Alptraum in der Ulmenstraße

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von Stabsspieß Harry (FROG)
Online seit 20. 02. 2006
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 Außerdem kommt vor: Saiyana ibn Abyadh

Ein neues Geschäft öffnet seine Tore in Ankh-Morpork. Der Inhaber verspricht, dass man hier seine innigsten Träume wie wirklich erleben kann. Doch wie so häufig ist nicht alles so harmlos, wie es den Anschein hat...

Dafür vergebene Note: 13

- Prolog -


Es war für ankh-morporkianische Verhältnisse ein recht schöner Wintertag, wie geschaffen für einen Spaziergang durch die Stadt. Der flüssige Anteil des Ankh war gefroren, so dass der Fluss vollständig zum Stehen gekommen war und kaum noch stank, der Himmel war klar und wolkenlos, und die Sonne strengte sich merklich an, ein bisschen Wärme in die Stadt zu bringen. Sogar der eine oder andere frühe Vogel konnte den Frühling nicht mehr abwarten und zwitscherte von einem der laublosen Bäume.
Harry jedoch bekam von all dem bei seinem Stadtspaziergang kaum etwas mit. Tief in Gedanken versunken schlenderte er über die Straßen und Gassen der Stadt, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Hin und wieder sprang er einem vorbeifahrenden Karren auf die Radaufhängung und ließ sich ein Stücken mitnehmen - egal, wohin.
Gestern erst hatte Araghast ihm klar gemacht, dass er seine Ausbildung zum Bogenschützen bei FROG nicht bestehen würde. Gestern hatte er außerdem seiner Kollegin und Mitbewohnerin gegenüber genau das Gegenteil davon behauptet, um nicht sein Gesicht zu verlieren, und gestern hatte drittens - und das war das Problem - eben diese Mitbewohnerin ihm erzählt, dass sie in zwei Wochen eine Abordnung zu FROG beginnen würde.
Auf gut morporkianisch: Harrys kleiner Schwindel, mit dem er Saiyana hatte beeindrucken wollen, drohte, sehr bald aufzufliegen, und dann würde er vor ihr als Schwindler und Aufschneider da stehen. Jetzt wanderte er ziellos durch die Stadt, und versuchte, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden - und sich darüber klar zu werden, wie seine Zukunft bei der Wache aussehen sollte. Missmutig kickte er kleine Kieselsteine zur Seite, während er auf den Boden starrend nachdachte. Er war sich sicher, mit etwas mehr Übung wäre er ein guter Bogenschütze geworden, aber leider sah Araghast das nicht so, und er war nun einmal der Leiter der Abteilung...
Er marschierte gerade die Ulmenstraße entlang, als er plötzlich dadurch aus seinen Gedankengängen gerissen, dass er gegen etwas stieß. "He, kannst du nicht aufpassen, du Tr...", fluchte eine zornige Männerstimme, um gleich darauf wieder freundlicher zu werden: "Oh, Entschuldigung, Herr Wächter."
Harry blickte auf. Er war gegen das hinterste Mitglied einer Schlange gestoßen, die sich aus einem kleinen Haus auf die Straße erstreckte.
TRAUMBÜRO, verkündete ein großes Schild über der Tür, und ein nur wenig kleineres wies in kreischenden Farben auf eine NEUERÖFFNUNG - ALLES ZUM HALBEN PREIS! hin.
Harry wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er wusste, dass große Menschenmengen so gut wie immer letztendlich zu einem Fall für die Wache wurden. "Was ist das hier?", fragte er den Mann.
"Ich war noch nie hier", meinte dieser, "aber ein Nachbar hat mir den Tipp gegeben. Er meint, das wäre ein einmaliges Erlebnis. Er hat die aufregendsten Träume seines Lebens gehabt."
Harry sah zum Eingang. Die Schlange machte keine Anstalten, sich weiter zu bewegen. Kurz entschlossen nutzte er seine Autorität als Wächter geringe Körpergröße, um sich zwischen den Anstehenden hindurch in das Gebäude zu schlängeln.

Das Innere des Hauses bestand, soweit der Gnom sehen konnte, aus einem hell erleuchteten Empfangsraum und einer Tür, hinter der eine nach unten führende Treppe zu erkennen war. Die Schlange endete an einem Tresen, hinter dem ein geschäftig wirkender Mann mit Brille stand.
"Nicht vordr..." setzte er an, als Harry nach vorne trat, unterbrach sich dann jedoch: "Oh, schönen guten Tag Herr Wächter. Sind Sie beruflich oder privat hier? Ich kann Ihnen versichern, dass mein Geschäft absolut legal ist."
Harry runzelte die Stirn. "Ich wollte eigentlich nur nachsehen, was genau das hier für ein Geschäft ist. Drogenverkauf ist illegal, auch wenn Sie das anders sehen."
Der Mann lachte kurz auf. "Drogenverkauf? Mein lieber Herr, ich kann Ihnen versichern, dass hier keine Drogen verkauft werden." Er läutete ein kleines Glöckchen, und kurz darauf kam ein älterer Mann die Treppe herauf marschiert. "Friedrich, zeige dem Herrn Wächter doch einmal den Ruheraum, ja?"

Der als Friedrich angesprochene Mann führte den Gnom die Treppe hinab durch einen Warteraum, in dem mehrere Leute auf schlichten Holzstühlen saßen, in einen weiteren, nur schwach erleuchteten Kellerraum. Dieser "Ruheraum" bestand aus einem guten Dutzend Betten, die sternförmig mit den Kopfenden nach innen um einen großen Glaszylinder positioniert waren. Alle Betten waren mit Menschen (eines mit einem Zwerg) belegt, die zu schlafen schienen. Sanduhren an den Fußenden der Betten maßen die verstreichende Zeit.
"Herzlich willkommen in unserem Traumbüro", meinte der Mann. "Mein Name ist Friedrich Krüger, ich bin hier der... nun ja, man könnte sagen, der 'Traumberater'. Wir sind hier, könnte man sagen, etwas Ähnliches wie ein Reisebüro, nur dass wir unseren Klienten Reisen in ihre eigene Traumwelt bieten. Man kann hier die Abenteuer und Geschichten erleben, die man... nun, man könnte sagen, von denen man schon immer geträumt hat, wenn Sie mir die Formulierung verzeihen."
Harry betrachtete die Schlafenden. Eine Sanduhr war gerade abgelaufen, und eine junge Frau in einem kurzen Rock weckte eine schlafende Dame sanft auf.
"Und wie funktioniert das Ganze?", fragte er.
"Nun, der Schlüssel zu unserem Geschäft steht dort." Krüger deutete auf den scheinbar leeren Glaszylinder im Zentrum des Raumes.
Harry sah ihn sich genauer an. Im Zwielicht war es schwer zu erkennen, aber das Behältnis schien tatsächlich etwas zu enthalten. Das Innere war etwas dunkler, als es hätte sein dürfen, und die Luft flimmerte wie von großer Hitze.
Als er sich erinnerte, woher er dieses Aussehen kannte, schrak er zurück[1]. "Ist das nicht ein... ein Nachtmahr?"
Krüger wirkte überrascht. "Oh, Sie sind gut informiert. Kaum einer kennt diese Kreaturen. Aber Sie haben Recht - es ist einer der wenigen in Gefangenschaft lebenden Nachtmahre auf der Welt."
Harry griff instinktiv nach seiner Dienstmarke. "Ich fürchte, ich muss diesen Laden schließen", sagte er. "Das Halten gefährlicher magischer Tiere-"
"Oh, aber wir haben eine Lizenz", unterbrach Krüger. "Und dieses Exemplar ist nicht gefährlich. Sie lassen sich nämlich durchaus abrichten, müssen Sie wissen."
"Abrichten? Aber..."
"Wenn Sie sich so gut auskennen, wissen Sie sicher auch, dass der Alb - oder Nachtmahr, wenn Ihnen das lieber ist - sich von Ängsten und anderen negativen Emotionen ernährt. Das ist richtig. Und natürlich kommt in den Geschichten, die unsere Klienten erleben, auch die eine oder andere Schrecksekunde vor - die sind doch erst die Würze einer spannenden Handlung, könnte man sagen, nicht wahr?"
"Das heißt-", setzte Harry erneut an.
"Aber", fuhr Krüger fort, der es darauf angelegt zu haben schien, den Gnom nicht zu Wort kommen zu lassen, "unser Alb weiß, dass wir ihn gut versorgen. So viele Schläfer würde er in freier Wildbahn nie bekommen. Auch wenn er sich nur von diesen kurzen Schrecksekunden ernährt, ist das noch mehr, als ein wildes Exemplar an einem durchschnittlichen Tag bekommt - und er muss sich keine Sorgen um Fressfeinde machen, die in seiner natürlichen Umgebung auf ihn lauern. So profitiert er von unseren Klienten - und unsere Klienten profitieren von ihm, da er sie all ihre Lieblingsträume so realistisch erleben lässt, dass sie sich noch Jahre später daran erinnern werden."
Harry sah sich um. Während Krüger gesprochen hatte, hatte die junge Frau mehrere Leute geweckt, und andere hatten sich dafür auf die Liegen gelegt. Es schien tatsächlich keine Gefahr zu bestehen, in seinen Träumen gefangen zu werden.
"Wollen Sie es versuchen, Herr Wächter?", fragte Krüger. "Für Sie kostenlos, damit Sie sich überzeugen können. Sie müssen sich nur auf eine Liege legen und sich Ihren Lieblingstraum plastisch vorstellen. Ich helfe Ihnen gerne."

- 1 -


Der König hatte seine treuesten Gefolgsleute im Ratssaal versammelt. Zu seiner Rechten saß seine Tochter, die schönste Gnomin dieses Landes, und an den anderen Seiten des großen Tisches saßen die tapfersten und kühnsten seiner Ritter. Einer von ihnen war Harry Häschentöter, der diesen Ehrennamen trug seit seinem Sieg über das grausame Killerkaninchen, das sich an des Königs Weiden gütlich getan hatte.
"Eine gar dräulich Bedrohung braut sich drehwärts von uns zusammen", hub der König zu sprechen an. "Wie meine Kundschafter mir zutrugen, plant Bss'bszss, Königin des Stammes der Todeshornissen von Zss'sz, eine Invasion unseres Landes. Welcher tapfere Recke hier erklärt sich bereit, auszureiten und den Schrecken zu besiegen?"
Die Streiter schwiegen betreten. Sich gegen die Todeshornissen von Zss'sz zu stellen, bedeutete das sichere Verderben, das war ihnen allen bewusst. Schließlich wandte der König sich an den Treuesten seiner Untergebenen, und fragte:


"Harry? Träumst du?"
Der Gnom schreckte auf. Araghast sah ihn amüsiert an. "Anstrengende Nacht gehabt?"
"Ich... äh...", stammelte Harry. Auch Saiyana, die rechts von Araghast im Besprechungszimmer der FROG saß, grinste.
"Ich habe gesagt: Bleib bitte noch kurz hier, ich muss mit dir reden", wiederholte sein Abteilungsleiter, während die anderen FROGs um ihn herum bereits dabei waren, zu gehen.
Harry nickte und wartete ab, während sich der Raum um ihn herum leerte. Saiyana grinste ihm noch einmal kurz zu, als sie hinter den anderen her lief.
Araghast wartete, bis der letzte FROG den Raum verlassen hatte, und sah Harry dann kritisch an. "Hör mal", begann er, "wie lange willst du diese Scharade denn jetzt noch aufrecht erhalten? Püschologisch gesprochen ist es keine gute Idee, hier weiter den großen Bogenschützen zu spielen. Es wird wirklich Zeit dass du dir eine neue Aufgabe suchst. Du solltest

losziehen und die Hornissenkönigin besiegen. Gelingt dir dies, gehört dir die Hälfte meines Reiches, und die Hand meiner Tochter dazu."
Harry Häschentöter verneigte sich. "Ich werde Euch


nicht enttäuschen, Majestät."
"Majestät?" Araghast runzelte die Stirn und fuhr einmal mit seiner Hand vor Harrys Augen auf und ab. "Harry? Was ist los mit dir?"
"Ich... Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders", murmelte Harry. "Ich werde mich um einen neuen Job kümmern, versprochen!"
Der Abteilungsleiter blickte besorgt zum Gnom herunter. "Geht es dir wirklich gut? In der letzten Zeit wirkst du etwas... abwesend."
"Nein, es geht schon", wehrte Harry unwirsch ab. "Ich habe nur mit offenen Augen geträumt."
"Na gut", meinte sein Chef skeptisch. "Denk dran, Wenn du mit mir reden willst, kannst du jederzeit vorbei kommen!"

Saiyana wartete im Flur des Wachhauses auf ihn. "Und? Was wollte er?", fragte sie.
"Ach, nichts Wichtiges", entgegnete Harry. "Nur ein bisschen FROG-Fachsimpelei. Und wie gefällt es dir hier?"
"Es ist... spannend", befand Saiyana nach kurzem Zögern. "Es muss toll sein, mit einem Team von Kollegen richtig aufregende Einsätze zu erleben. Ich glaube

an Euch, tapferer Recke. Wenn es jemanden gibt, der die Hornissenkönigin besiegen kann, so seid Ihr es. Meine besten Wünsche werden Euch auf Eurer Queste begleiten - und wenn Ihr zurückkehrt, so gewähre ich Euch gerne meine Hand."
Harry Häschentöter blickte der Prinzessin in ihre tiefbraunen Augen. Er würde erfolgreich sein - dessen war er sich gewiss. Für die Prinzessin und ihren Vater hätte er noch ganz andere Gefahren auf sich genommen; und sein Heldeneid gebot es ihm, dass er die Unschuldigen


an der Schulter packte und kräftig schüttelte.
"Harry?" Saiyanas Gesicht befand sich direkt vor ihm und blickte ihn besorgt an. "Sag doch was! Ist alles in Ordnung?"
"Ja... das heißt, nein, wahrscheinlich nicht. Ich... entschuldige mich bitte!"
Der Gnom riss sich los und lief aus dem Wachhaus. Saiyana sah ihm irritiert hinterher.

Vier Mal war Harry in den letzten zwei Wochen in Friedrich Krügers Traumbüro gewesen, und jetzt hätte er sich selbst dafür ohrfeigen können. Er wusste doch genau, wie gefährlich diese Kreatur werden konnte! Zielstrebig marschierte er

über die weite Ebene, immer drehwärts dem Bau der Todeshornissen entgegen. Königin Bss'bszss war berüchtigt für ihre Grausamkeit und galt als nahezu unbesiegbar, doch Harry war sich sicher, dass sich ihm eine Möglichkeit offenbaren würde, wenn er sein Ziel erst ereicht hatte.
"Vorwärts, Rosine!", trieb er seine treue Reitratte an. Diese quiekte kurz auf und lief


am Ufer des Ankh entlang seinem Ziel entgegen. Immer wieder drohten seine Gedanken, abzudriften, aber er konzentrierte sich auf die Straße. Dieser Krüger würde etwas zu hören bekommen von ihm, jawohl! Und dann würde er den Nachtmahr konfiszieren und dem Kerl eine Strafe aufbrummen, wegen Haltens gefährlicher magischer Tiere, und vielleicht auch noch wegen Bestechung eines Wächters, oder so.
Unter einer vor ihm liegenden Brücke stieg Rauch

aus dem Schornstein einer kleinen, einsam auf einer Lichtung gelegenen Holzhütte auf. Dies schien Harry eine günstige Gelegenheit für ein Nachtlager zu sein, also hielt er geradewegs darauf zu und klopfte an.
Ein alter, bärtiger Mann öffnete ihm. Schlohweiß war sein Haar, und seine Augen leuchteten in einem seltsam unirdischen Glanz.
"Sei willkommen, Harry, der man dich den Häschentöter nennt", sprach der Alte. "Lange habe ich auf dich gewartet."
"Ihr habt auf mich gewartet?", fragte Harry und senkte sein Haupt. "Wie kann das sein?"
"Ich habe zweierlei Dinge für dich", fuhr der Greis fort, ohne auf Harrys Frage einzugehen. Er holte aus seiner grauen Robe eine Flasche hervor. "Dies ist das eine. Das andere ist ein Ratschlag, also höre mir gut zu:


Jahrtausend Hand und Krevetten! Mistundverflucht!"
Harry starrte verwirrt auf den Flachmann, den der Stinkende Alte Ron ihm entgegen hielt. Die Bettler hatten es sich an einem Feuer am Ufer des Ankh gemütlich gemacht, und selbst Rons Gestank wärmte sich lieber den stofflosen Körper, statt Passanten in die Nase zu steigen. Der Gnom ohrfeigte sich selbst, um wieder zu Sinnen zu kommen, und setzte dann schnell seinen Weg fort.
Der Weg zur Ulmenstraße kam ihm länger vor als sonst, und immer wieder sah er fremde Bilder in seinem Kopf - Bilder von weiten, unberührten Ebenen, von hohen Bergen und undurchdringlichen Wäldern. Nur mit einiger Anstrengung gelang es im, sich auf die Realität zu konzentrieren. Schließlich jedoch

sah er ihn vor sich: Den Bau der Hornissenkönigin, mitten im Zentrum des Landstrichs, welcher bekannt war als die Finsteren Gestade. Ein fürwahr majestätisches und Ehrfurcht einflößendes Gebäude war es, und ein Gnom mochte sich davor wohl so klein fühlen wie eine Maus. Von weitem schon erspähte Harry Häschentöter die Wächterhornissen, die vor dem Bau auf und ab schwirrten, ihre Stachel spitz und bereit, ihre Opfer aufzuspießen. Weit schrecklicher noch war allerdings


das Flimmern, das über dem Gebäude hing und es aus der Ferne wie eine Fata Morgana wirken ließ.
Harry schüttelte sich. So wie es aussah, hatte der Glaszylinder den Nachtmahr nicht lange halten können: Die Kreatur war gewachsen, und hüllte inzwischen das gesamte Gebäude ein. Zahllose Männer und Frauen, und sogar einige Kinder, standen vor dem Eingang. Manche standen still wie Statuen, andere bewegten auf merkwürdige Arten, als würden sie Pantomimen aufführen.
Vorsichtig näherte

Harry sich mit gezogenem Schwert den beiden Hornissensoldaten, die den Eingang bewachten. Sie überragten den Gnom um Haupteslänge und brummten bedrohlich, als sie ihn sahen.
"Komm nicht näher, Gnom", summte einer von ihnen, als er des Kriegers angesichtig wurde, "denn sonst ist dein Leben verwirkt. Wisse, dass unsere Königin den Talisman von Pl-Und'r besitzt, welcher ihr und uns den Sieg über alle Widersacher verleiht!"
Wohl kannte Harry die Geschichten, die sich um diesen Talisman rankten, und so sprach er: "Dieses Artefakt ist ein Märchen, das man kleinen Kindern erzählt. Also macht mir den Weg frei, wenn nicht mein Schwert euch aufspießen soll!"
Mit gezogener Waffe trat er auf die Soldaten zu, doch


der Mann, der bis eben noch stumm und regungslos mit bebenden Lippen an der Tür gestanden hatte, nahm auf einmal Anlauf und trat den Gnom, bevor dieser reagieren konnte, so kräftig, dass dieser mehrere Meter durch die Luft segelte. "Tooooor!", brüllte der Mann, immer noch mit einem völlig ausdruckslosen Gesicht. "Tor für Sto Lat!"
Harry lag am Boden und rang nach Luft. All diese Leute waren in ihren Träumen gefangen, und der Alb kontrollierte sie offenbar. Es benutzte sie als Wächter - und um

ihn mit einem solchen Schwung durch die Luft fliegen zu lassen, bedurfte es einer gewaltigen magischen Kraft. Stimmten die Geschichten über den Talisman folglich doch?
Mühsam richtete er sich wieder auf. Weitere Soldaten hatten sich inzwischen vor dem Bau versammelt und kamen mit lautem Brummen näher. Gegen eine solche Übermacht, die auch noch einen magischen Schutz besaß, hatte er keine Chance. Nein, dafür würde er Hilfe benötigen. Und er wusste auch, wo er sie finden würde. Er


machte kehrt und lief zurück in Richtung Wachhaus. Die Männer, Frauen und Kinder, die sich vor dem Gebäude versammelt hatten, folgten ihm nur ein paar Schritte, bevor sie sich wieder ihren imaginären Beschäftigungen widmeten.

- 2 -


Araghast runzelte die Stirn. "Du meinst also, die haben dieses Tier verwendet, um bestimmte Träume zu erzeugen?"
"Ja. Und irgendetwas ist schief gelaufen. Der Alb ist gewachsen, und seit einiger Zeit drifte ich immer wieder in diese Träume ab. Und nicht nur ich - anscheinend hat die Kreatur bereits Dutzende von Leuten unter ihrer Kontrolle."
"Also, was schlägst du vor? Sollen wir

den Großen Rat der Zwölf Paladine einberufen?" Der König wandte sich einem seiner Sekretäre zu, bereit, das Signal hierfür zu geben.
"Dafür fehlt uns die Zeit", entgegnete Harry, "und ich glaube, auch dieser könnte uns nicht helfen."
"Was dann? Würdest du lieber


aufwachen?"
Harry blinzelte und sah Araghast an. "Entschuldigung, ich war schon wieder anderswo. Ich weiß nur von einem, der sich mit diesen Wesen auskennt und uns vielleicht helfen könnte: Der Professor der Kryptozoologie an der Unsichtbaren Universität. Er hatte uns bei dem letzten Vorfall mit dem Alb geholfen."
"Gut, ich schicke eine Klacker-Nachricht an die Universität und lasse die Gegend um das Gebäude fürs erste weitläufig absperren. Vielleicht solltest du dich besser irgendwo hinlegen und versuchen, dich zu entspannen. Wenn diese Halluzinationen schlimmer werden, könntest du dir sonst vielleicht noch etwas antun."
Harry schüttelte den Kopf. "Es geht schon. Ich scheine anders davon betroffen zu sein, als die, die ich in der Ulmenstraße gesehen habe. Bei mir scheint dieser Traum, oder was es ist, sich der Realität anzupassen - wenn ich mich mit dir unterhalte, denke ich plötzlich, mit dem König eines Gnomenreiches zu sprechen, und... nun ja, jedenfalls passen sie zu der Wirklichkeit um mich herum."
"Ein König?" Araghast schmunzelte. "Püschologsich ist das ja wirklich interessant. Ich kümmere mich jetzt um die Nachricht, vielleicht können wir uns danach ja noch etwas mehr über deinen Traum unterhalten."
Harry errötete. "Ich glaube, ich sollte mich lieber

um meine Ratte kümmern."
"Das wird nicht nötig sein, für sie ist gesorgt. Mach es dir doch in den Gastgemächern bequem, solange wir auf deinen Mentor warten."
Harry verneigte sich tief und verließ den Audienzsaal des Königs. Schon lange hatte er seinen Mentor, den weisen Meister Senn-Sey, nicht mehr gesehen. Doch von ihm hatte er die Geschichte über den Talisman von Pl-Und'r gehört, und wenn jemand ein Mittel gegen dessen dunkle Macht besaß, so war er es.
Er legte sich auf das für ihn bereitstehende Bett und starrte an die Decke. Meister Senn-Sey hatte ihn die Kunst der Meditation gelehrt, mit der man all seine Gedanken abschalten und seinen Körper in einen tiefen Ruhezustand bringen konnte. Er würde später all seine Kraft brauchen...


Ein Klopfen an die nur angelehnte Tür weckte ihn aus einem anscheinend traumlosen Schlaf. Saiyana stand im Türspalt und blickte ihn an.

"Ich bin auf das Geheiß meines Vaters, des Königs hier", sprach sie. "Er lässt ausrichten, dass Euer Mentor, der Meister Senn-Sey, eingetroffen ist."
Harry schwang sich aus seinem Bett. Dank der Meditation war er ausgeruht wie nach einer ganzen durchgeschlafenen Nacht. "Ich danke Euch, holde Maid. Seid unbesorgt, wir werden einen Weg finden, den Schrecken, der Euer Reich bedroht, aufzuhalten."
Mit unverkennbarer Besorgnis in den Augen erwiderte die Prinzessin seinen Blick.


"Es geht dir wirklich nicht gut, wie?", fragte sie.
"Wieso? Was meinst du?"
"Du hast schon wieder so seltsame Dinge gesagt... vielleicht solltest du doch lieber liegen bleiben...?"
Harry bemühte sich um ein angemessen heldenhaftes Lächeln. "Nein, das geht schon. Ein echter FROG lässt sich von ein paar Halluzinationen nicht aufhalten."

Der Professor für Kryptozoologie saß bereits mit Araghast zusammen im Besprechungszimmer, als die beiden Gnome den Raum betraten. Es war ein breitschultriger, rothaariger Mann mit einem dichten, lockigen Bart und einem so dicken Nichtsfjorder Akzent, dass man ihn hätte in Scheiben schneiden können.
"Ihr kønnt då nicht einfach rein", erklärte er gerade. "Der Ålp håt sich sø vøllgefressen mit den Tråumen, die diese Leute ihm vørgesetzt håben, dass jeder, der ihm zu nåhe kommt, søført in eine Tråumwelt gerissen würde."
Araghast nickte. "Das haben wir auch gemerkt. Meine Abteilung hat das Gebiet abgesperrt, aber sobald sie versuchen, zu den betroffenen Leuten oder dem Eingang des Gebäudes zu gelangen, berichten sie alle von starken Halluzinationen. Und diese Kreatur wächst weiter."
Der Professor nickte. "Sølånge er sø viele Tråumer køntrølliert, wird er åuch weiter wåchsen."
"Und es gibt kein Mittel dagegen?"

Oh doch, das gibt es wohl." Meister Senn-Sey holte einen kleinen Rundschild aus einer großen Tasche, die er bei sich trug. "Dies ist der Schild des Machtvollen Schutzes. Er ist das einzige bekannte Objekt, welches der Macht des Talismans von Pl-Und'r widerstehen kann."
"Aber wird er uns dabei helfen, in den Bau der Königin einzudringen?"
"Nein, das wohl nicht. Aber es gibt eine uralte Prophezeiung, die von diesen Tagen berichtet. Und sie berichtet von dir, Harry."
"Von mir? Aber wieso..."
"Wieso ich dir das bisher verschwiegen habe? Weil es mit nicht zusteht, auf dein Schicksal einen solchen Einfluss zu nehmen. Aber nun ist die Zeit gekommen, es dir zu sagen: Seit deiner Geburt bist du auserwählt, die Hornissenkönigin und ihren Stamm zu besiegen."
Harry schwieg, bemüht, sich die Tragweite dieser Offenbarung deutlich zu machen.
"Aber du wirst nicht allein sein", sprach der König. "Meine besten Männer werden dir in dieser Schlacht beistehen."
"Nein", widersprach Meister Senn-Sey ruhig, aber bestimmt. "Die Prophezeiung sagt, dass Harry Häschentöter es sein muss, der sich der Hornissenkönigin alleine stellt und sie besiegt."
"Warum das?"
"Weil er


durch seine letzte Begegnung mit dem Wesen ånscheinend eine gewisse nåtürliche Åbwehr gegen dessen Einfluss entwickelt håt. Sønst würde er jetzt wie åll die ånderen årmen Kerle vør dem Håus in der Ulmenstraße stehen und wer weiß was für Unsinn måchen."
Harry sah auf das Objekt, das der Professor vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Es war etwa halb so groß wie der Gnom selbst, und bestand aus einem Geflecht aus Schnüren, die an einem runden Holzrahmen befestigt waren.
"Das habe ich doch schon einmal gesehen", sagte Harry blinzelnd. Vor seinen Augen schien der Gegenstand sich immer wieder in einen Schild verwandeln zu wollen. "Ein Traumfänger, nicht wahr?"
"Genåu. Dieses Exemplår scheint inzwischen kørperlicher zu sein, als dås, dås mir dåmåls åusgebrøchen ist. Es sollte åusreichen, den Tråumfånger in dås Zentrum des Nåchtmåhrs zu bringen, um ihn dårin zu fången."
"Und das muss Harry machen?" Der Abteilungsleiter blickte skeptisch. "Dieser Nachtmahr wird ihm sicherlich einige Hindernisse in den Weg legen, wenn er mitbekommt, was vor sich geht. Er hat immerhin ziemlich viele Leute unter seiner Kontrolle. Und wenn er in einem ungünstigen Augeblick von einer dieser Halluzinationen befallen wird, was dann?"
"Er muss es machen. Er ist der einzige, der nicht søført neutrålisiert wird", bestätigte der Professor.
"Ich schaffe das schon", meinte Harry lächelnd. "Immerhin bin ich ein FROG." War das nur seine Einbildung, oder sah er da Bewunderung in Saiyanas Gesicht?
Araghast stand von seinem Platz auf. "Na gut, dann sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen. Dieses Ding wächst schließlich immer noch."

- 3 -


Und das tat es tatsächlich. Auch die angrenzenden Häuser waren inzwischen in das unwirkliche Flimmern gehüllt, das den 'Körper' dieser Kreatur darstellte. Die FROGs hatten den Radius ihrer Absperrung entsprechend vergrößert, und eine Traube von Schaulustigen hatte sich gebildet, um das Spektakel jenseits der Barrikade zu verfolgen. Immer noch stand etwa ein Dutzend Menschen jeden Alters vor dem Gebäude. Teils starrten sie ausdruckslos in die Luft, teils gingen sie unerkennbaren bizarren Tätigkeiten nach.
"Nun gut", meinte Araghast und nickte dem Gnom zu. "Wenn du meinst, dass du das wirklich schaffst, dann los!"
"Kønzentriere dich nur immer åuf deine Åufgabe", riet der Professor, "dånn werden die Tråumbilder dich dåvøn nicht åbhålten kønnen."
Harry nickte, schulterte seinen Bogen und betrat mit dem Traumfänger im Arm

die Finsteren Gestade. Gar deutlich hatte die dunkle Macht des Talismans den Landstrich inzwischen verwandelt: Dunkel und bedrohlich ragten ringsherum die Bäume in die Höhe, und kein Vogel erleichterte ihm durch Gesang sein Gemüt. "Bei meiner Ehre", sprach Harry bei sich, "ich werde dafür sorgen, dass dieser Fluch von dem Land genommen wird!"
So entschlossen schritt er voran, den Schild des Machtvollen Schutzes vor sich haltend, dem Bau der Hornissenkönigin entgegen.

Fürwahr war die Macht des Dunklen Artefakts überall um ihn herum zu spüren. Harry spürte, wie die Realität um ihn herum löchrig wirkte - verschiedene Realitäten schienen hier miteinander im Widerstreit zu stehen. Ein unwirkliches Flimmern lag in der Luft, und er hatte das Gefühl, dass die Welt um ihn herum in ihrem Schmerz stumme Schreie aussandte.
Wie gequälte Seelen wirkten die mächtigen Bäume um ihn herum, und ihre Äste erinnerten an im Schmerz empor gereckte Arme. Immer wieder ließ ein Geräusch den Gnom herumfahren, aber stets war das einzige, das er sah, die Silhouette des Waldes, nur spärlich erhellt vom Sonnenlicht, das durch das dichte Blätterdach fiel.
Sicher ist dies nur meine Phantasie, welche mir einen Streich spielt, sprach er bei sich. Bald habe ich diesen dunklen Wald hinter mir und werde den Bau der Hornissenkönigin erblicken.
So machte er sich Mut, als er mit einem Male eine Stimme vernahm: "Ho-humm, was haben wir denn hier? Meiner Treu, es sieht mir ja wie ein Gnom wohl aus!"
Harry fuhr herum, doch war es bereits zu spät. Eine knorrige Hand legte sich um seine Taille und hob den Gnom vom Erdboden.
Der Gnom wandte sich im festen Griff seines Gegners, doch vergeblich waren seine Anstrengungen. Er wurde hoch in die Luft gehoben und umgedreht, und sah sich einem hölzernen, von Blättern und Ästen gesäumten Gesicht gegenüber.
"Was für ein Leckerbissen hat sich denn hier in meinen Wald verirrt?", sprach das Monstrum und schüttelte sein belaubtes Haupt. "Wie nett von dir, mich zum Abendessen zu besuchen!"
Harry versuchte, dem festen Griff des Wesens zu entkommen, doch gelang es ihm nicht. Entsetzt sahen seine


Kollegen mit an, wie keine fünfzig Meter entfernt der Gnom von einer geistesabwesend dreinblickenden Frau in die Luft gehoben wurde. Sie alle spürten inzwischen die Auswirkungen der Präsenz des Nachtmahrs, obwohl sie sich außerhalb des Flimmerns aufhielten.
"Val", rief Araghast seinem Stellvertreter zu, "Schnell, schieß ihr ins Bein!"
Der angesprochene Vampir fuchtelte zur Antwort wild mit der Hand. "Es geht nicht! Es sind zu viele! Wir müssen das Schiff aufgeben!"
"Val!" Araghast packte den Armbrustschützen an der Schulter und schüttelte ihn. "Verdammt, reiß dich zusammen! Wenn der Krabbelnde Schrecken in unsere Welt eindringt, sind wir alle verloren!"
Keiner von ihnen bemerkte die Menschengruppe, die sich auf der anderen Straßenseite versammelt hatte und jetzt langsam näher kam. Nur Saiyana

ging dem Gnom nicht aus dem Kopf: Sie und ihr Vater, der König, hatten sich so auf ihn verlassen, und jetzt wurde er von einem lebenden Baum verschlungen. Die Prophezeiung würde sich nicht erfüllen, und das Königreich war dem Untergang geweiht.
Geifer tropfte aus dem weit aufgerissenen Maul des Ungeheuers, und die Zeit schien sich zu verlangsamen, als das Wesen den Gnom an seinen Mund hob. In einem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, biss Harry in die hölzerne Hand, die ihn hielt. Die Kreatur

schrie auf und ließ den Gnom fallen. Der Schmerz schien die Frau kurz aus ihrer Traumwelt zu reißen, denn sie begann, mit staksenden Schritten im Kreis zu torkeln und dabei seltsame Laute von sich zu geben. Harry, der unsanft auf dem Straßenpflaster gelandet war,

lief durch das Dickicht des Waldes davon, fort von diesem Monster. Die Bäume um ihn herum schienen nur auf einen kurzen Moment der Unachtsamkeit zu lauern, um sich auf ihn zu stürzen. Die Umgebung verursachte in ihm eine Angst, die sich nicht rational erklären ließ - er war kaum noch in der Lage, einen logischen Gedanken zu fassen. Wenn er nur

harry


Auf einmal hörte er eine Stimme. Sie schien von überall und nirgends gleichzeitig zu kommen. Er kannte diese Stimme...
"Meister Senn-Sey?", fragte er ungläubig in den Wald hinein. Der Schild des Machtvollen Schutzes, den er immer noch um den Arm geschnallt trug, glühte schwach.

konzentriere dich harry. wir sind umzingelt du musst dich beeilen


"Umzingelt? Aber wie...

die kreatur verwirrt dich. wach auf verdammt


Aufwachen? Eine Erinnerung regte sich in dem Gnom. Das Glühen des Schildes wurde stärker. Ja, natürlich - es war so einfach! Er musste einfach nur

Aufwachen!"
Harry schreckte hoch. Bei der Arbeit eingeschlafen? Oh ja, das würde sich gut in seiner Akte machen. 'Harald Spieß schläft im Büro ein'...
Er blickte auf die Zeitanzeige seines Desktops. Es waren zum Glück nicht mehr als ein paar Minuten gewesen. Entschuldigend lächelte er dem Kollegen, der ihn geweckt hatte, zu.
"Anstrengende Nacht gehabt, Harry?", fragte dieser grinsend.
"Ja, so ungefähr", murmelte Harry. Und etwas Seltsames hatte er geträumt... so eine Fantasy-Geschichte, mit Vampiren, Gnomen und anderen seltsamen Wesen...
"Hier, das hier hat jemand für dich abgegeben." Der Kollege legte ein Kuvert auf Harrys Schreibtisch. Es stand weder ein Name noch sonst etwas darauf.
"Woher-" setzte Harry an, doch der Kollege war bereits in Richtung Kaffeemaschine verschwunden. Achselzuckend öffnete er das Kuvert und holte ein schlichtes Handy heraus. Er schüttelte den Umschlag, in der Hoffnung, einen erklärenden Text zu finden, aber es lag nichts Weiteres darin.
Irritiert sah er das Gerät an, als es auf einmal klingelte. Neugierig drückte er auf die Abheben-Taste.
"Wach auf, Harry!", sagte eine Stimme am anderen Ende ohne jede Einleitung. "Sie suchen schon nach dir!"
"Aber... ich... wer", stammelte Harry, als er Tumult am Eingang bemerkte. Mehrere Männer in Sonnenbrillen und schwarzen Anzügen hatten das Büro betreten.
"Da sind sie", sagte die anonyme Stimme am Telefon. "Lauf!"
Instinktiv gehorchte er, das Telefon immer noch am Ohr. Er duckte sich hinter eine Trennwand

in ein Gebüsch

hinter eine Hauswand,

als die Agenten
die lebenden Bäume

die in ihren Traumwelten gefangenen Menschen auf der Suche nach ihm ausschwärmten.
Ihm schwirrte der Kopf, und seine Augen schienen sich nicht sicher zu sein, was um ihn herum zu sehen war.

wach auf wach endlich a


befahl die Stimme aus

dem Handy
dem Schild des Machtvollen Schutzes

dem Traumfänger, und brach dann abrupt ab.
Harry sah sich um: Die Menschen, die vom Nachtmahr kontrolliert wurden, hatten ihn umzingelt. Etwa hundert Meter hinter sich konnte er das Klirren von Schwertern hören - seine Kollegen wurden angegriffen. Er musste schnell handeln.
Dem ersten Mann, der nach ihm griff, stach er sein Schwert in die Hand, und machte dann einen Satz zurück unter das Kleid eines Mädchens. Als diese ihr Kleid hochhob, um nach ihm zu suchen, klammerte er sich innen am Stoff fest und wartete, bis das verblüffte Kind wieder los ließ, dann wagte er einen plötzlichen Ausfall und lief zwischen den Beinen der anderen hindurch zum Eingang des Traumbüros. Hinter sich schlug er die Tür zu und klemmte mit aller Kraft seinen Dolch als Keil darunter. Das sollte ihm ein bisschen zusätzliche Zeit verschaffen.

- 4 -


Das Innere des Insektenbaus war noch imposanter als sein Äußeres. Hoch ragten die Wände um den Gnom empor, und seltsam lebendig erschienen sie ihm; von innen erhellt durch ein widernatürliches Licht. Zwei gigantische Wächterdrohnen standen in etwas, das wohl die Vorkammer des Baus bildete, und wandten sich Harry zu, als dieser gerade den Eingang versperrt hatte.
"Gib auf, kleiner Mann!", brummte eine von ihnen drohend. "Wisse, dass unsere Armee dein kleines Königreich inzwischen eingenommen hat. Der König, seine Tochter, und auch dein alter Lehrmeister sind in unserer Gewalt."
Harry spürte, dass das Insekt die Wahrheit sprach. "Dennoch werde ich euch aufhalten", erklärte er, und bemühte sich um Zuversicht in seiner Stimme. Die beiden


Männer, die im Vorraum des Traumbüros standen, lachten merkwürdig tonlos.
"Noch mehr Ungeziefer!", rief der einer mit schriller, beinahe hysterischer Stimme. "Mein schöner, preisgekrönter Kohl!"
Er machte einen Sprung nach vorne, und Harry wäre beinahe von den schweren Stiefeln des Mannes zerquetscht worden, wenn er sich nicht noch rechtzeitig zur Seite abgerollt hätte.
"Ich habe ihn! Ich habe ihn!", rief der zweite aus und griff mit der Hand nach dem Gnom. Harry sprang weiter zurück und stieß mit seinem Rücken gegen die Wand. Er hatte keine Nahkampfwaffe mehr, da sein Schwert die Tür versperrte, und um einen Pfeil aufzulegen, fehlte ihm die Zeit. Er zog einen der Pfeile aus seinem Köcher und stach damit nach der Hand, die nach ihm griff. Der Mann schrie auf: "Es hat mich gebissen! Das verdammte Kaninchen hat mich gebissen!"
Der Gnom fuhr herum und sah den zweiten Mann auf sich zu kommen. Er lief ihm zwischen den Beinen hindurch und kletterte dann schnell von hinten an ihm hoch, während dieser sich noch verwirrt umdrehte. Oben angekommen klammerte er sich am Rücken des Mannes fest und verpasste ihm eine Kopfnuss gegen den Hinterkopf. Mit einem Ächzen fiel der Mann zu Boden und stolperte gegen den Anderen. Harry nutzte die Verwirrung und sprintete

in einen dunklen, nach unten führenden Gang. Die organischen Wände wichen hier gewöhnlichem Fels und Erdreich, und bläulich schimmernde Pilze erhellten schwach die Umgebung. Er spürte, dass dies der Weg war, der zur Hornissenkönigin führen würde. Immer mehr wuchs in ihm das Gefühl der Unwirklichkeit, als stünden mehrere Realitäten miteinander im Wettstreit. Dies musste eine Folge der Macht des Talismans sein.
Sicherlich würden seine Verfolger sich bald auf die Suche nach ihm begeben. Er musste sich beeilen - die Königin finden, und die Macht des Talismans brechen.
Mühsam kämpfte er die Phantombilder in seinem Kopf nieder.
Steil führte der Gang nach unten, bis er sich schließlich weitete und zu einer großen, leeren Höhle wurde. Das Flimmern der Umgebung war auf dem ganzen Weg spürbar stärker geworden, und der Schild in seiner Hand glühte so hell wie eine Kerze. Unwirklich tanzten die Schatten, die er warf, an der Höhlenwand. Der Talisman konnte nicht mehr weit sein.
Die Höhle besaß einen Durchgang in eine zweite, etwa genau so große Kammer. Harry zoh seinen Bogen und schlich voran in den


Schlafraum im Keller des Gebäudes. Alle Betten waren belegt mit reglosen

Gestalten, die in gigantische Kokons eingesponnen am Boden lagen. Im Zentrum dieses schauerlichen Stilllebens thronte die Hornissenkönigin - ein Monstrum, dessen Beißwerkzeuge alleine so scharf und so groß wie Schwertklingen waren. In einem ihrer sechs Beine hielt sie das legendäre Amulett von Pl-Und'r. Mit seinen Pfeilen würde er den harten Chitinpanzer dieser Kreatur niemals durchdringen können. Stattdessen hielt er den


Traumfänger vor sich und schritt auf das Zentrum des Alps zu - zur Mitte des Raumes, wo das Flimmern am stärksten war.. Das Wesen schien das zu bemerken: Der stofflose Körper wurde von dem Artefakt angezogen, und ein unmenschliches Kreischen gellte in Harrys Kopf, ohne den Weg über seine Ohren genommen zu haben.
Der Gnom tat noch ein paar Schritte auf das Zentrum und spürte, wie ihm dabei die Knie weich wurden. Plötzlich hörte er eine Stimme:

Ssso, es wagt sich alssso ein wackerer Held in diesssen Bau? Nun, Herr Gnom, Ihr sssolltet besssssser ablassssssen von Eurem Handeln, wenn Euch an diessser Maid etwasss liegt!"
Ein Insekt trat aus dem Schatten der Kokons. Es war größer als die anderen Soldaten, und seine Brust war geschmückt mit güldnem Zierat. In einem seiner Vorderbeine hielt es die reglose Gestalt der Prinzessin. Harry wusste nicht,


in was für einem Traum Friedrich Krüger gefangen war, aber seinem Gesichtsausdruck nach konnte es kein sonderlich angenehmer sein. Saiyana hing schlaff und reglos in seiner Hand.
"Lass sie frei!", rief er, und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.

"Freilassssssen? Aber gerne, Herr Gnom. Sssobald Ihr diesssesss Land verlassssssen habt. Euch und dem Mädchen wird nichtsss gessschehen, darauf habt ihr dasss Wort der Königin."
"Und was für einen Wert dieses 'Wort der Königin' haben mag!", rief der Gnom aus. "Lasst sie frei, oder Ihr werdet es bereuen!"


Friedrich Krüger lachte seltsam ausdruckslos, und seine Augen schienen durch Harry hindurch zu starren. "So, werde ich das? Und wie willst du Wicht mich dazu bringen?"
Der Gnom schluckte. Die Desorientierung durch die ständigen Perspektivwechsel setzte ihm zu. Er merkte, dass er inzwischen seinen Bogen gespannt hatte und in die ungefähre Richtung des Traumberaters zielte.
Oh ja, das würde ihn sicher aufhalten, dachte er bitter. Er, der er keinen Troll aus zehn Schritt Entfernung treffen konnte - aus zehn Gnomenschritten, wohlgemerkt.
Aber eine schwache Stimme in seinem Hinterkopf feuerte ihn an: Versuchen musst du es! Wenn du nicht etwas tust, dann könnte der Alb bald die halbe Stadt kontrollieren. Deine Kollegen verlassen sich auf dich!
Harry zielte mit dem Bogen etwas höher und betete zu allen Göttern, die möglicherweise zuhörten. Krüger blickte immer noch seltsam teilnahmslos auf ihn herab.
Er ließ die Bogensehne los. Der Pfeil flog

dem Rieseninsekt in seinen behaarten Arm. Dieses ließ mit einem unmenschlichen Schrei die Gnomin fallen. Harry sprintete nach vorne, um sie aufzufangen, und setzte sie so sanft und schnell, wie es ihm möglich war, auf den Boden. Ein Insektenarm peitschte nach ihm und Harry rollte sich gerade noch rechtzeitig unter ihm hindurch, um nicht an die nächste Wand gefegt zu werden.
Der Leibwächter der Königin holte zu einem neuen Schlag aus. Harry zog seinen Arm aus der Schlaufe am Schild des Machtvollen Schutzes und machte einen Satz zur Mitte der Halle, wo immer die reglose Gestalt der Königin hockte. Der Leibwächter war direkt hinter ihm und holte zu einem neuen Schlag aus. Weniger als eine Sekunde blieb dem Gnom, um zu handeln - viel zu kurz, um die Königin zu erreichen. Stattdessen holte er mit dem rechten Arm aus und


schleuderte den Traumfänger ins Zentrum der flimmernden Dunkelheit. Die Scheibe flog, schnell um ihre Achse rotierend, auf ihr Ziel zu, und ein Schrei, der mehr fühl- als hörbar war, durchschnitt die Luft. Friedrich Krüger hielt mitten im Schlag inne und schien zu erstarren. Harry nutzte die Gelegenheit, um zurück zur sich gerade mühsam aufrichtenden Saiyana zu laufen.
"Harry...? Was..."
"Keine Zeit - wir müssen hier raus!" Harry packte seine betäubte Kollegin und lief mit ihr zur Treppe. Krüger stand immer noch im Zentrum des Raumes, so reglos wie ein deaktivierter Golem.

Sie hatten gerade den Ausgang des Gebäudes erreicht - vorbei an zwei weiteren reglosen Menschen - als es geschah. Harry hatte noch nie den Begriff "thaumaturgische Explosion" gehört, aber genau darum handelte es sich: Die Luft um sie herum schien sich in Sekundenschnelle erst auf- und dann schlagartig wieder zu entladen, und jedes einzelne Haar an seinem Körper stand auf einmal senkrecht empor. Dann wurde die Dunkelheit und das Flimmern um sie herum plötzlich fort gezogen in Richtung des Kellers, aus dem sie gekommen waren - als wäre ein mächtiger, unspürbarer Wind durch den Block geweht. Die Leute, die zuvor reglos auf der Straße gestanden hatten, blickten sich um, als wüssten sie nicht, wo sie waren. Harry sah in die Richtung, in der er seine Kollegen zurückgelassen hatte. Mehrere uniformierte Gestalten waren gut hundert Meter entfernt zu erkennen.
"Hast du es geschafft?", fragte Saiyana und blinzelte. "Da war diese... ich weiß nicht, ich war plötzlich daheim in der Wüste, und dann..."
"Es ist vorbei", beruhigte Harry sie. "Ich glaube, der Alb wird keine Gefahr mehr darstellen. Los, komm - schauen wir, wie es den anderen geht!"
Sie gingen schweigend an den desorientiert dreinblickenden Menschen vorbei auf ihre Kollegen zu. "Weißt du", meinte Harry schließlich in die Stille hinein, "irgendwie hat mir diese Traumwelt ja gefallen. Endlich hatte ich mich mal wie ein echter Held gefühlt."
Saiyana sah ihn ungläubig an. "Du begreifst es immer noch nicht, wie?", fragte sie. "Du bist ein Held!"
Harry setzte zu einer Erwiderung an, aber seine Kollegin legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. "Nein, sag nichts. Ich weiß, dass du bei FROG nicht angenommen wurdest. Aber schau dir doch an, was du heute hier geschafft hast - überzeugt dich das nicht, dass du in der Lage bist, Heldentaten zu vollbringen?"
Harry sah stumm in die tiefbraunen Augen der Gnomin. Gedanken kreisten wirr durch seinen Kopf. Ihm kam es vor, als hätte er sie eine Ewigkeit angestarrt, als er sie mit einem Mal heftig umarmte und seine Lippen auf ihre drückte. Saiyana versteifte sich kurz, dann schlang sie ihre Arme um ihn und erwiderte den Kuss. Harry fühlte, wie ihm seine Beine weich wurden, und die Welt drehte sich vor seinen Augen...

- Epilog -


Der Gnom schlug seine Augen wieder auf und sah auf eine weiß gestrichene Zimmerdecke.
"Und? Wie war es?" Das Gesicht von Friedrich Krüger tauchte in seinem Blickfeld auf.
"Es war wunderbar, Herr Krüger", entgegnete Harry lächelnd. "Ich glaube, das war genau das, was ich jetzt gebraucht habe..."


Nachwort des Autors: Dies ist ein Fall, wo die Idee um ein Vielfaches besser (meiner Meinung nach) als die Ausführung war. Ich stelle sie trotzdem online, weil ich Bregs noch eine letzte FROG-Single versprochen hatte, und um zu vertuschen, dass ich immer noch keine Ahnung habe, wie es von der Charakter-Entwicklung her mit Harry weitergehen soll (Vorschläge sind willkommen :-) )
[1] für Harrys erste Begegnung mit einem derartigen Wesen, siehe Single "Im Alptraum hört Dich niemand schreien"




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Feedback:

Von Robin Picardo

28.02.2006 07:46

Idee wieder einmal sehrrr schön, aber ich gebe deinem Nachwort recht!
Ich denke du hättest es noch viel besser machen können. Es wirkte am Ende gehetzt/gepresst...
Ansonsten :daumenhoch: :daumenhoch:

Von Tussnelda von Grantick

28.02.2006 11:25

Ich kann mich nur anschliessen (bzgl. der tollen Idee). Das Ende hat mir auch nicht hundertprozent gefallen, aber aus anderen Gründen. Die gute Idee nämlich, Harrys Traumwelt mit der Realen zu verquicken war klasse umgesetzt und bereitete keinerlei Schwierigkeiten beim Lesen. Was ich bei diesen Sprüngen schon erstaunlich finde;-) Aber: Der plötzliche Sprung in diesen Matrix-Abklatsch, das hat zwar thematisch gepasst, wirkte aber auf mich unkoordiniert inszeniert, als sei dir die Idee just in den Kopf geschossen und Du wolltest sie nur loswerden. Gedient hat sie der Geschichte nicht.

Ansonsten war alles flüssig geschrieben und echt unterhaltsam.

Besonders hervorheben möchte ich die gute Idee für die Darstellung des Dialekts von diesem Nichts-Fjörder. Das war klasse geregelt, gerade für Leute wie mich, die es HASSEN *gg* Dialekte lesen zu müssen. Dann ist da noch Deine Namenswahl, die ist für mich immer ein kleines Extra-Schmankerl:-)

Ach ja: Glückwunsch zum Ribbon:-)

Von Breda Krulock

28.02.2006 12:33

Aaalso, ich habe hoher Bewertet schon aus dem einfachen Grund weil ich diese aeusserst geniale Single in einem Schritt durchlesen konnte. Mich ueberkam nicht die langeweile wegen ewig langen Sidestory's noch bekam ich einen Gaehnanfall als ich die Laenge der Single sah (Ich bevorzuge es wenn der Scrollbalken am Rand groesser ausfaellt und nicht mit einer Lupe gesucht werden muss) Die Geschichte war wie immer sehr gut geschrieben, klasse Wort Wahl, geniale Idee und vorallem dein Spiel mit verschiedenen Schriftarten une all diesen Schnickschnack gefaellt mir sehr. Ich weiss es gehoert eigentlich nicht dazu aber wenn sich jmd die Arbeit macht wird es von mir auch zur Kenntniss genommen.
Harry, deine Singles gehoeren mit zu meinen absoluten Favouriten! :daumenhoch: Und auch wenn das Ende fuer manche nicht so geglueckt erscheint, war der RundumEindruck der Single so gut das -ich- locker darueber hinwegsehen konnte.

Von Kanndra

28.02.2006 13:09

Ich kann mich da meinen Vorrednern nur anschließen. Auch wenn die Formatierungen biem Rüberkopieren verloren gegangen sind, konnte ich der Story -nach einem kurzen Stutzen - trotzdem gut folgen.
Und was die weitere Berufswahl angeht: Wie wäre es mit Späher? Ja, ich weiss, dass ist ähnlich dem Terrier (??), dem du ja "entflohen" bist, aber dennoch ein wenig anders... aufregender... na gut, auch ziemlich langweilig. Aber als Gnom hat man da sicher gewisse Vorteile, manchmal.
Es sei denn natürlich, du willst doch noch Verdeckter Ermittler werden :D

Von Lilli Baum

28.02.2006 14:11

Tja, dann gebe ich auch mal meine mehr oder weniger fundierte Meinung zu deiner Single ab.
Zunächst: Nach dem ersten Lesen wollte ich dir erst eine 14 geben, allerdings habe ich dann anders gewertet.
Positives:
Die Übergänge. Die waren einfach absolut göttlich. Ich musste mich schon sehr zusammen zureißen, um nicht laut loszulachen (habe deine Single im Kollegstufenzimmer gelesen - vor und nach der Englischschulaufgabe)
Deine Sprachwahl war auch toll; du bist sehr geschickt, wenn es um den Einsatz von Stilmitteln geht; ich habe nebst den "normalen" Stilmitteln wie Anaphern, Alliterationen und Methafern sogar eine Synethesie entdeckt - da war ein echter Könner am Werk.
Mir gefiel auch, wie du auf deine körperlichen ähm... Vorzüge als Gnom eingegangen bist. (Insbesondere die Stelle, in der du Text durchgestrichen hast((Und das Fußballspiel, das Fußballspiel!) Mir gefielen auch deine Gedankengänge, schon zu Beginn, wo du dir denkst, dass mit etwas mehr Übung ein guter Bogenschütze aus dir geworden wäre ;-)
Ich ziehe auch den Hut vor die, wegen der Stelle mit dem Dialekt; so zu schreiben muss ja eine Heidenarbeit sein O.o Auch diese hochgestochene Ausdrucksweise von Harry Häschentöter hatte es mir angetan.
Aber das beste waren die Bezeichnungen innerhalb deines Traums; Killerhornissen, Pl-Und'r, und vor allem das Senn-sey - das war einfach absolut. Schon allein für dieses Wortspiel hatte sich das Lesen gelohnt
Auch das ganze Einbauen dieser gängigen Klischees war geschickt und wohl dosiert, dadurch hast du viel bekanntes in mir geweckt, und die Matrix-Szene war auch recht gut platziert: Die Traumverwirrung ist im dritten 'Akt' am größten. Aristoteles wäre begeistert; wäre der vierte und der fünfte (Der Epilog) Teil noch länger geworden, dann wäre dieser Effekt sogar noch verstärkt worden.
Aber das meiste Lob verdienst du für diesen Satz: "Vier Mal war Harry in den letzten zwei Wochen in Friedrich Krügers Traumbüro gewesen, und jetzt hätte er sich selbst dafür ohrfeigen können."
Genau dieser Satz ist es, der mich beim ersten Lesen voll davon überzeugt hatte, dass das normale Geschehen kein Traum war. Denn dadurch, dass du eine Vergangenheit impliziert hattest, hast du jeden Zweifel beseitigt, das Geschen außerhalb des Häschentöter-Traums könnte etwas anderes als die Realität ein.
Da fällt mir gerade auf, dass die echte Realität mittelbündig ist, die Traumrealität aber rechtsbündig... Harry, du ausgekochtes Schlitzohr!
Negatives:
Die Überschrift und die Missionsbeschreibung werden deiner genialen Single nicht im geringsten gerecht. Sie sind zwar richtig und passend... aber trotzdem.
Was mich sonst noch gestört hat... Killerbäume? GEIFERNDE KILLERBÄUME?!! Harry, wir sollten uns mal lange und ausführlich unterhalten. So von Gnom zu Baum...
Entscheidendes Tüpfelchen auf dem i:
Wie schon gesagt, hatte ich deine Single nicht mit 14 bewertet, und das lag an zwei Gründen:
Zum einen habe ich nichts wirklich negatives gefunden (vor allem zweiterer Punkt ist ein nicht ganz ernstzunehmender...). Zum anderen war deine Single absolut süß. (Wenn es hier einen Smylie mit Herzförmigen Augen gäbe, dann würde ich ihn an dieser Stelle gehäuft verwenden) Diese kleine Liebesgeschichte mit Saiyana hat es mir angetan, und vor allem das Ende... Vielleicht sogar vor allem, weil du es geträumt hattest. Ich konnte nicht anders, lass es mich so sagen, der 15. Punkt war sehr subjektiver Natur.
Sonstiges:
Auch wenn ich weiß, dass es Unsinn war, habe ich bei dir noch das Patchkästchen angekreuzt. Du hast deinen Bogen benutzt, und sogar getroffen. Auch wenn es nur ein Traum war, aber du hast dich als echter leichter Bogenschütze bewiesen - und wenn du schon püschisch in der Lage bist, etwas zu tun, dann hast du schon die halbe Miete gewonnen.

Es war mir ein wahres Vergnügen diese Single zu lesen und zu bewerten. Und ich freue mich schon auf die nächste! Und was Vorschläge deiner beruflichen Laufbahn angeht: Wie wäre es als Sanitäter?

Von Ophelia Ziegenberger

28.02.2006 19:25

:D Ich seh' schon - ich habe aus zeitlichen Gründen dieses Mal echt was verpasst. Aber das lässt sich ja nachholen. :wink:

Von Harry

28.02.2006 19:53

Habt ihr die gleiche Geschichte gelesen wie ich? Ich habe mich noch gefragt, ob ich sie wirklich so abgeben soll... *g*
Wie gesagt, mir kam es nach "Gute Idee, aber nicht genug draus gemacht" vor. Genauer gesagt waren es zwei verschiedene Ideen - einen Ansatz hatte ich mit dem Wieder-Auftauchen des Alb und dem "Traumbüro", das sollte eine quasi in unserer Welt spielende Geschichte werden (Matrix, Total Recall) - davon hatte ich nur die Matrix-Szene, und dann hatte ich die Idee einer als Traum geschilderten Freddy-Frettchentöter-Geschichte, in der Saiyana die Rolle der Prinzessin übernimmt. Als beides nicht so recht was werden wollte, habe ich beide Ansätze eingestampft und die Ideen zusammengemischt, deshalb wirkt die Matrix-Szene auch so fehl am Platz.
Der Kryptozoologie-Prof sollte natürlich eine Art Hagrid sein / werden, ihn und das [url=http://www.traumbuero.com]Traumbüro[/url] (sorry, Werbung ;-) ) werde ich mal ins Archiv setzen. Vor allem letzteres kann ein schöner Ausgangspunkt für einige Geschichten sein, denke ich.

Von Lilli Baum

28.02.2006 21:44

Das mit dem Kryptozoologieprofessor ist mir überhaupt nicht aufgefallen :mata:
Aber gut, dass du das mit der Matrix-Idee nicht so ausführlich gestalten konntest - ich habe schon seit geraumer Zeit etwas ähnliches für meine Ausbildungssingle geplant

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