunderbare Schreibstil auf, in dem Palma seinen Roman erzählt. Sätze wie: "Der Lauf der Zeit formte die überschäumende Gegenwart zu jenem abgeschlossenen und unveränderlichen Bild namens Vergangenheit, das der Mensch wie blind mit willkürlichen Pinselstrichen zu malen pflegte, welche ihre volle Wirkung erst entfalteten, wenn man genügend weit zurücktrat und das Gemälde in seiner Ganzheit betrachtete" machen die Lektüre von "Die Landkarte der Zeit" zu einem wahren Lesegenuss und tragen dazu bei, dass Palma gelingt, was er sich durch H.G. Wells am Ende wünscht. "Lieber stellte er sich vor, die Leser begriffen, dass sie den Roman lesen müssten, als lebten sie im Jahr 1896 und hätten das Gefühl, selbst eine Zeitreise unternommen zu haben."
Dieses Spiel mit Erzählebenen und Leser-Erwartungen zieht sich durch das ganze Buch. Mal erzählt der Autor konsequent, was die eine oder andere seiner Figuren wissen kann und dann tritt der allwissende Erzähler quasi einen Schritt zur Seite, spricht den Leser direkt an und lässt ihn an seinem Wissen teilhaben. So kann er auch bis zuletzt damit spielen, ob Zeitreisen tatsächlich möglich oder nur eine Illusion sind. Natürlich werden auch immer wieder die Möglichkeiten und schwindelerregenden Konsequenzen einer Manipulation der Vergangenheit thematisiert.
Historische Personen sind gut recherchiert, aber unbekümmert eingebaut und die Figuren liebevoll gestaltet. Man leidet mit Andrew und Claire, drückt Cousin Charles und Tom Blunt die Daumen und amüsiert sich über Mr. Ferguson. H. G. Wells und Gilliam Murray schließlich stellen die Verbindung der drei Handlungen dar und besonders den Schriftsteller wird man am Ende in sein Herz geschlossen haben.

Fazit: Eine abenteuerliche Lese-Zeitreise in einer Sprache zum Genießen!

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Dienstag 5. April 2011, 18:06 
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Strasser: Blood on my hands

Callie sucht auf einem Schulfest ihre Mitschülerin Katherine- und stolpert über deren Leiche. Während sie völlig verwirrt nach dem Messer greift, tauchen plötzlich ihre Mitschüler auf. Handyphotos werden geschossen, Anschuldigungen erhoben- und Callie ergreift panisch die Flucht. Während sie sich versteckt, wird ihr klar, dass niemand ihr glauben wird, denn auch ihr Bruder wurde wegen Totschlags verurteilt und sie hatte sich kurz zuvor heftig mit der ungekrönten Schulkönigin Katherine gestritten. Also versucht sie auf eigene Faust den Täter zu finden, obwohl sie von der Polizei gesucht wird. Die reiche Katherine war allerdings mit das beliebteste Mädchen der Schule und, damit diese Aufnahme in ihren „Inneren Zirkel“ fänden, setzte sie andere Mädchen emotional unter Druck und trieb sie zu Psychospielchen. Deshalb gibt es mehrere Verdächtige, mit denen Callie auch „befreundet“ ist…

Mein Fazit:
Die Haupthandlung- Callies Flucht vor der Polizei und ihre eigenen Bemühungen den Täter zu finden- werden immer wieder von Rückblenden unterbrochen, die zeitlich ziemlich durcheinandergewürfelt sind und Callies schwieriges Verhältnis mit Katherine verdeutlichen. Katherine hat Callie emotional von sich abhängig gemacht und sie zu Sachen gedrängt, damit sie „dazugehören“ konnte. So musste sie zum Beispiel mit ihrem Freund Slade Schluss machen. Doch Callie war nicht Katherines einziges „Projekt“ und deshalb gibt es mehrere Verdächtige.
Zusätzlich werden noch kurze kursiv gedruckte Dialoge eingeblendet, die ebenfalls zur Haupthandlung gehören. Doch da keine Personenangaben dazugedruckt wurden, fällt es sogar nach dem Lesen des ganzen Romans schwer diese Gespräche zuzuordnen. Ohnehin hätte ich mir eine bessere Unterteilung gewünscht.
Der Strippenzieher der ganzen Affäre war von Anfang an klar, die Identität des Mörders hat mich zwar überrascht, war aber dramaturgisch vorhersehbar. Allerdings war mir nicht ganz klar, wohin die Haupthandlung führen sollte. Callies „Ermittlungen“ und ihre Handlungsweisen waren unglaubwürdig, und gebracht hat es auch nichts. Die Polizei wusste zumindest Genaueres, ließ sie aber trotzdem in Handschellen abführen. Und das Motiv, sowohl Katherines als auch des Strippenziehers und des Mörders, war doch sehr teenager-klischeehaft. Ein bißchen mehr Intelligenz darf man auch Pubertierenden zutrauen, Herr Strasser…
Der Roman kann sich nicht so ganz entscheiden zwischen einer Teenager-Beziehungskiste und einem Teenager-Ermittlungsroman, war aber trotzdem spannend zu lesen. Und wenn man solche Mädchencliquen schon mal erlebt hat, kann man zumindest verstehen warum Callie so weit ging. Trotzdem bleibt der Roman sehr oberflächlich, Callie wird zwar (als einziger Charakter) näher beleuchtet, aber Konfliktlösungen oder ein befriedigendes Ende werden nicht geboten. Insgesamt eine kurzweilige Unterhaltungslektüre, aber nicht so tiefgreifend wie andere Werke des Autors.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Dienstag 19. April 2011, 18:19 
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„Der dunkle Wächter“ ist ein Jugendroman des Schriftstellers Carlos Ruiz Zafon und dem Genre Mystery zuzuordnen. Die Handlung spielt in Frankreich, kurz vor dem 2. Weltkrieg.

Inhalt:
Nach dem Tod ihres Mannes ziehen Simone und ihre beiden Kinder, Irene und Dorian, aus Paris fort, da Simone eine Anstellung bei dem Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann erhalten hat. Den Kindern ist das Haus Cravenmore mit seinen vielen Automaten zwar unheimlich, aber gerade Dorian freundet sich mit dem Eigenbrödler an, während Irene sich in den Fischerjungen Ismael verliebt. Dann wird Ismaels Kusine getötet, die in Cravenmore als Hausmädchen arbeitete.
Ismael will ihren Tod rächen, und zusammen mir Irene versucht er den Täter zu ermitteln. Wie ist der Spielzeughersteller Lazarus in die Sache verwickelt, und was hat es mit seiner geheimnisvollen, schwerkranken Frau auf sich, die seit 20 Jahren nicht mehr gesehen wurde?
Als Lazarus Simone zu einem Maskenball einlädt und ersichtlich wird, dass die beiden Gefühle füreinander entwickeln, geraten Simone, Irene und Dorian in Lebensgefahr…

Mein Fazit:
Die Geschichte ist sehr düster und stellenweise unheimlich. Da die Kinder teilweise auch nachts das Gebäude erkunden, kann man sich gut die Lage vorstellen: nachts in einem teils ungenutzten Gebäude, überall geheimnisvolle Maschinen, die ticken und sich auch bewegen…
Was letztendlich hinter der ganzen Angelegenheit steckt, ist zwar sehr interessant, aber leider auch unverständlich, da der wahre Hintermann nicht aufgedeckt wird. Die Schauerelemente sind jedoch ausgezeichnet eingebaut und die Geschichte ist in sich schlüssig. Alle Charaktere sind lebendig geschildert, man meint ihnen tatsächlich beim Geschehen zuzugucken. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, aber leider war es wirklich schnell ausgelesen (unter 2 Stunden, allerdings lese ich auch sehr schnell). Ich vergebe 4/5 Sternen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Samstag 23. April 2011, 18:56 
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Fay Weldon: Spa-Geflüster


Phoebes Mann lässt das Wasser im Bad laufen und geht weg… und ein paar Stunden später kommt die Decke runter. Es ist kurz vor Weihnachten, natürlich sind keine Handwerker aufzutreiben. Dann bricht sich noch die Schweigermutter das Bein und er reist alleine in die USA. Phoebe bleibt in England und bucht kurzentschlossen den Weihnachtszauber des Castle Spa- nur für Frauen, zehn Tage Verwöhnprogramm.
Kaum angekommen, ist es mit dem Verwöhnen nicht so weit her, da das Spa in echten Geldproblemen steckt. Doch die Frauen lassen sich nicht unterkriegen, treffen sich abends in Bademänteln am Whirlpool und erzählen sich gegenseitig ihre abgründigsten Lebensgeschichten…
Das Buch ist in meinen Augen hoffnungslos übertrieben und klischeebeladen. Die „Durchschnitts-Karrierefrauen“ haben alle wortwörtlich Leichen im Keller, die abstrusesten Figuren werden versammelt: Scheichgemahlin, eine Geschlechtsumwandlung, mehrere Lesbierinnen, Inzestuöse, Exknackis… und alle haben sie mindestens ein wunderschönes körperliches Merkmal und räkeln sich nachts und dampfenden Wasser, spielen mit den Zehen, Hände verirren sich… Kaum zu glauben, dass die Autorin weiblich ist. Die Geschichten, die erzählt werden, sind zwar recht unterhaltsam, aber total überlastet. Jede meint, die vorherige noch überbieten zu müssen, und tischt noch mehr auf. Und natürlich sind alles „wahre Lebensgeschichten“. Phoebe ist die einzige mit einer richtigen Familie, alle anderen sind reiche, erfolgreiche Karrierefrauen- und alle irgendwie gescheiterte Existenzen. Unterschwellige Moral: Frau braucht Mann. Obwohl das von einigen Akteuren vehement bestritten wird, nur um doch wieder einem Kerl hinterherzuschmachten.
Und viele Themen waren wirklich unter der Gürtellinie, ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte bewusst provozieren, was natürlich auch eine Verkaufsstrategie ist. Dieses „Dekameron für Frauen“ nimmt sich aber für eine Geschichtensammlung selbst viel zu ernst, irgendwie wackelt immer der erhobene Zeigefinder: Leute, seid tolerant, alles ist okay- und die relaxte Haltung der Zuhörerinnen wird mit Duftölen erklärt.
Was die Geschichten selbst angeht: das Phänomen, wildfremden Leuten (zB im Netz) intimste Geheimnisse anzuvertrauen, ist bekannt. Aber nackt mit einer ganzen Horde fremder Frauen in einem Whirlpool zu sitzen und sich gegenseitig die teils kriminelle Vergangenheit zu erzählen, ist absurd. Gerade weil viele der Zuhörerinnen im echten Leben sehr viel zu verlieren haben, würden sie doch nicht soviel brisanten Zunder liefern, der ihnen gesellschaftlich das Genick brechen würde- besonders wenn eine Romanautorin, eine Journalistin, eine Fernsehmoderatorin und eine Drehbuchautorin unter den Zuhörerinnen sitzen.
Als Kurzgeschichtensammlung unterhaltsam, aber nicht tiefgründig; als Gesamtwerk muss ich leider sagen nicht gelungen. Die Rahmenhandlung ist kaum eine, Schlag auf Schlag ist plötzlich mitten in der Krisenbehandlung alles gelöst und sie fahren alle nach Hause. Kam die Verlagsdeadline etwa zu plötzlich?
Da einige Geschichten aber interessant und manchmal auch unfreiwillig komisch, zumindest flott zu lesen waren, gebe ich 3 Sterne.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Samstag 23. April 2011, 19:45 
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Zitat:
...Schlag auf Schlag ist plötzlich mitten in der Krisenbehandlung alles gelöst und sie fahren alle nach Hause. Kam die Verlagsdeadline etwa zu plötzlich?...
:D Das war in Wirklichkeit eine Pokey! ;-)

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Montag 16. Mai 2011, 17:32 
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Eoin Colfer: Artemis Fowl- Der Atlantiskomplex

Artemis meint, er habe endlich seine Bestimmung gefunden: es ist seine Aufgabe, die Welt zu retten! Dazu holt er seine unterirdischen Freunde auf eine kleine isländische Insel, um sie von seiner Idee, den Klimawandel aufzuhalten, zu überzeugen. Nur leider gerät er während des Vortrages immer mehr durcheinander: er leidet unter dem Atlantiskomplex, einer unterirdischen Variante der paranoiden Schizophrenie. Doch bevor Holly etwas unternehmen kann, stürzt eine Marssonde über der Insel ab, tötet das Elfen-Einsatzkommando und lässt Holly, Artemis und Foaly verletzt zurück. Die beiden Unterirdischen drängen Artemis, sich etwas zu überlegen, doch sein poetisches und liebenswürdiges Alter Ego Orion hat übernommen- und treibt die beiden schier zum Wahnsinn.
In der Zwischenzeit kämpfen Butler und seine Schwester um ihr Überleben. Ein alternder Schwerverbrecher der Unterirdischen plant seinen Ausbruch und je aufrührender seine Ablenkungen, desto besser…

Schon das Zeitparadox war schwächer als seine Vorgänger, doch der Atlantiskomplex ist in meinen Augen der Tiefpunkt der Serie. Es passiert kaum etwas, Orion ist unerträglich- aber nicht auf die interessante Weise- und der Oberschurke ist etwas weit hergeholt. Außerdem rennt Opal Kobois jüngere Variante ja noch frei rum, was ist denn aus der geworden? Hoffentlich der Schurke des nächsten Bandes, sie ist viel interessanter. Dieser Band war leider- oder zum Glück?- viel kürzer als seine Vorgänger, also hoffe ich, dass Herr Colfer schon fleißig an einem Nachfolger schreibt und die Serie bald wieder zu Höchstform findet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Now Reading...
BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Juni 2011, 23:30 
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Chris Wooding: Retribution Falls (Deutsch: Piratenmond)


Inhalt:
Darian Frey, Kapitän des Fracht-Luftschiffs Ketty Jay, hält sich und seine Crew mühselig mit Geschäften am Rande der Legalität über Wasser. Als er einen Auftrag erhält, der ihm ein Vermögen einbringen soll, greift er trotz Bedenken zu. Doch der Auftrag geht schief und plötzlich befindet sich Frey als vermeintlicher Hochverräter auf der Flucht, gejagt von der Regierung und einer Gruppe Kopfgeldjäger. Doch der Kapitän der Ketty Jay gibt nicht kampflos auf. Gemeinsam mit seiner Mannschaft macht er sich daran, herauszufinden, für welche dunklen Machenschaften er als Sündenbock dienen sollte.

Kritik:
Retribution Falls ist eines jener seltenen Bücher, die mir ohne Abzüge in der B-Note rundherum gefallen haben. Hier stimmt meiner Meinung nach alles. Die Charaktere sind vielschichtig und besitzen nicht nur positive Charakterzüge. Alle haben alle ihre (nicht immer metaphorischen) Leichen im Keller und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Dies hebt sie wohltuend von den üblichen Fantasy-Stereotypen ab. Das Setting ist eine eigene Weltenschöpfung und erinnert stark an die leider schon nach einer Staffel abgesetzte Serie Firefly - eine stellenweise ziemlich dreckige und brutale Mischung aus Western und Science Fiction, in der sich von Glücksrittern wimmelnde abgelegene Grenzposten und die versnobte Oberschicht die Klinke in die Hand geben und das Luftschiff oft das einzige brauchbare Verkehrsmittel ist. Die Plotelemente greifen wie sauber gefräste Zahnräder ineinander, so dass beim Lesen das Gefühl einer in sich absolut stimmigen Geschichte entsteht, in der die Hochspannung stetig erhalten bleibt. Deshalb gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Firefly-Fans auf der Suche nach einer Ersatzdroge und alle, die nach altermativen Steam- und sonstigen Punk-Szenarien jenseits des viktorianischen London suchen.
Die Fortsetzung 'The black lung captain' ist bereits erschienen.

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"You don't want to be vaporized because you need a body, the disruptor ruined your clothing, the knife was too savage, nerve gas smelled bad, hanging took too long and poison- what was wrong with poison?" (Elim Garak, Spion und Assassine, zu einem Kunden der eine Selbstinhumierung wünschte)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. Juni 2011, 12:30 
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Arno Strobel- Das Wesen

Die beiden Polizisten Seifert und Menkhoff erhalten einen anonymen Anruf, dass ein Kind entführt worden wäre. Bei der Wohnung angekommen, werden sie unangenehm überrascht: der Psychiater Lichner wohnt dort- den die beiden vor 15 Jahren des Kindsmordes überführt haben. Während Seifert insgeheim Zweifel an der Schuld hatte, hat Menkhoff ihn aufs Blut gehasst und alles getan, ihn hinter Gitter zu bringen. Jetzt stehen sich die Parteien weder gegenüber- doch Lichner beteuert, er habe gar kein Kind; zeigt sich aber wieder Mals den Ermittlungen unkooperativ. Während Menkhoff zusehends emotionaler agiert und Lichner unbedingt „drankriegen“ will, häufen sich die Hinweise, dass jemand Lichner eins auswichen will. Doch während der Ermittlungen wird auch der alte Fall wieder aufgewärmt. War Lichner damals wirklich der Täter? Wie war seine Lebensgefährtin in den Fall verwickelt, die bildschöne, aber labile Nicol; in die sich Menkhoff unsterblich verliebt hatte? Erst auf Menkhoffs Drängen hin wiederrief sie ihre Alibi-Aussage und belastete Lichner schwer, weshalb er auch verurteilt wurde. Seifert misstraut seinem Partner immer mehr, Menkhoff kann seine berufliche Distanz nicht mehr waren und Lichner scheint absichtlich zu provozieren. Dann kommt es zu einer persönlichen Katastrophe für Menkhoff, und natürlich kann es für ihn nur einen Schuldigen geben: Lichner.
Zu Beginn dachte ich, hier liegt ein weiterer 08/15- hochintelligenter Bösewicht gegen etwas tumbe Polizisten- Psychothriller vor. Doch der Autor versteht es sehr geschickt, den Leser in die Irre zu führen: wenn so viele Beweise gegen einen Verdächtigen vorliegen, muss er unschuldig sein- oder? Besonders, wenn immer wieder betont wird, Menkhoff wäre für die Verhaftung verantwortlich, in dem er Lichner Beweise unterschob. Menkhoff hat ein echtes Vertrauensproblem, wodurch Seiferts Vertrauen in seinen älteren und erfahreneren Kollegen wiederholt erschüttert wird. Hat er damals wirklich den Falschen in den Knast gebracht?
Das Buch ist interessanterweise auf 2 Ebenen geschrieben: die erste- der Kindsmord vor 15 Jahren, die 2.- die momentane Kindsentführung. Die Ermittlungen werden parallel geschildert, so dass der Leser ein enormes Defizit gegenüber den Polizisten hat- besonders, da aus Seiferts Perspektive geschrieben wird und Menkhoff so seine Geheimnisse hütet. Ab der Hälfte glaubt man, das ganze Gewirr überschaut zu haben und zu wissen, wer der Täter ist- nur um dann erneut gewaltig in die Irre geführt zu werden.
Die Charakterentwicklung ist sehr gut gemacht und durchdacht: jeder handelt glaubhaft mit seinen Schwächen und Fehlern, Tugenden und Eigenschaften. Auch die Polizisten machen Fehler, erstaunen aber auch wieder mit ihren Ermittlungserfolgen. Die psychologischen Erklärungen zu Nicole sind sehr interessant und maßgeblich in den Storyverlauf eingeflochten. „Das Wesen“ war mein erster Strobel, doch bestimmt nicht mein letzter, und ich freue mich auf den nächsten Band.

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Vor 500 Jahren wussten wir, dass die Erde eine Scheibe ist. Heute wissen wir, dass sie eine Kugel ist. Stell dir vor, was wir in 500 Jahren wissen werden!
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