Der Orden vom weißen Stier

Bisher hat keiner bewertet.

von Oberfeldwebel Cim Bürstenkinn (SEALS)
Online seit 21. 03. 2006
PDF-Version

 Außerdem kommen vor: Damien G. BleichtWaldemar von SilberfangRea Dubiata

Auf einem Anwesen vor den Toren der Stadt hat ein omnischer Orden Einzug gehalten. Jugendliche beginnen zu verschwinden. Ist die Wache trotz Umzug im eigenen Haus in der Lage etwas zu unternehmen? Sollte es nicht überhaupt "des Stieres" heißen?

Dafür vergebene Note: 12

"Stellt es dort drüben hin, aber vorsichtig! Du könntest Dich auch mal rasieren!"
Die Rekruten Waldemar von Silberfang und Haken Phlegmatsch stellten die schwere Eichenholz-Übersiedlungskiste mit der Aufschrift "SEALS-Bürstenkinn Zerbrechlich" auf den Boden, während Cim Bürstenkinn bereits damit begonnen hatte die anderen auszupacken. Schnaufend machten sich die beiden wieder auf den Weg in den zweiten Stock wo in einem Raum mit der Aufschrift "SEALS-Übungsraum" die Habseligkeiten aller Wächter dieser Abteilung untergebracht waren.
Im Raum selbst herrschte Chaos, und wer immer die Kisten und Gegenstände eingeräumt hatte wusste wohl, dass jemand anderer die ehrenvolle Aufgabe übernehmen würde sie wieder herauszutragen.
"Mann, wieso mussten wir unbedingt SEALS ziehen", jammerte der junge Mann mit dem Stoppelbart, der neben dem Zwerg riesenhaft wirkte. Tatsächlich hatte es einen großen Hut gegeben und jeder Rekrut "durfte" ziehen welche Abteilung er unterstützen musste.
Haken sah gelangweilt aus seinem bärtigen Gesicht, und es war nicht klar ob es wegen der langweiligen Tätigkeit, oder dem rastlosen Gemeckere des Werwolfs war.
"Die Übersiedlung muss halt sein.", stellte er pragmatisch fest, "Ich helfe gerne!".
Die Gefasstheit des ruhigen Kollege machte Silberfang nicht gerade entspannter, und er hätte am liebsten laut geheult. Endlich waren sie im als Lager dienenden Übungsraum angekommen, und stellten erleichtert fest, dass nun bereits die letzte der riesigen Kisten dran war. Der Rest bestand aus Zimmerpflanzen, Bildern und leichtem Mobiliar. Es gab Licht am Ende des Tunnels!
Ein Troll mit beinahe pedantisch gepflegten Flechten am Kopf sah durch die Tür herein, und sagte in schönster Grammatik "He Rasenschmuck! Andere Kisten von SEALS noch in RUM - Raum stehen. Nicht vergessen!" Kurz zuckte der Bart des Zwerges, aber dann zuckte er mit den Schultern und machte sich ans Werk.
"Glaubst Du, das Zeug ist wenigstens wichtig?", fragte Waldemar der einen Lederstuhl trug während Haken ganz seinem Gefühl vertrauend hinter der Schachtel verschwand die er trug .
"Das kann ich dir nicht sagen, Waldi. Aber ich nehme an die Sachen von den hohen Tieren sind allesamt wichtig!" Schnaufend stellte er die Kiste unsanft auf den Boden in Bürstenkinns Büro und wurde prompt mit einem Klirren belohnt.
Erschrocken sah er zu dem auf dem roten Teppich sitzenden Oberfeldwebel dessen Kopf sich ihm mit weit geöffneten Augen zu wandte. Er ließ die Ikonographien die er gerade noch sortiert hatte fallen und richtete sich auf. Unwillkürlich ging Haken einen Schritt rückwärts und warf den immer noch Sessel haltenden Waldemar mit samt seiner Last um. "Sir ich...", fing Haken unsicher an.
"Weißt Du überhaupt was in dieser Kiste ist?", fragte Cim in einem gefährlichen Ton.
"Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie unersetzlich jeder einzelne dieser klatschianischen Pokale war? Ich erhielt sie vom Scheich von Betrek, als Dank weil ich sein Leben gerettet habe. Zwei seiner Diener sind beim Transport nach Ankh-Morpork gestorben."
"Was", er hielt den Zeigefinger der rechten Hand direkt vor die dicke Nase des Zwerges, "glaubst Du wird der Scheich, was die Hinterbliebenen der gestorbenen Diener dazu sagen, dass ein ungeschickter Zwerg sie nun zerbrochen hat?"
"Sir!", Phlegmatsch verlor langsam die Ruhe.
"Geh mir aus den Augen, und gib auf die anderen Sachen etwas besser acht. Sonst schicke ich Dich nach Klatsch, um diese Frage den Betroffenen selbst zu stellen!"
Waldemar hatte unterdessen den Stuhl leise abgestellt, und war wieder gegangen. Haken eilte ihm nach - vorbei an Damien G. Bleicht der grinsend in der Tür stand, und Cim zusah wie er den Deckel der betroffenen Kiste öffnete.
"Ich wusste gar nicht, dass Du in Betrek gewesen bist, oh heldenhafter Lebensretter!"
Cim sah in finster an. "Ach was in der Kiste waren schon vorher nur Scherben. Meine alter Getränkeschrank hat den Abbau nicht wirklich gut überlebt. Aber ich glaube der Zwerg wird wohl jetzt etwas besser auf die Sachen acht geben. Wo ist Betrek überhaupt?"
Er ignorierte die Kiste und suchte auf der Weltkarte rechts von seinem Schreibtisch nach der Enklave Betrek .
"Hast Du ein paar Minuten Zeit für Ama und mich? Wir wollen Dir nur den Status zu den Untersuchungen bezüglich der omnischen Sekte geben."
Abwesend nickte der SEALS-Abteilungsleiter "Hier ist Wiewunderland, die Sonnenberge, das ist ein tolles Gebirge!" Damien war gegangen, und Cim gab es auf zu suchen.
Wie war er nur auf Betrek gekommen? Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Ein Stück südöstlich von seinem Heimatort in Omnien lag Betrek [1], ein unauffälliger Landstrich ( in dem es sicher keinen Scheich gab) und das bereits mehrfach von den Omniern eingenommen worden und dann in blutigen Bürgerkriegen wieder befreit und wieder eingenommen wurde.
Das brachte Cim zu dem Brief zurück den er vor ein paar Tagen erhalten hatte und bisher noch nicht zu öffnen gewagt hatte.
Er warf einen kritischen Blick auf seinen Schreibtisch. Es war unglaublich wie schnell sich hier sofort wieder Unordnung ansammelte. Dennoch leuchtete das blütenweiße Papier unter den vergilbten Memos und Missionsberichten deutlich hervor.
Er nahm sich ein Herz und den Brief in die Hand als es hinter ihm fröhlich "Da sind wir" hieß.
Der Brief fiel zurück auf den Papierhaufen, und Cim lehnte sich abwartend an den Rand des Schreibtisches. Damien und die Gnomin Amalarie machten es sich auf der Couch gemütlich, die an dem Raumteiler angerückt stand. "Bisher gibt es 12 Beschwerden von Eltern. Alle in den letzten 3 Wochen eingelangt.", begann Damien.
"Bis auf zwei Paare kennen sich die Leute offenbar gegenseitig nicht, aber alle beklagen, dass ihre Kinder -allesamt Teenager zwischen 13 und 18 Jahren- nach einem Kontakt mit dem "Stier" seltsam geworden sind, und schließlich mit einem sehr eigenartigen Abschiedsbrief völlig verschwanden. " ergänzte Amalarie.
"Der Orden vom weißen Stier", nahm Damien den Faden wieder auf, "ist der Name der Gruppe. Sie vertreten den Standpunkt, dass jegliche Gottesanbetung neben Om Blasphemie darstellt, sind für die Abschaffung der in Omnien gepflegten konstitutionellen Religion und predigen die Weltherrschaft durch Wirtschaft und Waffe."
"Wow", sagte Cim ehrlich verblüfft -nicht zuletzt wegen des privaten Bezuges den er zu Omnien hatte. "Habt ihr ihnen schon einen Besuch abgestattet?"
Beide schüttelten den Kopf, "Wir wollten uns zuerst mal das ok von Dir holen, und fragen ob wir vielleicht noch andere Abteilungen einbinden sollten."
Der Abteilungsleiter zog die Augenbraue [2] hoch und fragte nur : "Seid ihr einsam? Oder braucht ihr jemand der Euch Mut zuspricht?"
Damien hob abwehrend die Hände "Schon gut, schon gut!"
"Wenn ihr Unterstützung braucht nehmt euch die Hexe mit, oder noch viel besser: Will Passdochauf verteilt seit Jahren ihre OM-Broschüren. Schickt sie rein, und lasst sie mal Informationen sammeln.
Sie hat auch das passende Alter wie es scheint. "
Damien und Ama waren nicht ganz zufrieden damit, aber es war eine relativ deutliche Anweisung.
"Sehr gut, dann kann ich jetzt ja meine Erinnerungen auspacken! Über der Couch will ich das Zeug aufhängen, damit es jeder sieht der dabei war." Stolz zog er ein kleines Stück verkohlten Teppich aus einer Kiste. "Seht ihr das? An meinem ersten Tag in der Wache, haben wir diesen fliegenden Teppich bekommen, und in Klatsch hat er mir und den anderen der Einsatztruppe mehrfach das Leben...."
Damien und Amalarie waren aufgestanden, haben gewunken anstelle zu salutieren.
"Eins noch", die beiden hielten inne, "würde man nicht eher Der Orden des weißen Stieres sagen?".
"Bis bald, Cim" und sie gingen direkt in das Zimmer vis a vis , in dem Will und Anette üblicherweise saßen. Durch das winzige Fenster drang viel zu wenig Licht vom Innenhof in das Büro und dementsprechend düster war es hier. Damien konnte ein Lied davon singen, denn sein und Yogis Büro war fast ident nur noch ein Stück kleiner. Die Kommex war nicht da, und Anette erklärte ihnen singend, dass sie gerade bei den Tauben war.

"EIN TAUBENSCHLAG IM ERDGESCHOSS! WEM IST DIESE IDEE WOHL EINGEFALLEN?" Will, die zurückhaltende, schüchterne ruhige und besonnene Will brüllte wie ein Marktweib während die Tauben verunsichert herum flatterten und nicht wussten wie ihnen geschah.
"Hallo Will!", grüßte Damien den sofort ein Blick traf der einen an weniger Kummer gewöhnten Menschen als der Szenekenner einer war, umgeworfen hätte.
"Was wollt ihr? Ich hab keine Zeit. Muss Tauben auf das blödsinnige Erdgeschoß umschulen."
"Es gibt da eine Sache für die wir Deine Hilfe brauchen würden. Konkret geht es um was religiöses."
Die Kommunikationsexpertin hörte sich geduldig an, was von ihr erwartet wurde, und sowohl Ama als auch Damien betonten immer wieder, dass es Cims Idee gewesen war.
Schließlich sagte sie, "Wenn hier Unrecht unter dem Deckmantel Gottes getrieben wird, müssen wir etwas unternehmen.
Will [3] meinte das aus voller Überzeugung.
Sie sperrte (nur noch wenig fluchend) die Tauben in ihre Käfige und wischte ihre Hände an der Uniform ab.
"Gehen wir also zum Orden des weißen Stieres!"
"Siehst Du!", flüsterte Ama Damien bedeutungsvoll zu.
"Du brauchst eigentlich gar keine Details zu wissen. Hintergrund ist, dass sich viele Eltern beschwert haben, dass ihre Kinder in dieser Sekte verschwunden sind. Wir versuchen herauszufinden was da drinnen passiert, und bräuchten jemand der uns Informationen verschafft!", erklärte Amalarie die mittlerweile auf die Schulter der Kommex geklettert war.
Will nickte düster. Sie hatte sich in den letzten Jahren schon einen Spass daraus gemacht, die Kollegen mit ihren Broschüren zu verfolgen, aber tief im Herzen war sie überzeugt, dass Om die einzig wahre Gottheit war, und der Glaube an ihn half (nach einer Weile) sogar über verschreckte Tauben hinweg. Sie hatten die Stadtmauern durch das "Geringste Tor" verlassen und standen nun vor einem relativ neuen Anwesen das wie viele andere in Greifweite der Stadt, aber mit besserer Luft und reinem Wasser erbaut worden war. Die letzten Jahre waren recht ruhige gewesen, wenn es um internationale Konflikte ging. Die letzte Belagerung durch ein ausländisches Heer, war wohl dreißig Jahre her und niemand plünderte die Häuser, steckte deren Bewohner auf lange Holzpflöcke und sorgte damit, dass die Stadt innerhalb ihrer leicht zu verteidigenden Mauern blieb.
Das Haus sah recht freundlich aus. Der Zaun rundherum war aus weißen Steinen und schwarzen Gitterstäben gebaut und über dem Eingang befand sich ein gemauerter Torbogen auf dem in goldenen Lettern "Orden vom weißen Stier" stand.. Dahinter lag eine Villa, deren Fassade zwar vergleichsweise schmucklos war, das riesige Gebäude aber strahlte im hellsten Kalkweiß und sah sehr gepflegt aus. Im Garten vor dem Haus arbeiteten Jugendliche in weißen Gewändern zufrieden am Rasen, der in einem perfekten Hellgrün satt leuchtete. In der Mitte der Wiese stand ein stolzer, muskulöser, weißer Stier der den Kopf aufrecht erhoben hatte. Das historische Zeichen von Om - neben Schwan und Adler wohlgemerkt.
"Also los geht's!", sagte Will zum Abschied, und öffnete das Tor ohne sich noch einmal umzusehen.
Hinter dem Eingang saß ein junger, blonder, sehr dunkelhäutiger Mann auf einer Bank und sah sie freundlich an.
"Willkommen beim Orden vom weißen Stier. Möge Oms Lächeln über dem Tag Deiner Ankunft stehen! Mein Name ist Benjamin", er stand auf und hielt ihr die Hände entgegen.
"...des Stieres...Hallo! Ich..", brachte Will zögernd hervor und reichte ihm ihre rechte Hand. "Ich bin Will!" Gemeinsam schritten sie über den mit weißen Steinen gepflasterten Weg zum Haus. Die Jugendlichen die sich im Garten aufhielten, und entweder den Rasen pflegten, oder die seitlich gelegenen Gemüsebeete versorgten lächelten sie freundlich an, und die Kommex war sich sicher, dass hier alle unter Drogen standen.
Plötzlich wurde sie starr, denn die junge Frau vor ihr, dunkle gelockte Haare, braune Augen, etwas größer als sie, war ihre Schwester Hano.
"Will? Du bist auch hier? Wie schön!"
Der Wächterin fehlten die Worte. Sie hatte ihre Schwester eine Weile nicht gesehen, was kein großes Wunder war. Immerhin war sie Diebin und hatte - wie sie immer bemüht war zu betonen - viel mehr Spass als ihre gesetzestreue Schwester. Noch dazu pflegte ihre Schwester dann zu arbeiten, wenn sie zu Hause war und umgekehrt.
Allerdings war sie nicht als besonders religiös [4] bekannt, also stellte sich die Frage: Was machte sie hier?
"Wir müssen uns dann noch unbedingt unterhalten. Bist Du immer noch Wächterin?"
Wills Führer legte beruhigend die Hand auf Hanos Schulter und sagte: "Wir gehen gerade zum Bischof. Hinterher habt ihr noch alle Zeit der Welt euch zu unterhalten!"
Will sah ihrer Schwester nach, die aufgeregt mit einer anderen , wie Hano weiß gekleideten, jungen Frau zu einem Gemüsebeet spazierte.

Sie gingen die Marmorstufen nach oben, Benjamin öffnete die riesige Eichentür und führte sie in einen langen Gang der durch ein großes Fenster über der Tür erhellte wurde, und an dessen Ende ein Stier an der Tür prangte. Vor der Tür standen zwei Wächter, ihrer Uniform nach zu urteilen Mitglieder der heiligen Legion, einer militärisch organisierten, Elite-Einheit in Omnien.
"Sei ohne Furcht, du wirst den Bischof lieben! Doch ich darf nicht weiter."
Ohne auf eine Antwort zu warten schloss er die Tür hinter sich, und Will stand alleine mit den Wächtern in dem Flur.
Langsam näherte sie sich dem anderen Ende, und selbst als sie schon neben den beiden Männern stand rührte sich keiner auch nur einen Millimeter.
"Ähm, ich denke ich sollte nun zum Bischof!", sagte sie und sah den beiden prüfend ins Gesicht. Keine Bewegung.
"Ja, das solltest Du mein Kind!" sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Will fuhr herum, und sah einen Mann, dessen Anblick ihr sofort die Nackenhaare aufstellte.
Er hatte kraftlos herab hängendes Haar, das fett an den bleichen Wangen klebte, kleine blaue Schweineaugen schienen sie von oben bis unten abzutasten und als er ihre Hand mit schwabbeligen, feuchten Fingern nahm lief ihr ein Schaudern über den Rücken. "Mein Name ist Benmore, und ich bin der Assistent des Bischof, und der Seneschall vom Orden des weißen Stiers!"
Auf einen Wink machten die Legionäre zwei große, laute Schritte zur Seite und die Tür öffnete sich.
"Seid ihr sicher, dass es vom Stier heißt?" , fragte Will während sie weiterging. Benmore gab ihr keine Antwort, und gleich vergaß sie die Frage wieder, denn sie fand sich in einem Raum wieder der vor prächtigen Gemälden, Statuen und Gold-verbrämten Büchern nur so strotzte. In der Mitte des Raumes stand ein erhöhter, beinahe schmuckloser Stuhl auf dem ein gütig drein blickender, alter Mann mit einem kurz gestutzten Bart saß. Er war in einen weißen Umhang mit goldenem Saum gekleidet, und das frei fallende Gewand gab ihm etwas mystisches und entrücktes. Eine geknüpfte Kordelschnur lag um die Taille des Bischofs und verlieh ihm Würde und Eleganz.
Er stand auf, nahm den langen Holzstab der am gelehnt hatte und öffnete beide Arme "Mein Kind, ich bin Bischof Harry Bay, und ich heiße Dich willkommen in unserem Haus! SCHLAF JETZT"
Der Boden bestand aus Myriaden von kleinen bunten Steinfliesen mit denen ein riesiger Stierkopf nachgebildet worden war von einem purpurroten Kreis umgeben war. Neben dem Tier waren auch noch die Symbole der sieben Philosophen abgebildet. Doch was war das achte da? Ein rotes V?
"Wie viele Finger sind das mein Kind?" fragte Harry zur Kontrolle noch einmal und hob prüfend ihr linkes Augenlid in die Höhe.
"Die ist hinüber! Bei Om ich liebe die Kordel von Cena! Kein Wunder, dass der Prophet damit die Aufmerksamkeit der Gläubigen gewinnen konnte."
Benmore zog eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an. "Trotzdem wird es langsam eng. Sie ist eine Wächterin! Wahrscheinlich haben sich ein paar der reichen Eltern beschwert, und wir werden überprüft. Wir müssen uns sehr genau überlegen was wir ihr zeigen, was wir sie sehen und hören lassen."
Nachdenklich paffte er einen Rauchring in die Luft. "Sagt man jetzt vom Stier, oder des Stieres...."
Harry Bay nickte ernst und ging unruhig hin und her. Ihm entging dabei der genervte Blick seines Assistenten der mit weit aufgerissenen Augen an seiner Zigarette saugte.
"Heute Abend ist dieser ehemalige Pater dran."
Benmore nickte. "Das wird ein großer Moment werden. Heute verurteilen wir ihn und morgen wird er dann aufgeknüpft, und es gibt wieder einen Ketzer weniger".
Der Bischof schüttelte unsicher den Kopf "Glaubst Du wirklich, dass es notwendig ist? Ich meine, er ist nicht mal religiös tätig in dieser Stadt. Er ist so was wie ein Unternehmensberater."
Der Seneschall ließ seine Zigarette auf den Boden fallen und trat sie aus. "Schlimm genug. Muss ich dich daran erinnern, dass der Erzpriester selber die Liquidation des Kerls befohlen hat? Willst du ihm widersprechen?"
Ein Schaudern ging durch den Körper des Weißhaarigen. Nur wenige konnten davon erzählen ihm widersprochen zu haben. "Du hast recht. Das Leben des Ketzers ist verwirkt. Doch zuerst dieses Mädchen hier...."


"...alles bestens! Es ist gar kein Wunder, dass die Kinder nicht mehr heim wollen. Die meisten haben Eltern die diese Bezeichnung nicht verdienen, mit einem Lebenswandel der kaum als Vorbild geeignet ist, oder die nur aufs Geld verdienen konzentriert sind. Harry der Bischof bietet ihnen ein Heim, eine Familie - er bietet ihnen Om. Cim, sogar meine Schwester ist dort, und ich überlege ernsthaft ob ich nicht den Wächterberuf an den Nagel hängen und ihrem Beispiel folgen sollte."
"Eine Frage noch Will, dann haben wir alles: Hattest Du das Gefühl, dass alles authentisch war, oder gibt es eine Chance, dass dir etwas vorgespielt wurde?"
Will schüttelte den Kopf. "Harry erhält seine Befehle direkt von einem der sechs Erzpriester in Kom. Er predigt das Evangelium von Vorbis dem achten Propheten Oms, und seine Worte sind schöner und verheißungsvoller als alles was du je gehört hast. Ganz Omnien ist im Wandel, und das Haus vom weißen Stier ist Teil davon. Niemand kann solche Lügen erzählen."
"Würde man nicht eher Haus des....." begannen Damien und Amalarie beinahe gleichzeitig, doch Cim hob eine zitternde Hand um sie verstummen zu lassen.
"Ich danke Dir Will, du kannst jetzt gehen. Wenn du möchtest kannst du dir ein paar Tage frei nehmen. Das Training der Tauben kann auch GRUND übernehmen."
Will dankte ihm stumm mit einem Nicken und verließ sein Büro.
"Was sollte das, Alter?", fragte Damien sofort als sie gegangen war, "Das stinkt doch zum Himmel!"
"Genau", sagte Amalarie aufstampfend, "wenn Du mich fragst hat die Gute einen Knall!"
"Die Ermittlung ist beendet. Uns liegen Fakten vor, dass dort nichts Besonderes ist, ich würde euch ersuchen wieder an die Arbeit zu gehen, und Verbrecher zu jagen - am besten dort wo es welche gibt. Zuvor schreibt ihr noch eine Zusammenfassung aus der hervorgeht, dass die Kinder einfach ihren Verhältnissen entfliehen wollten und völlig freiwillig in einer religiösen Organisation tätig sind und dort auch leben."
"..."
Ja, dem Szenekenner und der Gnomin fehlten die Worte. Es war nicht gerade typisch für Cim die Zeichen nicht zu sehen, wenn sie so deutlich waren wie hier.
"Wenn ich mich nicht deutlich ausgedrückt habe, tut es mir leid", fuhr der Oberfeldwebel fort, "RAUS HIER, SCHLIESST DIE AKTE, TUT ETWAS FÜR EUER GELD!"
Damien schnappte Ama, sah Cim böse an und rannte aus der Tür - und in Rea hinein.
"Was war denn hier los?", fragte die ehemalige Gerichtsmedizinerin, die ihre Vektor-Ausbildung nach wie vor nicht abgeschlossen hatte- was wohl nicht zuletzt am ausbildenden Wächter , Cim selbst lag.
"Cim spinnt!", fasste Damien etwas ungenau zusammen. "Er zwingt uns einen Fall zu schließen, obwohl es fast sicher ist, dass mindestens 12 Jugendliche gegen ihren Willen festgehalten werden."
Rea runzelte die Stirn.
"Wartet in meinem Büro auf mich, aber greift den Kessel nicht an!" Sie klopfte an die Tür ihres Vorgesetzten und betrat den Raum ohne auf ein "Herein" zu warten.
"Was zum...natürlich Du!" Cim faltete schnell das Papier über dem er gebrütet hatte zusammen und
steckte es in seine Uniformtasche.
"Kannst du mir erklären, warum du einen Fall schließen lässt, der weit davon entfernt ist gelöst zu sein?"
Cims Augen wurden schmal "Hetzt du jetzt die anderen gegen mich auf? Genügt es Dir nicht mehr ständig anderer Meinung zu sein?"
Rea schüttelte den Kopf, "So ein Unfug, aber eure Unterhaltung war ja nicht zu überhören. Na du wirst schon wissen was du tust." Sie sah sich im Büro des Abteilungsleiters um und noch zehn oder elf unausgepackte Kisten herumstehen. "Und? Kommst du voran?"
"Es geht", antwortete Cim eisig, "Willst du mir beim auspacken helfen, oder kann ich sonst etwas für dich tun?"
"Ich bin mir sicher Du wirst das schaffen!", damit winkte sie ihm zum Abschied und verließ das Zimmer.
Der Omnier entspannte sich und zog das Papier wieder aus der Tasche. Der Brief war versiegelt und zeigte einen Adler der über einer einer Kugel schwebte.


Herrn Cim Bürstenkinn, Ankh-Morpork

Cim brach das Siegel und begann zu lesen.


"Mein lieber Cousin,

heute ist ein großer Tag. Nicht nur weil es mir endlich gelungen ist Dich ausfindig zu machen sondern weil ich in ein paar Stunden zu einem der sechs Erzpriester Oms geweiht werde. Ich werde den Namen Bürstenkinn ablegen und dann Truman werden und als solcher direkt dem Zönobiarchen unterstehen.
In der Vergangenheit hatten wir ja unsere Differenzen, aber ich denke doch, dass es nun an der Zeit ist endlich Friede in die Familie einkehren zu lassen. Auch sind unsere Mütter ja nicht mehr die jüngsten, und sie verdienen es zu sehen was aus ihren Söhnen geworden ist.

In der Hoffnung in Bälde von Dir zu hören,

Dein Cousin Nem Bürstenkinn.


"Differenzen! Welch schönes Wort für die Welten die uns trennen!"
Ohne sich dagegen wehren zu können drängte sich eine Erinnerung aus Cims Kindheit in den Vordergrund, die typisch für so vieles war.....

Vor 20 Jahren: in Ahna ( kleines Dorf, drehwärts von Kom)

Cim saß mit seinem Cousin Nem und zwanzig weiteren Kindern in der Lesestunde der kleinen Schule. Es waren die Nachmittagsstunden des Sommers, vor den Fenstern trotzten einige seid Jahrhunderten hier wachsende Olivenbäume einer unbarmherzigen Sonne und boten so etwas wie Schatten unter ihren Zweigen. Über dem Klassenzimmer lag dafür eisige Stille. Wie Wasser auf den Kopf eines gefolterten Sträflings tropften die Schritte des Paters in die Ohren der Schüler. Plötzlich eine undenkbare Abweichung vom Protokoll der Lesestunde. "Legt den Unfug weg, ich muss mit euch reden!", sagte Pater Fremian. Für einen Moment passierte gar nichts, denn die Kinder hatten Angst in eine Falle zu tappen, "weil sich ein Kind wahren Glaubens nicht bewegt hätte". Manche der Lehrer waren diffizil genug solche Tests mit den Schülern durchzuführen. Langsam aber brach die Starre und die Schüler blickten schuldbewusst an sich hinab, dachten an die verbotenen Gegenstände wie Murmeln, Taschenmesser, Süßigkeiten die sie mit in den Unterricht gebracht hatten, um vor den anderen anzugeben. Aber wie konnte er...nein, Nein! Er hatte doch tatsächlich vom heiligen Buch des Cena als "Unfug" gesprochen. Waren es für ihn nur eitle Worte? Fremian war einer der vielversprechendsten jungen Priester ihrer Gemeinde, und man erwartete seit langem, dass er seinen Dienst in Kom antreten würde. "Für Eure Zukunft, und für die Eures Landes ist es wichtig zu wissen, dass Om nicht der einzige Gott ist!" Nem sah ihn erschrocken an, presste die Hände auf seine Ohren und fing laut zu beten an. "Der Herr ist mein..", doch es half nichts, denn Fremian sprach noch wesentlich lauter als er und fuhr fort. "Die omnische Gesellschaft ist auf einer Lüge aufgebaut". Nem sprang auf und lief aus dem Zimmer. "Brutha war wohl in der Lage die Auswirkungen zu verbessern, an der Urlüge hat aber auch er nichts geändert! Vergesst dies nie, wenn ihr mit anderen Leuten redet!", erzählte der junge Lehrer ungerührt, und noch viel mehr. Es war wieder ruhig geworden, als Fremian mit heiterer Stimme von Io, der Lady und den anderen Göttern erzählten, die doch allesamt eines gemein hatten: sie hatten die Welt auch nicht geschaffen. Und da waren sie auch schon. Quisitoren. In diesen Tagen gab es wenig für sie zu tun, alles war wohl geordnet und auf Schiene. Nur hin und wieder war es notwendig korrigierend - und sei es nur wegen des pädagogischen Effekt für die Nachbarn - einzugreifen. Hier jedoch handelte es sich um ein Kapitalverbrechen, wert mit hundertfachem Tod bestraft zu werden. Laut schreiend wurde er aus dem Klassenzimmer geschleift. Nem stand in der Tür und sah grinsend zu, wie der Lehrer abtransportiert wurde. Viele seiner Klassenkameraden beteten nun laut, schon alleine um der Quisition zu zeigen, dass sie nicht mit fremden Gedankengut "verseucht" waren und eventuell umgeschult werden mussten. Pater Fremian war ab diesen Zeitpunkt nicht nur tot für sie, sondern er wurde auch nie wieder erwähnt. Viel zu offensichtlich wäre die Strafe dafür gewesen. Für seinen Cousin aber bedeutete dieser Tag den Beginn seiner Verwandlung....


Die Schreie des Paters hatten ihn damals lange verfolgt, und als er kürzlich im Haus von Lord Selbstworth eben diesen Fremian gesehen hatte war ihm alles verdrängte wieder eingefallen. Dann der Brief. Dann die Sache mit dem weißen Stier. Cim warf das Papierstück auf das linke Kohlebecken gleich neben seinem Schreibtisch, und sah zu wie sich die Flammen hindurch fraßen und das Geschriebene mit auslöschten. Er hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, aber etwas bahnte sich da an und sein Befehl die Ermittlungen zu beenden war nur ein hilfloser Versuch es aufzuhalten. Er wusste wie seine Leute darauf reagieren würden. Er wusste wie er selber darauf reagieren würde. Plötzlich grinste er breit. Er verließ sein Büro, ging vorbei am Wachtresen wo die diensthabende Rekrutin über einem Buch brütete.
"PSSS", machte Cim auf sich aufmerksam, und Ayure Namida strich ihr schwarzes Haar aus dem Gesicht und wollte Meldung machen. Es sah recht lustig aus, sie in ihrem langen schwarzen Mantel salutieren zu sehen, doch Cim hielt den Zeigefinger auf die Lippen und schlich weiter.
Auf der anderen Seite des Einganges war sein Ziel - das Büro des stellvertretenden Abteilungsleiters. Als er die Tür erreicht hatte, presste er das Ohr an die Tür und lauschte. Ayure dachte ganz kurz daran, ob sie einen Eintrag im Tresenbuch machen sollte, entschied sich dann aber dagegen und widmete sich wieder ihrem Buch. Es würde eine lustige Zeit werden mit dem SEALS-AL gleich neben dem Tresen, soviel war sicher.
"Dann machen wir es so.", hörte Cim Rea sagen. "Werden wir Will nicht in Schwierigkeiten bringen?", fragte Ama und es wurde kurzzeitig ruhig.
"Ich fürchte die hat sie schon längst. Hast du ihr vorhin nicht zugehört? Was tust Du Rea?"
Im letzten Moment hörte Cim die Schritte seiner Stellvertreterin und hechtete unter den Tresen. Da wurde die Tür auch schon aufgerissen und Rea schaute heraus. "Irgendwas ungewöhnliches, Wächterin?" Ayure dachte kurz nach, und antwortete wahrheitsgemäß "Nein, alles so wie immer!"
Den nach oben gerichteten Daumen des Oberfeldwebels der gerade unter dem Tresen lag und wartete, sah sie natürlich nicht als sie ins Zimmer zurück ging.
"Ich war fast sicher was zu hören.", grübelte sie, widmete sich aber schnell wieder ihrem Plan.
"Wenn Du in zwei Stunden nicht zurück bist, kommen wir und holen Dich raus!", versprach Rea. Die "Verschwörer" nickten sich noch einmal zu.
"Jetzt oder nie!"
Sie gingen erneut, dieses mal zu dritt , zu Will und fanden sie alleine und gerade in Haschimis dritter Offenbarung vertieft. Damien hielt vor der Tür Schmiere.
"Oh, Rea, was kann ich für dich tun?", fragte die Kommunikationsexpertin und markierte die Stelle an der sie gerade war mit dem Zeigefinger.
"Ach nur eine Kleinigkeit, Will. Könntest du noch schnell bei diesem omnischen Haus vorbei schauen und die Leute fragen ob sie eventuell interessiert wären einen Vortrag im Wachehaus zu halten? Wir wissen alle so schrecklich wenig von Omnien und dem einen Gott, und die Leute scheinen wirklich kompetent."
Will sah die Hexe misstrauisch an. "Jetzt?Ist das dein Ernst, oder machst du dir einen Spass mit mir? Ich meine es wird bald dunkel, sofern man das in diesem Loch beurteilen kann!"
Entrüstet sah Rea Will an, stemmte die Hände in die Hüfte und sagte so streng sie es vermochte: "Was denkst Du Dir eigentlich, Will? Das ist eine Anweisung!"
Damit wandte sie sich wieder zu gehen, verharrte aber noch kurz vor dem Ausgang und fügte "Komm dann bitte kurz bei mir vorbei, wenn Du zurück bist, damit wir alles organisieren können, ok?".
Will nickte, und salutierte andeutungsweise. Als Rea weg war klappte sie das Buch zu und machte sich selber auf den Weg zum Geringsten Tor. Amalarie hatte sich fest an ihrem Waffengurt festgehalten und wurde mitgetragen, während Rea und Damien in einigem Abstand folgten.


Benjamin stand gerade vor dem Tor und starrte die Inschrift am Torbogen grübelnd an, als Will kam. Es war schon am dunkel werden, und er sagte "Will, welche Freude dich wieder zu sehen. Wie kann ich dir helfen?"
"Hallo Benjamin, ich würde gerne mit Bischof Harry über die Möglichkeit eines Vortrages in der Wache reden. Wäre das möglich?"
"Nun", er zögerte behielt aber das Lächeln bei, "so leid mir das jetzt tut, aber um diese Tageszeit bereitet der Bischof den Wallspor-Ritus vor, und darf von niemand gestört werden. Könntest Du vielleicht morgen früh nochmal kommen? Dann ist es sicher kein Problem. "
Will zog eine Miene, "Ich hab es mir ja gleich gedacht. Sicher! Ich komme morgen wieder"
Damit zwinkerte sie Benjamin noch einmal zu und ging zurück in die Stadt. Die Blicke des Blonden folgten ihr noch eine Weile, und Amalarie hatte leichtes Spiel sich in der hereinbrechenden Dunkelheit ein Versteck zu suchen und zu warten.
Nur wenig später versperrte Benjamin endlich das Tor und ging Richtung Haus. Das Herz der Gnomin klopfte so laut, dass sie sicher war damit alle aufzuwecken, aber es blieb ruhig, wenn man von den Stimmen absah die aus der Richtung des Hauses kamen.
Ama presste sich auf den Boden und robbte durch das peinlich saubere Gemüsebeet. Im Schatten von Karotten-Stauden und Kopfsalat näherte sie sich dem Haus, und sah, dass der Bereich hinter dem Haus hell erleuchtet war. Leider hatte sie das Ende des Beetes erreicht, und hatte nun 20 Meter Rasen zwischen sich und dem Haus, es war noch nicht völlig dunkel, aber gleichzeitig zeigten schon die Sterne, dass sie ihr Licht gleich von der Leine lassen würden.
"Jetzt oder nie!", sagte sich die Informantenkontakterin, und wurde sich erst langsam bewusst, dass die ganze versteckte Ermittlungssache , gepaart mit illegalem Betreten von Privatgrund nur sehr schwer in ihre Job-Beschreibung passte. Sie rannte los, war sich bewusst wie ausgeliefert sie auf der Rasenfläche war und hechtete den letzten halben Meter in den Schutz eines Busches der direkt an der Hausmauer stand.
Sie wartete bis sich ihr Atem etwas beruhigt hatte, und ging dann links um das Haus herum. Eine dichte, hoch aufragende Pinienreihe schirmte das Grundstück seitlich und soviel zu sehen war auch von hinten ab. Gleich hinter dem Haus schloss mitten im Garten eine weitere Reihe der hoch aufragenden Bäume an - was für Amalarie natürlich kein besonderes Hindernis darstellte: sie konnte einfach durch schlüpfen. Im Schein von vielen Fackeln standen rund hundert in weiß gekleidete Jugendliche die den Blick auf etwas gerichtet hielten, das Ama freilich verborgen blieb.
"Du hast dich der Ketzerei, der verderblichen Rede gegen den wahren Gott und der Blasphemie in unzähligen Fällen schuldig gemacht. "
Die Stimme hatte einen angenehmen Klang, die Bedeutung der Worte kaum. "Ich muss das sehen", flüsterte Amalarie zu sich selber und begann die Pinie hochzuklettern. Endlich war sie höher als die ganzen Leute, und sah einen älteren Mann mit weißem Bart, nach Wills Erzählungen wohl der Bischof,
der mit erhobenen Händen über einen dunkelhäutigen Mann richtete der nur mit Lendenschurz bekleidet auf den Rücken eines Stieres gebunden war - die Hände weit weg gestreckt und an die Hörner gebunden, die Beine an die Knöchel des Tieres gefesselt.
"Erzpriester Truman selbst wäre beinahe ein Opfer deiner verderbten Kunst geworden , aber er hat obsiegt, und deinen schändlichen Einfluss in Omnien schon als Kind zur Seite gewischt."
Der gefesselte Mann sah den Bischof hasserfüllt an, Blut sickerte aus seinem Mundwinkel, und er hatte offensichtlich Schmerzen.
"Hast Du etwas zu sagen, bevor wir zur Urteilsverkündung schreiten?"
Es wurde still, und alle Augen richteten sich auf den Übeltäter.
"Nun denn...", begann Bischof Harry, doch er wurde von der überraschend lauten, klaren Stimme des Mannes unterbrochen.
"Ich hab etwas zu sagen, Bischof", er spuckte das Wort aus, als wäre es ein Stück verdorbenes Brot , "Was Brutha in 100 Jahren weiser Herrschaft errichtet hat, habt ihr in wenigen Jahren vernichtet. Ihr geht sogar soweit Vorbis als 8.Propheten anzuerkennen, einen als Mörder und Lügner bekannten Verbrecher dem Religion so nahe ging wie einem Frosch die Wüste. Ihr seid erneut dabei der Welt größte, nicht magische Bibliothek ihrer Schätze zu berauben, und produzierte wertlose Abschriften des Septateuchs, vertreibt die Philosophen aus Kom und macht euch schuldig die Kinder und Jugendlichen mit falschen Ideen zu verführen. Ich spucke auf Euch, und euch Kinder ermahne ich: hört nicht auf die Einflüsterungen dieses falschen Magiers. Er hat euren Geist verblendet, aber euer Herz gehört ihm nicht. Ihr müsst nur.."
Benmore gab dem Bischof einen schmerzhaften Stoß zwischen die Schulterblätter, und riß ihn so aus der Lethargie.
"GENUG!", schrie Harry anfangs fast verzweifelt, fing sich aber schnell wieder "Ihr habt unsere Geduld schon zu lange auf die Probe gestellt. Schreiten wir nun zum Urteil!"
Der Weißhaarige sah sich unsicher nach Benmore um "Fremian, einst warst Du ein Pater der wahren Kirche. Aber du hast das Vertrauen und die Liebe die dir bewiesen wurde schmählich verraten und dir Schutzbefohlene mit Lüge und Arglist beschmutzt. Deine Verbrechen sind hiermit offenkundig. Im Namen der Erzpriester von Kom dem Zönobiarchen und Om selbst verurteile ich dich zum Tode durch den Strang und 30 Stockhiebe "
"Umgekehrt, du doofe Nuss.", Benmore war es wirklich leid. Es musste etwas geschehen.
Ein Raunen ging durch die Menge,aber niemand sagte etwas.
"Schafft ihn zur Quisitionskammer und dann in seine Kerkerzelle! Die Exekution findet im Morgengrauen statt.", befahl er zwei Legionären, die ihn vom Stier schnitten und davon schleppten.
"Euch, treue Kinder des einzig wahren Gottes, bitte ich den Tod dieses Verblendeten als Lehre in eurem Herzen zu tragen. Der selige Zönobiarch Brutha pflegte zu sagen: Ohne Gerechtigkeit gibt es nichts. Und dieser Gerechtigkeit wurde heute Genüge getan. Lasst uns dennoch heute auf das Abendmahl verzichten, und statt dessen für die Seele des Verblendeten beten."
Die Fackeln wurden gelöscht, die Jugendlichen zerstreuten sich, und Benmore und Harry verließen den Richtplatz in Richtung Haus.
Amalarie wollte eben herunter klettern, als sie hörte wie Benmore "Lasst die Hunde frei" rief. Das war nicht gut. Da sah sie die Tiere auch schon. Derzeit tollten sie rund um den weißen Stier herum, aber wenn sie die Gnomin erst einmal gewittert hatten, dann würde das Gebell Aufsehen erregen.
So schnell sie konnte, kletterte sie von der Pinie, sah sich noch kurz um und rannte es waren lächerliche 15 Meter bis zum Zaun und in den Bäumen würde sie sich wieder bestens verstecken können.
"Da läuft etwas! Ist das ein Gnom?", rief ein junger Mann der im bereits hellen Licht der Sterne gut genug sah.
Sie riskierte einen Blick und sah ein geöffnetes Fenster aus dem ein junger Mann sah und auf sie zeigte. Da kamen auch schon die Hunde. Sie hatte ein Gefühl, als wollte ihr Bauch sie überholen und ihre Gliedmaßen vibrierten. Da spürte sie schon den Geifer ihrer Verfolger im Nacken, vermengt mit einem Knurren das ihr deutlich sagte "Ich packe Dich, und beiße zu, bis Du Dich nicht mehr rührst". Noch zwei Meter. Sie machte sich bereit für den rettenden Sprung in die Pinien, da wurde sie von scharfen Zähnen des schwarzen Hundes erfasst und geschüttelt links-rechts-links, Ama war knapp daran die Besinnung zu verlieren. Da sah sie auch schon den zweiten Hund herankommen. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Mit einem Ruck zog sie ihre Nagelfeile aus dem Gürtel und rammte ihre "Waffe" dem Hund in die das linke Auge. Jaulend warf er sie zur Seite, und begann mit der Pfote über das Auge zu wischen in dem die Feile immer noch steckte. Die Informantenkontakterin spürte dass sie verwundet war, konnte sich jetzt aber keine Gedanken dazu machen. Noch einmal nahm sie beide Beine in die Hände und rannte zum Zaun. Der andere Hund war verwirrt, weil sein Kollege plötzlich so mit sich selber beschäftigt war - und das rettete Ama wohl das Leben.
Sie war am Zaun, kletterte hoch und sprang auf der anderen Seite in das hohe Gras. Schnell krabbelte sie ein Stück weg , und fand endlich ein Erdhörnchen-Loch in das sie kroch und die Besinnung verlor.

Sie wachte durch den Lärm auf und ihre Hüfte schmerzte ebenso wie ihr Kopf und ihre Beine.
Ama machte sich eine geistige Notiz keine Hunde mehr zu mögen, und bekam dafür gleich noch viel mehr Gründe..
"Grab, Marvin, Grab!" forderte jemand auf und meinte damit offenbar einen Hund. Da sah sie auch schon die Pfoten die sich beim Graben blitzschnell bewegten und zwischendurch wurde immer wieder verbittert ein Stück Erde mit der Schnauze aus der Wiese gerissen.
Schnell kroch sie ein Stück weiter, was eine gute Idee war, denn einen Augenblick später wurde ein Schwert dort in den Boden gestochen wo Ama gerade noch gelegen hatte.
Sie kroch weiter, aber das Erdhörnchen war offenbar zufrieden mit diesem Tunnel den er endete abrupt. Die Gnomin wusste, dass es nun nur noch eine Frage der Zeit war bis..
"Was du machen da?" die Worte drangen zwar nur gedämpft zu ihr durch, aber es war doch ganz deutlich ihr Zimmerkollege
"Om segne unsere Begegnung, Herr Troll. Wir jagen Erdhörnchen, warum?",
"Weil es zu dieser Jahreszeit verboten ist Erdhörnchen zu jagen. Oder haben sie eine Ausnahmelizenz?" Ganz eindeutig das klare Organ der stellvertretenden Abteilungsleiterin.
"Eine Lizenz? Aber ich hab den Auftrag .."
"Mein Junge es ist mir völlig egal, was dein Auftrag ist. Du wirst jetzt deinen Köter nehmen und dich verziehen. Alles klar?" Damien war auch da!
Eine Weile war nichts zu hören. Dann vernahm Amalarie ein Grollen wie es nur ein Troll zustande brachte. "Vielleicht ich dich und Marvin lieber zsuammenfalten, in Rucksack hier stecken und zur Wache bringen soll?"
Damien winkte fröhlich mit seinem Rucksack.
"Komm Marvin, wir gehen ein anderes Mal jagen!" Winselnd folgte der Hund dem jungen Mann, und ging mit ihm zum Tor zurück.
Endlich wagte die Gnomin zurück zu robben, und steckte vorsichtig den Kopf aus dem Loch.
"Euer Auftauchen war höchst erfreulich und gerade rechtzeitig!", gab sich Amalarie zu erkennen.
Es waren vielleicht noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. "Ich hab euch viel zu erzählen, und wir müssen uns beeilen!"
Rea lachte "Ist es nicht toll, dass unser Erdhörnchen schon wieder Anordnungen gibt? Vielleicht sollten wir Marvin zurückholen."

Zurück im Wachehaus musste die Hexe eine Entscheidung treffen wie es nun weitergehen sollte.
Wieweit sollte sie Cim in die Sache einweihen? Damien und Ama hatten immerhin gegen eine klare Anweisung verstoßen, und das auf Anordnung von Rea.
Da wurde die Tür aufgestoßen und Cim stürmte in Reas Büro.
"Was gibt es neues bei dem weißen Stier?"
"Darf ich dich daran erinnern, dass du uns verboten hast in der Sache weiter tätig zu sein?", wollte Damien die Situation retten.
"Ich hab an der Tür gelauscht! Also gibt es nun etwas neues, oder hat Rea meine Abteilung nur aus Jux und Tollerei zur Hälfte in einen illegalen Einsatz geschickt?"
Kurze Zeit war es ruhig. Dann humpelte die notdürftig verarztete Amalarie hinter Reas Kessel hervor, und sprach.:"Sie wollen jemand aufhängen. Jemand der gegen den omnianischen Glauben verstoßen hat."
Cim zog die Stirn kraus."So was gibt es seit 100 Jahren nicht mehr. In meiner Jugend gab es noch vereinzelt Auspeitschungen, aber Omnien ist eine gut funktionierende, konstitutionell geführte Theokratie die ihresgleichen sucht!". Cim stellte sich selbst die Frage, welchen Mist er da gerade redete.
Aber Ama mochte es gar nicht, wenn ihr nicht geglaubt wurde. Sie stemmte die Hände in die Seite und zuckte sofort vor Schmerzen zusammen.
"Ich kenne zwar keinen Teo aus Omnien, aber frag doch mal diesen Pater Fremius ob er sich in deiner tollen omnischen Staatsform noch wohl fühlt, wenn er in den nächsten Minuten aufgehängt wird. Außerdem hat einer Deiner tollen Propheten einen Vorbiss, und das sieht sicher doof aus."
Cim erstarrte. "Wie war der Name?"
"Überbiss?"
"Der andere Name, Ama"
"Fremius? Fronius? So halt irgendwie.... Kennst Du den Kerl?"
Konnte es Zufall sein? Aber Cim hatte schon zu lange die Augen vor der Wahrheit verschlossen.
"Das muss aufhören.", er stürmte zur Tür und drehte sich im Türrahmen noch einmal um.
"In 10 Minuten sehen wir uns in voller Bewaffnung vor dem Wachhaus. Informiert die anderen SEALS die gerade verfügbar sind."
Er stürmte zurück in sein Büro, legte seine Lederrüstung an, setzte den Helm auf und legte den Waffengürtel mit dem Runenschwert an, dass er eigentlich nur als Souvenir behalten hatte, aber nun immer öfter verwendete.
Als er aus der Tür trat waren neben Damien, Amalarie , Rea und Scoglio auch noch Oldas, Michael Machwas und Chi Petto anwesend. Bis auf den alten Vampir waren alle in Kampfmontur.
"Gefreite Amalarie!", sie humpelte vorwärts und Cim zog etwas aus der Tasche. "Vielleicht kannst Du diesen Brieföffner hier brauchen!" Er hielt ihr das exakte Abbild eines Breitschwert vor die Nase, dass sie vorsichtig entgegen nahm.
"Und jetzt los, Leute! Ich will Pater Fremian retten."
Sie liefen im langsamen Trab Richtung geringstes Tor. "Hast Du ..etwas .. von Will gehört?" Der Omnier keuchte verdächtig.
Rea schüttelte nur den Kopf. "Ich hoffe, sie weiß auf welcher Seite sie steht, wenn es hart auf hart kommt!".

Bald kam das weiße Haus des Ordens in Sicht. Cim zog sein Schwert und ging rückwärts Richtung Haus, während er Anweisungen gab
"Nochmal zum Mitdenken: Chi Petto, du bleibst ganz hinten. Wenn das hier schief gehen sollte, machst Du Dich aus dem Staub und alarmierst den Rest der Wache. Michael und Damien ihr bleibt vor ihm und erledigt mit der Armbrust jeden der uns mit einer Fernwaffe angreift. Dann kommen Oldas und Rea ihr behaltet die Flanken im Auge. Scoglio, du nimmst Ama auf die Schulter. Sie wird dir als zweites Augenpaar dienen. Wir machen gemeinsam die Vorhut. Los geht's."
Benjamin saß wie üblich hinter dem Eingang, hatte sein Lächeln aufgesetzt, und war gerade dabei zu erzählen wie sehr sich Om über die Begegnung freute, als ihm auffiel das die Wächter voll bewaffnet waren. "Also das geht ja nun ...." Cim schob ihn zurück auf seine kleine Bank und sie gingen weiter auf dem weißen Pflaster.
"Hinter dem Haus.", rief Amalarie, als hinter ihnen ein lauter Gong ertönte. Benjamin hatte offenbar Alarm geschlagen. Im obersten Stockwerk des Hauses wurde ein Fenster geöffnet und ein recht nervöser Vektor namens Michael Machwas feuerte sofort einen Bolzen auf ihn ab. Das Geschoß verfehlte Benmore knapp und bohrte sich in die Decke. Doch als er sah, dass die Wächter mit Waffengewalt eingedrungen waren wurde ihm glasklar welche Chancen und Gefahren sich auch angesichts ihrer lächerlich kleinen Anzahl für ihn ergaben. Er eilte zum Saal der Erkenntnis, schickte die Legionäre zu den Kämpfenden und betrat den Saal in dem Bischof Harry zerknirscht auf seinem Thron saß.
"Ah, Benmore, gut dass Du kommst. Was hältst Du davon den armen Fremian zu begnadigen? Es wäre ein Zeichen der..."
"...der Schwäche, mein Gebieter", unterbrach ihn der dunkelhaarige, der nur noch schlecht seine Abneigung verbergen konnte. "Wenn wir einen Kapitalverbrecher ungestraft davonkommen lassen, wie dürften wir jemals wieder das Wort gegen Akolythen erheben, die dem Zeremoniell nicht aufmerksam folgen. Nein, Herr ihr habt recht getan Fremian zu verurteilen und nun muss er sterben.
Aber etwas Neues hat sich ereignet, Sir. Die Wächter von Ankh-Morpork sind hier eingebrochen und ziehen angeführt von einer Kreatur der Hölle über unseren Grund und Boden. Wir müssen ihnen entgegentreten mit aller Macht und mit der Kraft eures Wortes!"
Zögernd und mit besorgter Miene nahm der Bischof seinen Stab und folgte seinem Assistenten, der ihn zum hinteren Ausgang führte.
Das Bild das sich ihnen bot war furchtbar. In der Mitte der inneren Pinienreihe war der Galgen aufgebaut und Fremian stand auch bereits auf seinem Hocker. Bischof Harry waren 10 Kämpfer der heiligen Legion zur Seite gestellt worden, und diese zehn waren von dem schrecklichen Troll und den Armbrustschützen dahinter bereits auf 5 dezimiert worden. Zwar waren die anderen offenbar nicht tot, aber doch verletzt oder bewusstlos. In Kürze würden die Wächter beim Galgen sein. Es gab nur noch eine Rettung. Das wusste er so gut wie Benmore.
Bischof Harry breitete seine Arme weit aus, und rief: "Ihr Jünger von OM, euer Bischof ruft euch. Eure Religion ist bedroht, deshalb kommt und verteidigt Euren Glauben. Tötet die Ketzer und den Verräter."
Plötzlich schien der Wahnsinn endgültig loszubrechen. Von allen Seiten stürmten die Jugendlichen herbei, bewaffnet mit Schaufeln und Gabeln, aber auch mit Äxten mit denen sie auf die Wächter einschlugen.
Cim hatte die Ansprache gehört und während er sich noch dem nächsten Legionär widmen wollte, fühlte er plötzlich wie Freund zu Feind wurde. Die Worte des Bischofs hallten in seinem Kopf wieder und wurden zu Befehlen. Zu unerschütterlichen Grundfesten seines Universums. Er holte aus, und schlug mit seinem Schwert den Troll vor sich ein. Scoglio holte aus, und schleuderte seinen Abteilungsleiter mit Handrücken 3 Meter nach hinten.
"Und? Widel ok? Weißel Mann hat hat die Sinne velnebelt", grinste Chi Petto und wehrte ein paar harmlosere Versuche ab ihn mit einer Axt zu köpfen. Cim richtete sich ächzend wieder auf und schrie "Tötet die Kinder nicht! Sie tun es nicht freiwillig.!" Da warf sich eines der Mädchen auf Fremian riß ihn vom Hocker, und die Wächter mussten hilflos zusehen wie er am Strick baumelte. Michael reagierte sofort, er legte mit seiner Armbrust an - und wurde das Opfer einer breiten Schaufel die ein kräftiger Junge im breiten Kreis auf seinem Kopf hatte landen lassen. Trotz Helm warf es Michael um, und alles drehte sich.
"STOPPT DIESEN WAHNSINN!" schrie in diesem Moment eine Stimme, die Cim noch nicht kannte. Es war der Kerl der hinter Bischof Harry gestanden hatte und nun einen angeregten Diskurs mit ihm führte. Da zuckte ein Dolch in der Hand des dunkelhaarigen Mannes und fuhr von schräg unten zwischen die Rippen und in den Brustkorb des Bischofs. Dann musste Cim sich wieder seiner Haut erwehren die gerade von einer besonders hübschen Mistgabel bedroht wurde. Blind schlug er mit der Faust auf das Gesicht unter der Kapuze und die Gestalt sank mitsamt der Mistgabel zurück.
"HÖRT AUF ZU KÄMPFEN!. EUER GOTT WILL WEDER DEN TOD DIESER LEUTE NOCH EUREN!."
Wie vom Blitz getroffen ließen die Gläubigen ihre "Waffen" sinken, und traten von den mitgenommenen Wächtern zurück.
Benmore stand beim Eingang des Hauses, hatte beide Hände erhoben, und eine rote Kordel um den Bauch geknotet. Es war so leise , dass man eine Nadel hätte fallen hören [5], und so war es kein Wunder, dass das Knarren des Stricks und der letzte Seufzer der Fremian verließ, alle Blicke auf sich zog.


Cim saß wieder in seinem Büro. Die Wände waren voller Erinnerungen an vergangene Zeiten, und die Kisten waren endlich verschwunden. Lächelnd sah er zu, wie die fleischfressende Pflanze langsam eine Maus zersetzte, und sich langsam zum Takt der ephebianischen Spieluhr wiegte.
Er hatte einen ganzen Stoß Unterlagen aus der Wohnung von Fremian mitgenommen.
Der Rest würde bald nach Omnien geschickt. Leider war mit dem Pater jemand gestorben der ihm einige Fragen beantworten hätten können, die ihn nun weiter quälten und den nächsten Schritt notwendig machten.
Es klopfte an der Tür, und nach einem knappen "Herein" kam Will durch die Tür.
"Ah Will! Gibt es was neues von unseren Freunden aus dem weißen Stier? Was ist denn mit deinem Auge passiert?"
Will wurde rot, und antwortete "Ich bin auf der Streife ausgerutscht, Sir. Das war sehr ungeschickt. Der Bischof hat die Sache gut im Griff Sir. Er hat auch die Jugendlichen überredet öfters mal zu Hause rein zuschauen, damit sich ihre Eltern keine Sorgen machen. Damit hätten wir auch der Beschwerdewelle Einhalt geboten!"
Cim nickte zufrieden "Hervorragend! Dann ist ja alles gut. Halt mich einfach am Laufenden Will, ok?"
"Gerne, Cim!" Damit verließ die Hauptgefreite das Büro wieder und ging Richtung Orden.
Irgendjemand hatte mittlerweile das "vom" das in goldenen Buchstaben am Torbogen gestanden hatte entfernt und mit roter Kreide "des" hingemalt. Will nickte Benjamin nur knapp zu, und ging schnurstracks zum Saal der Erkenntnis, wartete bis die beiden Legionäre ausgewichen waren und trat zu Bischof Benmore um vor ihm auf die Knie zu fallen.
Benmore hatte ein paar Sachen geändert, als er das Ruder übernommen hatte. Die Jugendlichen mussten regelmäßig nach Hause, und dort Geld und Edelsteine mitgehen lassen. Die Eltern würden wohl kaum so schnell ihre eigenen Sprösslinge anzeigen.
"Und hat alles wie besprochen funktioniert, Will?"
"Ja, Herr. Bürstenkinn ist ohne Argwohn."
Benmore nickte. Er musste wissen, was der Kerl weiter vorhatte. Er war selber Omnier, und hatte offenbar auch Fremian gekannt.
"Berichte mir täglich von Reisen oder eigenartigen Dingen die er unternimmt."
"Ja, Herr" Will verstand, dass es ihre Pflicht Om gegenüber war, dem Herrn der roten Kordel zu gehorchen. Egal was das bedeutete.
"Und jetzt werden wir uns etwas amüsieren, meine kleine Wächterin"
"Ja, Herr!"

[1] nein, es lag eigentlich gar nicht in Klatsch

[2]  er hatte vor dem Spiegel wochenlang geübt die LINKE Augenbraue hochzuziehen, aber außer einem sehr unglücklichen Gesichtsausdruck kam dabei nichts heraus. Deshalb sprechen wir hier und wohl auch künftig nur von der rechten Augenbraue. Sollte das harte Training irgendwann greifen, wäre das definitiv eine neue Fußnote wert

[3]  sie hätte eigentlich "Wilhelmine Dieungläubigenverbrenntomsfeuer " heißen sollen, und verstand bei Religion einfach keinen Spaß

[4]  auch wenn sich HANO durch Hasseallenichtomnianer erklärte

[5]  immerhin war Anette ja im Wachhaus geblieben

Zählt als (AL)Patch-Mission.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Ruppert von Himmelfleck

11.04.2006 13:05

Ich hoffe, ein Kommentar ist jetzt noch erwünscht ...

Ich fand die Geschichte verwirrend. Das liegt natürlich daran, dass ich die SEALS nicht sonderlich gut kenne und einiges vorausgesetzt wird.

Als AL hat Cim in der Story ziemlich mies abgeschnitten. Er hat kein sonderliches Verantwortungsgefühl gezeigt und den überstürzten Einsatz am Ende stümperhaft angeführt.

Deshalb habe auch zuerst meine Wertung niedriger angesetzt und das später korrigiert: Denn ich bin über die letzten Sätze nicht weggekommen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung, in der mein Gerechtigkeitsempfinden befriedigt wird.

Mehr fällt mir nach all der Zeit nicht mehr ein. :)

Von Cim Bürstenkinn

11.04.2006 15:15

Danke für Dein Feedback!

Erfreulicher Weise ist Cim ja dann so rübergekommen wie es sein sollte.
Etwas eigenartig finde ich Deine Schlußfolgerung, niedriger zu werten, weil Cim hier in dieser Form dargestellt wurde.
Verwechselst Du die Figur "Cim Bürstenkinn" mit dem Autor der Geschichte?

Wenn Du findest, dass die Charaktere farblos rüberkommen und in einem Einheitsbrei von Worten untergehen verstehe ich was Du meinst.

Wenn Du einfach nur unzufrieden mit den Reaktionen von Cim Bürstenkinn bist, diese aber schlüssig und glaubhaft vermittelt wurden sollte ja alles in Ordnung sein, oder?


Es wäre auch hilfreich zu wissen, was du verwirrend gefunden hast, denn eigentlich gab es recht wenig "SEALS-Hintergrund" zu wissen. Im wesentlichen wurden die SEALS-Büros vorgestellt, die Positionierung rund um den Wachetresen (die ich besonders mag wie man vielleich gemerkt hat) und ein wenig die sozialen Beziehungen einiger SEALS zueinander.


Die Geschichte selbst, und das hast Du ja schon richtig vermutet, sollte nur den Boden für weitere Geschichten aufbereiten. Zumindest Ama und ich schreiben (unabhängig voneinander) hier weiter. Endlich kann ich die Single schreiben, die in meinem Kopf herumgeistert seit ich HG war. Ob dann ein Cim herauskommt mit dem Du besser zurechtkommst, kann ich Dir aber auch nicht versprechen :)

lg, Cim

Von Tussnelda von Grantick

11.04.2006 20:16

Dann will ich mal Trittbrettfahrer spielen. Kein Kommentar bisher von mir, weil ich im Hinterkopf hatte, dass Du das Kritikforum nicht sonderlich liebst.

Die Eröffnungsszene selbst empfand ich als gelungen - der kleine Streich an Haken, der damit verbundene Bogen zu Deinem Herkunftsland.

Dein Einstieg in die eigentliche Geschichte mit dem weissen Stier kam mir sehr ruppig vor. Ich hatte das Gefühl, was überlesen zu haben, als ich gleich mit Beschwerden konfrontiert wurde.
Na schön, eine gewisse Überleitung war schon da, nämlich der Bezug zu dem Brieflein an Cim, aber mir hat das nicht gerreicht. Ja, ich weiss, sowas ist ein Stilmittel - aber dort hat mich der schnelle Einstieg nicht überzeugt. Damien ist raus, Damien ist wieder da - hey, da kommt die kleine Gefreite nicht mit;-)

Ebenso erging es mir mit dem Übergang: Will geht zu den Sektenbrüderchen. Eben war sie noch mit Ama und Damien unterwegs und schon quatscht sie mit Benjamin.

An diesen zwei Beispielen festgemacht sag ich Dir also, was mir als einziges an der Single nicht gefiel: Es ging zu schnell. Ich als Leser kam einfach nicht hinterher - hatte immer wieder das Gefühl, was überlesen zu haben, las wieder rückwärts und wieder vorwärts. Das hat das Lesevergnügen ein Stück weit gestört. Vielleicht würde (mir) an solchen Stellen einfach noch mal ein Absatz helfen?

Ansonsten find ich nix zu monieren. Eine sehr fiese Geschichte, der man den Auftakt zu einer noch Fieseren schon anmerkt, ordentlich formuliert, die Setzung der Dialoge war stets passend. Und im übrigen: Eine Fortsetzungsgeschichte, die zeigt, dass man die Handlung auch abschliessen kann bevor man zum Ende des Teils kommt*gg*.

Sehr nett fand ich die Abschlussszene im Büro - nicht nur weil durch das "Enden wo man angefangen hat" die Geschichte runder wirkte, sondern auch wegen der blauäugigen Will;-)
Und dann natürlich der krönende Abschluss, der ja wirklich alles verkehrt hat, was wir uns unter einem guten Ende vorstellen - im sinne eines Happy Ends.

Gegen die Darstellung von Cim hatte ich überhaupt nix, um mal Ruppert aufzugreifen. Cim als tätowierter Anti-Held, das hat doch was*gg*.

Weiterhin bin ich gespannt, wie Du Will wieder aus dieser fiesen Falle rettest.

Von Cim Bürstenkinn

11.04.2006 20:51

[quote:53898c5472="Tussnelda von Grantick"]
Weiterhin bin ich gespannt, wie Du Will wieder aus dieser fiesen Falle rettest.[/quote:53898c5472]

Ich bin auch schon gespannt wie sich Will aus dieser fiesen Falle retten wird. :-D

Aber vielleicht ist sie ja zufrieden wo sie ist....

Danke für das umfangreiche Feedback, Tussi!!

lg,Cim

Von Tussnelda von Grantick

11.04.2006 22:12

[quote:bcb208283e="Cim"][quote:bcb208283e="Tussnelda von Grantick"]
Weiterhin bin ich gespannt, wie Du Will wieder aus dieser fiesen Falle rettest.[/quote:bcb208283e]

Ich bin auch schon gespannt wie sich Will aus dieser fiesen Falle retten wird. :-D

Aber vielleicht ist sie ja zufrieden wo sie ist....

Danke für das umfangreiche Feedback, Tussi!!

lg,Cim[/quote:bcb208283e]

Soll das heissen, bei einer Sekte ist es besser als bei SEALS? *ducktsich*

Von Cim Bürstenkinn

11.04.2006 22:32

kommt auf das Bewertungskriterium an, aber das muss Will beantworten ;)

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung