Ein Postbote auf Abwegen

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von Feldwebel Irina Lanfear (RUM)
Online seit 08. 01. 2002
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Das Fest des Schneevaters rückt immer näher und Rina ist, wie alle Jahre, leicht gestresst. Ein Fall von gestohlener Zwergenpost treibt sie fast an den Rand des Nervenzusammenbruchs, während mysteriöse Bettler und sich beschwerende Mütter ihr übriges zu dem Chaos beitragen..

Dafür vergebene Note: 13

Es war Winter in Ankh Morpork. Eisige Böen streiften durch die Stadt und spielten mit jenen, die es nicht geschafft hatten, einen warmen Platz zu finden, an dem sie bleiben konnten. Ein paar besonders boshafte Fallwinde wehten um das Wachhaus am Pseudopolisplatz und suchten nach Ritzen, durch die sie ins Innere kommen konnten. Schließlich waren dort drinnen Leute, die man ärgern konnte....

"Verdammt!" Ein lauter Schrei hallte durch die Wache. Feldwebel Tricia McMillan fuhr erschreckt zusammen, lauschte kurz und vertiefte sich dann wieder kopfschüttelnd in die Korrektur einiger Berichte. Sie kannte die Stimme, die sie eben gehört hatte, inzwischen sehr gut und wusste, dass wohl keine fünf Minuten vergehen würden, bevor eine gewisse Frau Feldwebel in ihrem Büro stand und sich wieder einmal über die ungerechte Einteilung der Dienstpläne beschwerte. Die Wächterin seufzte lautlos und begann zum zweiten Mal mit dem Lesen des Berichtes von Wächter Larius de Garde, der den Titel trug: "Wie ich die Welt rettete und dabei ein paar Türen demolierte"
Wie jemandem ein so ... ein... nun ja... kreativer Titel einfallen konnte, verstand Tricia noch immer nicht ganz. Genauso wenig konnte sie sich vorstellen, wie man so viele Fehler in so wenigen Sätzen machen konnte. Der Wächter de Garde hatte scheinbar noch nie etwas von dem sogenannten Phänomen der Rächtschraibunk gehört und schrieb die Wörter so, wie sie ihm gerade in den Sinn kamen.

Während Tricia grübelnd über dem Bericht saß und bei einigen besonders entstellten Wörtern ihr Rateglück versuchte, riss jemand mit sehr viel Schwung ihre Bürotür auf. Rina Lanfear stürmte wutschnaubend herein und schrie mit hochrotem Kopf: "Tricia, das geht so nicht weiter! Ich habe viel zu viele Akten auf meinem Schreibtisch liegen und anstatt dass du mir einen Ermittler zur Unterstützung gibst, bekomme ich eine EXTRA- SCHICHT! Das kann und darf nicht wahr sein! Ich brauche jetzt schon Monate, um das Chaos auf meinem Schreibtisch zu beseitigen und habe ein paar Aktenberge herumliegen, die den Stempel WICHTIG! SOFORT ERMITTELN! tragen! Wie soll ich denn mit der vielen Arbeit alleine fertig werden?"
Tricia seufzte und erklärte, während sie auf ihren Schreibtisch deutete, der sich unter der unerwarteten Last von zu vielen Akten bog: "Tut mir leid Rina, aber so lange Lewton nicht da ist und Myra, Gash und Larius sich nicht vernünftig eingearbeitet haben, kann ich weder deine Schicht kürzen noch einen Urlaub genehmigen. Wem soll ich deine Fälle denn übergeben? Beide neuen Ermittler haben noch zu wenig Erfahrung, Panther und Charlie sind mit einem wichtigen Fall betraut, Pigeon hat zu D.O.G gewechselt, Angie ist Agentin und Tunnelblick kümmert sich mit Lavaelous zusammen gerade um Schnapper und seine Depressionen... dass Schnapper derzeit an Depressionen leidet, hast du eh mitbekommen, oder?"
"Er leidet an WAS??????"
"Ja, er verkauft fast nichts, sondern sitzt nur herum und jammert, dass er gar niemanden hat, mit dem er das Tag des Schneevaters feiern könnte. Tunnelblick hat sich bereiterklärt, den Fall zu übernehmen. Mit seinen verschiedenen Persönlichkeiten ist er eigentlich nie alleine und deshalb der ideale Kandidat, um Schnapper zu helfen. Lavaeolus hab ich mitgeschickt, um ihm einen ersten Einblick in seine neue Arbeit zu verschaffen. Außerdem soll er auf Tunnelblick aufpassen."
Rina lachte auf und erwiderte: "Das scheint ja sehr schlimm zu sein, wenn du Tunnel losschickst.. Aber um einmal auf das Thema zurückzukommen: Du hast Larius noch nicht erwähnt. Könnte der nicht vielleicht...."
Tricia warf einen kurzen Blick auf den vor ihr liegenden Bericht und fragte dann: "Larius? Willst du wirklich, dass unser neuer Verbindungswächter einen Teil deiner Fälle übernimmt? In Ordnung, aber nur, wenn du jede Türe zahlst, die er bei seinen Ermittlungen zerstört!"
Rina sah ihre Vorgesetzte einen Moment lang fassungslos an und rief dann panisch: "Schon gut! Schon gut! Vergiss den Vorschlag am besten gleich wieder! Ich werde an die Arbeit gehen und versuchen, zumindest ein wenig wegzuarbeiten..."
"Rina?" Tricia saß nachdenklich in ihrem Sessel und griff nach einer Akte, die sie gesondert auf ihrem Schreibtisch liegen hatte. Rinas Nackenhaare stellten sich auf. Die Wächterin sah gerade eine Menge Arbeit auf sich zukommen und sie hatte das dumme Gefühl, dass es sich hier um äußerst unangenehme Arbeit handelte.
"Du hast doch gerade gesagt, dass du etwas Erholung brauchst..."
"Äh..Tricia...ich hab da noch so viele Akten, die ich aufarbeiten sollte. Ich denke nicht..."
"Papperlapapp. Die Akten können warten. Ich habe da gerade einen Fall hereinbekommen, der dringendst einer Aufklärung bedarf. Die Ermittlungen sind mit viel frischer Luft verbunden. Das würde dir sicherlich gut tun."
"Tricia, bitte nicht. Du weißt doch, wie kalt es gerade jetzt dort draußen ist. Schick doch einen S.E.A.L, die freuen sich sicher über ein wenig Arbeit. Ich verspreche dir dafür, dass ich deine Akten auch noch übernehme."
"Nichts da. Du wolltest doch ein wenig mehr Abwechslung und dieser Fall ist geradezu prädi... prede... prädes... ach.. geeignet dafür. Was weißt du über Zwerge?"
"Dass wir ein paar in der Wache haben?"
"Gut. Das ist doch schon mal etwas. Was weißt du sonst noch?"
"Äh.. dass wir welche in der Wache haben, dass sie ihre Axt schwingen und wenn sie wütend sind, geht jeder vernünftige Mensch in Deckung. Das ist, glaub ich, das wichtigste über Zwerge. Ach ja, sie haben Probleme mit Trollen und trinken ganz gerne etwas. Aber mehr weiß ich wirklich nicht, Tricia."
"Kein Problem, den Rest lernst du noch beizeiten. Ich hab hier einen Fall von höchster Priorität hereinbekommen, der sofortiger Aufklärung bedarf. Der Patrizier drückte sich hier nur allzu deutlich aus und Rince hatte die Güte, seine Worte direkt an mich weiterzuleiten." Die Stellvertretende Abteilungsleiterin verzog beim Gedanken an das laute Gebrüll kurz schmerzlich das Gesicht und reichte die Akte an ihre Kollegin weiter.

Rina seufzte, nahm den Ordner in die Hand und warf einen kurzen Blick auf die Anmerkung, die in großen Buchstaben quer über den Deckel geschrieben worden war: Dringendst zu erledigen. Bei Nichtbearbeitung drohen ernste Konsäquenzen! . Die Wächterin seufzte und schlug die erste Seite auf, während Tricia sich in ihrem Sessel zurücklehnte, ein unergründliches Lächeln aufsetzte und wartete. Sie wusste schließlich schon, um was es bei diesem Fall ging und war froh, ihn so kostengünstig losgeworden zu sein. Sollte sich doch wer anderer die Finger verbrennen, sie hatte genug zu tun. Einmal war dieser Posten des stellvertretenden Abteilungsleiters doch noch zu etwas nütze!

"....Zwerge...Post...gestohlen....Aufklärung.." Rina las die ersten paar Worte und stöhnte. "Nein, Tricia, das kannst du doch nicht machen!"
"Nun, ich habe gerade unsere beste Ermittlerin auf den Fall angesetzt. Nimms so, Rina. Wenn du es schaffst, den Fall aufzuklären, winken dir sicherlich ein paar lobende Worte."
Rina knirschte mit den Zähnen und erwiderte: "Und wenn ich den Fall nicht aufkläre, dann winken mir, vorausgesetzt ich habe sehr viel Glück, ein paar zertrümmerte Kniescheiben!"
"Ach genau, das wollte ich dir noch empfehlen. Pass bei den Ermittlungen am besten auf deine Knie auf... aber wenn du das eh schon weißt..."
"Sehr witzig, Tricia. Bekomme ich zumindest etwas Unterstützung?"
"Wir können leider derzeit niemanden entbehren, Rina. Du weißt schon, jetzt ist die Hochsaison für Taschendiebe und wir haben die meisten Rekruten auf den Strassen, um unlizenzierte Diebe einzufangen."
Rina sah ihre Vorgesetzte hoffnungsvoll an und erklärte: "Aber ich brauch doch einen Vorgesetzten, der das ganze schön offiziell macht...."
Tricia setzte ihren strengsten Blick[1] auf und erklärte: "Feldwebel Lanfear, sie werden jetzt mit den Ermittlungen in diesem Fall beginnen. Unverzüglich. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"
Rina salutierte zackig und erklärte mit schwacher Stimme: "Ja, Mäm!"
"Gut, dann verlassen sie jetzt mein Büro!"
Rina schloss leise die Bürotüre und murmelte dabei in ihren nichtexistenten Bart: "Jetzt darf ich auch noch in die Kälte gehen. Das ist heute absolut nicht mein Tag. Ich brauche Urlaub. Viel Urlaub. Am besten sofort. Aber nein, statt dass ich Urlaub bekomme, darf ich jetzt zu den Zwergen gehen und ermitteln. Ein echt toller Tag..."
Wütend stapfte die Wächterin zurück in ihr Büro und suchte ihren langen Wintermantel, der unter einigen Akten begraben worden war.

Durch die Fenster des Aufenthaltsraumes fielen schmale Lichtstreifen, die den Raum nur bedingt erhellten. Ein paar Wächter saßen fröstelnd vor ihrem warmen Kaffe und überlegten, ob es möglich wäre, sich bei Rince über die defekten Heizungsrohre im Aufenthaltsraum zu beschweren, Das einzige, was sie noch davon abhielt, war die Tatsache, dass der Chef zu I.A gewechselt hatte und niemand mehr als unbedingt nötig auffallen wollte. Atera, die als einzige dieses kleinen Grüppchens noch keine blauangelaufenen Fingerspitzen hatte, sah betrübt in ihren leeren Becher und fragte in die Runde: "Von euch hat nicht zufällig jemand Lust, mir einen neuen Kaffee zu holen?"
D-N-T Vinni, der es scheinbar geschafft hatte, vor seinem Kaffe einzudösen, fuhr erschreckt auf und stammelte: "Nein, Mäm. Ich habe ihre Katze nicht gesehen." Als er jedoch bemerkte, dass keine wütende Frau vor ihm stand, seufzte er zufrieden auf und schloss seine Augen erneut.
Valeriaa sah ihren Kollegen mitleidig an und erklärte den anderen: "Irgendwie hat ihm der Stress in der letzten Zeit nicht so gut getan."
Ecatherina, die etwas abseits saß und in ihren kalten Fingern einen dampfenden Becher hielt, nickte und meinte: "Das kann ich gut verstehen. Es geht nicht nur ihm so. Fast alle...."
Weiter kam die Wächterin nicht, denn irgendetwas polterte lautstark die Treppen hinunter.

D-N-T Vinni hastete durch Ankh Morpork und versuchte, nicht über sein langes, rosafarbenes, mit gelben Blüten bedrucktes Kleid zu stolpern. Sein weißer Strohhut, den er mit einer losen Schleife unter dem Kinn befestigt hatte, lag jetzt irgendwo in einer dieser dreckigen Pfützen der Stadt und vermoderte langsam. Dabei war er doch so schön gewesen.... Vinni schreckte aus seinen Überlegungen auf und konzentrierte sich wieder aufs Laufen. Irgendetwas war ihm auf den Fersen und jagte ihn. Er hatte vorher nur einen kurzen Blick auf das Monster werfen können, doch dieser hatte ausgereicht, um ihn nochmals kräftigst anzuspornen. Das Fell des Untieres war dunkelgrau gewesen und dort, wo sich normalerweise der Kopf hätte befinden sollen, sah man nur zottelige Haare. Vinni rannte um sein Leben, doch das Tier wurde immer schneller. Der Hauptgefreite versuchte zwar, alle ihm bekannten Abkürzungen zu benutzen, doch der Verfolger holte unerbittlich auf. Er spürte bereits den heißen Atem des Tieres im Gesicht...... RUMS!
Vinni riss den Kopf hoch, verschüttete den Inhalt seiner Tasse und starrte mit angstgeweiteten Augen zu der Treppe hinüber, von wo das Geräusch zu kommen schien. Der heiße Kaffe floss über den Tisch auf Atera zu, die mit einem Schrei zurücksprang und fluchte: "Vinni, ich wollte zwar noch einen Kaffee, aber einen IN der Tasse."
Der Wächter nahm jedoch keine Notiz von ihrem Geschrei, sondern starrte weiterhin zur Treppe hinüber. Das Geschöpf, dass er gerade eben noch in seinen Albträumen gesehen hatte, schien den Sprung in die Realität geschafft zu haben. Vinni kniff die Augen zusammen und öffnete sie anschließend langsam nochmals. Doch an dem Bild, dass er sah, änderte sich nicht viel. Ein Wesen mit einem langen Pelz, dessen Gesicht von dunklen Zotteln verdeckt war, stampfte lautstark die Treppen hinunter. Vinni überlegte nicht lange, sondern handelte rein instinktiv. Er zog sein Schwert, schrie "Attacke!" und stürzte auf dieses Albtraumgeschöpf zu, um es ein für alle mal zu vernichten. Schließlich musste er seine weiblichen Wächterkolleginnen vor dem Untier beschützen!
Rina staunte nicht schlecht, als ein schwertschwingender Wächter auf sie zustürmte und laut "Stirb du Monster" brüllte. Glücklicherweise erholte sie sich ziemlich schnell von dem Schock und wich dem Angriff behend aus. Atera, Valeriaa und Ecatherina sahen fassungslos mit an, wie ihr ansonsten eigentlich als völlig normal geltender Wächterkollege eine dick vermummte Rina Lanfear (eine andere Wächterin würde wohl kaum genug Geld haben, um sich einen Pelzmantel zu leisten) angriff und dabei unzusammenhängende Wörter vor sich hinbrüllte. Unterdessen tropfte leise der Kaffe vom Tisch hinunter und bildete am Boden, bei Ateras Füssen, eine dunkelbraune Lacke. Doch dies bemerkte zu dem Zeitpunkt keiner der versammelten Wächter. Alle starrten wie gebannt auf den ungleichen Kampf zwischen den zwei Kollegen. Vinni hatte es inzwischen geschafft, einen kleinen Teil des Fells des Monsters abzuhacken, was einen Wutausbruch des "Ungeheuers" zur Folge hatte: "Vinni, hast du denn komplett den Verstand verloren? Hast du eine ungefähre Ahnung davon, was mich dieser Mantel gekostet hat? Nein? Na, du wirst es sicherlich bald erfahren, denn du wirst diesen Schaden ersetzten!"
Der Wächter hielt mit hoch erhobenem Schwert inne und überlegte kurz. Irgendwie war es nicht sehr logisch, dass ein Monster über Geld redete. Auch kam ihm diese Stimme ungemein bekannt vor. Vinni schluckte schwer. Nein, das durfte nicht wahr sein, dachte er bei sich.

Rina hatte die kurze Angriffspause dazu genutzt, den dicken Winterschal von ihrem Gesicht zu ziehen, strich ein paar widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht und funkelte Vinni nun böse an.
"Äh...Rina...äh...du bist das. Ich dachte..."
"Also, ich bezweifle stark, dass du gedacht hast."
"Ähhhh..."
Valeriaa, die sich bis jetzt dezent im Hintergrund gehalten hatte, sprang nun ihrem DOG-Kollegen bei, um ihn zu verteidigen: "Rina, er konnte nichts dafür. In dieser Verkleidung hätte sogar ich dich für ein Monster gehalten, wenn ich dein leises Gefluche nicht gehört hätte."
Rinas Gesicht lief dunkelrot an. "Also das ist ja wohl die Höhe. Dieser Mantel ist ein Einzelstück und ich habe mich deswegen so warm eingewickelt, weil ich hinaus in diese Eiseskälte muss. Ihr habt leicht reden. Ihr dürft hier herinnen im Warmen sitzen und euren Kaffee schlürfen, während ich draußen arbeite. Pah." Wütend rauschte der Feldwebel zur Tür hinaus. Ecatherina sah ihr nach, schüttelte unmerklich den Kopf und murmelte: "Was sie wohl jetzt schon wieder hat?"

Lupos Drachenflug, der zum Tresendienst eingeteilt war, blickte erstaunt auf, als ein definitiv wütendes Etwas an ihm vorbeirauschte. Genauer konnte er dieses Ding beim besten Willen nicht identifizieren. Der Gefreite wandte sich seufzend wieder seiner Lektüre zu und ignorierte die Gestalt, die zum Eingang der Wache stapfte und die Türe schwungvoll aufriss. Eisige Böen, die nur auf ihre Chance gewartet hatten, fuhren pfeifend in den Raum und wehten Gryphon, den kleinen Schutzdämonen des Wächters, vom Tresen, bevor sie weiter ins Innere der Wache vordrangen. Gryphon fluchte vor sich hin und kletterte langsam wieder auf den Tresen zurück. Kurz bevor er jedoch oben angekommen war, gab es eine kleine Erschütterung, als irgendjemand mit sehr viel Zorn die Eingangstüre der Wache wieder ins Schloss warf. Gryphon konnte sich nicht mehr halten und stürzte ein zweites Mal vom Tresen. Lupos hörte ein wütendes Geknurre und sah über den Rand seiner Lektüre. Der Wächter musste sich ein amüsiertes Grinsen verkneifen, als er sah, wie sein "Beschützer" mit gesträubtem Nackenfell zurück auf den Tresen kletterte und fauchte: "Sag jetzt ja nichts!"
"Ich werde mich hüten, Gryphon."
"Gut, sonst lass ich meinen göttlichen Zorn an dir aus."
"Welchen göttlichen Zorn? Du bist doch ein Dämon."
"Na dann halt meinen dämonischen Zorn."
"Ja, Gryphon..." Lupos vertiefte sich wieder in sein Magazin. Nur ab und zu war ein leises, glucksendes Lachen zu hören, dass sich der Werwolf doch nicht ganz verkneifen konnte.

Rina war diese zweifellos sehr amüsante Episode leider völlig entgangen. Die Wächterin hatte schon genug damit zu tun, sich gegen den scharfen kalten Wind zu stemmen und den richtigen Weg zur Zwergenkneipe "Goldrausch" zu finden. Dabei murmelte sie noch immer unverständliches vor sich hin und verfluchte den ganzen heutigen Tag. Sie war so in Rage, dass sie fast einen Bettler über den Haufen rannte, der sich in der Kälte eng zusammengekauert hatte und wurde erst aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine tiefe Stimme hörte, die fragte: "Junge Frau, eine milde Gabe für einen armen alten Mann?"
Rina seufzte, während ihr Zorn im kalten Winterwetter verrauchte. Bei diesen Temperaturen konnte sie es verstehen, wenn jemand dringend Geld brauchte, um sich irgendwo in einer Kneipe ein paar warme Stunden zu erkaufen. Es ging schließlich nicht jedem finanziell so gut wie ihr. Kurzerhand zog die Wächterin ihre Handschuhe aus, kramte in ihren Taschen und warf dem Bettler ein paar Münzen in seinen fast leeren Hut.
"Danke junge Frau, möge es euch gut vergolten werden."
"Glaub ich kaum." Mit diesem Worten zog Rina wieder ihre Handschuh an und wandte sich von der traurigen Gestalt ab. Sie hatte noch einen langen Weg bis zum "Goldrausch" und es wurde nicht wirklich wärmer, während sie hier heraußen herumstand. Gedankenversunken ging sie ein paar Schritte weiter, bevor sie noch einmal die Stimme des Bettlers aus ihrer eigenen Gedankenwelt zurückholte.
"Wann werden wir wieder einmal den Schattendieb zu Gesicht bekommen? Ihr wart viel zu lange nicht mehr auf den Dächern dieser Stadt! Manch einer hält euch gar schon für tot!"
Die Wächterin drehte sich blitzartig um, doch die Stelle, an der gerade eben noch der Mann gesessen hatte, war leer und verlassen. Einzig ein alter Hut, der einsam mitten auf dem Weg lag, wies darauf hin, dass hier noch vor kurzem jemand gewesen war. Rina warf einen misstrauischen Blick in alle Richtungen, doch die Straßen waren menschenleer. Dieser seltsame Mann schien sich in Luft aufgelöst zuhaben. Woher hatte er bloß gewusst...? Rina schüttelte kurz den Kopf und ging dann weiter. Sicherlich hatten ihr ihre überreizten Gedanken einen üblen Streich gespielt, als sie ein zweites Mal die Stimme des Bettlers vernommen hatte. So musste es sein! Es wusste schließlich außer Eca, Humph, Panther und Gonzo niemand, dass sie einen zweiten, nicht so wirklich legalen Job hatte und sich bei ihren nächtlichen Streifzügen den Spitznamen Schattendieb eingehandelt hatte. Woher hätte das dieser alte Mann wohl erfahren sollen? Ihre Kollegen waren eigentlich nicht dafür bekannt, zu ausgedehnten Plauderein zu neigen und sie selber würde sich hüten, dieses kleine Geheimnis irgendjemandem anzuvertrauen. Allerdings blieb dann noch die Frage offen, wo der Bettler so rasch hinverschwunden war. Ab und zu bereute es Rina ein klein wenig, dass in Ankh Morpork dieses Jahr noch kein Schnee lag. Anhand der Fußspuren wäre es ihr vielleicht möglich gewesen, genaueres festzustellen, aber so konnte sie sich nur auf ihre Intuition verlassen, die ihr sagte, dass der Mann um einiges schneller gewesen war, als sein Alter vermuten hatte lassen. Die Wächterin seufzte und zog ihren Schal, der etwas verrutscht war, wieder gerade. Dieses Rätsel würde sie wohl noch länger beschäftigen, doch jetzt hatte sie einmal anderes, wichtigeres zu tun. Was würde sie jetzt für einen schönen Urlaub irgendwo im Warmen geben, wo sie kein Mensch störte und herumkommandierte. Stattdessen stapfte sie hier durch eiskalte Strassen auf der Suche nach einem Briefdieb. Wer war schließlich auch so blöd und stahl ausgerechnet den Zwergen ihre Weihnachtspost? Das konnte doch nur irgendein Wahnsinniger sein, dem entweder absolut nichts an seinem Leben lag oder der gar keine Ahnung von Zwergenwut hatte. Ein eiskalter Windstoss holte Rina aus ihren Grübeleien zurück in die kalte und trübselige Wirklichkeit von Ankh Morpork. Die Wächterin seufzte, zum wahrscheinlich hundersten Mal an diesem Tag und eilte weiter durch die kalten Strassen der Stadt.

Im Goldrausch herrschte an diesem Tag eine gähnende Leere. Nur drei düstere, kleine Gestalten hockten vor sich hinbrütend bei ihrem Bier und murmelten ab und zu etwas in ihren langen Bart. Der Barkeeper, ein respektabler Zwerg namens Alfons Geizhals, der ganz gerne Gebrauch von seiner überdimensionierten Streitaxt machte, sah misstrauisch auf, als sich die Türe öffnete und ein Mensch, noch dazu ein eindeutig weiblicher, in sein Lokal spazierte. Er hatte etwas gegen diese Leute, deren Gehirn scheinbar an den höheren Luftlagen litt. Schlimmer waren nur mehr Trolle. Bei diesen hirnlosen Monstern konnte man nie wissen, was sie als nächstes machen würden und wem sie damit zu nahe traten. Der Barkeeper beäugte nochmals skeptisch seinen neuen Gast und griff dann sicherheitshalber einmal zu seiner Axt. Sollte dieses "Weibsstück" nur herkommen und Ärger machen. Er war gerade in der richtigen Stimmung für eine zünftige Rauferei. Die Frau würde noch ihr blaues Wunder erleben....
Rina betrachtete kurz den Schankraum, dann den schwer bewaffneten Wirten und trat betont langsam und vorsichtig näher an die Theke heran. Sie wollte nicht unnötig einen kampfbereiten Zwerg herausfordern, wenn sie es irgendwie vermeiden konnte. Die Wächterin räusperte sich leise und erklärte dann mit einer etwas zittrigen Stimme: "Guten Tag. Mein Name ist Irina Lanfear und ich komme von der Stadtwache Ankh Morpork. Ich suche..." Ein kurzer Blick auf ihren Notizblock verriet ihr den passenden Namen. "....Herrn Vic Felsbeißer. Ist er heute hier?"
"Schau ich wie ne Informationsstelle aus?"
"Äh.. sie sind doch hier der Wirt. Mir wurde gesagt, Vic Felsbeißer hält sich meist hier bei ihnen auf. Ich soll einfach an der Theke nachfragen."
Rina schwitze inzwischen stark. Warum hatte niemand anders diesen dummen Fall übernehmen können? Ausgerechnet sie, die nicht einmal die leiseste Ahnung von Zwergen hatte, wurde zu einem Fall abkommandiert, der sich hauptsächlich um Zwerge drehte.
"Was schert es mich..." Der Wirt war gerade schön in Rage und setzte zu einem wütenden, langen Monolog an, als eine leise Stimme ertönte: "Ich bin Vic Felsbeißer. Was wollen sie von mir?"
Rina drehte sich dankbar um und musterte den Zwerg, der gesprochen hatte. Gedanklich notierte sie: klein, langer Bart, dichte Augenbrauen, Helm am Kopf, Kettenhemd und darunter einige Schichten Kleider, eine Axt, Größe ... hm...zwischen groß und sehr groß, funkelnde Augen, misstrauischer Gesichtsausdruck (soweit man es auf den ersten Blick sah). Also alles in allem eine Erscheinung, die sie garantiert nicht wiedererkennen würde, wenn sie ihm noch einmal auf den Straßen der Stadt begegnete. Die Wächterin seufzte und leierte ihren inzwischen zur reinen Gewohnheit gewordenen Einleitungstext hinunter: "Guten Tag, mein Name ist Irina Lanfear, von der Stadtwache Ankh Morpork. Ich wurde mit ihrem Fall betraut. Wie kann ich ihnen helfen? Ich habe etwas von gestohlenen Briefen im Bericht gelesen.....".
Ein lauter Wutschrei hallte durch das kleine Lokal und unterbrach den kleinen Vortrag. Rina sprang in Deckung., während neben ihr eine für ihren Geschmack viel zu große Axt auf einen winzigen Holztisch sauste und ihn in mehrere Tausend Holzsplitter zerlegte.
"Jo Trinkfest, diesen Tisch wirst du mir ersetzen. Auf der Stelle!" Das Gesicht des Wirten war unter seinem weissen Bart gefährlich rot angelaufen und er hielt seine Streitaxt kampfbereit in den Händen.
"Nur keine Aufregung, Alfons. Du kennst Jo doch. Er würde keinen Tisch zerschlagen, der nicht binnen 24 Stunden sowieso in sich zusammenfallen würde." Der dritte Zwerg hatte sich in das Gespräch eingeschalten und blinzelte dem Wirten verschmitzt zu, der seinerseits nun ein lautes: "WASSS???" von sich gab. Rina lag noch immer mit verschränkten Armen unter einem ihrer Meinung nach winzigen Tisch und überlegte, ob in den nächsten Sekunden wohl ein weiteres Inferno zu erwarten wäre. Sie sah erst wieder auf, als jemand an ihrem Ärmel zupfte und leise flüsterte: "Sie sollten schleunigst von hier verschwinden, bevor sich Alfons noch mehr aufregt und es hier rundgeht."
Die Wächterin nickte verschreckt, sprang auf und stürzte mit einem Höllentempo und eingezogenem Kopf aus der Kneipe. Das Gefluche des Wirten verfolgte sie bis auf die Strasse hinaus.

Erst als Rina ein paar Meter vor dem "Goldrausch" zu stehen gekommen war, atmetet sie tief durch und überlegte kurz. Sie musste dort hinein und den Zwergen ein paar Fragen zu dem Diebstahl stellen, wollte allerdings ihr Leben dabei nicht unnötig gefährden. Die Wächterin tat das für sie naheliegenste: Sie schlich um das Gebäude herum, suchte nach einem offenen Fenster und lauschte kurz, ob die Gefahr schon vorbei war.
"Der haben wir aber ganz schön Beine gemacht..."
"Ja, ich wusste gar nicht, dass Menschen so schnell laufen können.."
"Habt ihr ihr Gesicht gesehen? "
"Ja, das war aber auch zu komisch.."
"Was hat sie gesagt? Stadtwache?"
"Möglich, ich hab da nicht so genau aufgepasst. Ich war viel mehr davon fasziniert, wie so ein großer Mensch so klein werden kann...."
"Auch egal. Den Spaß war es ein für allemal wert. Hoffentlich schicken die von der Wache das nächste mal jemanden, der genauso unterhaltsam ist."
"Den Tisch zahlst du mir übrigens.."
"Ach.. der war doch schon am zusammenbrechen.."
"Das glaubst aber auch nur du..."

Wutschnaubend und mit tiefrotem Gesicht wich Rina langsam vom Fenster zurück. Wie konnten es diese...diese...ZWERGE .... nur wagen, sie, Irina Lanfear, derart hereinzulegen. Sie hatte schließlich nicht um diesen Fall gebeten. Ganz im Gegenteil, sie wollte doch nur bequem im Warmen sitzen und am Abend todmüde ins Bett fallen. Zornig stapfte die Wächterin zurück zur Vorderfront des Hauses, stieß die Lokaltür auf und stürmte in den Schankraum. Vier erstaunte Zwerge sahen zu ihr auf, doch das interessierte Rina derzeit ganz und gar nicht. Mit voller Lautstärke und funkelnden Augen begann sie ihre Ansprache erneut:
"Mein Name ist Irina Lanfear von der Stadtwache Ankh Morpork. Ich bin wegen der gestohlenen Briefe hier. Was wissen sie darüber?"
"Sie sind von der Stadtwache?" Vic Felsbeißer hatte sich von dem Schock, den eine hereinstürmende Menschenfrau erzeugte, erfangen und war, seinem Tonfall nach zu urteilen, von dieser Entwicklung der Dinge ganz und gar nicht erfreut.
"Ja, was wissen sie über die Briefe?" Rina war mit den Nerven am Ende.
"Es gibt doch auch Zwerge bei der Stadtwache. Kann nicht einer ihrer Kollegen den Fall übernehmen?"
Rina verdrehte die Augen und erklärte fest: "Die Kollegen sind leider beschäftigt. Sie müssen mit mir Vorlieb nehmen."
"Wir wollen einen Zwerg als ermittelnden Wächter. Vorher sagen wir nichts!" Jo Trinkfest setzte sich auf einen Stuhl und verschränkte die Arme vor dem Körper. Rina riss der letzte Geduldsfaden. Das war heute eindeutig nicht ihr Tag. Zuerst diese Sache mit Vinni, dann der Bettler und jetzt diese Zwerge, das war mehr als genug, um Rina zum explodieren zu bringen.
Wütend schrie die Wächterin: "Ihr bekommt aber niemand anderen als mich. Entweder ihr erzählt mir jetzt, was passiert ist, oder ich mache die Akte zu und schreibe eine Notiz dazu: Zeugen verweigern Aussage. Oder noch besser, ich frage bei GRUND nach, ob die nicht ihre Trolle Klippenspringer, Mamortis und Hindel Marons entbehren können. Die sollen dann statt mir ermitteln. Wäre das vielleicht den Herren Zwergen genehmer?"
Der Wirt hob seine scharfkantige Axt und erklärte trotzig: "Lasst doch die Trolle kommen. Wir werden sicherlich mit ihnen fertig."
"Alfons, ich denke, so kommen wir nicht weiter. Probieren wir es doch einmal mit dieser Menschen...äh...Frau. Wir können uns über sie nachher noch immer bei der Wache beschweren." Vic Felsbeißer hatte einen resignierten Gesichtsausdruck aufgesetzt und seufzte laut und vernehmlich.
"Schön, dass sie mir doch so viel zutrauen." Rinas stimme triefte vor beißendem Spott. Die Wächterin fragte sich insgeheim wieder einmal, womit sie diesen Fall verdient hatte, stöhne still auf und zückte ihr Notizbuch.
"Noch einmal von vorne. Was ist genau passiert?"
Vier Zwerge redeten wild durcheinander, wobei jeder irgendwie versuchte, den anderen zu übertönen.
"MOMENT! Ruhe einmal!" Rina versuchte, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Es dauerte eine kleine Weile, bis die vier verstummten und die Wächterin wieder anblickten.
Nach einem tiefen Atemzug erklärte sie: "Einer erzählt die Geschichte. Sonst versteh ich hier gar nichts mehr."
Vier Rücken wandten sich dem Feldwebel zu, als eine heftige Debatte stattfand, wer denn nun das Recht darauf hatte, die Geschichte von Anfang an zu erzählen. Nach einigen Minuten, die Rina wie eine endlose Zeitspanne vorkamen, drehten sich die Zwerge wieder um. Vic Felsbeißer trat vor, rückte kurz sein Kettenhemd zurecht und begann zu erzählen:
"Wir haben uns eigentlich nichts böses dabei gedacht., als dieser Typ vor zwei Tagen hier auftauche und fragte, ob wir wieder einmal Post hätten, die er mitnehmen könnte..."
"Moment ..welcher Typ?" Rina sah von ihren Notizen kurz auf und runzelte die Stirn.
"Keine Ahnung, wie er heißt. Er schaut ab und zu hier vorbei und nimmt ein paar von unseren Briefe mit. Bis jetzt sind eigentlich immer alle Umschläge spätestens zwei Tage nach seinem Aufbruch zu Hause angekommen. Doch diesmal war alles anders."
"Alles anders? Inwiefern?"
"Ein Kollege von mir, Erwin Haudrauf, hat sein Gehalt erst ein wenig später bekommen und wollte es unserem Geldkurier auch noch mitgeben. Doch der Kerl war nirgends mehr zu finden."
"Ja und? Vielleicht ist er bereits auf dem Weg.."
"Halten sie uns für so dumm? Wir haben uns als allererstes bei den Wachen am Tor erkundigt, doch der Mann hat die Stadt nie verlassen."
"Eine Beschreibung des Mannes?"
"Blonde Haare, groß, schlank, trägt graue Kleidung."
"Irgendwelche Auffälligkeiten?" Rina war ganz und gar in ihrem Element. Einen verschwundenen Dieb aufzuspüren war schließlich nur eine von wenigen Aufgaben, die die Wächterin seit ihrem Karrierebeginn bei RUM gelernt hatte.
"Feine Ausdrucksweise. Sonst ist uns nichts besonderes aufgefallen."
"Wie viel Geld war in diesen Umschlägen?"
Alfons, der Wirt, sah misstrauisch drein und fragte vorsichtig: "Warum wollen sie das wissen?"
Rina seufzte und erklärte ruhig: "Wenn der Dieb das Geld bereits aus den Umschlägen entfernt hat, muss ich zumindest einen ungefähren Überblick über die Summe haben, um die es sich hier handelt."
4 Zwergenrücken versperrten der Wächterin wieder einmal die Sicht auf eine angeregte Diskussion, die noch dazu in zwergisch ablief. Rina schüttelte den Kopf, setzte sich vorsichtig auf einen der kleinen Stühle und schloss kurz die Augen. Das versprach noch ein sehr langer Tag zu werden. Besonders bei dieser ausgeklügelten Personenbeschreibung, die ihr die Zwerge geliefert hatten, brauchte sie nur mehr jeden 2. Bürger AMs zu verhaften, um mit viel Glück den Verbrecher zu erwischen. Vorausgesetzt natürlich, der Mann war tatsächlich dumm genug, in der Stadt zu bleiben und nicht auf irgendwelchen Schleichwegen zu verschwinden.
Während Rina noch vor sich hingrübelte und zum vermutlich hundert tausendsten Mal den heutigen Tag verfluchte, drehten sich die Zwerge wieder um. Vic Felsbeißer trat vor und erklärte leise: "Wir haben mehr als 100 Am Dollar durch diesen Diebstahl verloren."
"WAS?"
"Ja, ist das so schwer zu verstehen? Vier mal ein normales Gehalt und dann kamen noch die ganzen Festzulagen dazu."
Rina konnte es nicht fassen. Hundert Dollar waren für sie nicht sehr viel Geld, aber ihre Kollegen, die bedeutend weniger finanzielle Möglichkeiten im Hintergrund zur Verfügung hatten, konnten sich solche Summen nur erträumen. So eine Menge Geld einfach einem mehr oder weniger Fremden, dessen Namen man nicht einmal kannte, in die Hand zu drücken und darauf zu warten, dass derjenige ehrlich genug war, das Geld beim Empfänger abzuliefern, grenzte bereits an Irrsinn. Die Wächterin stöhnte leise und verdrehte die Augen. Sie sah gerade sehr viel Arbeit auf sich zukommen......
"Aber hundert Dollar sind ein kleines Vermögen, ..." Rina versuchte nochmals, die Zwerge von dem eindeutigen Irrsinn dieser ganzen Aktion zu überzeugen.
"Ja, deswegen haben wir uns ja auch mit den restlichen Zwergen Ankh Morporks beraten und ein Ultimatum gestellt."
"Ihr habt WAS?"
"Ein Ultimatum gestellt. Rede ich undeutlich, oder was ist los?" Vic Felsbeißer funkelte die junge Wächterin gefährlich an. Rina beeilte sich, ihm zu versichern: "Nein, das nicht. Ich war nur etwas überrascht. Mir hat niemand etwas von einem Ultimatum gesagt."
"Nun, es ist an sich ganz einfach. Folglich auch für Menschen verständlich..."
"Also, das geht nun wirklich zu weit. Ich denke nicht daran,..."
"Klappe. Also, wenn nicht binnen 48 Stunden der Täter gestellt und das Geld wieder bei uns angelangt ist, werden sämtliche Zwerge Ankh Morporks auf die Jagd nach einem blonden Mann gehen. Ob wir dabei den richtigen erwischen, ist uns allerdings herzlich egal. Wenn sie sich jetzt bitte an die Arbeit machen würden, Wächterin, wäre ihnen die Zwergengemeinschaft äußerst verbunden."
"Aber..." Rina holte tief Luft. Das durfte doch nicht wahr sein. Wo war sie jetzt wieder hineingeraten? Die Wächterin entschied, die Zwerge einmal Zwerge sein zu lassen und an die Ermittlungen in diesem Fall zu gehen. Sie hatte keine Ahnung, ob diese Zwerge mit ihrer Ultimatumsdrohung nur blufften, oder ob sie es ernst meinten, doch eines war ihr klar: je schneller sie diesen dummen Fall abschließen und zu den Akten legen konnte, desto besser war es für ihr inzwischen äußerst angespanntes Nervenkostüm.
Rina erhob sich von ihrem Stuhl, warf den vier Zwergen noch einen finsteren Blick zu, erklärte: "Auf Wiedersehen, die Herren Zwerge. Ich muss noch einen Dieb stellen." und rauschte hochherrschaftlich aus dem Lokal.

"Die ist aber komisch...." Jo Trinkfest runzelte die Stirn und sah seine drei Kumpanen an.
"Ist doch egal. Solange sie nicht herauskriegt, dass die Geschichte mit dem Ultimatum nur ein Bluff war, solls mir recht sein. Ich will mein Geld wieder zurück und am besten die Kniekehlen des Diebes gleich dazu.." Vic Felsbeißer lachte kurz auf und setzte sich zu seinem langjährigen Freund.
"Wird schon schief gehen. Die Wache ist schließlich unsere letzte Alternative. Deine Idee mit dem Ultimatum grade eben war übrigens genial!" Alvi Donnergurgler, der bis jetzt eigentlich relativ ruhig in einer Ecke gesessen war, griff wieder nach seinem Bierhumpen und trank einen großen Schluck.
"Ich weiss nicht so recht, sie ist immer noch eine Frau. Meint ihr, die bringt was zustande?" Alfons Geizhals seufzte, trottete langsam hinter seine Theke zurück und begann, ein neues Glas zu putzen.
"Wollen wirs doch hoffen..." Vic Felsbeißer versank wieder in düsteres Brüten. "Wollen wir doch stark hoffen.." murmelte der Zwerg vor sich hin.

Während im Inneren des Goldrausches noch weiter über Rinas Qualifikationen, den Fall zu lösen, gegrübelt wurde, war die Wächterin schon längst wieder auf dem Rückweg zur Wache. Sie brauchte unbedingt Informationen über "ihren" verschwundenen Dieb und sie kannte, außer sich selbst, nur zwei Personen, die, aufgrund ihres Jobs, ganz gute Kontakte zur Unterwelt der Stadt hatten: Swires, die Informantenkontakterin der SEALS und Angie LeFay, die derzeit bei IA als Agentin beschäftigt war, aber ansonsten bei RUM ihren Dienst als Szenekennerin tat.
Rina beschloss, zuerst ihr Glück bei Angie zu versuchen. Schließlich hatte sie mit Swires erst einmal zusammengearbeitet und sie wusste nicht so ganz, ob ihr bei ihrem Problem eine Informantenkontakterin weiterhelfen konnte. Angie war zwar auch nicht gerade die Traumwahl schlechthin, denn als Agentin war sie eine der für Rina gefährlichsten Personen überhaupt, doch das war der Wächterin im Moment egal. Hauptsache, dieser dumme Fall fand eine rasche und am besten saubere Lösung.

Im Wachhaus in der Kröselstrasse herrschte an diesem Tag nicht besonders viel Chaos. Die meisten Rekruten waren auf den Strassen der Stadt unterwegs, um diverse Verbrecher zu fassen und ihre Ausbilder genehmigten sich ein paar ruhige Stunden, in denen sie einmal so richtig tief durchatmeten und ein wenig entspannten. Einzig aus Humph MeckDwarfs Büro war eine laute Stimme zu hören, die schrie: "Wie oft muss ich es euch denn noch sagen, keiner von euch ist der Anführer! Wann geht das endlich in eure sturen Schädel hinein?"
Rina lächelte boshaft vor sich hin und eilte weiter durch die Gänge. Humph schien ganz in seinem Element zu sein. Zumindest hatte er wohl ein paar Opfer gefunden, die er herumkommandieren konnte.
Leise summend näherte sich die Wächterin Angies Bürotür, klopfte, wartete kurz und trat dann ein.
"Äh.. einen Moment...ahhh..." Angie war gerade dabei, etwas unförmiges, halb mit Geschenkpapier umwickeltes unter ihrem Tisch verschwinden zu lassen, und kippte bei dem Versuch fast vom Sessel.
Es dauerte einige Sekunden bis sich die Agentin wieder völlig unter Kontrolle hatte und ein Gespräch begann.
"So.." Angie strich sich eine lange Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht, setzte ein freundliches Lächeln auf und legte ihren linken Arm über den Rest des noch hervorstehenden Papiers und fragte: "Was führt dich zu mir? Möchtest du eine Straftat melden? Jemand anzeigen? Einen Kaffee mit mir trinken?"
"Ähhh...... nicht ganz Angie." Rina fühlte sich hier absolut unwohl, aber sie brauchte unbedingt ein paar Informationen. "Ich hab da einen Fall bekommen, in dem ich deine Hilfe bräuchte. Um genauer zu sein, die Hilfe deiner Informanten..."
"Tut mir leid, Rina, aber ich fürchte, da kann ich dir derzeit nicht wirklich weiterhelfen. Ich stecke bis über beide Ohren in Ermittlungen. Du weißt ja, IA schläft nie."
"Schon gut." Rina seufzte vernehmlich. "Das hab ich schon befürchtet. Eine kurze Frage hätte ich aber noch, bevor ich gehe."
"Ja?" Angie versuchte noch immer, mit einem Fuß das Geschenkpapier weiter unter ihren Tisch zu schieben und gleichzeitig nicht allzu laut zu fluchen. Rina hörte, wie etwas leise klirrte, grinste kurz und erklärte dann: "Ich wüsste zu gerne, warum du einen Mistelzweig über deiner Türe aufgehängt hast."
"Äh.. ach, das ist ein alter Brauch. Soll das Pech abhalten, oder so."
"Ahso. Danke für die Information, Angie. Wir sehen uns sicher wieder bei Gelegenheit."
"Ja, machs gut, Rina." Angie ließ vorsichtig die angehaltene Luft aus und zog mit spitzen Fingern das Geschenk für Sidney wieder auf den Tisch zurück, als Rina das Büro verlassen hatte. Dass diese Kollegin auch nicht warten konnte, sondern gleich in ihr Büro platzen musste!
Die Agentin entging während ihrer krampfhaften Bemühungen zur Schadensbegrenzung das leise Lachen, dass vom Gang her zu hören war.

"Soso, Pech abhalten sollen die Dinger also. Mal sehen, was passiert, wenn Sidney ins Büro spaziert.." Rina lachte herzhaft und machte sich auf den Weg zum Pseudopolisplatz, um Swires aufzusuchen. Trotz des eindeutigen Misserfolges bei ihren Ermittlungen war die Wächterin nun wesentlich besser gelaunt als vorher. Sie beschloss, in der nächsten Zeit wohl wieder öfters bei Angie vorbeizuschauen. Sooo schlimm war der Besuch bei IA ja auch wieder nicht gewesen.

Swires war grade mit dem Dekorieren ihres Büros beschäftigt, als Rina mehr oder weniger hereinplatzte.
"Swires? Bist du da?"
"Hi Rina. Wir haben uns schon lang nicht mehr gesehen. Was führt dich zu mir?"
Rina stutze kurz und überlegte, wo sich die Wichtelin versteckt hielt. Dann fiel ihr die große, rote Zipfelmütze mit weißem Pelzbesatz auf, die hinter einem Schreibtischsessel hervorlugte.
"Swires? Bist du das?"
"Ja, wer soll's denn sonst sein?" Die Zipfelmütze setzte sich in Bewegung und kam hinter dem Sessel hervor. Rina sah, dass darunter eine ihr doch etwas bekannte Wichtelin steckte und grinste.
"Was machst du da am Boden?"
"Ich dekoriere mein Büro."
"Am Boden?"
"Ja..schau mal...." Swires verschwand wieder hinter ihrem Sessel und zog einen kleinen Tannenzweig hervor, den sie mit bunten Bändern geschmückt hatte.
"Ist doch schön, oder?"
"Äh.. ja, Swires ..richtig...rustikal." Rina wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Für sie war das Fest des Schneevaters nur ein Tag wie alle anderen im Jahr, mit der Ausnahme, dass alle durchdrehten und sich gegenseitig beschenkten. Die Wächterin seufzte leise, erinnerte sich dann wieder an den Grund ihres Kommens und fragte die Kollegin: "Sag mal, du kannst mir nicht zufällig bei einem kleinen Problem helfen, oder?"
"Um was für eine Art für Problem handelt es sich denn?"
"Nun, ich suche einen Mann, der den Zwergen Geld gestohlen hat. Ich dachte, vielleicht könntest du dich mit deinen Informanten unterhalten..."
"Er hat den Zwergen Geld gestohlen und es überlebt?"
"Ja, sie haben ihn bis jetzt noch nicht gefunden."
"Hm...ich werde mal schauen, was ich machen kann. Ergebnisse gibt’s aber frühestens morgen. Hast du eine Beschreibung?"
"Ja, warte mal kurz.." Rina kramte in ihren Notizen und las vor: "Blond, groß, grau gekleidet, feine Umgangsformen."
"Das ist aber nicht wirklich eine sinnvolle Beschreibung, Rina."
"Ich weiß." Die Wächterin seufzte. "Aber aus den Zwergen war einfach nicht mehr an Information herauszuholen."
"Naja, irgendwer wird schon was darüber wissen. Komm halt morgen wieder."
"Danke Swires. Ich schulde dir was."
Rina zwinkerte der Kollegin nochmals zu und beschloss dann, für heute Dienstschluss zu machen. Die Ermittlungen waren am Laufen und sie konnte nicht mehr wirklich viel tun, außer abzuwarten, was dabei herauskam. Die Wächterin sah kurz auf ihren kleinen Taschendämonen, beschloss dann, dass sie sich tatsächlich ein paar Stunden Ruhe verdient hatte, hängte ein kleines Schild an ihre Bürotür, auf dem stand: "Bin nicht da!" und machte sich auf den Nachhauseweg.

Das Haus der Familie Lanfear war hellerleuchtet. Festliche Dekoration schmückte die ansonsten kahlen Bäume im riesigen Vorgarten sowie die Außenfassade des Hauses. Rina warf einen Blick auf dieses "Kunstwerk" und stöhnte leise. Dieses Jahr hatte sich ihre Mutter, denn niemand anders war für diese Dekoration verantwortlich, wieder einmal selbst übertroffen. Genervt öffnete die Wächterin, die dieses Protzen und zur Schau stellen abgrundtief hasste, die Eingangstür und blieb abrupt stehen. Ein seltsam duftender Schwall heißer Luft traf ihr Gesicht. Rinas Blick wechselte ins panische. Es roch nach.....nein, sie konnte das Wort nicht aussprechen...nach KEKSEN[2]! Die Instinkte der Wächterin schalteten automatisch auf lautlos um. Rina balancierte vorsichtige auf ihren Zehenspitzen wieder zur Tür hinaus und schloss diese leise hinter sich. Dann lief sie, wie von Hunden gehetzt, zur Rückseite des Hauses und warf einen abschätzenden Blick auf die Fassade. Ihre Mutter hatte zwar auch hier ihre Dekorationskünste ausgelebt, aber glücklicherweise die Regenrinne in ihrem ursprünglichen Zustand gelassen.
Die Wächterin grinste, zog sich mit ein paar geübten Handgriffen bis zu ihrem Balkon im ersten Stock hinauf und angelte eine kleine Haarnadel aus ihrem Haarknoten. Normalerweise ließ sie sich ja immer ihre Balkontüre offen, wenn sie auf ihre nächtlichen Touren ging, doch diesmal hatte sie eindeutig nicht damit gerechnet, auf diesem Weg nach Hause kommen zu müssen. Rina seufzte leise und schob ihre zurechtgebogene Haarnadel in das Schloss der Balkontüre. Während sie an dem Schloss herumwerkelte, fiel ihr wieder ein, warum sie sich vorgenommen hatte, heute nach dem Dienst noch das eine oder andere Gläschen in der Bahre trinken zu gehen. Ihre Mutter hatte schon in der Früh anklingen lassen, dass sie plante, am Abend ein paar Kekse zu backen und eifrige Mitarbeit vom restlichen Haushalt erwartete. Sogar Arthur, der neue Butler wurde dafür eingeteilt, Teigsorten auszurollen und beim Ausstechen und Verzieren zu helfen. Die Wächterin lachte leise auf, als sie sich dieses Bild vorstellte. Der sonst immer so korrekte und zynische Arthur, mit dem sie sich von Anfang an nicht so wirklich verstanden hatte, stand in der Küche und war über und über mit Mehl bedeckt, während ihre Mutter laut und äußerst falsch vor sich hinsingend ein weiteres Backblech in den modernen neuen "Backofen" schob.
Mit einem leisen "Klick" öffnete sich die Balkontür und unterbrach die schadenfrohen Gedankengänge der Wächterin. Rina sah kurz auf ihren kleinen Taschendämonen und stöhnte dann entsetzt. Sie hatte für dieses dumme und äußerst einfache Schloss eine halbe Minute gebraucht. Das war irgendwie fast das 10-fache, was sie normalerweise dafür benötigen hätte dürfen. Selbst wenn man berücksichtigte, dass ihre Fingerspitzen in dem kalten Wind steifgefroren waren, war diese Zeit für einen Dieb einfach unentschuldbar.
Wütend stapfte Rina in ihre Zimmer und ließ sich auf ihr weiches Bett fallen. Wie war sie bloß so aus der Übung geraten? Ihr letzter Einbruch war doch erst...erst....grübelnd setzte sie sich auf und dachte einmal scharf nach. Der letzte Einbruch war bereits über zwei Monate her! Irgendwie war sie, seit sie bei RUM ihren Dienst tat, nicht mehr wirklich zum Einrechen gekommen. Zuerst war da Panther gewesen, der sie dauernd bespitzelte und dann hatten sich die Akten auf ihrem Tisch gehäuft und ihr jegliche Freizeit genommen. So konnte das nicht weitergehen! Sie hatte den Job bei der Wache doch nur als Tarnung angenommen, aber schön langsam schien er die Überhand in ihrem Leben zu gewinnen. Die Wächterin ließ sich wieder rückwärts in ihr Bett sinken und dachte nach, wie sie wieder zu ihrer alten Form zurückkehren konnte. Langsam fielen ihr dabei die Augen zu und sie schlief ein.

"Rina-Schatz, aufstehen!" Elena Lanfears Stimme hallte durch das Haus und suchte sich ihren Weg bis in den ersten Stock.
"Nein, Mama, lass mich noch eine Runde schlafen.." Müde vor sich hinmurmelnd drehte sich Rina auf die andere Seite, knüllte ihren Kopfpolster ein wenig mehr zusammen und schloss wieder ihre Augen. Sie fühlte sich wie gerädert. Ein winziger Teil von ihr, der bereits wach war, beschloss, nie wieder in ihrer Uniform einzuschlafen,. Das war so ziemlich das unbequemste, was man je tun konnte.
"Rinalein, du kommst zu spät in den Dienst. Steh gefälligst auf!"
Rina seufzte und kletterte langsam aus dem Bett. Wer konnte schon widerstehen, wenn ihre Mutter so freundlich zum Frühstück bat! Die Wächterin schüttelte den Kopf, wankte ins Badezimmer und spritze sich erst einmal eine Menge kaltes Wasser ins Gesicht, bevor sie den Mut hatte, im Spiegel die Katastrophe, die sie zweifelsohne darstellte, anzusehen.
"Oh verflucht..." Nach einem Blick in den Spiegel war Rina plötzlich putzmunter und stürmte durch das Badezimmer, um möglichst viel Schadensbegrenzung bemüht. Sie sah aus...wie.. nein...als hätte sie in ihrer Dienstkleidung geschlafen.
"Rina, kommst du jetzt endlich zum Frühstück herunter?"
"Ja, Mama. Ich komme gleich. Sobald ich...ahhhh" Eine kleine innere Stimme sagte der Wächterin folgendes: Niemals die Haare mit kräftigen Bürstenstrichen kämmen, wenn sie so aussehen. Nur leider hatte sie diese Stimme gerade eben ignoriert.

Eine geschlagene Viertelstunde später saß Rina am Frühstückstisch, schlang ihr Essen hinunter und erntete ein paar missbilligende Blicke von ihrer Mutter.
"Schätzchen, du sollst doch nicht so schlingen. Das ist auf die Dauer gar nicht gut für deinen Magen. Ich hab dir doch gesagt, stell deinen Weckdämonen eine halbe Stunde vor. Dann kommst du auch rechtzeitig zum Dienst. Wann bist du denn gestern schon wieder nach Hause gekommen? Ich hab dich gar nicht gehört? Du arbeitest zuviel! Mit was bist du denn gerade so beschäftigt?"
"Hm.." Rina verschluckte sich und musste kurz Husten. "Äh, ich mach derzeit hauptsächlich Büroarbeit; Mama. Akten aufarbeiten und so was."
"Dann ist es ja gut. Ich freu mich, dass man dir endlich einen ruhigeren Job gegeben hat. Die Abteilung RUM war doch wirklich nichts für dich. Mord und Totschlag, das schickt sich nicht für eine wohlerzogene Dame, das hab ich immer schon gesagt."
"Ja, Mama..." Die Wächterin seufzte inwendig laut auf und aß noch ein wenig schneller. Nur weg von hier war das einzige, an dass sie denken konnte.
Ein lautes Räuspern kam von der Wohnzimmertür. Elena und Rina drehten sich fast gleichzeitig um und sahen Arthur an, der in einem hochherrschaftlich-nasalen Ton erklärte: "Mädäm, es ist eben ein Besucher für ihre Tochter Irina eingelangt. Er weigert sich, im Salon zu warten, sondern bestehhhhhtttttt...." Arthur kam mit seiner Ansprache nicht so recht weiter, denn ein kleiner Dämon rannte zwischen den Beinen des Butlers hindurch und brachte den sonst so beherrschten Mann zum stolpern. Elena Lanfear sah fassungslos mit an, wie der Dämon zuerst eine Zwischenlandung auf ihrem Schoss einlegte, bevor er endgültig auf den Tisch hüpfte, sich ein ofenfrisches Croissant schnappte, herzhaft hineinbiss und dann nuschelte: "Wichtige Nachricht für Feldwebel Irina Lanfääär von Feldwebel Swires. Der gesuchte Mann wurde gestern Nacht ermordet in einem alten Lagerhaus aufgefunden. Sofortige Anwesenheit erwünscht. Leiche wurde bereits zu SUSI gebracht. Treffpunkt in 30 Minuten im Labor. Gezeichnet: Swires.
"IRINA! Würdest du mir bitte erklären,..."
Rina zog den Kopf ein, murmelte rasch: "Du hörst doch, Mama. Es ist wichtig. Warte nicht mit dem Abendessen auf mich!" und rannte zur Tür hinaus, wobei sie einen großen Bogen um Arthur machte, der gerade wieder seine alte Butler-Pose einnahm und sich ein imaginäres Staubkorn von der Livree putzte. Elena Lanfear sah ihrer Tochter sprachlos hinterher. Das durfte doch nicht wahr sein. Ihre kleine Irina bearbeitete einen Mordfall? Wo waren bloß die guten alten Zeiten geblieben, in denen ihre Tochter mit ein paar Puppen friedlich in einer Ecke gespielt hatte? Rinas Mutter seufzte und warf einen indignierten Blick auf den Dämonen, der es sich am Esszimmertisch gemütlich gemacht hatte, genüsslich rülpste und dann in eine dicke Scheibe Schinken biss.

Rina war unterdessen bereits auf dem Weg ins Wachhaus am Pseudopolisplatz und gratulierte Swires gedanklich zu der absolut "grandiosen" Idee, einen von Humphs neuen Botendämonen zu ihr ins Haus zu schicken. Warum hatte die Wichtelin keine Taube nehmen können? Ihre Mutter nervte so schon genug und es war immer wieder schwer, sich gute Antworten auf die diversen Fragen auszudenken, mit denen sie am Frühstückstisch meist regelrecht bombardiert wurde. Die Wächterin seufzte bei dem Gedanken an das morgige "Frühstücksgespräch", dass sich wohl um ihre diversen Ermittlungen drehen würde. Viele Leute hatten ihr schon geraten, einfach auszuziehen und so das kleine Problem mit ihrer Mutter zu lösen, doch Rina war irgendwie noch nicht ganz davon überzeugt, dass das die einzig mögliche Lösung sein sollte. Außerdem war es für ihre Tarnung absolut notwenig, dass sie weiterhin die wohlerzogene Tochter aus reichem Hause spielte. Rina seufzte erneut und legte noch einmal ein wenig Tempo zu, als sie durch die Strassen der Stadt lief. Wozu brauchte sie eigentlich wirklich diese Tarnung? Sie hatte schon seit ewig langer Zeit keinen Einbruch mehr gewagt, wenn man mal von dieser kleinen Geschichte mit Rinces Schreibtisch absah. Doch diese Aktion einen Einbruch zu nennen, wäre schon zuviel des Guten gewesen. Um genau zu sein hatte sie damals nur für ihre Freundin Ecatherina, die zu diesem Zeitpunkt mitsamt den restlichen FROGS vom Dienst suspendiert worden war, ein paar Akten geborgt, die nachher wieder auf Rinces Schreibtisch gelandet waren. Der Kommandeur hatte die paar Ordner nicht einmal wirklich vermisst.
Was war nur aus ihr geworden? Irgendwann war sie auf einmal "anständig" geworden und hatte sich mehr auf ihre Fälle als auf ihre Einbrüche konzentriert. Das gehörte schleunigst geändert. Noch heute Nacht, so nahm sich Wächterin vor, würde sie zurück auf die Dächer der Stadt gehen und etwas üben, bevor sie sich wieder an eine Alarmanlage wagte. Schließlich war sie, was die Technik betraf nicht mehr ganz ..wie hieß dieses neumodische Wort doch gleich? Ah ja, Ab-thu-däte, das war's. Vor sich hinmurmelnd lief Rina weiter durch die Strassen der Stadt.

***Wenig später, Abteilung SUSI***
Swires wartete schon ungeduldig im Labor und erklärte, als Rina endlich angekeucht kam: "Rina, etwas mehr Pünktlichkeit hätte ich schon von dir erwartet. Wir waren vor einer Viertelstunde hier verabredet."
"Tut mir.. leid .. Swires .. Dämon .. zu spät...so schnell ich konnte.."
"Jetzt hol einmal Luft und dann sag den Satz noch einmal. Der Dämon ist zu spät angekommen? Den hab ich doch vor einer Dreiviertelstunde losgeschickt."
"Keine Ahnung, wo der ....noch ....war. Ist erst vor 10 Minuten bei mir zu Haus gewesen. Kam so schnell ich konnte." Langsam normalisierte sich Rinas Atmung wieder soweit, dass sie zusammenhängende Sätze herausbrachte, ohne gleich Erstickungsgefühle zu haben.
"Na ich werde einmal ein ernstes Wörtchen mit Humph reden. Scheinbar funktioniert das neue System noch nicht so gut. Ich dachte, wenn ich einen Dämon nehme dann umgeh ich das Problem, dass unsere Nachrichtentauben von Wasserspeiern gefressen werden, doch scheinbar hat es sich bloß auf eine andere Ebene verlagert."
"Ist auch egal, Swires. Das wird schon noch mit der Zeit. Ich hab gehört, du hast meinen Dieb gefunden?"
"Ja, gestern Nacht, in einer Lagerhalle. Er war clever versteckt. Wir wären nie daraufgekommen, dass sich in der Holzzwischenwand eine Leiche befindet, wenn nicht ein paar unlizenzierte Hehler sich ausgerechnet diese Lagerhalle als Treffpunkt ausgesucht hätten. Wir SEALS hatten sie schon lang im Visier und haben gestern Nacht zugeschlagen. Bei der genaueren Durchsuchung der Halle fiel uns dann der Tote mehr oder weniger in die Arme. Echt widerlich."
"Echt widerlich? Wie meinst du das?"
Ranobis, der bis jetzt ruhig in einer Ecke gestanden und dem Gespräch gelauscht hatte, trat vor, zog das Leichentuch von einer Gestalt, die auf dem Tisch lag und meinte: "Schau selbst!"
Rina wurde aschfahl im Gesicht, als sie den toten Mann sah. In seinem Schädel klaffte ein großes, dunkel verkrustetes Loch. Mit ein wenig Phantasie konnte man sogar ein Stückchen Hirn sehen.
"Ranobis, deck ihn wieder zu. Bitte. Ich hab grad erst gegessen."
"Wenn du meinst.." Der Gerichtsmediziner deckte die Leiche wieder zu.
"Ähm ...hm. Wie lang ist er schon tot?" Rina zückte ihr Notizbuch, schluckte kurz und machte sich dann an die Arbeit.
Ranobis setzte einen professionellen Blick auf und erklärte: "Genau konnten wir es leider nicht feststellen, aber er wird sicher mehr als einen Tag tot sein. Es ist draußen sehr kalt, weshalb die Leiche noch in einem ausgezeichneten Zustand ist. Wenn wir Hochsommer gehabt hätten, dann möchte ich lieber nicht in der Nähe sein, wenn ihr den Kerl findet.
"Äh, danke Ranobis. Gibt es sonst noch irgendwelche Spuren, die auf den Mörder hinweisen?"
"Tatwaffe war ein großer, stumpfer Gegenstand, der an einem Ende spitz zuläuft. Spuren vom Mörder haben wir an sich keine gefunden. Da war jemand sehr vorsichtig."
"Rina?" Swires, die es sich während dem kurzen Vortrag des Gerichtsmediziners auf einem der Labortische etwas bequemer gemacht hatte, kramte einen kleinen Zettel heraus und erklärte: "Ich habe ein paar Erkundigungen über den Kerl eingezogen. Er heißt, oder wohl eher hieß, Ernesto Haufen und war ein ziemlich begabter Schmuggler. Meine Informanten berichteten mir, dass er bevorzugt zwischen Klatsch und Ankh Morpork pendelte und dabei immer wieder kleine Aufträge annahm, um seinem Unternehmen einen gewissen legalen Anstrich zu geben..."
"So wie die Zwergenpost, die er zustellte."
"Genau, so was meine ich. In gut unterrichteten Kreisen heißt es, dass für vorgestern Nacht ein großer Deal geplant war. Ernesto wollte irgendeine Ware zu einem Spottpreis kaufen und dann teuer in Klatsch am Schwarzmarkt verscherbeln. Doch scheinbar war der Handel doch nicht so gut, wie Ernesto gedacht hat."
"Das Geld der Zwerge hatte er nicht zufällig bei sich, als ihr ihn gefunden habt?"
Swires schüttelte den Kopf. "Leider nicht. Dafür habe ich noch ein paar Informationen über den Typen, mit dem sich Ernesto ganz angeregt unterhalten hat."
"Wie hast du denn das rausbekommen?"
"Na du weißt schon. Man kennt Leute, die Leute kennen, die wiederum Leute kennen. Auf jeden Fall sucht dieser Kerl verzweifelt nach einem Abnehmer für einen wertvollen Gegenstand. Wo er sich derzeit aufhält, weiß ich leider nicht, aber er dürfte sehr nervös sein."
"Kann ich mir vorstellen. Hast du auch eine Beschreibung?"
"Schwarzes, halblanges Haar. Mehr war aus den Informanten nicht herauszuholen."
"Macht nichts. In welchen Lokalen hielt sich Ernesto bevorzugt auf?"
"Im Red Dragon. Das ist so eine billige kleine Kneipe mitten in den Schatten. Wie die auf den Namen gekommen sind, will ich lieber nicht wissen."
"Danke Swires. Ich werde dich bei Gelegenheit für einen Orden vorschlagen."
Die Wichtelin lachte und meinte: "Tu das. Aber sag Tricia, dass ihr dringend wen bei RUM braucht, der den Job macht. Ich hab genug eigene Arbeit. Das war eine Ausnahme."
Rina strahlte und erwiderte: "Mach ich. Keine Angst. Jetzt muss ich aber verschwinden."
Swires sah der gut gelaunten Wächterin hinterher und murmelte: "Wenn ich nur wüsste, warum die so aufgekratzt ist. Ich wäre bei diesem Stand an Informationen bereits auf dem besten Weg, die Akte zuzumachen."
Ranobis, der sinnierend die zugedeckte Leiche betrachtete, murmelte: "Tja, ich frag mich nur, was sie an der Leiche auszusetzen hatte."
Die Wichtelin starrte ihren Kollegen einen Moment lang fassungslos an und begann dann, vom Tisch zu klettern. Sie hatte hier nichts mehr verloren und ihre eigene Arbeit wartete bereits sehnsüchtig auf Erledingung..

Rina war unterdessen auf dem schnellsten Weg in ihr Büro. Sie brauchte dringend etwas Zeit zum Nachdenken und Fakten ordnen. Ihr war da eine Idee gekommen, aber ob sich die Idee auch wirklich umsetzen ließ, stand noch in den Sternen. Grübelnd öffnete die Wächterin ihre Bürotür, registrierte geistesabwesend, dass sich ihr Büro noch immer nicht von allein gestrichen hatte[3], schmiss die Türe hinter sich zu und trabte durch das Zimmer, um sich anschließend in ihren Bürostuhl fallen zu lassen. Mit geschlossenen Augen dachte sie über den Fall nach.
"Gut, er braucht einen Hehler. Scheinbar kann er nicht aus der Stadt verschwinden, denn sonst wäre er schon über alle Berge und würde sein Glück woanders versuchen. Wenn ich allerdings einen verdeckten Ermittler ins Red Dragon schicke, der seit ein paar Tagen "zufällig" im Geschäft ist, fällt das zu sehr auf. Wo soll den plötzlich ein neuer Hehler herkommen, der in solchen Größenordnungen arbeitet? Hm...Kenne ich einen echten Hehler? Ja, Cas, der derzeit bei Roxy untergetaucht ist. Ließe sich der breitschlagen, für mich den Lockvogel zu spielen? Vermutlich, wenn ich ihm etwas entsprechendes dafür biete. Fragt sich nur noch, wie nehm ich mit dem Kerl Kontakt auf und wie weise ich ihm nach, dass er der Mörder ist. Außerdem sollte er das Geld der Zwerge haben, denn sonst ....nein, über das sonst will ich lieber nicht nachdenken...."
Rina öffnete ihre Augen und starrte kurz an die Decke, bevor sie sich aufraffte und wieder aufstand. Es wurde Zeit, dass sie einen Verbrecher fing. Fröhlich vor sich hinpfeifend schlenderte die Wächterin aus ihrem Büro.

Feldwebel Tricia McMillan, die wenige Minuten später an Rinas Bürotür klopfte, ärgerte sich maßlos über einen kleinen weißen Zettel, der verkündete: "Bin nicht da. Komme irgendwann zurück."
"Wann ist diese Wächterin eigentlich in ihrem Büro und arbeitet etwas? Zuerst jammert sie mir die Ohren voll, dass sie zu viele Akten hat und dann ist sie nicht einmal da, wenn man sie fragen will, wie sie mit dem Fall vorankommt." Wütend vor sich hinmurmelnd verschwand die derzeitige stellvertretende Abteilungsleiterin wieder in ihrem Büro und nahm sich vor, mal ein ernsthaftes Wörtchen mit der Kollegin über mangelnde Arbeitsmoral zu reden.
Rina bekam von alledem nichts mehr mit. Die Wächterin war bereits auf dem Weg zu Roxys Kleiderladen und legte sich eine passende Strategie zurecht,, mit der sie Cas überzeugen konnte. Gedankenverloren überquerte sie den Hier-gibt-es-alles-Platz und übersah den Bettler, der zusammengekauert in einer Ecke saß und aus den Augenwinkeln ihre Bewegungen verfolgte.

Ein leises Glöckchen klingelte und offenbarte Roxy, dem Besitzer von Roxys Kleiderladen, dass er neue Kundschaft erwarten durfte. Der Schneider ließ seinen geübten Blick durch den Laden schweifen und entdeckte Irina Lanfear, die gerade über die Schwelle trat.
"Rina-Schätzchen! Wie geht’s dir? Bist du wegen der neuen Frühjahrsmode gekommen? Ich habe hier die neuesten Tränds aus Klatsch, Überwald und Lancre. Seidenschleier sind der letzte Schrei und würden dir bei deiner Figur ganz besonders gut stehen. Ich muss da eher mit den dichteren Tüchern vorlieb nehmen. Meine ewigen Problemzonen an den Hüften machen mich noch wahnsinnig. Aber was red ich da, sieh dich um, du weißt ja, dass du bei mir unbegrenzten Kredit hast..."
"Hallo Roxy. Leider muss ich dich enttäuschen. Ich bin diesmal wegen Cas hier."
"Ach wirklich? Schade. Willst du nicht doch ein paar dieser klatschianischen Schleier zumindest einmal probeweise anlegen?"
"Äh.. nachher Roxy. Zuerst kommt das Geschäftliche, dann der Einkaufsbummel."
"Ist in Ordnung. CAS!"
Rina verzog schmerzvoll das Gesicht. Sie hatte vollkommen vergessen, dass ihr Lieblingsschneider etwas hatte, was in Expertenkreisen als durchdringendes Organ bezeichnet wurde. Neben Roxy zu stehen, wenn dieser einmal zu einem lauteren Ruf ansetzte, grenzte beinahe schon an akustischen Selbstmord.
"Du brauchst nicht so zu schreien. Ich komm ja schon. Ich wollte nur noch schnell die Naht fertig stellen. Was gibt’s denn?" Ein junger, blonder Mann kam aus dem hinteren Teil des Ladens und sah den Schneider strafend an.
"Hallo, Cas." Rina trat aus dem Schatten, in den sie sich zurückgezogen hatte und schaute den Mann schuldbewusst an. Sie hatte damals versprochen, sein kleines Problem mit den freischaffenden Mördern, die auf ihn angesetzt waren, möglichst bald zu lösen, doch dann war ihr immer wieder etwas dazwischengekommen.
"Hallo, Rina. Was gibt’s?"
"Ich.. ähhh.. bräuchte deine Hilfe bei einem Fall."
"Kinder, ihr zwei braucht mich sicherlich nicht. Ich geh dann wieder an die Arbeit. Bis später, Rina!" Roxy hatte es plötzlich sehr eilig, in den hinteren Teil des Ladens zu verschwinden. Er wollte gar nicht wissen, für welche Art von Ermittlungen Rina "seinen" Cas brauchte, aber es war bestimmt gefährlich. Je weniger er davon wusste, desto weniger Sorgen brauchte er sich um den Burschen zu machen.
Rina und Cas warteten, bis der Schneider hinter einer Trennwand verschwunden war, bevor sie ihr Gespräch fortsetzten.
"Ich soll dir helfen? Wobei?"
"Nun, ich bräuchten einen Hehler. Einen bekannten Hehler, denn ich fürchte, die Zielperson würde einen falschen Hehler durchschauen." Rina trat schuldbewusst von einem Bein aufs andere.
"Und da hast du ausgerechnet an mich gedacht? Hinter mir ist immer noch eine ganze Gruppe an Mördern her und ich hab keine Ahnung, warum dem so ist. Was bietest du mir dafür?"
"Hm.. was willst du haben?"
Cas's Augen glitzerten, als er überlegte. Schlussendlich schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein und erklärte: "Wenn du mich schon so fragst. Du schuldest mir nachher einen Gefallen. Ich will keine Debatten über die Art des Gefallens. Ist das klar?"
Rina holte tief Luft. Sie wusste, dass sie sich damit in große Schwierigkeiten bringen konnte. Wie sie Cas kannte, sogar in sehr große. Aber was blieb ihr schon anderes übrig?
"Ist in Ordnung. Ein Gefallen. Dann haben wir die Sache erledigt."
Cas grinste. "Es freut mich immer wieder, mit dir Geschäfte zu machen."
"Spar dir das für deine Kunden, Cas. Bei mir zieht dieser Witz nicht. Kennst du das Red Dragon?"
"Sicher kenn ich das. Ein guter Bekannter von mir, Ernesto sowieso, ist dort häufig zu finden und ich war früher auch immer gerne dort."
"Ah ja." Rina brachte es nicht übers Herz, Cas jetzt die traurige Nachricht von Ernestos Tod mitzuteilen und fuhr deshalb rasch fort: "Die Zielperson ist männlich, hat schwarze, halblange Haare und versucht, ein wertvolles Stück loszuwerden. Sieh zu, dass man dich heute Abend dort erkennt und sich rumerzählt, dass du wieder im Geschäft bist. Irgendwann wird der Mann dann wohl kommen und dir einen Deal anbieten. Lock ihn aus dem Lokal, ich übernehme dann den Rest."
"Wird erledigt, Mäm. Jetzt wartet aber noch eine wichtige Näharbeit auf mich. Wenn Sie mich entschuldigen würden?" Cas salutierte scherzhaft und ging zurück in den hinteren Teil des Ladens. Rina sah ihm noch einen Augenblick lang hinterdrein, bevor sie sich umwandte und den Laden verließ. Sie hoffte nur, dass heute Abend alles gut ging. Die Wächterin beschloss, den Rest des Tages sinnvoll zu nutzen und einmal ihre diversen Verstecke abzuklappern, um herauszufinden, welche davon überhaupt noch intakt waren. Außerdem lagen zu Hause noch ein paar Akten herum, zu denen sie einen Bericht schreiben sollte. Alles in allem war eigentlich bis zum Abend genug zu tun. Rina seufzte und machte sich auf den Weg.

***Später Nachmittag, vor dem Red Dragon****
"Cas!" Ein leises Geräusch, fast ein Zischen, ließ den jungen Mann, der eben erst die Strasse entlanggekommen war, herumfahren. Er sah kurz in die schmale Seitenstraße, aus der er die Stimme vernommen hatte und trat dann langsam näher. "Keine Angst. Ich bin es, Rina. Pass auf dich auf, wenn du da rein gehst."
Der Hehler lachte und erwiderte: "Denkst du nicht, das es ein wenig zu spät für solche guten Ratschläge ist?"
"Ich mein ja nur..."
"Mach dir keine Sorgen. Ich komm schon klar. Notfalls veranstalte ich eine Hasenjagd durch die Stadt. Du glaubst gar nicht, was für Haken ich schlagen kann, wenn es sein muss. Aber jetzt sollt ich reingehen. Bis später."
"Bis später, Cas." Ein fast unhörbares Seufzen begleitete Rinas Worte, als sie sich wieder etwas enger in ihren dunkelgrauen Wollmantel kuschelte und auf eine lange Wartezeit einstellte.

Cas betrat das Innere des Red Dragons und sah sich rasch um, bevor er gemütlich an die Bar schlenderte und zu dem Wirt sagte: "Josch, lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir so?"
Der Angesprochene sah auf und überlegte kurz, bevor er erstaunt fragte: "Cas? Mit dir hätt ich wirklich nicht mehr gerechnet. Es ging das Gerücht um, dass du dich abgesetzt hast. Mach einer behauptet steif und fest, dass du nun unter dem Namen Ulrik in Lancre ein neues, florierendes Unternehmen aufgebaut hast."
"Ulrik? Also ich würd nie auf die Idee kommen, mich ausgerechnet Ulrik zu nennen. Ich war im ..Urlaub. So könnte man das wohl nennen."
"Hast wohl Probleme gehabt? Na, wer hat die nicht. Hier, ein Bier für dich, wie immer."
"Danke." Cas lehnte sich am Tresen an und ließ den Blick durch den Raum schweifen. "Sein" Kunde war noch nicht da, aber zwei Leute hatten es scheinbar ganz schön eilig, von hier zu verschwinden und die Neuigkeit von seiner Rückkehr zu verbreiten. Nun gut, er würde warten.
Rina, die in der Kälte vor sich hingedöst hatte, schreckte kurz auf, als zwei Personen nacheinander das Red Dragon verließen und eilig in dem Gassengewirr der Stadt verschwanden. Die Wächterin lächelte vor sich hin. Mal sehen, wer an diesem Köder interessiert war.

Es dauerte tatsächlich nicht allzu lange, bis sich wieder ein paar neue Gäste dem Lokal näherten. Rina warf einen vorsichtigen Blick auf die Leute und jubelte innerlich. Einer von ihnen, war ein Mann mit halblangen, dunklen Haaren. Die Wächterin lehnte sich wieder zurück und wollte sich gerade zu ihrem genialen Einfall beglückwünschen, als sie drei Männer erblickte, die langsam die Straße hinaufkamen und leise debattierten. Scheinbar wollten auch sie ins Red Dragon. Rinas Nackenhaare stellten sich auf, als sie die Neuankömmlinge beobachtete. Sie wusste nicht genau, was sie so störte, doch in einem Punkt war sie sich sicher. Was immer diese drei hierher geführt hatte, es war nicht die ungezwungene Atmosphäre des Lokals. Rina überlegte kurz, was sie tun sollte, konnte sich jedoch nicht so recht entscheiden. Wenn sie jetzt in das Lokal stürmte und Alarm, gab, entwischte ihr vielleicht der Mörder. Die Wächterin seufzte leise und beschloss, abzuwarten. Cas war schließlich intelligent genug, um auf sich selbst aufzupassen.

Im Inneren des Red Dragons waren unterdessen eine lebhafte Stimmung aufgekommen. Cas war bei der Unterwelt der Stadt sehr beliebt, denn seine fairen Preise und Verhandlungsmethoden wurden von allen geschätzt. Deswegen wurde die Rückkehr des verlorengeglaubten Sohnes mit Strömen von Bier gefeiert. Kaum einer drehte sich noch um, als die Tür des Lokals wieder einmal aufging und eine neuen Gruppe von Gästen den inzwischen recht vollen Schankraum betrat. Einer der Neuankömmlinge, ein Mann mit dunklen, halblangen Haaren, hielt auf den Tresen zu und bestellte sich lautstark ein Bier. Cas wartete ab, bis ihm der Mann leise ins Ohr flüsterte: "Ich möchte ihnen ein Geschäft vorschlagen..."
Der Hehler drehte sich zu dem Mann um und wollte gerade etwas entgegnen, als die Tür des Lokals erneut aufgestoßen wurde. Drei Männer polterten lautstark herein. Ein paar Gäste fuhren zusammen und wandten sich erbost zu den Ruhestören um, was diese allerdings nicht allzu sehr zu stören schien.
"Da ist er, Chef!" Einer der drei Männer zeigte zum Tresen.
Cas zuckte entsetzt zusammen und warf einen erschreckten Blick zur Tür. Doch der Hehler war nicht der einzige, der auf das Geschrei reagierte. Sein potentieller Kunde, der schwarzhaarige Mann, geriet in Panik und tat das für ihn naheliegenste. Er stürmte zur Tür, ungeachtet der Tatsache, dass dort noch immer die drei Männer standen und finster grinsten. Cas hatte sich inzwischen einigermaßen von seinem Schock erholt und überlegte blitzschnell. Er kannte diese Männer nur zu gut. Sie hatten schon einmal versucht, ihn umzubringen. Aber nochmals würde er ihnen diese Chance sicher nicht geben.
"Das sind Wächter!" Cas Schrei hallte durch das ganze Lokal. Kurz darauf brach das Chaos los. Keiner der anwesenden Gäste hatte allzu viel für die Wache über und so sahen sich die drei Killer einer wütenden, betrunkenen Menge gegenüber, die mit Messern, Biergläsern und sonstigen Waffen nur eines im Sinn hatte: Den Tod der verhassten Wächter!
Cas nutze inzwischen die Gelegenheit und hechtete über den Tresen zu Josch.
"Komisch. Immer wenn du da bist, gibt's ne Schlägerei. Willst du bleiben und bis zum Ende zusehen?" Der Wirt grinste, zog ein Kurzschwert hervor und polierte es liebevoll ein wenig.
"Äh, nein danke. Ich hab eine wichtige Verabredung vergessen. Vielleicht beim nächsten Mal. Wie komm ich hier am schnellsten raus?"
"Geh durch die Küche. Wir haben einen Hinterausgang, schon vergessen? Wir halten dir diese dummen Wächter ein wenig vom Leib. Lass dich mal wieder hier blicken."
"Werd ich, danke Josch." Cas rannte gebückt bis zur Küchentür und verschwand, während vor dem Tresen die ersten Fäuste flogen.

Rina, die vor dem Red Dragon noch immer wartete, sah, wie ihr Verdächtiger, der Mann mit den halblangen, schwarzen Haaren, leise und unauffällig aus dem Lokal schlich. Er hatte es tatsächlich geschafft, der Schlägerei zu entgehen und wollte nun möglichst schnell verschwinden. Die Wächterin lächelte böse und schrie: "Stehenbleiben! Stadtwache Ankh Morpork! Sie sind festgenommen!"
Der Mann blickte sich erschreckt um, sah die Wächterin, oder besser gesagt, er sah eine Frau, die dick vermummt war und etwas von Wache brüllte, und lief so schnell er konnte davon.
Rina murmelte: "Schön, ich liebe Verfolgungsjagden" und rannte hinterher. Wie sich allerdings bereits nach einigen Minuten wilder Jagd durch die Gassen der Schatten herausstellte, war Rina längst nicht mehr so gut zu Fuß, wie sie es früher einmal gewesen war. Die viele Büroarbeit hatte sie etwas träger werden lassen, was sich nun bitter rächte. Die Wächterin sah, wie der Mann immer mehr und mehr Vorsprung gewann, während sie keuchend hinterherlief. Er würde ihr noch entwischen, wenn da nicht wirklich ein Wunder geschah.

Scheinbar waren die Götter Rina in diesem Augenblick besonders wohlgesonnen, denn die Verfolgungsjagd führte, nachdem sie erst einmal aus den Schatten herausgekommen waren, an einer der Wächterin irgendwie sehr bekannten Lokalität, dem "Goldrausch" vorbei. Der Zufall wollte es, dass in eben diesem Augenblick die Tür aufging und drei bereits stark angetrunkene Zwerge auf die Strasse wankten. Rina sah die Chance und schrie, so laut sie nur konnte: "Haltet den Briefdieb! Lebend!"
"Hat die da was von Briefdieb gesagt?" Vic Felsbeißer runzelte die Stirn.
"Häh? Wasch willscht du?" Jo Trinkfest, der seinem Namen mal wieder alle Ehre machte, verstand gar nichts mehr.
"Ja, hat sie!" Alvi Donnergurgler zog seine Axt und stürmte schreiend auf den schwarzhaarigen Mann zu, der vor lauter Panik fast in einen geparkten Karren rannte.
Vic und Jo griffen synchron nach ihren Äxten, wobei Jo etwas wankte, und stürmten ihrem Kollegen hinterher. Sie wollten schließlich nichts von dem schönen Kampf verpassen.

Rina war inzwischen in einen gemächlichen Trab verfallen und näherte sich den drei Zwergen, die den verzweifelten Mann mit ihren Äxten bedrohten.
"Wo hast du unsere Briefe, du...." Vic Felsbeißer war in seinem Element.
"Ich..." Verzweifelt sah sich der Mann nach einem passenden Fluchtweg um.
Rina holte tief Luft und erklärte keuchend: "Wenn ihr ihn nicht umbringt, sondern zur Wache schleppt, dann wird er euch die Briefe zurückgeben. Da bin ich mir sicher."
Der Mann nickte hastig und erklärte: "Ja, sicher."
Die drei Zwerge sahen die Wächterin skeptisch an. Vic, der scheinbar noch immer der Sprecher der Gruppe war, erklärte schließlich: "In Ordnung. Auf deine Verantwortung, Wächterin."

**** Wenig später in der Wache****
Rina ließ sich in ihren Bürosessel fallen und seufzte erleichtert auf. Der Mann, Alonsius Trau, hatte tatsächlich gestanden, wo er das Geld der Zwerge versteckt hatte, nachdem er es mehr oder weniger "zufällig" bei Ernestos Leiche gefunden hatte. Weiters hatte er gleich den Mord an dem Hehler gestanden, den er umbrachte, weil der ihn bei dem Geschäft kräftig über den Tisch ziehen wollte. Die Wächterin lächelte glücklich vor sich hin und begann, einen etwas entschärften Bericht für Tricia zu schreiben. Schließlich konnte sie der Vorgesetzten ja nicht alles erzählen.

Tricia McMillan, die am nächsten Morgen in ihr Büro kam, sah auf ihrem Sessel einen Bericht liegen, der von Irina Lanfear unterzeichnet war. Die stellvertretende Abteilungsleiterin verbrachte fast eine halbe Stunde mit Lesen, bevor sie schlussendlich "RINA!" brüllte.
Als ihr jedoch niemand antwortete, stand die Wächterin auf und ging fluchend zu Rinas Büro. In der Hand hielt sie dabei noch immer jene Akte, die von dem Feldwebel mit den Worten: "Fall gelöst, bitte abheften" beschriftet worden war. Tricia hielt sich gar nicht mit Klopfen auf, sondern stürmte gleich in das Büro ihrer Kollegin.
"Rina, würdest du mir bitte...."
RUMS! Rina, die gerade noch mit den Füssen am Schreibtisch geschlafen hatte, war angesichts dieser abrupten Störung aufgeschreckt und mitsamt ihrem Sessel umgekippt.
"Tricia! Kannst du nicht anklopfen, wie jeder andere normale Mensch auch?"
"Dieser Bericht..."
"Was soll damit sein....." Müde rappelte sich die Wächterin wieder hoch, stellte ihren Sessel auf und setzte sich vorsichtig, wobei sie schmerzlich das Gesicht verzog.
"Also, bis zu dem Punkt, wo der Mörder dem Hehler den Kopf mit dem Diebesgut, dass er versetzen wollte, einschlägt, ist ja noch alles klar. Dass du dir Informationen von Swires geholt hast, finde ich auch nur zu verständlich. Aber dass du dann am nächsten Abend zufällig am Red Dragon vorbeikommst, wo zufällig gerade eine Schlägerei stattfindet und du zufällig den Verdächtigen entdeckst, der sich aus dem Staub machen will und dann von ein paar zufällig im Weg stehenden Zwergen mehr oder weniger festgesetzt wird, das ist doch schon etwas eigenartig. Woher hast du überhaupt gewusst, dass dieser Schwarzhaarige der Täter ist? Wir haben in Ankh Morpork verdammt viele Leute mit schwarzen Haaren."
"Tja, Intuition würde ich wohl sagen. Er lief weg, als ich "Wache" brüllte, also hatte er was ausgefressen."
"Das ist keine Antwort, Rina! Warum war er überhaupt noch in der Stadt und hat sich nicht längst abgesetzt?"
"Lies das Verhör genauer, Tricia. Alonsius Trau hat in Lancre eine wertvolle Statuette gestohlen. Deshalb wurde auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt, dass sich ein paar ganz gewitzte Kopfgeldjäger verdienen wollen. Sie suchen zwischen Lancre und hier schon seit ein paar Tagen alles ab. Der Mann hat sich schlicht und ergreifend in Ankh Morpork versteckt."
"Da gibt es noch ein paar andere, ungeklärte Punkte: Herr Trau hat ausgesagt, dass er sich im Lokal mit einem Hehler treffen wollte. Doch dann wäre angeblich die Stadtwache reingekommen und er ist davongelaufen. Ein paar S.E.A.L.s, die gestern Nachtschicht hatten, haben die Streiterei im Red Dragon geregelt, was sie dort allerdings zu suchen hatten, wollten sie mir auch nicht verraten, und dabei ein paar Typen festgenommen, auf die die Wächterbeschreibung von Herrn Trau passt. Der Hehler ist sowieso verschwunden und keiner kann ihn näher beschreiben. Du weißt nicht zufällig irgendetwas darüber?"
"Ich, Tricia? Ich war nur vorm Red Dragon, weil ich dachte, dass der Typ vielleicht noch einmal zurückkommt und einen neuen Geschäftspartneer sucht. Sonst weiß ich von nichts."
"Das soll ich dir glauben?"
Rina setzte ein scheinheiliges Lächeln auf und erklärte: "Ja, Tricia!"
Die stellvertretende Leiterin sah ihre Kollegin fassungslos an und erklärte, nachdem sie einige Sekunden überlegt hatte: "Na, gut. Aber wehe, du gibt's mir noch einmal so einen Bericht ab. Ich weiß noch gar nicht, wie ich den hier Rince erklären soll, wenn er danach fragt."
"Du findest da sicher eine Lösung, Tricia. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich hab noch genau eine Stunde Zeit, bevor mein Dienst wieder beginnt." Rina legte die Füße auf ihren Schreibtisch, ließ sich zurückfallen und schloss die Augen erneut. Das letzte, was sie hörte, bevor sie einschlief und wieder von ihren nächtlichen Einbrüchen träumte, war das missbilligende Gemurmel ihrer Vorgesetzten.
[1] Sie hatte schließlich vorher schon ein paar Mal im geheimen vor einem Spiegel geübt und wollte sich die tolle Chance nicht entgehen lassen, eine erste praktische Anwendung zu erproben.

[2] In AM hielt sich bereits seit einigen Jahren dieser seltsame Brauch, dem Schneevater am Schneevatertag ein paar frisch gebackene Kekse vor die Eingangstüre zu stellen, damit er auf seiner Fahrt keinen Hunger zu leiden hatte.

[3] Rinas Büro bestand noch immer aus 4 kahlen, weißen Wänden, einem Schreibtisch und zwei Sesseln. Die Wächterin war bis jetzt noch nicht wirklich zum Einrichten gekommen.




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