Nur ein Traum

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von Gefreiter Rabe Raben (SUSI)
Online seit 26. 02. 2006
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Nach einem harten Arbeitstag freut Rabe sich endlich auf sein Bett.

Dafür vergebene Note: 7

Anm: Diese kleine sinnlose Geschichte ist genau das was der Titel verspricht. Es gibt keinen Fall und jemand der meine anderen Geschichten nicht gelesen hat, wird wohl kaum durchblicken (was auch gewollt ist). Alle die sie trotzdem lesen und sich als Traumdeuter versuchen wollen, können ja einmal versuchen herauszufinden mit welchen Ängsten und Wünschen ich Rabe in den einzelnen Traumabschnitten konfrontiere.


Rabe lief durch eine lange Gasse. Zu beiden Seiten ragten Häuser aus schwarzem Stein und mit spitzen Dächern in den wolkenlosen Nachthimmel. Die Fenster der Häuser waren mit gelber Farbe bemalt, dahinter tanzten schemenhafte Gestalten und sagen "Zwölf Uhr und alles ist gut!"
"Hey du!", erklang eine fiepende Stimme von unten.
Rabe senkte den Blick. Avalania von Gilgorys Kopf hing an seinem Gürtel, ein hölzerner Stiel ragte aus ihrem Schädel empor.
"Was ist?", fragte Rabe.
"Du musst mich läuten und rufen: Zwölf Uhr und alles ist gut", meinte die Zwergin, besser ihr Kopf.
"Ist denn alles gut?", wollte Rabe wissen.
Ava ahmte ein Schulterzucken mit den Augen nach, es gelang ihr sehr gut fand Rabe. "Ist doch egal. Wichtig ist nur das du es sagst."
"Aber das hört sich nicht richtig an."
"Du bist Wächter, du denkst nicht in den Kategorien Richtig und Falsch, sondern in Recht und Unrecht."
"Ich dachte immer das wäre das Selbe."
Avalania musste so sehr lachen, dass ihr Tränen in strömen aus den Augen flossen. Rabe war von dem Gelächter schnell genervt, löste die Avaglocke von seinem Gürtel und setzte sie behutsam auf dem Boden ab.
Die Gasse zog sich scheinbar endlos weiter, hier und da zweigten noch andere Wege ab, die Rabe aber allesamt nicht geheuer schienen, weshalb er einfach geradeaus weiter lief.

Irgendwann kam er dann an eine Gabelung. Ein Schild stand davor, auf dem zwei Pfeile gemalt waren die nach links und rechts zeigten. Über den Pfeilen stand mit krakeliger Schrift Hier lang und Da lang geschrieben. Lordi saß auf dem Schild und aß ein Zwergenbrötchen.
"Wohin führt dieser Weg?" Rabe deutete nach rechts.
"Hier lang", antwortete Lordi mit vollem Mund.
"Aha. Und dieser?" Nun deutete Rabe nach links.
"Da lang."
"Auf den Schildern steht es anders herum", merkte Rabe an.
Lor knabberte weiter an seinem Brötchen. "Kann sein. Ist doch sowieso egal, es interessiert ja eh keinen."
"Mich interessiert es."
Lordi warf das Zwergenbrötchen weg und starrte Rabe mit großen glänzenden Augen an. "Wirklich?", fragte er nach.
Rabe nickte.
"Dann verrat ich dir ein Geheimnis." Lordis stimme senkte sich verschwörerisch. "Es ist vollkommen egal welchen Weg du gehst. Das Ziel bleibt dasselbe."
"Warum gibt es dann zwei Wege?", wollte Rabe wissen. Für ihn ergab es keinen Sinn zwei Wege zu einen Ziel zu ebnen.
Lor kicherte. "Dummerchen. Weil die Wege nicht die Selben sind, verstehst du?"
Rabe nickte und sagte: "Nein." Dann ging er aus einem Impuls heraus zwischen den beiden Wegen entlang.

Er musste durch undurchlässiges Geäst robben und nachdem er sich durch ein besonders dichtes Gebüsch gezwängt hatte, befand er sich im Wachhaus.
Grelles Sonnenlicht fiel durch die Fenster, ein zwei Meter großer Rib scheuchte einen wölfischen Ruppert von Himmelfleck durch die Gegend und Tussnelda von Grantick und Kathiopeja schaukelten jubelnd um die Wette. Sie holten immer mehr Schwung, ihre Zehenspitzen berührten fast die Blätter des Baumes und Tussnelda rief: "Na los, Kathy. Ein Wächter lacht nur über die Schwerkraft."
"Ihr solltet aufpassen", versuchte Rabe sie zu warnen. "Ihr könntet euch verletzten."
Kathiopeja sah ihn amüsiert an. "Ich bin dir weit voraus mein Freund."
"Ich. . . ähm. . ."
"Da ist er!", kreischte eine Stimme. Avalania kam mit purpurnem Gesicht auf ihn zugestapft. "Fandest es wohl lustig mich in den Schatten einfach liegen zu lassen, hä?"
Rabe wollte antworten, doch ein, im rosa Ballkleid vorbeitänzelnder Lord Vetinari, der zudem noch mit Blumen um sich warf, lenkte ihn zu sehr ab. Rabe beschlich das Gefühl, er sollte das Sillybos erzählen.

"Wir werden alle sterben", wimmerte der Feldwebel unter seinem Schreibtisch hervor.
"Sir?" Rabe lugte vorsichtig über die Tischkante. "Alles in Ordnung?"
Sillybos stand auf, Schweiß lief ihm übers Gesicht, in seinem Bart hingen rosa Schleifchen und seine Augen irrten suchend umher. "Rabe. Genau der Mann den ich brauche. Wir müssen eine Antwort auf die Frage finden."
"Welche Frage meinen Sie den, Sir?"
Der SUSI-Abteilungsleit lachte und hielt sich den Bauch. "Der war gut, Gefreiter. Dabei wissen wir doch beide, dass niemand die Frage besser kennt als du."
Rabe beschloss es anders zu versuchen. "Vielleicht würde mir leichter eine Antwort einfallen, wenn ich sie noch einmal von jemand anderen höre."
"Aahh, gut mitgedacht. Aber denk daran, dass das Schicksal Ankh-Morporks von der richtigen Antwort abhängt." Sillybos machte eine theatralische Pause. "Also gut, die Frage lautet: Quo is?"
"Wie bitte?"
Sillybos wiederholte die Frage, doch wieder verstand Rabe kein Wort des gesprochenen. Er versuchte dies seinem Vorgesetzten klar zu machen, aber der Feldwebel plapperte nur in dieser, für Rabe unverständlichen, Sprache weiter. Letztendlich gab er auf, verließ das Büro und betrat sein Zimmer.

Fahles Mondlicht schien durch das offene Fenster und beleuchtete den karg eingerichteten Raum spärlich. Ein Mann saß auf einem Stuhl in der Mitte des Zimmers in einem weinroten Sessel, neben ihm, auf einem kleinen Abstelltisch, stand ein Glas Rotwein. Rabe setzte sich dem Mann gegenüber und schlug die Beine übereinander.
"Ich hab mich schon gefragt wann du hier auftauchst." Rabe machte eine Geste, welche das Zimmer umfasste.
Der Mann lächelte und deutete eine Verbeugung an. "Es freut mich zu hören, dass ich bereits ein fester Bestandteil deiner Ängste bin, obwohl wir uns erst einmal begegnet sind."
"Tja." Rabe schnalzte mit der Zunge. "Das bedeutet wohl, dass unsere Ängste definieren wer wir sind."
"Weißt du es denn?"
"Was?"
"Na, wer du bist?" Der Mann griff nach dem Glas zu seiner rechten, schwenkte es und den Wein darin und nippte daran.
"Zugegeben, da bin ich mir nicht so sicher", antwortete Rabe wahrheitsgemäß.
Lord Morgan Stark stellte sein Glas zur Seite und faltete die Hände. "Lass mich so freundlich sein und dir auf die Sprünge helfen.
Du bist ein Stück Fels, dass aus irgendeinen Berg herausgeschlagen und nach Überwald gebracht wurde. Dort hat ein Vampir, ein äußerst bemitleidenswerter Vertreter dieser Gattung, eine Skulptur aus eben jenen Steinbrocken geschlagen und sich danach, aus Versehen, selbst aufgespießt. Jämmerlich. Einige Jahre später bezog ein Zauberer das leer stehende Schloss und erweckte dich, ebenfalls aus Versehen, zum Leben, als er versuchte Zauberei und Alchemie zu mischen. Dann wird es eine ganze Zeit lang langweilig, bis du dich entschließt nach Ankh-Morpork zu gehen, wo du der Wache beitrittst. Schon nach kurzer Zeit ereilt dich ein weiterer Unfall, du verwandelst dich in einen Menschen und . . ."
"Und das sagt mir was ich bin, aber nicht wer ich bin", unterbrach Rabe den Redefluss des Lords.
"Worauf ich dich noch einmal Frage: Wer bist du?"
"Das wird sich erst noch zeigen müssen."
Lord Stark nickte, während sein Abbild immer mehr verblasste.

Rabe schlug die Augen auf und blickte in Lordis steinerner Miene.
"Weißt du, dass du im Schlaf redest?", fragte er.
"Hab wirr geträumt."



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