Bisher hat keiner bewertet.
Es ist eine Kurzgeschichte. Es geht um Fragmente, um Momente, um Emotionen und Details.
Dafür vergebene Note: 12
Wie ich so auf das Glas in meinen Händen starre, muß ich unweigerlich wieder an die merkwürigen Geschehnisse der letzten Tage denken. Langsam drehe ich das Glas mit dem schalen letzten Schluck Bier in der Hand und beobachte gedankenverunken die Refraktionen des Lichtes im Glas. Die Spannung hätte eigentlich von mir weichen sollen, aber aus irgendeinem mir selbst nicht klaren Grund habe ich das Gefühl, daß das, was sich gestern in dem altem Haus ereignet hat noch einmal von Bedeutung sein wird!
So sehr ich mir immer einen echten Fall oder einen echten Bösewicht gewünscht hatte, den zu Jagen und zur Strecke zu bringen mir Ruhm und Berühmtheit einbringen würde, habe ich jetzt das Gefühl, genau an diesem Punkt angekommen zu sein, aber nichts zu finden, um es auch beweisen oder erklären zu können. Und noch etwas. So etwas wie Angst oder Sorge vor dem was ich finden würde steigt in mir auf.
Langsam und lustlos drehe ich mein Glas weiter. Teufel zieht noch einmal an seinem Strohhalm, der von meinem Glas bis zur Schulter reicht, auf der das Eichhörnchen meistens sitzt. Mit einem schlurfenden Geräusch verabschiedet sich nun auch der letzte Schluck des trüben Bieren und findet seinen Weg durch den Strohhalm in den Magen des gierigen schwarzen Nagetieres.
Langsam aber stetig arbeitet sich Etwas aus dem schon längst verdrängten Unterbewußtsein in meine Gedanken. Ich nahm nocheinmal die Karte aus der Tasche und betrachtete sie im Licht der flackernden Kerzen. Es war das Einzige außergewöhnliche am Mord dieses fremdländischen Kapitäns. Die Karte und die beiden roten Rosen neben der bereits erstarrten kalten Leiche. Aussergewöhnlich war die Tat an sich, aber diese Dinge und der kleine Zettel machten aus ihr etwas, womit ich immer noch zu kämpfen habe.
'Eine Karte kann man das ja eigentlich kaum nennen' schießt es mir durch den Kopf. Das was ich unter seinem Kopfkissen gefunden habe, war kaum mehr als ein alter vergilbter Fetzen Papier. Früher hatten wir im Stollen meiner Eltern auch solche Skizzen, um uns nicht zu verlaufen. Die kaum mehr erkennbaren Linien markierten die Stollen und Tunnel und das große X an der linken Seite das Gesäuse.
Vorsichtshalber werfe ich noch einen Blick über die Schulter, aber alle anderen Gäste des Eimers scheinen in ihre Gläser und Gesprächspartner vertieft zu sein.
Es ist die Karte, die ich gestern Abend unter dem Kopfkissen des toten Kapitäns gefunden hatte. Die Ränder sind dreckig und eingerissen und der Zustand des Blattes zufolge, ist sie schon oft auseinandergefaltet und betrachtet worden. Ich ertappe mich dabei, wie auch ich versuche in den Mustern und Linien einen Sinn zu erkennen. Aber warum denn nicht? Es muß ein Sinn dahinterstecken. Ist dieser Sinn nicht der ganze Zweck dieser Karte. Ja der Ganze Zweck dieses grausamen und offensichtlich sinnlosen Mordes?
In letzter Zeit beschäftigen immer mehr seltsame Ereignisse unsere Abteilung. An sich nichts Schlechtes. Endlich kann ich mich wieder auf Verbrecherjagd begeben. Aber denoch. Irgendetwas Merkwürdiges kann ich der ganzen Sache nicht absprechen. Ich hätte dieser Karte auch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber ohne mich konkret daran erinnern zu können, bin ich mir aber trotzdem sicher, daß Zeichen auf der Rückseite des zusammengefalteten Blatten schon einmal gesehen zu haben. Wo kann ich nun wahrlich nicht mehr sagen, aber es muß mit unserer Abteilung zu tun gehabt haben.
Dieses dunkle schäbige Zimmer will mir nicht aus dem Kopf gehen. Fast habe ich das Gefühl, alles in Gedanken nocheinmal zu erleben. Die schwüle, fast feuchte Luft und der süssliche Geruch der mir entgegenschlug als ich langsam die Tür des Zimmers öffnete. Ein Straßenjunge hatte mir zuvor den Weg in diese billige Absteige beschrieben. Das Haus in dem die angebliche Näherin mit ihrem Fang verschwunden war, hatte sich als billige und marode Absteige herausgestellt. Sie klebte wie ein Schwalbennest an einem der anstehenden Häuser und neigte sich bedrochlich in Richtung der Straße.
Niedergeschlagen winke ich dem Wirt. Jetzt brauche ich noch ein Bier! Amüsiert geht mir der Zufall durch den Kopf, der mich überhaupt an diesen Ort geführt hatte.
Meinen eigentlichen Fall, durch den ich überhaupt auf die Spur des toten Kapitäns gekommen war, mußte ich an Robin selber abgeben. Er meint, daß wäre eine gute Gelegenheit um die neuen Welpen ins Geschäft einzuführen. Und die Untersuchung dieses Falles bleibt mal wieder an mir hängen. Und mit ihm alle Zweifel und die Unsicherheit, die nun auf mir lasten. Ein kurzer Moment und ein kleiner Zettel. Langsam krame ich in meiner Tasche, um nun auch den kleinen Zettel hervorzukramen, der viel bedeutungsvoller ist, als alles andere. Wie ich den einen Satz lese, der darauf geschrieben steht, ist mir als würde ein Welt über mir zusammenbrechen. Was soll ich nur machen?
Ich schaue mich noch einmal im Eimer um. Plötzlich kommt mir jede der hier anwesenden Personen verdächtig vor. Der Schein der Fackeln malt Schatten und Schemen der Trinkenden an die Wände und geben der Phantasie Anlaß hinter jedem dieser verzerrten Schatten einen gewissenlosen und berechnenden Mörder zu erkennen. Zwei mal schon habe ich intuitiv nach meiner Waffe gegriffen, als einer der Trunkenbolde sich verdächtig meinem Tisch näherte. Aber trotz allem, bin ich mir nicht sicher ob ich mich im Wachhaus sicherer fühlen würde als hier. Ich zweifle sogar daran, ob es in der ganzen Stadt einen Platz gibt, an dem ich mich derzeit entspannen könnte.
Und während ich mir einzureden versuche, daß ich mir alles nur einbildete, schweift mein Geist langsam wieder ab zu den Momenten, in denen ich die Leiche des Kapitäns fand.
Seine Augen!! Mir gehen aus irgendeinem Grund seine Augen nicht mehr aus dem Kopf. Sie sahen mich an, wie ich vorsichtig den Raum betrat. Anfangs war ich noch zu sehr damit beschäftigt gewesen, das Zimmer nach Gefahren oder Ähnlichen abzusuchen, aber dann fiel mein Blick wieder auf den toten Körper des Mannes, der da vor mir auf dem Bett ausgestreckt lag. Seine Arme hingen schlaff von der Kante des Lagers in Richtung des Fußbodens, geradeso als ob sein Körper dahinfließen wollte. Ich habe zwar bereits einige Tote gesehen, aber keiner von ihnen war mir so nahe fast schon persönlich nahe gekommen. Nie hat mich einer von ihnen so sehr angestarrt. Fast hatte ich den Eindruck er läge absichtlich so. Grad so als hätte er nur darauf gewartet, daß ich die alte, morsche und quietschende Tür öffne. Er starrte mich an.
Auch jetzt noch, wie ich gedankenversunken in mein Bierglas schaue, habe ich das Gefühl, daß seine Augen mich anstarren. Sie sehen mich durch den Schleier meiner Gedanken an. Stumm, ausdruckslos und unheimlich.
Ich versuche mir einzureden, daß es wohl an dem Haus liegen könnte. Es war bereits seit längern baufällig und diente einigen alten und kaum mehr erfolgreichen Näherinen und ihren seltenen Freiern als Liebesnest. Zu dem Zeitpunkt an dem ich langsam und leise über seine alten und morschen Holzdielen ging, schien es völlig ausgestorben. Ein unangenehmer, leicht süßlicher und strenger Geruch lag in der Luft. Ich hatte nur vage Vermutungen, woraus dieser sich zusammensetzen könnte. Obwohl die Scheiben einiger der alten Fenster schon seit längerem zerbrochen schienen ging in den leeren Fluren kein Luftzug und die schweren ehemals samtig roten Vorhänge hingen leblos und schwer gen Boden.
Ich muß mir schon eingestehen, daß mich so etwas wie Angst oder zumindest ein Gefühl des Unwohlseins befallen hatte, als ich langsam durch dieses alte verlassene Haus schritt. Vorsichtig und hinter jede Tür spähend, nach Feinden oder Verbechern ausschauhalten und jedes mal aufs Neue erleichert ein Zimmer nach dem anderen leer vorzufinden.
Ich kann jetzt nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, welche Schrecken oder finsteren Gestalten ich in dem alten Haus zu finden gefürchtet hatte. Ich hatte wie ich schon im Flur geschlichen war kurz überlegt, ob ich die anderen DOGs zur Verstärkung holen sollte, aber dies dann schnell wieder verworfen. Der Fähnrich hätte mir sowieso nicht geglaubt und sich nur über mich lustig gemacht. Ich beschloß mich alleine allen Unheil und Gefahren zu stellen die in diesem verlassenen Etablissement meiner warteten. Noch ahnte ich nichts von dem, was mich später in meinem Inneren zerreissen würde.
Sicherlich war ich gereizt und angespannt. Anders kann ich mir es auch kaum erklären, daß ich mir ständig Schemen und Bewegungen in den Schatten und dunklen Ecken einbildete. Immer wieder fuhr ich erschrocken um die eigene Achse und starrte sekundenlang in die Schwärze, wo ich mir soeben noch bedrohliche Monster eingebildet hatte. Hätte ich eine Armbrust dabeigehabt, hätte ich sicher auf alles und jedes Geräusch hin geschossen, da bin ich mir jetzt sicher. Und bis ich vor der Tür stand, hinter der ich wenige Sekunden später denjenigen – wenn auch tot – fand, dem ich auf der Spur war, vergingen einige lange und angespannte Minuten, die ich das mehrstöckige alte Haus untersuchte.
Ja - das Haus! Vielleicht war es die Anspannung des Alleinseins mit mir und den Schrecken, die sich meine Phantasie bei jedem leisen Knirschen des alten Gebälk oder bei jedem leischen Knistern einer kleinen Maus ausdachte. Vielleicht ist es ja tatsächlich das Haus, was die Erinnerungen um den Toten so mystisch und rätselhaft umspinnt.
Aber trotz der bedrückenden Atmosphäre, welche dieses alte Gebäude umgibt, war ich mir sicher, daß mehr dahinter steckte, als meine überreizte Phantasie. Ich wußte es mit einer absoluten Sicherheit, wobei mir nicht im geringsten klar war, woher diese Überzeugung überhaupt rührte. Es steckte mehr dahinter, als nur der banale Mord einer Hure an ihrem Freier!
Der Zettel hatte es später aufgedeckt. Und noch mehr als das. Er macht den Tod des alten Seemannes sinnlos. Gewalt sollte meiner Meinung immer einen bestimmten Zweck dienen. Obwohl auch hier der Sinn klar erkennbar war, jagte mir allein der Gedanke an die Bedenkenlosigkeit dieses Verbrechens einen Schauer über den Rücken. Es macht ihn Spaß zu töten und er will es wieder tun. Das Einzige, was ihm dabei fehlt, ist irrsinnigerweise die Rechtfertigung. Der Grund! Deshalb der Zettel!
Es schien mir zu perfekt! Nicht perfekt im eigentlichen Sinn, aber ich bemerke, daß mir die Worte fehlen, dieses spezielle Gefühl des Zweifels an der Szenerie, welcher ich nach dem Öffnen der Tür gewahr wurde, zu beschreiben. Es schien auf eine seltsame Art und Weise gestellt und künstlich. Vielleicht ist es genau das - dieser bizarre und beinahe skurille Kontrast zwischen dem geschmückten und beleucheten Zimmer und der bereits im Tode erstarrten Leiche auf dem Bett -, was mich ständig über jede Einzelheit dieses Abends nachdenken läßt. Ich kann es nicht lassen, diese wenigen Minuten immer und immer wieder vor meinem inneren Auge anlaufen zu lassen und nach einem Fehler oder einem Hinweis zu suchen, den er vielleicht übersehen hat.
Die Kerzen! Mir kommen als erstes die Kerzen in den Sinn. Ich sah sie bereits wie ich die letzten Stufen der knarrenden Treppe hinauf ins obere Stockwerk hinaufstieg. Hatte ich bisher in dem verlassenen Haus nach einer Spur oder einem Anzeichen von Leben gesucht, wußte ich bei dem Anblick des flackernden Kerzenscheins sofort, daß ich dem oder das, was ich suchte nahe war. Ihr Schein schien mich förmlich anzuziehen, obwohl mir inzwischen vor innerlicher Anspannung fast die Knie zitterten und ich ahnte, daß mich hinter dieser Tür nichts Gutes erwartete. Während der Rest des Flures und die anderen Räume nur von dem spärlichen Licht des frühen Abends und der Laterne auf der anderen Straßenseite erhellt waren, wirkte das Licht, welches sich aus dem Raum hinter der angelehnten Tür vor mir in den Flur ergoß, wie ein Leuchtfeuer. Im Kontrast zu dem hellen Schein vor mir erschienen die dunklen Ecken und Schatten links und rechts von mir umso bedrohlicher.
Dies mag auch der Grund dafür sein, warum ich es fast als Erleichterung empfunden hatte, dem hellen Raum - was immer er beherbergen mochte - immer näher zu kommen. Dann schließlich, beim langsamen und vorsichtigen Aufdrücken der Tür schien mich das Licht regelrecht zu blenden. Meine Augen waren noch an die Düsternis des Flures gewöhnt und ich mußte sie fast zusammenkneifen wie mich der helle Schein umfing. Das bemerkenswerteste daran viel mir allerdings nicht sofort auf. Der Raum war voller Kerzen. Drei bis vier von ihnen hätten wahrscheinlich gereicht, das kleine Zimmer ausreichend auszuleuchten, aber es war erfüllt von dem flackernden Licht dutzender Kerzen verschiedenster Größen. Aber wie bereits erwähnt, galt mein erster Blick der Leiche auf dem Bett. Diese immense Zahl an Kerzen sowie die Tatsache, daß diese erst halb heruntergebrannt waren, fiel mir erst später auf, wie ich bereits über die Leiche und die folgenden Umstände grübelte. Das Einzige was mir dort, in diesem kurzen Moment in dem Zimmer auffiel, war dieses Gefühl, daß dies alles hier - die Leiche, die Kerzen und das verlassene alte Haus - fast schon auf mich zu warten schien. Auf mich oder auf sonst wen. Aber es wirkte alles merkwürdig gestellt und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, wie eine kleine Laborratte in eines der Experimente der Magier in der Unsichtbaren Universität geraten zu sein. Vorsichtig sah ich zum Fenster, dessen schwere rote Samtvorhänge nicht ganz zugezogen waren. Draussen erkannte ich allerdings nichts als die Schwärze der Nacht.
Ich stand nun in dem kleinem Zimmer und hielt vor Schrecken und vor Spannung den Atem an. Das Knistern der Kerzendochte und der wehende Wind waren das einzige was meine Ohren zu jenem Zeitpunkt vernahmen. Ich bereute es, alleine hier hinauf gegangen zu sein und wünschte mir zumindest den moralischen Beistand meiner DOG-Kollegen.
Und das war das erste Mal, wie mir die Augen auffielen. Sie waren geöffnet und waren in stumpfen und toten Blick auf mich gerichtet. Ich erschauderte und fühlte die Blicke tief in mein Inneres dringen. In ihnen lag ein Ausdruck tiefen Entsetzens und - wie ich mir einbildete - auch etwas Anklagendes. Sogar Teufel war seit wir in dieses alte Haus eingedrungen waren verdächtig ruhig und still. Ich hatte schon öfters beobachtet, daß er die Nähe von Toten spürte, auch ohne sie zu sehen. Vielleicht konnte er sie riechen - ich hatte mir nie den Kopf darüber zerbrochen. Aber da er schon seit Minuten keinen Ton von sich gegeben hatte, war ich halbwegs gefasst und in dem Glauben, ich wüßte was mich erwarten würde.
Genaugenommen war ich auch auf Alles vorbereitet, was mich erwartete. Ich hatte mir in Gedanken sogar viel grausamere Szenen ausgemalt. Aber andererseits, was kann grausamer sein als diese Augen? Der Rest des Raumes schien zu verschwimmen, je länger ich in sein totes Antlitz starrte. Sein Kopf war leicht abwinkelt und der Bolzen, welcher seinen Hals gegen das Bett genagelt hatte, schaute nur noch wenige Zentimeter hervor. Jede Hilfe für den ehemaligen Kapitän wäre sinnlos gewesen, der Körper war teilweise schon starr und die Haut bleich. Ein bizarrer Kontrast zu den beiden roten frischen Rosen, die links und rechts neben ihm lagen.
Obwohl es sicher nur wenige Sekunden her war, daß ich den Raum betreten hatte, kam es mit bereits wie eine Ewigkeit vor, als mir plötzlich klar wurde, warum der Tote mich anstarrte. Mir viel schlagartig auf, daß auch der Mörder mit großer Sicherheit durch diese Tür eingedrungen war. Ich untersuchte vorsichtig den Bolzen. Es war schwer festzustellen, von wo das Geschoß abgefeuert wurde, aber meine Vermutung, das auch der Schuß von der Stelle, auf der ich vorhin gestanden hatte, abgefeuert worden war, schien wahrscheinlich.
Bei diesen Gedanken erschauderte ich. Die Redewendung auf der Spur des Täters zu sein, erschien mir immer ganz normal. Aber jetzt, wo ich genau an der Stelle stand, wo der Schuß abgefeuert wurde, in einem Raum der merkwürdig künstlich und gestellt wirkte erfüllte es mich mit einem Grauen, welches ich vorher noch nie gespürt hatte. Langsam drehte ich mich um, um dieses schauerliche Zimmer hinter mir zu lassen. Es war ein weiterer dieser merkwürdigen Zufälle, daß mein Blick auf den kleinen Zettel fiel, der an eine der beiden Rosen geheftet war.
Es ist unnötig zu erwähnen, daß ich, nachdem ich den Zettel gelesen hatte, daß Zimmer gründlicher durchsuchte und daraufhin auch die Karte fand. Bei letzterer bin ich mir nicht sicher, ob sie der Mörder absichtlich zurückgelassen hatte. Aber was spielt diese Karte jetzt, nach dem Fund des Zettels, den der Mörder für mich zurückgelassen hat, noch für eine Rolle?
Ich sitzte immer noch in der Kneipe in der ich nun schon den ganzen Abend verbracht habe und grübele über diesen Zettel. Es ist eigentlich eindeutig und klar. Und dennoch weiß ich nicht, was ich tun soll. Jedes mal, wenn ich diese Szene erneut durchgehe, wird der Schmerz, den diese Augen in mir auslösen, stärker. Ich weiß, daß ich diesen Moment und vor allem den Zettel und die fürchterliche Frage, welche damit verbunden ist, aus meinem Kopf verbannen muß, aber ich vermag es nicht! Bisher weiß niemand von dem alten Haus und der Leiche und vielleicht wird auch niemals jemand etwas davon erfahren. Ich schaue noch einmal angestrengt auf den Zettel. Danach ziehe ich mir eine der Kerzen zu mir heran und halte ihn in die Flamme. Hatte ich gehofft, daß das Brennen des Zettel eine Lösung sein würde, war ich jedenfalls enttäuscht worden, denn der kurze Satz brannte noch immer in riesigen Lettern in meinen Gedanken.
Suche nicht nach mir oder es werden weitere Leichen folgen!
K.
Ich schaue mich um und hoffte innerlich jetzt endlich ein mir deutlich zugewandtes Gesicht zu erkennen. Aber wie die Stunden davor sitzen die Leute von mir abgewandt an den Tresen und den Tischen. Geradeso als hätte der Rest der Welt nichts übrig für Leute, die innerliche Qualen austragen. Sie sitzen da als hätten sie mich die ganze Zeit über nicht bemerkt. Aber aus irgendeinem unbestimmten Grund bin ich mir absolut sicher, daß der verbrannte kleine Zettel, welcher hellleuchtend in der Flamme aufgegangen war, nicht unbemerkt geblieben ist.
Langsam stehe ich auf, werfe einen Dollar für meine Bier auf den Tisch und wende mich der Tür zu. Ich habe einen Entschluß gefasst!
Die Nacht ist inzwischen über die Stadt hereingebrochen und schweren Herzens schlage ich meinen Weg zur Boucherie ein.
Der Weg führt mich erneut an dem altem Haus vorbei!
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