Unbekannte in Uniform der Stadtwache kontrollieren Bürger und ziehen unter Angabe obskurer Begründungen den Leuten das Geld aus der Tasche. Was geht da vor sich?
Dafür vergebene Note: 10
In der 'Geflickten Trommel' herrschte eine heitere Stimmung. Ein dichter Nebel mit Nikotin-Komponenten hing wie ein grauer Schleier über den Tavernen Besuchern. Eine ziemlich behaarte Spezies saß auf einem Querbalken und aß gemütlich Erdnüsse.
"Willst du Pokern spielen?" rief eine rauhe Stimme.
"Uhg!" antwortete das Wesen. Mit einem Schwung stieg er von den Balken runter, ging dann mit watschelden Bewegungen zu der Person hin, die an einem Tisch saß und Karten mischte. Der Karten Spieler sah sein Gegner streng an.
"Was hältst du von Pokern?"
"Uhg! Uhg!"
Ohne zu überlegen verteilte er die Karten. Der Bibliteckar hatte direkt ihn gegenüber Platz genommen.
" Was ist dein Einsatz? " fragte er plötzlich interessiert.
"Ihk!" antwortete der und stellte seine Holzschale mit Erdnüssen in die Mitte.
"Jetzt hör mal du Ti....äh...du Affe. Entweder Bares oder laß es sein!" brummte der energische Spieler.
"Ihk, Ihk " Ein großes breites Grinsen war seine Antwort.
"Ok...." gab er schließlich nach "... aber ich gebe! "
"Uhg!"
Die dicke verwitterte Holztür ging auf. Zwei Gestalten mit Polizeiuniformen betraten den überfüllten Raum. Der Wirt schenkte ihnen keine Beachtung und versuchte die Bier Krüge sauber zu machen. Die Wächter steuerten direkt auf dem Wirt zu.
"Bist du der Wirt von den Laden?" fragte einer der Wächter.
"Ihr müßt wohl neu bei der Wache sein oder? " murmelte der Wirt ohne ein Blick zu würdigen.
"Nach Paragraph 56, Absatz F 32 Zeile 5 von Strafgesetz Buch, bekommst du eine Verwarnung wegen..........."
Der zu groß geratene Wächter holte tief Luft während der andere alles auf ein Notizblock festhielt.
"...wegen Alkohol Verkauf nach der Sperrstunde. Das ist ein schweres Vergehen aber ich werde Milde wallten lassen. Hm....50 Dollar wären wohl angebracht!"
Der Wirt stellte langsam den Krug auf der Theke und starrte direkt auf die unverschämte Personen, die es versuchten, ihn mit Schwarzgld zu bestechen. Das hatte in seiner Kneipe noch nie gegeben, daß die Wächter versucht haben ihn was anzuhängen.
"Das ist doch wohl ein Scherz?! Ich zahle nichts! Der Kommandeur weiß doch, daß ich auch in der Sperrstunde Alkohol ausschenke."
Der zwei Meter Mensch rückte stolz seine Rüstung zurecht. Die Rüstung war schlicht und übersäht mit Beulen und Kratzern. Sein Vorgänger, der die Rüstung getragen hatte, war mindestens um die Hälfte kleiner als er.
"Nun! Die Wache hat neue Gesetzte raus gebracht! Und wir sorgen nur dafür, daß alle Bürger sich auch wirklich daran halten."
"Jetzt schlägt es dreizehn! Ich schmei........."
"Wenn Sie was zu Beschweren haben, wenden Sie sich an denn Kommandeur!" unterbrach der kleine Wächter mit auffallenden Pockennarben auf seinem Gesicht.
Nervenzerreißend gab der Wirt dann doch noch nach. Er kramte in seine Kasse und nahm 50 Dollar heraus. Hastig und ohne zu zögern nahm einer der Wächter die Scheine in die Hand ließ sie in seinem Brustharnisch verschwinden.
"Warum nicht gleich so! Bleibe sauber dann passiert dir solche Sachen nicht mehr!" grinste der Wächter. Beide verschwanden wieder so schnell wie Sie gekommen waren.
"Das wird ein Nachspiel haben! " knurrte er.
Valeriaa hatte das Glück, Büroarbeiten zu erledigen. Fleißig schrieb sie Berichte über die jüngsten Fälle. Als die Stunden vergingen und es Nacht wurde, wünschte sie sich nicht sehnlicher als ein warmes Federbett. Valeriaa machte eine kurze Pause, um genüßlich zu gähnen. Plötzlich ging die Vordertür auf und ein aufgebrachter dicklicher Mann stampfte direkt auf Valeriaa zu.
"Ah, Davio, was treibt dich denn hier her?"
"Vorhin kamen zwei Wächter in meine Taverne und haben mir 50 Mücken abgenommen, wegen Verbot von Alkohol nach der Sperrstunde!"
"Wer war es denn gewesen?" fragte sie verdutzt.
"Keine Ahnung, ich fragte, ob die neu bei euch sind, doch die gaben mir keine Antwort darauf. Ich verlange mein Geld wieder - aber dalli!" brummte der Wirt.
"Ich werde mich darum kümmern, Davio." beruhigte Valeriaa ihn. Trampelnd und sauer verließ er das Wachhaus. Nachdenklich ging sie ihre Arbeit wieder nach. Und als Valeriaa anfing, weiterzuschreiben, fiel ihr auf, daß die Jüngsten Fälle auch mit den Wächtern zu tun hatten, die keiner aus der Wache stammten. Interessiert laß sie die Fälle durch. *Interessant* dachte sie. Die Obergefreite las, daß die Täter immer die selben waren. Ein sehr großer Mann und ein kleiner mit Narben im Gesicht. Ihre Rüstung und sogar ihre Abzeichen waren mit der Ausstattung der Wache identisch. Sie arbeiteten stets nach dem gleichen Schema. Das heißt, anstatt dem Opfer zu verhaften, verlangten Sie Geld von den Opfern.
" Na schön! Dann auf in den Kampf." murmelte Valeriaa.
In den dunklen Straßen spürte sie wieder, das es an der Zeit war sich zu verwandeln.
Damit ihre Sachen nichts passierte, versteckte Valeriaa ihre Klamotten in einem leeren Weinfaß, das in einer dusteren Ecke stand. Ein Jaulen schallte durch die Stadt.
Hinter dem Faß kam ein Wolf zum Vorschein mit auffallenden gelben Augen und spitzen Zähnen. Ihre Dienstmarke hing glänzend fest verbunden mit ihren Halsband herunter. Wo sollte die Wölfin nun anfangen? Ankh-Morpork war nicht gerade klein. Valeriaa streckte ihre Nase hoch in die Luft um besser riechen zu können. Weingeruch, der es aus dem leeren Faß kam lenkte sie ab und zog sie es vor anderswo zu schnüffeln. In trabenden Schritten lief Valeriaa zu der 'Geflickten Trommel'. Der Geruch von Rum und Nikotin brannte in ihre Nase und daher versuchte sie auch gar nicht, in die Taverne zu gehen. An der Tür roch sie an dem Fußboden und sie vernahm zwei unbekannte Düfte.
Wenn man sein ganzes Leben in Ankh-Morpok verbracht hatte und sogar ein Werwolf war, konnte man ein oder andere Gerüche von Leuten unterscheiden. Aber die Düfte waren ihr total fremd gewesen.
*Das muß es sein* dachte Valeriaa und folgte die heiße Spur.
Die Spur führte sie zu einem verfallenes Haus, daß scheinbar bloßes Hinsehen zum Einsturz hätte bringen können. Leise schlich sich die Wölfin in das Haus und hörte ein leises Flüstern aus dem Ersten Stock.
"Du Cecil, wenn wir so weiter machen werden wir noch reich!" kicherte Tom.
Valeriaa versuchte, sehr leise die Treppe rauf zu gehen. Die von Holzwürmer zerfressende Treppe ließ es sich nicht nehmen, zu knarzen und prompt stand Valeriaa wie vereist, um ja kein weiterer Ton von sich zu geben.
"Was war das?"
"Bestimmt Ratten. Dieses Haus ist voll davon." sprach Cecil.
"Du, was sollen wir morgen machen?"
"Ich denke, wir nehmen Hargas Rippenstube vor!" sagte er lachend.
"Aber diesmal verlangen wir das Doppelte!" fügte er noch hinzu.
Aus einer sicheren Entfernung beobachteten zwei gelbe Augen die zwei Personen, die eine billige Kopie eines Wächters abgaben. *Was soll ich tun, und wie soll ich die verhaften?* ging es durch ihren Kopf. Um ja nicht ins offene Messer zu laufen, verharrte die Obergefreite hinter eine Holzkiste und wartete, bis die Verbrecher schliefen. Die Stunden vergingen. Valeriaa wurde schon ungeduldig. *Schlafen die nie?* knurrte sie leise.
"Gut das wir die Rüstungen aus einem Theater geklaut haben." sprach Tom mit heller Miene. Cecil fing an zu gähnen.
"Ja Tom. Auf die Idee währe ich nie gekommen. Aber jetzt ist Schlafen angesagt!"entgegnete er und gähnte erneut. Cecil nahm eine Kerze zu Hand, die den ganzen Raum erhellte und pustete sie aus. Eine ausgebreitete Plane sollte ein Bett darstellen. Man mußte sich nicht wundern, wenn man mit Rückenschmerzen an nächsten Tag wieder aufwachte.
Wenige Minuten später hörte man sie schnarchen. Sie schnarchten so laut als würden die Beiden einen Baum mit einer stumpfen Säge absägen. Valeriaa Aktion begann, Leise schlich sie sich zu den schnarchenden Objekten und zog die Uniformen eine nach dem anderen aus dem Raum, wo die Wölfin alles unter eine graue Decke verstaute. *So Jungs! Der Spaß beginnt........jetzt!* . So ruhig wie eine Katze setzte sie sich auf Cecil drauf und knurrte ihn leise an. Der Kleine wurde von Valeriaas Gewicht wach und traute seine Augen nicht.
"Oh Mann, ich hätte die letzte Flasche Gin nicht trinken sollen! " stöhnte er.
Zähnefletschend grinste Valeriaa und sah, das Cecil mehrmals seine Augen wach rieb.
"Du Tom? "fing er an zu jammern.
"Ja........was ist denn?" murmelte Tom in Delirium.
"Auf mir sitzt ein Wolf, Tom?"
"Cecil! Halt deine Klappe und schlaf! Und ab morgen streiche ich dir den Alkohol!"
"Aber Tom......."erwiderte Cecil nervös.
Schlaftrunken drehte Tom sich um und traute selbst nicht dem, was er da sah.
"Ein.....ein Wolf sitzt auf dir.....!" stotterte der Große.
"Ha! Das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen, du Depp!" höhnte er.
Plötzlich legte Valeriaa bedrohlich ihre Ohren nach hinten an und knurrte und keifte so laut wie sie nur konnte. Wie von Bienen gestochen sprangen die Beiden auf und rannten aus dem Haus. Die Wölfin verfolgte die Übeltäter. Töten wollte sie die Lachfiguren nicht, nur ihnen eine kleine Lektion verpassen. Die geschockten Männer rannten quer durch die ganze Stadt und wußten nicht, das sie in Richtung Wachhaus liefen. Für Valeriaa kam das gut gelegen und so versuchtesie, wie ein Schäferhund die zwei Schafsköpfe in das Quartier zu treiben.
"Wir werden uns in diesem Gebäude verstecken! Dort erwischt es das Tier uns sicher nicht!" keuchte Tom, ohne einen Blick auf die Bronze-Plakette zu werfen, daß direkt neben die Tür hing.
*So doof können die nicht sein! * grinste die Obergefreifte und sah, daß die zwei Gestalten in das Gebäude reinrannten. Als sie direkt vor die Tür stoppte und die Plakette las 'Pseudopolis Yard', schüttelte sie nur ihren Kopf.
*Die sind ja noch doofer als ich dachte*. Sie beschloß ,erst draußen zu warten, um zu sehen was in der Wache passierte. Völlig außer Atem hielten Tom und Cecil die Tür fest ohne zu begreifen wo sie vor lauter Angst gelandet waren.
" Brauchen Sie Hilfe? " fragte eine Frau die auch zufälliger weise eine Uniform trug.
Vier Augen starrten die Wächterin an, dann schweiften ihre Blicke durch den Empfangsraum.
" Äh....ja Hilfe! Draußen lauert eine Bestie, sie wollte uns umbringen! " antwortete Tom schiefmäulig. Cecil nickte zustimmend. Die Wächterin ging an die Tür und öffnete.
"Wuff!"
"AAAHHHHHH, das ist er! Töten Sie ihn! " schrien die beiden.
Atera wußte, wer hinter dieses bage-weisses Fell Gestalt verbarg.
Valeriaa trottete mit hoch gesteckten Schwanz ins Empfangsraum. Cecil kniff seine Augen zusammen und sah, was ihn gar nicht gefiel.
"Tom....," flüsterte er, "schau mal genauer hin! Die Bestie trägt eine Dienstmarke! Weißt du was das heißt?"
Tom verdrehte seine Augen mit dem Ausdruck jetztistallesaus Blick.
"Knurr, Wuff!"
Atera konnte nicht sehr gut Hündisch aber einige Silben verstand sie.
"Obergefreite Valeriaa, was ist denn los?"
Die Wölfin ging zu dem Schreibtisch und versuchte, mit ihrer große Pfote auf eine Akte zu tippen.
"Aha! Du meinst, das sind die Verbrächer, die sich als Wächter aus gegeben haben?"
"Wuff!"
"Moment, wir haben doch keine Uniformen. Wir sind nur normale Zivilisten auf der Durchreise!" rechtfertigte Cecil sich.
" Wir werden das überprüfen. Aber zu erst kommt ihr in eine Zelle! " sprach Atera mit erhobenem Zeigefinger.
" "Muß das sei... "
""Knurr!" unterbrach Valeriaa.
" OK! Überredet! " lächelte Tom nervös.
Die Wölfin brachte Atera zu dem alte Gebäude. Sie gingen die Treppen hinauf und Valeriaa zog die graue Decke beiseite..
"Gut gemacht! " lobte Atera und nahm eine Rüstung. Auf der Innenseite war ein Etikett zu sehen. 'Eigentum der Oper Die Scheibe' war zu lesen.Valeriaa trug in ihre Schnauze einen Lederbeutel, den sie in einer Kiste gefunden hatte.
"Offenbar die Einnahmen der Opfer!" sprach die Wächterin.
Schnell brachten die Wächter die Beweisstücke in das Wachhaus. Auch die Opfer wurden benachrichtigt um ihr Geld abzuholen. Tom und Cecil bekamen drei Jahre Urlaub in einer schönen Zelle.
Ende
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