Bisher hat keiner bewertet.
Theater, Marketing und Skorpione in fünf Akten.
Dafür vergebene Note: 11
Prolog:
Die Ganze Welt ist eine Bühne, sagt man. Aber Bühnen sind nicht nur die Bretter auf denen Schauspieler stehen und zu einem Theaterstück gehören auch nicht nur die Schauspieler. Da sind auch die Beleuchter, die Masken- und Kostümbildner, Autoren, Sufflöre, Dramaturgen, die die den Donner und den Regen erschaffen und es gibt das Publikum. Es gibt Leute vor, hinter und auf der Bühne und alle sehen das Stück anders.
Das Stück, das hier gespielt, gesehen und ausgestattet werden soll, findet auf, hinter und vor den Bühnen Ankh-Morporks statt. Und Ankh-Morpork hat in diesen Tagen viele Bühnen. Keine Stadt der Welt ist mir der Zwillingsstadt an der Mündung des großen braunen Flusses vergleichbar, hier leben nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Trolle und Zwerge, sehr viele Gnome und Wasserspeier und wahrscheinlich gibt es hier auch mehr Untote als sonst wo. Aus diesem Grund - und sicherlich spielten auch finanzielle Überlegungen eine Rolle - ist die Stadt der perfekte Veranstaltungsort für interkulturelle Theaterfestspiele.
Überall gibt es Bühnen, sogar in den Schatten sind Bühnen gewachsen, es gibt Zwergenbühnen, Trollbühnen, sogar Gnomenbühnen und auch einige untote Bühnen... eigentlich kann man sagen:
Ganz Ankh-Morpork ist eine Bühne!
Aus der Perspektive der Wache bedeuten Theaterfestspiele zunächst einmal Arbeit. Es waren plötzlich viel mehr Leute in der Stadt, Leute die zum großen Teil zum ersten Mal hier waren. Zwar handelte es sich hauptsächlich um weitestgehend zivilisierte Leute, aber auch Sektchen konnten eine verheerende Wirkung haben. Und dann waren da auch die etwas weniger zivilisierten fremden Gauner, die mit der Touristenschwämme mit in die Stadt gekommen waren und irgendwie musste ja auch die öffentliche Unordnung gewährleistet werden.
Doch all dies würde nicht in das Aufgabengebiet der Abteilung RUM fallen und so könnten sich die Ermittler beruhigt weiter im Alltagstrott langweilen, ihren begrenzten Hobbys nachgehen, sich um die Familien kümmern, oder vielleicht ein wenig erholsamen Büroschlaf genießen.
Leider gibt es irgendwo irgendeine Kraft, die es nicht ausstehen kann wenn ein Wächter nichts zu tun hat und deswegen findet sich auch für RUM eine Kleinigkeit zu tun.
Erlebet nun Ermittler, Püschologen, Anwerber und Kontakter auf, hinter und vor den Bühnen der Stadt und genießet ein Lustspiel um Kunst, Verrat und Politik.
Erster Akt:
Hätte Günter Füßel die Chance gehabt ein paar große letzte Worte zu sprechen, er hätte sie sicherlich genutzt. Vielleicht hätte er gesagt: "In Gedanken an eine Schlange sah er vor sich einen Schmetterling züngeln", oder vielleicht: "Dein Talent zum Schweigen, setz es besser ein." Irgendein sinnloser Worthaufen, der Millionen von Schülern in den Wahnsinn gestürzt hätte. Diese Chance hatte man ihm allerdings geraubt, als man drei Skorpione in sein Bett setzte, während er schlief. Zu seinen Lebzeiten hätte sich Günter Füßel sicherlich sehr darüber aufgeregt, dass man ihm keine großen letzten Worte zugestanden hatte, leider mangelte es ihm allerdings nun an Publikum... lieber wäre er bei einer Premiere eines neuen Stückes auf seinem Ehrenplatz gestorben... aber man musste das Leben und - in diesem speziellen Fall - das Sterben so nehmen wie es kam und in diesem Fall kam es nun einmal in Form von Skorpionen im Schlaf.
Was ihn jetzt störte war, dass er noch hier war, oh sicher ihm wahr vollkommen klar, dass er den Stümpern von der Wache, was die Aufklärung seines Falles anging keine zwei Finger breit vertrauen, da musste er schon selbst ran. Praktischerweise hatte sich die Angelegenheit mit Tod recht schnell erledigt und nun musste er nur noch darauf warten gefunden zu werden damit jemand die Wache verständigte.
"Kinder, ich kann so nicht arbeiten! Ihr müsst die Sache ernst nehmen. Ich weiß ja auch dass ihr keine hauptberuflichen Schauspieler seid, aber eine gewisse Kontinuität muss ich schon erwarten können, was ist denn eine Liebesgeschichte wo immer und immer wieder einer zu spät kommt?"
"Normal? Frederick, es tut mir Leid, ich konnte nicht schneller kommen mein Beruf ruft zu den seltsamsten Zeiten..." Aber mit einer solchen Ausrede - und mochte sie auch noch so wahr sein - konnte sich Frederick Schimmer nicht zufrieden geben, seine Heldin Luise musste einfach da sein wenn er mit der Probe begann. Schlimm genug, dass die einzige junge Frau, die über ein Mindestmaß an schauspielerischem Talent verfügte, aber wieso hatte sie nahezu keine Freizeit?
"Laufen sie Weg? Laufen die Leute denen du beruflich begegnest weg?"
"Die Opfer nur selten, aber die Täter neigen dazu, können wir jetzt bitte endlich anfangen? In zwei Stunden hat mein Mann Dienstbeginn."
"Ich kann so nicht arbeiten... also machen wir mit den Damen weiter... Vierter Akt, siebente Szene und bitte mit viel Gefühl..."
Schimmer wusste nicht womit er diesen Haufen Anfänger verdient hatte. Eigentlich hatte er nur mit den Leuten in seinem Stadtteil sein Stück aufführen wollen, hatte er etwa Theatererfahrung und Talent erwartet? Und dann dieser Musiker, der war ganz besonders fürchterlich, nun er hatte Bühnenerfahrung, das musste man ihm lassen, und er beherrschte auch seinen Text perfekt, aber diese Besessenheit was seine Instrumente und seine Musik anging war unerträglich... hätte Schimmer eine Arschgeige in seinem Stück gewollt, hätte er sie sicherlich hinein geschrieben, aber so erklärte er in jeder Probe aufs neue, dass das einzige Instrument im Stück die Pappmaschegeige im Haus von Luises Vater war... Diese Truppe würde ihn noch das Leben kosten... aber immerhin könnte er sich dann der ungeteilten Aufmerksamkeit seiner Hauptdarstellerin sicher sein.
In einem kleinen Büro in den unteren Etagen des Patrizierpalastes feilte ein ganz kleines Licht am erst kürzlich gegründeten Kulturdezernat am Spielplan für die kommenden Tage. Niemand interessierte sich für seine eigentliche Arbeit, nur sehr selten kam jemand hier herunter in sein Büro, damit war es der perfekte Platz um direkt unter der Nase seiner Vorgesetzten Dinge zu tun die nur sehr wenig mit seiner Aufgaben zutun hatten... zumindest mit den Aufgaben für die er bezahlt wurde. Der junge Mann lachte leise, klebte dann mit größter Sorgfalt einen Brief zu und schrieb dann außen auf den Umschlag "Betrifft: Tod des Schriftstellers Günter Füßel."
An manchen Tagen war es besonders schwer Wächter zu sein, auch nach all den Jahren noch. Man sah wie die Neuen enthusiastisch auf die Straße stürmten um die ganze Stadt vom Verbrechen zu befreien. Und dann mit der Zeit sah man zu wie sie von diesem schädlichen Tatendrang befreit wurden, mancher verließ die Wache schnell wieder, oft noch in der Grundausbildung, andere wurden einfach nur bequemer und steckten ihre Ziele niedriger, und wieder andere konnte nur der Tod stoppen. Hauptmann Daemon Llanddcairfyn hatte den Zettel, der sich in seiner Hand zu einer immer festeren Kugel zusammendrehte einige Male gelesen, natürlich landete so etwas auf seinem Schreibtisch, seit er RUM leitete hatte er dauernd irgendwelche Leichen - beziehungsweise Nachrichten über Leichenfunde - auf seinem Schreibtisch, aber ausgerechnet Goldie? Ein Mord an einem Kollegen, wer sollte da ermitteln? Eigentlich war so was Schäffsache, aber da Daemon nicht wirklich viel über die Lösung eines Mordfalles wusste,!
musste wohl sein Stellvertreter ran, wenn der nur nicht immer noch mit der Ausbildung von dieser Chaoswächterin Magane beschäftigt wäre, der Mord an Goldie war eindeutig nichts woran man ausbilden sollte... andererseits konnte es nicht schaden wenn sich die Beiden Leiche und Tatort zusammen ansagen.
Es klopfte an die Wohnungstür von Günter Füßel, naturgemäß machte niemand auf, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, für gewöhnlich schlief er um diese Zeit noch. Evi klopfte nicht um Antwort zu erhalten, sondern weil sie es so gelernt hatte, sie war in einem hochherrschaftlichen Haus als Tochter des Dienstmädchens aufgewachsen und hatte alles von ihrer Mutter gelernt was sie wissen musste, unter anderem eben, dass man immer anklopfte auch dann wenn keine Antwort zu erwarten war, das gehörte zum guten Ton. Sie zog den Schlüssel aus ihrer Schürzentasche und schloss die Tür auf. Wenige Minuten später verließ sie fluchtartig die Wohnung.
Eine Seitengasse wie jede andere auch, graubraun, unspektakulär. Die beiden Ermittler hatten sich nicht einmal die Zeit genommen einen Kaffee zu trinken, sie waren beide sofort aufgebrochen und kamen etwa gleichzeitig am Tatort an, den die SuSen weiträumig abgesperrt hatten. Magane hatte ja nun schon den einen oder anderen Tatort gesehen aber so einen wie diesen kannte sie noch nicht, er war etwas abgesperrter, etwas schärfer bewacht, es herschte emsiger Betrieb unter den Tatortwächtern. Goldie - sie selbst kannte die Zwergin zwar nur flüchtig, aber sie musste es wohl sein, war schließlich der einzige Zwerg weit und breit - lag auf dem Boden, der Haltung nach zu urteilen war sie wohl tot, dafür sprach auch das Blut um sie herum.
Zweiter Akt:
Sie waren beide lange genug bei der Wache. Sie hatten lange Zeit zusammen gearbeitet. Sie waren beide der Meinung dass der Fall Obergefreite Goldie Kleinaxt in ihre jeweilige Abteilung gehörte. Natürlich hatten beide recht, zumindest gab es jeweils eine Person die daran nicht zweifelte. Sicherlich gab es sinnvolleres zu tun als sich jetzt um Kompetenzen zu streiten, aber offensichtlich waren die beiden Abteilungsleiter gegen einen solchen Gedanken absolut immun.
Daemon nahm einen Stapel Akten von seinem Schreibtisch und stand auf, er mochte die Dienstbesprechungen nicht besonders, noch weniger mochte er die Tatsache dass auf diesem Stapel eine Akte fehlte, aber warum sollte er sich weiter darüber aufregen, er verstand Robins Standpunkt nur zu gut. Wie dem auch sei, seine Ermittler und Püschologen hatten auch so genug zu tun.
Die Anwerber und Kontakter taten sowieso fast ausschließlich was sie wollten, Daemon war nicht wirklich erstaunt, dass heute morgen keiner von ihnen anwesend war. Lance-Korporal Kolumbini war ebenfalls nicht da, allerdings hatte er sein Fehlen auch angekündigt, der Fall erforderte wohl seine gesteigerte Aufmerksamkeit.
Zwei neue Fälle, das konnte man eigentlich schon nicht mehr als Aktenstapel bezeichnen, zumal einer der beiden eigentlich gar kein RUM-Fall war, nicht solange Lar'a MacLaut lebte, denoch sah dieser Fall nach RUM-Fall aus, aber vorerst würde er sie nicht erwähnen. Was jedoch den anderen neuen Fall anging...
"Wir haben ein Problem", er nutzte die lange theatralische Pause um jeden einzelnen ausgiebig anzuschaun, "vor genau drei Stunden wurde die Leiche eines Schriftstellers gefunden, er starb rellativ eindeutig an dem Gift der Skorpione in seinem Bett. Etwa zwanzig Minuten nachdem der Tote gefunden wurde gab jemand diesen Brief am Tresen ab." Er wedelte etwas mit dem Brief durch die Luft um ihn dann seinem Stellvertreter zu geben, der ihn überflog und dann noch bevor der Hauptmann zu seinem nächsten großen Auftritt schreiten konnte zusammenfasste.
"Jemand tötet mit den Skorpionen des Patriziers. Warum einfach wenns auch umständlich geht?"
Nachmittags machten sich drei Wächterinnen auf den Weg ins Theater, sie hatten Stunden damit zugebracht Kritiken zu lesen, den Spielplan zu studieren und die ausgesuchten Stücke mit einem gelben Stift zu markieren.
"...und ihr drei schaut euch alle Stücke an die in direkter Konkurenz zu Füsels Stück stehen, haltet die Augen offen und versucht nicht unangenehm aufzufallen... Was ich getan hab weiß ich noch, wieso werdet ihr bestraft?"
Magane sah ihre beiden Mitstreiterinnen Ophelia Ziegenberger und Tussnelda von Grantick mitleidig an.
"Theater ist hohe Kunst, das hat doch nichts mit Strafe zu tun", erwiderte Ophelia die mit raschelnden Röcken voran schritt.
"Na das werden wir ja sehen."
Günter Füßels Geist war sich nicht sicher wie er ins Wachhaus gekommen war, aber das eine wusste er, hier kam er nicht weiter. Er meinte, dass nur einer seiner Konkurrenten ein interesse daran gehabt haben konnte ihn umzubringen, aber der würde sicherlich nicht zur Wache kommen und sich stellen. Irgendetwas hielt ihn an diesem Ort fest und obwohl er mit aller Kraft versuchte das Wachhaus zu verlassen endeten seine Bemühungen immer und immer wieder in der Aservatenkammer, ähnlich einem Trampolinspringer, der immer wieder nach unten fällt ganz egal wie weit er vorher oben war. Also blieb ihm wieder nichts anderes übrig als zu warten.
Tussi hatte irgendwo Sekt aufgetrieben, der nach ihrer Aussage zum Theater einfach dazugehörte. Mit etwas Fingerfertigkeit war auch schnell der Nachschub geregelt und so waren die drei schon leicht angeheitert als das hochgelobte neue Meisterwerk von Sven Spei "Der Aufhang der bauen Sonne über dem vergessenen Meer" begann. Es wäre wohl auch nüchtern nicht leicht gefallen das Stück zu verstehen, es handelte von einem Buckligen, einem Tauben und einem Lahmen die sich alle in das selbe junge Mädchen verliebten und die auch alle drei von ihr widergeliebt wurden, bis sich auf irgendwelchen Umwegen herrausstelte, dass sie alle eng verwandt wahren. Das ganze speilte irgendwo auf dem Land, was sich allerdings einzig und allein an den Bühnenaufbauten erkennen ließ.
Es endete damit, dass die junge Frau gackernd über die Bühne rannte und einer der Männer ihr hinterherbrüllte: "Die Kamikaze-Ente gackert dann am lautesten wenn der Bauer ein Fest vorbereitet." Zumindest dachten die drei Wächterinnen das Stück sei hier vorbei.
Tatsächlich befanden sie sich erst in der Pause, die ihnen noch einmal die Gelegenheit gab über ein Sekttablett herzufallen und sich über die Fürchterlichkeit des Stückes zu unterhalten... Und es sollte schlimmer werden. Die zweite Hälfte des Stückes bestand daraus, dass sich die Rollen gegenseitig abschlachteten, weil sie einander nicht haben konnten. Die Toten blieben auf der Bühne liegen und warteten auf das Finale, vom Publikum unbemerkt schminkten sie sich mit möglichst kleinen Bewegungen die Gesichter weiß, ein halbdurchsichtiger Vorhang fiel, eine schwarze Gestalt - Kleidung und Sense ließen keinen Zweifel aufkommen wer gemeint sei - tauchte auf, hielt einen kurzen aber prägnanten Monolog, ging hinter den Vorhang und schwang über jedem Schauspieler die Sense woraufhin sich alle erhoben... alle, bis auf einen. Jemand schrie, der richtige Vorhang fiel, die Zuschauer applaudierten, nur die drei Wächterinnen sahen sich fragend an.
Tods blaue Supernovaaugen blickten unverwandt auf den Schauspieler in der langen schwarzen Kutte, der seine Sense fallengelassen hatte und am ganzen Leib zitterte, dann schwang er seine eigene Sense - der Geist des Mädchens, das laut Programmheft die Kamikaze-Ente spielte, wich verängstigt zurück und fasste sich an den Hals - trennte den Geist vom Körper, sah dann auf eine Uhr in deren oberer Hälfte nur noch wenige Körner waren und verschwand schnell von der Bühne in Richtung Publikum ohne dabei den Vorhang zu beachten.
Magane rannte zum Ausgang, drängelte sich an den anderen Zuschauern vorbei und schnappte sich den erstbesten Theatermitarbeiter, den sie finden konnte - das Stück sollte nicht mit einem Schrei enden und sicher war es auch nicht geplant, dass ein viel echterer Tod als der auf der Bühne durch den Vorhang schritt - und hielt ihm ihre Marke vor die Nase.
"Stadtwache Ankh-Morpork, Hauptgefreite Magane Schneyderin, Raub und Mord, niemand verlässt das Gebäude, auf der Bühne ist grade jemand gestorben!"
"Ja sicher... auf Bühnen sterben dauernd Leute und hinterher stehen sie wieder auf und genießen den Applaus."
"Dieser wird nicht mehr aufstehen, der ist wirklich tot!"
Sie wusste, dass sie nach Alkohol roch und unglaubwürdig klang, jeder normale Mensch würde da zweifeln und ein Theatermitarbeiter hatte wahrscheinlich schon mehr Verrückte erlebt die das Geschehen auf der Bühne für bare Münze nahmen... zu ihrer Rettung kam, in genau diesem Moment einer der Schauspieler ins Foyer gelaufen und erzählte atemlos was geschehn war.
Das Publikum war zu laut, wären sie etwas leiser gewesen hätten sie vielleicht etwas mitbekommen. So starb der kleine Mann in der Mitte der ersten Reihe unbemerkt, auch er hatte sich letzte Worte zurechtgelegt... er hatte sie auch gesagt... allerdings hatte sie wohl niemand gehört und wahrscheinlich waren sie auch nicht mehr sehr verständlich gewesen. Alles in allem eine sehr ärgerliche Sache...
Dritter Akt:
Das Theater war schnell total abgeriegelt und mindestens ebenso schnell waren die Kollegen informiert. Es dauerte allerdings etwas länger bis sich alle Zuschauer im Foyer befanden. Tussi und Ophelia hatten sich sofort auf die Bühne gekämpft und bereits begonnen sich um die andern Schauspieler zu kümmern. Während Ophelia, die spontan das verdeckte vor der Ermittlerin vergessen hatte, sich mit der Toten und ihrer Verletzung beschäftigte, versuchte Tussi den wie Espenlaub zitternden Tod zu beruhigen.
Magane trennte derweil die Zuschauer die tatsächlich etwas gesehen hatten von denen die erst vom Applaus wachgeworden waren, oder sich grad mit etwas anderem beschäftigt hatten. Drei (angetrunkene) Wächterinnen waren viel zu wenig für so viele Leute, wo blieben nur die Kollegen?
"Hauptmann Llanddcairfyn? Sör, ich habe hier einen Brief, der anscheinend an RUM gerichtet ist und außerdem sollen alle verfügbaren RUM-Mitglieder möglichst schnell zur Scheibe kommen."
Noch ehe Daemon nachfragen konnte hatte der Rekrut bereits salutiert und war verschwunden, grimmig sah der Hauptmann sich den Brief genauer an, auf dem Umschlag stand "Betrifft: Tod des Schriftstellers Sven Spei."
Der Hauptmann stutze, einen solchen Brief hatte er doch heute schonmal in der Hand gehabt, er wühlte einen Moment in der Akte und hatte dann beide Briefe vor sich liegen, sie waren identisch... bis auf den Namen. Er trommelte alle Mitglieder der Abteilung zusammen derer er habhaft werden konnte und sie machten sich auf den Weg zur Scheibe.
Inzwischen war ein Tatortwächterteam von SuSi eingetroffen, sie sperrten den Bereich um die Leiche großräumig ab und begannen dann jedes Brett umzudrehen, auf allem nach Fingerabdrücken zu suchen und jedes einzelne Sandkorn in Tütchen zu packen und zu beschriften. Die Leiche selber war relativ uninteressant, an der Todesursache bestand in Anbetracht der vielen Luft zwischen Kopf und Hals kein Zweifel, die Blutlache auf den Brettern die die Welt bedeuteten war frisch und hatte die Ausdehnung die man von einer Enthauptung erwartete. Spannend war der Tatort auch nicht wirklich und leider konnte man mit aussagekräftigen Fingerspuren auch nicht rechnen, aber irgendwo musste man ja anfangen. Nach einiger Zeit kam irgendjemand auf die Idee, dass man eventuell auch den Zuschauerraum beleuchten sollte.
Romulus wusste mit diesem Fall nicht besonders viel anzufangen, aus dem Brief wussten sie, das die Tatwaffe die speziellen Haustiere des Patriziers waren, da der aber nicht mit seinen schwarzen Lieblingen gassiging und für gewöhnlich auch niemand direkt mit ihnen in Kontak kam, musste es jemanden geben der zu den Tieren Zugang hatte, aber wer? Wurden sie gefüttert? Konnte man von Pantomimen leben? Wahrscheinlich wurden sie gefüttert, aber auch dann mussten sie immer noch von jemandem eingefangen worden sein. Und überhaupt, wo war der Grund dafür diesen Bühnenschriftsteller zu töten? Wie er es auch drehte und wendete, er musste offen im Palast ermitteln.
An der Palastwache vorbeizukommen hatte etwas von einem Spießrutenlauf, aber die hochnäsigen Palastwächter waren das kleinere Übel. Im Innern des Gebäudes musste man mit zu allem bereiten und dabei höchsteffektieven Sekretären rechnen, die nichts wichtigeres zu tun hatten als die Geheimnisse die man aufzuklären versuchte zu beschützen. Allein würde er hier nicht viel ausrichten können.
"Stadtwache, bitte lassen sie mich durch! Wieso ist denn das so voll hier?"
Daemon schob sich durch die Menschenmasse und versuchte herrauszufinden warum er und ein Viertel seiner Abteilung jetzt hier waren, ihm kam langsam der Verdacht, dass es mit viel Arbeit zutun hatte.
"Sör, endlich! Im Saal, beziehungsweise auf der Bühne ist ein Mord geschehen, wir haben uns gedacht, die Zuschauer müssen auch befragt werden, aber es zu viele und dann sind da ja noch die Schauspieler und die Leute hinter der Bühne und die Zuschauer wollen bestimmt heim..." Magane war im totalen Stress, sie versuchte gleichzeitig die Leute zu beruhigen und zu erfahren wer hilfreich sein könnte.
"Jeder, von dem wir Namen, Adresse und eine erste Aussage haben kann gehen! Ruhig und gesittet", er sah sich zu dem kleinen Häufchen Wächter um, zu dritt konnten sie nicht wirklich schnell all diese Adressen aufnehmen, jetzt müsste man Rekruten da haben, zu ihnen sagte er: "Ihr kümmert euch darum, vorallem kommt hier keiner raus von dem ihr nicht wisst was er oder sie gesehen hat!"
"Wir haben einen zweiten Toten, oh, guten Abend, Sör!" Ophelia deutete einen Knichs an und erzählte dann kurz, dass sie beim Beleuchten des Zuschauerraumes einen Zuschauer gefunden hatten der scheinbar die Aufregung nicht verkraftet hatte.
"Also, wer ist jetzt tot?"
"Die Kamikaze-Ente und dieser Zuschauer."
"Die was?"
"Die Hauptdarstellerin des Stückes, eine Monika Brändel, im Stück wird sie an einer Stelle als Kamikaze-Ente bezeichnet", erklärte Magane.
"Ahja, gut, haben wir den Namen des Zuschauers?"
Olga-Maria Inös räusperte sich um die Aufmerksamkeit der RUM-Wächter zu erlangen, "Er hieß Sven Spei und wir glauben nicht, dass er eines natürlichen Todes gestroben ist", sie hielt zur Erklärung ein Glas hoch.
Ein Brief wie bei dem ersten Schriftsteller, ein Skorpion... zwei Morde mit dem selben Muster, der Hauptmann sah bereits die Schlagzeile in der Times vor sich "Verrückter Serienkiller oder Mordkomplott im Palast - Wer steckt hinter den Skorpionmorden?" Nach diesem Abend würde es nicht möglich sein die Times aus der Sache herrauszuhalten und wenn die was wussten kamen die bunten Zeitungen dazu... und am Ende hatte man zwanzig Tote (inklusieve einem Hund), Killerskorpione die auf Menschen abgerichtet waren und eine Verschwörung die ihren Ausgangspunkt im rechteckigen Büro hatte. Dieser Fall war größer als er gedacht hatte, er erforderte mehr Aufmerksamkeit. Daemon ging im Kopf eine Liste mit Abteilungsmitgliedern durch, er brauchte die erfahrenen und die zuverlässigen Ermittler dafür, mindestens zwei Püschos, die am Täterprofil arbeiteten und wenn möglich auch Kontakter und Anwerber, die sich in der Theaterszene umhörten... vielleicht konnten sie ja hier Hilfe von den SEALS be!
kommen.
Und dann die tote Schauspielerin, die konnte man auch nicht außer Acht lassen, er sah sich um, es war der Fall der drei Theaterspezis... nun, sollten sie ihn lösen, vielleicht würde Magane dann endlich ihre Ausbildung abschließen und die beiden andern würden sicher gut darauf aufpassen, dass sie keine Katastrophe verursachte.
Vierter Akt:
Die ausgiebige Befragung der Schauspieler ergab zunächst nicht viel, die Kamikaze-Ente hatte was mit dem Tod gehabt, er war soetwas wie ihr Duschpartner, sie hatten eine geheime Affaire miteinander, die im Prinzip nur hinter der Bühne stattfand, jeder im Theater wusste davon, nur die Frau an der Kasse nicht, die durfte nichts wissen sie war mit Tod verheiratet. Dennoch konnte Eifersucht nicht das Motiv sein, denn wer brachte schon einfach so seine Geliebte um ohne, dass die Ehefrau von der Affaire wusste? Das Mädchen hatte auch keine Feinde gehabt, keine Neider, keinen anderen Mann. Es war ein Mord ohne Motiv.
Daemon hatte das Vergnügen dem Patrizier die außergewöhnliche Präsenz der Wache in seinem Palast erklären zu dürfen. Normalerweise war das natürlich Rascaals Vergnügen, aber in diesem speziellen Fall wollte Lord Vetinari unbedingt den Abteilungsleiter von Raub und Mord sprechen.
"Nun Hauptmann, dir wird nicht entgangen sein, was die Zeitungen schreiben, ist dir bewusst was das für Auswirkungen auf das Festival hat?"
"Nein, Herr."
"Nicht?" Vetinari stand auf und ging zum Fenster, einen Moment lang schwieg er und sah nur heraus. "Die Schlagzeilen scheinen recht werbewirksam zu sein."
"Das war mir nicht aufgefallen, Herr."
"Es ist natürlich nicht so, dass diese Morde von mir geplant seien, das sollten die Damen und Herren von der Presse bald verstehen. Tote Schriftsteller liegen keinesfalls in meinem Interesse."
"Nein, Herr", irgendetwas in Daemon sagte ihm, dass der Patrizier ihn grade nicht nur angelogen sondern auch bedroht hatte. Er wusste, egal was Romulus, Kolumbini und die anderen herausfanden es durfte kein Zweifel daran gelassen werden, dass Vetinari nicht seine langen Finger im Spiel hatte.
Die SuSen hatten eine Menge Fingerspuren gefunden, auf allem, nahezu jeder hatte die Sense angefasst und sicherlich hatte auch nahezu jeder diese Sense gegen die ungefährliche mit der Holzklinge austauschen können. Eigentlich hatten sie nichts. Ophelia und Magane stellten die seltsamsten Fragen in der Hoffnung durch rumgestocher etwas zu finden an dem sie ansetzen konnten, während Tussnelda den Theaterangestellten püschologisch auf den Zahn fühlte, was sich aber nicht wirklich von der Methode der beiden Ermittlerinnen unterschied und leider auch den selben Ausgang hatte.
Karl August von Ruethe, Geheimer Rat, Dichter und enger Freund eines scheinbar unwichtigen überwaldischen Grafen, hatte für dieses Festival ein ganz besonderes Stück geschrieben, es basierte auf der Geschichte vom schlimmen Finger die er als Kind als Puppenspiel gesehen hatte. Der Antiheld Doktor Finger beschwor aus langeweile einen mächtigen Dämon, verliebte sich in ein wunderschönes Mädchen, schließt einen Vertrag mit dem Dämon um das Mädchen zu bekommen um den Preis seiner Seele und das Unglück nimmt seinen Lauf. Von Ruethe blickte mit stolz auf sein Werk und er wusste dieses Werk würde ihn Unsterblich machen, weil es auf seine Art echt war und wie hatte er so schön geschrieben: Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren. Gleiches galt im übrigen auch für ihn, er war ein echter Vampir und würde auch noch in zweihundert Jahren zuschaun können wie sich Doktor Finger in Tinchen verliebte.
Das einzige was an diesem Abend ein wenig seine Freude trübte war der feige und unendlich dämliche Mordanschlag, der Skorpionstich brannte tierisch und das ausgerechnet an dem Körperteil das er eigentlich vorgehabt hatte den ganzen Abend bei der Premiere seines Stückes zu belasten, demnächst würde er aufpassen wo er sich hinsetzte, aber das würde folgen haben, gleich nach der Aufführung würde er sich einen Reporter suchen, schließlich gab es diese Medien ja nicht umsonst.
Es gab eine Liste, irgendwo im Palast musste es eine Liste geben welcher der tausend Sekretäre für was zuständig war. Seit Stunden klopften die Ermittler und Püschologen jetzt an jede Tür, stellten den ganzen Palast auf den Kopf - bis auf die Bereiche die man nicht betreten sollte wenn man an seinem Leben hängt - und waren noch nicht wirklich weitergekommen. Axtspalter hatte gleich beim ersten Anklopfen eine Tür ruiniert und damit seiner Frage ("Du mit Skorpionen umgehen können?") sehr viel Nachdruck verliehen, doch auch damit hatte er nichts erreicht, außer dass der Befragte sehr blass den Kopf schüttelte.
Währenddessen hatte sich Lance-Korporal Inspektor Kolumbini unten bei den Zellen umgesehen, irgendwo hier gab es den entscheidenden Hinweis, das spürte er, am Jucken. Er musste ihn nur noch finden, Pfeiferauchend schlenderte er durch Gänge in denen er laut Palastwache eigentlich garnicht sein durfte und suchte nach einer Kleinigkeit... einer Kleinigkeit wie einem fallengelassenen Streichholz...
Auf der Bühne erklärte grade der Oberdämon den Doktor Finger aus den Tiefen des Pandämoniums gerufen hatte, dass er Walgthulgshz sei, der Seelenjäger, der mächtigste aller Dämonen und dass er sich nicht durch ein wenig lächerliche Magie fernhalten ließe wenn des Kampfes Lohn eine solch machtvolle Seele sei, als Magane aufsprang und ihren Mantel griff.
"Bei Om, ich hab die Probe vergessen, tut mir Leid, ich muss weg, wenn hier was passiert dann schickt mir ne Taube... oder erzählts mir morgen."
Sie rannte... warum eigentlich, wieso gab es für sie eigentlich keine andere Möglichkeit von A nach B zu kommen als rennend, immer hatte sie es eilig oder rannte weg, das konnte so nicht weitergehn.
Er war der Spur aus halbverbranntem Tabak, Streichhölzern und gelegentlich einem Klecks Spucke bis zu einem kleinen Zimmer gefolgt und klopfte an. Erst nach dem dritten Klopfen bekam er antwort und wurde hereingebeten.
Keuchend stürtzte sie in den Probenraum, das Textlernen war ja kein Problem gewesen aber die Proben lagen zu den unmöglichsten Zeiten (jeden zweiten Abend von 7 � 9, eigetlich kein Problem, aber als Ermittlerin hatte sie halt unmögliche unvorhersehbare Arbeitszeiten.
Anscheinend hatten sie noch nicht angefangen, Flavius spielte auf dem Flügel, inzwischen waren alle Saiteninstrumente bei Strafe verboten, das galt auch für die Geigenatrappe, leider war der Flügel nicht so leicht aus dem Gemeinderaum der Omnianischen Kirche zu tragen.
Frederick war ganz nah an einem Nervenzusammenbruch und würde wahrscheinlich den Rest seines Lebens von Musik Alpträume bekommen. Er saß auf der niedrigen Bühne, wippte sachte vor und zurück und murmelte immer wieder "wenn der Flügel wenigstens gestimmt wäre" vor sich hin.
Die anderen waren vollständig, im Prinzip konnten sie mit der Probe anfangen... mal schauen wie weit sie ohne die dauernden Unterbrechungen des Autoren kamen.
Nach Stunden des Gesprächs verabschiedete sich der Lance-Korporal von dem alten Mann, der halb Gefangener und halb Aufseher war, sie hatten geraucht und Tee getrunken und Kolumbini hatte ihm alles entlockt was er wissen wollte, natürlich wusste der Alte wie man mit Skorpionen umgeht, schließlich hatte er als Skorpionpfleger angefangen wie viele andere die jetzt oben arbeiteten auch, eine Methode die Vetinari zur Auslese ganz besonderer Sekretäre benutzte, solcher die wie er bei den Assassienen gelernt hatten. Wer diese Zeit überlebte und durch all die anderen Prüfungen kam gehörte zu einem streng geheimen Grüppchen Agenten...
Der Ermittler war schon halb draußen als ihm noch etwas einfiel: "Ach Sör, eine Frage hätte ich da noch: War in der letzten Zeit einer der ehemaligen Skorpionpfleger öfters hier unten?"
"Wissen sie... ich hab ja niemanden, aber einige der Jungs kommen mich manchmal besuchen, in den letzten Wochen war Joachim oft hier, er bringt mir oft Tabak mit."
Fünfter Akt:
Als der komische kleine Wächter mit dem Mantel endlich weg war trat er aus dem Schatten einer Zelle, der Wächter wusste bescheid, jetzt gab es zwei Wege, den Wächter töten oder...
Er schlich in sein Büro zurück, der Alte musste jemand anderen finden der ihm seinen ekligen Tabak kaufte.
Schnell war der Brief geschrieben, Vetinari hatte immer gesagt, dass Geheimhaltung das aller wichtigste an der ganzen Sache war. Die Sache war wichtiger als jeder einzelne, das wussten die Jungs dort draußen genauso wie die mit den kleinen Aufgaben hier drinnen, sie waren es die die Maschine schmierten, zur Not mit Blut.
Die Zuschauerzahlen hatten sich verdoppelt, schon nach dem ersten Mord waren die Bürger Anhk-Morporks in die Theater gestürmt und der zweite, der mit dem ungeplanten Knalleffekt, hatte auch im letzten Straßenjungen den Theaterfreund enthüllt. Schaulust trieb die Leute ins Theater.
Tod erwachte schreiend, er hatte sie schon wieder sterben sehen, nichts auber auch wirklich nichts konnte das Bild seiner geköpften Geliebten aus seinen Träumen verbannen, wieso hatte sie nur zu ihm hochgesehen? Er heulte, dabei waren sie doch so glücklich gewesen, wieso musste sie von seiner Hand sterben?
Seine Frau schlief, die ahnte natürlich nichts, wie sollte sie, sie waren doch immer so vorsichtig gewesen. Er stand auf und ging in die Küche, vielleicht konnte er mit warmer Milch und Knieweich wieder einschlafen... vielleicht könnte der Schlaf sogar traumlos sein. Sie öffnete die Augen, das war so nicht geplant gewesen, sie wollte nicht dass er so leidet, sie wollte ihn nur zurück haben, seit ihr Bruder ihr von der Affaire erzählt hatte, hatte sie alles versucht um ihn zurück zu bekommen, aber das Mädchen, diese Monika war einfach zu schön, ihr Willhelm war ihr verfallen. Und dann hatte ihr Bruder vorgeschlagen sich des Problems anzunehmen... was hatte er nur getan.
Am nächsten Morgen trafen sich Ophelia, Tussi und Magane in der Kantine zum Frühstück. Sie schwiegen eine Weile, jede mit ihren eigenen Problemem beschäftigt, dann begannen sie alle drei gleichzeitig zu reden, um sich dann gleichzeitig den Vortritt zu lassen und dann gleichtzeitig in schallendes Gelächter auszubrechen.
Tussi fing sich als erste wieder: "Welches Stück werden wir uns heute anschaun?"
"Phaidras Liebe... ein Zwergenmusikal... ich schätze es geht um Gold", sagte Magane nach einem kurzen Blick auf die Liste.
"Könnte langweilig werden", meinte Tussi.
"Nicht solange es Sekt gibt", Ophelia hob zwinkernd ihre Teetasse und die beiden andern stießen mit ihr an.
"Gold ist ja sooo spannend... vorallem in Liedern", nach einer kurzen Pause und einem leisen räuspern sang Magane die erste Zeile des Refrains einer zwergischen Ballade, "Gold Gold Gold Gold Gold Gold Gold Gold Haihi, Haiho."
Die drei jungen Frauen lachten noch als sie wieder am Schauplatz ihres Mordes waren.
Als Daemon sein Büro aufschloss fand er einen Brief, offenbar hatte ihn ein Rekrut unter der Tür durchgeschoben, er drehte den Umschlag herum und fand den Satz: "Betrifft: Freitod des Sekretärs Wurm", die selbe Handschrift wie auf den beiden ersten Briefen, hastig öffnete er ihn.
"Nachdem ich aus niederen Beweggründen mehrere Schriftsteller mit den Skorpionen unseres Herrn Lord Vetinaris getötet habe, werde ich nun auf dem selben Wege aus dem Leben scheiden.
Mein Festival ist ein voller Erfolg.
Auf dem Gipfel des Erfolges muss der Bauer Opfer bringen.
Gez. Joachim K. Wurm, Sekretär
Ein eindeutiges Bauernopfer, er schrieb es sogar selber, aber vielleicht war es wirklich sinnvoll die Akte hier zu schließen.
Die Kassiererin hatte lange mit sich gekämpft, der Tod von Monika Bendel belastete sie sehr und mit ihrem Mann würde sie nie wieder ein normales Leben führen können, aber inzwischen war sie sich sicher, dass ihr Bruder an der Sache Schuld war. Als die drei Wächterinnen wieder ins Theater kamen fing sie sie direkt am Eingang ab, die drei kicherten und schienen überhaupt nicht ernst werden zu können. Deswegen rückte sie gleich mit der Sprache heraus: "Ich weiß wer an dem Tod des Mädchens schuld ist."
Alle drei erstarrten, kein Gedanke mehr an kichern, die Zwerge waren vergessen.
"Mein Bruder, er wollte sein Stück in die Schlagzeilen bringen, das hat er immer wieder gesagt, wenn es in der Zeitung steht dann gehen die Leute rein und dann hat er erfahren, dass mein Mann etwas mit dieser jungen Kollegin hatte und er bat mir seine Hilfe an und - wissen sie, ich hab ja nicht gedacht, dass er so was tun würde - er erzählte mir was es für Auswirkungen hätte wenn während der Premiere etwas passierte, es muss ja keiner zu Schaden kommen hat er gesagt und dann guckt das Mädchen hoch und er schwingt die Sense was tiefer und sie ist tot, mein Bruder hatte seine Schlagzeile, auch wenn sie ihm nichts mehr nutzte. Und ich hab jetzt niemanden mehr..." sie brach in Tränen aus.
Am Abend hatten sie alle ihre Berichte geschrieben, zwei tote Täter, mehr oder minder geständig, alles bestens gelöst, auch wenn irgendwie ein schaler Geschmack blieb. War das bisschen Werbung wirklich so viel wert? Konnte Erfolg wirklich so wichtig sein, dass man dafür über Leichen ging?
Das Zwergenmusikal kam auf jeden Fall ohne diese zweifelhafte Werbung aus, es war spannend und witzig und es ging fast gar nicht um Gold, nur die Farbgebung war etwas sehr scheuslich, darin waren sich alle drei einig: Für Zwerge sollte ein generelles Pastellfarbenverbot verhängt werden.
Epilog:
Am nächsten Nachmittag hatte das Stück von Frederick Schimmer Premiere, er hatte sich geschlagen gegeben und sogar noch ein wenig Musik hineingeschrieben, damit der besessene Musiker endlich Ruhe gab. Die ganze Abteilung RUM saß im Publikum, alle, auch die Kontakter und Anwerber... die ganze Abteilung? Nein nicht alle, eine fehlte, die stand auf der Bühne und starb, zum einen weil sie in der letzten Szene vergiftet wurde und zum anderen weil sie Lampenfieber ohne Ende hatte und genau wusste dass die ganze Abteilung im Publikum saß.
Zählt als Patch-Mission.
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