Rohrpost Archiv:

Ausgabe 3/2010

Dies ist die Ausgabe 3/2010.Die nächste ausgabe erscheint vorraussichtlich Dezember 2010.

Impressum

+++ Borograwisches Staatsoberhaupt erkrankt. Borograwier atmen auf +++ Debatte tobt: Koenigsstrasse soll in Patrizierallee umbenannt werden +++ Gründungsmitglieder des Clubs der disziplinierten Entsagung am Ufer des unteren Ankh-Laufs aufgefunden. SUSI ermittelt +++ Neue Doku-Klacker von Skandalregisseur Munki Helm abgedreht. Titel: Salz. Dauer: 3,5 Stunden +++ Vom Sommerwetter keine Spur, Schützenkönig Herbst hat leichtes Spiel +++ seitlich laufende Ente "Annabell" entdeckt. Weltrekord-Verdacht +++ Des Königs Daunen gesperrt. Dienstfahrten bitte durch die umliegenden Tore gehen lassen +++ Musiker Graphit in der Stadt für Schwarz-Gestein-Konzert +++ Wirklich wahr: Nur weisse Enten quaken! Edzard Herpel stellt neue wissenschaftliche Studie vor +++ Industriemagnat Karl Ranseier ist tot. Familie trauert +++ Illegaler Müll aus Morpork in Gennua gesichtet +++ Wandergasse unter Mithilfe der UU gegen weitere Wanderungen abgesichert. Bibliothekar: "Ugh!" +++ Pianist Kit Karrott im Krankenhaus: Unterkühlung durch Eiswuerfel +++ dunkle Prognose: Ankh soll in zwanzig Jahren ausgetrocknet sein +++ Sterne für Emilia. Sängerin moderiert Kochwettbewerb +++ Neue Museumsausstellung Seligovas Meisterwerke +++ Wolf im Hyde Park gesichtet - Anwohner sind empört +++ Erste Einigung im Überstundenstreit bei Burlich & Starkimarm - zukünftiges Vorgehen des Unternehmens noch offen +++ im Achatenen Reich fiel ein Sack Reis um +++ Glodsohn-Bankenkette schließt Filiale in der Kurzen Straße nach Überfall-Serie +++ Frau Willichnicht erkrankt. Rekruten atmen auf +++

Wie mich GRUND zu dem machte, was ich bin und nicht bin

Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass es sicher schön wäre, wenn ich ein wenig von meiner Zeit bei GRUND hier in der Rohrpost schreibe. Dies werde ich auch tun und zwar ungeschönt und unzensiert.
Meine Ausbildung bei GRUND war lang und hart. Nun, wieso lang, würden manche Fragen. Immerhin war ich nach ungefähr einem halben Jahr fertig, was nicht wirklich schnell ist, jedoch verschwindend kurz erscheint, wenn man die Zeitspanne einiger anderer Rekruten vergleicht, die es nach Monaten voller Vorträge unserer Ausbilder immer noch nicht verstanden haben, dass man einen bewusstlosen Tatverdächtigen schlecht befragen kann. Oder dass man vielleicht nicht den Aufforderungen von kriminellen Individuen nachkommen sollte, die sagen: "Guck mal da, genau hinter dir."
Ich vermute, dass sich mancher von ihnen in die langen Liste der verschwundenen und verstorbenen Rekruten der Wache einreihen wird, wenn sie es nicht schaffen, zumindest ein WENIG nachzudenken. Jedoch gab es auch einen mehr als stattlichen Kern kompetenter Rekruten, die ein Schwert richtig herum gehalten haben und einige konnten wirklich damit umgehen. Mit mehr von ihnen könnten wir diese Stadt zu einem wirklich sicheren Paradies für alle intelligenten Lebewesen machen!
[zensiert]
Die manchmal problematische Mitarbeit mit anderen Rekruten war jedoch fast der geringste Grund, der die Ausbildung so hart gemacht hat. Nicht nur, dass die Banden der nahen Schatten unser Wachhaus in der Kröselstraße inklusive aller Anwesenden für Ziel- und Schießübungen missbraucht haben, auch die Bürger dieser Stadt machen einem Wächter die Arbeit nicht einfach, vor allem wenn die Arbeit darin besteht, genau diese Bürger zu beschützen! So kam schon manch ein Rekrut in eine Gewissenskrise, wenn er entscheiden musste, ob er den ihn gerade anpöbelnden Passanten zu sich zur Seite reißen oder einfach selbst nur noch einen Schritt in Richtung Straßenrand nehmen sollte, damit der schnell näher kommende, außer Kontrolle geratene Lastkarren nicht auch noch einen (noch) unbescholtenen Wächter trifft.
Die Ausbilder machen einem das Leben im Wachhaus nicht einfacher. Nicht nur verlangten sie die korrekte Einhaltung unwichtiger Vorschriften (Salutieren, kein Bier im Dienst, jederzeit bewaffnet und ausgerüstet sein), man musste auch noch ihre Befehle widerspruchslos ausführen. Als Zwerg mit Rückgrat habe ich natürlich mein Bier zur Seite gestellt und mit vernünftigen und einfachen Argumenten versucht, meine Ausbilder von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Und tatsächlich habe ich meistens eine neue, alternative Aufgabe (Abort putzen, Ratten zählen, Rohrpostdämonen waschen) bekommen, die ich auf Grund meines Einsatzes mit stolzgeschwellter Brust erledigt habe.
Es war eine interessante Zeit bei GRUND, auch wenn ich sie erstmal nicht vermissen werde, bis in ein paar Jahren die Nostalgie mich alles durch eine rosa Brille sehen lässt und ich über alles lachen werde. Ich bin froh, dass ich jetzt bei RUM bin, die, wie man mir gesagt hat, beste Abteilung von allen.

RRS

SSS

Experte entdeckt den Mono-Schraubismus

In der Zwillingsstadt gibt es eine Produktionshemmung, die sich - rein technologisch - wie folgt formulieren ließe: ' Der ankh-morporkianische Handwerker ist physisch und geistig außerstande, auf dem lokalen Produktionssektor, etwa im Bau- oder Mobiliargewerbe jene Anzahl von Schrauben anzubringen, die mit der Anzahl der Löcher übereinstimmt, welche zur Anbringung von Schrauben vorgesehen sind.'
Internationale Fachleute erblicken die Ursache dieses Verhaltens in einem übersteigerten Selbstbewusstsein des organisierten ankh-morporkianischen Arbeiters, der davon durchdrungen sei, dass eine Schraube seiner Heimatstadt so gut sei, wie drei ausländische. Die Entwickler dieser Theorie glauben diesen Gedankengang darin erkannt zu haben, dass die brandgeplagte Zwillingsstadt nicht an die Dauerhaftigkeit materieller Güter zu glauben wage und daher einer psychisch bedingten Verminderung der eingesetzten Konstruktions-Hilfsmittel unterliege.
Ein Experte namens Braggasch Goldwart (64) und Angehöriger der Stadtwache beschreibt diese Krankheitserscheinung als einen 'Mono-Schraubismus'. "Das macht mir Angst!", so der Korporal. "Eine Untersuchung unserer Kantin-äh-neinrichtung ergab keinen einzigen Fall...äh...von drei Schraubenlöchern, die mit allen drei dazugehörigen Schrauben ausgestattet gewesen w-äh-ren. Äh!"

GSS

SSS

Internes

Wissenschaftswahn

In der Kanalisation der Stadt fanden tapfere Wächter der Stadtwache zwei sich raufende Wissenschaftler, die sich um den rechtmäßigen Gewinn des Da-Quirm-Preises "für innovatiefe Ekschperiehmenntal-Fühsiek" stritten. Beide Streithähne, Adamus Schröttdinker (47) und Albert Njuhton (52), waren nominiert, doch der Preis wurde ihnen aufgrund "unlauteren und überaus unkollegialen Verhaltens" aberkannt, so die Ankh-Morpork Times. Tatsächlich ging die Auszeichnung an Ernst Futterort, einen bis dato unbekannten Alchemisten, der sich mit selbstleuchtenden Stoffen beschäftigt hatte.
Feldwebel Rogi Feinstich (29) dazu: "In meinen Augen bleibt die Ehrung von Herrn Futterort völlig gerechtfertigt. Die Experimente der beiden Anderen finde ich verwerflich, wenn auch inhaltlich packend." Schröttdinker erforschte eine Ungenauigkeitsthese mithilfe von Katzen und Säbelwürflern; Njuhton hingegen die innersten Ängste von Säugetieren.
Unfreiwillige Opfer der Versuche Njuhtons wurden leider auch einige Mitglieder der Abteilung GRUND. "Beinahe hätten wir sogar Mitwächter verloren", so Alois Kühn (25), "Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist."

SSS

Rekruten bestreiten Wettkampf – Sieg für Ankh-Morpork!

Als vor Kurzem eine Abordnung der Ausbildungs-Abteilung der Stadtwache von Pseudopolis zu Besuch kam, gab es ein einmaliges Ereignis: einen Wettkampf der Rekruten!
Eine Idee des Patriziers führte zu dem Kräftemessen im Eselskarrenrennen, Armbrustschießen und in der Kommunikation mit Tauben. Zusammen mit Oberfeldwebel Kasmir Richtich aus Pseudopolis überwachte ich die Veranstaltung. Ins Rennen gingen für uns: Ron Wanderdüne und Ron Kleinschuh im Karren (gegen Daumen und Grossfeld), Remedios von Schwarzfell und Ohrmund mit den Tauben (gegen Asselfreund und Ellwart) und Turgrim Kurzarm und Mauerblume im Armbrustschießen (gegen Kleinewiese und Blum).
Das Karrenrennen fand im Nilpferd statt und eine große Zuschauermenge hatte sich versammelt. Nach dem Startschuss begann das Rennen zunächst verhalten. Die Esel waren nicht willens, schneller als Trott zu laufen. Erst als es einen lauten Knall gab, beschleunigten beide Tiere auf Höchstgeschwindigkeit. Später stellte sich heraus, dass ein Reporter der Times einen Böller gezündet hatte, um das Rennen interessanter zu gestalten. Kleinschuh und Wanderdüne lieferten sich daraufhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihren Konkurrenten und fuhren mit ihnen gemeinsam durch das Ziel. Selbst die Auswertung der Ziel-Ikonographie konnte keinen Sieger ausmachen, so dass das Rennen als unentschieden gewertet wurde.
Bei den Tauben, die auf dem Platz der Gebrochenen Monde starteten, hatte unsere heimische Luisa Luftig schon am Start den Schnabel vorn. Die Rekruten aus Pseudopolis setzten auf die veraltete Schleuder-Technik, die die armen Tiere zu sehr verwirrt. Deshalb und wohl auch wegen Luisas Heimvorteil, kam unsere Taube mit großem Vorsprung am Wachhaus in der Kröselstraße an. Tatsächlich ist bis heute unklar, was mit der Taube aus Pseudopolis geschah. Da half es Asselfreund, der die Nachricht seiner Taube entgegen nehmen und uns überbringen sollte, auch nicht, dass er Ohrmund ein Bein stellte, als dieser sich mit Luisas Nachricht auf den Weg in mein Büro machen wollte.
Das Armbrustschießen auf dem Schießstand in Indeckung wurde ebenfalls mit großem Interesse seitens der Bevölkerung verfolgt. Zunächst sah es jedoch nicht gut aus für unsere Rekruten. Während Blum und Kleinewiese mit einer herkömmlichen Armbrust stetig gute Resultate erzielten und so viermal 20 Punkte einfuhren, schossen Turgrim und Mauerblume dreimal daneben. Sie verwendeten eine selbst entwickelte, luftdruckgetriebene Armbrust, hatten aber Probleme die Zielvorrichtung richtig zu justieren. Beim letzten Schuss kam es dann zu einer Entladung des gesamten Magazins, dass den Lauf der Armbrust sprengte und ungefähr 200 Treffer im Ziel hinterließ. Damit konnte Ankh-Morpork auch im Schießen den Wettkampf für sich entscheiden.
Die Rekruten aus Pseudopolis blieben noch eine Woche in unserer Stadt, wurden in den Wachealltag bei GRUND integriert und versicherten beim Abschied, dass sie sich schon auf einen Gegenbesuch und eine Revanche freuen würden.

KMS

--- Mitarbeiter des Quartals ---
Die Rohrpost bedankt sich bei all ihren Mitarbeitern. Ganz besonders sei hier Sebulon Sohn des Samax hervorzuheben, der mit der Qualität und Quantität seiner Artikel überzeugt. Vielen Dank!

BGW

Freddy Frettchentöter in Uniform?

Verlagshaus Kimli und Kloin würdigt unseren Harry
Für seine Verdienste im Dienste der Stadt (und, wie man munkelt, für die beiden Autoren der Serie) wurde nun eine Sonderedition von Freddy Frettchentöter erstellt, in der unser Oberstabspieß eine tragende Rolle spielt. Terrier Harry (46) dazu: "Natürlich fühle ich mich geehrt, wenn ich diesen Autoren und diese Buchreihe auch nicht wirklich kenne. Aber vielleicht fühlen sich von den Kindern, die das lesen, ja einige ermutigt, selbst einmal in die Stadtwache einzutreten."
Kimli und Kloin haben der Rohrpost eine Vorab-Ausgabe versprochen. Es heißt, dass in dieser Edition viel Kaffee gekocht, kleine Brötchen gebacken und einem weiteren Protagonisten ein Name spendiert wird. Über genauere Details der Geschichte hält sich der Verlag noch bedeckt.
Experten spekulieren, dass Freddy demnächst heiraten und sich zur Ruhe setzen wird. Harry dazu: "Waaaas? Das ist ja ... äh ... nun, das ist eine Entscheidung des Autors, da habe ich nicht wirklich eine Meinung zu." Sicher ist, dass die Sonderedition nicht die letzte Ausgabe der Erfolgsgeschichte eines Gnoms mit Ambitionen sein wird.
In den letzten drei Jahren wurden jährlich 1.700 Freddy-Frettchentöter-Romane allein in Ankh-Morpork verkauft; es gibt sie mittlerweile in fünfzehn Sprachen und weiteren dreiundvierzig Dialekten.

SSS

Internes

Neues aus dem Paragraphendschungel

Eine Änderung des Allgemeinen Gesetzbuches betrifft die Stadtwache. Es handelt sich dabei um den Paragraphen 74 "Inhaftierung durch die Stadtwache".
In ihm wird beschrieben wer und wer nicht verhaftet werden darf. Die Schuldfrage spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle.
Die Redaktion hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den neuen Paragraphen in einer für alle Wächter verständlichen Form erläutern zu lassen. Leider waren die Anmerkungen und Kommentare der Rechtsexperten wenig hilfreich. So zum Beispiel Kollege Bjornson: "Ich weiß gar nicht, was daran nicht zu verstehen sein soll. Ich habe höchste Hochachtung vor der kristallklaren und eindeutigen Aussage. Ich wünschte, dass alle Gesetze in einer derart verständlichen Sprache formuliert würden. quo errat demonstrator, ähm, ich meine quod erat demonstrandum."
So beschränken wir uns eben darauf, den Gesetzestext einfach abzudrucken.


1. Gründe der Inhaftierung
1. Sollte sich ein Verdächtiger verdächtig machen, darf er zum Zwecke der Inhaftierung inhaftiert werden
2. Verdächtige gelten auch dann als verdächtig, wenn sie verdächtig unverdächtig sind.
3. Unverdächtige Verdächtige sind nach 1.2 generell als verdächtig anzusehen und deshalb noch vor den verdächtigen Verdächtigen zu inhaftieren.
4. Trotz der begrenzten Kapazitäten der Gefängnisse ist es vordringlich erforderlich diejenigen verdächtigen Unverdächtigen zu verdächtigen die sich nach 1.1 verdächtig unverdächtig verhalten.
5. Diejenigen verdächtigten unverdächtigen Verdächtigten können unter dem Verdacht der verdächtigten Verdächtigung verdächtigt werden unverdächtig zu sein und somit als besonders verdächtig zu gelten.
6. Am besten man sperrt alle ein.
1. Vor allem Pantomimen.

RLM

RLM

Haufenweise Ärger

Meldungen zufolge mehrten sich in einem Stadtgebiet, welches von den Bürger schlicht der 'Haufen' genannt wird, seltsame Vorkommen aller Art. Ermittlungen der Rohrpost ergaben, dass diese aus den Machenschaften einer bis dahin unbekannten Sekte der Beschwörergilde resultieren und diesen zur Verantwortung gelegt werden müssen. Ein Großeinsatz der Abteilung der freiwilligen Retter ohne Gnade in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern anderer Abteilungen stürmte das Gelände nach eingehenden Untersuchungen und konnten die Beschuldigten in Gewahrsam nehmen. Ein Püschologe der Wache, Sebulon, Sohn des Samax (64) erklärte nach einem eingehenden Gespräch mit den Angeklagten: "Gefährlich? Nein."
Nachdem die Nachforschungen abgeschlossen waren, wurden alle Beteiligten der Sekte mit einer Geldstrafe abgemahnt und wieder entlassen. Allen Wächtern wird angeraten, groß angelegte Beschwörungsversuche bei Entdeckung sofort zu unterbinden und augenblicklich via Klacker oder Taube an die Vorgesetzten zu melden.
Die Abteilunsgleiterin der Freiwilligen Retter, Kanndra Mambosamba (32), lobte den Übergriff auf ihre Art, indem sie verkündete: "[...] nein, das bedeutet nicht, dass ich zu allem und jedem meinen Käse dazugeben muss."

BGW

Blauer Affe greift Kommandeur tätlich an

Unbestätigten Gerüchten zufolge, soll am vergangenen Oktotag der Kommandeur der Stadtwache angegriffen worden sein. [Anmerkung der Redaktion: Der Rest des Artikels wurde wegen Unsachlichkeit (im Sinne von falscher Berichterstattung) gestrichen. Wer auch immer diesen Text eingeworfen hat, möge das nächste Mal kurz mit dem Chefredakteur der 'Rohrpost' reden, um Missverständnisse auszuräumen. B.G.] Ermittlungen wurden eingeleitet.

Anonym

RLM

Externes

Neuer zweiter Mann in der Zwillingsstadt?

(Ankh-Morpork) Unter dem derzeitigen Patrizier formte sich das Prinzip "Ein Bürger - Eine Stimme". Lord Vetinari ist der Bürger, er hat die Stimme. Noch unbestätigten Gerüchten zufolge soll sich jedoch Drumknott, die linke und rechte Hand des Patriziers, einen sogenannten politischen Fohpah geleistet haben. Man munkelt, dass er abtreten will; dann stünde eine Neuselektierung der Regierungsspitze an. Sollte sich kein neuer 'Generalsekretär' finden, wird ein Umsturz des Systems befürchtet. Lord Vetinari hält sich zur Situation noch bedeckt.
Politik-Experte Steinstiefel (228): "Ach was, das war schon immer so; da bewegt sich eh nichts."

SSS

150 Prozent geben

Die ankh-morporkianische "Zahnstocher G.m.b.b.H.", vor wenigen Jahren erst gegründet, zählt heute zu den erfolgreichsten Unternehmen unseres prosperierenden Wirtschaftslebens. Sie deckt nicht nur den heimischen Bedarf, sondern hat beispielsweise auch in Zlobenien Fuß gefasst und den dortigen Markt erobert. Gewiss, die Firma erfreut sich besonderen Entgegenkommens seitens der ankh-morporkianischen Behörden und erhält für jeden Export-Dollar eine Subvention von 150%, aber man sollte auch bedenken, dass die von ihr verwendeten Rohmaterialien aus Borograwien kommen und die von ihr beschäftigten Arbeiter aus der neuen Gildengewerkschaft. Die "Zahnstocher G.m.b.b.H." gilt als ein hervorragend geführtes und höchst rentables Unternehmen, dessen Gewinne sich noch ganz gewaltig steigern werden, wenn es erst einmal den lang ersehnten Anschluss an die städtische Wirtschafts-Gemeinschaft gefunden hat.
Die ungewöhnliche Förderung der Unternehmung jedoch stößt bei vielen auf Unverständnis. "Es ist weder gerecht noch für den Wettbewerb vorteilhaft, wenn die Stadtregierung derart offensichtlich ihre Schösslinge pflegt.", so seine Lordschaft Witwenmacher, Präsident der Assassinengilde. "Wenn gleiche Bedingungen für mein Gewerbe gelten würden, könnten wir einen Großhandel eröffnen." Auch Herr Spottbillig von der Kaufmannsgilde ist erzürnt: "Allein aus diesem Grund ist der Rücktritt des Generalsekretärs Rufus Drumknott von entscheidender Bedeutung! Tritt dieser erst von seinem Amt zurück, so ist wieder Platz für die entscheidende Einflussnahme."
Einzig Herr Lipwig, Postminister und Präsident der Bank von Ankh-Morpork ist erfreut über diesen Umstand. So sagte er unserem Reporter mit zusammengefalteten Händen: "Die Stadt hat bei uns Einlagen, genauso wie die Zahnstocher G.m.b.b.H. Was sollte daran so schlecht sein?"

GSS

Hitzewelle: Tausende betrunken

Der Sommer hat uns spürbar eingeholt; der Ankh verlangsamt seinen Fluss und die Tiere hecheln nach jedem Regentropfen, der in den letzten Wochen spürbar rar geworden ist. Die Wache arbeitet jedoch antizyklisch auf Hochtouren, weil überdurchschnittlich viele Delikte unter Alkoholeinfluss passieren.
Wie kommt das? Die Rohrpost hat Nachforschungen angestellt. Ergebnisse unseres fleißigen Redaktionstiehms
1. Alkohol lässt vergessen. (Zumindest meint man das landläufig.) Und wenn man schon vergessen kann, ist es doch sinnvoll, wenn man auch die unanständige Hitze vergisst.
2. Alkohol gibt es in unserer Zwillingsstadt reichlich bei der Unfreiwilligen Feuerwehr; so auch eine kleine unalkoholische Erfrischung in Form des ein- oder anderen Löscheinsatzes. Dieser Zusammenhang könnte auch die Zunahme von unabsichtlichen Bränden in der Stadt erklären.
3. Eine wissenschaftliche Untersuchung (Blocher & Kleinbein) hat ergeben, dass Alkohol auf der Haut kühlende Wirkung hat. Diese wird auch bei innerer Anwendung vermutet.
4. Einige Probanden haben bestätigt, dass Spirituosen deutlich besser schmecken als Wasser. In manchen gastronomischen Lokalitäten sollen sie auch günstiger sein.
5. Traditionell gibt es zu großen Sportereignissen wie dem diesjährigen Balljagen als Genussgetränk Alkohol dazugereicht.
6. Alkohol macht dumm, setzt Hemmschwellen herunter und lässt viele Spezies tollpatschig bis übermütig werden, was die Delikte geradezu heraufbeschwört.
Weitere Untersuchungen folgen; auf Nachfrage steht B. Goldwart Rede und Antwort zu hierüber hinausreichenden Ergebnissen.

SSS

Malergilde zieht mit Gildenrat ins Gericht

Morpork. Seit zwei Jahren ziehen lizensierte Maler der Malergilde mit Ikonographenunterstützung durch die Straßen der reichen Stadthälfte, um "Bilder der prächtigen Stadt zu machen, wie sie wirklich ist", so Andreas Kübelhock (27), ein Tiehmleiter der Malergilde.
"Überall reingucken, dabei intime Zeichnungen machen - das geht so nicht!", konterte Lord Witwenmacher, Oberhaupt der Assassinengilde in einer offiziellen Stellungnahme des Gildenrates am Montag. Man müsse "die Gesetze der Stadt an die Erfordernisse der heutigen Zeit anpassen" und "solch einen entwürdigenden Unsinn sofort unterbinden." Der Gildenrat will nächste Woche über den Sachverhalt beraten und in drei Wochen dem Patrizier einen Gesetzesentwurf vorlegen.
Etwas spät kommt dieser offizielle Dämpfer; tausende von Skizzen und hunderte von verkaufsfertigen Exemplaren der Stadtansichtsbroschüren (sortiert nach Tor- bzw. Brückengebiet) liegen bereits im Keller der Gilde und warten auf Kundschaft.
OG Jargon Schneidgut (38), Rechtsexperte, dazu: "Tja, das kann man so und so sehen."

SSS

Wächter! Fühlt ihr euch manches Mal auch so müde? Fühlt ihr euch von euren Vorgesetzten herabgesetzt und von den Kollegen unterschätzt? Macht euch der Beruf krank und traurig? Dann kommt zur Gründung der Selbsthilfegruppe "Wächter in Not" am 32. Spuni in den "Hahnen-Club" am Henne-und-Küken-Feld.
(ich schreibe das im Auftrag für einen Freund)

RLM

Interview

*** Vortsetzung des Interviews aus Ausgabe 2 ***

JvB pafft genüsslich.
BGWAh. Hier. Haben einige Ihrer Männer einen geheimen Auftrag der Stadtwache fast völlig untergraben und auffliegen lassen, in dem sie, ich benutze ihre Worte: Durchgriffen, ohne Zeit zu verschwenden. Und mit Dietrichen schienen sie sich wirklich nicht auszukennen.
JvB Das ist bedauerlich. Um welchen Fall handelt es sich?
JvB schaut erneut ausdruckslos und zieht einen leeren Notizblock hervor.
BGW Unlizenzierter Schmuggel. Ein gewisser Hammer hatte die Leitung ihres Trupps.
JvB schmunzelt
BGW stellt die Flasche gerade.
JvB Der getreue Waldemier Hammer hat mir gar nicht erzählt, dass er die Wache beim Schmuggeln beinahe hat auffliegen lassen. Was habt ihr denn geschmuggelt?
BGW In der Tat, fast hätte ich gelacht. Vielleicht sollten ihre Männer einen Fortgang machen, denke ich. Sie schienen einem unseren Gefreiten wenig entgegensetzen zu haben.
JvB Ich weiß zwar nicht, wohin Sie unsere Wächter gehen lassen wollen, aber in aller Regel sollte sich so ein Konflikt ja auch nicht ergeben. Unsere Männer jedenfalls sind darauf trainiert, höflich zu sein und Gewalt als letztes Mittel zu erwägen. Kein Wunder also, dass Sie dem Provokanten wenig entgegensetzten.
BGW Der Bericht gibt etwas anderes her.
JvB drückt die Zigarre aus.
JvB Welcher Bericht?
BGW Der mit vorliegt. Aber lassen wir das.
JvB Dürfte ich ihn sehen?
BGW bemüht sich um Ruhe.
BGW Nein. Wieso sollten sie?
JvB Ich bin durchaus neugierig, wie ein Bericht der Stadtwache aufgebaut ist.
BGW Das kann ich mir vorstellen.
JvB zuckt mit den Schultern.
BGW Aber ich rate auch ihnen zu der Tradition der Berichte, wenn sie so etwas nicht kennen. Ist recht nützlich. Oder können die meisten Palastwächter nicht schreiben?
JvB Oh, wir kennen durchaus die Kunst des Berichteverfassens. Man nutzt Fakten, wissen Sie? Ungesicherten Anschuldigungen gegenüber werde ich mich jedenfalls nicht verantworten. Wenn es nichts weiter gibt, Herr Goldbart, werde ich meine Mittagspause beenden und wieder an die Arbeit gehen.
JvB erhebt sich.
JvB lässt die weißen Zähne in der Sonne funkeln.
BGW Eine Sache wäre da noch. Allerdings eher um meine eigene Neugier zu befriedigen: Woher kommt, ihrer Meinung nach, der Hass der Pal... mancher ihrer Männer gegenüber unserer Institution? Ist es Neid?
JvB Ich verstehe Sie so: Denken Sie, dass Ihre Männer eine unbegründete Abneigung gegenüber uns - den verantwortungsewussten, hilfsbereiten und loyalen Leuten der Stadtwache - haben? Die Antwort darauf kann ich ganz klar geben: Nein.
BGW Das habe ich nicht gefragt.
JvB drückt dem Zwerg die Flasche in die Hand.
BGW Aber ihre Antwort wundert mich nicht.
JvB Einen schönen Tag noch.
BGW Einen schönen Dienst noch.
BGW nimmt die Flasche und überbringt sie dem Kommandeur - warum guten Wein verschwenden?

SSS + BGW

Im Auftrag der Rohrpostredaktion interviewte der neue stellvertretende Abteilungsleiter der Dienststelle zur Observation von Gildenangelegenheiten die neue Leiterin derselben:

Ich möchte zunächst noch einmal meine Glückwünsche zu Ihrer Ernennung zur neuen Abteilungsleiterin der Gildenobservationsdienststelle ausdrücken, Frau Krulock! Dies bringt mich gleich zu meiner ersten Frage: Sind Sie ein Machtmensch?
Strebt nicht jeder irgendwo nach Macht? Vielleicht ist es auch der Vampir in mir. Ich hatte über zweihundert Jahre Zeit, mich mit dem Gedanken anzufreunden. Mit großer Macht kommt große Verantwortung, aber was soll ich sagen: Mir gefällt’s!

Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie, Frau Krulock?
Die Position des Abteilungsleiters war bisher mein Ziel. Das habe ich ja nun erreicht. Was als nächstes kommt, wird die Zeit zeigen.

Planen Sie Neuerungen in Ihrer Abteilung ein? Wie sollten diese aussehen?
Lange Zeit - lange bevor ich Abteilungsleiter wurde - habe ich schon über Maßnahmen nachgedacht, wie man die Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten attraktiver machen könnte: Tag der offenen Tür für Rekruten, Pendelpauschale, zweimal die Woche frische Bettwäsche und so weiter. Nach ein paar Jahren allerdings bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass wir eigentlich ziemlich gut funktionieren. Ich bin sicher, dass mein Führungsstil einen anderen Wind in die Abteilung bringen, sie aber nicht völlig umkrempeln wird. Ich werde Aufgaben delegieren, aber meine Kollegen nicht dumm gegen Wände laufen lassen. Sie alle haben riesiges Potenzial, das vielleicht in den letzten Jahren ein wenig eingeschlafen ist. Ich werde sie nun aufwecken. Das ist alles, was ich an Änderungen geplant habe.

Frau Krulock, meine Leser würden gerne den Vampir hinter dem leitenden Schreibtisch kennen lernen. Erzählen Sie etwas über sich.
Mein Büro liegt im "Drüber und Drunter", im ersten Stock, und die Tür steht fast immer offen.

Hm, und wie lösen Sie schwierige Probleme und Situationen? Was ist dahingehend Ihre Vorgehensweise?
Erst denken, dann handeln. So zumindest die Theorie.
Nein, im Ernst: Man kann sich und andere schnell in Schwierigkeiten bringen, wenn man unüberlegt handelt. Als Abteilungsleiter muss ich zusehen, dass meine Leute heil nach Hause kommen. Manchmal muss ich dazu aber fremde Meinungen hören und auch zulassen. Die Gilden sind ein gefährliches Pflaster, da dürfen keine Fehler passieren.

Arbeiten Sie lieber allein, oder im Tiem?
Prinzipiell arbeite ich lieber alleine. Damit bin ich bisher sehr gut zurechtgekommen. Mir ist aber auch klar, dass das Tiem wichtig ist, um die Abteilung am Leben zu halten. Wenn ich stur meinen Willen durchsetzen würde, stünde ich morgen alleine hier. Letztendlich arbeiten wir gemeinsam gegen das Verbrechen.

Welche tiembildenden Maßnahmen könnten Sie in schwierigen Situationen anwenden?
Die Wächter kommen nicht zur DOG, weil sie Ringelpietz mit Anfassen spielen wollen, auch wenn es manchmal so aussieht. Wir sind eine Gruppe starker Individuen, da kann ich nicht alle in einen Pott werfen. Den Oberststabsspieß kann ich zum Beispiel schlecht auf eine Observierung schicken, wenn ich ihm die Geschichte nicht schmackhaft verkaufe. Wie so oft im Leben kommt es auf die Verpackung an: außen hübsch, bunt und aufregend. Was sich im Inneren versteckt? Das erfährt man meist erst dann, wenn man das Papier abgerissen und den Karton geöffnet hat. So ein Paket zu servieren, das ist mein Job. Und es klappt sehr gut.

*** Fortsetzung in der 'Rohrpost' Ausgabe 4 ***

GSS

RLM

Klatsch & Tratsch

3. Ausgabe - Mechanik Aktuäll

Welche Waffe lernt man in der Ausbildung kennen und benutzt sie danach nie wieder?
Falsch.
Bögen.


Darum möchte ich euch gern heute mit der Mechanik von Bögen konfrontieren. Mechanik? Ja! Besteht so ein Bogen nicht nur aus Holz und einer Sehne? Weit gefehlt. (Meistens.)
Wohlan: Ein Bogen besteht stets im Grunde aus einem elastischen, länglichen Gegenstand - dem eigentlichen Bogen - dessen Enden durch eine Schnur verbunden werden, in Fachkreisen: die Bogensehne. Tatsächlich werden Bögen traditionell aus Holz hergestellt, aber auch aus Tiersehnen oder Horn. Die modernsten Bögen können einen hohen Anteil an Metall vorweisen. Für die Fertigung wird ein mehrmonatiger Herstellungsprozess benötigt.
Das Prinzip ist mit dem einer Sprungfeder vergleichbar, nur andersrum. Die Sprungfeder drückt man zusammen, den Bogen zieht man auseinander; mit Schwung kehrt beides wieder in die Ausgangsposition zurück. So kann ein Wächter höchst heroisch Verbrecher verfolgen und schon aus der Ferne entwaffnend wirken.
Vorteil gegenüber einer Armbrust (die ja ein ähnliches Grundprinzip verfolgt): Man hat potentiell eine deutlich höhere Schussfrequenz und es sieht einfach besser aus, falls man seine Waffe an Körperlänge überragt. (Zwergen, Gnomen und so weiter rate ich von langen Bögen ausdrücklich ab.)
Leider werde ich aus Platzgründen nicht mehr auf Klassiker - wie Brennende Pfeile, Hausinfiltrierungen per Saugnapf-und-Gnom-Methode, Zieldämoneneinsatz oder Signalübermittlungspfeile, und nicht zuletzt: der FROG-typischen MegaUnhandlichen Trümmerwaffe - eingehen können, aber für Fragen steht GRUND (insbesondere ich) jederzeit bereit.

In diesem Sinne: Möge eure Sehne nie überspannen!

SSS

GSS

------------------------ Spruch des Quartals: "Nieder mit dem... Guten morgen, Sör!"-------------------------

Rätsel & Co

KMS

Rätsel & Co

Lösung des Kreuzworträtsels aus Ausgabe 2:

KMS

* Was waren die letzten Worte von Lord Hong? *
Ihr habt vier Möglichkeiten zur Auswahl, wählt gut:

A: Du kannst mich nicht töten weil ich eine magische Rüstung... argh!
B: Auch wenn du sehen wirst, was jetzt passiert, du wirst es niemandem erzählen!
C: Niemand wird erfahren, was jetzt passiert!
D: Alle sollen sehen, was jetzt passiert!


Erster Preis: Süßigkeiten nach Maßgabe der Redaktion.
Zweiter Preis: Jahresabo für die Rohrpost.
Aus allen richtigen Einsendungen wird am letzten Tag dieses Jahres (d.i. Jahr des Randalierenden Zwerghamsters) von unserer Glücksfee Glum der glückliche Gewinner gezogen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Eltern haften für ihre Kinder.

SSS

Lösung des Logikrästels aus Ausgabe 2:

Giovanni Parler: 9 Zutaten - Kaktusblütenextrakt - Gennuanischer Wind
Jean Olivier: 3 Zutaten - gemahlene Palmrinde - Paseldorfer Pustekuchen
Susi Quirmer: 6 Zutaten - getrocknete Entengrütze - Knusperstücke
Henri Sombre: 4 Zutaten - Eselspfeffer - Goldtaler
Tomaso Fusion: 5 Zutaten - achatene Seealge - Lecker-Schmecker

KMS

* Und wieder einmal ist die Rote Beete Knolle, welche die Belohnung für den Gewinner darstellt, dem Tode entronnen. Auf die Rätsel der Zweiten Ausgabe meldete sich, wie im Quartal davor, niemand. Glück für das Gemüse, Pech für die Wächter. *

BGW

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Zivilist
Anonym
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