Wann darf ich endlich an der Leiche rumschnippeln?

Der Tag schien verschlafen zu haben. Denn schon die Sonne brauchte länger um hinter den Bergen hervorzukommen. Naja wollen wir den Tag nicht vor dem Abend schwarz malen.
Ein dichter Nebel lag in den Straßen von Ankh-Morpork.
Alles im allem war dies eigentlich ein gewohnter Anblick (nicht den typischen Gestank zu vergessen).
Aber irgendetwas war anders...



Avalania hatte heute Abend Nachtschicht. Leider hat sie beim Strohhalm Ziehen verloren und musste den nächtlichen Rundgang durch die Straßen (dabei machte sie einen weiten Bogen um die Schatten) von Ankh-Morpork machen. Sie war nicht allein, denn Lordi erklärte sich kurzer Hand bereit mitzugehen. Naja, gehen ist eher der falsche Ausdruck, er hat es sich auf dem Rücken von Purzel (Eine Verkörperung des Kellers in Gestalt einer Katze, siehe Multi- Mission: "Der Keller") bequem gemacht, die etwas verschlafen neben Ava hertapste.
Dies war Avas letzter Spaziergang als Rekrutin in der Abteilung G.R.U.N.D, denn ab morgen begann ihre Ausbildung der Abteilung S.U.S.I. als Gerichtsmedizinerin.
Also genauer gesagt in eine Stunde.
"Noch eine Stunde und dann darf ich mich Gerichtsmedizinerin nennen", schwärmte sie Axt schwingend vor sich hin.
"In Ausbildung", kam es von unten ihr entgegen. "In Ausbildung. Du bist noch blutiger Anfänger", erklärte Lordi mit einer rechthaberischen und besserwisserischen Art. Allerdings musste er mehrere male der Axt ausweichen. "Mensch pass auf!", schimpfte er entrüstet, wobei ihm Purzel mit einem "Miau" zustimmte.
"Jetzt mach mal halblang ich treffe dich schon nicht. Denn im Gegensatz zu dir kann ich mit Waffen umgehen", antwortete Ava mit bestem Wissen.
"Ist ja schon gut. Sag mal wo laufen wir eigentlich hin?" fragte Lordi neugierig, wobei Purzel dies mit einem neugierigen Blick verstärkte.
"Ach ich hab mir gedacht, wir gehen ein bisschen durch die Schatten.", antwortete sie lässig mit einem Lächeln.
"WAS (MIAU)?!?!?!?!", kam es von Lordi und Purzel gleichzeitig entsetzt.
"Nein war doch nur ein Scherz...", lachte Avalania, "Ich dachte wir gehen von hier, Klebengeblieben, den Steinbruchweg entlang bis zum Platz der Fünfwege, dann weiter die Gänsetorstrasse bis zum Gänsetor die in die Ättermüttenstrasse führt, kreuzen dann die kurze Strasse geradewegs in die Strasse schlauer Kunsthandwerker bis zum Friedhof, da biegen wir dann links ab und beim Tempel der Geringen Götter wieder nach links in die Strasse der Geringen Götter, am Tempel des Blinden nach rechts in die schmale Gasse bis zum Entgegengesetzten Breiten Weg in Richtung der Assassinengilde, dort biegen wir dann in die Filigranstrasse, diese folgen wir immer geradeaus, sie geht in die Willkommenseife über, nach dieser folgen wir der leichten Strasse, biegen in das kurze Stück der Billigen Straße ein wobei wir danach gleich in die Ulmenstraße wechseln und dann wie gewohnt wieder in die Kröslestraße zum Wachhaus zurückgehen. So auf geht's!" entgegnete sie fröhlich den anderen beiden, die sie mit großen Augen und heruntergeklappten Kinnladen anstarrten.
"Kennst du die Stadt auswendig?" fragte Lordi Ava entgeistert.
"Nein!" antwortete sie.
Die Zwergin ging fröhlich pfeifend den kopfschüttelnden Lordi und Purzel voraus.
.


Leise ging eine Tür auf. Eine schlanke Gestalt huschte in den Raum mit einer Art Rucksack oder Beutel auf dem Rücken. Es ging von Bett zu Bett von Reihe zu Reihe, bis der Unbekannte an einem ganz bestimmten Bett stehen blieb. Schmunzelnd holte er einen Trichterartigen Gegenstand und eine Trillerpfeife aus dem Rucksack. Plötzlich hielt die Gestalt inne, denn jemand drehte sich im Bett um. Etwas erleichtert, wenn man das so nennen kann, setzte er sein Vorhaben fort.
Er beugte sich so weit wie möglich über das Bett, setzt den Trichter an den Mund, in dem er die Pfeife hielt, Richtung Kopfkissen.
Holt einmal TIEF LUFT.
Und dann...



"Was für ein wunderschöner Tag.", dachte Ava und streckte sich. Danach setzte sie ihren Weg Richtung Kantine fort.
"BOOM" *Blätter fliegen durch die Gegend*
Man hätte es sich ja denken können.
Ava stand plötzlich in einem Blätterregen und Rabe Raben saß auf seinem Hosenboden und hielt sich benommen den Kopf. "... W ... Was ist passiert..." stöhnte er.
Naja man hätte es sich an fünf Finger abzählen können, aber okay.
Wie beginnen wieder von vorn...
... Ava verließ gerade gut gelaunt den Schlafsaal in Richtung Kantine. Sie bog um die Ecke und stieß direkt in einen wandernden Aktenstapel, der sich später als Rabe Raben herausstellte.
Während die Blätter langsam zu Boden schwebten, erholte sich Rabe Raben ein bisschen und sammelte grob die verteilten Blätter und Akten zusammen.
Ava half ihm, natürlich. Als gut gelaunter Zwerg ist man gerne Hilfsbereit.
Nachdem das erledigt war, eilte Rabe so schnell er konnte mit schwankendem Stapel weiter. Die Zwergin schaute ihm achselzuckend hinter her und setzte ebenfalls ihren Weg Richtung Kantine fort.
In der Kantine herrschte reges treiben. Ava setzte sich neben Olga.
"Sag mal was ist denn mit Rabe Raben los?" fragte sie und biss herzhaft in einer ihrer Zwergenbrötchen.
"Hast du es nicht gehört?", antwortete sie, "den Lärm den er veranstaltet hat?"
"Nein, leider nicht. Ich hab von Rea einen Schlaftrunk bekommen, weil ich doch letzte Nacht Rundgang hatte und da kann ich doch immer so schlecht schlafen.", gab sie zurück.
" Naja auf jeden Fall hat er mit seiner Aktion dem Hauptmann aufgeweckt. Und du weißt wie er darauf reagiert. Jetzt darf Rabe erstmal die ganzen Fälle der letzten 10 Jahre alphabetisch und nach Datum ordnen. Und die nächsten Wochen Tresendienst. Ist klar. Genaueres, wie oder was er angestellt hat, weiß ich auch nicht", erklärte Olga und widmete sich wieder ihrem Mittagessen.
"Na da ist unser Hauptmann Humph wieder mal gut gelaunt in den Tag gestartet.", witzelte die Zwergin.
Während Ava und Olga still ihr Mittagessen fortsetzten, betrat eine etwas sehr bleich aussehende Gestalt die Kantine. Er stellte sich mitten in den Raum und schaute sich um. Anscheinend hielt er nach jemandem Ausschau.
Die Zwergin betrachtete die Gestalt aufmerksam von Kopf bis Fuß bis Kopf. Sie hatte noch nie so ein Wesen gesehen. Was war es? Ist es lebendig? Hat es einen Namen? Warum ist es so blass?
Mr. Made blickte sich gelassen um. Dann räusperte er sich kurz, worauf sofort Stille im Saal herrschte.
"Gefreite Avalania von Gilgory vortreten!", rief er mit fester Stimme.
"Hey Ava, du bist gemeint!" flüsterte Olga der Zwergin zu und gab ihr einen kleinen Stoß in die Rippen.
Avalania zuckte zusammen, erhob sich und salutierte vor Made und rief: "Avalania von Gilgory meldet sich zur Stelle, Sör!"
"Gut, gut, bitte folge mir, dann erklär ich dir alles!" antwortete er, machte auf dem Absatz kehrt und verließ mit großen Schritten die Kantine gefolgt von Ava.

"Mein Name ist Made, Mister Made und ich bin für deine Ausbildung zur Gerichtsmedizinerin verantwortlich.", setzte er fort. Als er sich kurz zu der Zwergin umdrehte um zu schauen ob sie nachkam, bemerkte er die, ihm schon bekannten, irritierten Blicke von ihr.
Er seufzte kurz und blieb dann stehen.
"Also ich bin ein Zombie. Ein wandelnder Untoter. Ich hoff damit ist für's erste alles geklärt ... und falls nicht", sprach er weiter, da er Ava' s fragenden Blick sah, "haben wir später noch Zeit dazu. Jetzt müssen wir zum Hauptmann. Es scheint zu eilen."
Mit den letzten Worten setzte er seinen Weg fort Richtung Büro des Hptm Humph.
Die Zwergin folgte ihm schweigend.
Vor dem Büro dessen hielt Mr. Made kurz inne, ordnete seine Uniform und klopfte daraufhin an die Tür.
Als sie eintraten, war das erste was sie bemerkten, die riesigen Aktenstapel, die teilweise bis zur Decke reichten. Dazwischen wuselte Rabe Raben ebenfalls mit Akten in den Händen umher.
"Beachtet ihn gar nicht. Tretet bitte vor", kam es vom Schreibtisch, an dem der Hauptmann saß, der ohne hoch zusehen weiter Dokumente unterzeichnete.
"So! In der Post gab es einen Mord. Es ist noch nichts Näheres bekannt, die Tatortwächter sind schon vor Ort. Nimm die Gefreite Avalania mit, dann kann sie schon mal den Alltag eines Gerichtsmediziners kennen lernen. Da die Leiche anscheinend irgendwie nicht transportfähig ist, müsst ihr vor Ort Untersuchungen machen. Leg mir dann bitte heute Abend einen Bericht über eure Funde und Vermutungen vor, Made. Ihr könnt wegtreten."
Beide salutierten und bahnten sich einen Weg aus dem Büro.
Bevor sie jedoch das Wachhaus verließen, machten sie noch einen Abstecher in Made's Büro.
Dort verschwand er kurz und kam kurze Zeit später mit einem Rucksack wieder.



Die Straßen waren schon mit vielen Schaulustigen gefüllt. Die Tatortsicherer hatten Mühe die Massen in Schach zu halten.
Ava versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, wurde aber mit einem gezielten Ellbogenstoß zurückgestoßen. Sauer tastete sie nach ihrer Axt, aber Made legt seine Hand auf ihre Schulter und gab ihr zu verstehen, zur Seite zu gehen.
Er öffnete seinen Rucksack und holte zwei Rollen heraus. Mit einer fließenden Bewegung rollte er diese aus so dass theoretisch ein Spalt in der Masse wäre, hätte sie es zugelassen.
An den Anfängen hackte er zwei Dosenartige Zylinder ein.
"Halt dir am besten die Nase zu, wenn du noch nie in der Nähe des Ankhs warst", sagte er zu der Zwergin.
Was kann noch schlimmer stinken als Ankh- Morpork? fragte sich Ava. Nickte ihm aber zu.
Und wenn es nicht klappt hab ich noch meine Axt, dachte sie sich und kontrollierte ihre Innentasche.
Made holte zwei verschieden farbige Drähte aus dem Rucksack und eine komische aussehende Maske, die setzte er auf. Die Kabel befestigte er jeweils an einer der Dosen das andere Ende verknotete er an einen braunen Kasten. Diesen stellte er mit viel Abstand auf den Boden. Ava blickte nervös zu den Schaulustigen, ob die irgendetwas bemerkt hatten von der ganzen Aktion, aber die waren viel zu beschäftigt, sich für einen guten Blick auf den Tatort zu drängeln. Dann blickte er noch mal zu Ava, die daraufhin ihre Nase so fest sie konnte zu hielt.
Daraufhin zog er an einem roten Faden, der plötzlich aus dem Kasten kam. Für ein paar Sekunden passierte erstmal nichts. Aber wenn man genau hinschaute, bemerkte man dass sich die Schläuche langsam mit etwas füllten und dicker und dicker wurden. Und dann explodierte die Welt. Aus lauter kleinen Löchern an den Schläuchen stieg eine dunkel-schimmel-schlamm-grüne Wolke empor. Und anstatt wie üblich gleich über den ganzen Platz zu verteilen, bildete sie eine Art Tunnel zwischen den Schläuchen und blieb über und zwischen der Menge stehen. Und bevor die Leute wussten, was geschah, kippte einer nach dem anderen zur Seite wie ein Dominostein. So entstand ein Weg durch die Massen. Ava hatte mühe sich auf den Beinen zu halten, denn obwohl sie sich die Nase zu hielt, konnte sie den über aus eklig stinkenden Rauch in ihrem Mund schmecken. Kaum hatte sie sich ein bisschen an das Zeug gewöhnt, wurde sie von hinten gepackt.
"Lauf!", brüllte er ihr ins Ohr, wobei Mades Stimmer verzerrt klang.
Ava rannte wie von einer Biene gestochen los und hielt erst vor der Tür zum Postamt an, wo sie fast mit Sillybos, einem der Spurensicherer, zusammen stoß. Er hatte Mades Aktion etwas skeptisch beobachtet und war noch etwas baff. Einerseits vom Gestank und andererseits von der Wirkung dieses Dings.
Als Ava zurück schaute, sah sie, wie Made alle Sachen wieder hastig in seinen Rucksack packte und sich den Weg durch die Menge bahnte.
Die Grüne Wolke schien allmählich wieder zu verblassen.
"Wa ...", begann die Gefreite.
"Später!", unterbrach sie Made "wir haben schon genug Zeit verloren. Los wir haben einen fall zu lösen", sprach er weiter und schob Ava über die Türschwelle vorbei an den immer noch verdutzten Feldwebel.
Der Eingang der Poststelle sah wie immer aus. Es lag sogar die gewöhnliche Staubschicht in der hervorragenden Dicken von 3mm auf dem Tresen, so dass man immer genau sah wo welches Utensil sich auf dem Tresen befand und hingehört. Sollte eins fehlen fällt das sofort ins Auge. Um eine Ecke ging es in den hinteren Bereich, wo die Post sortiert wird (normalerweise).
Der Anblick der sich den beiden Wächtern dort bot, ist so unfassbar wie die Scheibenwelt selbst. Der Raum sah aus wie immer, wenn man davon ausgeht dass er noch vier Wände, einen Boden und eine Decke hatte, denn der Rest schien pulverisiert zu sein. Also so genau lies sich das nicht feststellen. Denn überall auf dem Boden lagen die pulverisierten Gegenstände, aber nicht alles davon, denn anscheinend waren die Konturen der Tische, Regale, Schränke erhalten geblieben.
"Mh, also das ist seltsam. Von außen sah die Post aus wie immer. Aber hier im Inneren ... sehr seltsam" murmelte Mr. Made.
"Das ist ja mal echt cool", staunte Ava und inspizierte die Konturen genau. Als sie an die Tischkante greifen wollte, fiel der Tisch (bzw. die Tischkontur) in sich zusammen.
"Hey nichts anfassen!" zischte Made ihr entgegen. "Du verwischt doch die Spuren! Ich dachte du hättest dir die Regeln durchgelesen, wie man einen Tatort betritt!"
"Natürlich, Sör!" antwortete Ava etwas verlegen. "Aber das hier hab ich noch nie gesehen, es ist faszinierend." Setzte sie fort.
"Das ist wahrscheinlich Absicht, um auch noch die restlichen Spuren zu verwischen!" warf Made ein, während er Ava erneut davon abhielt irgendwas anzufassen. "Es ist eine Art Goldpulver und das fasziniert bekanntermaßen alle Zwerge."
Normalerweise hätte Ava sich jetzt gerechtfertigt, aber die magische Anziehung dieser Konturen hielten sie komischerweise in eine Art Bann.
"Hm, das ist doch kein Gold was da so glitzert! Außerdem ist das nur ein Vorurteil hier in der Stadt", antwortete sie nachdenklich. Nach dem Ava sich etwas beruhigt hatte und sich mit zusammengebissenen Zähnen selbst ermahnte nichts anzufassen.
"Was soll es denn sonst sein!", gab Made etwas trotzig zurück.
"Hey ich hab Herrn Keine-Pause gefunden. Aber er besteht auch nur aus seiner Kontur, er sitzt noch am Schreibtisch, den ich berührt hab! Und wie untersuchen wir die Leiche jetzt?" fragte Ava ohne auf Made zu achten.
"Tja das fällt dann wohl oder übel aus. Die Tatortwächter haben bestimmt schon ein paar Fotos gemacht. Damit müssen wir wohl arbeiten", antwortete Made nachdenklich. Ava und Made untersuchten den ganzen Raum nach irgendwelchen Spuren oder Anzeichen des Täters. Dabei mussten sie vorsichtig sein um nicht irgendetwas zu Staub zerfallen zu lassen.
"Man wieso steht hier, bzw. stand hier so viel rum", ärgerte sich Ava. "Das ist hier ein einziges Chaos."
"Avalania, komm hierher, ich glaub, ich hab was gefunden. Hier vor der Lei ..., was auch immer, liegt ein verkohltes Bündel. Es riecht nach ... nach ..."
"Feuerwerkskörper. Und hier an der Wand sind lauter kleine Löcher, wie die in Humphs Büro, bei meinem Bewerbungsgespräch. Aber ich glaube kaum, dass Herr Keine-Pause hier Pfeilscheibenschießen spielte", gab Ava zurück.
"Sehr gut Avalania. Aber was hat die Löcher verursacht? Vielleicht findest du ja noch Reste auf dem Boden oder in den Löchern selbst", sagte Mr. Made.
Gesagt getan. Und die Zwergin wurde auch fündig. Es waren kleine zahnstocherartige silbern- glänzende kleine Splitter.
"Gut, jetzt packen wir die Gegenstände ein und gehen zurück zum Wachhaus. Dort werten wir dann alle Fundstücke aus. Sollten wir was übersehen habend dann können wir uns die Bilder vom Ikonographen noch mal anschauen, die haben die Tatortwächter vorhin gemacht haben", erklärte Made.
"Aber warum haben die Tatortwächter nicht gleich alle Spuren gesichert, wenn sie eh schon da waren?" fragte die Zwergin neugierig wie immer.
"Nun ich hab sie wegen deiner Ausbildung darum gebeten. Denn manchmal übersehen die auch mal etwas und dann musst du auch Spuren erkennen und sichern. Aber das kommt nicht sooft vor", antwortete Made. "Aber jetzt lass uns gehen.", sagte er rasch und ging an den etwas böse schauenden Charlie Holm vorbei, der (neben Sillybos) Ava und Made die ganze Zeit beobachtete.
Nachdem alles eingepackt war, gingen sie wieder auf die Straße. Es war schon dämmrig und die Sonne hatte gerade beschlossen, sich langsam hinter dem Horizont zu verstecken, als die beiden Wächter sich auf den Rückweg zum Wachhaus machten.
"Ah da fällt mir ein, ich wollte noch eine Bestellung abholen, vom Waffenladen an der Unsichtbaren Universität. Könntest du es für mich holen?" fragte er Ava. "Wir treffen uns dann in der Wache wieder. Und vergiss bitte nicht, dass du noch eine Leiche heute obduzieren musst, um deine Ausbildung zu vollenden." Fügte er hinzu.
"Okay, Sör!" antwortete sie, nahm den Zettel und machte sich gleich auf den Weg.



Aus dem Gebäude neben dem Waffenladen kamen komische Geräusche die immer lauter wurden. Aber das störte die Zwergin nicht, denn wer in Ankh- Morpork wohnt, den wundert nix mehr. Im Laden musste sie dann feststellen, dass sie ganz um sonst gekommen ist, denn die Bestellung sei noch nicht da und eigentlich wurde auch ein Bote geschickt, um Mr. Made davon zu unterrichten. Etwas genervt betrat die Zwergin wieder die Straße.
Und also ob das noch nicht genug wäre.
Denn das Nebengebäude ist der Sitz der Beschwörergilde und leider pfuscht immer einer der Mitglieder, aber man schiebt die Unfälle immer auf die Magieströme von der Unsichtbaren Universität. Tja und heute hatte mal wieder einer was vergessen und es kam wie es kommen musste. In dem Moment als Ava auf der Höhe der Beschwörergilde war, lief die Beschwörung eines Schattendämons schief. Eine riesige Druckwelle breitete sich rasend schnell aus und schleuderte die Zwergin auf die andere Seite der Unsichtbaren Universität, wo sie bewusstlos liegen blieb.



Etwas früher im Wachhaus. Als Made die Wache betritt kommt ihm Rabe Raben entgegen.
"Mr. Made hier war grad ein Bote, er sagte dass ihre Bestellung im Waffenladen noch nicht eingetroffen sei", berichtete er. Gerade als er fertig war traf die Druckwelle das Wachhaus. Alles, wirklich alles, flog durch die Gegend.
"Heiliger Strohsack was war denn das?", rief Made, als er sich den Staub von der Uniform klopfte, "Rabe geh und sag Ava Bescheid."
Rabe Raben war froh, endlich mal aus dem Wachhaus zukommen. Außerdem konnte er bei dieser Gelegenheit den Bibliothekar mal wieder besuchen. Er ließ sich viel Zeit. Naja auch eher unfreiwillig, da die Druckwelle doch ein wenig viel Chaos angerichtet hat. Viele Bewohner waren damit beschäftigt, ihr Hab und Gut wieder einzusammeln und manchmal auch ein bisschen mehr.
Als er endlich vor dem Waffenladen angekommen war, war keine Spur von der Gefreiten zu sehen. Und er wunderte sich, dass von allen umliegenden Häusern die Scheiben zerbrochen waren, nur nicht vom Gebäude der Beschwörergilde.
"Zwerg wo bist du denn schon wieder?" sagte er mehr zu sich selbst. Er umrundete die Universität und fand die bewusstlose Ava.
"Man du hast vielleicht Nerven jetzt ein Nickerchen zu machen", brummte er sie an und rüttelte sie.
"Was ... was ist passiert?" stöhnte die Gefreite.
"Ich hab keine Ahnung. Ich soll dir nur von Mr. Made sagen dass du nicht mehr zum Waffenladen gehen musst...", antwortete Rabe Raben.
"Ah jetzt weiß ich's wieder. Ich war gerade wieder auf den Rückweg als bei der Beschwörergilde mal wieder eine Beschwörung schief ging ... und dann flog ich durch die Luft." unterbrach ihn Ava.
"Ach, das hat das Wachhaus und die umliegenden so erschüttert und alle Scheiben bersten lassen außer von der Beschwörergilde. Äh, Ava ist mit dir alles in Ordnung? Du lagst jetzt eine gewisse Zeit hinter der Unsichtbaren Universität. Und du weißt ja was da alle passieren kann", merkte er vorsichtig an.
"Wieso? Bin ich etwas kein Zwerg mehr?" gab sie geschockt zurück und tastete ihr Gesicht ab. "Puh mein Bart ist noch da. Gott sei dank."
Rabe Raben konnte sich das Lachen nicht verkneifen. "Haha wie lustig. Komm wir gehen zurück. Auf mich wartet noch eine Obduktion!"



Dort angekommen, gingen sie getrennte Wege. Rabe Raben zu Humphs Büro und Ava zu Mades Büro.
Dort berichtete sie von dem "Unfall".
"Gut zu wissen. Ich habe während deiner Abwesenheit herausgefunden, dass dieses verkohlte Päckchen", er deute auf seinen Schreibtisch, "an die Beschwörergilde adressiert war", antwortete er.
Avalania schaute sich noch mal alle Fundstücke an. Es lag auch eine Probe von dem glitzernden und schimmernden Pulver vor.
"Soll das heißen dass der Mord ein Unfall war? Und wegen dem fehlenden Päckchen die Beschwörung mal wieder daneben ging und ich deswegen von Magie verseucht bin?" fragte Avalania entsetzt.
"Könnte sein. Oder Herr Keine-Pause war zu neugierig", witzelte Made.
"Also es war ein magischer Gegenstand. Können die Assassinen was damit zu tun haben?" fragte sie unbeirrt weiter.
"Nein, denn dann müsste doch ein Zettel zu finden sein, wenn es ein Auftrag war", antwortete er, "und wenn er verbrannt wäre dann hätten die Tatortwächter doch etwas gefunden", schnitt er Ava das Wort ab.
"Also wie ich das sehe, kommen wir allein nicht weiter. Schreib bitte einen kurzen Bericht über unsere Funde und Vermutungen und leg sie auf Humphs Schreibtisch. Er wird das dann weiterleiten. Ich hab ihn auf eine Lehrobduktion angesprochen. Näheres wird er dir dann sagen", setzte er fort.
Etwas enttäuscht schrieb Ava den Bericht. Eigentlich hatte sie gehofft den Fall lösen zu können, denn das hätte einen ersten guten Eindruck auf sie gemacht. Naja man kann ja nicht alles haben am ersten Tag. Etwas geknickt machte sie sich mit dem Bericht auf den Weg zu Humph. Es ist jetzt stock dunkel und nur die Kerze in ihrer Hand erleuchtet den Gang.
Vor der Tür rückte sie ihre Uniform zurecht.
Das Erste, was im Büro auffiel, war, dass keine Akten mehr auf dem Boden lagen. Humph schien auch eine bessere Laune zu haben als heute Vormittag.
"Ah der Bericht. Danke Avalania!", begann er. "Ich hab von dem Vorfall in der Beschwörergilde gehört. Dir geht es doch gut oder? Man weiß ja nie was alles in der Nähe der Unsichtbaren Universität passiert, denk nur mal an den Bibliothekar."
"Es ist alles in Ordnung, Sör", versicherte die Gefreite. "Leider war es uns nicht möglich den Fall zu lösen. Was wir herausgefunden haben steht im Bericht. Wir vermuten dass der Postbote Herr Keine-Pause entweder das Päckchen öffnen wollte oder dass es ein Unfall war. Ich vermute auch, dass dieses Päckchen ein wichtiger Gegenstand war für die heutige Beschwörung", beendete sie ihren Bericht.
"Gut, gut, ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ihr es löst. Ich werde es weiter leiten. Ach noch was!", fügte er an, "Jack hat grad eine frische Leiche hereinbekommen, Todesursache ist unklar. Da bei deinem heutigen Fall keine richtige Leiche vorhanden war zum obduzieren, kann er dir was beibringen. Wenn du dich beeilst dann kommst du noch rechtzeitig. Du kannst jetzt gehen, Avalania."
"Danke und gute Nacht, Sör!" sagte sie salutierend bevor sie das Büro verließ.
Schon etwas müde macht sich Avalania auf den Weg zu Jack Narrator. Auf dem Weg dorthin begegnete sie Lordi.
"Hey wohin so eilig? Hast du nicht Lust mit in den Gemeinschaftsraum zu gehen? Dort sind auch die anderen SUSIs. Wir wollen Reas abschied feiern. Du weißt doch dass sie zu einer anderen Abteilung wechselt? Ich glaub die hieß S.A.E.L oder S.E.A.L.", sprudelte er los.
"Ach ja stimmt hab ich fasst vergessen. Des hing am schwarzen Brett, oder? Nun ich komm wenig später. Muss erst noch zu Herr Narrator, wegen einer Obduktionslektion. Schließlich hab ich immer noch keine Leiche untersucht. Erst danach ist meine Ausbildung richtig abgeschlossen", antwortete sie augenreibend.
"Ach so. Okay. Ich sag den anderen Bescheid, soll ich dir was vom Kuchen übrig lassen?" fragte Lordi grinsend.
Ava winkte ab und setzte ihren Weg fort. Nach der Obduktion wird sie wohl ohnehin nicht mehr viel Hunger haben. Im unteren Stockwerk war es kühler als oben.
"Ah da fühlt man sich wieder etwas fitter als vorhin", sagte sie zu sich und munterte sich noch etwas auf in dem sie ein bekanntes Zwergenlied summte.
Vor dem Obduktionsraum atmete sie noch ein paar Mal tief durch, dann betrat sie den Raum.
Jack wollte gerade mit der Obduktion beginnen und schreckte hoch als Ava den Raum betrat.
"Guten Abend, Sör! Der Hauptmann schickt mich. Sie sollen mich in die Vorgehensweisen einer Leichenuntersuchung ein...wei...sen", sagte die Zwergin und bestaunte den Raum und Instrumente. "Wow!" kam nur noch von der kleinen Zwergin mit den großen leuchtenden Augen.
"Was stehst du dann da noch so rum? Schnapp dir ein Stift und Zettel und schreib auf was ich dir diktiere", antwortete Jack und drehte sich der Leiche wieder zu. "Wir beginnen mit der äußeren Erscheinung. Wir haben hier einen etwa 1,80m großen männlichen Bürger. Verletzungen am Kopf, wahrscheinlich durch einen dumpfen Gegenstand..." diktierte er.
Etwas hastig schrieb die Zwergin mit, so schnell sie konnte, um nichts zu vergessen (dementsprechend sah auch das Schriftbild aus).
Nachdem alle äußerlichen Verletzungen begutachtet und dokumentiert wurden, nahm Jack ein Skalpell und begann den Oberkörper aufzuschneiden.
"Ehm was bringt es jetzt noch die Leiche aufzuschneiden? Er wurde niedergeschlagen!" fragte Ava.
"Man sollte immer erst alles untersuchen bevor man Vermutungen anstellt. Merk dir das. Und jetzt schreib weiter" antwortete er ihr und begann einzelne Organe herauszunehmen. Er wog sie ab und diktierte Farbe und Beschaffenheit. Wobei die Leber ziemlich fertig aussah. "Ah ein Alkoholiker", sagte Jack mehr zu sich als zu Ava, die das anscheinend nicht gehört hat.
Die anderen Organe sahen eigentlich ganz gut aus, naja bis auf, dass sie nicht mehr funktionierten.
"So du hast jetzt alles, oder?" fragte der Gerichtsmediziner während er sich die Hände abwusch.
"Ja, Sör!" antwortete Ava und schrieb die letzten Sätze.
"Gut dann kannst du die Obduktion jetzt abschließen, indem du die Leiche zunähst. Am besten benutzt du dafür den Kreuzstich, der hält am Besten. Hier ich mach ein paar vor" fuhr er fort und begann mit dem Zunähen.
Die Zwergin schaute sich die Beispiele gut an und versuchte es dann selbst.
Die ganze Untersuchung dauerte fast 2 Stunden. Die Leiche sah aus, als ob man sie durch einen Fleischwolf gedreht hätte.
"Du scheinst ein Naturtalent zu sein fürs nähen. Sieht gut aus, fast so gut wie von einem Igor. So und was vermutest für eine Todesursache?" fragte Jack abschließend.
"Nun ich denke erschlagen in einer üblichen Wirtshausschlägerei nach zu viel Alkoholgenuss. Oder dumm gefallen im Vollrausch, nach der Leber zu urteilen", antwortete sie prompt.
"Nicht schlecht. Er ist in einer Nebengasse hinter einem Wirtshaus gefunden worden. Gute Arbeit. Schreib nun dir Todesursache in deinen angefertigten Bericht und leg ihn auf meinen Schreibtisch. Bei der nächsten Obduktion will ich dann mal sehen, ob du hier gut aufgepasst hast und was gelernt hast. Okay? Gut dann kannst du jetzt gehen, ich übernehme heute mal das aufräumen", sagte er zu Avalania.
"Gute Nacht, Sör!" antwortete Ava, verließ den Raum und legte im Vorbeigehen den Bericht noch auf Jacks Schreibtisch.
Müde und erschöpft, aber doch glücklich über den beendeten Tag und Ausbildung, ging sie in den Gemeinschaftsraum. Dort traf sie auf Rea, Rabe Raben, Olga und einige andere Wächter.
"Na wie lief dein erster Tag als Gerichtsmedizinerin?" fragte Rea direkt, kaum hatte Ava den Raum betreten.
"Naja, anfangs war's nicht so toll aber jetzt hab ich auch eine Obduktion hinter mir und das ist ja echt total interessant" antwortete sie begeistert.
Den restlichen Abend erzählte sie von dem merkwürdigen Fall im Postamt und berichtete dann anschließend ausführlich über die Obduktion, wobei Lordi einen grünlichen Stich im Gesicht bekam. Bis auf das war der Abend noch recht lustig und unterhaltsam.