Eine eilige Nachricht ruft Tussnelda zurück in die heimatliche Langeweile von Quirm. Doch warum ist sie dort derart unwillkommen? Eine Püschologin am Rande ihrer Belastbarkeit...
Dafür vergebene Note: 12
Tussnelda von Grantick genoss ein spätes Frühstück. Sie hatte beschlossen, heute den Dienstbeginn großzügig nach hinten zu verlagern und war bester Dinge. Leider würde diesen Tag eine unangenehme Sorte Mensch wählen, um sich wieder in Erinnerung zu bringen: Eltern. Die noch ahnungslose Püschologin köpfte gerade ein Ei, als Frau Moosfrau, ihre Zimmerwirtin herein kam und mit einem verdächtigen Kuvert wedelte. Es dauerte etwa drei Sekunden, bis Tussi gewillt war die rote Mausezähnchenverzierung ihrer Mutter zu erkennen. Und in Schweiß ausbrach.
"Was wäre, wenn ich einfach so täte, als hätte ich den Brief nicht bekommen?", überlegte sie, während sie schwitzige Hände an ihrem Gehrock abwischte. "Was wäre, wenn er verloren gegangen wäre?", sinnierte sie und gestand sich schließlich dennoch ein, dass Widerstand zwecklos war. Lady Agneta-Theresia kannte kein Erbarmen, erst recht nicht, wenn es um ihre Tochter ging. Missmutig griff sie nach dem kleinen Unglücksboten, grinste Frau Moosfrau verunglückt an und las die Botschaft:
"Hochwohlgeborene Tochter,
Wir, Eure hochwohlgeborene Frau Mutter, Lady Agneta-Theresia von Grantick und Euer geschätzter hochwohlgeborener Herr Vater, Lord Fritz-Josef von Grantick, Korporal und Diener seiner Stadt entsenden Euch unsere liebevollsten Grüße. Wisset, dass der Ton Eure Anwesenheit schmerzlich vermisset und erwartet, zu wenigstens am Tage des Balles der schneelohenden Tänze, Eurer ansichtig zu werden um Euer Debüt zu begutachten. Wir hoffen als denn, Euch bald in diesem, Eurem heimatlichen Anwesen begrüßen zu dürfen, um alle Vorbereitungen gebührend Eurem Stand zu treffen, als da wären die Ausstaffierung und Dekorierungen Eurer Person höchst daselbst. Mit Freude blicken wir diesem Ereignis entgegen und übersenden Euch zum Zwecke der Verhaltung einer standesgemäßen Karosse nebst Gefolge die notwendige Barschaft. Wisset, liebe Tochter, der Ton und wir daselbst erwarten Euch binnen zwei Wochen vom Tage des Erhalts dieser Depesche.
Hochachtungsvoll,
Eure hochwohlgeborene Frau Mutter, Lady Agneta-Theresia von Grantick und
Euer hochwohlgeborener Herr Vater, Lord Fritz-Josef von Grantick, Korporal"In der "Depesche" fanden sich neue Knöpfe, die Tussnelda sehr gut gebrauchen konnte. Allerdings konnte sie dies nicht darüber trösten, was ihr nun bevor stand. Der "Ton" war die gute Gesellschaft von Quirm, der sie trotz des Zustands akuter Verarmung angehörte. Vermutlich gab es auch den einen oder anderen heiratswilligen Herrn, der es auf ihren Grund und Boden abgesehen hatte. Es würden sogar einige sein, denn das Gerücht, unter dem Haus der von Granticks liege ein Vermögen, hielt sich nachhaltig. Ihre Mutter würde sich dank ihrer selektiven Wahrnehmung nicht daran stören und lieber auf Wolken schweben. Und sie selbst? Sie würde Ankleidepüppchen spielen und vor Grauen mit den Augen rollen, wenn sie an die Unsummen dachte, die ein Debütantinnenkleid kostete. Nun eigentlich war das nicht weiter schlimm, immerhin hatten die von Granticks schon lange überhaupt kein Geld mehr. Aber trotzdem, hier ging es um das Prinzip. Den Kredit, den jedes adlige Haus bei den quirmianischen Geschäften hatte, derart auszunutzen, war Tussnelda schon jetzt peinlich. Ergeben zuckte die Gefreite mit den Schultern, machte sich auf zur Wache, marschierte dort zum Büro ihres Vorgesetzten und beantragte Urlaub für die nächste Zeit.
***Mit Ach und Krach war es Tussnelda gelungen, das Geld für die Postkutsche aufzubringen. So hatte sie also allen Komfort einer Reise nach Quirm erleben dürfen, von Zwischenstationen in baufälligen, unheimlichen Schlössern bis zu Überfällen von freischaffenden Banditen. Auch die unglaublich angenehme Reisegesellschaft soll hier nicht unerwähnt bleiben: Ein ständig schnarchender, dicker Mann und eine hysterische Gemischtwarenhändlerin hatten für mancherlei Unterhaltsamkeiten gesorgt. Als Tussnelda endlich in Quirm ausstieg, hatte sie ein konstantes Fiepen im Ohr und einen wunden Allerwertesten. Aber sie war angekommen und bestaunte die ruhige Beschaulichkeit von Quirm. Und obwohl Quirm nicht gerade klein war, kam es der jungen Wächterin doch geschrumpft vor, viel kleiner, als sie es in Erinnerung hatte. Die fast vollständige Abwesenheit von Geräuschen irritierte sie.
Als Tussnelda dann ihr Heim erreichte, erlebte sie die erste Überraschung. Der parkähnliche Vorgarten der Villa war hochgradig gepflegt. Die Ulmen-Allee war sorgfältig gestutzt, der Kiesweg war geharkt. Rosen und Astern rankten sich gut getrimmt an Kletterhilfen empor, Petunien wuchsen in unkrautfreien Beeten. Ein Mann im mittleren Alter bewässerte den Gemüsegarten vor dem Dienstboteneingang. Die Gefreite rieb sich die Augen. Was war hier los? Seit wann konnten ihre Eltern genug Geld aufbringen, um den Garten pflegen zu lassen? Seit wann gab es wieder Hausangestellte? Staunend beschritt sie die Allee und hielt auf den Haupteingang zu. Auch dieser wies keine Stellen abblätternder Farbe auf, sondern war in einem zarten Gelb gestrichen. Kein Fensterladen hing mehr schief in den Angeln, die Eingangstüre öffnete sich ohne Quietschen. Skeptisch blieb Tussnelda in der Halle des Hauses stehen. Der Duft von Farbe wehte ihr entgegen und mit ihm kam... ein Hausmädchen. Ganz klassisch in schwarzem Gewand, mit weißer Kittelschürze und Haube. Nicht einmal die Rüschen fehlten und der Gesichtsausdruck kündete von nobler Zurückhaltung.
"Sie wünschen, Madam?", fragte sie und nahm ihr ohne Vorwarnung den Gepäcksack ab.
"Ich?" Äh?" Angedeutet schüttelte das Mädchen den Kopf.
"Wenn darf ich melden?", meinte sie dann nach einer Pause, "Kommen sie wegen einer Anstellung? Ohne Anmeldung darf ich sie nicht den Herrschaften vorstellen."
"Tussnelda von Grantick", sagte Tussi kleinlaut und nahm den Helm ab. "Ich wohne hier – glaube ich", fuhr sie unsicher fort.
Überrascht musterte das Dienstmädchen Tussnelda. Das widerspenstige, strähnige Haar, das unreine Gesicht, die staubverdreckte Uniform.
"So?", meinte sie und zog eine Augenbraue nach oben. Am oberen Absatz der breitgeschwungenen Freitreppe erschien ihre Mutter in einer Vision von Tüll und Rüschen.
"Du bist also da", sagte die zartgliedrige Frau und schritt majestätisch die Treppe herab. Das Hausmädchen knickste kurz und entfernte sich nach einem Wink.
"Und wie du aussiehst... Ich werde dir ein Bad bereiten lassen", verkündete Agneta-Theresia von Grantick. "Hast du keine anständige Droschke bekommen?", sie zog die Tochter an sich heran, um ein Küsschen links und ein Küsschen rechts in die Luft zu werfen.
"Äh", sagte Tussi.
"Nun sei nicht so schweigsam. Hinauf auf dein Zimmer und ziehe dich um. Dein Vater wird erfreut sein, dich zu sehen...", flötete die Mutter. Tussnelda nickte. Und staunte. Denn die Halle war nicht ansatzweise die, die sie vor einigen Monaten verlassen hatte. Jetzt hingen nicht Tapetenfetzen von den Wänden, sondern Bilder. Die Treppe war gebohnert, schien sogar wieder trittfest zu sein. Nicht einmal mehr das Gelände wackelte, wie Tussnelda es seit ihrer Kindheit gewöhnt war. Die Gefreite seufzte.
***Ihrem Zimmer war schon immer eine großzügige Badekammer angeschlossen gewesen. Allerdings konnte sich Tussnelda nicht erinnern, dass sie hier jemals ein warmes Bad genossen hatte. Gewissermaßen hatte sie eben gerade also eine Premiere gefeiert. Nun saß sie vor ihrem Schminktischchen, das bisher kleine Kunstwerke ihrer Jugend beheimatet hatte. Jetzt standen dort kleine Fläschchen, zart anmutende Tiegel und Bürsten jeder Art. Hinter ihr stand das Dienstmädchen aus der Eingangshalle und striegelte ihr Haar. Sie hatte sich untertänigst entschuldigt und darauf hingewiesen, dass "Ihre Ladyschaft" in jeder erdenklichen Art über sie verfügen solle. Und die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens hatte sie mit dem Schrubben von Tussis Zehen verdeutlicht. Es wundert nicht, dass Tussneldas Gesichtsfarbe die von gekochtem Hummer war. Prüderie war ihr anerzogen worden. Und das erstreckte sich ihrer Meinung nach auch auf Hilfestellungen beim Baden. Jenny wollte davon allerdings nicht hören und hatte nach den Zehen gehörig ihre Pobacken geschrubbt. Ja, Tussnelda sah wirklich aus, wie ein gekochter Hummer.
"Wollen eure Ladyschaft heute etwas Blaues tragen?", stellte Jenny fest und wickelte Tussis Haar in eine Rolle auf ihren Kopf.
"Ich werde meine Uniform tragen", meinte Tussi, "das ziept!"
"Eine Uniform kommt wohl nicht in Frage, wenn eure Ladyschaft ihren Bräutigam trifft", entgegnete Jenny und zog ihr Haar unerbittlich fester.
"Ich trage immer meine Uniform", meinte Tussi bissig.
"Eure Ladyschaft wird wundervoll in Blau aussehen", sagte Jenny ungerührt. Erst jetzt ging Tussi ein Lichtlein auf:
"Meinen WAS?!?" Geziert zog Jenny eine Augenbraue nach oben und betrachtete die "Dame" im Spiegel.
"Spielt eure Ladyschaft auf ihren Bräutigam an? Ein wundervoller Mann, die ganze Stadt spricht von ihm", erklärte sie nachsichtig und zog noch etwas fester. Tatsächlich konnte man dank der gestrengen Frisur erkennen, dass Tussi so etwas wie ein Gesicht besaß. Sehr viel Make-up würde sogar all die roten Pickel verschwinden lassen und die etwas zu groß geratene Nase ins rechte Licht rücken. Vor allem die sich jetzt einstellende Blässe wirkte viel besser, als das Rot von gerade eben.
"Meinen was-?", fragte Tussnelda wieder und klang jämmerlich dabei. Es war immer noch üblich, dass die Ehemänner für eine Tochter aus gutem Hause von den Eltern ausgesucht wurden, aber eigentlich hatte Tussnelda erhofft, dass dieser Kelch an ihr vorbei gehen würde. Vor allem nachdem ihr Vater sie höchst persönlich fort geschickt hatte, sich ihre Sporen zu verdienen. Und da sollte sie jetzt jemanden ehelichen? Eine Welle der Übelkeit ebnete sich einen Weg und fand ihn.
***Die folgende Stunde zog an ihr vorbei, wie ein ziemlich bescheuerter Traum. Sie wurde geschnürt und gepudert, eingesprüht und aufgedonnert ganz wie eine Kuh bei einer Versteigerung. Als Jenny mit ihr fertig war, ergoss sie einen Schwall schöner Worte über die Püschologin und gratulierte ihr tausendfach zu ihrer baldigen Vermählung. Dann gab sie ihr einen sanften Schubs. Derart in Gang gebracht, fand Tussi den Weg zu ihren Eltern, die im Präsentierzimmer saßen und freundlich plauderten. Unbehaglich näherte sich Tussnelda den Beiden.
"Guten Tag, Vater", sagte sie.
"Ah, mein Kind, jetzt siehst du aus wie ein Mensch", erwiderte ihre Mutter. Ihr Vater beschränkte sich auf ein Nicken, Missfallen war ihm deutlich anzusehen. Tussnelda täuschte einen Knicks an und setzte sich dann umständlich auf einen der Ohrensessel.
"Nun, mein Kind, war deine Reise angenehm?", fragte ihre Mutter geziert, wie es nun mal ihre Art war. Tussnelda rollte mit den Augen. Wäre sie nicht so gut darauf erzogen, wäre sie jetzt aufgesprungen, hätte mit dem Fuß gestampft und ihre Mutter gefragt, ob sie völlig blöde sei. Dann hätte sie sie dafür ausgeschimpft, sie einfach so an den nächst besten zu verheiraten. Stattdessen schlug sie die Augen wieder brav nieder, nickte und sagte leidenschaftslos: "Ja, Mutter." Agneta-Theresia wirkte befriedigt, der Korporal zwirbelte grantig seinen Schnauzbart. Das sonore Ticken einer übergroßen Standuhr beschäftigte die kleine Gruppe eine ganze Weile, bis Agneta-Theresia sagte: "Nun, du hast sicher schon erfahren, dass du verheiratet wirst." Tussnelda beschränkte sich auf ein Nicken, während ihr Herz zornig pochte.
"Ah, du freust dich?" Tussnelda nickte wiederum und faltete ihre Hände ineinander. Knochen traten weiß hervor.
"Nun sei doch nicht so verstockt, Kind", mahnte die Mutter und nahm ein Biskuit von einem Teller, "du bist doch sicher glücklich."
"Ja, Mutter", meinte die Gefreite und strich imaginäre Staubkrümel von der blauen Tüllwolke, in der sie saß.
"Zum Dinner wird dein Bräutigam eintreffen", verkündete Agneta-Theresia voll aufgesetzter Freude und gab ihrem Mann einen Stups, "sag doch auch mal was Fritz-Josef!"
"Du hast es gehört. Zum Dinner", wiederholte der Korporal und erhob sich, "ich werde jetzt etwas Port trinken. Tussnelda, hol meine Zigarren." Tussi sprang auf und eilte in die Küche, ohne ihrer Mutter auch nur einen freundlichen Blick zuzuwerfen. Inzwischen konnte sie sich denken, warum das ganze Haus so renoviert war. Vermutlich war ihr Bräutigam irgendein Neureicher, der jetzt einen Adelstitel wollte und bereit war, dafür auch ordentlich zu blechen. Am liebsten hätte Tussi gewürgt, aber die Halskrause machte das unmöglich.
***Ihr Vater sah aus dem Fenster, als sie herein kam. Der Ausblick auf den gepflegten Park war prächtig und gerade eben zog ein Schwarm Vögel über die Stadt.
"Deine Zigarre, Papa", sagte Tussi leise und gesellte sich zu dem alten Mann.
"Nun, Tussi, du kannst dir sicher denken, was ich davon halte", sagte er ohne Umschweife und Tussnelda merkte, einen seiner klaren Momente erwischt zu haben, "der Kerl ist nicht hässlich, er hat genug Geld. Und er hat deiner Mutter ziemlich viel davon gegeben, um das Haus in Ordnung zu bringen, weißt du? Da macht es wohl nichts, dass er ein Fremder ist. Trotzdem ist er ein Schnösel. Hat es nie zu was gebracht. Aber deine Mutter will es so haben und in diesen Dingen widerspricht ein Mann seiner Frau nicht", wehmütig blickte er seine Tochter an, "ich war sehr stolz, als ich gelesen habe, dass du bei der Wache bist", sagte er und tätschelte ihr den Kopf, "und das du das jetzt aufgeben musst tut mir leid. Mich wundert's nur, dass du freiwillig gekommen bist."
"Mutter hat geschrieben, ich soll wegen des Debüttantenballs kommen", erklärte Tussi und reichte ihm die Zigarre. Er zog beide Augenbrauen hoch, schob sich die Zigarre in den Mundwinkel und sagte:
"So? Nun das wundert mich. Aber vielleicht ahnte sie, dass du zu einer Hochzeit nicht kommen würdest. Eine Finte. Deine Mutter ist sehr gewieft." Sie plauderten noch eine ganze Weile über dieses und jenes, genau wie sie es früher auch oft getan hatten. Irgendwann kehrte ihr Vater in seine Welt als Korporal zurück, und gab ihr Kriegsweisheiten mit, aber das machte ihr nichts aus. Es gab ihr das Gefühl, tatsächlich zu Hause zu sein. Schließlich klopfte dann Jenny und hielt sie an, sich frisch für das Dinner zu machen. Bedauernd folgte sie dem Dienstmädchen in die Halle. Kristallene Kerzenleuchter glitzerten im Licht, der Wind sauste durch das Entre. Und dann, als Tussnelda nach dem nicht mehr quietschenden Geländer griff, passierte es: Mit einem gewaltigen Getöse stürzte der Kronleuchter ab. Sie hörte Jenny schreien, sie wurde geschubst, es krachte, sie stolperte und fiel zwei Stufen. Sie landete mit dem Gesicht genau neben Jenny, die sie tot ansah.
***Viel Geschrei und viel Bestürzung regierte die Szene, als Tussnelda wieder im Lande der bewussten Wahrnehmung weilte. Nicht, dass sie ohnmächtig geworden wäre, trotzdem klaffte eine 30 sekundige Lücke in ihrer Erinnerung. Schuldbewusstsein keimte in ihr auf. Ihre Intuition teilte ihr drängend laut mit, dass sie das Opfer dieses Anschlags hätte werden sollen. Warum sie so sicher war? Sie wusste es nicht. Aber der Eindruck, dass ihr jemand ans Leder wollte, hatte sich überdeutlich in ihr fest genagt. Wer? Hier in Quirm? Vielleicht jemand, dem so langweilig war, dass er eine Wächterin aus der großen Stadt herausfordern wollte? Ihr zukünftiger Ehemann, scharf auf ihr Erbe? Alles klang unwahrscheinlich im Augenblick. Und dennoch war alles möglich. Obwohl es bestimmt nur ein Unfall gewesen war. Ein Unfall. Sicher. Das ganze Haus war doch völlig marode. Oder nicht? Tussnelda erhob sich, als sie merkte, dass sie immer noch am Boden lag, umringt von ihren Eltern, von einem Koch, einem Gärtnern und zwei jungen Mädchen und irgend einem anderen Kerl. Alle sahen blass aus, erschreckt. Und keiner kümmerte sich um Jenny. Schuldbewusst trat sie an die junge Frau heran und schloss ihr mit einer Geste die Augen. Dann drehte sie sich zu den Anwesenden rum.
"Das hätte einer von euch tun müssen", bemerkte sie und sah dabei ihre Mutter direkt an. Agnetia-Theresia blinzelte.
"Wie geht es dir, Kind? Hast du dir etwas getan?" Die Wächterin überging die Frage völlig und griff lieber nach dem Seil, das den Leuchter oben gehalten hatte.
"Nagelneu", murmelte sie, "und durchgeschnitten."
"Was?", entrang sich der Koch. Dass ausgerechnet der Koch zu erst das Wort ergriff, wunderte die Püschologin. Aber bevor sie sich eine geistige Notiz machen konnte, geschah das Ungeheuerliche. Der fremde Kerl tapste auf sie zu, zog sie an seine Brust und sagte:
"Ach Liebste! Das wir uns unter solchen Umständen begegnen müssen, lässt mich noch mehr für dich entbrennen!" Der Gärtner verzog das Gesicht unwillig und auch der Korporal zog eine viel sagende Grimasse. Ihr Bräutigam hatte sich einen passenden Moment gesucht, um ihr seine Aufwartung zu machen. Wirklich ein unvergessliches Erlebnis.
"Tussnelda, Kindchen, mach dich noch etwas frisch. Du wirst nun leider alleine klar kommen müssen", flötete die Mutter.
"Findest du das nicht ein wenig makaber, Mutter?", entgegnete Tussnelda schwach, immer noch an die Brust des Fremden gequetscht. Sehr viele Klingeln in ihrem präfrontalen Cortex befahlen, dass Wahnsinn die bestmöglichste Reaktion auf dieses Szenario war. Die Püschologin in ihr hob stattdessen mahnend den Zeigefinger und schlug als einfache Alternative eine Ohnmachtsattacke vor.
***Als Tussi wieder zu sich kam, war sie allein. Sie lag in einem blüten-frischem Berg aus gesteppten Decken und behäkelten Kissen, in ihrem Bettchen mit dem rosa-blau gestreiften Himmel, das Fenster war geöffnet und es wehte warme Sommerluft hinein. Die Wächterin schob ihre Beine über die Bettkante und erhob sich wankend. Das dringende Bedürfnis, ihre Gedanken zu ordnen trieb sie an ihren Schreibtisch. In einer der Schubladen fand sie einen alten Block sowie ihr altes Schulmäppchen.
Mutter ruft zum Debütantinnenball. Schickt die üblichen Knöpfe. Ankunft Zuhause. Alle Schäden am Haus von ominösem Bräutigam in Ordnung gebracht. Er scheint in der Stadt fremd zu sein – warum würde sonst jeder von ihm sprechen? Warum will er die Ehe? Glaubt er an dummes Gerücht von verborgener Barschaft? Die braucht er doch nicht! Will er Titel? Warum? Schwachsinn? Kronleuchter fällt runter, augenscheinlich Seil durchtrennt. Wer? Anwesend: Jenny, der Koch, Mutter, Vater, der Bräutigam, der Gärtner, zwei Dienstmädchen. Wer hat etwas zu gewinnen? Mutter scheinbar völlig durchgedreht, Vater so weit klar.Das Gefühl etwas zu übersehen, jenes Gefühl, das jeden Wächter rasend macht, pochte in ihrem Kopf. Doch was? Das niemand der Anwesenden etwas zu gewinnen hatte, wenn sie tot war, lag doch auf der Hand. Oder war sie doch nicht das eigentlich geplante Opfer gewesen? War es doch Jenny, um die es hier ging? Jenny, das unsympathische Ding? War sie noch jemand anderem ein Dorn im Auge gewesen? Auch wenn Tussnelda noch keine Ahnung hatte, was hier vorgegangen war, eine Sache sicher: Es würde ihr nicht gelingen, ihre Uniform und ihre Dienstmarke abzulegen und Zivilist zu sein. Sie würde den Fall lösen!
***Kerzen beleuchteten die Tafel, die man für vier Personen eingedeckt hatte. Tussnelda war gegenüber ihres Bräutigams platziert, der sich ihr als Michael Hochrost vorgestellt hatte, ein Fabrikbesitzer aus Ankh-Morpork, der in Falltüren machte.
"Es ist ein interessantes Geschäft. Sie glauben gar nicht, Tussnelda, wo heutzutage Falltüren gefragt sind", plauderte er und zog eine Dose Schnupftabak hervor, "kennen sie Ankh-Morpork? Es ist eine unglaubliche Stadt. So laut, so voller Leben. Dagegen ist Quirm ein Quell der Ruhe." Er streute etwas Tabak auf seinen Handrücken und sog ihn vernehmlich ein. Das Grinsen von Agneta-Theresia erstarrte. Tussnelda löste bedächtig die Dienstmarke, die sie in ihrem Anfall von Aufmüpfigkeit an ihrem Rock befestigt hatte und warf sie auf den Tisch.
"Ich kenne Ankh-Morpork", lächelte sie. "Kennen sie die Wache? Die Wache interessiert sich sehr für die Vertreiber von Falltüren."
"Es gibt Putenröllchen", sagte Agneta-Theresia.
"Oh", sagte Michael und packte das Döschen weg, "sie gehören zur Wache, liebe Tussnelda? Was für eine ungewöhnliche Beschäftigung."
"Der Koch hat sie in Basilikum eingelegt", fuhr Agneta-Theresia fort.
"Nach unserer Hochzeit werden sie sich allerdings um anderes kümmern", Michael lächelte dünnlippig, "ah, da ist das Essen."
"Ja, ganz wunderbar", grollte der Korporal und drapierte die Serviette auf seinem Schoss. Das Essen verlief in erbaulichem Schweigen, nur hin und wieder unterbrochen von den Komplimenten, die Michael an den Koch aussprach. Im gleichen Atemzug teilte er Tussnelda mit, dass er den Mann hier her gebracht hatte, so auch den Gärtner und die Mädchen. Die Püschologin runzelte mit der Stirn. Das Gefühl im eigenen Haus ein Gast zu sein war unangenehm.
"Ich bin eigentlich nicht sonderlich hungrig", Tussnelda schob den Teller beiseite und trank nur einen Schluck Wasser. Das Wasser kam aus dem Brunnen und der gehörte den von Granticks seit Generationen.
"Aber Tussnelda", empörte sich die Mutter, "du willst doch nicht unhöflich sein!"
Michael beschwichtigte: "Das ist schon in Ordnung, meine Liebe. Die Mädchen werden sich über die Reste freuen. Und Tussnelda achtet eben auf ihre Linie."
"Ja, genau. Meine Linie", sie stellte ihr Glas wieder beiseite und erhob sich, "wenn ihr mich nun entschuldigt? Ich fühle mich nicht ganz wohl." Bevor ihre Mutter zu einer brüskierten Erwiderung ansetzen konnte, verließ die Püschologin den Raum. In der Halle lag immer noch der Kronleuchter, darunter Jenny. Wenigstens hatte Tussnelda durchsetzen konnte, dass keiner den Tatort aufräumte.
"Ich habe die Polizei hier her gerufen", sagte jemand hinter ihr. Tussnelda drehte sich um. Eines der zwei verbliebenen Mädchen stand dort, augenfällig noch sehr jung und schüchtern.
"Wie heißen sie?"
"Emma, Mylady", sagte Emma und blickte zu Boden.
"Das haben sie gut gemacht, Emma."
***Im Dunklen des Parks konnte Tussnelda sich einbilden, alles wäre wie gewohnt. Da wäre immer noch die abblätternde Farbe, die quietschenden Fensterläden und der stinkende Komposthaufen beim Dienstboteneingang. Und sie selbst wäre immer noch Tussnelda, die ihrem Vater die Pfeifen putzte, mit ihrer Mutter stickte und die Wäsche wusch. Tussnelda, die aus dem letzten Rest aus der Vorratskammer ein akzeptables Essen kochte. Tussnelda, die nie etwas von der Wache oder von Püschologen gehörte hatte. Die Gefreite schüttelte den Kopf. Das stimmte nicht. Sie konnte sich nie wieder einbilden, keine Wächterin zu sein. Auch nicht wenn sie den blöden Michael geheiratet haben würde. Sie würde immer versuchen heraus zu finden, warum Jenny gestorben war. Und einen Unfall schloss sie aus. Das Seil hatte zu neu ausgesehen und – zu durchgeschnitten. Wenn sie nur wüsste, wer im richtigen Augenblick Zugang zum Seil gehabt hatte. Sie musste unbedingt noch mal mit allen Bediensteten reden. Nachdenklich wollte sie aus ihrer Hosentasche eine Lakritzschnecke ziehen. Blöderweise trug sie immer noch den bescheuerten, blauen Rock. Gleichzeitig knirschten Schritte im gehakten Kies, Stimmgemurmel von mehreren Personen zog durch die sonst stille Nacht. Tussnelda erhob sich von der Holzbank und ging den Leuten entgegen.
"Guten Abend", wünschte sie, "sie kommen wegen des Mordes?" Drei Männer blickten ihr entgegen, in adrette Uniformen gekleidet, mit Schnurbärten die allesamt an den Enden nach oben gezwirbelt waren. Auf den Köpfen ruhten blaue Schirmmützen, einer rauchte Zigarre. Der Rauch duftete nach Vanille.
"Mord?", sagte der Zigarrenraucher und schob mit einer Hand seine Schirmmütze leicht in den Nacken, "Mord hat es hier noch nicht gegeben, und wird es nicht geben, Fräulein, sein sie beruhigt. Ein Unfall, mehr nicht."
"Ein Unfall? Wenn ein Unfall einhergeht mit durchtrennten Halteseilen, dann reden wir hier von Mord."
"Ein unglücklicher Zufall, Fräulein, Mord gewiss nicht, sein sie beruhigt", sagte der Zigarrenraucher und streckte ihr die Hand entgegen "mein Name ist Jedermann, Hans Jedermann, ich bringe alles in Ordnung, sein sie unbesorgt", er schüttelte ihre Hand enthusiastisch "und dies, sind meine Kollegen, der Polizeimeister Wilkins und der Polizeimeister Wilkins, Brüder, vom gleichen Schlag, dienen der Polizei seit Generationen." Die Gebrüder Wilkins begnügten sich mit einem Tippen gegen ihre Schirmmütze.
"Der Tatort ist nahezu unberührt, ihre Spurensicherer kommen doch nach?", Tussnelda nickte den Beiden zu, "mein Name ist Tussnelda von Grantick, Gefreite der Stadtwache Ankh-Morpork, Dezernat Raub und Mord", stellte sie sich dann vor und bemerkte verärgert die dumme Grimasse, die Jedermann schnitt.
"Nun, Fräulein, von Ankh-Morpork? Kein Wunder, dass sie gleich Zeter und Mordio schreien, kein Wunder", schmunzelte Jedermann und blies einen Rauchkringel in Tussneldas Richtung, "aber dies hier ist mein Distrikt und Raub und Mord gibt es hier nicht, sein sie beruhigt. Trinken sie einen Schnaps? Wilkins, Schnaps für alle", ordnete Jedermann an und ging zur Eingangstüre, "wie kommen sie hier her? Von Grantick, von Grantick... Tussnelda? Ah, ich erinnere, ja ich weiß. Ich bin der Sohn von Dietrich Jedermann, Sohn von Jakob Jedermann, dem Neffen von Fritz Jedermann, hier Hausdiener gewesen. Vom Sandkasten kennen wir uns sicher? Wie die Zeit vergeht", mit diesen Worten schob er die Türe auf und besah sich das Ereignis, machte eifrig Notizen, trank Schnaps und rauchte. Es dauerte nur Sekunden, bis die Türflügel zum Esszimmer aufgestoßen wurden und Agneta-Theresia heraus rauschte, in ihrem Fahrwasser Tussneldas Vater sowie den künftigen Gatten.
"Jedermann!", trällerte Agneta-Theresia entzückt, "Jedermann, so eine Freude sie zu sehen!" Elegant drehte Hans Jedermann eine Pirourette auf dem Absatz, ergriff den dargebotenen Handrücken und schmatzte einen feuchten Kuss darauf.
"Gnädigste", sagte er dazu und begrüßte dann den Korporal mit Handschlag, ebenso Michael. "Nun, Gnädigste", wandte er sich dann wieder an Agneta-Theresia, "keine Sorge, ein Unfall, gänzlich unbedeutend, reine Routine, sein sie unbesorgt", er klemmte sich die Zigarre in den Mundwinkel und deutete auf den Leuchter, "viel zu schwer für das Gewicht, eine Dummheit von den Dienstboten, ganz deutlich", erklärte er dann mit fulminanter Gestik. "Wilkins, Wilkins, die Tote abtransportieren, dann aufräumen."
"Hach, Jedermann, sie sind immer so gründlich", flötete die Hausherrin und errötete vor Begeisterung.
"Gründlich, ja", brummte der Korporal.
"Ausgezeichnete Arbeit", meinte Michael.
"Reine Routine", strahlte Jedermann, zog lässig an der Zigarre und fegte hinaus. Etwas langsamer folgten Wilkins mit der Leiche, der andere Wilkins hatte einen Handbesen aus der Hosentasche gezogen und kehrte die Scherben zusammen.
"Lassen sie nur, Emma macht das", sagte Agneta-Theresia gütig. Wilkins tippte an seine Mütze und folgte Wilkins.
"Das ist richtige Polizeiarbeit", sagte Michael an Tussnelda gewandt, die den Mund nicht mehr zubekam.
"Emma. Em-ma? EM-ma?! EMMA!!!", rief die Mutter und verwendete als Zeichen deutlichen Wahnsinns drei Ausrufezeichen, "wo bleibt sie denn?!" Hilfesuchend wandte sich die Lady an Michael, der einen kleinen Diener vor seiner künftigen Schwiegermama machte und in die Küche ging.
"Äh?", machte Tussnelda etwas verspätet. Sie konnte immer noch nicht fassen, welche Wendung die Ereignisse mit Eintreffen der "Polizei" genommen hatten. Völlig perplex starrte sie auf den zerstörten Tatort, auf den Fleck wo Jenny eben noch gelegen hatte und die letzten Überreste des Kronleuchters. Doch bevor sie dem gefährlich langsam ansteigenden Unmut Luft machen konnte, stürzte Michael aus der Küche und wimmerte: "Emma... Emma... sie... Emma", mit einer Hand stützte sich der Falltürenproduzent an der Wand ab, mit der anderen verdeckte er sein bleiches Gesicht.
"Was ist mit ihr?", fragte Tussnelda doch Michael wies nur schwach mit der Rechten in Richtung Küche. Mit wenigen, schnellen Schritten war Tussnelda bei der Türe und drückte sie auf. Emma saß am Tisch der Dienstboten, sichtlich in ihr Mahl vertieft. Was durchaus wörtlich zu verstehen war, ihr Kopf ruhte auf dem Teller. Die Wächterin suchte nach dem Puls – und fand ihn nicht.
"Tot", sagte sie betreten, "wo ist das andere Mädchen? Wo ist der Koch? Der Gärtner?!", fragte sie dann in Richtung der Halle, doch nur Schweigen schlug ihr entgegen. Sie ging zur Dienstbotentür, die von der Küche in den Garten führte und schmollte in die Dunkelheit. Als sie eines Kicherns gewahr wurde, betrat sie den Garten, um dem Geräusch nachzugehen. Sie bahnte sich langbeinig einen Weg durch Kopfsalate und Möhren, durch Radieschen und Beerlauch, um dann schließlich an einer uralten Ulme stehen zu bleiben. Und im Schutz der Ulme fand sie den Koch und das letzte Dienstmädchen.
"Äh", Tussnelda wurde puterrot und machte einen Schritt rückwärts, "lassen sie sich nicht stören, ähm", murmelte sie verlegen und verließ das Liebespaar, das im Übrigen ihre Anwesenheit keineswegs bemerkte hatte. Das ganze hatte einen echten Vorteil für Tussnelda: Sie wusste jetzt wenigstens, was sie in ihrer Hochzeitsnacht erwarten würde. Und das sie bestimmt keine Lust hatte, SO ETWAS mit Michael zu machen. Wenn ihre Mutter glaubte, sie würde mit ihm... Nun was auch immer, sie war auf dem Holzweg.
"Und?", fragte Agneta-Theresia, als Tussi wieder im Entre ankam.
Die Püschologin warf ihr einen giftigen Blick zu: "Der Koch und das Mädchen sind mit etwas beschäftigt, was ICH NIEMALS tun werde!"
"Was denn? Oh? OH!", rief die Frau Mutter aus und warf dem Korporal einen vieldeutigen Blick zu. Das Gesicht des Korporals erhellte ein strahlendes Lachen.
"Nun, Tussnelda, du machst deinen Vater glücklich", meinte er, "doch nun sollten wir uns wohl um die arme Emma kümmern. Jemand muss die Polizei rufen."
Tussnelda nickte. "Was mich zu der Frage bringt, wo eigentlich der Gärtner steckt?" Ein plätscherndes Geräusch und die sich öffnende Tür des Aborts gab die Antwort.
"Was isn?", fragte der Gärtner, unter seinem Arm klemmte eine Ausgabe
Tulpen aktuell.
***Oberkommissar Jedermann traf genau elf Minuten später ein.
"Die Damen, die Herren", schnarrte er, "sie kennen die Polizeimeister Wilkins und Wilkins bereits", mit eleganter Geste zeigte er auf die Beiden und setzte dann zu einem Kratzfuss vor der Herrin des Hauses an, "trotz später Stunde eine Augenweide", schmeichelte er und wandte sich dann an den Herrn des Hauses, "nun, zu welchem Vorfall rufen sie mich? Ein Kartenspiel? Etwas Canasta? Eine Freude."
"Es geht um Mord, Herr Kommissar, feigen Mord", hauchte Michael von dem Kanapee, auf dem er in tragischer Pose ruhte.
"Mord? Mord hat es hier noch nie gegeben, sein sie beruhigt. Ein Unfall, vermutlich, wie so oft in letzter Zeit. Wir werden das klären, keine Frage."
"Das Opfer finden sie in der Küche. Der Tatort ist unberührt", erklärte Tussnelda lakonisch und ging voran. Die übrigen Damen und Herren verblieben im Entre, der Korporal rauchte, der Gärtner las, die Mutter seufzte.
"Nun, wie man sieht, ein tragischer Fall", konstatierte Jedermann, als er das Mädchen inspiziert hatte und ging zum Küchenschrank.
"Sie sind tatsächlich unserer Meinung? Sie denken, es ist Mord?", Tussnelda war verblüfft und beobachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen, wie sich Jedermann an Vaters Portwein vergriff.
"Mord? Keineswegs, nein, soviel ist sicher. Ein tragischer Fall von Lebensmittelvergiftung, wenn sie mich fragen", Jedermann schnüffelte an der Flasche.
"Also werden sie eine toxikologische Analyse machen?"
"Schon dabei, schon dabei", er nahm einen tiefen Schluck, "ja, sicher. Wilkins! Wilkins! Leiche abtransportieren und aufräumen."
Jedermann stellte die Flasche zurück und verließ die Küche.
"Alles in allerbester Ordnung, meine Damen, meine Herren. Wie ich es mir schon dachte, ein Unglückfall. Eine Tragödie! Eine Lebensmittelvergiftung. Alles ist veranlasst, sein sie beruhigt. Gehen sie nun zu Bett, die Polizei wacht über sie, reine Routine."
Jedermann ging ab, gefolgt von Wilkins mit der Leiche und Wilkins, der seinen Besen wieder einpackte.
Agneta-Theresia klatschte in die Hände. "Nun, der Oberkommissar hat Recht. Begeben wir uns nun alle ins Bett, morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor. Lieeeeber Michael, sie übernachten doch hier?"
***An Schlaf war nicht zu denken. Obwohl Tussnelda hundemüde war, immerhin steckte ihr eine lange Reise in den Knochen. Und dann zwei Morde an einem Tag. Zwei Morde und jedes Mal hätte sie das Opfer sein können, nein sollen! Die Eröffnung ihrer baldigen Eheschließung mit diesem schleimigen Michael. An dem Kerl war was faul, soviel war ihr klar. Ärgerlich kickte sie den blauen Rock in eine Ecke und machte sich auf die Suche nach ihrer Uniform. Im Kleiderschrank? Nein, dort nicht, auch nicht im Bad. Vermutlich hatte Jenny das gute Stück zum Waschkeller gebracht. Tussnelda zuckte mit den Schultern, es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich schnell irgendwas überzuwerfen und sie wiederzuholen. Sollte der Mörder sie besuchen wollen, würde er sie garantiert nicht in einem Tüllröckchen vorfinden! Mit nackten Füßen ging sie die Holztreppe hinab. Im Entre verharrte sie kurz und lauschte, hörte allerdings nichts, außer dem Ticken der Standuhr das durch die geöffnete Türe des Präsentierzimmers tönte. So flitzte sie durch den Vorraum in die Küche und öffnete dann die Türe zum Waschkeller. Wieder wartete sie kurz und leuchtete mit der Laterne in die Dunkelheit. Kein Mucks. Mutig zog sie weiter. Unten angekommen fand sie den Wäschekorb an der gewohnten Stelle, ihre Uniform lag ziemlich weit unten und muffelte leicht.
"Was soll's", murmelte die Gefreite und zog sich im Zwielicht ihrer Laterne um.
***Wieder in ihrem Zimmer, nahm sie am Schreibtisch Platz. Noch einmal wollte sie sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und jetzt, da sie wieder ihre Uniform trug, fühlte sie sich auch eher wie ein richtiger Wächter. Mit richtigen Wächtergedanken. Richtige Polizeiarbeit! Pah! Dieser Jedermann führte eher eine Putzkolonne als Polizeieinheit. Dem würde sie es schon zeigen, jawohl! Wenn sie doch nur ein bisschen mehr Ahnung von Spurensicherung hätte! Dann hätte sie den Täter schon so gut wie in der Tasche. Apropos in der Tasche. Gierig griff Tussnelda in ihre Hosentasche, um sich eine Lakritzschnecke zu genehmigen. Leider förderte sie stattdessen nur einen Zettel zu Tage. Darauf gekritzelt stand:
"Lhas entlisch die fingär fon ihm! Er gehörigt mier aleine! Shonsd brinke ich dich uhm! Emma."
"Hä?", machte Tussnelda. Emma sollte die jenige sein? Die sanfte, schüchterne Emma? Aber Emma war doch selbst ermordet worden! Und an wen war diese Botschaft gerichtet? Wer war dieser "Er"? Und wie war der Zettel in ihre Hosentasche gekommen, dorthin wo sie ihre Lakritze aufbewahrte? Verständnislos musterte sie ihre Hose, aber der grüne Stoff gab ihr keinerlei Auskunft. Grün? War ihre Uniform nicht...? Rasch zog sie die Hose aus und schaute auf das Größenschildchen. Ihre Größe, ganz klar. Aber da war noch was – die gestickten Buchstaben "J. F." Also hatte Jenny die Hose gehört. Sie hatte sie zur Dreckwäsche gegeben und den Zettel darin vergessen. Und im Halbdunkeln der Waschküche hatte Tussnelda die falsche Hose erwischt. Emma. Die sanfte, schüchterne Emma... die Mörderin? Die Püschologin ließ noch mal das Geschehen im Entre Revue passieren und kam sehr schnell zu dem Schluss, dass Emma sicherlich die Gelegenheit gehabt hatte, das Halteseil des Leuchters zu durchtrennen. Danach musste sie sich versteckt haben, genug Möglichkeiten gab es ja in der Halle. Es passte alles wunderbar, allerdings mit einer Ausnahme: Emma war tot.
"Wenigstens will mir keiner ans Leder", brummte die Gefreite und zog die Hose wieder an. Ein Gähnen zwängte Tussis Kiefer auseinander, bleierne Müdigkeit zog ihren Kopf eine Etage tiefer. "Nur einen Moment die Augen ausruhen", murmelte sie und war eingeschlafen.
***Klopf. Klopf.
Tussi schnarchte.
Klopf. KLOPF!
"Wasn?", mit einem Ruck schnellte ihr Kopf nach oben, nur um es sofort bitter zu bereuen. Ihr Rücken, ihre Schultern, alles war verspannt und versteift, der Schädel spannte wie eine überreife Melone. Benommen sah die Gefreite auf den Notizblock, wo ihre säuberliche Schrift durch einen riesigen Sabberfleck verschwommen war. Ein ärgerliches Grunzen entrang sich ihrer Kehle, als ein verrückt trällernder Vogel durch ihr geöffnetes Fenster flog und eine Serenade zum Besten gab.
"Frühstück, Tussnelda", ließ sich die Tür vernehmen, die verdächtig nach ihrer Frau Mutter klang.
"Oh, ihr Götter", murrte sie, als ihr wieder einfiel, dass sie in Quirm war. Bei ihrer Familie. "Ich komme", rief sie ihrer Mutter zu, richtete rasch ihr Haar, zog die Kleidung zurecht und öffnete dann die Türe.
"Wie siehst du denn aus?", empörte sich die Mutter, "in diesem Fetzen willst du mit Michael zu Tisch sitzen? Weißt du denn nicht, was auf dem Spiel steht?!"
"Oh, ich weiß sehr genau, um was es geht", Tussnelda erwiderte den erbosten Blick nicht minder wütend, "es geht hier um mich! Und soll ich dir mal was sagen? Deine Pläne scheren mich nicht!" Unwillkürlich hatte Tussnelda geschrieen. Verstand ihre Mutter nicht, dass sie ihr den gewollten Gehorsam nicht mehr entgegen bringen konnte? Nicht mehr, seit sie die kleine Welt von Quirm verlassen hatte und ein Blick in die Weiten der wahren Welt hatte werfen können. Nicht mehr, seit sie ein neues Leben begannen hatte, in dem es um mehr ging, als um Stickereien. "Ich werde Michael nicht heiraten", setzte sie trotzig hinterher und rauschte an ihrer Mutter vorbei. Diese brachte kein Wort hervor, nur der Mund schloss und öffnete sich immer wieder, wie bei einem Fisch, der auf dem Trockenen schwimmt. Rasch folgte sie der Tochter und griff sie am Arm.
"Mein liebes Kind", zischte sie, einer Viper gleich, "noch tust du, was ich dir sage. Wenn du selbst einmal Kinder hast, kannst du mit ihnen nach deinem Gutdünken willfahren. Aber hier und jetzt bist du MEIN Kind und mir zu Gehorsam verpflichtet. Gehorchst du nicht, bei allen Göttern, du wirst mich kennen lernen!" Die Wächterin riss ihren Arm frei und blickte ihrer Mutter ins Gesicht.
"Du kannst mich nicht zwingen", sagte sie langsam, "und wenn du glaubst, ich würde dir noch um deiner selbst willen gehorchen, vergiss es! Ich bin kein Kind mehr und ich werde nie wieder für dich eines sein", mit kaltem Blick maß sie die so zierliche Frau, erkannte die ohnmächtige Wut in deren Augen und merkte, das hier etwas stattfand, was nicht umzukehren war. Der Zorn, der in ihr kochte, hatte Worten einen Weg geebnet, von denen sie immer geahnt hatte, dass sie da waren. Bisher hatte sie ängstlich geschwiegen, aus Furcht darüber, dass sie sich unwiederbringlich mit der Mutter überwerfen würde. Nun war es geschehen und sie spürte kein Bedauern, nur kühle Zufriedenheit. Viele Jahre später erst würde sie verstehen, was ihre Mutter tatsächlich gewollt hatte und das es nur um Tussneldas Bestes ging.
Heute aber missverstand sie den Blick von Agneta-Theresia, sah nur die Forderung, statt der Sorge und ging ohne ein mildes Wort.
***Da das Frühstück in ereignislos-frostiger Atmosphäre ablief, sollen hier die langweiligen Details des Eierklopfens ausgespart werden. Stattdessen wenden wir den erzählerischen Blick auf Tussnelda von Grantick, die just die Zimmertüre der verblichenen Emma öffnete. Was sie sah war Rosa. Sehr viel Rosa. Rosa an den Wänden, rosa Bettwäsche, rosa Bilderrahmen in Rosenform mit Bildern von Kindern in Rosa. Plötzlich schien der Gedanke, Emma sei zu einem Mord fähig gewesen gar nicht mehr so fern.
Die Gefreite untersuchte als erstes das Bett und es erstaunt wenig, dass sie beim Anheben der Matratze einen Stapel Briefe vorfand. Sie alle stammten von einem gewissen Kurt Bevier und waren hoch interessanten Inhalts. Besagter Kurt Bevier bat Emma mehrfach von dem unsinnigen Gefühl der Eifersucht zu lassen, er betonte eindringlich, dass sie die Einzige in seinem Leben sei und dass sie doch –bitte schön- Jenny nicht weiter bedrohen solle.
"Damit ist der Fall klar", sagte Tussi laut, nahm die Briefe an sich und durchsuchte den Rest des Zimmers. Bei dem rosafarbenen Anstrich in Verbindung mit rosa Möbeln war das kein leichtes Unterfangen, es war kaum zu erkennen, wo Wand aufhörte und Mobiliar begann. Abgesehen davon, dass es nicht einfach war, blieb es auch noch ergebnislos. Aber das störte die Gefreite wenig, sie hatte was sie brauchte: Den Mörder.
***Irgendjemand hatte im Kamin des Präsentierzimmers Feuer gemacht, das Mädchen servierte Tee in zarten Porzellantassen. Wilkins und Wilkins standen diskret abseits, der Koch hatte neben der Eingangstüre Stellung bezogen, der Gärtner saß auf einem Sessel und blätterte in seiner Zeitschrift, Frau von Grantick und ihr Mann hatten sich auf das rote Plüschsofa niedergelassen, Jedermann lehnte rauchend dahinter und Tussnelda selbst stand am Fenster, in der Hand ihre Beweismittel.
"Nun, dann kann die Schau beginnen", meinte Jedermann und grinste hässlich, "wenn jemand überzeugt ist, ist er überzeugt. Also bringen wir es hinter uns, dann können wir noch eine Runde Canasta spielen. Mag jemand Schnaps?"
Die Gefreite wandte sich um, legte die Briefe auf einen Serviertisch und begann, mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Raum herum zu wandern. Sie fand sich sehr souverän dabei.
"Ich habe sie alle zusammen gerufen, um den heimtückischen Mord an Jenny aufzuklären", begann sie und wurde sofort unterbrochen.
"Und ich nehme an, den Mord an dem Dienstmädchen Emma wollen sie auch beweisen", fiel ihr Jedermann ins Wort und paffte an seiner Zigarre.
"Oh nein, das war ein Unfall", Tussnelda verharrte kurz und sah Jedermann an, "wie sie schon festgestellt haben, allerdings doch ganz anders."
"Ganz anders? Ein Unfall, wie ich sagte, nichts anderes und schon gar nicht anders", Jedermann grinste: "Dann können wir ja jetzt eine Partie machen."
"Nicht so voreilig", die Gefreite nahm ihre Wanderung wieder auf.
"Ja, ich verstehe, ein Mord verbleibt, zumindest nach dieser Rechnung", bemerkte Jedermann spöttisch.
"Mord will ernst genommen sein", brummte der Koch.
Funkelnden Blickes bedachte Tussnelda den Koch, "das sagt genau der richtige", bellte sie und der Koch zuckte vor Schreck zusammen.
"Aber", stammelte er, "ich wollte doch nur..."
"Alles! Alles wollten sie haben", schimpfte die Gefreite, griff sich die Briefe und hielt sie dem armen Mann unter die Nase, "ist es nicht so, dass sie Kurt Bevier sind?!"
"Öhm, ja, sicher, ist ja auch kein Geheimnis."
"A-Ha", machte Tussnelda triumphierend, "und es ist nicht so, dass sie eine Beziehung zu Jenny unterhielten?"
Man hörte das Mädchen laut und deutlich einatmen.
Kurt blickte zu Boden. "Es ist wahr, Madam", murmelte er.
"A-Ha-haha! Und, um die Sache noch schlimmer zu machen, ist es nicht eben jenes Fakt, dass sie Ge-leich-zei-tig mit Emma zusammen waren?!"
Kurt biss sich auf die Lippe und nickte nur, dann glitt sein Blick hilfesuchend zu dem Mädchen. "Tessa. Ich", er brach ab.
Tussneldas Zeigefinger reckte sich dem Koch entgegen und schlug in der Luft einen harten Takt an. "Also gestehen sie! Augenblicklich! Ihr schändliches Treiben hat nun ein Ende! Sagen sie die Wahrheit! Sie sind der Täter! Sie sind einer von diesen, der eine Frau nach der anderen hat und sie dann umbringt!", sie warf die Briefe dem Koch vor die Füße, der anfing zu schluchzen, "und SIE hatten die Gelegenheit. Sie vergifteten das Essen von Emma UND schnitten das Halteseil des Kronleuchters durch! Gestehen sie doch endlich!"
In das erschütterte Heulen des Kochs klang plötzlich Applaus. Jedermann trug ein breites Grinsen zur Schau, während er klatschte und schließlich sogar "Zugabe" rief. Dann jedoch wurde der Oberkommissar ernst, klopfte dem armen Koch erst die Schulter und wandte sich dann an die Püschologin. "Sie echauffieren sich gehörig, junge Dame", sagte er und drückte seine Zigarre in einem nahe stehendem Aschenbecher aus, "und das so grundlos. Gibt es den einen Beweis für die Schuld des guten Herrn? Einen anderen außer ihrer unzerrüttbaren Überzeugung?"
"Er war doch bei mir, als der Kronleuchter abstürzte", pflichtete auch Tessa bei, ihre rehbraunen Augen schimmerten feucht, "und ich war dabei, wie er das Essen zubereitete, ich habe die Kartoffeln geschält. Und wie hätte er ahnen können, dass die hohe Herrschaft das Essen zurück gehen lassen würde?"
Tussnelda gestand mit einem kurzen Blinzeln, dass ihre Theorie haltlos war. Doch ebenso schnell fuhr sie zu Tessa herum und fixierte die junge Frau mit schmalen Augen. "Sehr richtig, genau das war auch mein Gedankengang. Der Koch konnte gar nicht der Täter sein. Und dann erinnerte ich mich, dass auch sie eine Liaison mit Kurt Bevier hatten. Sie haben die Briefe an Emma gefunden, sie wussten dass er ebenso mit Jenny verkehrte. Aber das wollten sie nicht auf sich sitzen lassen! Jawohl, SIE durchschnitten das Seil! Und sie vergifteten das Essen, NACHDEM ich es hatte zurück gehen lassen! Gestehen sie! Die Eifersucht hat sie getrieben, ihre Konkurrentinnen aus dem Weg zu räumen! Sie wollten ihn für sich allein und sie waren bereit, jedes Mittel einzusetzen!!!"
"Sachte, sachte", versuchte Jedermann die aufgebrachte Frau zu beruhigen, "sie vergessen bei ihrer wunderbaren Mordtheorie, dass auch Tessa ein Alibi hat. Wie sie eben selbst sagte, war Kurt bei ihr, als der Leuchter abstürzte. Es waren Unfälle, allesamt, soviel steht fest. Mord, so etwas gibt es hier nicht, kann es gar nicht geben. Hier in Quirm, hier leben nur kultivierte Menschen."
Agneta-Theresia, die sich bisher untypisch ruhig gegeben hatte, pflichtete dem Oberkommissar bei. "Gleich wirst du noch behaupten, auch der Gärtner habe eine... Beziehung zu unserem Koch unterhalten", versuchte sie zu scherzen und zwinkerte dem Mann betont jovial zu.
Der grinste nur verkrampft und winkte angedeutet mit "Tulpen Aktuell".
"Nun, ich denke wir haben uns lange genug aufgehalten. Mylady, Mylord, die Damen, die Herren, einen schönen Tag wünsche ich. Wenn sie wieder einmal Hilfe brauchen, lassen sie nur rufen, wir kommen alsbald", schnarrte Jedermann und machte noch einmal einen Diener vor Tussnelda, "und sollten sie noch einmal eine solche Vorstellung planen, ich komme gern hinzu. Es war sehr... unterhaltsam. Meine Empfehlung", mit einer Kopfbewegung rief er Wilkins und Wilkins zu sich, "Kollegen, wir gehen."
Auch die anderen Anwesenden zerstreuten sich nach und nach in alle Richtungen, kaum einer schenkte Tussnelda noch einen Blick. Schließlich stand sie ganz allein im Präsentierzimmer, die Briefe lagen immer noch auf dem Boden zerstreut, die Standuhr tickte und die Gefreite schniefte.
"Einer von denen verarscht uns gehörig", sagte da der Korporal.
"Vater? Du bist noch hier? Ich dachte, du wärst mit den anderen..."
"Nun lass mal den Kopf nicht hängen. Jedermann ist nur neidisch, glaub mir. Etwas ist hier im Busch... und wahrscheinlich direkt vor deiner Nase. Eine von Grantick lässt sich doch nicht so leicht ins Bockshorn jagen", er tätschelte ihren Kopf, "also gib nicht auf. Ich bin mir sicher, du weißt, nach was du suchen musst. Und du weißt, welche Frage du stellen musst", langsam ging Fritz-Josef zum Eingang, "und jetzt hol mir meinen Port."
***Tussnelda hatte sich in ihr Zimmer verkrochen. Nach dieser Schmach wollte sie niemanden mehr sehen, es hatte sich zu viel ereignet. Und sie verstand nicht, wie sie sich hatte so verrennen können. Sie begriff, dass sie viel zu schnell gehandelt hatte, dass sie alles was sie jemals über ordentliche Wachearbeit gelernt hatte, in den Wind geschlagen hatte. Und das alles nur wegen des Eifers, dem verfluchten Jedermann und ihrer Mutter zu beweisen, dass sie es drauf hatte. Das sie wusste, wie der Hase lief. Und in ihrer Hast hatte sie sich auf einen sehr langen Holzweg begeben. Am liebsten hätte sie sich auf ihre Bett geworfen und gründlich geheult.
Aber was würde es nützen? Sie würde denen doch nur zeigen, dass sie sie klein gekriegt hatten. Nein, sie musste sich einfach die richtigen Fragen stellen. So wie sie es in ihrer Ausbildung gelernt hatte. Sie musste die Fakten nehmen und im richtigen Licht betrachten und dann noch einmal die andere Seite besehen.
Was also wusste sie? Zwei Frauen waren gestorben. Das diese Frauen einander bedroht hatten mochte unglücklicher Zufall sein. Und die Dritte im Bunde? Theoretisch hätte sie wenigstens beim zweiten Mord die Möglichkeit gehabt. Und was wäre, wenn der Koch und sie gemeinsam vorgegangen waren? Deckten sie sich gegenseitig? Oder war doch etwas an ihrer ersten Vermutung dran, ihrem Instinkt, dass das Opfer sie hätte sein sollen? Aber wer könnte ein Motiv haben, sie zu töten? Zu gern würde sie das ihrer Mutter anlasten, obwohl das natürlich Unsinn war. Sie wollte schließlich, dass sie Michael heiratete. Auch Michael konnte sie als Täter ausschließen, er war vernarrt in die Idee sie zu heiraten. Doch warum?
"Er ist nur scharf auf den Titel und auf den Einfluss", grübelte sie laut. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und blickte auf den Notizblock. Mit säuberlicher Schrift schrieb sie die Namen der Verdächtigen auf, nicht einmal ihren Vater, die zwei Opfer und Jedermann und Co ließ sie dabei aus. Sehr lange starrte sie danach blicklos auf das Papier... Sie kam nicht weiter. Wenn jetzt nur noch ein Mord geschehen würde, nur ein Mord noch, das würde sie einen großen Schritt vorwärts bringen. Dann hätte sie eine akzeptable Serie, dann würde sie vielleicht ein Schema finden! Schmerzlich vermisste sie die Tatortsicherer, Laboranten und Gerichtsmediziner von SUSI. Die würden ihr jetzt bestimmt die richtige Antwort geben. Oder wenn Herold und Frän da wären, jemand der was von der Sache verstand, einer mit dem sie darüber reden könnte. Aber sie war auf sich allein gestellt. Ein Brief nach Ankh-Morpork brauchte Wochen, bis er sein Ziel erreichte. Und das von der örtlichen Polizei keine Hilfe zu erwarten war, dessen war sie sich bewusst.
"Eine Falle", flüsterte sie zu sich selbst, "Ich muss ihm eine Falle bauen... doch was ist der Köder?"
***Wieder einmal hatte sich das Präsentierzimmer gefüllt. Alle waren da, Jedermann hatte heute eine Tüte Knallkörner mitgebracht. Tussnelda saß in einem gewaltigen Ohrensessel, auf ihren Knien balancierte sie eine dampfende Tasse Tee.
"Ich habe sie alle noch einmal zusammen gerufen", eröffnete sie ruhig, "um ihnen eine gute Nachricht mitzuteilen. Bei nochmaliger Untersuchung des Seils fand ich Spuren getrockneten Blutes. Ich halte es für möglich, dass sich der Täter an dem rauen Seil verletzt hat", triumphierend blickte sie in die Runde und musterte jeden Anwesenden ganz genau, "mein Plan lautet also wie folgt: Gleich wird eine Schwester des örtlichen Krankenhauses kommen und uns allen eine Blutprobe entnehmen. Zur Sicherheit habe ich selbiges auch bei den beiden Opfern veranlasst. Diese Proben werde ich zur Abteilung "Suchen und Sichern" der Stadtwache von Ankh-Morpork senden", mit einem Blick auf Jedermann fügte sie hinzu, "natürlich nur wenn der Herr Oberkommissar auch einverstanden ist. Doch ich bin mir sicher, dass auch sie, lieber Herr Jedermann alle Eventualitäten untersuchen möchten."
"Eventualitäten? Mord? Unsinn, allesamt Unsinn. Aber bitte, wenn sie es unterhaltsam finden, bitte sehr, bitte gleich. Ich nehme an, sie wünschen eine Probe auch von mir und meinen Kollegen? Wenn es sie beruhigt, sie können sie haben. Sie werden jedoch merken, ich habe Recht, alles Unfälle, tragische Momente in der Geschichte, aber Unfälle."
Tussnelda grinste wie eine zufriedene Katze. "Jawohl, Herr Kollege, es wird mich beruhigen. Die Schwester sollte gleich eintreffen. Und sobald wir die Ergebnisse haben, macht Gewissheit die Runde."
Eine kleine Weile verging mit Schweigen, bis Jedermann etwas einfiel. Spöttisch sagte er: "Bei dem Plan gibt es eine Ungereimtheit", sagte er teils spöttisch, teils triumphierend, "eine Sendung nach Ankh-Morpork benötigt Wochen, wie lange der Rückweg dauern mag ist nicht auszudenken. Man müsste uns alle hier unter Polizeigewahrsam stellen, um den so genannten Mörder stellen zu können."
Der Korporal beugte sich aus seinem Sessel hervor "Ein guter Gedanke, lieber Jedermann. Ich bin froh, dass uns die Polizei derart unterstützt", sagte er ruhig und lehnte sich dann wieder zurück. Jedermann indes war leicht zusammen gezuckt, feine Röte bedeckte seine geäderten Backen. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig zu nicken.
"Jaja, in der Tat. Seien sie unbesorgt, wir helfen."
Dann läutete vernehmlich die Glocke und Tussnelda stellte ihre dampfende Tasse auf ein Tischchen. "Das wird die Schwester sein."
"Ich öffne", bot sich der Gärtner hastig an und Tussneldas Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Zu freundlich", sagte sie, "ich denke die Situation gebietet, dass ich sie begleite."
Ein Sonnenstrahl fing sich plötzlich in Metall und noch bevor irgendwer hatte handeln können, griff der Gärtner Michaels Arm und hielt ihm eine Klinge an die Kehle. "Wir gehen jetzt", zischte er Michael ins Ohr, der ungläubig durch den Raum blickte.
"Aber Jakob", stöhnte er leicht weinerlich, "tu doch nichts Unüberlegtes."
"Nein, sie werden dich mir nicht wegnehmen Ich lasse mich nicht einsperren", grollte der Gärtner und verstärkte seinen Griff, "wir gehen!"
"Jakob, wollen sie etwa wirklich den Mann verletzen", sagte Tussnelda und ging langsam, mit nach vorn gereckten Händen auf den Gärtner zu "den sie lieben?"
"WAS?", schrie Jedermann auf, "das ist ja ungeheuerlich!"
Zweifelnd musterte der Mann die Wächterin. "Sie waren es doch! Sie wollten ihn mir doch wegnehmen! Warum sind sie nicht einfach gestorben?", stieß er hervor. "Keiner hätte sich weiter darum gekümmert. Aber die bescheuerte Jenny musste sie ja schubsen", er verstärkte seinen Griff um Michael, "los jetzt! Wir verschwinden von hier. Wir vergessen das alles und fangen von vorne an!"
"Sehen sie nicht, dass er sich vor ihnen fürchtet? Ist es das was sie wollten?", fragte die Gefreite und ging noch ein Stück auf den Mann zu.
"Bleiben sie stehen, verdammt!", wild fuchtelte Jakob mit seinem Messer, "bleiben sie wo sie sind!"
"Sie Sittenstrolch! Lassen sie die Waffe fallen, sie gehören ja eingebuchtet", schimpfte Jedermann, "Wilkins, Wilkins, diesen Verbrechern, den müssen sie festnehmen!"
Ohne sich umzudrehen sagte Tussnelda sehr leise: "Jedermann, Mensch, merken sie nicht, dass das der falsche Zeitpunkt ist?"
"Falscher Zeitpunkt? Wohl kaum, gerade rechtzeitig möchte ich meinen", grollte Jedermann.
"Jakob, bitte, sieh doch ein, du machst uns alle unglücklich", hauchte Michael und versuchte Jakobs Klammergriff zu entwinden.
"Du! Du hast uns unglücklich gemacht", zischte Jakob böse, seine Augen rasten von einer Person im Raum zur nächsten, "hättest du nicht diese Frau heiraten wollen, wäre das alles gar nicht nötig gewesen. Dann könnten wir jetzt noch glücklich in Ankh-Morpork sein. Aber bitte schön, der Herr wollte ja unbedingt eine Filiale in Quirm eröffnen."
"Aber versteh doch! Ohne Kontakte ist man nichts in Quirm! Ohne einen Namen hätte ich doch keine Chance gehabt. Ich musste es tun! Für das Geschäft!"
"Das Geschäft! Das Geschäft!", äffte Jakob ihn nach, "das war immer das Einzige für dich. Nie hast du an mich gedacht, immer nur an neuen Falltüren überlegt. Aber damit konnte ich leben, ich wusste wie wichtig dir das war. Aber mit einer Frau? Nein!", Jakob schnaufte mit irrem Blick, "jetzt werde ich dafür sorgen, dass wir wieder miteinander glücklich sind. Ohne Falltüren, ohne Frauen. Michael, ich will doch nur, dass wir eine Zukunft haben", unwillkürlich war seine Stimme sanfter geworden. Während dessen waren Wilkins und Wilkins zögerlich näher gekommen, einer von ihnen hatte seinen Besen gezückt.
"Nun geben sie schon auf, sie Sittenstrolch", schimpfte Jedermann und stachelte seine Männer an, "nun los, wir geben ihm keine Chance zu fliehen, auf ihn! Auf!"
Wie von der Leine gelassene Hunde sausten jetzt die beiden Polizisten auf den Gärtner zu, der eine Schrecksekunde lang wie gelähmt auf die Beiden starrte. Diesen Moment nutzte Tussnelda: Mit einem Hechtsprung erreichte sie Michael und riss ihn seitlich mit sich. Der jetzt geisellose Jakob besann sich wieder und stürzte sich seinerseits auf Wilkins und Wilkins. Ein Handgemenge entbrannte und keiner der Zuschauer war in der Lage zu erkennen, wessen Beine mal dort in die Luft gereckt wurden und wessen Hände sich hier zu Fäusten ballten. Minutenlang herrschte gebanntes Schweigen, nur das Schnaufen der Kontrahenten und übelste Flüche brandeten aus dem Kampfesknäul. Und dann flog auf einmal Jakobs Messer aus dem Kreis der Gegner und surrte in großem Bogen auf die Standuhr zu, wo es das Ziffernblatt traf und dann zitternd zur Ruhe kam.
Jedermann griff nun im wahrsten Wortsinn ein: Zielsicher griff er in die keilende Meute und packte einen am Kragen. "Da haben wir also den Sittenstrolch!", er hatte Jakob erwischt und drehte nun dem strampelnden Mann die Arme auf den Rücken, um ihm Handschellen anzulegen. "Wilkins, Wilkins, Kampf einstellen", brummelte er und ignorierte dabei völlig die Hasstiraden, die der gestellte Jakob gegen ihn ausstieß. Wilkins und Wilkins erhoben sich und klopften den aufgewirbelten Staub aus ihren Uniformen.
"Gute Arbeit war das, Kollegen", anerkennend nickte Jedermann den Beiden zu und wandte sich dann an Tussnelda, die sich um Michael kümmerte, "Na, sehen sie? Ich und die Wilkins-Brüder, wir haben diesen Fall doch hervorragend gelöst. Ankh-Morpork mag für seine Wache berühmt sein, doch hier leistet die Polizei noch richtige Arbeit!" Selbstzufrieden grinsend wollte er schon zum Abmarsch winken.
Doch da meldeten sich Wilkins und Wilkins zu Wort:
"Nun, Kollege", sagte der eine und grinste, "wir sehen uns gezwungen, sie zu korrigieren", sagte der andere, "Keineswegs sind wir Brüder. Wir sind verheiratet."
***Es war zur späten Stunde, als sich Michael, Tussnelda und auch der Korporal im Raucherzimmer sammelten. Tussneldas Mutter hatte sich entschuldigen lassen, sie wünsche vorerst nicht, ihrer Tochter erneut angesichts zu werden, so das Dienstmädchen. Michael zog an der Zigarre, die der Hausherr freundlich spendiert hatte und erzählte seine ganze Geschichte.
"Nun, es ist wahr. Jakob und ich sind – waren – ein Paar. Wir waren glücklich in Ankh-Morpork, zumindest er war es. Doch ich wollte mehr...", genussvoll paffte er und lächelte Tussi an, "die Geschäfte liefen so gut, ich dachte eine weitere Filiale, das wäre es doch. Ich entschied mich für Quirm, weil ich es als ausnehmend wunderbar in Erinnerung hatte", er machte eine ausschweifende Geste, "einmal machte ich hier Urlaub. Doch ich hatte die Rechnung ohne die Quirmianer gemacht. Jede Tür, an die ich klopfte, blieb geschlossen."
"Jaja, in Quirm macht Niemand ohne einen Namen ein Geschäft", warf der Korporal ein.
Michael nickte ihm zu. "In der Tat. Ich überlegte also, was ich tun müsste, um in den Markt einsteigen zu können. Und als ich dann las, dass Tussnelda von Grantick ihr Debüt geben würde, dachte ich, dies sei die beste Idee. Eine junge Dame aus einem alten Haus der Stadt, nun, mehr Name kann man nicht haben", entschuldigend nickte er Tussi zu.
"Aber Jakob war ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Idee", meinte sie und lehnte sich zurück.
"Nein. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass dies zwischen uns nichts ändern würde, aber er war nicht zu überzeugen. Als dann der erste Mordanschlag geschah, hoffte auch ich auf einen Unfall. Als dann allerdings auch das Mädchen an dem Mahl, das für dich bestimmt war, zugrunde ging, war ich alarmiert. Ich stellte ihn zur Rede, doch er schwor, rein gar nichts damit zu tun zu haben. Als dann auch der Herr Jedermann meinte, es sei ebenfalls ein Unfall gewesen", Michael zuckte mit den Schultern, "ich wollte es glauben."
"Eigentlich sollte ich dir böse sein", Tussnelda beugte sich leicht vor, "tatsächlich bin ich erleichtert. Das jetzt die Hochzeit vom Tisch ist..."
"Aber Tussnelda! Wie soll ich denn ohne dich, ohne deinen Namen ein Geschäft hier eröffnen! Ich habe schon soviel Geld investiert! Sieh doch ein, eine Verbindung zwischen uns ist ideal... Du hast doch selbst gesagt, das du nicht tun willst, was der Koch im Garten getan hat", Michael wurde leicht rot, "Zumindest nicht mit mir. Das wäre wunderbar! Dieser eine Aspekt war mein einziger Zweifel an unserer Beziehung. Und ich kann dir soviel bieten! Wenn es dir so wichtig ist, darfst du auch gerne weiter bei der Wache arbeiten. Ich habe in Ankh-Morpork ein wunderbares Haus, dort könntest du leben. Ach, Tussi!"
"Ich bin sicher, das lässt sich regeln", schaltete sich Fritz-Josef ein und kramte aus einer Aktentasche einige Unterlagen hervor, "Du musst nur noch unterschreiben."
Michael stutzte und nahm die Papiere entgegen. "Was ist das?", fragte er.
"Eine Einigung. Dieser Kontrakt spricht dir unsere Empfehlung zu. Ich dachte an etwas wie "Von Grantick empfiehlt" oder dergleichen. Du darfst unseren Namen für dein Produkt verwenden."
"Und du denkst, das funktioniert?", fragte Tussnelda skeptisch. Von so etwas hatte sie noch nie gehört.
"Allerdings. Michael wird damit sehr viel mehr Geld machen, als er für das Haus ausgegeben hat. Deswegen denke ich, dass eine Gewinnbeteiligung von zehn Prozent durchaus angemessen wäre", erklärte Herr von Grantick mit einem Seitenblick auf Michael.
"Vier Prozent", erwiderte Michael automatisch.
"Fünf Prozent", sagte Fritz-Josef und, nach einer Pause: "Und Tussnelda darf dein Haus in Ankh-Morpork nutzen."
Nur kurz überlegte der junge Mann und hielt dann dem Korporal die Hand hin. "Einverstanden", sagte er, "aber keine wilden Parties. Ich habe gerade erst renoviert."
***Die Postkutsche schaukelte gehörig. Aber irgendwie störte Tussnelda das gar nicht mehr so sehr, wie auf der Herfahrt. Die eintönige Landschaft kam ihr gar nicht mehr so langweilig, sondern eher entspannend vor. Alles in allem fühlte sie sich wunderbar. Ihre Mutter hatte sie zwar nur mit ein paar kühlen Worten verabschiedet, aber gute Güte, die würde sich schon wieder beruhigen. So war es schließlich immer. Und Michael hatte ihr den Schlüssel zu seinem Haus gegeben. Er schien recht zufrieden mit ihrer Lösung zu sein, in seiner Euphorie hatte er sogar ganz vergessen, dass sein bisheriger Lebensgefährte wegen zweifachen Mordes im Kittchen saß. Aber auch Michel würde wieder jemanden finden. Der Koch übrigens hatte nichts anbrennen gelassen. Um Tessa zu versöhnen, hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie willig angenommen hatte.
Tussneldas Vater indes war zufrieden, dass sie wieder "Ins Felde zog". Er hatte ihr noch einen Rat mitgegeben: "Verbinde niemals dem Pferd die Augen, auf dem du zur Schlacht reitest", hatte er gesagt und dann noch: "Denk mal drüber nach."
Das tat Tussnelda. Und fuhr nach Hause.
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