Aller Anfang ist schwer

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von Gefreite Sallien Elonie Amenda von Seherr Dertief (SEALS)
Online seit 01. 11. 2005
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Woran erkennt man einen Vektor? Er ist unbeherrscht und jederzeit bereit für einen Kampf. ODER?

Dafür vergebene Note: 10

Es war später Vormittag in Ankh-Morpork. Der Regen nieselte leise auf das
Trainingsgelände der Stadtwache und schaffte ein nahezu idyllisches Bild von einem kleinen verlassenen Bauernhof am Rande der Stadt. Bis ein weiterer Schrei die Idylle wieder mal störte.
"ICH HAB GESAGT DU SOLLST DIE FINGER VON DER PUPPE NEHMEN!!!!"
Wie nur unschwer zu erkennen schallte die Stimme Salliens über das gesamte Gelände und riss auch die letzten Maulwürfe aus ihrem nicht mehr allzu festen Schlaf.
"Sag mal hast du sie noch alle!?", Malochax sah entsetzt zu ihr hoch, "Wegen einer Strohpuppe brauchst du mir doch nicht gleich die Nase zu brechen!" Er lag mit einer blutigen Nase am Boden und hielt noch immer eine Strohpuppe an der Hand. Besagte Strohpuppe trug ein inzwischen sehr abgenutztes, altes Kleid, ein löchriges Kopftuch und einen Armbrustpflug an der Stelle, an der sich ihr Hals befinden sollte. Die dazugehörige Armbrust lag ein wenig abseits auf dem Boden. Der Zwerg hielt sich die blutende Nase und entfernte sich vom Gelände um diese zu versorgen.
"Gefreite Sallien, ich glaube du brauchst noch sehr viel Übung.", Feldwebel
Bürstenkinn rieb sich das Ohr, während er auf die Wächterin zuging, "Zum Einen war es dein Ziel die Geisel möglichst unverletzt zu befreien, nicht
sie höchstpersönlich umzubringen. Zum anderen solltest du den Geiselnehmer
nicht angreifen sondern mit Worten davon überzeugen die Geisel gehen zu lassen."
Ich hab dir doch gesagt, dass sei nur eine Übung!, meldete sich ihr Verstand zu Wort.
Papperlapapp! Der Kerl wollte es doch nicht anders!, widersprach Salliens Stolz, Er hat sie provoziert!
Das war ja auch seine Aufgabe, du Genie!
Salliens seufzte genervt: "Jawohl, Feldwebel."
Ihr Ausbilder sah sie vielsagend an: "Wenn dir das zu blöd vorkommt, wäre es nicht besser, du würdest dir eine andere Aufgabe suchen? Ich bezweifle sowieso, dass bei deinen Einsätzen jemand unverletzt davon kommen würde."
WAS FÄLLT DIR EIN AN IHRER KOMPETENZ ZU ZWEIFELN!?, brüllte Salliens Stolz in ihrem Kopf.
"Wie meinen sie das, Sir?"
"Schau der übliche Wächter schreit bei einer bewaffneten Geiselnahme , bei der ein 11-jähriges Kind eine Armbrust am Kopf hat nur 'ANGRIFF!', und hofft den Typen zu erwischen. So nach dem Motto 'Irgendwem wird das Hirn und das Blut dann schon weglaufen!'", erläuterte der Feldwebel, "Unsere Aufgabe ist es, uns soweit im Zaum zu halten, dass so etwas nicht passiert, klar soweit."
Die Wasserspeierin nickte ihm missmutig zu.
"ABER!", fuhr er enthusiastisch fort, "Wenn Gewalt zur Gerechtigkeit führt - und das ist ein sehr schmaler Grat! - dann hau den Brüdern eine vor den Latz!"
"Äh... Jawohl, Sir..."
"Noch Fragen?", Cim Bürstenkinn lächelte den verwirrten Vektor in Ausbildung freundlich an.
"Nein, Sir...", antwortete dieser und fügte murmelnd hinzu, "...glaube ich..."
"Dann, denke ich, hast du für heute genug geübt. Weggetreten!"

***


Sallien sah vom Haupteingang des Wachehauses aus nach draußen und beobachtete das dämmrige Getümmel auf dem Pseudopolisplatz. Es war gleich Zeit für ihren Streifgang. Bei Nacht war dies ein ungemütliches Unterfangen, denn man konnte kaum etwas erkennen und die warmen Lichter die von Zeit zu Zeit aus den Fenstern herausleuchteten übten eine ungeahnte Anziehungskraft auf jemanden aus, der seit knapp sechzehn Stunden nicht geschlafen hat und noch ca. vier bis fünf Stunden Dienst vor sich hatte.
Hinzu kam ihre Streifengesellschaft. Nicht dass Sallien etwas gegen Will hätte, irgendwie mochte sie das Mädchen sogar, aber ihr ständiges Gequassel über Om und Hexerei und der gleichen ging auf Dauer auf die Nerven. Aber noch hatte Sallien ein wenig Zeit sich mental darauf vorzubereiten. Es grauste sie jedes Mal davor einen Dienst anzutreten, bei dem sie nicht wissen konnte was auf sie zukäme. Natürlich Will war bereits Hauptgefreite und sollte wissen was zu tun ist, aber irgendwie war das nicht genug Trost für die Gefreite. Allerdings war das im Moment auch nicht das Problem, das sämtliche von Salliens Gedanken beanspruchte.
Vielmehr beschäftigten sie Cims Worte vom Vormittag. Es war nicht gerade leicht diese zu verstehen, wenn einem permanent zwei Streithähne dazwischen brüllten, zumal Cims Wortwahl der Wächterin dann und wann etwas sehr ungewohnt vorkam.
Sie versuchte sich mal in die Situation hineinzuversetzen: Da steht sie nun einem Typen gegenüber, der einen elfjährigen Jungen als Geisel hält und mit einer Armbrust bedroht. Sie selber hatte ebenfalls eine Armbrust, konnte mit dieser allerdings nicht besonders gut umgehen.
Erschieß den Typen und bring den Jungen zu Mami!, brüllt ihr Stolz dazwischen noch bevor Sallien die Situation richtig erfassen kann.
Spinnst du?!, kreischt der Verstand dazwischen, Willst du den Jungen umbringen? So miserabel wie du schießt, triffst du nie dein Ziel!
Naja, zumindest hat der Typ dann kein ernstzunehmendes Schutzschild mehr...
"IHR SEID DOCH BEIDE DES WAHNSINNS!!", platzte es aus dem Wasserspeier und sie tobte und schlug auf die Eingangstür des Wachehauses ein.

Währenddessen ärgerte sich Johan Schaaf über den neuen Dienstplan. Will Passdochauf war für eine Woche krankgeschrieben und Johan hatte ihre Nachtstreife aufgebrummt bekommen. Noch dazu mit Sallien von Seherr Detief, einem immerzu grimmigen Wasserspeier mit brutalen Anwandlungen (man behauptete sie führe des Öfteren Selbstgespräche und sei Schizofrän). Er betrat gerade die Eingangshalle, als er seine schlimmsten Befürchtungen für diese Nachte bereits bestätigt sah.
"Was bist du nur für ein widerwärtiger Mistkerl! Einen elfjährigen Jungen einfach so als Geisel zu missbrauchen! Noch dazu völlig ohne Grund!! Was willst hier überhaupt du Holzkopf von einem Arschloch! Du hohles Etwas! Wehr dich zumindest!", die Wasserspeierin Sallien war gerade dabei unzählige Löcher und Beulen in die massive Holztür zu schlagen und bemerkte in ihrer Wut nicht mal, dass Johan sie entsetzt beobachtete und zögernd auf sie zustapfte.
"Ähm... Gefreite von Seherr? Äh... ich störe ja nur ungern...", versuchte er zu ihr vor zu dringen, jedoch war die Wasserspeierin so in ihrem Tagtraum versunken, dass sie Außenrum gar nichts wahrnahm. Schließlich wurde der Gefreite Schaaf zu ungeduldig um weiterhin auf die tobende Steinfigur einzureden und er schrie auf: "Wären sie vielleicht so freundlich die Tür am Leben zu lassen und sich ihrem nächtlichen Streifgang zu widmen, Gefreite Sallien von Seherr Dertief!?"
Die angesprochene Gefreite drehte sich entsetzt um die eigene Achse und starrte Johan Schaaf erschrocken an, als sie sich schließlich von dem Schock erholt hatte, meinte sie relative kleinlaut: "I- ich hoff du erwartest jetzt nicht, dass dir erkläre, was ich hier mache, weil ich könnte wohl nicht einmal meinem Spiegelbild glaubhaft erklären, was ich hier eben gemacht habe. Eigentlich könnte ich wahrscheinlich nicht mal den Pschüchologen hier glaubhaft erklären, was ich hier zu tun pflegte und na ja...", sie versuchte ein wenig verkrampft zu lächeln.

Johan Schaaf war so freundlich gewesen auf eine Erklärung zu verzichten. Stattdessen erklärte er Sallien, dass Will Passdochauf erkrankt war und er nun das Vergnügen hatte mit ihr die kommenden elf Stunden zu verbringen. Es war bereit kurz nach Mitternacht, als sie in eine schmale, gassenreiche Straße einbogen. Sie wechselten kaum ein Wort, Johan wagte es noch nicht mal weiter als drei Meter um sich rumzuschauen, weil er es nicht riskieren wollte in irgendwelche Schwierigkeiten zu kommen. Selbst wenn man versuchen wollte ihm zu erklären, dass besagte Schwierigkeiten ein Teil seiner Arbeit waren, so wollte er hiervon nichts wissen und sich davon möglichst fernhalten. Im Gegensatz zu Sallien. Diese war zurzeit das reinste Nervenbündel und freute sich schon beinahe auf jede Gelegenheit ihren Frust an irgendetwas auszuleben. Im Dienst musste dieses natürlich unter bestimmten Bedingungen geschehen, egal wie gefährlich ihr Tschobb auch sein mochte.
So schlenderten die Beiden eine weile stumm nebeneinander her und achteten mehr oder minder auf die Geräusche um sie herum und darauf wo diese jeweils herkamen, als Sallien wieder mal einen Schatten aus einem Fenster klettern sah. Der Schatten sah ein wenig lumpig aus, im Vergleich zu der Beute, die er mit sich führte.
"He Johan,", tippte die Wächterin ihren Kollegen an, "Meinst du nicht auch, dass der Dieb dort oben etwas viel für seine Verhältnisse gestohlen hat?"
"Welcher Dieb?", erkundigte sich dieser flüsternd.
"Am besten du passt hier unten auf damit er nicht abhaut und ich bitte ihn kurz mir seine Lizenz zu zeigen.", lächelte sie ihren Partner an.
Noch bevor Schaaf einen Einspruch leisten konnte, war die Wasserspeierin bereits auf Höhe des Diebes geklettert und bat ihn seine Lizenz vorzuweisen.
Während dessen beobachtete Johan seine Partnerin leicht ängstlich und sehr aufmerksam, als er sah wie der Dieb ein wenig zurückwich, dann nach unten -direkt zu ihm - blickte und schließlich blitzschnell zum Dach hochkletterte.
"Stehen bleiben!", schellte Salliens Stimme durch die Nacht und schon war auch diese auf dem Dach verschwunden.

"Du kommst mir grade recht, du Wurm!", hetzte Sallien den Dieb vor sich,
"Ich würd' dir raten dich gleich zu stellen, dann kommst du vielleicht besser davon. Irgendwann krieg ich dich ja doch!" Die Wasserspeierin lief beinahe neben ihm und der unlizenzierte Dieb hatte seine Müh und Not nicht von ihr eingeholt zu werden.
"Lauf nur! Lauf! Mir entkommst du doch nicht!", schrie sie. Es war nicht ihr Vorhaben ihm Angst zu machen - zumindest nicht in erster Linie - sie wollte viel mehr, dass Johan Schaaf hörte in welche Richtung der Dieb lief. Dazu gehörte, dass sie dem Dieb jede Möglichkeit abschnitt irgendwohin zu laufen, wo Johan ihnen nur schwerlich folgen konnte. Dies war wohl der Grund weshalb er sich spontan entschied die
Verfolgungsjagd in den Gassen und Straßen zu beenden und plötzlich hinter einem niedrigeren Haus verschwand.

Wie Johan bemerkt hätte, wenn er von diesem Plan gewusst hätte, ging das Ganze sogar recht gut auf. Er hatte zwar Schwierigkeiten mit ihrem Tempo mitzuhalten. Umso leichter fiel es ihm hingegen Salliens Stimme zu folgen.
Diese führte ihn schließlich einige Straßen weiter in eine kleine Gasse.
Eine Gänsehaut überzog seinen Rücken, als er in der Gasse zum Stehen kam und erblickte wie seine Kollegin über einem ziemlich angeschlagenen und bewusstlosen Dieb kniete.

***


"Drei gebrochene Rippen, eine gebrochene Hand, unzählige Prellungen, innere Blutungen und eine mittelschwere Gehirnerschütterung...", Feldwebel Bürstenkinn seufzte auf und sah Sallien verzweifelt an, "Ich hab Verbrecher erlebt, die für deutlich Schlimmeres, als unlizenzierten Diebstahl, wesendlich weniger bestraft wurden. Wie, stellst du dir vor, soll ich das dem Kommandeur erklären, Sallien?"
Es war bereits wieder Nachmittag und der Feldwebel und seine Auszubildende befanden sich in Cims Büro. Die Wasserspeierin glich schon beinahe einer Statue, so stumm und unbeweglich, wie sie dastand. Dies mochte unter anderem an ihrer langen Nacht und der darauf folgenden kurzen Schlafzeit liegen.
Jedoch war sie dennoch durchaus in der Lage ihrem Vorgesetzten ohne weitere Probleme zu folgen.
"Ich ging davon aus, dass es meine Aufgabe sei die Bürger von Straftaten
abzuhalten. Nicht ihre Straftaten rückgängig zu machen, Sir.", erklärte sich Sallien ohne eine Mine zu verziehen.
"Dies gibt dir nicht das Recht einen Bürger - selbst, wenn er eine Straftat
begangen hat - krankenhausreif zu prügeln."
"Wenn ich mich nicht irre, habe ich aber das Recht ihn gewaltsam fest zu nehmen, falls er sich weigert freiwillig mit zukommen."
Cim nahm den Bericht vom Gefreiten Johan Schaaf und warf anschließend einen verärgerten Blick zu der Gefreiten vor sich, "Ich bezweifle doch stark, dass ein solches Maß an Gewallt nötig war um den Dieb fest zu nehmen."
"Sir, Sie können davon ausgehen, dass ich keinen wehrlosen Bürger geschlagen habe.", protestierte die Gefreite, "Nur weil er nicht fähig war mich zu verletzten, bedeutet das nicht, dass er mich nicht angegriffen hat."
"Du plädierst also weiterhin auf Notwehr?"
"Jawohl, Sir"
Eine rhetorische Pause folgte.
"Nun denn, wir werden sehen. Gefreite Sallien, Weggetreten."
Die Gefreite salutierte und verließ das Büro.

***


Einige Tage später:
Dies ist sie, die Bank Bonkonta. Eines der wenigen ruhigen Plätzchen in Ankh Morpork. Verhältnismäßig ruhig versteht sich, denn in Ankh Morpork war es praktisch nie ruhig. Entweder die Bewohner der Stadt litten unter Schlafstörungen und waren deshalb zwanzig stunden täglich auf den Beinen oder sie wechselten sich in Schichten immer wieder ab, weshalb es hier praktisch nur 24auer- Läden gab, abgesehen von ein paar wenigen Geschäften, die zu wenig Personal hier führ zur Verfügung stehen hatten. Aber kehren wir zurück zu unserer kleinen Bank Bonkonta. Sie stand in einem Nobelviertel der Stadt und war für ihre geringe Größe relative reich an Kundschaft. Natürlich war die Zahl der Kunden nicht ansatzweise so hoch, wie bei diversen anderen Banken, jedoch hatten besagte andere Banken auch keine solch erlesene Auswahl an Kundschaft wie Bonkonta. Es war früher Morgen, eine Zeit zu der sich Tag- und Nachtschichten ablösten und es war viel los in den Gassen der Metropole. Selbst auf dem Plätzchen vor der Bank wurde es zu Schichtwechselzeiten leicht unübersichtlich und nur wer genau und aufmerksam beobachtete, bemerkte zwei bemerkenswerte Gestalten in der Menge. Natürlich gab es in der Ankh-Morpork-Menge viele bemerkenswerte Gestalten, aber um Trolle und Zombies zu bemerken brauchte man keine besondere Beobachtungsgabe und von Gnomen oder Zwergen sollte hier nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die besagten Gestalten waren gewöhnliche Menschen, die garantiert nicht genug Vermögen besaßen um ein Konto eröffnen zu können, oder sagen wir besser noch nicht. Denn genau dies war der ganze Inhalt ihres Auftauchens in diesem Nobelviertel.
Die größere, bullige Gestallt holte eine Armbrust unter ihrem Kittel hervor und streckte sie der anderen eher schmächtigen Gestallt entgegen, "Hier!", brummte sie. Die schmächtige Gestallt zögerte, "W- Was soll ich damit?"
"Jedem, der sich dir in den Weg stellt, die Birne durchlöchern. Was sonst?", erklärte die erste Gestalt ungeduldig.
Sein Kollege hingegen fing das protestieren an: "A- aber du hattest versprochen keine Gewalt anzuwenden!"
"Es ist rechtens Gewalt mit Gewalt abzuwehren!", erklärte sich die vermummte Gestalt brummend.
"Aber es ist nicht rechtens eine Armbrust zu besitzen!", erwiderte die andere Gestalt, "A- außerdem mag ich keine Waffen..."
Der bullige Typ betrachtete ihn abwertend und brummte noch ein "Weichei!" bevor er ihm den Rücken zuwandte und sich dem bevorstehenden Vermögen widmete.

***


Es war ein grauer Morgen, der Wind wehte kalt durch die Straßen und Nieselregen erdrückte Salliens Laune beinahe. Sie war gerade mit ihrer Mitbewohnerin Nyvania auf dem Weg zur Arbeit und starrte nur vor sich hin, während die Püschologin munter auf sie einredete.
"Was meinst du dazu, Sallien?", riss Nyvania ihre Freundin aus ihren Gedanken.
"Hä? Worum geht’s?"
"Ich hab dich gerade gefragt, was du von meiner Theorie der püschologischen Auswirkungen eines Blitzes auf eine Taube hältst.", wiederholte sie geduldig.
"Äh... Ich sag's dir sobald mir die Theorie wieder eingefallen ist.", Sallien sah auf ihr Handgelenk, "Oh! Schon so spät, wir sollten schleunigst in die Wache!"
"Hey Sall, erstens sind wir längst auf dem Weg dorthin, und zweitens hast du gar keinen Uhrdämon am Handgelenk, also verarsch mich nicht. Was ist heut los mit dir?"
"Nichts, gar nichts.", vergewisserte Sallien ihrer Freundin.
"Und wieso schmollst du dann schon seit Tagen so rum?"
"Ich schmolle gar nicht!"
Nyvania durchbohrte sie mit einem Blick, der Bände sprach. Sallien war vielen Blicken gewachsen, aber diesen Blick, der Bände von Ich weiß sowieso schon was los ist. Ich brauch nur noch eine Bestätigung von dir
Sprach, konnte sie schon bei Ulrike, ihrer Ziehmutter, nicht ertragen.
"Schongutschongut!!", gab sie schließlich auf, "Es ist so: Letztens war ich ja auf Streife und da war dieser Dieb. Er war unlizenziert, ist geflohen und als ich ihn gestellt hab, hat er mich angegriffen."
"Lass mich raten.", sie tat so, als ob sie kurz überlegen würde, "Du hast ihn krankenhausreif geprügelt?"
Sallien nickte kummervoll.
"Und deswegen machst du dir solche Sorgen? Bei den Kneipenschlägereien machst du dir doch auch nie 'nen Kopf drum."
"Ja, aber da kann mir niemand vorwerfen ich sei inkompetent oder unfähig!", stellte Sallien fest.
Ihre Freundin schüttelte den Kopf: "Nein! Es kann wahrlich niemand behaupten du seiest nicht fähig jemanden zu verprügeln!"
"Ach, das mein ich doch gar nicht!", die Wasserspeierin winkte ab, "Ich mein der Bürstenkinn, mein Ausbilder, der hat gemeint bei meinen Einsätzen käme wahrscheinlich keiner heil davon, nur weil ich bei einer Übung ein wenig ausgetickt bin! Und dann hat er mir wieder mal vordiktiert, was es bedeutet ein Vektor zu sein!"
"Was hast du denn gemacht?", erkundigte sich Nyv.
"Ich hab Malochax die Nase gebrochen und die Strohpuppe ermordet...", gestand Sallien möglichst wie beiläufig und fügte murmelnd hinzu, "...letzteres sogar mehrfach..."
Es folgte verlegene Stille.
"Ich mein Cim scheint auch nicht zu wissen, was er meint!", schrie Sallien plötzlich auf, "Mal sagt er mir ich solle mich zusammenreisen! Und dann wiederum muss ich zuschlagen! Aber was ich wann machen soll, erklärt er mir natürlich nicht!"
Murmelnde Flüche begleiteten die folgende Stille.
"Wieso bist du eigentlich Vektor geworden, wenn du damit nicht klar kommst?", erkundigte sich die Püschologin nach der kurzen Denkpause.
Sallien dachte angestrengt über die Frage nach, während die beiden Wasserspeierinnen neben einander über den Pseudopolisplatz gingen.
"Weil ich helfen wollte...", stellte sie schließlich fest, "Mir erschien es so, als könnte ich den Bürgern Ankh-Morporks als Vektor am meisten helfen, aber wenn ich zu unfähig für diesen Tschobb bin, sind sie ohne mich wohl besser dran."
Die beiden betraten das Wachehaus und zogen die nassen Mäntel aus, als Nyvania ihrer Freundin fröhlich erklärte: "Ach was! Wenn du den Bürgern helfen willst, dann tu einfach das, was du für richtig hältst. Dann kriegst du auch deinen Tschobb als Vektor gebacken!"
Sallien sah sie zweifelnd an: "Sicher?"
"Klar!", Nyv blickte auf den Wanduhrdämon am anderen Ende des Korridors, "Oh! Du, ich muss los. Man sieht sich. Tschüss!", damit verschwand sie in Richtung ihres Büros.

Nachdenklich schlenderte Sallien in ihre Abteilung, um sich an die Arbeit zu machen. Vielleicht hat Cim versucht dir genau das zu sagen!, ließ sich Salliens Verstand vernehmen.
Dann ist er anscheinend der Meinung sie wisse nicht, was sie tut! Noch besser!!, vibrierte die eingeschnappte Arroganz von Salliens Stolz in ihrem Kopf.
Du verstehst das wieder völlig verkehrt!, erwiderte ihr ruhiger Verstand, Er ist schlicht weg der Meinung sie habe übertrieben.
Sallien schien es, als würden sich zwei fremde Gestallten in ihrem Kopf streiten. Und obwohl beide komplett verschiedener Ansichten waren, war sie nicht in der Lage einem von beiden zu widersprechen.
Pass auf was du sagst!!, kreischte der Stolz, Sallien ist ein intelligentes, nettes und ausgeglichenes Mädchen! Sie ist kein Grobian!
Vielleicht war genau das der Grund weshalb sie von Zeit zu Zeit spontan austickte und irgendwelche Gegenstände in nächster Nähe demolierte. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden welche von beiden Stimmen nun Recht haben sollte und damit sie endlich die Klappe hielten müssten entweder Entscheidungen her oder Möbel dran glauben.
Das hat doch nie jemand behauptet! Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass sie gerne zuschlägt, wenn ihr der Geduldsfaden reißt.
Im Vorbeigehen schlug die Wasserspeierin mit einem Zucken ihres Schwanzes einen Kleiderständer um.
Siehst du!
Noch bevor die nächste Möbel dran glauben konnte rempelte Sallien beinahe ihre Schäffin Atera an. Schnell salutierte sie und grüßte ihre Vorgesetzte:
"G- guten Morgen, Ma'am!"
"Sallien! Du kommst, wie gerufen! Komm mit.", die Schäffin ging, dicht gefolgt von der Gefreiten, auf den Ausgang zu ohne ihren Redefluss zu unterbrechen, "In der Bank Bonkonta gab es einen Überfall. Anscheinend sind es mehrere bewaffnete Täter, die sich zurzeit in der Mädchenschule in der Buchhalterstraße verschanzt haben und eine komplette Klasse als Geisel nehmen."
Sallien bemühte sich mit der Untoten schritt zu halten, während sie sich erneut den immer noch nassen Mantel überzog.
"Rib ist mit einem kleinen Trupp vorgegangen um mit den Tätern zu verhandeln, aber ich will auf Nummer Sicher gehen und 'nen Vektor am Tatort haben."
"Ma'am, wenn sie sicher gehen wollen, wieso schicken sie dann nicht Feldwebel Bürstenkinn oder zumindest einen bereits ausgebildeten Vektor?",
erkundigte sich die Gefreite, "Ich meine, ich bin eine Anfängerin und... "
"Weil der Feldwebel nicht aufzufinden ist! Außerdem hat er dich doch dafür ausgebildet, oder!"
"Äh.. Ja, aber.."
"Kein 'Aber'! Die Kinder brauchen deine Hilfe!"

***


Na klasse!, dieses mal war es tatsächlich Salliens eigene Stimme, die ihren Kopf beanspruchte, Ich hab doch noch immer keine Ahnung was ich zu tun habe! Wie kann Atera es riskieren so einen Anfänger, wie mich einfach loszuschicken!?
Die Wasserspeierin lenkte den Pferdekarren vorsichtig um die Ecke. Die Geiselnehmer haben zwar zwei Pferde bestellt gehabt, mussten sich jetzt allerdings mit einem alten Gaul und einem Karren zufrieden geben. Sallien war froh, dass ihr zumindest der Gaul gehorchte. Es beruhigte sie ein wenig, weil sie glaubte eine Art Vertrauen oder Zuversicht von Seiten des Tieres zu spüren, wenn dieses ihr gehorchte.
Ach Quatsch!! Die Ganoven machst du einfach platt und damit hat es sich!!, munterte sie ihr Stolz auf.
Aber pass bloß auf die Geiseln auf! Die haben mit dem Überfall genauso wenig zu tun gehabt, wie du!, erinnerte sie ihr Verstand.
Was hat das denn jetzt wieder mit dem Überfall zu tun!?"
"Haltet doch endlich die Klappen!! Sonnst kann ich nicht klar denken!", zischte Sallien halblaut. Der alte Gaul wieherte, wie zustimmend und ging munter weiter. Er blieb gehorsam vor dem Eingang der alten Schule stehen und Sallien stieg ab. Es platschte, als sie in einer Pfütze landete und durch den Regen zum Eingang vorging. Bitte lasst bald die F.R.O.G.s kommen..., beschwor sie in Gedanken die Götter, Als ich vorhin bei Rib die Lage gecheckt hab, waren sie noch nicht da. Dabei kann ich sie grade gut gebrauchen... und dann überlassen sie es auch noch mir wann sie die Typen abknallen dürfen! Als wenn ich wüsste wann die am besten zu schießen haben...Naja, okay... ich kann zumindest rausfinden wann keine Geiseln mehr da sind...
Mit gemurmelten Flüchen ging sie auf die Eingangstür zu.
Ich halte mich am besten, so dass alle mich gut sehen können und keiner Verdacht schöpft., überlegte sie sich während dessen.
Genau!, kommentierte ihr Verstand, Dann können sie dich auch am leichtesten abknallen!! Oder du hängst du dir gleich eine Zielscheibe um den Hals! Wie wär das!?
Halt die Klappe!!, fauchte ihr Stolz, Sie wird sich schon was dabei gedacht haben!! Hoffe ich zumindest...
"Klappe!", zischte Sallien leise.
"Wer ist da!?", hallte es sofort durch den ganzen Flur.
"Mein Name ist Sallien!", antwortete sie ein wenig zögernd, "I- ich komme wegen dem Pferdekarren und den Geiseln!"
"Das ist ein Trick!", zitterte eine zweite Stimme durch die Halle, "Ich habe zwei Pferde verlangt! Und die Erlaubnis ungehindert zu fliehen!!"
"Wir konnten kein zweites Pferd auftreiben.", erklärte Sallien.
"Das ist ein Trick! Verschwinde!", rief der Mann der im Dunkel des Ganges verborgen stand heraus. "Ich bring den Kerl hier um, wenn du nicht gehst!"
Ein leises Flehen irrte durch die Aula: "Bitte tun sie niemandem etwas, Sir.
Sie sehen doch , es passiert alles wie sie wünschten! Nein...".
Wo bleiben nur die doofen F.R.O.G.s!!, Sallien stieß einen kurzen Fluch gegen die Götter aus, Noch länger kann ich nicht warten!
"Beruhigen sie sich!", rief die Vektorin in die Schule hinein. Sie entdeckte einen ziemlich großen, unrasierten Mann, der mit einer Starkimarm in der Hand im Türrahmen eines Klassenzimmers stand und auf sie zielte.
"Du sollst verschwinden, hab ich gesagt!!", antwortete er, "Und ja keine Mätzchen!!"
Es war nicht die nervöse Stimme, die eben noch durch die Aula vibrierte, sondern die gelassene Stimme eines Mannes, der sich seiner Sache sicher war und wusste worauf es ankam.
Entspann dich, Mädchen!, ermahnte Sallien ihr Verstand, Wenn der Typ mit dem Finger zuckt bist du tot.
Du bist ein Genie im aufmuntern, weißt du das?, mischte sich ihr Stolz ein.
Ich meinte doch, dass sie sein Vertrauen gewinnen sollte, damit er nicht zuckt!, wehrte sich der Verstand.
Aber unter so einem Druck kann sie sich doch nicht entspannen!, erklärte der Stolz, Das sollte dir doch einleuchtend erscheinen, oder irre ich mich?
Sallien schob den Streit zwischen ihrem Stolz und Verstand in ein hinteres Eck ihres Bewusstseins - wogegen sich ihr Stolz ein wenig aufregte, aber dies ignorierte sie - um sich auf den gegenwärtigen Fall konzentrieren zu können.
"Ich habe ihnen nur den verlangten Pferdekarren gebracht!", die Wächterin ging langsam auf den Eingang zu, "Dafür möchte ich aber, dass sie die Geiseln frei lassen!"
"Und riskieren, dass ihr uns angreift sobald sie weg sind? Ich bin doch nicht blöd! Ihr habt garantiert irgendwelche Schützen aufgestellt!", der Mann sah die Vektorin misstrauisch an.
"Keine Sorge, ich bin allein! Ich möchte nur die Geiseln haben!", vorsichtig überschritt sie die Türschwelle, hob ihre Arme zum Beweis dafür, dass sie keine Tricks anzuwenden versuchte und ging ein paar Schritte an der Wand entlang.
"Bleib weg!"
Die Wächterin blieb stehen. Sie konnte jetzt gerade so in das Klassenzimmer sehen in dem sich die Geiseln aufhielten. Einen etwas nervösen Mann machte sie als Geiselnehmer aus. Er stand zwischen dem Kerl an der Tür und einem anderen Mann, der scheinbar verletzt am Boden saß, und klammerte sich an einen prallen Leinensack fest. Eine der Schülerinnen stützte ihren Lehrer ein wenig. Dahinter machte die Wächterin eine Klasse aus, konnte jedoch nicht erkennen wie viele Kinder genau dort waren. Der andere Geiselnehmer stand deutlich ruhiger in der Tür und zielte mit seiner Armbrust noch immer auf die Wasserspeierin, die sich nicht rührte. So langsam tun mir meine Arme weh..., stellte diese fest, Ich muss mir irgendwas einfallen lassen um ihr Vertrauen zu gewinnen, oder ich hau denen zum Schluss wirklich noch eine runter!
"Wie heißen sie?", fragte sie plötzlich.
Der nervöse Geiselnehmer sah sie erstaunt an. Er zögerte kurz, während der Schütze nicht mal mit der Wimper zuckte.
"W-wieso willst du das wissen?", fragte er misstrauisch.
Will ich eigentlich gar nicht, aber mir fällt grad nix besseres ein.,
antwortete sie in Gedanken.
"Nur so, weil mich Namen interessieren. Sie sagen manchmal recht viel über die Person aus.", erklärte sie.
Ein argwöhnisches Schweigen folgte.
"Ach ja? Wie heißt du denn?", fragte er schließlich.
"Sallien Elonie Amenda von Seherr Dertief.", gab die Wächterin bekannt.
Als wieder ein längeres Schweigen folgte meinte sie noch: "Sie können mich ruhig 'Sallien' nennen."
"Äh, okay.", der nervöse Geiselnehmer schien inzwischen auch noch leicht
verwirrt zu sein.
"Und wie ist ihr Name?", fragte sie noch einmal nach.
Der Mann zögerte abermals kurz und meinte etwas unsicher: "Thorsten. Einfach nur Thorsten..."
"Ein schöner Name. Hat dich deine Mutter so genannt?"
Thorsten nickte unbestimmt.
"Ihr Kumpel hat sicher auch einen Namen?"
"Der geht dich nichts an!", knurrte der Mann vor der Tür.
"Schon gut, dann eben nicht.", fuhr sie im Plauderton fort und dachte sich
noch Unsympathischer Mistkerl! , "Was ist mit dem Mann, der dort am
Boden sitzt? Wie heißen sie?"
"F- Frank.", ächzte dieser.
"Wie geht’s ihnen, Frank?", erkundigte sich die Wächterin.
"Noch lebe ich.", stellte dieser mit einem gequälten Grinsen fest.
"Was soll der Mist!?", schrie der Schütze dazwischen, "Du führst doch irgendwas im Schilde!!"
Ich wüsste selber gerne, was ich hier mache...
"Ich wollte nur wissen, ob es Frank gut geht.", erklärte Sallien.
"Wenn du nicht sofort verschwindest geht’s ihm nicht mehr gut!", wütend schwenkte er die Starkimarm auf Frank.
Scheiße!!, schoss es ihr durch den Kopf, Ich hab's übertrieben!!
Verdammt! Cim wird mich lynchen!

"Und was soll das bringen?", fragte die Vektorin scheinbar gelassen, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen.
Was red ich da für Scheiße!? Ich bin so blöd!! Ruhe bewahren! Verdammter Mist!! Beruhig dich, Mädchen!! WHHAAA!!!
"Wie? 'was soll das bringen?'", der Geiselnehmer war plötzlich total aus dem Konzept gebracht.
"Na ja, wenn du ihn erschießt, hast du eine Geisel weniger. Okay, davon bin ich nicht begeistert, aber bis du die Starkimarm neu geladen hast, hab ich dich längst überwältigt. Und dein Kollege dort scheint mir nicht in der Lage, mir irgendwelche Drohungen zu machen.", erklärte sie ihm in aller Ruhe.
Genial!! Ich hab mich selbst übertroffen!! Wie hab ich das geschafft?
Irgendwie klang das einleuchtend.
"Ich hab dir doch gesagt du sollst die Armbrust nehmen!", zischte der
Schütze Thorsten an.
"Aber du weißt doch, dass ich keine Waffengewalt mag!", wehrte sich dieser.
Der Schütze schüttelte den Kopf und wand sich erneut an Sallien: "Du willst auf einen Deal hinaus, hab ich recht?"
Sallien nickte, "Wenn du Frank und die Kinder frei lässt, versprech ich dir, euch nicht anzugreifen bis ihr auf dem Pferdekarren sitzt.", sie winkte mit den Händen, um ihm zu zeigen, dass sie nicht etwa heimlich die Finger kreuzte und ging ein wenig näher.
Der Geiselnehmer überlegte kurz.
Sei doch einverstanden, du Depp!!
"U- Und die Schützen da draußen? Was ist mit denen?", meldete sich Thorsten wieder zu Wort.
"Draußen sind keine Schützen.", erklärte Sallien.
"Sicher nicht? Auch nicht irgendwo versteckt oder so?", bohrte er nach. Die Wächterin schüttelte den Kopf.
"Na gut...", zögernd ging der Schütze an Sallien vorbei. Thorsten nahm einen zweiten Leinensack und folgte ihm eilig. Schließlich liefen sie zum Ausgang Richtung Pferdekarren.
Die Wächterin dagegen eilte zu Frank: "Wie gehts dir Frank?"
"Ebenso wie es mir vor einer Minute auch noch ging.", ächzte dieser.
Sie bemerkte seine Wunde am Bein: "Hältst du das noch ein wenig aus?"
Er nickte gequält.
Sallien sah zum Ausgang, wo Thorsten gerade mit dem Karren losfuhr und rannte hinterher. Sie war eine schnelle Läuferin und holte den Karren ein noch bevor er richtig beschleunigen konnte. Sie sprang auf die Ladefläche auf, riss dem Schützen seine Armbrust aus den Händen und legte sie an, noch bevor dieser die Situation einschätzen konnte.
"Was soll das denn?", schrie Thorsten entsetzt auf, als er die Wasserspeierin plötzlich auf dem Karren entdeckte, "Du hast versprochen uns nicht anzugreifen, wenn wir die Gören frei lassen!"
"Hast du nicht zugehört? Ich sagte nur solange bis ihr im Pferdekarren seid!
Von 'nicht verfolgen' war nie die Rede!", sie zielte mit der Starkimarm auf die Geiselnehmer und gab freudig bekannt: "Fahrt rechts rann. Ihr seid verhaftet!"

***


Es wurde Tag, Mittag und schließlich auch irgendwann Abend - Sprich:
Feierabend!
Es war ein relative ruhiger Abend und vor allem ein recht dunkler Abend, denn die Wolken vom Tage hatten sich immer noch nicht verzogen, auch wenn inzwischen Nebel den Nieselregen ersetzte. Warmes Licht schien von Zeit zu Zeit aus den Häusern und beleuchtete die Straßen und Gassen ein wenig.
Jedoch gab der Lärm, der aus dem Eimer tönte deutlich mehr Orientierung als die paar Lichtchen am Rande der Straßen.
Ein plötzliches Möbelrücken und -krachen war von draußen zu vernehmen, ebenso wie einige Stimmen, die "Nicht doch!", "Beruhig dich doch!" oder "Lass zumindest die Möbel ganz!" schrieen. Kurz darauf flog ein betrunkener Zwerg krachend durch die Tür auf die Straße gefolgt vom Stampfen eines Wasserspeiers, der extra raus kam um besagtem Zwerg "Und wage es nicht mich noch mal in dem Zustand zu verärgern! Da verstehe ich keinen Spaß mehr!!"
nachzubrüllen und wieder in dem Eimer zu verschwinden.
"War das denn wirklich nötig?", hieß Tyros Sallien wieder am Tisch
willkommen.
"Der Typ hat genervt!", blaffte diese zurück.
"Bitte kein Streit! Ich will heut Spaß haben!", lenkte Nyvania ein, "Sag lieber was jetzt mit deiner Spezialisierung ist, Sally."
"Was soll damit sein?", fragte Tyros dazwischen.
"Nichts was dich anginge!", keifte die Vektorin gleich auf.
"Nun sag schon!", drängte ihre Freundin, "Hast du's dir überlegt?"
"Mehr als einmal.", bemerkte Sallien und, "Aber das ist mein Bier das
du da grade trinkst!"
Verlegen schob ihr Schoßigor das Glas wieder näher zu seiner Herrin und klammerte sich dafür wieder an ihren Schwanz, den er vorhin aus Sicherheitsgründen losgelassen hatte.
Sallien betrachtete ihr Bier ein wenig und erinnerte sich kurz an den Fall vom frühen Morgen, als sie meinte: "Ich glaub ich hab mich ganz gut entschieden als Vektor zu fungieren - auch wenn mir der Feldwebel demnächst sicher eine Standpauke über Alleingänge halten wird."
"Na darauf muss doch angestoßen werden!", freute sich Nyvania für ihre Freundin.
"Ein Hoch auf die richtigen Entscheidungen!!", schrie Tyros dazu. "PROST!!", stießen die Drei an und tranken den Rest ihrer Krüge in einem Zug aus.
Zufrieden und besinnt sah Sallien auf den Boden ihres Kruges und prostete sich noch mal leise zu.
Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Tussnelda von Grantick

09.11.2005 06:58

Hi,

gut gefallen haben mir Deine inneren Zwiegespräche, ich hatte einen schönen Einstieg in den schizophrenen Char. Allerdings muss ich sagen, ich war sehr überrascht, als ich merkte, dass Du einen Wasserspeier "spielst". Cholerisch und bei Verfolgungsjagden schneller als irgendein Kollege - Ich persönlich stelle mir diese Spezies anders vor.

Sehr gut gefiel mir die Bankenszene, die war sehr dicht beschrieben und ab diesem Zeitpunkt wirkte auch das Folgende viel flüssiger.

Der Ablauf Deiner Geschichte war gut gewählt: Du hast erst das Problem Deiner Figur gezeigt und sie dann mit eben jenem Problem besonders verzwickt konfrontiert. Unter inneren Zwiespälten hat sich die Figur gestellt und eine Entwicklung durchgemacht.
Nur den Rückschritt in die Agressivität direkt im anschluss, den hätte ich vielleicht in eine andere geschichte gelegt.

Von Cim Bürstenkinn

09.11.2005 07:24

Tussnelda beschreibt recht hübsch die Problematik eines "besonderen" Charakters der noch dazu selten in Missionen vorkommt.
Sallien musst Du Dir so vorstellen, wie die Gargyle in der Zeichentrickserie "Gargoyles". Mit mannshochen Flügeln, und relativ sportlich.
Eine gewisse Ungeschicklichkeit im Umgang mit Waffen kommt noch extra dazu ;)

Mir hat die Mission als AS sehr gut gefallen, aber auf Deinen Charakter hättest Du mehr eingehen können.

lg, Cim.

Von Ruppert von Himmelfleck

09.11.2005 11:23

Ja, auch ich hatte so meine Probleme mit Wasserspeiern, die fix und sportlich sind. Andererseits ist ja Sallien ja auch kein Wasserspeier (also keine urbane Trollspezies), sondern ein durch Zauberei belebtes Steinwesen. Das macht es wieder stimmig. Hätte ich mich da nur vorher informiert ...

Was mir weniger gefallen hat ist das schnelle Eingehen der Verbrecher auf den Fluchtkarren. Das fand ich nicht so richtig nachvollziehbar, denn sie mussten ja mit einer Falle rechnen.

Aber spannend ist der Charakter mit den zwei Stimmen und der Reizbarkeit. Das hat Spass gemacht ;)

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