Gefährliche Türen

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von Wächterin Arwan (GRUND)
Online seit 12. 06. 2005
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Für Rekruten (erste Mission):
Streife gehen gehört zum Wächterleben dazu. Beim ersten Mal kommt natürlich dein Ausbilder mit. Dann kann ja gar nichts schief gehen, oder?

Dafür vergebene Note: 10

Oh ja, hier unter dem Bett war es wirklich angenehm kühl. Noch vor Kurzem hatte sich die junge Wächterin Namens Arwan so sehr danach gesehnt von der Straße zu verschwinden und sich irgendwo im Kühlen zu verstecken. Doch jetzt schien sie überhaupt nicht mehr zu stören, dass draußen unerträgliche Hitze war und die Sonne unbarmherzig die Bewohner von Ankh Morpork quellte. Über alles wünschte sie sich wieder mit ihrer Ausbilderin Lance-Korporal Hatscha al Nasa durch die Gassen zu laufen. Natürlich war an der Raumtemperatur in diesem Zimmer nichts auszusetzen, doch alles andere ließ zu wünschen übrig. Zum Beispiel befand sich in der Nähe eine Leiche und die Diebe (wahrscheinlich unlizenzierte), die für diese Leiche verantwortlich waren, waren gerade damit beschäftigt Arwan zu suchen.
Kein schlechter Anfang, dachte die junge Frau sarkastisch. Sie arbeite erst seit kurzem bei der Wache, um genauer zu sagen, war sie noch in der Ausbildung.
Verdammt! Ich bin zum ersten Mal auf Streife und sitze bereits in der Patsche. Was wird denn später auf mich zukommen... Falls ich das Später überhaupt erlebe. Und dabei hatte alles doch so schön begonnen, drehte sich in Arwans Kopf.
Okay, als die junge Frau etwa vor ein paar Stunden davon erfuhr, dass sie mit ihrer Ausbilderin patrouillieren soll und das bei der Hitze, fand sie es überhaupt nicht schön. Doch inzwischen wusste sie, dass es viel schlimmere Dinge auf der Welt gab.
Sehnsüchtig erinnerte sich Arwan, wie sie mit Hatscha durch die leeren Straßen von Ankh-Morpork gingen. Damals wusste sie die herrliche Langweile noch nicht zu schätzen. Sie hätte sich einfach freuen sollen, dass alles so friedlich läuft, dass die Sonne die Verbrecher von den Straßen vertrieben hatte und dass ihr eigenes Leben in Sicherheit war. Stattdessen ärgerte sie sich. Sie ärgerte sich über alles, worüber man sich nur ärgern konnte, über die neue Wächteruniform, in der sie sich ziemlich komisch vorkam, über das Schwert, das sie mitschleppen musste und mit dem sie kaum umgehen konnte, über das Wetter (aber bei 40 Grad würde sich jeder ärgern), über ihr schwarzes Haar, das sie heute nicht zu waschen geschafft hat... mit anderen Worten, Arwan war schlecht gelaunt. Hoffnungsvoll versuchte sie Hatscha al Nasa zu überreden mit ihr in irgendeine Kneipe zu gehen:
"Lance-Korporal Hatscha, es ist ja richtig heiß heute. Haben Sie auch so 'nen großen Durst? Wollen wir nicht irgendwas trinken gehen? Im Ankh Morpork finde ich den Wein viel besser als in Überwald."
"Willst du jetzt in eine Kneipe gehen?"
"Wann denn sonst?!"
"Aber wir sind doch im Dienst!"
"Na und? Wir arbeiten doch den ganzen Tag, wenn wir nichts trinken, werden wir doch verdursten!"
"Aber doch kein Wein. Alkohol im Dienst ist verboten."
"Es wird aber niemand was davon erfahren."
"Ich werde etwas davon erfahren!"
"Na schön, ich doch auch. Wir trinken doch beide."
"Nein! Das tun wir nicht!"
"Na gut, wenn Sie keinen Durst haben, können Sie auch zugucken..."
"Es ist vollkommen ausgeschlossen! Ich lasse dich jetzt nicht in die Kneipe!"
"Ah, kommen Sie, ich sterbe vom Durst. Was wird schon passieren, wenn..."
"Nein"
"Ich bezahle auch..."
"Meine Antwort lautet: Nein!"
"Okay, von mir aus, dann bezahlen Sie halt, das finde ich sogar besser, schließlich bekomme ich nur 20 Dollar pro Monat."
"Wächterin Arwan, wir gehen jetzt weiter und wenn du nicht sofort aufhörst mich zu nerven, bekommst gar nichts mehr. Dann kannst dir gleich einen neuen Job suchen", Hatscha sprach ruhig, aber irgendwie sehr... überzeugend.
"Ja Mä'äm!", schoss Arwan, wie aus der Pistole.
"Ah ja, und damit du vom Durst nicht stirbst, darfst du dir bei dem Mann dort hinten ein Getränk kaufen."
"Danke, Mä'äm!"
"Ich rufe den mal. Schnapper! Komm mal her, da möchte jemand bei dir was kaufen."
Sichtbar überrascht eilte der Verkäufer zu den beiden Wächterinnen und schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln.
"Guten Tag, schöne Damen. Heute ist euer Glückstag, ich habe eine Limonade, die ihr noch nie probiert habt. Das geheime Rezept wurde im Klatsch extra für den König entwickelt. Es besteht aus..."
"Ist schon gut, es reicht! Ich kaufe es ja schon!", unterbrach ihn Arwan.
"O.k. das wäre dann ein Doller"
"Wie bitte?"
"50 Cent für ein Glas."
"Haben Sie nicht gerade 25 gesagt?", Arwan holte ihr Geld raus.
"Doch, genau das habe ich."
"Wunderbar!"
Sehnsüchtig nahm die Rekrutin die orangene Flüssigkeit (es sah sehr verlockend aus) und trank. Um genauer zu sagen, sie dachte, dass sie es jetzt trinken wird, doch nach 3 Schlucken war sie sich dabei nicht mehr sicher. Noch vor kurzem war sie davon überzeugt, alles trinken zu können, doch wahrscheinlich lag es am Phantasiemangel und daran, dass sie Schnapper noch nicht kannte. Arwan erstarrte. Am liebsten würde sie es gleich ausspucken und den Verkäufer verhauen.
Was ist dieses etwas verdammt noch mal, dachte sie, also wenn so etwas für den klatschianischen König gemacht wurde, dann bestimmt um ihn zu vergiften.
"Und? Schmeckt 's?", fragte Hatscha und grinste irgendwie merkwürdig.
Sie hat es gewusst! Sie hat mich reingelegt, ging es Arwan durch den Kopf. Das zahle ich ihr aber heim, diesen Spaß gönne ich ihr nicht.
"Ja, lecker!", log Arwan. "In Ankh Morpork schmeckt die Limonade viel besser als im Überwald."
Die Rekrutin versuchte glücklich zu wirken und trank alles aus. Sie wusste, dass es gefährlich war und hoffte mit ganzem Herzen, dass sie nicht an einer Vergiftung starb. Doch sie hatte keine andere Wahl, sie musste entweder trinken oder ihren Fehler einsehen, doch dafür war sie einfach zu stolz.
"Möchten Sie auch eins, Lance-Korporal?", fragte Schnapper hoffnungsvoll.
"Nein, Danke! Ich habe keinen Dunst."
"Aber, diese Limonade wurde..."
"Ich weiß, aber ich möchte sie nicht, Schnapper."
"Ich kann mir nicht vorstellen, wie man bei der Hitze keinen Durst haben kann. Dieses Getränk wirkt sehr erfrischend", meldete sich Arwan zu Wort. Hatscha guckte sie misstraurig an. Es konnte ihr nicht geschmeckt haben. Es war einfach nicht möglich. Aber sie hat es ausgetrunken, seltsam.
"Nein, ich habe wirklich keinen Durst. Komm, gehen wir!"
Mist, es hätte beinahe geklappt, dachte Arwan enttäuscht.

Na ja, nun war es sowieso alles Vergangenheit, inzwischen hatte Arwan andere Sorgen. Zum Beispiel, weil fünf bewaffnete Mörder nach ihr suchten und sie keinerlei Ahnung hatte, wie sie entkommen könnte. Wie hatte die junge Frau es bloß schon wieder (es war nicht das erste Mal in ihrem Leben) geschafft sich in Gefahr zu bringen?

Alles fing damit an, dass Hatscha bemerkte, dass die Eingangstür in einem Haus nicht richtig geschlossen war. Sofort sprach Arwan den Wunsch aus dort reinzugehen. Der Grund für ihren Eifer war nicht gerade Abenteuerlust oder ein Verlangen danach Verbrecher zu fangen. Die junge Wächterin wollte einfach nur in irgendein Gebäude gehen, wo es nicht so heiß war wie draußen, außerdem hoffte sie dort irgendetwas zu trinken zu finden, um diesen ekelhaften Geschmack im Mund wegzukriegen. Sie zweifelte auch nicht daran, dass sie dort mühelos wieder rausgeht. Eine nicht richtig geschlossene Tür bedeutet noch lange nicht, dass ein Verbrechen verübt wurde.
"Lance-Korporal Hatscha, erlauben Sie mir in das Haus reinzugehen, um zu gucken ob dort alles in Ordnung ist." Arwan wollte keine Begleitung.
"Du kannst nicht einfach so, ohne einen Durchsuchungsbefehl, in ein fremdes Haus gehen und dort rumschnüffeln", erklärte Hatscha.
"Aber wir können doch nicht einfach vorbei gehen. Was ist, wenn dort ein Diebstall verübt wurde oder vielleicht ist jemandem schlecht geworden, wer weiß."
"Aber warum sollte die Tür offen sein, wenn jemandem schlecht geworden ist?"
"Keine Ahnung, kann doch alles passieren! Nachzuschauen schadet doch nicht. Ich habe ja nicht vor, das Haus zu durchsuchen."
"Okay, von mir aus, ich warte dann draußen. Aber ich warne dich! Du fasst dort gar nichts an. Also, keine Schränke öffnen, keine Weinflaschen klauen."
"So was käme mir nie in den Sinn!"
Arwan salutierte. Sie trat vorsichtig herein und schloss hinter sich die Tür.
Das Zimmer sah... unordentlich aus. Bücher lagen auf dem Boden und die Schränke standen offen. Bei mir sieht es auch nicht immer perfekt aus, dachte Arwan und öffnete die wenigen Schranktüren, die noch nicht offen standen. Enttäuscht stellte sie fest, dass die Schränke völlig leer waren. Dann fiel ihr Blick auf eine halbvolle Weinflasche auf dem Tisch. Energisch schnappte sie nach ihr und trank. Es tat gut... nicht nur, weil Arwan Durst hatte und immer noch den Geschmack von Schnappers Limonade im Mund hatte, sondern auch, weil es ausführlich verboten hatte.
Plötzlich hörte sie Stimmen aus dem Nebenzimmer. Blitzschnell stellte sie die Flasche zurück auf den Tisch und ging zu der entsprechenden Tür.
Ich habe nichts unrechtes getan, sagte zu sich selbst, ich bin nur reingekommen, weil die Tür nicht abgeschlossen war. Ich wollte nur "Hallo" sagen und sicher gehen, dass den Leuten in diesem Haus gut geht. Schließlich bin ich jetzt Wächterin. Ich habe das Recht dazu!
Selbstsicher öffnete Arwan die Tür und sprach:
"Hallo! Ist bei euch alles in Ordnung? Die Eingangstü..."
Sie verstummte. Vielleicht war bei den Männern, die in der Mitte des Zimmers standen alles in Ordnung, doch bei dem Mann auf dem Boden war es offensichtlich nicht der Fall. Er war nämlich tot... ziemlich tot.
Arwan verschwendete keine Zeit um zu schreien. Während sie noch überlegte, was sie jetzt machen sollte, trafen die Füße eine eigenständige Entscheidung und trugen sie Richtung Ausgangstür. Doch ein gefährlich grinsender Mann versperrte den Weg. Ohne nachzudenken drehte sich die junge Wächterin um neunzig Grad und sprintete zu einer anderen Tür. Sie gelang in ein Schlafzimmer, das keine anderen Flüchtwege enthielt, außer der Tür, durch die Arwan gerade gekommen war. Verzweifelt warf sie sich unters Bett, einen Augenblick bevor die Verfolger herein stürzten.

Nun war sie hier, so weit so gut. Immerhin lebte sie noch. Die Frage lautete bloß, wie lange sie noch lebte. Und... sie hatte ein paar Sekunden Zeit, um sich irgendetwas Schlaues einfallen zu lassen. Doch alle Möglichkeiten, die sie durchdachte, endeten... na ja... nicht gerade so wie sie es haben wollte.
"Na, wo bist du denn Schätzchen? Komm doch raus. Es hat doch überhaupt keinen Sinn sich zu verstecken. Wir finden dich sowieso."
Verdammt, er hat Recht, dachte Arwan, sprang auf und rannte zurück zu Tür. Doch die Diebe waren schneller und einer von ihnen stellte sich ihr schon wieder in den Weg.
"Wo willst du denn hin?"
"Ich... äh... na ja... Ich hatte bloß geguckt, ob bei euch alles in Ordnung ist und... nun möchte ich euch nicht weiter stören... Ich gehe langsam mal..."
"Für dich gibt es nur einen Weg! Ins Jenseits!"
Einer der Diebe zog sein Schwert. Panik stieg in Arwan auf. Doch sie versuchte so gelassen zu wirken, wie es in der Situation nur möglich war.
"Ah ja? Und was bringt es euch? Ihr könnt nicht mehr entkommen, draußen wimmelt es nur so von Polizisten", demonstrativ warf Arwan einen Blick durchs Fenster und lächelte. Schadenfroh beobachtete sie, wie die Diebe zögerten und zum Fenster schauten. Arwan, die die ersten siebzehn Jahre ihres Lebens im Überwald verbracht hatte, trug aus Sicherheitsgründen immer einen Messer im Ärmel. Eine versteckte Waffe wusste sie viel mehr zu schätzen als ein Schwert. Doch aus irgendeinem Grund entschied sie sich das Messer nicht zu benutzen und versetzte den Mann vor ihr einen heftigen Fußtritt. Der Überraschungseffekt hatte die gewünschte Wirkung und er schrie auf. Als die Diebe verstanden hatten, was geschehen war, befand sich Arwan bereits draußen, rannte Hatscha al Nasa entgegen und schrie:
"Schnell weg hier!"
Ihre Ausbilderin war offensichtlich der Meinung, dass ein Lance-Korporal keine Befehle von Rekruten entgegennehmen sollte.
"Halt! Warte! Was ist denn passiert?"
Widerwillig blieb Arwan stehen.
"DorthabenfünfDiebejemandenbestohlenundermordetundjetztverfolgensiemich!", antwortete Arwan ohne zwischendurch Luft zu holen. Verzweifelt stellte sie fest, dass Hatscha sich nicht von der Stelle bewegt hatte. Stattdessen zog sie ihr Schwert und rief:
"Hier spricht die Wache. Ihr seid verhaftet!"
Die Diebe machten keine Anstallten sich zu ergeben. Um genauer zu sagen, griffen sie an.
"Wächterin Arwan, rufe die... Arwan?"
Überrascht stellte Hatscha fest, dass die Rekrutin verschwunden war.

Schweratmend lehnte sich Arwan gegen die Wand und schaute sich um. Niemand folgte ihr. Verdammt! Wo war denn Hatscha, ich dachte sie würde mitrennen. Wahrscheinlich waren die Verbrecher immer noch auf der anderen Seite des Hauses... und... Hatscha musste gegen Fünfe kämpfen. Oh Mist, was mache ich denn jetzt, dachte Arwan. Zurück gehen? Das Haus ist ziemlich breit, es dauert ewig, bis ich wieder auf der anderen Seite bin, außer dam bringt es nichts.
Die Rekrutin bemerkte eine Leiter. Das Haus hatte nur ein Stockwerk. Vielleicht kommt man übers Dach ja viel schneller an. Arwan hatte eine große Erfahrung im Dachbeklettern. Im Überwald lebte sie bei ihrer Tante, die mit allen Mitteln versuchte aus Arwan ein fleißiges, ordentliches und liebes Mädchen zu machen. Sie war auch der Ansicht, dass eine junge Frau, nach Einbruch der Dunkelheit das Haus nicht verlassen sollte und überhaupt, wenn Arwan irgendwohin gehen wollte, sollte sie vorher ihre Tante um Erlaubnis bitten, die sie nur selten bekam. Aus diesem Grund musste sich Arwan, um sich mit gewissen Männern zu treffen, den Weg in die Freiheit übers Dach erkämpfen. Dafür war es notwendig schnell und lautlos klettern zu können. Doch da man in der Nacht auch oft auf Leute trifft, die man gar nicht treffen wollte, musste sich Arwan um zurück ins Haus zu gelangen noch viel schneller und viel leiser bewegen.
Schon nach ein paar Sekunden machte sich Arwan auf dem Dach gemütlich und beobachtete das Geschehen etwa fünf Meter unter ihr.

Die Diebe wussten, dass es keinen Sinn mehr hatte, die Wächterin zu töten. Keine Zeugen zu hinterlassen war sowieso nicht mehr möglich, denn inzwischen hat sich eine Menge von Leuten versammelt, die dem Kampf interessiert zusahen.
Zum Glück, dachten die Diebe, mischte sich das neugierige Publikum nicht ein und die Polizistin musste sich alleine verteidigen.
Wenn die Verbrecher ein bisschen kluger gewesen wären, würden sie einfach ihren Weg gehen und am besten so schnell wie möglich Ankh Morpork verlassen. Doch sie kämpften weiter. Um genauer zu sagen, es kämpfte immer nur einer von ihnen, denn jeder wollte beweisen, dass er auch alleine mit einer Frau fertig werden konnte. Das Ergebnis war, dass Hatscha ziemlich gut zu recht kam. Auf jedem Fall blieb sie unverzerrt und die "starken" Männer ärgerten sich über ihre Schnittwunden. (Aber vielleicht war sie nur unverzerrt, weil der Kampf noch nicht so lange gedauert hatte...)
... Und plötzlich geschah etwas Seltsames. Ein Messer fiel vom Himmel und bohrte sich in die rechte Hand des Diebes. Er schrie auf vor Schmerz und ließ die Waffe fallen. Alle hoben die Köpfe und schauten nach oben, doch niemand war zu sehen. Haben sich die Götter einen Scherz erlaubt? Wollten sie die Verbrecher für ihre bösen Taten bestrafen?
"Hey! Ihr, da unten! Legt die Schwerter sofort auf den Boden, sonst trifft der nächste Messer einen von euch auf eine empfindlichere Stelle!"
Okay, die Götter haben doch nichts damit zu tun. Die Stimme klang nach der jungen Wächterin, die im Haus geschnüffelt hatte.
Diese Erkenntnis hatte die Diebe aber keinerlei beruhigt. Die Idee mit dem nächsten Messer gefiel ihnen ganz und gar nicht... Vielleicht sollten sie lieber wegrennen? Nein, zu erst muss die Wächterin sterben... Nun griffen sie gleichzeitig an.
Arwan hatte weniger als eine Sekunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Einen zweiten Messer besaß sie leider nicht und den Schlagstock zu werfen, würde kaum etwas nutzen... So hoch war es nicht, sie konnte springen... sie musste springen... Moment mal, musste sie es wirklich? War es nicht Hatscha, die ihr diese "leckere" Limonade empfohlen hat? Arwan grinste fies. Irgendwann bekommt Hatscha auch ein "nettes" Getränk von ihr, aber zu erst musste man mit den Dieben fertig werden.
Arwan sprang und landete direkt auf einen der Diebe...
Sie konnte kämpfen, obwohl ihr nie jemand eine bestimmte Kampftechnik beigebracht hatte. Mit dem Schwert konnte sie nicht umgehen, doch alle Körperteile und auch verschiedene Gegenstände setzten sie erfolgreich ein. Sie hatte auch einen guten Grund, um gut kämpfen zu können, denn, obwohl sie erst 17 war hatte sie es bereits geschafft, sich im Überwald viele Feinde zu machen. Sie hatte ein Talent dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Es lag daran, dass ihr Mund oft handelte ohne sich mit dem Gehirn abzusprechen, außerdem zog sie gerne Rache und hörte nur selten auf Ratschläge.
Als die Rekrutin zu dem Entschluss kam, dass der Dieb unter ihr schon genug Tritte bekommen hat, sprang sie wieder auf und... wurde gleich mit einem Begrüßungsschlag von den Beinen gerissen. Es gibt schon ein paar Nachteile, wenn man gleichzeitig gegen mehrere kämpft. Der Angreifer holte gleich noch einmal aus, Arwan rollte zu Seite und schmiss mit dem Schlagstock nach ihrem Feind, verfehlte ihn aber. Er wollte wieder zuschlagen, wurde jedoch von hinten vom Hatschas Schlagstock getroffen und fiel ohnmächtig zu Boden. Alles wäre so schön gewesen, doch es waren fünf Diebe. Einer von den noch Leistungsfähigen griff Hatscha an und schlug ihr den Schlagstock aus der Hand. (ihr Schwert hatte sie schon vorher verloren). Arwan stand inzwischen wieder auf den Beinen. Am meisten ärgerte sie sich über die Zuschauer, sie standen einfach da und guckten zu, sie hätten doch helfen können, sie könnten die Diebe locker besiegen! Sie waren in der Überzahl!
Mit gefährlich funkelnden Augen zielten die Verbrecher mit ihren Schwertern auf die beiden Wächterinnen.
"Tut doch irgendwas! Ergreift sie!", schrie Arwan verzweifelt. Die Leute drehten interessiert die Köpfe und rätselten, zu wem die junge Wächterin gesprochen haben könnte.
"Wollt ihr vielleicht beten?", fragte einer der Angreifer. Die Wächterinnen taten noch einen Schritt nach hinten.
"Warum benutzt du nicht dein Schwert?", flüsterte Hatscha.
"Weiß nicht...", Arwan dachte nach, ihr Schwert würde ihr sowieso nicht helfen, aber es musste eine Lösung geben. "Wer einen Dieb entwaffnet bekommt 20 Dollar von mir!" schrie sie verzweifelt und wurde zu Erde geschleudert.

"Äh... Wächterin!", erklang eine männliche Stimme.
"Meinen Sie mich?", fragte Arwan, ohne sich die Mühe zu machen, die Augen zu öffnen. Wer weiß, was sie dann sehen wird.
"Ja! Hier, ich habe den Dieb entwaffnet..."
"Nein, ich habe ihn entwaffnet, du hast ihn angegriffen, als er bereit von mir entwaffnet wurde!", schrie eine andere Stimme.
Arwan setzte sich blitzschnell auf. Was ging hier eigentlich vor? Jeder der fünf Diebe wurde von zwei bis drei ehemaligen Zuschauern festgehalten, die sich gegenseitig traten und darum stritten, wer den Dieb entwaffnet hat.
"Oh... Danke! Das ist unglaublich nett von euch!", die Rekrutin richtete sich auf und lächelte freundlich. Doch die Leute schauten sie irgendwie... erwartungsvoll an.
"Was ist mit unserem Geld?", fragte einer der Männer.
Welchem Geld? dachte Arwan. Man kann sonst was versprechen, wenn dir eine scharfe Klinge vor die Kehle gehalten wird, solche Versprechen muss man doch nicht halten... oder? Muss man das??
"Oh Leute, das war doch bloß ein Scherz! Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich so viel Geld...", plötzlich verstand sie, dass es Selbstmord war, was sie gerade tat. "... mithabe. Ich muss das Geld erst mal holen", beendete sie den Satz. Offenbar hatte sie es schon wieder geschafft sich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie das Geld holen sollte. Ihr Arbeitslohn betrug 20 Ankh-Morpork Dollar und nun hatte sie 100 Doller Verschuldung.
Wird die Tatsache, dass ich Wächterin bin, mich von den Leuten beschützen?... eher kaum. Was mach ich den nun? Muss ich denn Ankh-Morpork schon bald verlassen? Aber andererseits, was habe ich zu befürchten? Ankh Morpork ist groß und die Leute kennen nicht mal meinen Namen.
"Wächterin Arwan, bist du verletzt?"; fragte Hatscha.
"Äh... ich? Nein... noch nicht.", antwortete die Rekrutin traurig. Ihr stand eine harte Zeit bevor.



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Feedback:

Von Daemon Llanddcairfyn

19.06.2005 19:34

Hi.

So, sehr gut, 10 für die Erste is not so bad. Man merkt, dass du die Geschichte interessant aufbauen willst, mit einem Einstiegspunkt, der schon in der Geschichte ist. Was bei Monkey Island 2 geklappt hat, klappt auch in Wache-Geschichten und wird deswegen immer gerne genommen und - denke ich - auch gesehen. Dein Charakter kommt recht gut raus, auch wenn wir nichts wirklich Zusammenhängendes erfahren, bietet doch die ganze Wein-Geschichte schon einen gewissen Einblick in das störrische/ obrigkeitsablehnendeWesen Arwans.

Natürlich ist bei GRUND-Singles nie wirklich viel rauszuholen, weswegen die Note und die Länge der Single nicht weiter verwundert, das wirtd hinterher 'ganz von allein' anders.

Was mir allerdings extrem auffiel, war, dass Arwan einen gewissen Hang hat, Fähigkeiten zu entwickeln, die gerade benötigt werden. Drei Stellen waren da auf - ich weiß nicht genau, ich glaube es waren - vier Seiten, an denen sich ganz plötzlich herausstellte, dass Arwan ja wie geschaffen dafür war, aus diesem oder jenem Grund:
a. Drei Männer bedrohen sie. Zum Glück hat Jeder, der in Überwald lebt, ein Messer im Ärmel.
b. Sie muss schnell auf ein Dach. Zum Glück ist sie bei einer strengen Tante aufgewachsen und kann deswegen klettern.
c. Sie beherrscht keinen Kampfstil, kann sich aber dennoch gut wehren und die Stellung zumindest erstmal gegen fünf Bewaffnete halten.

Wie ich das sehe, kann das zwei Gründe haben:
1. Du hast die Geschichte haargenau um deinen Charakter herumgebaut. Dann hättest du dadurch sehr geschickt die Charaktergeschichte verpackt und ich habe nichts gesagt und spreche stattdessen Lob aus. Oder aber
2. Du hast deinen Charakter noch nicht fest vor Augen, wodurch solche 'spontanen Mutationen' der Charaktergeschichte möglich sind. Das wäre nicht gut, weil es dir ermöglichen würde, durch einen kurzen 'Erklärungsabsatz' überall rauszukommen. So wie KITT, in den July/April jeweils am Anfang der Folge DAS Gemmick eingebaut hat, mit dem Michal Knight am Ende gerettet werden konnte. Das würde ich irgendwie für 'Schummeln' halten, auch wenn ich nicht behaupten würde, dass es Absicht ist.
Soll jetzt auch keine Anmache oder so sein - Dann müsste ich mich aus meinem eigenen Forum werfen ;o) -, ich möchte nur darauf hinweisen, dass es bei mir so ankam, so dass du bei der nächsten Single (Wenn denn 2. hinkommt) drauf achten kannst.

Ansonsten: Weiter geht's :o)

viele, liebe Grüße
- Daemon Llanddcairfyn

Von Ophelia Ziegenberger

19.06.2005 21:00

Lob: Die klar ablehnende Haltung Arwans gegenüber Autorität und ihre Art, diese auszuleben, waren interessant zu lesen. Gerade, weil diese Einstellung nicht zu einer offenen Konfrontation führte, sondern ständig auf der diplomatisch-ausweichenden Suche nach Umwegen und Ausreden schien. Ich lese sehr gerne mehr von dieser Arwan.

Kritik: Das mit dem guten Klettern würde ich prinzipiell jedem zutrauen - das sehe ich nicht wirklich als schwer an. Sich allerdings gegen fünf professionelle Angreifer behaupten zu können, erst recht gegen Ankh-Morporkianer, die zudem völlig atypisch nicht auf einmal angreifen, fand ich in dieser Variante jedoch nicht nur ungewöhnlich, sondern auch unglaubwürdig. Das lag tatsächlich an genau dem Punkt, den Dae auch schon ansprach: Durch die vielen 'angeklebten' Erklärungen an den Handlungsbeschreibungen wirkte es nicht so, als wenn diese Fähigkeit ursprünglich geplant, sondern als wenn sie nachkonstruiert gewesen wäre.

Von Kanndra

20.06.2005 07:45

Ok, das ist jetzt keine richtige Kritik, aber ich wollte nichts schreiben, solange die Mission noch in der Bewertung stand. :scheinheilig:
@Tery, wenn du noch Stilblüten sammelst, hier habe ich gleich zwei gefunden:

[quote:a1b6d0ea7d]Doch jetzt schien sie überhaupt nicht mehr zu stören, dass draußen unerträgliche Hitze war und die Sonne unbarmherzig die Bewohner von Ankh Morpork quellte. [/quote:a1b6d0ea7d]

[quote:a1b6d0ea7d]Auf jedem Fall blieb sie unverzerrt und die "starken" Männer ärgerten sich über ihre Schnittwunden. (Aber vielleicht war sie nur unverzerrt, weil der Kampf noch nicht so lange gedauert hatte...) [/quote:a1b6d0ea7d]

@Arwan: Auch einige andere Fehler haben den Lesefluss gestört. Vielleicht lässt du erst noch einen anderen drüberlesen, ehe du die Single abgibst?
In den anderen Punkten gebe ich meinen Vorredner recht. Die "Action" und der Aufbau der Geschichte waren gut, der Charakter wirkte aber etwas sehr überlegen. Gut fand ich dann wieder die Idee mit den Zuschauern am Ende. :D

Von Romulus von Grauhaar

20.06.2005 09:30

Das mit den Fehlern hat mich auch beim Lesen ziemlich gestört, allerdings gibt es dafür ja auch Erstkorrektoren. Entweder korrigieren oder wenn's zu viel ist, zurückschicken, aber so viele offensichtliche Fehler online zu stellen wirft auch auf den Erstkorrektor kein gutes Licht ;)

Aber auch von der Rechtschreibung abgesehen, muss ich sagen, dass mir die Single eher nicht gefallen hat, so hart das klingt, die Handlung wirkte stellenweise ziemlich unrealistisch und konstruiert, die beteiligten Personen handelten nicht so, wie man es von Ankh-Morporkianern erwarten würde.

Lass dich aber durch meine Kritik nicht entmutigen, ich denke, das kannst du sicher besser und hoffe auf den Beweis dafür ;)

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