Wächter Schnapper - Der Meister des Wurstkampfes

Aragorn spazierte durch die Strassen Ankh Morporks. Als neuestes Mitglied der S.E.A.L.S war es seine Aufgabe, durch die Stadt zu wandern und auf alle Auffälligkeiten zu achten. Er überquerte gerade den Hier-gibt-es-alles-Platz, als er eine ihm wohlbekannte Gestalt sah, die auf ihn zulief. Der Wächter wartete noch einen Moment und rief dann: "Hallo Rina! Was treibst du denn hier?"
Seine ehemalige Mitrekrutin holte kurz Luft und antwortete dann: "Ich bin wieder einmal zu spät dran. Du weisst ja wie das ist."
Aragorn nickte und überlegte kurz. Dann fragte er: "Wie ist es so in deiner neuen Abteilung?"
"Stressig. Ich habe einen Haufen Arbeit. Aber es macht unheimlich Spaß. Wie geht es dir? Auch so viel Arbeit?"
"Nun, ich lerne gerade die Strassen hier kennen......"
Rina wollte gerade noch eine Frage stellen, als wütendes Gebrüll erscholl. Die beiden Wächter sahen einen Mann, der auf sie zulief. Verfolgt wurde er von Schnapper, der ein Würstchen schwang und schrie: "Warte, du kleiner.....". Aragorn runzelte kurz die Stirn und streckte dann seinen Fuß genau in die Laufbahn des Diebes. Wenige Minuten später lag der Mann stöhnend am Boden. Schnapper kam schimpfend angelaufen und rief: "Er hat die Rechnung nicht bezahlt."
Rina grinste und sagte: "Wir kümmern uns darum. Geh wieder in deinen Laden, sonst wirst du gleich noch einmal bestohlen."
Der Händler setzte einen erschrockenen Gesichtsausdruck auf, rief: "Nur über meine Leiche" und rannte davon.
Aragorn murmelte: "Kaum zu glauben, dass der mal Wächter war."
Der Mann, der immer noch am Boden lag, stammelte: "Schnapper war einmal Wächter?"
Rina und Aragorn nickten und meinten: "Ja, das ist aber eine etwas längere Geschichte......."


Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen. Alle versammelten sich in Feldwebel Lavaelous Büro um das Tagesprogramm durchzugehen. Er fing wie immer mit dem unwichtigen Dingen an, damit Rina[1] nichts wichtiges verpasste. Endlich schickte sich die Tür an, aufzugehen. Einige Wächter setzten schon an, die Wächterin zu begrüßen. Doch sie verstummt alle und schauten entsetzt[2] wie T.M.S.I.D.R. Schnapper das Zimmer betrat. Es war totenstill.
"Ach, und ich darf euch unseren neuen Rekruten vorstellen. Wächter Treib-mich-in-den-Ruin Schnapper.", sagte der Feldwebel und schaute grinsend von seinen Unterlagen auf.
"Er?", keuchten ein Wächter, der sich gerade an das letzte Würstchen-in-Brot erinnerte.
Lavaelous räusperte sich und fuhr mit dem Tagesprogramm fort. Nach einer Weile traf auch Rina ein und der Feldwebel verteilte einige kleine Aufträge und Botengänge.

Schnapper musste seine erste Wachrunde machen. Einige Wächter hatten das Glück ihn zu begleiten. Diese - vom Glück verwöhnten - Wächter waren Aragorn, Norman und Irina.
"Sag mal Schnapper was hast du eigentlich bei der Wache verloren?", begann Rina nach einer eher ruhigen Weile ein Gespräch.
"Nun wisst ihr. Ich bin als Einzelhandelskaufmann Mitglied im Markforschungsanalystenverband..."
"Marktforschungsanlianystenverbdant?", fragte Norman.
"Ein Verband für Marktforschung und Ermittlung der Zielgruppe."
"Oh"
"Auf jeden Fall stand in der letzten Verbandszeitung, dass die Stadtwache hier in Ankh-Morpork einen großer Bestandteil des Lebensmittelkonsums darstellt."
Einige Sekunden herrschte Ruhe.
"Bitte was?", fragte Aragorn der noch weniger verstand als Norman.
"Ich glaube, er meint, das wir Wächter am meisten essen.", erklärte Rina.
"Und was hat das damit zu tun, dass du der Wache beigetreten bist?"
"Wie kann man die Zielgruppe besser ansprechen, als sich unter sie zu mischen?"
"Ok, das ist ein Argument."
Aragorn runzelte die Stirn: "Was verkaufst du eigentlich?"
"Nun, heiße Würstchen."
"Ahh, das trifft sich gut. Ich habe Hunger, kriege ich eins?"
Schnapper kramte in einer Tasche, die ihm um den Hals hing. Dabei murmelte er: "Ein Würstchen 1 Dollar, Ketchup einen halben extra."
"Gut, ich nehme eins."
"Ohne Ketchup?", fragte Schnapper verwundert.
"Ja."
Schnapper händigte ihm das Würstchen aus und Aragorn biss einige Male herzhaft hinein.
Sie gingen eine Weile weiter.
Aragorn verzog das Gesicht: "Sag mal, kann ich doch Ketchup haben?"
"Ja gerne."
Der Wächter würgte sich den Rest des Würstchens herunter. Er wollte Schnapper gerade fragen, warum er überhaupt noch Würstchen ohne Ketchup anbot, da es ja unverantwortlich gegenüber der Bevölkerung sei. Doch es wurde gerade Mittag. Außerdem kamen sie wieder an Wache vorbei und alle stürmten freudig ins Wachhaus um sich über eine Tasse Kaffee zu stürzen.

Später am Tag versuchte Schnapper noch ein paar Würstchen zu verkaufen. Einige ahnungslose Wächter griffen sogar zu. Dennoch sah sich CK Zaddamn Boschnigg gezwungen Schnapper auf einen langen Ausflug zu schicken, um einen gestohlenen Löffel zu finden und den Täter zu fassen. Aragorn, Rina und einige andere Wächter beratschlagten wie sie den Wächter nur wieder loswerden konnten.
"Wisst ihr, in dem Regelwerk für die Stadtwache gibt es einen Paragraphen, der leider verbietet, einen Rekruten ohne Grund herauszuwerfen. Er kann sich beim Patrizier beschweren, dann müssen wir ihn ausbilden!", erklärt Aragorn.
"Woher weist du das?", fragte Rina und schaute ihn verwundert an.
"Ich habs gelesen. Im Regelwerk, dass man bei der Vereidigung bekommt."
"Sowas liest du?"
"Ähh, ja"
"Du liest?", mischte sich Wächter Humph ein.
"Ja, ist das verwerflich?"
"Verwerflich? Ich glaube, dein Gedächtnis kommt wieder zurück!"
"Nein, ich erinnere mich an nichts."
"Nun zurück zum Thema, wir müssen einen Grund finden, Schnapper vom Dienst zu entbinden.", schlug CK Boschnigg vor.


--- Rina Lanfear ---

Rina überlege kurz und meinte dann: "Was ist, wenn er uns freiwillig verlassen will? Geht das laut Regelwerk?"
Aragorn zog die Stirn kraus und antwortete: "Nun ja, möglich wäre es. Aber wie schaffen wir es, dass Schnapper uns tatsächlich FREIWILLIG verlassen will?"
CK Boschnigg grinste und sagte: "Nun, ihr zwei werdet euch darum wohl kümmern müssen. Ich erwarte, dass uns der neue Rekrut schleunigst wieder verschwunden ist. Haben wir uns verstanden, Rekruten?"
Sowohl Aragorn als auch Rina erwiderten. "Ja, Sir."

Als CK Boschnigg wieder in sein Büro gegangen war, fragte Aragorn Rina: "Sag mal, wo ist eigentlich Humph hin? Der stand doch gerade noch bei uns."
Rina schmunzelte und erklärte: "Das wirst du auch noch kennen lernen. Er hat die Gabe, sich in Luft aufzulösen, sobald es Arbeit gibt."
Aragorn lachte und meinte: "Das kann ich verstehen. Schnapper aus der Wache zu vertreiben ist auch nicht gerade eine meiner Traumaufgaben. Hast du schon eine Idee, wie wir das anstellen sollen?"
"Nun, am besten nehmen wir ihn auf die nächste Patrouille mit. Vielleicht kriegt er bei einer richtigen Verfolgungsjagd soviel Angst, dass er freiwillig austritt."
"Einen Versuch ist es wohl wert. Fangen wir gleich damit an. Bei diesem Würstchengestank wird mir schlecht."

Die beiden Rekruten gingen zu ihrem neue Mitrekruten und lächelten. Rina begann: "Hallo Schnapper. Dein Ausbilder hat uns aufgetragen, dich auf die nächste Patrouille mitzunehmen. Wir wollten jetzt gerade gehen. Kommst du mit?"
Schnapper sah die Wächterin groß an und meinte: "Ich darf tatsächlich nochmal mit auf Streife gehen? Wirklich? Wartet kurz. Ich muss nur kurz noch etwas erledigen...."
Der Händler raste zu Azrael und überreichte ihm noch ein Würstchen, welches der Vampir sofort in seinem Mund stopfte. Dann erklärte er: "So, jetzt bin ich fertig. Von dem Vampir kassiere ich später."
Rina verdrehte die Augen und seufzte. Dann ging sie den beiden Wächtern nach, die es scheinbar nicht erwarten konnten, auf Streife zu gehen.

Glücklicherweise war auf den Strassen Ankh Morporks nicht allzu viel los. Die drei Wächter hatten es hauptsächlich mit Leuten zu tun, die sich über die plötzliche Stille am Hier-gibt-es-alles-Platz beschwerten. Rina und Aragorn wollten ihren Rundgang bereits unterbrechen, als sie plötzlich ein lautes Klirren hörten. Kurz danach schrie jemand. "Haltet den Dieb! Er hat mich unlizenziert bestohlen!"
Schnapper rief: "Das Gesetz ist bereits unterwegs. Bewahren sie Ruhe und kaufen sie eines meiner Würstchen." Anschließend stürmte er in die Strasse, aus der der Krach zu kommen schien.
Die beiden Rekruten sahen sich fassungslos einige Momente lang an und liefen dann ihrem Mitrekruten hinterher. Rina dachte bei sich, dass sie wohl einfach nur etwas warten müsste, bis sich Schnapper von selbst umbrachte. Leider wusste sie jedoch nicht, ob ihre Ausbilder von dieser Lösung des Problems so begeistert wären. Sie seufzte und versuchte, ihn möglichst schnell einzuholen, um noch das Schlimmste zu verhindern. Doch seltsamerweise war Schnapper um einiges schneller als sie. Die Rekrutin beschloss,
das dies wohl daran liegen musste, dass nicht alle seine Kunden bereit waren, auch für ihre erworbenen Gegenstände zu zahlen und es öfters zu Verfolgungsjagden kam. Vor sich hin murmelnd legte sie noch einmal etwas an Tempo zu und rannte in die Strasse.

Aragorn schaute verwirrt zu, wie Rina immer schneller wurde. Er hatte der Rekrutin gar nicht zugetraut, dass sie so schnell laufen konnte, wenn sie Schnapper hinterher jagte. Der Held schüttelte den Kopf und trabte den beiden hinterher.

Rina hörte bereits von weitem, wie Schnapper und der Dieb aufeinander prallten. Ihr neuer Wächterkollege schrie laut und deutlich: "Hab ich dich Bürschchen. Du wirst nie wieder...."
Als die Stimme verstummte, befürchtete die Wächterin bereits das schlimmste. Umso erstaunter war sie, als ihr wenig später Schnapper entgegenkam, der einen Jungen hinter sich herschleifte. Der Kleine bettelte: "Bitte, sperrt mich ein. Aber zwingt mich ja nicht, noch einmal eines dieser grässlichen Würstchen zu essen. Ich bin auch ganz anständig. Wirklich......"
Aragorn, der gerade angerannt kam, sah nur mehr den Rest dieser kurzen Szene. Deshalb konnte er nicht wirklich verstehen, warum Rina auf einmal zu Lachen begann.

Etwas später, die Wächterin hatte sich von ihrem Lachanfall mehr schlecht als recht erholt, erklärte sie dem verdutzten Wächter, dass sie den kleinen, den Schnapper gerade verhaftet hatte, schon vor einiger Zeit kennen gelernt hatte. Er hieß Willi Flinkfinger und war ein unlizenzierter Dieb, der an notorischer Kläpptomahnie litt, aber gleichzeitig nicht gut genug war, um in die Diebesgilde aufgenommen zu werden. Viele hatten bereits versucht, ihm das Stehlen abzugewöhnen, aber erst Schnapper mit seiner et
was außergewöhnlicheren Methode hatte es geschafft.

Die drei Wächter beschlossen, den Streifendienst zu beenden und wollten gerade zurück Richtung Kröselstrasse gehen, um Willi dort abliefern, als Schnapper abrupt stehenblieb. Rina sah ihn zweifelnd an und fragte: "Was ist den los? Wir wollten doch gerade gehen..."
Der Händler schloss die Augen, roch kurz und erklärte dann: "Da hat mir wer mein Rezept für die Würstchen geklaut. Ich rieche sie ganz deutlich. Sie werden gerade .....verkauft??....Nein, nicht mit mir...Haltet den Würstchendieb!"
Die beiden Wächter konnten kaum glauben, was sie sahen: Schnapper hatte ein Würstchen aus seiner Tasche gezogen, wirbelte es in der Luft herum, rief: "Kampf dem Würstchenklau!" und lief davon.

Rina sah Aragorn an, der wiederum seinerseits Rina ansah. Dann sahen beide Willi an. Rina erklärte dem kleinen Straßendieb: "Wir müssen dich leider alleine zur Wache schicken. Den Weg kennst du ja bereits. Wenn du dort nicht ankommst, werde ich Schnapper erzählen, er soll noch ein paar Würstchen in dich hineinstopfen. Hast du das verstanden?"
Der Kleine nickte nur furchtsam und rannte Richtung Wache.
Aragorn fragte: "Dürfen wir ihm überhaupt drohen? Ich glaube, gelesen zu haben, dass....."
Die Wächterin zuckte mit den Achseln und erwiderte: "Mir egal. Wir sollten jetzt lieber Schnapper verfolgen. Wer weiß, was er heute noch alles anstellt. Ich glaube, ich beantrage demnächst einen längeren Urlaub."
"Soweit ich weiß, hat ein Rekrut noch keinen Urlaubsanspruch..."
"Na und? Komm jetzt."

Während die beiden Wächter über Urlaubsansprüche stritten, verfolgte Schnapper noch immer den Würstchengeruch. Seine Nase führte ihn durch dunkle Hinterhöfe, über ein paar Dächer und in ein Haus. Als er sich durch ein paar Zimmer gerochen hatte, entdeckte er, dass der Geruch aus einem Zimmer zu kommen schien, dessen Tür nur angelehnt war. Der Rekrut straffte alle seine Muskeln, schwang sein Würstchen bedrohlich und stürmte in das Zimmer.

Die beiden Wächter, die noch immer Schnapper verfolgten, hörten plötzlich einen spitzen Schrei. Er schien aus einem der umstehenden Häuser zu kommen. Beide liefen los.

T.M.S.I.D.R. Schnapper, seines Zeichens neuester Rekrut der Stadtwache Ankh Morporks, stürmte in das Badezimmer und blieb verwundert stehen, als ein spitzer Schrei ertönte. Vor ihm saß eine Frau in einem Badezuber und schrie laut um Hilfe. Der Rekrut grinste schief, erinnerte sich an das Würstchen in seiner Hand und fragte: "Guten Tag. Möchten sie vielleicht ein Würstchen kaufen?"
Die Frau hörte auf zu schreien und sah ihn nur noch fassungslos an. Doch in genau diesem Moment roch Schnapper den Würstchengeruch wieder. Er murmelte ein hastiges: "Melden sie sich bei der Stadtwache, wenn sie ein Würstchen wollen." und kletterte aus dem Fenster.

Kurz nachdem der Wächter aus dem Fenster geklettert war, stürmten Rina und Aragorn in das Badezimmer. Aragorn drehte sich anstandshalber um und bekam rote Ohren[3], während Rina fragte: "Wo ist er hin?"
Die Frau deutete auf das Fenster und meinte: "Mit seinem Würstchen da raus."
Rina bedankte sich freundlich und zog Aragorn mit sich, der eindeutig ein Problem hatte, mit geschlossenen Augen aus dem Fenster zu klettern.


--- Aragorn ---

Schnapper erreichte ein darunter liegendes Dach. Dieses zeichnete sich folgendermaßen aus: Es war glitschig und verfügte, was sehr modern war, über einen Balkon. Aus dem Schornstein dampfte es kräftig. Ohne nachzudenken stürmte der Händler auf den qualmenden Schlot zu, um hineinzuschauen.
"Ihr verdam...!", schrie er dabei, rutschte natürlich auf dem glitschigen Dach aus und glitt das Dach herunter.
Glücklicherweise konnte er sich an der Dachrinne festhalten, bevor er in die Tiefe fiel.
"Hallo.", begrüßte ihn jemand, der neben ihm an der Dachrinne saß.
"Ähhh...", versuchte Schnapper mitzuteilen.
"Sie sind der erste der mich besuchen kommt. Wissen sie...", freute sich der Wasserspeier.
"Ich kann mich nicht mehr halten!", warf Schnapper ein.
"Ja und?"
"Nun als Mensch ist es tödlich, aus dem zweiten Stock zu fallen."
"Das sind doch nur knapp zwei Fuß."
"Nur zwei Fuß?", fragte Schnapper, der bis jetzt viel zu beschäftigt war um nach unten zu schauen.
"Oh ein Balkon...", fügte er erstaunt hinzu und lies sich fallen.

"Ich sehe ihn nicht mehr.", bemerkte Aragorn.
"Ja ich auch nicht."
"Vielleicht ist er abgerutscht."
"Ja wir sollten auf der Straße nachsehen.", bestätigte Rina und kletterte wieder zum Fenster.

"Da ist Schnapper.", rief eine Gestalt aus dem Gebäude und deutet auf Schnapper.
"Er kam vom Dach!", bemerkte ein andere.
"Und er ist....Wächter?", fügte eine dritte, erstaunte Gestalt hinzu.
Schnapper sprang auf.
"Ganz Recht und ihr habt mein Rezept geklaut!", schrie sie Schnapper an.
Er schmiss das Würstchen, welches er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Es gelang ihm einen der Diebe zu verfehlen. Das Würstchen rauschte an diesem vorbei und flog aus dem Fenster. Unten klatschte es einem Passanten in eine Schüssel mit Suppe. Damit war Schnapper maßgeblich an der Erfindung von Kartoffelsuppe mit Würstchen beteiligt. Doch leider wusste das keiner.
"Dein Rezept?", fragte die eine Gestalt, die, wie sich jetzt herausstellte eine Frau war.
Schnapper schaute sich im Zimmer um. Auf einigen Regalen standen einige Flaschen mit wie er dachte Wasser darin. Die Flaschen waren seltsam beschriftet, mit Zahlen. In der Mitte des Raums stand ein Tisch mit vielen kleinen, beschrifteten Tuben und ein Gefäß in das die drei Frauen den Inhalt der Tuben mixten.
"Uns ist gerade einen Durchbruch in der Verbrechensbekämpfung gelungen und uns wird Diebstahl unterstellt!", verkündete eine der Frauen.
"Das Parfüm 123 wird jeden echten Morporkianer in die Flucht schlagen!", fügte eine andere stolz hinzu.
"Oh", ließ Schnapper kleinlaut vermerken: "Und ihr habt nicht das Rezept für meine Würstchen geklaut?"
"Eine bodenlose Unverschämtheit, solch eine Unterstellung!", regte sich die dritte Frau von links auf. "Ich werde mich bei der Wache beschweren!"


--- Rina Lanfear ---

Genau diesen Moment nutzen Aragorn und Rina, um in das Zimmer zu platzen. Rina erfasste blitzschnell die Situation, die wohl recht eindeutig war[4] und rief: "Sehr schön. Wie ich sehe, haben sie unseren Kollegen gefunden. Er wird dringend in der Wache benötigt. Auf Wiedersehen meine Damen."
Mit diesen Worten schnappte sie sich Schnapper und schleifte ihn aus dem Haus. Der neue Mitrekrut fragte: "Was ist denn so dringendes passiert? Ich wollte den Damen grad meine Würstchen verkaufen..."
Rina antwortete: "Azrael will noch ein Würstchen."
"Ach wenn das so ist....... auf zur Wache!"
Aragorn flüsterte Rina zu: "Bist du da absolut sicher?"
Die Wächterin antwortete: "Und wenn ich es ihm selber bezahlen muss. Aber ich halte Schnapper einfach nicht länger aus. Wir brauchen dringen eine gute Idee."
"Seh ich auch so. Doch woher sollen wir die schon wieder nehmen?"

In den nächsten Tagen erreichten immer mehr Beschwerden das Wachhaus. Schnapper hatte es geschafft, einen lizenzierten Dieb bei der Ausübung seiner Tätigkeit zu stören, einen Narren zu beleidigen, der gerade für einen neuen Witz probte, sowie sich mit einem hungrigen Vampir anzulegen. Rina und Aragorn standen wieder einmal vor CK Boschnigg, der inzwischen äußerst übel gelaunt war.
"Warum schafft ihr beiden es einfach nicht, ihn loszuwerden? Das kann doch nicht so schwer sein."
Rina seufzte und antwortete: "Wir haben fast alles ausprobiert. Schnapper liebt Verfolgungsjagden und Gefahr, doch auch wenn wir ihn vor einen Aktenberg setzten, freut er sich über die Abwechslung. Ich habe noch nie einen Wächter wie ihn gesehen."
"Ja, weil es auch nicht so schnell wieder so einen Wächter wie ihn geben wird. Die Beschwerden häufen sich. Immer mehr Leute wollen ihn lynchen. Wie macht sich das denn?"
Aragorn schaltete sich ein: "Ich habe leider auch noch nichts in den Statuten gelesen, was auf einen Ausschließungsgrund hinweisen könnte."
Der CK schrie: "Ihr sollt mir nicht sagen, was ihr nicht gefunden habt, sondern ihr sollt das Problem beseitigen. Seht zu, dass das möglichst schnell geschieht."

Die beiden Wächter verließen mit hängenden Köpfen das Büro. Aragorn meinte zu Rina: "Eigentlich seltsam, dass die Konkurrenz es bis jetzt nicht geschafft hat, Schnapper aus dem Geschäft zu drängen."
Rina horchte auf und meinte: "Konkurrenz? Ja...das könnte gehen...... du bist ein Schatz!"
Dann rannte die Rekrutin davon. Aragorn sah ihr hinterher, schüttelte den Kopf und murmelte: "Jetzt ist sie vollkommen übergeschnappt."

Rina rannte durch die Strassen Ankh Morporks und suchte einen kleinen Laden. Sie hatte endlich eine Idee, wie sie den ungeliebten Rekruten loswerden konnte. Doch dazu brauchte sie Hilfe von einem gewissen Händler. Sie wusste auch schon ungefähr, wo sie ihn finden konnte.

Achmed Damit-unterbiete-ich-Schnapper schaute interessiert auf, als eine junge Rekrutin seinen Laden betrat. Er begann: "Was darf es denn sein? Ich hätte hier echt antike Halsketten. Nur 5 AM $ pro Stück. Oder sind sie eher an einem schönen Geschenk für ihren Liebsten interessiert? Ich hätte da einen Ring, der ihm sicher gefallen wird. Es ist eine neue Metallkombination, die auch Werwölfen keinerlei Probleme bereiten. Für nur 7 AM $ sind wir im Geschäft...."
Rina seufzte und erwiderte: "Eigentlich wollte ich dir nur etwas vorschlagen..."
Der Händler sah sie empört an und meinte: "Kein Handel? Dann verlass meinen Laden. Du vertreibst mir sonst noch alle Kunden."
Die Wächterin verdrehte die Augen und meinte: "Also gut, die Halskette. Aber 5 AM $ sind zuviel. Du bekommst von mir höchstens einen halben.."
"Einen halben? Das ist viel zu wenig. Sie ist echt antik. Ich habe sie von einer alten Dame, die geschworen hat, dass sie aus ihrem Familienerbe stammt. Sie musste sie aus Liquiditätsproblemen veräußern."
"Gut, dann kauf ich sie dir für einen Dollar ab, aber nicht mehr. Hab ich schon erzählt, das Schnapper der Wache beigetreten ist?"
"Einen? Ich verkaufe sie dir um 4, das ist ein echtes Angebot. Was sollte mich Schnappers Beitritt eigentlich interessieren?"
"Eineinhalb. Er meinte, so kann er die Zielgruppe besser ansprechen und mehr verkaufen."
"Zwei. Dieser räudige Hund. Wir haben ausgemacht, das wir bei Menschenaufläufen beide etwas verdienen. Er hat mir nicht einmal Bescheid gegeben."
"Eindreiviertel. Wir dachten, du wüsstest das. Du kannst übrigens auch eintreten, wenn du willst."
"Abgemacht, Eindreiviertel. Wo kann ich mich freiwillig melden?"

Etwas später spazierte Rina mit Achmed im Schlepptau fröhlich lächelnd durch die Strassen. Der Händler hatte nur noch kurz seinem Laden geschlossen und folgte dann der Rekrutin. Unterwegs schimpfte er die ganze Zeit über "diesen räudigen Sohn eines Hundes, der nicht einmal genug Anstand im Leib hat, einen ebenbürtigen Konkurrenten zu akzeptieren". Der Wächterin war diese Schimpftirade eigentlich relativ egal. Sie war nur froh, endlich eine Lösung für das Schnapper-Problem gefunden zu haben.

Im Wachhaus Kröselstraße ging es zwischenzeitlich wieder einmal drunter und drüber. Irgendjemand hatte die Aktenschränke nicht ordnungsgemäß abgeschlossen und Schnapper hatte genau diesen Umstand ausgenutzt, um "ein bisschen mehr Ordnung und Effiziänz in das derzeitige System zu bringen". Die Hälfte der Rekruten war nun damit beschäftigt, die losen Blätter wieder in eine einheitliche Reihenfolge zu bringen, während die andere Hälfte alles nur menschen-, troll und wasauchimmer-mögliche unternahm, um Schnap
per vor den wutentbrannten Ausbildern zu schützen. Schließlich gab es so etwas wie einen inoffiziellen Rekruteneid, der besagte, dass alle Rekruten zusammenzuhalten hatten[5].
Aragorn saß irgendwie zwischen allen Stühlen. Er hatte zwar den Auftrag bekommen, auf Schnapper aufzupassen, konnte aber das Chaos nicht schon im Vorfeld verhindern, da er nebenbei auch noch damit beschäftigt war, etwaige Beschwerden aufzunehmen und die Leute zu beruhigen. Gerade eben versuchte er, Schnapper aus der Wache zu schmuggeln, ohne mit CK Boschnigg oder einem der anderen Ausbilder zusammenzustoßen. Der Händler machte es ihm aber nicht wirklich leicht, denn er rannte immer wieder hier und dorthin
und verkaufte seine Würstchen, die seit neuestem in Rekrutenkreisen die Bezeichnung "Schlagstockersatz" trugen. Aragorn riss schlussendlich der Geduldsfaden. Er packte Schnapper am Kragen, erklärte barsch: "Wir gehen auf Streife...." und zog den verblüfften Rekruten zur Wachhaustüre hinaus.

Rina, die noch immer mit Achmed im Schlepptau unterwegs war, erreichte inzwischen das Wachhaus. Die Wächterin sah, wie eine ihr wohlbekannte Gestalt eine etwas kleinere aus der Wache schleifte. Sie seufzte und überlegte, was Schnapper wohl diesmal angestellt hatte. Normalerweise war es eigentlich nicht üblich, dass Aragorn so überreagierte und irgendwen einfach hinter sich herschleifte. Kopfschüttelnd ging sie näher an die beiden heran.

Schnapper sah Achmed. Achmed sah Schnapper. Die beiden Konkurrenten blickten sich kurz fassungslos an. Dann befreite sich Schnapper von Aragorn, fuchtelte mit seinen Händen herum und schrie: "Was willst du denn hier?"
"Was ich hier will? Das sollte ich wohl eher dich fragen! Es war ausgemacht, dass wir bei Menschenaufläufen beide verdienen!"
"Diese Einkommensquelle hab ich ganz alleine entdeckt! Verschwinde hier!"
"Ich denk ja nicht einmal im Traum daran! Ich trete auch der Wache bei! Dann werden wir ja sehen, wer der bessere Verkäufer ist!"
"Das wagst du doch gar nicht! Ich war schon immer besser als du! Was soll es da noch zu sehen geben?"
"Du und besser? Das ich nicht lache! Ich habe erst vor kurzem eine Halskette verkauft! Um eindreiviertel Ankh Morpork Dollar! Wert war sie 5 Cent! Wer ist hier der bessere Verkäufer?"
"Wen hast du denn da schon wieder über den Tisch gezogen? Ich bin so ehrlich und anständig und betrüge meine Kunden nicht! Ich treibe mich selbst in den Ruin mit meinen Preisen!"
"Das glaubst du doch selbst nicht! Zufällig weiß ich, was deine Würstchen im Großhandel kosten! Du verkaufst sie völlig überteuert!"
"Das kannst du nicht beweisen!"
"Oh doch, das kann ich!"
"Du...du... Kameltreiber!"
"Beutelschneider!"
"Was? Beutelschneider? Na warte, du dahergelaufener......... "

Rina und Aragorn standen neben den zweien und sahen amüsiert zu, wie sich eine unterhaltsame Prügelei entwickelte. Schnapper hatte gerade Achmed gepackt und verpasste ihm einen Fausthieb, während Achmed seinerseits Schnapper mit aller Kraft auf den Fuß trat. Der Kampf hatte unterdessen auch schon ein paar Schaulustige angezogen, die applaudierten, sobald einer der beiden Händler im Vorteil war. Als Schnapper gerade versuchte, Achmed mittels einer gewagten Sprungkickattacke außer Gefecht zu setzen, trat La
vaelous aus der Wache. Entsetzt sah er, wie sich "sein" Rekrut, dessen Aufnahme er inzwischen zutiefst bedauerte, mit einem Mann auf offener Strasse prügelte. Er trat zu den beiden Wächtern, die etwas abseits des Geschehens standen und fragte: "Sollte ich das jetzt verstehen?"
Rina lächelte und erklärte: "Rekrut Schnapper prügelt sich mit Rekrut Achmed, Sir!"
Der Ausbilder sah die Rekrutin verblüffte an und fragte: "Rekrut Achmed?"
"Ja, Sir. Er hat erst vor einer Stunde um Aufnahme in die Wache angesucht und den Wunsch geäußert, mit seinem Partner Schnapper auf Streife zu gehen. Sie streiten sich gerade darüber, wer mehr von dieser Idee angetan ist."
Aragorn fragte erstaunt: "Wann......" doch Rina trat ihm, wieder einmal, heftig auf die Zehen und sagte geschwind: "....dürfen die beiden mit ihrem Patrouillengang beginnen, das wolltest du doch fragen, Ara..."
Der Wächter nickte mechanisch und hielt sich seinen schmerzenden Fuß.
Lavaelous runzelte zwar die Stirn, ersparte sich aber weitere Fragen und meinte stattdessen: "Sie können sofort damit beginnen, sobald sie mit der Prügelei aufhören. Das ist unter der Würde der Wache."
Rina grinste, griff sich den gerade an ihr vorbeilaufenden Achmed und rief: "So, die Vorstellung ist beendet, meine Damen und Herren. Wenn sie jetzt bitte weitergehen. Danke schön. Freiwillige Spenden sind bitte im Wachhaus abzugeben."
Die Menschenansammlung löste sich sehr schnell auf und zurück blieben nur Schnapper, Achmed, Lavaelous, Aragorn und Rina. Der Ausbilder baute sich vor den zwei Streithähnen auf und meinte: "Es ist ja schön, dass ihr beide so voneinander begeistert seid, aber ab jetzt gibt es keine Prügeleien mehr im Dienst. Ihr werdet jetzt gemeinsam auf Streife gehen."
Achmed und Schnapper sahen Lavaelous entgeistert an und meinte gleichzeitig: "Mit ihm?"
Der Ausbilder nickte und fragte gefährlich leise: "Irgendwelche Einwände? Ihr werdet miteinander noch einiges an Zeit verbringen. Ich habe euch gerade so eingeteilt, dass ihr bis zum Ende eurer Rekrutenlaufbahn gemeinsam Dienst tut."
Die beiden Händler stöhnten auf. Dann sahen sie sich kurz an und fragten, wie aus einem Mund: "Was muss ich tun, um wieder auszutreten?"

Eine Stunde später standen Rina und Aragorn wieder einmal in CK Boschniggs Büro. Der Vampir war diesmal jedoch weitaus besser gelaunt und erklärte: "Wie ich sehe, habt ihr beide es doch noch geschafft, Schnapper aus der Wache zu vertreiben. Auch wenn ich die Methode nicht unbedingt billige....." Bei diesen Worten hielt er kurz inne und warf Rina einen durchdringenden Blick zu. Dann fuhr er fort: "....muss doch das Endergebnis lobend erwähnt werden. Weiter so, Rekruten."
Als sich die beiden Wächter bereits wieder auf den Weg aus dem Büro machten, rief er ihnen nach: "Heute Abend findet eine kleine Feier im Eimer statt. Ihr seid auch herzlichst dazu eingeladen."
Aragorn und Rina warfen sich einen kurzen Blick zu und grinsten dann beide.


"Ihr habt Schnapper aus der Wache vertrieben, indem ihr Achmed zum Rekruten gemacht habt? Das ist die seltsamste Geschichte, die ich je gehört habe."
Rina nickte und sagte: "Da hast du vermutlich recht." Dann sah die Wächterin hektisch auf ihre Armbanduhr und rief: "Oh verdammt, ich bin schon viel zu lange hier! Ara, ich muss gehen. Ciao!"
Aragorn sah der sich rasch entfernenden Wächterin hinterher und wandte sich dann wieder dem Dieb zu, der noch immer bei seinen Füßen saß. Er seufzte und meinte: "Du kommst jetzt einmal auf die Wache mit. Warum hast du überhaupt das Würstchen gestohlen?"
"Nun ja, ich wollte zumindest einen Teil von ihnen unschädlich machen."
Der Wächter runzelte die Stirn und meinte dann: "Gute Idee. Ich werde auf Strafminderung plädieren."
Dann schleppte er den verdutzten Dieb in die Wache.

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[1] Wie wir alle wissen hat sie ein ungeheuren Schlafbedarf.

[2] Außer Aragorn. Er kannte T.M.I.D.R. Schnapper nicht.

[3] Obwohl er kein Gedächtnis mehr besaß, sagte ihm irgendein innerer Instinkt, dass es wohl unschicklich wäre, hinzusehen.

[4] Es gab nun einmal nicht viele Interpretationen, wenn Schnapper mitten in einem Raum voller Frauen stand, die ihn wütend anschauten, während er betreten auf den Boden blickte.

[5] Auch wenn einige der Rekruten gerade überlegten, ob es wohl möglich wäre, aufgrund der neuesten Entwicklungen diesen Eid nur mehr auf bestimmte Personen zu beschränken oder eine gewisse Ausschlussklausel für Händler einzufügen.