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von Gefreite Clara Bienchen (SUSI)
Online seit 02. 03. 2002
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Es war einmal: Eine Clara Bienchen, die nach S.U.S.I. kam, ein Jean Javal, der einen Verbrecher suchte und ein Hegelkant der wirklich einzigartige Kekse backen konnte, aber das war nicht alles....

Dafür vergebene Note: 13

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, vielleicht erst gestern, oder gar heute, möglicherweise wird es erst morgen sein oder nie, wer weiß ? Auf alle Fälle, an jenem Tag, in jenen Stunden, zu jener Minute, in jener Sekunde, in der diese Geschichte begann (oder beginnt oder beginnen wird oder sollte, einigen wir uns auf begann), trug es sich zu, daß der Abend einbrach. Ja der Abend kam in die schöne (nun, das ist Ansichtssache) Scheibenwelt (natürlich nicht in alle Länder auf einmal). Jene Stadt, die in einem Multiversum lag, das es woh , so ist anzunehmen nicht wirklich gibt (aber, was ist schon wirklich?). Vielleicht aber doch, nun, das ist jetzt auch gar nicht von Bedeutung. Sicher ist nur, das es Abend wurde. Die Dämmerung zog mit all ihrer dunkler werdenden Düsternis ein und überflutete die größte Stadt der Scheibenwelt (und auch die am meisten stinkende) mit dem hübschen, wenn auch schlichten Namen: Ankh-Morpork. Jene Stadt war wohl eine voller Leben und obwohl sie an Leben praktisch überfüllt war, so zog sie doch noch mehr an. Denn alle Wesen streben danach, neue Dinge zu entdecken, alle wollen Abenteuer erleben, auch wenn sich die Vorstellungen von Abenteuer unterschieden. Und wer gerne einmal um sein Leben bangen, unerträglich stinken oder auf Wasser gehen wollte, der kam nach Ankh-Morpork (man konnte dort alle drei Dinge zur gleichen Zeit tun). Es war just an diesem Abend, als ein fleißiger Wächter sich vom harten Tag ausruhte und das nirgendwo anders, als vor dem mittwärtigen Stadttor, da fiel ihm "plumps" etwas auf den Kopf. Der Wächter gähnte, hob den Gegenstand auf, betrachtete ihn eine Zeit lang nachdenklich und gab dann ein müdes "?" von sich.

Ein Stück entfernt, hing jemand von der Dachrinne eines Hauses. "Wie war das noch, was hast du gesagt? Ach, ja: Da kann doch jeder Idiot rüber springen." zischte jemand anderes, der sich an einen Fuß klammerte.
"Sei bloß still, sonst trete ich aus!"
"Oh, bitte, versuch erst gar nicht mir Angst zu machen, ja?"

Zu späterer Stunde, trug sich im Hause der Stadtwache Ankh-Morporks folgendes zu:

Es war ein Abend wie jeder andere, in dem Wachhaus, man ging eifrig seinen üblichen Beschäftigungen nach, nichts war auf irgendeine Weise anders als sonst, es war alles wie immer. Diverse Wächter hatten sich unter, auf und neben Schreibtischen zur Ruhe gelegt, während andere Berichte schrieben, die Schatten an den Wänden zählten oder versuchten möglichst ordentliche Strichmännchen auf ein Stück Papier zu kritzeln. Alles in allem war es so weit ein ruhiger, durchschnittlicher Abend für die Wache, der vorangegangene Tag war auch nicht viel anders verlaufen. Gefreite Bienchen hatte ein neues Büro dort hockte sie auf einem Stuhl und streichelte geistesabwesend, das auf ihrem Schoß sitzende Kaninchen (welches unter der akuten Angst litt, in Kürze von einem der anderen Wächter gegessen zu werden). Sie war schon seit Tagen nicht mehr richtig bei der Sache.
Dafür gab es zwei Gründe:

1. Sie hatte vor eine paar Tagen eine Einladung zum jährlichen Familientreffen bekommen, dieses Jahr fand es bei ihrer Mutter in den Schatten statt, und nun mußte sie erst einmal mit dem Schock fertig werden.
2. Es war ihr erster Tag bei S.U.S.I. als gerichtsmedizinische Assistentin

Nun, Clara hatte zwar gewisse Erfahrungen was das Sterben angeht, sie hatte es so zu sagen am eigenen Leib erfahren (oder, sie erfuhr es immer noch), aber sie brauchte doch noch ein wenig mehr Fachwissen und so hatte sie die Bibliothek der Unsichtbaren Universität aufgesucht und nach einem missverständlichen Streitgespräch mit dem Bibliothekar[1] hatte dieser ihr einige Bücher mitgegeben, unter ihnen:
"Das lustige Buch der 1000 Tode" erschienen im Zack und Wech Verlag,
"Warum ich gestorben bin" von Ferdinand Bleibkalt,
"Abgekratzt ?- durch dieses Buch erkennt auch der Leihe, ob die Leiche vor ihm wirklich tot ist oder es nur gern wäre",
"Die letzten Worte und was man daraus ersehen kann + erkennen sie den Charakter eines Menschen durch seine Todesart"
und das ultimative Malbuch "Tod nach Zahlen- so lehren sie ihren Kindern schon früh den Spaß am Tode".
Irgendwer hatte sich in dem Malbuch bereits verausgabt, überall waren Sprechblasen zu den abgebildeten Leichen gefügt worden in denen solch lustige Dinge standen wie: "Oh, da liegt ja mein Bein, haha." Außerdem waren diverse Körperteile mit extra Bluttropfen versehen worden.

Sie sah nachdenklich auf die Bücher hinab, da öffnete sich die Tür ihres Büros und ein Grinsen trat ein. Clara lächelte.
"Hegelkant nicht wahr?" begrüßte sie den Grinsenden.
"Das ist richtig Mä’am." antwortete Hegelkant.
"Oh du musst mich nicht Mä’am nennen Hegelkant, Clara reicht völlig."
"In Ordnung Mä- , Clara." sagte der Sklave.
"Was trödelst du hier so rum Hegelkant?" ertönte die Stimme des Sklaventreibers hinter ihm, niemand anderer als Obergefreiter Sillybos, seines Zeichens Philosoph. Hegelkant trat ins Büro und machte seinem Herren Platz.
Ein freundlich lächelnder Sillybos trat ein.
"Wir haben hier ein kleines Geschenk für dich Clara, so zu sagen als Willkommensgeschenk bei S.U.S.I. und natürlich zur Einweihung deines neuen Büros!"
Er stieß seinen Sklaven dezent in die Seite. "Na nun gib es ihr schon!"
Hegelkant trat vor und überreichte Clara eine ziemlich schäbig wirkende Dose, die er die ganze Zeit hinter dem Rücken versteckt hatte, sein Grinsen wurde noch etwas breiter. "Bitte sehr!" sagte er.
"Bitte." sagte Sillybos. Clara nahm die Schachtel vorsichtig entgegen und öffnete den Deckel.
"Oh, Kekse! Danke!" rief sie erfreut.
"Ich hab sie selbst gebacken!" berichtete Hegelkant nicht ohne Stolz.
"Und ich hab ihm selbst den Auftrag gegeben sie zu backen!" sagte Sillybos auch nicht ohne Stolz.
"Vielen lieben Dank, aber die Mühe hättest du dir doch nicht machen brauchen!"
"Ach, das war doch keine Mühe." winkte Sillybos ab.
"Ähm, ja," sagte Bienchen.

Sie besah die Kekse, sie sahen gerade zu unglaublich gut aus, goldbraun gebrannt, mit vielen kleinen Schokostücken darin, Hegelkant hatte sich anscheinend alle Mühe gegeben, wirklich nett von ihm. Sillybos, nun, es war bestimmt seine Idee gewesen.
Und sie rochen auch verführerisch lecker.
"Also, möchtet ihr nicht einen Keks?" fragte Clara die zwei Besucher.
Hegelkant und Sillybos sahen sich an.
"Ähm, wir hatten schon recht viele, zuhause, ja, wir sind sozusagen Kekssatt, haha…" sagte Sillybos.
Clara zuckte mit den Schultern. "Oh, na gut, bleiben mehr für mich."
"Ja, genau, mehr für dich, also, viel Spaß noch im neuen Büro, wir müssen dann…"
Sillybos winkte seinem Sklaven und der grinsende Hegelkant folgte ihm nach draußen. Clara sah wieder auf die Kekse, nein, sie wollte jetzt keinen, sie würde sich das für den Feierabend aufsparen. Und damit fuhr sie mit der aufregenden Tätigkeit fort, ausdruckslos vor sich hin zu starren.

An einem anderen Ort etwa zur selben Zeit, da der Ort ein anderer ist, hat er logischer Weise einen anderen Namen nämlich "Quirm" und hier steht, was dort passierte:
"Wie blöd bist du eigentlich?"
"Ich bin gar nicht blöd, Sir."
Der Kommandeur der Wache von Quirm und sein Fähnrich Jean Javal bei ihrem üblichen Streitgespräch. "Oh, nein, es ist ja auch so gar nicht blöd einen Verbrecher laufen zu lassen, nur weil dieser darum bittet." sagte der Kommandeur. "Aber er kommt wieder Sir." "Ach, er kommt wieder? Na dann." der Kommandeur sprach nun in jenem gezwungen ruhigen Tonfall in dem Leute sprechen, die ihren Gesprächspartner mit Freuden die Kehle durchschneiden würden. "Und wie kommst du darauf, daß er wieder kommt, sag mit das Fähnrich?"
"Nun, er, ähm, er hat es mir versprochen." antwortete der Fähnrich kleinlaut.
"Ach, er hat es dir versprochen? Nun, dann denke ich können wir uns wohl darauf verlassen, daß er zurück kommt." Der Kommandeur schritt langsam näher an Javal heran.
"Können wir?" fragte dieser.
Der Kommandeur schmunzelte eigenartig als er vor Javal stehen blieb und schrie dann: "NEIN! WIE BLÖDE BIST DU EIGENTLICH? NATÜRLICH NICHT!"
Ein zitternder Jean Javal versuchte die Sprache wieder zu finden.
"A-aber Herr Kommandeur, Sir, wo- woher sollte ich das wissen? Er sah sehr v-vertrauenswürdig aus." stammelte er.
"Hmm, ja woher solltet du das wissen, mal sehen, ah, ja, richtig, du bist ein Wächter und er ist ein Verbrecher! MAN VERTRAUT KEINEM VERBRECHER DU IDIOT!" Wie an den Großbuchstaben deutlich zu erkennen ist, schrie der Kommandeur den letzten Satz.
"Ähm und was, was soll ich jetzt tun?" brachte Javal hervor.
"Ein Verbrecher ist geflohen Javal, durch deine Schuld also, WÜRDEST DU JETZT BITTE GEHEN UND IHN SUCHEN!" (Großbuchstaben = schreien, Sie wissen ja.)
Javal zuckte erneut zusammen.
"Ja, ah-aber wo denn her Kommandeur?"
Der Kommandeur holte tief Luft und schloss die Augen bei dem kläglichen Versuch sich zu beruhigen. "Woher, soll ich das wissen Fähnrich, nimm dir ein paar deiner Männer und fang an ihn zu suchen!"
"Ja, aber…"
"SOFORT!"
"Ja, Herr Kommandeur."

Begeben wir uns wieder zurück nach Ankh-Morpork, genau gesagt in eine Gasse der Stadt:
"Er sieht, ziemlich tot aus."
"Ich denke das liegt daran, daß er tot ist."
"Ah, ja, das erklärt es."
"Du MUSSTEST ja auch unbedingt dieses Ding nach ihm werfen, was?"
"Sei bloß froh, sonst lägst du jetzt da unten."
"So ein Mist, ich kann mich ganz prima selbst verteidigen, vielen Dank."
"Pffft, ja klar, ich bin schon überrascht, daß du ohne Hilfe überhaupt reden kannst."
"Sehr witzig, ach sag mal, wer von uns beiden wird noch gesucht?"
"Wir beide."
"Oh, Mist, lass uns hier verschwinden."
"In Ordnung, aber nicht wieder über die Dächer."
"Spielverderber."

Und nun in einem Satz zur Wache:
Sillybos hielt, das "Ding" mit den Fingerspitzen fest und betrachtete es skeptisch. "Sieht, eigenartig aus." stellte er fest.
"Was denkst du ist es?" fragte Lady Rattenklein.
"Hmm, schwer zu sagen, und es fiel vom Himmel ja?"
"Direkt auf Galdos’ Kopf, hat er mir gesagt." erzählte Rattenklein.
"Einfach so?"
"Einfach so."
"Hmm…" der Philosoph und Spurensicherer kniff die Augen zusammen und versuchte das fragliche Objekt genauer zu erkennen. Schließlich sah er zu seinem Sklaven.
"Hegelkant, was meinst du?"
"Ich, Herr?" der Junge zeigte mit überraschten Augen auf sich selbst.
"Ja, Hegelkant, was denkst du ist dieses Objekt hier?" Sillybos hielt das Ding etwas höher.
"Nun, ich..ähm…"
"Oh, hübsche Puppe." erklang eine Stimme hinter ihnen.
Sillybos und Rattenklein drehten sich um.
"Was ein Puppe? Wie kommst du darauf Clara?" fragte Sillybos den Zombie.
"Ja ich weiß sie sieht merkwürdig aus, aber so eine ähnliche hatte ich früher auch." Sie kam näher und nahm die Puppe in die Hand und drehte sie. "Seht ihr das hier?"
Die Wächter und der Sklave beugten sich vor und sahen einen kleinen Knopf an dem ein Zettel hing.
"Was steht da drauf?" wollte Lady wissen.
" Norman Batik, der verrückte Spielzeugherrsteller, kommt aus Überwald, seine Spielzeuge sehen alle so aus." erklärte Clara.
"Der muß ja auch verrückt sein, wer kommt sonst auf die Idee seinen Spielzeugen einen Knopf ins Ohr zu stecken?" sagte Lady.
"Ach, das ist das Ohr?" Sillybos kniff erneut die Augen zusammen.
Clara betrachtete die Puppe.
Sie sah wirklich merkwürdig aus, die Haare hatten etwas von Lila-Grau-Grün-Orange und erstreckten sich in jede Richtung, die Arme (Clara glaubte jedenfalls, daß es die Arme waren) waren unterschiedlich lang, unterschiedlich gefärbt und teilweise fellbesetzt, die Beine waren beide knallgelb und die Füße nichts als kleine, weiße Klumpen, irgendjemand hatte dem ganzen auch noch ein mit Rüschen und Perlen verziertes rosa Kleid angetan. Und dann das Gesicht, es war kein übliches Puppengesicht, Norman verstand es schon immer, all seine Wut, Trauer, Angst und diverse andere Gefühle in einem Gesichtsausdruck unterzubringen, daraus resultierte natürlich ein völlig beklopptes Gesicht und dieses zierte die Puppe.
Clara seufzte. "Genau so eine Puppe hatte ich auch früher." sagte sie.
"Ist die ebenfalls vom Himmel gefallen?" fragte Sillybos.
"Ähm, nein, ich glaube nicht, mein Vater hatte sie mir geschenkt."
Sillybos sah seine Kollegin groß an.
"Du hast einen Vater?" fragte er.
"Ja." Antwortete Clara abwesend.
"Du hast uns nie von ihm erzählt." stellte Lady fest.
"Nun, er ist schon seit langem verreist, wisst ihr, meine Puppe sah wirklich aus wie diese…."
"Aber er kommt bestimmt zu eurem Familientreffen oder?"
Clara sah immer noch in Gedanken versunken , die Puppe an. "Was? " fragte sie.
"Also, wenn du dieses Ding, ähm, die Puppe so magst, dann schenk ich sie dir." sagte Lady Rattenklein lächelnd. "Fürs neue Büro."
"Oh, vielen Dank, nett von dir, entschuldigt mich."
Die drei sahen ihr nach.
"Ob alles mit ihr in Ordnung ist?" fragte sich Sillybos laut.
"Ach, so ist sie doch immer, wenn ein Familientreffen ansteht, außerdem ist heute ihr erster Tag bei S.U.S.I." erklärte Rattenklein fröhlich.
Sillybos kratzte sich das Kinn. "Wenn du meinst."
Clara flüchtete in ihr Büro, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Das konnte nicht sein, oder?

Jetzt aber schnell nach Quirm, nicht ganz so schnell, denn folgendes passierte erst ein paar Stunden später: Fähnrich Jean Javal versuchte so zackig wie möglich zu salutieren.
"Rührend." sagte der Kommandeur, er sagte immer "Rührend", es war ein dummer Witz. "Also, Javal, hast du den Gefangenen gefunden?" fragte der Kommandeur gelangweilt.
"Ähm, nein Sir, aber wir haben dies hier." Der Fähnrich reichte ihm einen Briefumschlag.
Der Kommandeur betrachtete ihn.
"Aus Ankh-Morpork? Hmm…." Er öffnete den Brief und las.
"Nein, so etwas, tja Fähnrich, ich schätze wir wissen wo du jetzt zu suchen hast." Der Kommandeur grinste und reichte Javal den Brief.
"Also, los."
"Los, Sir? Wohin denn?" der Fähnrich runzelte die Stirn, der Kommandeur schlug sich gegen die gleiche. "Große Güte bist du blöd, nach Ankh-Morpork, na los, am besten du gehst dort gleich zur Wache und lässt dir von denen helfen, dümmer als du können die auch nicht sein…" er stockte , überlegte und schüttelte dann den Kopf. " Nein, selbst die können nicht dümmer sein als du, unmöglich, jetzt GEH!"
"Jawohl, Sir."
Der Kommandeur sah dem Fähnrich kopfschüttelnd nach.
Und er wünschte sich inständig dieser Fähnrich würde einmal verschwinden um auf ein Familientreffen zu gehen, aber vermutlich wäre er zu blöd dazu.

Und noch einmal Ankh-Morpork, Pseudopolisplatz:
Dieser Keks, er roch fantastisch, sein Anblick er führte das Wasser im Mund zusammen, Clara war sicher, er würde ein Genuss für ihren Gaumen sein, aber jemand wollte nicht, daß sie es herausfand, denn bevor sie hineinbeißen konnte, flog ihre Bürotür auf. "Silly, was ist denn?" fragte sie den Kollegen und legte den Keks zurück in die Dose.
"Entschuldige, ich weiß du hast gleich Feierabend, aber, es gab einen Mord, keine Quittung, Pismire ist schon weg und wir bräuchten dich wirklich." erklärte Sillybos. Clara erhob sich.
"In Ordnung, ich sehe mir die Leiche mal an."
Sillybos winkte seinen Sklaven und einen weiteren Wächter herein, die eine Leiche trugen und sie auf einen Tisch legten, den Clara sich extra dafür angeschafft hatte.
"Wir vermuten er wurde erstochen!" teilte Sillybos mit.
"Ja, würde ich auch vermuten, wenn man den Dolch bedenkt der mitten in seinem Herzen steckt." sagte Clara und näherte sich der Leiche. Sie hob den Oberkörper hoch und betrachtete ihn von der Seite.
"Hmm, der ging durch, sogar genau waagerecht…" murmelte sie.
"Silly, würdest du mit vielleicht Hegelkant borgen? Er könnte aufschreiben, dann dauert es nicht so lange…die ganze Autopsie kann ich eh nicht alleine durchführen und heute sowieso nicht mehr." Sillybos nickte.
"Du hast es gehört Hegelkant, hilf der Frau und wir lassen euch dann mal in Ruhe."
"Ja, Herr."
Damit gingen die zwei anderen.
Clara gähnte.
"Okay Hegel, schnapp dir Papier und Stift und los geht’s."

Das mittwärtige Tor:
"HALT! Wer seid ihr, was wollt ihr?"
Der Wächter sah die drei Männer streng an, die drei Männer sahen den Wächter nervös an. "Ähm, wir sind Kaufleute, einfache Kaufleute," brachte schließlich der vorderste Mann hervor, ein etwas dicklicher, großer, ungepflegter Mensch.
"Ah, Kaufleute also," der Wächter beugte sich etwas vor.
"Und wo sind eure Waren?" fragte er.
"Ähm, die , die wollen wir hier abholen," meldete sich nun ein dürrer, kleiner, wieselartiger , ebenfalls ungepflegter Kerl zu Wort, die anderen zwei kicherten und der Dickliche sagte: "Ja, das ist wahr."
"Ach und womit wollt ihr, sie befördern? Ich sehe keine Karre geschweige denn Lasttiere." bemerkte der Wächter.
"Nun, wir..., wir..., wir haben diesen Sack." sagte der Dickliche , als der dürre, Kleine einen Sack hoch hielt.
"Der ist nicht gerade groß." wandte der Wächter ein. "Ach, sie wird rein passen....ähm...die Ware mein ich." erwiderte der Dickliche, wieder kicherten die anderen.
"Es ist ziemlich spät, ihr habt doch nicht vor, die Stadt zu erobern oder?" fragte der Wächter mit warnendem Blick.
"Oh, nein, nein, wir haben nichts mit Eroberungen am Hut wir sind, ähm...ähm....was sind wir noch gleich?"
"Einfache Kaufleute, Valjan." sagte der dritte Mann, ein junger Kerl, etwas gepflegter, aber ziemlich vernarbt.
"Ja, genau, einfache Kaufleute, das sind wir." Der dickliche Valjan grinste.
"Valjan? Das ist ein komischer Name, woher kommt ihr.....einfachen Kaufleute?" fragte der Wächter.
"Aus dem schönen Quirm." antwortete Valjan.
"Lässt du uns jetzt rein oder nicht?" der Junge wurde ungeduldig.
"Na na, Jungchen, immer mit der Ruhe, du willst doch nicht, das ich meinen Kollegen wecke oder?" sagte der Wächter und die sechs einfachen Kaufleutesaugen richteten sich auf etwas, das sie bis jetzt für einen großen Felsen gehalten hatten.
"Er wird ziemlich wütend, wenn er wegen euch seinen Schönheitsschlaf unterbrechen muß!" erklärt der Wächter im Plauderton. Er betrachtete die drei schäbigen Gestalten kritisch.
"Was genau, wollt ihr hier eigentlich für Ware abholen?"

Während dessen vor einem Häuschen in den Schatten:
"Es scheint keiner da zu sein."
"Ach?"
"Was sollen wir jetzt tun?"
"Was weiß ich, du bist doch hier angeblich der Erwachsene."
"Sie sind uns bestimmt schon auf den Fersen, wenn sie mich schnappen, werde ich meine Familie nie wieder sehen."
"Jetzt heul bloß nicht, außerdem, hast du deine Familie doch schon seit Ewigkeiten freiwillig nicht gesehen."
"Hmm....Ich glaub mir ist gerade was eingefallen."
"Wirklich? Oh, jeh..."
"Komm mit."


Ab zum Wachhaus:
"Und?" Sillybos stand vor Clara die sich gerade die Hände wusch.
"Bis jetzt deutet alles auf Erstechen hin, natürlich müssen wir noch die Laborergebnisse von Lady Rattenklein abwarten, aber ich tendiere doch stark zum Tod durch erstechen," berichtete Clara.
"Und wie wurde er erstochen?" wollte Sillybos wissen.
"Der Dolch steckte, wie gesagt, genau waagerecht drin und ging ganz durch, wenn man jemanden von vorne ersticht, so hat der Dolch meistens eine Tendenz nach unten oder oben , dieser jedoch ist genau waagerecht und wurde wohl mit einem Stich durchgestoßen oder, wie ich vermute, durchgeschossen." sagte Clara.
"Durchgeschossen?"
"Ja, nun um einen Dolch mit einem Mal durch Fett, Brustkorb und Herz und so zu kriegen, braucht man viel Kraft und wie gesagt, so waagerecht, wie der Dolch drin steckte, würde ich nicht davon ausgehen , das jemand ihn hinein gesteckt hat, nein ich würde sagen, er wurde mit viel Zielsicherheit geworfen," erklärte Clara ihrem Kollegen.
"Von jemandem der viel Kraft hat, oder?"
"Nicht unbedingt, fliegende Objekte, bekommen so zu sagen mehr Kraft durch den Flug, wenn du verstehst was ich meine, verstehst du was ich meine?"
"Ja, ich denke schon." Sillybos nickte.
"Außerdem, hatte er Hautreste unter den Fingernägeln, also hat er wahrscheinlich mit jemandem gekämpft. Wie gesagt, wir müssen noch auf die Laborberichte warten."
"In Ordnung Clara, danke." sagte Sillybos.
"Schon, gut, ich werde dann jetzt gleich gehen."
"Ja, mach das. Ich wohl auch, ich begleite dich nach unten."
Sillybos drehte sich um. "Hegelkant, komm mit, wir gehen."
"Ja, Herr."
"Oh, Moment." Clara holte einen Beutel hervor und packte ein paar Bücher ein, sie wollte heute noch etwas lesen, dann entschied sie sich, auch die Kekse mitzunehmen. Und so gingen sie von dannen.

Unweit vom Mittwärtigen Tor, gingen ebenfalls drei Gestalten, mit einem Sack.
"Ich hasse diese Stadt." fluchte der vernarbte Junge.
"Du bist doch erst das erste Mal hier, Mariüs." sagte Valjan.
"Ja, aber sie ist so dunkel, ich mag das nicht." erwiderte Mariüs.
"Du magst doch gar nichts, außerdem ist alles dunkel in der Nacht." stellte der Wieselartige fest.
"Stimmt, wohl Grucho..stimmt wohl." sagte Valjan.
"Einfache Kaufleute? Das dieser Wächter uns das abgekauft hat," lachte Grucho.
"Ich sagte doch, die Stadtwache hier ist noch dümmer, als die in Quirm."
"Auch dümmer als dieser Fähnrich, dieser Javal?" fragte Mariüs, der nabenverzierte, alles hassende Junge.
"Nein, das ist wohl kaum möglich, aber es gibt hier sicher mehrere die genauso dumm sind wie er."
"Wo sollen wir jetzt nach ihr suchen?" fragte Grucho.
"Sie ist doch mit diesem Idioten zusammen hier, er ist ziemlich ungeschickt, hat hier glaube ich irgendwo Verwandte, ich hab ein Fahndungsplakat von ihm aus Quirm mitgenommen, wir suchen ich einfach, befragen ein paar Leute, irgendwer wird ihn schon kennen." meinte Valjan.
Die drei liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, dann sah Grucho etwas. "Hey, Boss, da sind drei Passanten, die könnten wir fragen."
Valjan blickte auf und runzelte die Stirn.
"Irre ich mich, oder ist die eine da ein Zombie?"
Clara und Hegelkant ließen gerade einen Monolog Sillybos’ über sich ergehen, als die drei Männer auf sie zu kamen. "Guten Abend, meine Herren und die Dame. Dürften wir kurz stören? Ja?" Valjan stand vor ihnen und lächelte übertrieben.
"Was wollt ihr denn?" fragte Clara und verschränkte die Arme, verdammt, sie hatte Feierabend, es reichte ihr.
"Wir suchen einen Mann, er ähm, ist unser Freund, wartet ich habe ein Bild..." Valjan kramte in seinen Taschen und holte schließlich ein ziemlich zerknülltes Blatt hervor.
"Das ist ja ein Fahndungsplakat aus Quirm," sagte Sillybos.
Clara blieb stumm.
"Ja, na gut, ihr habt uns erwischt wir sind Wächter aus Quirm wir ermitteln ahnderkaffer, aber psst..., also, kennt ihr den Mann?" Valjan hielt das Plakat etwas höher.
Sillybos musterte die drei Fremden.
"Warum seid ihr nicht zur Stadtwache gegangen, wenn ihr doch Wächter seid?" fragte er.
"Wir, ähm, nun...das hat der Kommandeur uns verboten, er meinte, das sei Quirms Angelegenheit." antwortete Valjan.
"Ah, ja?" sagte Sillybos skeptisch.
Er sah kurz auf das Plakat.
"Kenn ich nicht, nie gesehen." sagte er.
Valjan nickte.
"Und die Dame? Schon mal gesehen den Kerl?"
Clara starrte stumm auf das Plakat, jetzt hob sie den Kopf und sagte: "Ist mir völlig unbekannt."
Valjan sah zu Hegelkant, der schüttelte den Kopf.
Er zuckte mit den Schultern.
"Tja, da kann man nichts machen.." Valjan knüllte das Papier wieder zusammen, er winkte seinen Begleitern und die Drei verschwanden. Sillybos sah ihnen missmutig nach.
"Komische Kerle, die sind doch nie im Leben bei der Wache, was meinst du Clara? Clara?" Sillybos sah die Zombiefrau an. Sie starrte geistesabwesend nach vorne.
"Ich geh jetzt nach hause," sagte sie und setzte sich wieder in Bewegung.
Sillybos sah der Wächterin nach, er blinzelte, irgendetwas stimmte doch nicht mir ihr. Als Clara außer Sichtweite war, sah er zu seinem Sklaven.
"Hegel, ich denke wir sollten mal zurück zur Wache gehen, irgendetwas ist hier faul, wir schreiben eine Nachricht an den Kommandeur der Stadtwache von Quirm, na komm."
"Ja, Herr."

In Gedanken versunken schlurfte Clara die Stufen zu ihrer Dachstube hinauf, als sie ihre Tür erreichte, blieb sie stehen und legte ein Ohr (ohne es vom Kopf zu trennen) an das Holz. Nach einer Weile zog sie es zurück, nickte und öffnete die Tür.
"War ja klar." sagte sie.
"Sie ist ja echt....tot."
Das unbekannte Mädchen saß auf Claras Bett und starrte die Zombiefrau an.
"Ich bevorzuge Untot, wo kommt denn die her?" wandte sich Clara zu der dritten Person im Raum, die verzweifelt grinsend neben dem Bett stand.
"Ja, also...Clari, das ist Ponina Corsette, sie, ähm, kommt aus Quirm, Ponina, das ist meine Tochter Clarinette..."
"Clara." sagte Clara scharf und sah das Mädchen an.
"Wie alt bist du, Ponina?" fragte sie.
"Zwölf."
Clara nickte und sah zu ihrem Vater.
Dies war das erste mal, seit ihrem 11ten Geburtstag, daß sie ihn wieder sah, damals war er auf ihren Wunsch hin gegangen, sein Verschwinden war so zu sagen ihr Geburtstagsgeschenk gewesen, aber sie hasste ihn nicht, gehasst hat sie ihn nie. Sie hasste es allerdings, das er ausgerechnet nach einem schon viel zu weit hinausgezögerten Feierabend unerwartet bei ihr auftauchte und noch dazu ein fremdes Mädchen mitbrachte. Dietrus Krzbanke war einst ein Zauberer, doch er verpatzte es und man warf ihn von der Universität, er wurde Vater, verpatzte auch das und zog schließlich in der Welt umher um überall Dinge verpatzen zu können. Und nun war er wieder in Ankh-Morpork.
"Clari, du musst uns helfen!" sagte er.
Clara seufzte, so etwas hatte sie befürchtet.
"Und wobei, Papa?" fragte sie.
"Es ist so, das da ist Ponina Corsette."
"Das sagtest du bereits." warf Ponina ein.
"Ja, wie auch immer, also, Ponina hier, nun ich hab sie gerettet," erzählte Dietrus.
"Du? Sie gerettet? Du? Du hast sie gerettet?" fragte Clara nach.
"Ja, nun, nicht so was heldenhaftes, aber im Grunde schon."
"Nur damit ich das richtig verstehe, DU hast sie gerettet? Hat er dich gerettet?" Clara wandte sich nun an das Mädchen.
"Traurig aber war," sagte es.
"Darf ich jetzt fort fahren?....Danke. Also, Ponina hier ist die Tochter einer, ähm, wie soll ich’s sagen,...., verruchten Verbrächerin aus Quirm. Ich hab ihr versprochen, ihre Tochter, Ponina in Sicherheit zu bringen," erzählte Dietrus weiter.
"Man will mich versklaven," meinte Ponina beiläufig.
Clara sah Ponina an und dann ihren Vater.
"Verruchte Verbrecherin? Du meinst eine...."Näherin" richtig?" fragte Clara.
"Ähm...genau genommen, also, eigentlich....ähm...ja, genau das." Dietrus nickte.
"Und warum will man Ponina versklaven, wenn ich fragen darf?"
"Ihre Mutter, sie hatte Schulden, die ..ähm... Gläubiger, beschlossen ihr diese Schulden zu erlassen, wollten aber dafür Ponina, damit war ihre Mutter natürlich nicht einverstanden, also fragte sie mich, ob ich ihr helfe," erklärte Krzbanke. Clara nickte.
"Ah, ja, und was wollt ihr dann von mir?"
"Nun, Ponina, sie......sie muß bei dir bleiben."
"WAS? NEIN!!!"
"He, so schlimm bin ich gar nicht." sagte das Mädchen.
Dietrus versuchte seine Tochter zu beruhigen.
"Eigentlich wollte ich sie zu deiner Mutter bringen, aber sie war nicht da und ich habe keine Zeit, du kannst sie ja zu Noralie bringen, wenn sie wieder da ist, das Familientreffen ist doch bald," sagte er schnell. Clara beruhigte sich.
"Okay, in Ordnung, sie kann hier schlafen, aber wenn Mama sie nicht aufnehmen will, schick ich sie wieder zurück nach Quirm, klar? Warum hast du eigentlich keine Zeit Papa?"
"Nun, ich werde auch gesucht, allerdings von der quirmer Stadtwache." sagte er.
"Dann solltest du dich wirklich beeilen, eben liefen mir drei Gestalten über den Weg mit 'nem Fahndungsplakat von dir."
"Oh," sagte Dietrus.

Wir verlassen Claras Dachstube, kehren zurück zum Pseudopolisplatz, gehen rein ins Wachhaus und sehen uns an, was dort passierte:
Sillybos saß am Schreibtisch, seine Füße ruhten darauf, ein Stift bewegte sich in seinem Mundwinkel, während er versuchte einen möglichst geistreichen Brief zu formulieren. Hegelkant wartete geduldig auf einem Stuhl.
"Also, wie machen wir`s? Es sollte kurz sein und präzise , aber auch von einer gewissen, unruhigen Unwissenheit bezüglich der Möglichkeit, das wir angelogen wurden, zeugen," sagte der Philosoph mehr zu sich selbst.
Hegelkant dachte nach. "Wie wäre es mir : An den Kommandeur der Stadtwache Quirms, hast du 3 Männer ahnderkaffer nach Ankh-Morpork geschickt? Mit freundlichen Grüssen ein Organ der Stadtwache Ankh-Morporks ?" Sillybos sah seinen Sklaven an.
"Organ? Na ja, aber ich denke es würde wohl gehen......obwohl mir die Dramatik fehlt," meinte er.
"Ähm, ich weiß nicht Herr, aber ich glaube nicht, das ein Brief unbedingt Dramatik braucht, Herr." Als Hegelkant dem Blick seines Herren begegnete fügte er schnell hinzu: "Aber ich habe ja auch keine Ahnung ,vom Briefe schreiben, Herr."
Sillybos nickte nachsichtig. "Aber das mit dem Organ, ich weiß ja nicht, Hegel."
"Es war nur so ein Gedanke, Herr."
"Ich finde nicht, daß ich wie ein Organ aussehe, sehe ich wie ein Organ aus Hegel? Vielleicht sollte ich mal Pismire oder Clara fragen ob ich Ähnlichkeit mit einem Organ habe."
"Herr, ich meinte eigentlich..."
"Organ? Ist der Magen nicht ein Organ, sollte das etwa auf heute Nachmittag anspielen, Hegel?" Hegelkant wollte gerade verneinen, als die Tür der Wache sich öffnete und ein Fremder herein trat. Sillybos erhob sich.
"Wer bist du?" fragte er den Fremden.

"Mein Name ist Javal, Fährich Jean Javal von der Quirmer Stadtwache."
Langsam krieg ich ’nen Drehwurm, zurück in die Nähe von Claras Dachstube: Die drei Männer standen in der Dunkelheit, inzwischen hatten sie zwei weitere Passanten gefragt, einen Straßenjungen, der irgendetwas von toten Menschen murmelte und einen Mitleideregend fröhlichen Mann, von dem Mariüs sich ein Würstchen im Brötchen andrehen lies, das er nun widerwillig verspeiste.
"Diese Ankh-Morporkianer, helfen einem kein Stück weiter," schimpfte Valjan.
Grucho hob und senkte die Schultern, dann erfaste etwas seine Aufmerksamkeit. "Hey, in das Haus da ist doch die Zombiefrau gegangen, oder?" fragte er seine Kollegen.
"Ja, wieso?" murmelte Mariüs und kämpfte mit einem Knorpel.
"Dieser Krzbanke ist gerade da raus gekommen, er hat das Mädchen nicht dabei."
"Was wo ist er? Schnappt euch den Kerl," rief Valjan und die Drei stürzten auf Dietrus zu. Dieser sah und hörte sie kommen und hechtete davon.
"Ich kann ihn nicht mehr sehen, es hat keinen Zweck," sagte Valjan schließlich.
"Nun, vielleicht sollten wir mal in dem Haus da nachsehen, möglicherweise, ist die Kleine da drin," schlug Grucho vor.
"Ja, ach, einen Versuch ist es wert," meinte Valjan.
Mariüs kaute zustimmend auf dem Brötchen.

Clara hielt sich auf dem Abort auf um nachzudenken, während Ponina sich um das Kaninchen kümmerte, als die Tür aufflog. Die drei Männer stürmten rein, Ponina schrie und tobte und Clara hechtete in den Raum. "HEY!" rief sie.

Die drei Fremden sahen sie an, eine halb gegessene Wurst landete in Claras Auge. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie außer Gefecht, er reichte den Verbrechern, um Ponina einen Sack überzustülpen und sich aus der Dachstube zu bringen. Clara lief, schnappte sich den erstbesten schweren Gegenstand, sie knallte die Tür hastig zu und ein verwirrtes Kaninchen rannte dagegen.
"Kommt die denn nie aus der Puste?" keuchte Grucho nach einer Weile Verfolgungsjagt.
"Sie ist tot, wenn du mich fragst, hat sie schon seit einigen Jahren keine Puste mehr," schnaufte Valjan.
"Wir müssen sie irgendwie ausschalten," brachte Mariüs hervor.
"Aber wie?"
"Das mit der Wurst im Auge hat sie gestört," bemerkte Grucho.

Die Wache (schon wieder):
"Also, diese drei sind nicht von der Wache?" fragte Sillybos.
"Nein, das habe ich doch schon gesagt, ich bin der einzige quirmer Wächter hier," erklärte Javal.
"Also dieser, Krzbanke ist ausgebrochen und sie vermuten ihn hier, weil ein Familientreffen von seiner Familie stattfindet, hier?"
"Ja, genau." Javal nickte.
"Scheint wohl ein guter Monat für Familientreffen zu sein, eine meiner Kolleginnen hat auch -" Sillybos stockte, er dachte nach. "Sag mal, dieser Krzbanke, hatte der so eine hässliche Puppe?" fragte er schließlich.
"Ach, das war ein Puppe?" Javal hob die Brauen.
Sillybos nickte.
"Ich glaube ich kann dir wirklich helfen, komm mit, Hegelkant, du auch, wir besuchen eine Kollegin." Damit gingen die drei hinaus.

Während dessen in einem alten Lagerhaus in Ankh-Morpork:
Clara versuchte sich zu bewegen, man hatte sie gefesselt, eigentlich kaum ein Problem, für einen Zombie, aber einer der Männer hatte sich ihr Auge geschnappt und hielt es in der Hand und eine Nadel unmittelbar davor. Ponina saß, ebenfalls gefesselt, an einem Pfeiler neben Clara, sie sah sauer aus.
"Mal sehen, was haben wir denn hier?" Grucho saß vor einem Beutel, es war Claras, sie hatte sich den Beutel mit den Bücher drin geschnappt als sie losrannte. "Oh, das sind Bücher." sagte er verächtlicht.
"Über Tote, na ja, was soll man anderes erwarten, von einem Zombie."
Clara knurrte leise.
"Oh, aber was ist das, ein Schachtel, mal sehen was.......Hey Valjan, sieh mal, Kekse!" Grucho hielt seinem Boss die offene Schachtel hin.
"Mmh, die riechen gut und sehen auch gut aus, ich nehme an, es stört dich nicht wenn wir uns bedienen oder?" Valjan grinste Clara an, die kniff die Augen zusammen.
"Oh, gut," sagte Mariüs. "Ich muß unbedingt den Geschmack dieser Wurst loswerden." Die drei Männer griffen zu.
"Bah, die schmecken ja miserabel!" sagte Mariüs.
"Aber man will mehr davon."
Valjan näherte sich Ponina mit einem Keks.
"Na, Kleine, gar keinen Hunger ,hier, nimm einen Bissen," sagte er.
Ponina biss ab, kaute und dann spuckte sie Valjan genau ins Auge, obwohl er bereits wieder einige Meter weiter weg war. Er schimpfte.
Ziemlich zielsicher, dachte Clara, ziemlich zielsicher.

Claras Dachstube: "Es ist keiner hier." stellte Javal fest.
"Sieh dir das Durcheinander an, irgendetwas ist hier passiert und das Kaninchen ist auch noch da, sie läst es sonst nie hier." Sillybos schüttelte den Kopf. "Wir müssen sie finden. Ich weiß auch wie."
Er nahm Muckel und ging mit den anderen nach draußen.
"Er wird sein Frauchen schon finden."
Sillybos setzte das Kaninchen ab, es duckte sich, lockerte sich dann, begann zu schnüffeln und hoppelte schließlich los. Die drei Männer liefen hinterher.
"Ist das so'ne Art Spürkaninchen?" rief Javal.
"Ich hoffe es," antwortete Sillybos.

Lagerhaus:

Clara und Ponina sahen sich verwirrt an, seit einer Weile benahmen sich die drei Entführer eigenartig, sie tanzten herum, erzählten sich Witze die eigentlich nicht witzig waren und sie waren gierig nach den Keksen. Das war ja nicht besonders besorgniserregend gewesen, aber nun begannen sie alle sich herumzuwälzen und hielten sich den Bauch.
"Ich kann nicht mehr, ich halt das nicht mehr aus, ich brauch einen Abort, jetzt gleich," klagte Grucho.
"Ich auch," wimmerte Mariüs.
"Na gut, aber beeilt euch," sagte Valjan und rieb sich den Bauch.
Clara sah Mariüs hinterher, er hatte ihr Auge jetzt, da er ging, lies er es fallen, Valjan griff nach einem Keks und Clara zerriss ihre Fesseln. Sie sprang auf den Mann zu und setzte ihn mit einem Schlag k.o. , dann befreite sie Ponina und benutzte die Seile um Valjan zu fesseln. Ponina nahm sich ein kleines, dickes Buch und warf es mit gegen Mariüs Kopf, dieser fiel bewusstlos hin. Grucho hatte keine Chance.
Die Clara und Ponina fesselten alle drei zusammen.
"Was sind denn das für Kekse?" fragte das Mädchen.
"Ich hab sie heute erst geschenkt bekommen, ich weiß auch nicht."
Ponina sah auf die Bücher.
"Bist du Ärztin?"
"Ich arbeite in der Gerichtsmedizin," sagte Clara und zog einen Knoten fester.
"Oh, ähm, waren heute irgendwelche Toten?" das Mädchen sah Clara schuldig an.
"Wieso?"
"Ach, ähm, es ist so, wir, also dein Vater und ich, wurden heute angegriffen, wir haben uns verteidigt und da gaben einen kleinen Unfall," erzählte Ponina.
"Einen Unfall?"
"Ja, nun, der Angreifer verlor unglücklicher Weise sein Leben," sagte das Mädchen.
"Ah, und wie?"
"Ähm, ein Dolch wurde auf ich geworfen und traf." Ponina wurde immer nervöser.
"Ich nehme an, mein Vater an den Dolch geworfen nicht wahr?"
Clara sah dem Mädchen direkt in die Augen, es schaute weg. "Ja, genau, so war es."
Clara nickte.
Ponina sah nach unten und zwei ängstliche, braune Augen starrten ihr entgegen. "Hey Clara, dein Kaninchen ist hier."
"Was? Oh."
Ein paar Sekunden später kamen Sillybos, Hegelkant und Jean Javal durch die Tür. "Was ist denn hier passiert, wer sind die?" fragte Sillybos.
"Verbrecher aus Quirm, wollten Ponina entführen.."
"Ponina?"
"Das bin ich."
"Ja, das ist sie, Ponina, meine.....Cousine...., wer ist das?"
"Javal, Fährich Jean Javal aus Quirm, ich suche Dietrus Krzbanke."
"Oh, der ist schon wieder weg, hast ihn knapp verpasst, Silly sag mal, was war denn bloß in den Keksen drin?"
"Wieso? Hast du sie gegessen?" Sillybos sah Clara unschuldig an.
"Nein, aber die drei hier und dann waren sie wie besoffen und dann rannten sie auf den Abort." Clara hob Valjan hoch und warf ihn sich über die Schulter, Mariüs klemmte sie unter den Arm.
"Nun, es ist so, Hegelkant und ich, wir wollten die Kekse etwas "anregend" machen, wenn du verstehst und damit man etwas mehr von ihnen essen kann, haben wir ein kleines verdauungsförderndes Mittelchen dazugeschmissen...." erklärte Sillybos und packte Grucho um ihn Hegelkant zu übergeben. Clara nickte.
"Nun, ich werde diese Kekse zwar nicht mehr essen, aber trotzdem, sie waren nützlich. Haben uns die Befreiung ermöglicht. Also dann auf zur Wache, diese Leute einsperren und dann hab ich endlich Feierabend," sagte sie.
"Und Morgen kannst du dich dann um den Toten mit dem Dolch kümmern," meinte Sillybos.
"Der Fall ist schon geklärt, außerdem ist Morgen das Familientreffen."
"Ah, deswegen ist deine Cousine hier?"
"Ähm, ja, ja, genau."
Ihre Cousine. Sie kam ihr eigenartig vor, die ganze Zeit hatte Clara das Gefühl, als hätte ihr Vater nicht die ganze Wahrheit gesagt und dann die Sache mit dem Dolch. Ich Vater war nicht so gut im werfen oder zielen, er war so ziemlich in allem schlecht, nur im Schlechtsein, da war er gut, aber mit all diesen Dingen würde sie sich später befassen, jetzt hatte sie erstmal ein anderes Problem. Das Familientreffen.

Ein neuer Tag brach an in Quirm und der Kommandeur saß an seinem Schreibtisch über einem Haufen Papiere, als es an der Tür klopfte. "Ja, bitte!"
Er sah nicht auf. "Herr Kommandeur, ich suche Fähnrich Javal."
Er sah immer noch nicht auf.
"Er ist nicht da, ist in Ankh-Morpork," sagte der Kommandeur.
"Ah, nun, ich wollte nur sagen, daß ich wieder da bin."
JETZT sah der Kommandeur auf.
"Du bist Dietrus Krzbanke, nicht?"
"Ja, Herr Kommandeur."

Das Schauspiel beginnt: "Ah, Schätzchen, da bist du ja und die Kleine, wer ist das?"
"Ponina, Mama."
"Ah, Ponina, willkommen, setzt euch, setzt euch."
Sie setzten sich.
"Was ist denn das Clari, was hast du da schönes?"
Clara grinste.
" Oh, das sind Kekse Mama, falls jemand Lust auf Kekse hat dachte ich."
Es war das beste Familientreffen seid langem, nun jedenfalls für Clara.

Und so endet unsere Geschichte, wir verlassen sie nun wieder, die schöne Scheibenwelt. Doch kehren wir sicher gerne zurück um andere Geschichten zu hören, zum Beispiel die, von Jean Javal, der auf seiner Suche nach einem flüchtigen Verbrecher die wahnwitzigsten Abenteuer erlebte...
[1] es lief etwa so: "Ugh." "Was?" "Ugh?" "Also, ähm wie jetzt?" "Ugh, ugh?" "Willst du mich verarschen?" "Ugh?!" "Verdammt kannst du nicht normal reden?" "UGH!" "Bitte? BITTE?" "ugh ugh Iek!" …und so weiter




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