Catanese: Umber 3- Das Ende der Zeit
Lord Umber versinkt in Schwermut und nur ein weiteres riskantes Abenteuer kann ihn aufmuntern. Zwar schaffen es Umber, Hap und ihre Freunde lebendig wieder nach Hause, doch dort wartet schon ein ganzer Berg Probleme auf sie: die Hexe, die Umber einsperrte, verhält sich seltsam; der alte König liegt im Sterben (und sein einziger überlebender Sohn ist ein machtgieriger Mörder) und ein seltsames Monster greift die Schiffe an.
Außerdem muss Hap endlich den Umgang mit seinen Kräften erlernen. Nur ein ausgebildeter Fädenzieher kann in die Welt reisen, die Umber einst verließ. Doch dafür ist das größte aller Opfer nötig...
Ich habe von den "Büchern von Umber" nur diesen einen abschließenden Band gelesen, werde mich jetzt aber nach Band 1 und 2 umsehen. Man erhält zu Beginn von Band 3 einen kurzen Überblick über die vorherigen Geschehnisse, so dass man nicht ganz unvorbereitet ins kalte Wasser stürzt.
Die Geschichte ist spannend zu lesen. Umbers und Haps Mitstreiter sind sehr schön und lebensnah ausgearbeitet und stellen die beiden Hauptcharaktere Hap und Umber beinahe in den Schatten. Es gibt eine Menge phantastischer Wesen: eine eifersüchtige Schlingpflanze; Wale, die Gondeln tragen und Bäume, die kleine Monster gebären. Der Autor hat viel Phantasie benutzt, das Buch wirkt aber trotzdem an keiner Stelle überladen.
Was mich ein bisschen gestört hat: der Schluss ist sehr abrupt. Es gibt eine Finalschlacht, die schlagartig endet. Hap muss zwar ein großes Opfer bringen, findet seine Kräfte aber durch einen ganz einfachen Kniff und wandelt sich innerhalb von Minuten von einem unbedarften Jungen zu einem vollwertigen Fädenzieher. Warum ausgerechnet er ausgesucht wurde und was ihn so besonders macht, wird auch nicht aufgelöst. Dann ist die Haupthandlung plötzlich beendet. Zum Glück gibt es noch einen Jahrzehnte später angesiedelten Epilog, so dass man erfährt, was aus allen geworden ist.
Alles in allem ist "Das Ende der Zeit" ein spannendes Jugendabenteuer mit phantastischen Geschöpfen, wegen des allzu abrupten Endes gebe ich aber 4 von 5 Sterne.
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Browne: Schicksal
Sergio fühlt sich missverstanden: Jeder macht ihn für sein verkorkstes Leben verantwortlich! Dabei ist es doch nicht Sergios Schuld, dass die Bevölkerungszahl explodiert ist, Menschen sich permanent von allen möglichen Sachen ablenken lassen und er deshalb total überarbeitet ist.
Sergio ist das Schicksal, doch mittlerweile verteilt er das Schicksal der Menschen über ein PC-Programm und ist ansonsten zum Zuschauen verdammt. Während seine Menschen chronisch scheitern und er Vorladungen zu Jerry (=Gott) bekommt, weil er seine Quoten nicht einhält, stöckelt seine On/Off-Freundin, die Bestimmung, über die Welt und lenkt ihre Menschen auf ihrem Pfad der Bestimmung (wie Einstein und Leonardo da Vinci), während Schicksal sich in erster Linie um die breite Masse und die Verlierer kümmert.
Kein Wunder, dass er seinen Job nicht mehr ausstehen kann und lieber mit Faulheit und Völlerei in einer Bar abhängt. Doch eines Tages trifft er seine neue Nachbarin Sara und verliebt sich in sie. Dumm nur, dass Jerry so etwas strengstens verboten hat und Sara obendrein auf dem Pfad der Bestimmung wandelt. Sergio will trotzdem das Schicksal herauszufordern- immerhin ist er es selbst...
Die ersten 2/3 des Buches haben mir wunderbar gefallen. Wenn man sich diesen Pleiten, Pech und Pannenverein der himmlischen Wesen anguckt, wird klar, warum auf der Erde so schrecklich viel verkehrt läuft
. Sergio ist sehr sympathisch, sein Zynismus unterhaltsam zu lesen und auch sehr zutreffend. Jeder kennt diese Situation: etwas läuft schief und man kann es einfach nicht korrigieren, egal wie hart man es versucht und wie gut man es besser weiß. Einen großen Kritikpunkt hätte ich allerdings: Sergio beschwert sich, dass die Menschen ihrem ihnen zugedachten Schicksal ausweichen und somit ständig selbst unter ihren Möglichkeiten bleiben, weshalb er Ärger mit seinem Boss hat. Sobald er einen Menschen sieht, weiß er, wie er sich entwickeln wird und welche Fehler er machen wird. Wenn er das aber von vorneherein weiß: warum weist er ihnen nicht einfach dieses Schicksal zu? Dann stimmen auch seine Quoten. Außerdem kann Jerry ihm kaum Schuld geben, denn Sergio ist es als einem der wenigen "Großen" (wie auch Tod) nicht erlaubt, seine Menschen zu beeinflussen. Alle anderen, wie Krieg, Karma, Faulheit, Versuchung etc. tun es andauernd und verändern somit die Schicksale von Sergios Menschen, also ist es ihre Schuld und nicht seine. Wenn er nichts verändern darf, kann er auch keine Quoten erfüllen oder korrigierend eingreifen. Großer Denkfehler für ein allmächtiges Wesen wie Jerry...
Der Roman ist wunderbar selbstironisch und hat viele saukomische Situationen. Wenn der Autor dieser Linie treu geblieben wäre, hätte ich locker 5 Sterne vergeben. Leider gibt es, sobald die Beziehung zu Sara publik wird, einen starken Bruch in der Erzählweise. Danach ist es nicht mehr unterhaltsam, sondern nur noch deprimierend. Obwohl das Ende in gewisser Weise positiv ist, hat sich der Status quo nicht geändert: Sergio ist wie alle anderen immer noch dem "göttlichen Plan" unterworfen und er hat keine Möglichkeit (ebenso wenig wie Sara), aus eigener Kraft etwas zu ändern. Warum also auch nur versuchen?
Zu Beginn toll, das Buch nahm sich auch selbst nicht allzu ernst und hat mir somit einige schöne Stunden beschert. Da mich der hintere Part aber sehr heruntergezogen hat, gibt es Punktabzug: 3,5 von 5 Sternen.
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Greiff: Zwölf Wasser - Zu den Anfängen
Vor hundert Jahren verloren die Welsen einen Krieg gegen die Allianz. Der größte Teil ihres Landes wurde verbrannt. Nur in der Stadt Goradt leben einige tausend Welsen, die mit ihrem berühmten Welsenstahl handeln und vollkommen von Pram und seinen Lebensmitteln abhängig sind.
In Goradt leben in einer Grotte auch die Undae, hohe Frauen, die mit dem Wasser kommunizieren. Eines Tages verkünden sie, dass "etwas vorgeht": da Wasser schweigt, die Quellen versiegen und mit jeder Quelle geht eine Eigenschaft der Menschlichkeit verloren. Drei Undae mit drei Begleitern machen sich auf den Weg, die Quellen zu retten und zu erkunden, warum sie versiegen. Ihnen schließen sich die unterschiedlichsten Gefährten an, wie der Hirte und Falkner Babu mit seinem riesigen Falken und der Dichter Wigo samt Dienern. Doch es müssen schmerzliche Verluste und große Opfer gebracht werden, bis die Quellen wieder fließen...
"Zwölf Wasser" ist ein klassisch-phantastisches Werk, für das man besonders zu Beginn einige Geduld mitbringen sollte. Der erste Teil behandelt Babus Leben bei seinem Hirtenstamm und macht den Einstieg aufgrund der Vielzahl von Namen und Gegebenheiten schwer. Der ganze Roman ist eher tiefsinnig. Es gibt wenige Actionszenen, aber die Charaktere werden immer wieder vor in jeder Hinsicht schwierige Fragen gestellt, sowohl körperlicher als auch moralischer Natur. Besonders zum Schluss hin bekommt das Buch einen philosophischen Einschlag.
Zwölf Wasser unterschieden sich sehr von der gängigen Fantasyliteratur. Besonders auffallend ist die Komplexität der Welt. Jedes einzelne Detail ist gut durchdacht, man hat die Vorstellung eines sehr fein gewebten Teppichs, bei dem man erst ganz zum Schluss, wenn alles an seinem Platz ist, den Wert des einzelnen Knotens und das gesamte Muster erkennen kann.
Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es einige Längen gab. Man muss sich auf dieses Werk einlassen. Ich gebe 4 von 5 Sternen.