Wo bitte geht's zum Kaffeeklatsch?

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von Gefreite Saiyana ibn Abyadh (DOG)
Online seit 30. 09. 2005
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Dein Auftrag diese äußerst merkwürdige Gestalt zu beobachten ging gründlich in die Hose! Jetzt schau selbst, wie du hier wieder rauskommst!

Dafür vergebene Note: 11

So, bevor die Single losgeht, muss ich mich noch bedanken. Und zwar erstens beim Spiegel, der mit einer Meldung mein Interesse geweckt hatte ("Oma schlägt Einbrecher mit Gartenzwerg K.O.") und bei meiner Arbeitskollegin Ruth, die ich zwar erst 3 Wochen kenne, aber die prädestiniert für die ihr hier zugedachte Rolle ist. Ach ja, und nicht zu vergessen: Bei Ophelia Ziegenberger, die mir eine sehr ausführliche Email schrieb, auch wenn ich sie ganz kurzfristig um Hilfe gebeten habe. Danke!

Auszug aus Murphys Gesetzen:

1.) Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen.
2.) Das, was Du suchst, findest Du immer an dem Platz, an dem Du zuletzt nachschaust.
3. Jeder hat ein System, reich zu werden, das nicht funktioniert.


Der heiße Wüstensand erstreckte sich, soweit das Auge blicken konnte. Überall eintöniges, weißliches Gelb, dass nur durch eine Reihe kleiner Fussspuren unterbrochen wurde. Saiyana ibn Abyadh schleppte sich durch die flirrende Hitze, immer nur ein Bild vor den Augen: Ihre kleine Schwester Siri, die von einem fremden Reiter entführt worden war. Der Schrei der verzweifelten Gnomin klang noch immer in ihren Ohren: SAIYAAAAA! Auch wenn sie dafür ans Ende der Welt gehen musste, Saiyana schwor sich, ihre Schwester und ihren Vater zu finden. Koste es was es wolle..

Saiyana ibn Abyadh wachte schweißgebadetet aus ihrem inzwischen zur Gewohnheit gewordenen Alptraum auf. Seit der Entführung ihres Vaters und ihrer Schwester hatte sie keine Nacht mehr vernünftig durchgeschlafen. Schön langsam entwickelte sich die ganze Sache zu einer Gefährdung für ihren Seelenfrieden. Müde streckte die Gnomin den Kopf aus ihrem geräumigen Zelt und ließ den Blick durch das riesige, kalte Zimmer schweifen. Harry, ihr Mitbewohner, der sich immer rührend darum gekümmert hatte, dass der Ofen über Nacht weiterheizte, hatte sich zu FROG abordnen lassen und war nur mehr selten in der Puppenstube. Dadurch war es morgens für wüstenverwöhnte Gnominen bitterkalt in der Puppenstube.
Montag morgen... Wer hatte eigentlich entschieden, dass eine Woche mit einem Montag morgen zu beginnen hat? Da kann der Rest der Woche ja nur mehr schlecht verlaufen, dachte die Gnomin bei sich und schloß seufzend den Eingang ihres Zeltes wieder. Minutenlang hörte man sie herumsuchen und fluchen, bis schlußendlich eine kleine, dicke Kleiderkugel das Zelt verließ. Die oberste Kleidungsschicht bestand aus der Wächteruniform, die, um zu passen, an den Nahträndern aufgeschnitten und mit einer Schnürung versehen worden war. Ausserdem hatte sich die Gnomin mehrere dicke Schals um den Kopf geschlungen, sodass nur mehr ihre Augen zu sehen waren.

"So, jetzt ist mir warm. Bist du fertig, Glubschi?"
"Ich komme ja schon... . Wie oft muss ich dich eigentlich noch darauf hinweisen, dass mein Name Glubanus spectare, der Erste ist?", eine Tasche kam aus dem Zelt gehoppelt.
"Is ja schon gut. Auf in einen neuen Arbeitstag!"
"Muss das unbedingt sein?", ein langstieliges Auge blinzelte aus der Tasche und verkroch sich dann gleich wieder.
"DU brauchst ja nicht wach zu sein, wenn wir Besprechung haben."
"Na gut, dann werd ich ausnahmsweise einmal davon absehen, mich über meine schlechte Bezahlung und die unmenschlichen Arbeitsbedingung zu beschweren."
Saiyana verdrehte die Augen.
"Was heißt hier unmenschlich? Du bist schließlich ein Dämon. Und wegen der Bezahlung brauchst du dich gar nicht zu beschweren. Du arbeitest sowieso fast nie und verglichen mit deinem letzten Job kann dieser ja nur eine eindeutige Verbesserung sein."
"Für Gnominen den Vorleser spielen? Also ich hab nicht das Gefühl, dass ich auf der gesellschaftlichen Leiter hinaufgestiegen bin..", murrte der Dämon, bevor er sich wieder endgültig in die Tasche zurückzog.
Saiyana blickte zur Decke der Puppenstube. Was in Oms Namen hatte sie verbrochen, dass ihr ausgerechnet DIESER Dämon zugeteilt worden war? Gut, falls die Wache sie dazu bringen wollte, möglichst schnell morporkianische Schriftstücke lesen zu können, war der Dämon die perfekte Motivation. Allerdings hatte sie inzwischen einige Wächter kennengelernt.. . Es war wohl eher doch für die Wache ein glücklicher Zufall.

Seufzend hängte sich die Gnomin ihre Tasche um und verließ die Puppenstube durch die Gnomenklappe. Die Treppen bereiteten ihr keinerlei Probleme, da sie ein mitdenkender Wächter schon vor Urzeiten mit einer Holzrampe versehen hatte. Es war schon von Vorteil, nicht die erste Gnomin der Abteilung DOG zu sein. Naja, die erste Gnomin war sie schon, verbesserte sich Saiyana in Gedanken, aber Harry hatte in Hinsicht auf das Leben als Gnom in der Boucherie eindeutig die Vorreiterrolle übernommen.
Die montägliche Besprechung hatte noch nicht angefangen, wie Saiyana erleichtert feststellt, als sie das Büro des Abteilungsleiters Robin Picardo betrat. Außer Robin waren sonst nur noch seine Stellvertreterin Dlei Hungligel Mäulel und die Zwergin Goldie Kleinaxt anwesend. Und ein riesiges Bett..

"Guten Morgen allerseits! Wie kommt denn das Bett da herein?"
"Guten Morgen, Saiyana! Das Bett? Gefällts dir? Ich habs hier hereingeschoben, damit mein Büro ein bisschen mehr zum Rest der Boucherie passt.", erwiderte Fähnrich Picardo.
"Äh jaa..", misstrauisch beäugte die Gnomin die große, seltsam aussehende Pflanze, die in der Nähe des Bettes stand. Irgendwie wirkte sie beängstigend. Seit sie das letzte Mal in dem Büro gewesen war, hatte sich einiges verändert. Fast wirkte es so, als wollte Robin hier einziehen.

In dem Moment ging die Tür auf und Lance-Korporal Patrick Nichts kam, mit den Gefreiten Khai el Sali und Timotheus Trobar im Schlepptau, hereingestürmt.
"Tschuldigung Sir.."

Robin seufzte. "Besser spät als nie, wo ist denn der Rest der Truppe?"
Patrick zog einen Notizzettel aus seiner Tasche und las die daraufstehenden Worte ab:
"Neflie lässt sich entschuldigen, er fühlt sich ziemlich krank und bleibt lieber im Bett. Er will Saiyana nicht anstecken. Und Chaleb hat irgendwas von seinem kranken Urgroßvater erzählt, den er ausgerechnet heute besuchen muß."
Robin zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
"Schon wieder? Ich dachte, der wäre erst letzten Monat das zweite Mal in Folge gestorben.."
"Naja, auch egal, dann wird die heutige Besprechung wohl etwas kürzer ausfallen. Ich.."

Der Abteilungsleiter wurde unterbrochen, als die Tür zu seinem Büro aufgerissen wurde.
"Ah, die Damen Krulock und Niemand. Auch schon da?"
"Entschuldigung Sir, wir.."
"Schon gut. Lasst uns einfach anfangen, ok?"
"Kämpfen wir heute wieder für Gerechtigkeit und Gerechtigkeit?", ließ sich Goldies aufgeregte Stimme vernehmen.
"Ja, doch Goldie. Aber jetzt lass mich erst einmal die WICHTIGEN Dinge verkünden.", seufzte Robin, während er innerlich die Augen verdrehte.

Saiyana war inzwischen auf den Schreibtisch des Fähnrichs geklettert und hatte es sich weit weg von dieser seltsamen Pflanze gemütlich gemacht. Sie konnte schwören, dass sie dieses Monstrum eben hungrig angeblickt hatte. Stirnrunzelnd betrachtete die Gnomin die fleischigen Blätter, zwischen denen hin und wieder eine rote Zunge und scharfee Zähne hervorzublitzen schienen..

"Saiyana? Hörst du mir überhaupt zu?", Robins Stimme schreckte die Gnomin aus ihren Überlegungen auf.
"Äh, ja Sir?"
"Beschattung eines Verdächtigen, der in den letzten Tagen in so gut wie allen Gilden ein und ausgeht.."
"Danke, Glubschi!",
flüsterte die Gnomin, setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, das leider unter den diversen Schalschichten verschwand, und erklärte, an ihren Abteilungsleiter gewandt: "Ich soll jemand beschatten, der bei den diversen Gilden ein und ausgeht."
Naja, zumindest einer von euch beiden passt auf..", erwiderte Robin, während er scharf Saiyanas Tasche anblickte.
"Also, noch mal zum mitschreiben: Ein gewisser Jark Schönberg ist in den letzten Tagen bei so ziemlich jedem Gildengebäude der Stadt gesichtet worden. Er war sowohl bei der Alchemistengilde, als auch bei den Klempnern, den Dieben, den Lehrern, den Assassinen und sogar in der Unsichtbaren Universität. Und in einigen anderen auch noch, aber die will ich jetzt nicht alle aufzählen. Fakt ist, dass uns keine der Gilden verraten will, was Herr Schönberg bei ihnen wollte. Da kommst du ins Spiel: Wir wissen, wo der gute Mann wohnt und du wirst herausfinden, was er bei den diversen Gilden wollte. Soweit verstanden?"
Saiyana nickte heftig und meinte im Brustton der Überzeugung: "Ja, Sir!"
"Gut. Dlei Hunglige Mäulel muss ebenfalls in deine Richtung und wird dich mitnehmen. Ich möchte schließlich sichergehen, dass du auch dort ankommst.", der Abteilungsleiter grinste, während Saiyana tiefer in ihren Kleidungsschichten versank. Was konnte sie denn dafür, dass sich die Richtungsangaben tagtäglich änderten und sie immer wieder am falschen Ort landete? Saiyana vermutete dahinter ja noch immer eine Verschwörung. Sicherlich ging sie in die richtige Richtung und die Orte tauschten einfach die Plätze, um sie zu ärgern.
Grummelnd lauschte die Gnomin dem Rest der etwas kürzer gehaltenen Besprechung.
Goldie durfte sich heute über die neugegründete Sachmittelbeschaffungsgilde informieren (und dabei "Gerechtigkeit und Gerechtigkeit!" verbreiten), die ziemlich nach einer leicht modifizierten Form der Diebesgilde klang, Patrick sollte verdeckt wegen einiger Ungereimtheiten in der Narrengilde ermitteln (was den Husky anscheinend nicht wirklich freute) und dabei gleich Biene Niemand einschulen, Timotheus machte das, was ein Moloss so machte (auch wenn Saiyana nicht genau wusste, was das war) und Breda sollte ihre Kontakte zur Assassinengilde pflegen.

"So, ich glaube, das wars dann soweit. Wisst ihr alle, was ihr zu tun habt?"
Alle DOGs nickten.
"Gut, dann auf in den neuen Arbeitstag!", Fähnrich Picardo erhob sich. Die Abteilungsmitglieder verließen nacheinander den Raum, bis nur mehr Saiyana, Dlei und Robin übrig waren. Die Gildenexpertin hob die Gnomin auf ihre Schulter und schickte sich an, den Raum zu verlassen, als Saiyana etwas ins Auge stach.
"Ähm, Sir?", setzte sie an, wodurch Dlei stehenblieb.
"Gibt es noch Frage?"
"Nein, Sir. Eher eine Feststellung.. . Sie sollten ihre Bettwäsche wechseln.", die Observationsexpertin wies auf einen gelblich-braunen Fleck, der dort zu sehen war, wo Robin gerade noch gesessen war.
"Äh, also das ist nicht das, wonach es aussieht..", der Abteilungsleiter lief rot an.
"Sicherlich, Sir.", erwiderte die Gnomin, während Dlei zu grinsen anfing.
"Nein, wirklich. Das ist nur Erdnussbutter.."
"Auf alle Fälle, Söl!", sagte Dlei, um ihren Chef aus der peinlichen Situation zu retten.
"Warum hab ich bloß das Gefühl, dass ihr mir nicht glaubt? Jetzt aber raus hier!", erklärte Robin streng und komplimentierte seine Mitarbeiter zur offenen Bürotür hinaus. Dann betrachtete er den Fleck genauer. Er hätte sich wohl gestern Abend doch keinen kleinen Snack mehr genehmigen sollen.

"Wil sollten ihm ein Fleckenmittel schenken!", kicherte Dlei, nachdem die beiden Wächterinnen etwas Sicherheitsabstand zwischen sich und den Abteilungsleiter gebracht hatten.
"Meinst du, er bekommt damit auch "Erdnussbutterflecken" heraus?", erwiderte Saiyana grinsend.
"Sichelich. Ich kenne da ein altes Geheimlezept. Du blauchst dafül nul eine Schele.", Dlei prustete los, während die Gnomin auf ihrer Schulter sich vor Lachen kaum mehr halten konnte.
"Komm, lass uns lieber gehen, bevor ich noch vor Lachen platze. Wie war die Adresse, zu der wir müssen?"
"Dlachenstlasse dleiundleißig."
Saiyana überlegte kurz und versuchte das gehörte zu übersetzen. Ihre Kollegin hatte einen starken, ausländischen Akzent, der es ihr nicht gerade leicht machte, sie zu verstehen.
zweiunddreißig!", erscholl es aus ihrer Tasche.
"Ah! Dann machen wir uns am besten mal auf den Weg.", erklärte Saiyana.
Dlei nickte und begann, loszumarschieren. Bereit nach wenigen Schritten verfiel sie in den normalen Wächter-Schlendergang, der am zeit- und kräftesparendsten war.
"Wie gefällt es dil eigentlich bei uns?", fragte die Gildenexpertin schließlich ihre kleine Begleiterin, um das Schweigen zu brechen.
"Och, eigentlich nicht so schlecht.", erwiderte Saiyana und rutschte auf Dleis Schulter in eine angenehmere Position.
"Mir geht der heiße Wüstensand schon ab und wettertechnisch hat Ankh Morpork nicht wirklich etwas zu bieten, aber die Leute hier sind meistens.. na ja, manchmal nett."
"Ich meinte eigentlich die DOGs..."
"Ach soo.", Saiyana errötete unter der dicken Schalschicht.
"Naja, Robin finde ich hin und wieder etwas seltsam, aber den Rest der Abteilung mag ich ganz gerne.", die Gnomin zuckte mit den Schultern.
"Walum seltsam?", fragte Dlei stirnrunzelnd.
"Ach ja, weißt du.. ich .. Was ist das dort drüben?", Saiyana deutete auf einen kleinen Menschenauflauf, der sich bei einer Häuserwand gebildet hatte und war froh, von dem Thema abgelenkt zu haben. Alles musste ihre Kollegin ja auch nicht wissen [1].
"Wo?", Dlei blickte in die angegebene Richtung und überlegte dann kurz.
"Sie scheinen ilgendwas intlessantes zu betlachten. Vielleicht sollten will uns das aus del Nähe ansehen.", die Gildenexpertin bewegte sich langsam auf den Menschenauflauf zu.
"Entschuldigung, Stadtwache Ankh Molpok, lassen sie mich dulch!", mit der ihr angeborenen, charismatischen Art und ein paar gezielten Ellbogenremplern in die richtigen Seiten gelang es Dlei, sich bis ganz vorne durch die Menschenmenge zu arbeiten.
"Ach herjeeehh!", entfuhr es Saiyana, als sie den Grund des Aufruhrs erblickte. Die Leute starrten ein Werbeplakat der Stadtwache an, dass von einem begabten Zeichner verunstaltet worden war und amüsierten sich darüber könglich.
Dlei Hungligel Mäulel lief rot an.
"WEL WAL DAS?", fauchte die Gildenexpertin, ging raschen Schrittes zu dem Plakat und riß es von der Wand.
"Die ehlenwelte Stadtwache so zu beleidigen. Del, del das gemacht hat, sollte sich schämen!", wütend rollte Dlei das Plakat zusammen und steckte es in ihre Uniform, während die Menschen um sie herum versuchten, sich möglichst unauffällig zu zerstreuen, um der wütenden Wächterin aus dem Weg zu gehen. Irgendwie hatte diese nämlich gerade eine unglaubliche Ähnlichkeit mit einem feuerspeienden, achatenen Drachen.
"Lass und weitergehen, Dlei. Den Schuldigen finden wir hier sowieso nicht.", versuchte Saiyana ihre Kollegin zu beruhigen.
"Hast du gesehen, was diesel Schmielenfink da dlauf gezeichnet hat?"
"Die Wächterkarrikatur? Ja, die habe ich gesehen.", Saiyana unterdrückte ein Grinsen. Sie war zwar Wächterin, aber die Zeichnung war einfach zu lustig gewesen. Von Zeit zu Zeit war die Gnomin wirklich froh darüber, dass ihr Gesicht hinter großen Schalbergen verborgen blieb.
"Das ist nicht lustig! Ich höle genau, dass du glinst!"
"Nimms nicht so schwer Dlei. Du musst zugeben, dass unser Herr Kommandeur sehr.. interessant dargestellt wurde."
"Intelessant?", die stellvertretende Abteilungsleiterin zog das Plakat nochmals aus ihrer Uniform, entrollte es und hielt es Saiyana vor die Nase.
"Naja, guuut, so große Zähne hat er nicht. Und ich glaube kaum, dass er Hauptmann Rince in den Hals beißen würde. Und jaaa, die großen Flügel dürften auch übertrieben sein.. Aber es ist künstlerisch wertvoll, oder so."
"Dann möchtest du es also dem Helln Kommanndeul übelleichen?", fragte Dlei entrüstet.
"Ähm nein, ich denke, das machst lieber du. Erstens bist du hier die Vorgesetzte und ich glaube, das Plakat würde auch gar nicht in meine Tasche passen. Nicht wahr Glubschi?"
Ein Stielauge fuhr aus der Tasche und warf einen Blick auf das Stück Papier. Augenblicke später hörte man ein herzhaftes Prusten aus der Tasche der Gnomin.
Dlei zog beleidigt eine Schnute.
"Ich finde das gal nicht witzig!", erklärte sie und steckte das zusammengerollte Plakat wieder in ihre Uniform.
"Lass uns am besten weiter gehen, sonst wird das mit dem Observieren heute nichts mehr.", murmelte Saiyana und zog sich tiefer in ihre Kleidungsschichten zurück.
"Gut, abel nul, wenn du nicht mehl kichelst!", grummelnd machte sich Dlei wieder auf den Weg. Sie hatte gedacht, die Gnomin würde etwas von "Anstand und Ehle" verstehen, aber scheinbar hatte sie sich da geirrt.
Schweigend ging die Wächterin weiter durch die Strassen der Stadt, während auch Saiyana ihren Gedanken nachhing. Sie musste endlich herausfinden, was mit ihrem Vater und ihrer Schwester passiert war. Ihr einziger Hinweis war Ankh Morpork und noch war ihre Suche nicht von Erfolg gekrönt gewesen..

"Wil sind da.", erklärte Dlei schließlich nach einer Weile.
"Was? Äh ja, danke..", Saiyana kletterte auf die ihr angebotene Hand und wurde dann auf dem Boden abgesetzt.
"Du weißt noch, wo du hin musst? Dlachenstlasse dleiundleißig.", schärfte die stellvertretende Abteilungsleiterin der Gefreiten nochmals ein.
"Ja, weiß ich!", erwiderte Saiyana, nur mit einem Ohr hinhörend. Glubschi wusste sowieso, wo sie hinmussten.
"Gut, dann welde ich dich jetzt alleinlassen. Ich muss weitel zul Diebesgilde. Dolt gibt es wiedel einmal Plobleme."
"Dann bis später. Schaust du auf dem Rückweg kurz noch mal vorbei? Falls ich bis dahin alles Wichtige herausgefunden habe, könntest du mich doch wieder mitnehmen.", Saiyana blickte ihre Vorgesetzte bettelnd an. Alles war besser, als zu Fuß durch die halbe Stadt zu laufen.
"Na gut, ich welde sehen, was ich machen kann. Bis spätel.", die Gildenexpertin entfernte sich schnellen Schrittes von der Gnomin, die erst einmal verloren durch die Gegend blinzelte.
Schließlich entdeckte Saiyana eine Hausnummer, die an einem Briefkasten montiert war.

"Hm, dreiundreißig. Da bin ich falsch.", suchend blickte die Observationsexpertin die Strasse hinaus und hinunter, bis sie Haus Nummer 32 sah.
"Ha, diesmal bin ich sicher richtig!", murmelte sie gedankenversunken, während sie sich in Richtung des Hauses aufmachte.

Das Haus Nummer 32 in der Drachenstrasse entsprach so ziemlich dem, was man sich unter einem kleinen, schmucken Häuschen am Rande der Stadt vorstellte. Der Umstand, dass es von hier aus nicht weit in die Schatten war, beeindruckte den Besitzer scheinbar herzlich wenig. Im Vorgarten des Häuschens mit den blütenweißen Vorhängen, die sich sanft im vormittäglichen Wind Ankh Morporks regten, hatte jemand seiner Sammelleidenschaft gefrönt und eine Kompanie von Gartenzwergen aufgestellt.
Saiyana betrachtete die Gesellen skeptisch und schüttelte sich dann innerlich. Wie konnte man bloß so hässliche und kitschige Figuren aufstellen? Die Wächterin ging zweifelnd über den gepflegten Rasen. Eine der Figuren hatte es ihr besonders angetan. Sie stand ungefähr auf der Hälfte des Weges zwischen Haus und Strasse und trug eine blaue Jacke. Weiters hatte der Gartenzwerg eine rote Zipfelmütze auf und das pausbackige Gesicht war zu einem unnatürlichen Grinsen verzogen.
"Irgendjemand hat hier wirklich keinen Geschmack! Glubschi, schau dir das mal an..", flüsterte Saiyana, an ihre Tasche gewandt.
Das Stielauge fuhr erneut heraus, warf einen kurzen Blick auf den Gartenzwerg und fuhr dann sofort zurück in die Tasche. Eine beleidigte Stimme erklang: "Na herzlichen Glückwunsch auch, jetzt bin ich blind. Wie kann man nur so etwas Scheußliches in seinen Garten stellen?"
"Meine Meinung, ich..."
Saiyana wurde aufgeschreckt, als sie plötzlich laute Stimmen hörte, die aus dem Haus zu kommen schienen und sich rasch näherten.
Verdammt, sie musste sich verstecken, nur wo? Hektisch blickte sich die Gnomin um und stellte entsetzt fest, dass es in diesem Garten weder Bäume noch Büsche zu geben schien. Nur ein paar gepflegte Blumenbeete unterbrachen die Rasenflächen. Diese waren aber deutlich zu klein, um sich darin zu verstecken. Auch die Strasse schien zu weit entfernt, und zum Verstecken gab es dort auch nichts. Die nächsten Büsche standen erst wieder auf dem Nachbargrundstück und waren, ebenso wie die Strasse, für kurze Füße derzeit unerreichbar. Auch das Haus war zu weit entfernt, um sich dort im Schatten an der Mauer verstecken zu können. Fluchend machte Saiyana von der letzten Möglichkeit Gebrauch, die sich ihr zu bieten schien: Mit einem Messer löste sie blitzschnell die Verschnürung ihrer Wächteruniform, schlüpfte hinaus und wickelte sich ihre Schals turbanartig um ihre Haare. Sekunden später, als die Haustür aufging, hängte sich die Gnomin beim Gartenzwerg ein und setzte ein dümmliches Grinsen auf.

"So, bei dem Wetter können wir uns auch in meinen Vorgarten setzen. Der hintere Teil wird nämlich gerade von meinem Gärtner neu angelegt und er hat mir striktestens verboten, über die frisch gestreuten Rasensamen zu laufen.", eine alte Frau trat aus der Tür. Ihr folgten zwei weitere, nicht gerade jüngere Damen, die jeweils einen Sessel trugen.
"Hach, schön hast du es hier, Silvia.", erklärte eine der Damen, die feuerrot gefärbtes Haar hatte.
"Tja, Ruth, das ist ein Luxus, den ich mir einfach leisten muss. Ich finde, ohne gepflegten Garten ist das Leben nur halb so lebenswert.", die als "Silvia" angesprochene Dame verschwand erneut im Haus und kam kurz darauf mit einem kleinen Tisch und einem weiteren Stuhl heraus.
"Setzt euch doch, ich hole noch kurz Kaffe und Kuchen."
"Für mich bitte Tee!", erwiderte eine der Frauen, die in ein schlichtes Kleid trug.
"Gerne, Anna-Gramma, ich weiß doch, dass du lieber Tee trinkst. Welche Geschmacksrichtung soll er denn haben? Lieber etwas fruchtiges, oder ein starker Schwarztee?"
"Ein Schwarztee wäre mir sehr recht. Mit Milch und Zucker bitte.", Anna-Gramma hatte ihren Sessel zu dem Tischchen gestellt und setzte sich vorsichtig nieder.
"Ist schon so gut wie aufgebrüht!", fröhlich summend begab sich Silvia in die Küche, wo man sie mit Geschirr hantieren hörte.
"Hach, ist es nicht herrlich hier?", die rothaarige Dame ließ sich geräuschvoll in ihrem Sessel plumpsen.

Saiyana hatte Zeit, die beiden Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem sie sich derzeit sowieso nicht von der Stelle rühren konnte. Die Dame namens Anna-Gramma hatte graue Haare, die kunstvoll hochgesteckt waren und trug ein unauffälliges, aber teuer wirkendes Kleid. An ihren Handgelenken klimperten silberne Armreifen, während ihre Haltung ließ darauf schließen, dass sie ein Korsett trug. Die zweite Frau, die feuerrot gefärbte Haare hatte und eine auffällige Brille trug, war in ein Tweedkostüm gekleidet, das etwas abgenützt aussah.
Inzwische war auch Silvia wieder aus dem Haus gekommen. Sie trug ebenfalls ein schlichtes, aber nicht so teuer wirkendes Kleid und balancierte ein Tablett, das scheinbar schwer mit Tee, Kafee, Kuchen und Keksen beladen war. Der Duft, der Saiyana in die Nase stieg, war geradezu köstlich und die Gnomin bereute, nichts gefrühstückt zu haben.
Nachdem sich jeder Tee oder Kaffee eingeschenkt hatte und auch die Gastgeberin Platz genommen hatte, schien das kleine Kaffeekränzchen zu starten.

"Alsooo, Silvia. Erzähl schon, was gibt es neues?", Ruth rückte neugierig ihre Brille zurecht und holte aus ihrer Tasche ein großes wolliges etwas, das sich bei näherer Betrachtung als überdimensionierte Socke herausstellte. Geduldig entwirrte die Frau die Fäden, und nahm dann das metallene Nadelspiel in die Hände. Nach ein paar Sekunden reiflichen Überlegens klapperten die Stricknadeln leise, als die alte Frau den Socken weiterstrickte.
Silvia hatte respektvoll abgewartet, bis Ruth ihre Strickerei wieder unter Kontrolle hatte.
"Naja, viel hat sich nicht getan. Mein Enkel macht mir wieder einmal Sorgen, aber das ist ja nichts neues.."
"Ach, das kenn ich!", fiel ihr die Strickerin ins Wort.
"Also, nicht das mit dem Enkel, meine Enkelin ist ja wirklich wunderbar, aber meine Schwiegertochter! Furchtbar, sag ich euch!"
"Ach wirklich, Ruth? Ist sie das nicht immer?", warf Anna-Gramma mit nachlässigem Lächeln ein.
Ruth nickte und schien in ihrem Element zu sein.
"Weißt du, irgendwie wird es mit ihr immer schlimmer. Sie hält sie für so was Feines und Besseres, dass es fast schon nicht mehr zu ertragen ist."
Silvia lächelte.
"Naja, das wird sich mit dem Alter auch noch geben.."
Leidenschaftlich schüttelte Ruth den Kopf und ihre kurzen, roten Haare flogen nur so herum.
"Es ist einfach schlimm mit ihr. Sie will unbedingt zur feinen Gesellschaft der Stadt gehören und würde dafür nun wirklich alles tun. Dauernd ist sie mit der Organisation irgendwelcher Wohltätigkeitsveranstaltungen beschäftigt.."
"Naja, es gibt wohl schlimmeres. Auch wenn ich überzeugt bin, dass du Recht hast, liebe Ruth. Manche Leute können halt einfach nicht anders, als ihrem Leben dadurch etwas Sinn zu geben. Ich bin ja bloß froh, dass meine Tochter Kathrine da etwas vernünftiger ist. Sie beschäftigt sich die meiste Zeit mit ihrer Schriftstellerei und hat für so einen Schwachsinn meistens zu wenig Zeit.", warf Anna-Gramma nickend ein.

Saiyana fing an, sich zu langweilen. Die Observation eines Verdächtigen hatte sie sich anders vorgestellt. Wenn man mal davon absah, dass sie scheinbar schon wieder im falschen Haus gelandet war, denn keine der drei Damen machte auf sie den Eindruck, Jark zu heißen. Verstohlen gähnte die Gnomin und tat das, was sie laut Wache am besten konnte: Zuhören und dabei nicht einzuschlafen.

"Ich weiß noch immer nicht, was Hubert an ihr findet!", fuhr Ruth fort.
"Das ging sogar so weit, dass er ihren Nachnamen angenommen hat. Ich mein, was ist so schlecht an dem Namen Krugheber? Ist doch ein anständiger Name! Ich heiße schließlich auch Krugheber!"
Anna-Gramma schmunzelte leicht, während Silvia zustimmend nickte.
"Aber am meisten leid tut mir meine Enkelin. Seit sie diesen Job angenommen hat, hat sie mit ihrer Mutter nur mehr Ärger. Was ist denn schon dabei, wenn das Mädchen was bodenständiges arbeitet.."
"Tja, wo du recht hast..", warf Anna-Gramma ein. Ich war am Anfang auch nicht gerade begeistert, als meine kleine Ophelia zur Wache ging. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Sie umgibt sich zwar mit komischen Leuten, aber die meisten scheinen in irgendeiner Art und Weise anständig zu sein."
"Das sage ich Elena ja auch immer wieder. Aber für sie zähle ich ja nichts, weil ich nicht adelig bin! Immerhin ist Irina keine Unlizenzierte oder Närrin geworden.", warf Ruth erbost ein.
"Wie wahr, wie wahr." Erwiderte Anna-Gramma und wechselte geschickt das Thema.
"Wie geht es jetzt eigentlich deinem Enkel, Silvia?"
"Ach..", seufzte die alte Frau.
"Er erfindet noch immer laute sinnlose Sachen. Letztens hat er einen Eiersollbruchstellenverursacher erfunden. Ich hatte nicht das Herz, ihn darauf hinzuweisen, dass so ein Gerät unter dem Namen Eierpeck in Ankh Morpork bereits seit Jahren verkauft wird."
Die beiden anderen Damen nickten.
Anna-Gramma mit ihrem untrüglichen Gespür für traurige Dinge versuchte, erneut das Thema zu wechseln.
"Wer hat dir eigentlich diesen Gartenzwerg geschenkt, Ruth?", die alte Dame deutet in Richtung Saiyanas, die verschreckt versuchte, noch bescheuerter zu grinsen.
"Tut mir leid, Anna-Gramma, ich habe leider meine Brille zerbrochen und noch keinen Ersatz dafür anfertigen lassen. Du weißt ja, ich bin kurzsichtig und den Gartenzwerg dort drüben kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Wie sieht er denn aus?"
"Naja, wenn ich ehrlich sein soll? Scheußlicher als die anderen. Er wirkt irgendwie sehr dicklich, hat einen Turban auf dem Kopf und das dümmlichste Grinsen, das ich je gesehen habe."

Saiyana lief puterrot an, während Silvia lachte.
"Ich liebe deine Offenheit. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dieses Exemplar gekauft zu haben. Vielleicht hat ihn mein kleiner Eugen dort hingestellt, um mich zu überraschen. Er ist ein wirklicher Musterknabe, wenn es um solche Dinge geht."
"Naja, die Überraschung ihm dann gelungen sein.", entgegnete Ruth, die sich gerade mit einer widerspenstigen Masche abmühte.
"Er hat halt ein gutes Herz und will seiner Oma eine Freude machen. Derzeit versucht er ja schon wieder, eine seiner Erfindungen zu verkaufen."
"Ach ja, was ist es denn diesmal?", Anna-Gramma beugte sich interessiert vor.
"Ich weiß nicht so recht.", Silvia zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich hab das Konzept nicht so ganz verstanden. Er wollte..."
In dem Moment war von dem Haus gegenüber lauter Krach zu hören. Saiyana kämpfte gegen den Impuls, sich umzudrehen und nachzusehen, was dort los sei. Dann hätte sie sich endgültig verraten. Wobei das vermutlich auch keine Rolle mehr gespielt hätte, da sie den Auftrag sowieso komplett in den Sand gesetzt hatte.

"Was ist den dort los?", Silvia reckte besorgt den Hals und kniff die Augen zusammen.
"Wohnt auf Nummer dreiundreissig nicht dein Enkel?", fragend blickte Ana-Gramma zu dem Haus hinüber.

Plötzlich erscholl eine laute Stimme, die schrie: "Dieeeeeb! Dieeeeb!"
Eine dunkel gekleidete Gestalt sprang durch ein Fenster nach draußen und hetzte in Richtung Strasse.

Ruth legte ihr Strickzeug beiseite und fragte ruhig: "Silvia? Macht es dir etwas aus, wenn ich deinen Gartenzwerg kurz näher betrachte?"
Silvia schüttelte hilflos den Kopf und versuchte mit zusammengekniffenen Augen, etwas zu erkennen, während Anna-Gramma das Geschehen interessiert verfolgte.
Ruth stand auf und ging auf Saiyana zu. Die Gnomin betrachtete sie aus weit aufgerissenen Augen und wagte nicht, sich zu rühren. Was war hier los?
Inzwischen war die rothaarige Frau bei der Wächterin angekommen, hob sie hoch und wog sie abschätzend in der Hand. Dann holte sie plötzlich Schwung und warf Saiyana in Richtung des flüchtenden Mannes.
"Ahhhhhhhhhh! Stadtwache!!!!!!", schrie die Gnomin verzweifelt, während sie durch die Luft flog.
Ihr Übersetzungsdämon, der bei der ungewohnten Bewegung ein Aug aus der Tasche gestreckt hatte, brüllte gleichzeitig: "Maaaaaammmmiiiii" [2]

Inzwischen war Anna-Gramma zu Ruth herangetreten und fragte stirnrunzelnd: "Seit wann brüllen Gartenzwerge?"
Ruth zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Keine Ahnung, der letzte, mit dem ich einen Einbrecher erlegt hatte, hat keine so seltsamen Geräusche von sich gegeben."

Saiyana sah inzwischen den Kopf des Einbrechers auf sich zurasen. Eigentlich raste sie auf den Kopf zu aber angesichts ihrer derzeitigen Lage fand sie es einfacher, daran zu denken, dass jemand anderes auf sie zuraste, als dass sie durch die Gegend flog. Instinktiv rollte sich die Gnomin zu einer Kugel zusammen und hoffte, sich beim Aufprall nicht sämtliche Knochen zu brechen. Es folgte ein lauter Knall, als der Kopf und die Gnomin zusammenprallten und dann wurde es dunkel um Saiyana.

*Später*

Geräuschfetzen zogen an dem Ohr der Gnomin vorbei.
".. schon wieder .. Glück gehabt.. Verwarnung.."
Vorsichtig versuchte Saiyana ein Auge zu öffnen und schloss es gleich wieder, als sie von hellem Licht geblendet wurde. Leise stöhnte sie.
"Söl? Sie wacht auf!"
"Danke, Dlei, das hätte ich auch so gewusst. Saiyana? Wie geht es dir?"
Zäh schwappten die Sätze durch den schmerzenden Schädel der Gnomin.
"Besch..eiden.., Sir!", vorsichtig versuchte sie erneut, die Augen zu öffnen. Wie sie feststellte, lag sie im Büro des Abteilungsleiters in dessen großen Bett. Neben dem Bett stand diese seltsame Pflanze, die sich gerade mit der Zunge über die Lippen leckte. Saiyana versuchte sich zu bewegen und stellte fest, dass sie von Kopf bis Fuß bandagiert worden war.
"Was?"
"Ach, das ist nicht so schlimm, wie es aussieht.", entgegnete der Abteilungsleiter munter. "Rogi hat wohl etwas übertrieben, aber sie war sich nicht sicher, ob nicht doch irgendwas gebrochen ist. Mit Gnomen hat sie bisher noch nicht so viel Erfahrung sammeln können."
"Äh jaa..", Saiyana versuchte vorsichtig, eine Bandage zu entfernen, ließ den Versuch jedoch gleich wieder, weil ihr jede Bewegung wehtat.
"Sie meint, du hattest Glück. Du dürftest den Sturzflug ziemlich unbeschadet überstanden haben. Wenn es dir wieder besser geht, sollst du bei ihr vorbeikommen. Sie möchte dich genauer unter die Lupe nehmen."
"Was ist eigentlich passiert?", fragend blickte die Gnomin von Robin zu Dlei.
"Du hast es scheinbal geschafft, wiedel am falschen Olt zu landen.", erklärte die Gildenexpertin.
"Wieso? Du hast doch zweiunddreißig gesagt. Drachenstrasse zweiunddreißig."
"Dleiunddleißig."
"Was?"
"Ich sagte, dleiunddleißig."
Saiyana stöhnte.
"Glubschiiiii!"
Ein Stielauge, auf dessen Oberseite ein Pflaster klebte, fuhr aus der Tasche.
"Sieh mich nicht so an. Die Frau nuschelt furchtbar. Und jetzt lass mich meine schweren Wunden auskurieren!", das Auge zog sich wieder zurück.
"Na toll, die falsche Adresse also. Muss ich dort jetzt nochmals hin?", fragend blickte die Gnomin ihren Abteilungsleiter an.
Robin schüttelte den Kopf.
"Nein, den Einbrecher, den du erwischt hast, war bei unserer Zielperson eingebrochen. Nachdem wir die Unterlagen beschlagnahmt haben, wissen wir jetzt, dass Herr Schönberg versucht, Motivationsseminare an die Gilden zu verkaufen. Er ist also harmlos."
"Motiva.. was?"
"Motivationsseminare. Soll heißen, er veranstaltet Gruppenübungen, bei denen sich die Gildenmitglieder näher kennen lernen sollen und so. Frag mich nicht, was es genau bringen soll, er versuchte auf jeden Fall, die Gilden dafür zu interessieren. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, hat allerdings keiner wirklich vor, so etwas zu besuchen."
"Na wunderbar, ich sterbe fast, weil irgendwer Motiv... Moti.. "Ich hab meine Kollegen lieb"-Kurse veranstalten will? Wird die Frau, die mich geworfen hat, zumindest verhaftet?"
"Nein, Ruth Krugheber ist mit einer Verwarnung davongekommen, weil sie zur Aufklärung des Falles beigetragen hat und außerdem gute Beziehungen zur Wache hat. Du kannst übrigens von Glück reden, die Frau hat in ihrer Jugend an Weitwurfveranstaltungen teilgenommen und viele Preise gewonnen. Wer weiß, was dir passiert wäre, wenn du nicht so weich auf dem Dieb gelandet wärst."
"Weich?", Saiyana wollte etwas erwidern, aber Dleis Blick warnte sie. Es gab Zeiten, da hielt man besser den Mund.
"Jetzt raste dich erst einmal aus und dann sehen wir weiter, was wir für deinen Orientierungssinn tun können, Gefreite. Schließlich wäre es schön, wenn du ab und an auch mal die richtigen Leute observierst.", Robin zog eine Augenbraue hoch.
"Ja, Sir.", Saiyana seufzte ergeben und schloß die Augen. Sie hörte, wie sich die Schritte der beiden Menschen entfernten und wie dann mit leisem Klicken die Tür ins Schloß fiel. Plötzlich schlug die Gnomin entsetzt die Augen wieder auf. Sie war jetzt allein mit dieser Pflanze!

ENDE

[1] siehe Single: "Ein Stück aus dem Dollhaus"

[2] Der Autorin ist durchaus bewusst, dass Dämonen keine Mutter im herkömmlichen Sinn haben, doch dürfen sich diese auch nach mütterlicher Fürsorge sehen wenn sie sich in akuter Lebensgefahr befinden

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

01.11.2005 21:41

Lob: Die Geschichte, aus Sicht der ahnungslosen Gnomin, hatte etwas erfrischend Leichtes an sich. Deine Hauptfigur vermittelte einen unbeschwerten Eindruck, der vor allem durch ihre Unaufmerksamkeit entstand. So, wie sie sich auf den Rat ihres Helferleins verließ, verließ der Leser sich darauf, dass er schon noch erfahren würde, was wichtig wäre - egal über welche Umwege. Dann verfiel selbst Saiyanna in den Status des unbeweglichen Beobachters der Szenerie, was zu einer unmittelbaren Identifizierung des Lesers mit ihr führte (jedenfalls fühlte es sich für mich so an *g*). Das wurde dadurch unterstrichen, dass man über ebenso viele, bzw. ebenso wenige, Informationen wie sie verfügte und sich den Rest nach und nach zusammenreimen konnte. Besonders schön war natürlich der Humor, der in dem Gespräch der alten Damen zum Ausdruck kam.

Kritik: Leider war in der Single nicht viel vom Einsatz der Abteilung und einer Zusammenarbeit des Kollegiums zu bemerken, was jedoch grundlegende Anforderung an eine Pokalsingle ist. Davon einmal abgesehen, empfand ich den einleitenden Auszug aus Murphys Gesetz als überflüssig.

Von Irina Lanfear

02.11.2005 19:50

;-)

Ok, ich gebs zu, ich hab mir mit der Pokey schwer getan.. ich tu mir eigentlich grundsätzlich mit Saiyana schwerer als mit Rina. Da ist die Identifizierung einfach nicht so gegeben. Aber ich werd wohl weiterüben, irgendwann wirds schon noch klappen und das ganze etwas flüssiger werden ;-)

Danke für die Kritik Ophelia, ich werd sie mir zu Herzen nehmen.

Viele liebe Grüße
Rina/Saiyana

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