A.I.M.

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von Oberfeldwebel Rascaal Ohnedurst
Online seit 10. 09. 2000
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Sämtliche Wächter scheinen plötzlich nichts anderes im Kopf zu haben, als ein ominöses Kartenspiel, für das niemand so genau die Regeln zu kennen scheint. Der Wachdienst leidet schon darunter.
Wer ist dafür verantwortlich? Kannst Du es stoppen, ohne selber davon infiziert zu werden?

Dafür vergebene Note: 14

Besorgt standen Oberfeldwebel Rascaal Ohnedurst und Chief-Korporal Lewton auf dem Gang im ersten Stock des Wachgebäudes am Pseudopolisplatz und schauten auf die massive Eichentür von Rince Büro.
Dumpfes Gemurmel war daraus zu hören und ab und zu hörten sie den wohlbekannten Klang der Faust ihres Chefs, wie sie auf seinen Schreibtisch niedersauste.

Begonnen hatte alles vor einer Stunde:
Lewton und Rascaal versahen Dienst am Empfangstresen und hatten aus lauter Langeweile eine Kleinpartie Drachenpoker angefangen. Lewton war gerade auf dem besten Wege gewesen, sich einen Gush (AM-Spielerjargon für Gilden-Flush) der Klemptnergilde mit Entstopfungsdrachen zu sammeln, als eine manikürte Hand auf den Empfangstresen klatschte. Vor Schreck hatte Rascaal die Karten fallengelassen und war fluchend unter dem Tresen verschwunden.
Lewton schaute auf, um sich den Besitzer der Hand genauer anzusehen und schaute in die bebrillten Augen eines sehr streng schauenden Mannes.
"Ähem...!", räusperte sich der Werwolf "Können wir etwas für dich tun, Herr?"
"Vielleicht." antwortete der Mann und streckte sich ein wenig, um einen Blick auf den am Boden knienden (und noch immer fluchenden) Oberfeldwebel zu werfen. " Mein Name ist Kuchen, Chief-Korporal, Flam M. Kuchen, Herr, Inschpektör des Patriziers und Linksträger."
Ein dumpfer Knall war zu hören, als Rascaal bei diesen Worten hochschreckte und mit voller Wucht unter die Tresenplatte knallte.
Verwirrung ließ sich auf Lewtons Gesicht nieder und machte es sich dort gemütlich.
"Was trägst du links, Herr Flammkuchen?" war die einzige Frage, die er rausbrachte.
"Meine Aktentasche mit meinen Formularen." sagte der Herr Kuchen und hielt selbige demonstrativ hoch "Und mein Name ist Flam M. Kuchen!"
Mit einem Ruck kam nun auch die hochgewachsene Gestalt des Vampirs wieder in die Senkrechte.
"Was führt dich zu uns, Herr Inschpektör?" fragte Rascaal unbehaglich "Hat man dich ausgeraubt, belästigt oder dir ein Würstchen verkauft?"
"Nichts dergleichen, meine Herren!" gab Herr Kuchen bereitwillig Auskunft. "Ich bin vom Patrizier, amtierend, beauftragt worden, Meldungen nachzugehen, die besagen, daß in der Wache, Pseudopolisplatz, verstärkt auftretende A.I.M. Aktivitäten, innerdienstlich, auftreten, die eine Beeinträchtigung der Äffi-tschiensch, wenn überhaupt vorhanden, nach sich ziehen."
"HÄ?" war das einzige, was Rascaal rausbekam "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich ihn jetzt wegen Wächterbeleidigung einsperren oder ihn zu einem Kaffee einladen soll! Ich hab kein Wort verstanden!"
"Anhaltend Infantile Mischspiele, kurz A.I.M!" half der Inschpektör aus.
"Ich glaube, er soll herausfinden, ob hier zuviel gezockt wird, so daß wir unsere Arbeit nicht mehr ordentlich machen." mutmaßte Lewton.
"Ach so," sagte Rascaal und tat erleichtert, während er die heruntergefallenden Karten mit seinen Füßen vorsichtig in eine dunkle Ecke unter dem Tresen schob. "Ich dachte schon, es wäre etwas ernstes, Herr Flammkuchen!"
"Ich möchte die Sache nun mit eurem Herrn Rince, Kommandeur, amtierend, besprechen. Vorher allerdings..." sagte Kuchen eine Spur schärfer und schaute sich interessiert um "...möchte ich mir allerdings gerne einmal die Räumlichkeiten, in diesem Gebäude, hier, anschauen."
"Ääääh...! Heute? Jetzt?" fragte Rascaal vorsichtig nach "Ich meine, es ist Oktotag, Schnapper hat bestimmt schon die ersten Würstchen verkauft, die Schicht ist schon halb herum und es ist absolut nichts passiert. Das lohnt sich doch gar nicht mehr!"
Als Wachhabender hatte Rascaal heute die Verantwortung für den Ablauf des Wachdienstes und er ahnte schon, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.
"Herr Oberfeldwebel, Vampir, ziemlich bleich, einen seltsamen Geruch abgebend, ich kann mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen!" sprach Herr Kuchen und zückte ein hochamtlich aussehendes Papier aus seiner Aktentasche (links) "Dies hier ist ein offizielles Schreiben des Patriziers, amtierend, das mir Zutritt zum gesamten Gebäude gestattet."
Mit diesen Worten hob er die Klappe, trat hinter den Tresen, schob den verdutzten Rascaal zur Seite und hob die unter dem Tresen liegenden Karten auf. Er reichte sie Rascaal.
"Ich erwarte, daß sie mir diese A.I.M-Karten in einer Stunde sauber geordnet aushändigen, Herr Oberfeldwebel. Zusammen mit dem Rest des Spiels, welches der Herr Chief-Korporal, Werwolf, ziemlich viel Haar im Gesicht, die ganze Zeit hinter dem Rücken versteckt."
Herr Flamm M. Kuchen drehte sich um, schritt durch den Raum und trat auf das nächstgelegene Büro zu, aus dem Stimmen kamen. Venezia Knurblich stand in großen Lettern an der Tür. Herr Kuchen zögerte keine Sekunde und hielt sich auch nicht mit Klopfen auf, sondern öffnete die Tür ruckartig.
Drinnen saßen vier Wächter um einen kleinen Tisch herum und diskutierten heftigst darüber, ob am heutigen Tage die Großer-Krater-Karte oder die Verbrannte-Ruinen-Karte als Gildenhauskarte für die Alchemistengilde zählen würde.
Neben Venezia hatte der Troll Malachit sich auf einen schon recht mitgenommen aussehenden Stuhl gezwängt und versuchte verzweifelt, die für seine Verhältnisse winzigen Karten festzuhalten.
Auf der anderen Seite des Tisches waren Harry und Shneeble damit beschäftigt, ihre Spielkarten vor dem Züngeln von Shneebles Feuersalamander zu retten.
"Nett!" sagte der Inschpektör "Und was wird hier nettes gespielt?"
"Drachenpoker!" erwiderte Venezia, die jetzt erst bemerkt hatte, daß noch jemand in das Büro gekommen war. "Willst Du mitspielen? Ras, hör auf, so zu winken. Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es laut und deutlich!"
Herr Kuchen blieb der Gnomin eine Antwort schuldig und zog die Tür leise hinter sich zu. Mit einem triumphierenden Blick in Rascaals Richtung stieg er die Treppe in den ersten Stock und trat einen Augenblick später ohne anzuklopfen in Rince Büro.

Das war vor einer Stunde. Seitdem hatte der Kommandeur nur einmal den Kopf kurz aus dem Büro gesteckt und hatte Oberfeldwebel Ohnedurst befohlen, sämtliche Drachenpokerspiele einzusammeln und bereitzuhalten.
Kein Wunder, daß Rince sauer war, dachte Rascaal, schließlich hatte er bei der gestrigen Partie im Eimer ganz schön alt ausgesehen und ein hübsches Sümmchen verloren. Ein absolutes Spielverbot für Wächter dürfte ihn ziemlich empfindlich treffen. Und Rascaal? Nun, er dürfte sich als Wachhabender auf etwas ganz anderes gefaßt machen.
Nervös gingen Lewton und Rascaal auf dem Flur auf und ab, als mit einem Mal die Bürotür des Kommandeurs aufflog.
"OHNEDURST!!!" schallte es auf den Flur als Rince im Türrahmen erschien.
"H-hier, Herr Rince... ääh... Herr Kommandeur!" antwortete dieser zögerlich.
"Ab sofort haben sämtlich spielerischen Aktivitäten, die mit Drachenpoker in Verbindung stehen, zu unterbleiben. Ferner hast du alle in der Wache befindlichen Spiele Herrn Inschpektör Flammkuchen auszuhändigen!"
"Es heißt Flam M. Kuchen, Herr, Linksträger, Herr Kommandeur!" sagte dieser, trat an Rince vorbei und streckte die Hand nach den Kartenspielen in Rascaals Hand aus.
Plötzlich war es Rascaal so, als würden sämtliche Rote-Bete Säfte von Ankh-Morpork in seinem Gehirn zusammenfließen und vor Ekel voreinander zu einem genialen Gedanken erstarren.
"Sie sind wohl noch nicht geordnet, Herr Inschpektör! War zu beschäftigt!" sagte der Vampir mit einem hintergründigem Lächeln, welches seine Vampirzähne richtig zur Geltung brachte.
Etwas in Kuchens Gesichtsausdruck erstarrte. Voller Ekel schaute der Inschpektor auf die Karten. Etwas Ungeordnetes hatte seine Hände entweiht. Er fühlte sich plötzlich schmutziger, als die Karten in seiner Hand und ein übermenschlicher Drang nach Ordnung schien alles andere in seinem Kopf zu überlagern.
"Die Spielanleitung steckt irgendwo dazwischen, Herr! Müßte leicht zu finden sein!" fügte Lewton hinzu und versetzte Kuchens Ordnungsliebe damit den vermeintlichen Todesstoß.
Da blitzte es mit einem Mal auch in Rince Augen verstehend auf.
"Ihr könnt das gleich hier in meinem Büro erledigen, Herr!" sagte Rince mit einer einladenden Geste "Ich zeige Dir, wie man sie ordnet!"
"Jetzt heißt es warten!" seufzte Rascaal und ging um die Ecke in sein Büro, um sich eine Knolle zur Beruhigung seiner Nerven zu holen und sich ein wenig an seinen Bürobalken zu hängen.
"OBERFELDWEBEL OHNEDURST!" holte ihn die markante Stimme seines Chefs kaum 10 Minuten später in die Wirklichkeit zurück.
Geschwind schwang er sich vom Balken und rannte in den Flur.
Rince stand im Türrahmen und grinste.
"Rascaal, hol sofort Venezia und Harry her. Der Herr Inschpektör möchte noch mehr über das "Ordnen der Karten" wissen!" sagte er.

ZWEI STUNDEN SPÄTER:
Die Tür von Rince Büro ging auf und ein strahlender Kommandeur kam mit einem noch strahlenderem Inschpektör heraus und zählten einen Bündel Ankh-Morpork Dollar.
Herr Flam M. Kuchen hatte sich verändert: sein Hemd hing fleckig aus der Hose, seine Ärmel waren hochgekrempelt und er hatte es fertig gebracht, sich in den vergangenen Stunden einen 3-Tage-Bart wachsen zu lassen.
Hinter ihnen waren Venezia und Harry dabei, sich gegenseitig für die verlorenen Spiele die Schuld in die Schuhe zu schieben.
"Hör' mal Rince..." sagte Herr Kuchen.
"Ja Flammie?" antwortete dieser lächelnd, während er augenzwinkernd an Rascaal und Lewton vorbei ging.
"Übermorgen habe ich Zeit für eine weitere "Inschpäktion". Wäre schön, wenn die beiden Kleinen dann auch wieder Dienst hätten!"
"Geht in Ordnung!" sagte Rince und fing in Gedanken an, seinen Gewinn zu zählen.



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