Der Name der Rose

Bisher hat keiner bewertet.

von Hauptgefreiter Pyronekdan (RUM)
Online seit 05. 06. 2005
PDF-Version

Pyronekdan und Thask müssen einen seltsamen Fall lösen. Allerdings ist es manchmal besser, sich nicht zu sehr einzumischen.

Dafür vergebene Note: 9

Wieder einmal war Pyronekdan mit Thask unterwegs, um tote Briefkästen zu leeren. Da es in der Wache im Moment aber recht ruhig war, gönnte sie sich etwas Abwechslung an der frischen Luft. Der Hauptgefreite beglückwünschte sich zu dem neuen 'Briefkasten' im Park, wo die Luft für Ankh Morporks Verhältnisse wirklich frisch war.
Das geheime Astloch in dem Baum war nicht leicht zu finden. Vor allem, wenn man, wie der Zauberer, zunächst am falschen Baum suchte. Schließlich fanden sie es. Tatsächlich steckte ein Zettel darin, jedoch so tief, daß sie Probleme hatten, ihn herauszuholen.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen versetzte Pyronekdan dem Baum vor Wut einen Tritt. Für den schon ziemlich morschen Baum war das zuviel, und der Zauberer mußte mit ansehen, wie er langsam umkippte. Er konnte Thask noch gerade rechtzeitig zur Seite ziehen, bevor er auf dem Boden aufschlug.

Erst jetzt bemerkte Pyronekdan, daß sie nicht alleine waren. Ein kleines Wesen mit schwarzem Kapuzenmantel und Sense saß auf dem umgestürzten Baum. Offensichtlich war der Baum bis eben noch bewohnt gewesen, dachte sich der Hauptgefreite.
"Könntest Du mit der Sense vielleicht den Zettel aus dem Astloch holen?", fragte er den Rattentod.
Doch das Rattenskelett quiekte nur und lief davon.
"Was meinst du mit: 'Ich habe das Zauberwort vergessen'", rief er ihm nach.
Doch der Rattentod hörte ihn nicht mehr.
"Wer war das?", wollte Thask wissen, der sich noch von dem Schock erholte, beinahe erschlagen worden zu sein.
"Tods kleiner Gehilfe", antwortete der Zauberer. "Er kümmert sich um den Kleinkram."
Als sie sich umsah, bemerkten sie, daß der Baum mehr Schaden angerichtet hatte, als zunächst vermutet. Er hatte beim Umfallen nämlich eine Mauer beschädigt. Die Mauer war von Rosen überwuchert, was wohl ein guter Schutz vor Einbrechern war. Die Besitzer werden davon überhaupt nicht begeistert sein, dachte sich der Zauberer, als er das Loch untersuchte.

Da sie sich den Umweg zum Haupteingang sparen wollte, kletterten sie über die Überreste der Mauer auf das ansehnliche Grundstück. Merkwürdiger Weise schien keiner der Bediensteten den Unfall gehört zu haben. Das erinnerte den Zauberer an ein Problem, das er einmal gehört hatte:
Macht ein umfallender Baum ein Geräusch, wenn niemand zuhört?
Sie hatten den Baum fallen hören, aber vielleicht waren die Diener hier zu beschäftigt gewesen. Der Weg der beiden Wächter führte an dem Hundezwinger vorbei, in dem ein Wachhund schlief.
"Scheint noch nicht seine Zeit zu sein", meinte Pyronekdan und ging weiter.
Als sie am Hauptgebäude ankamen, an dem ein Schild mit der Aufschrift Rosendorn auf den Besitzer des Anwesens hinwies, zog er an einem Strick, der offensichtlich mit einer Glocke verbunden war. Trotz längeren Wartens, öffnete jedoch niemand. Um sich auszuruhen, lehnte sich der Zombie gegen die Tür, die sich daraufhin öffnete, da sie nicht richtig geschlossen war. Er stolperte nach drinnen, und stieß dabei noch eine Blumenvase um.
Mit den Worten: "Stadtwache Ankh Morpork. Ist jemand hier" folgte ihm Pyronekdan.
Er bekam jedoch keine Antwort, obwohl allein der Lärm der zerbrochenen Vase nicht zu überhören gewesen war.
"In der Küche müßte um diese Zeit jemand sein", meinte der Zauberer, dessen Magen verkündete, daß es bald Mittag war.

Dem Geruch von gebratenen Fleisch folgend fand er sie sofort. Thask folgte ihm, nachdem er die Überreste der Vase etwas bei Seite geschoben hatte. Auf dem Tisch stand ein leckerer Schweinebraten, und die Köchin saß auf einem Stuhl daneben, und schlief.
"Gestern scheint hier es hier ja eine tolle Party gegeben zu haben", meinte der Hauptgefreite. "Selbst Zauberer sind normalerweise um diese Zeit schon wach."
Jede Menge schmutziges Geschirr und der Rest einer Geburtstagstorte bestätigten seine Vermutung. Auf Torte befanden sich noch drei rosa Kerzen. Ursprünglich mußten es wohl etwa achzehn gewesen sein, schätzte der Zauberer. Dann konnte das Geburtstagskind nur die Tochter des Hauses sein.
"Hallo Frau Köchin, dürfte ich wohl eines ihrer Messer ausleihen?", versuchte er die Schlafende zu wecken.
Es gelang ihm jedoch nicht sie damit aufzuwecken. Vielleicht würde er ja ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er etwas von der Torte probierte. In der Unsichtbaren Universität funktionierte das zu seinem Leidwesen fast immer. Da er keinen sauberen Teller und Besteck fand, benutzte er seine Finger, was normalerweise die Aufmerksamkeit jeder Köchin in Sekundenbruchteilen weckte. So sehr er sich aber auch bemühte [1], die Köchin schlief weiter. Auch ein weiterer Versuch mit dem Braten blieb erfolglos. Als auch Wachrütteln nichts half, wurde es dem Hauptgefreiten klar, daß das ein Fall für die Wache war, und es Zeit wurde eine Nachricht abzuschicken. Leider hatte er wieder einmal keine Brieftaube dabei. In einem kleinen Käfig in der Ecke der Küche gab es zwar Tauben, die wohl für das Abendessen vorgesehen waren. Aber auch diese verschliefen ihre Beförderung zur Brieftaube. Deshalb beschloß der Zauberer sich zunächst weiter im Haus umzusehen. Thask schickte er mit einem kleinen Messer aus der Küche zurück, um die Nachricht aus dem Baum zu holen, und der Wache Bescheid zu sagen.

Nach kurzer Zeit fand Pyronekdan den Hausherrn in der Bibliothek mit einem Buch in der Hand schlafend vor. Der Zauberer versuchte gar nicht erst ihn aufzuwecken, sondern sah sich gleich das Buch näher an. Der Titel hieß 'Hexenflüche, und wie man sie abwehrt'. Leider war das Buch zugeklappt, so daß nicht zu sehen war, welche Seite zuletzt gelesen wurde. Vielleicht bekommt SUSI das ja anhand der Fingerabdrücke heraus, dachte sich der Hauptgefreite, und untersuchte den nächsten Raum.
Hier fand er eine junge Frau, vermutlich das Geburtstagskind, schlafend vor. Sie war mit Handarbeiten beschäftigt gewesen. Wieso sie wohl an ihrem Geburtstag arbeiten muß?, fragte sich der Zauberer. Aber vielleicht hatte sie das Spinnrad ja zum Geburtstag bekommen, und wollte es gleich ausprobieren.
Als nächstes untersuchte er die Stallungen. Hier schliefen einige Stalljungen, und sogar die Pferde.
Plötzlich bemerkte der Zauberer durch ein Fenster eine Gestalt, die sich dem Haus näherte. Sie hielt ein Schwert in der Hand, und ihre Kleidung war teilweise zerrissen.

Der Zauberer ging zurück zum Haupteingang, und lauerte dem Einbrecher hinter der Eingangstür auf. Da der Mann über die Reste der Vase stolperte, war es für Pyronekdan ein leichtes, ihn zu überwältigen, und zu fesseln.
"Stadtwache Ankh Morpork", klärte er seinen Gefangenen auf. "Sie sind wegen Einbruchs festgenommen."
"Ich bin Hinz von Blaublut", erklärte dieser. "Ich wollte nur um die Hand der Tochter des Hauses anhalten!"
"Machen sie so etwas immer mit einem Schwert in der Hand, und in zerlumpter Kleidung?"
"Die hiesige Vegetation bereitete mir einige Probleme."
"Dafür machen es die Menschen und Tiere einem Dieb momentan ziemlich einfach", stellte der Hauptgefreite fest. "Haben sie damit irgend etwas zu tun?"
"Wovon reden sie? Etwa von dem schlafenden Wachhund?"
"Im Moment scheinen hier alle zu schlafen. Bis wir herausgefunden haben wieso, kommen sie erst einmal mit zur Wache."
"Aber ich habe nichts damit zu tun", beteuerte der Mann.

In dem Moment kam Thask zur Tür herein.
"Ich habe die Nachricht herausbekommen", erklärte er. "Wer ist denn dieser Mann?"
"Vermutlich ein Einbrecher, der die Gelegenheit nutzen wollte. Hast du sie gleich zur Wache weitergeleitet?"
"Ich bin zu Bitumens Nachrichtenturm gegangen. Der hat die Nachricht weitergeleitet. Das Original habe ich hier."
"Gut gemacht. Was stand in der Nachricht?"
Thask gab seinem Kollegen den Zettel.
Die Nachricht war mit Käfer unterschrieben, also stammte von der Hexe Irma Immergrün. Sie war gestern bei der Geburtstagsfeier anwesend, und hatte mitbekommen, daß eine nicht eingeladen Hexe das Haus mit einem Fluch belegt hat. Um den Fluch zu lösen müsse ein Mann die Lippen der Tochter mit seinen berühren.
"Das klingt ja wie im Märchen", meinte der Zauberer. "Aber einen Versuch ist es wert."
"Und wer soll das machen?", fragte Thask.
"Kennen sie sich mit Mund zu Mund Beatmung aus?", fragte der Zauberer seinen Gefangenen, und löste seine Fesseln.
"Wo ist sie?"
Pyronekdan führte ihn und Thask in das Zimmer der schlafenden Tochter.
"Müssen sie unbedingt dabei zusehen?", wollte Hinz wissen, als die Wächter keine Anstalten machten, den Raum zu verlassen.
"Ich glaube wir sind hier nicht mehr von Nöten", stellte der Zauberer fest, und verließ mit Thask das Zimmer.

Als sie an der Küche vorbeikamen, wachte auch die Köchin gerade auf.
"Wer hat von dem Kuchen und dem Braten genascht?", wollte diese Wissen. "Und wer hat mit ein Messer gestohlen?"
"Wir sind von der Stadtwache, und haben das Messer nur dienstlich ausgeliehen", versuchte der Zauberer sie zu beruhigen. "Thask, gib ihr doch bitte das Messer zurück."
"Und was ist mit der Torte und dem Braten?"
"Die waren wirklich köstlich", zog sich Pyronekdan mit einem Kompliment aus der Affäre. "Sie sollten das Rezept für die Hochzeit beibehalten."
"Welche Hochzeit?", wollte die Köchin wissen.
"Die Hexe Irma Immergrün kann ihnen das wohl besser erklären. Ich glaube, wir müssen jetzt zur Wache, unseren Bericht schreiben."
Auf dem Weg zum Tor wurden sie noch vom Bellen des Wachhundes begleitet.
"Wer kommt jetzt für die Vase und den Schaden an der Mauer auf", wollte Thask noch wissen.
"Eine neue Vase wäre wohl ein prima Hochzeitsgeschenk, und der Baum wäre früher oder später auch ohne uns umgefallen. Das bringt mich übrigens auf eine Idee."

Ein paar Tage später saß Woakie, einer der Teledämonen des Zauberers, allein neben einem Baum im Park.
"Ist der Baum schon umgefallen?", wollte Pyronekdan von Toakie wissen.
"Woakie hat noch nichts gehört", antwortete dieser.
"Ich fragte, ob er umgefallen ist, ob er es hörte, wäre meine nächste Frage gewesen."
"Nein er steht noch. Allerdings beunruhigt es Woakie, daß er vom Baum getroffen werden könnte."
"Das wird schon nicht passieren, weil ich extra ein Seil gespannt habe, daß den morschen Baum in die andere Richtung zieht."
"Und was ist, wenn das Seil reißt?"
"Dann wird er den Fall wohl nicht mehr hören", erkannte der Zauberer. "Allerdings wäre das Experiment damit wohl trotzdem gescheitert."
"Jetzt ist der Baum umgefallen", verkündete Toakie.
"Gut, und hat Woakie ihn fallen hören?"
"Nein, er hat sich die Ohren zugehalten."
"Mist, dann werden wir das Problem wohl nie lösen können, ob ein fallender Baum ein Geräusch macht, wenn niemand dabei ist."

[1] und er bemühte sich wirklich sehr

Kritik erwünscht



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

13.06.2005 19:33

Lob: Die Grundidee, einen Märchenplott auf die Scheibenwelt zu übertragen, fand ich interessant. Ebenso den abschließenden Versuchsaufbau mit den Kommunikationsdämonen.

Kritik: Die Erzählweise der Geschichte war ungünstig, weil [b:fd4c00e4be]wörtliche Rede eindeutig zu kurz[/b:fd4c00e4be] kam, wohingegen eine Beschreibung nach der anderen, zu Pyronekdans Verhalten, aneinandergereiht wurde.

Von Romulus von Grauhaar

13.06.2005 21:22

Ich hab höher gewertet als das Endergebnis war, fande die Grundidee sehr schön, allerdings hätte man wesentlich mehr draus machen können. Irgendwie wirkte das ganze auf mich ein wenig unfertig...

Von Magane

13.06.2005 21:28

Genau dieses Gefühl hatte ich auch, es kommt ja bekanntlich nicht auf die Länge an... aber hier fehlte irgendwie Volumen, längere Szenen, besser ausgeschmückt.

Nur schad dass ich ne ganz ähnliche Idee hatte die jetzt vom Lager direkt in den Müll wandert... *produziert zuviele Ideen auf Halde* :roll:

Von Pyronekdan

14.06.2005 17:20

Vielen Dank für die Kritik

@Ophelia:
Ich habe Thask extra mit verwendet, um nicht nur mit mir selbst zu reden.
In der ersten Version war er gar nicht dabei.

@Romulus:
Mir fehlt leider fast immer die Geduld und/oder die richtigen Ideen, um meine Singles nachzubearbeiten. :-(
Hinzu kam diesmal noch, daß ich mich von einer Erkältungskrankheit noch nicht ganz erholt hatte.

@Maggie:
Sorry, daß Du die Idee nicht mehr verwenden kannst.
Aber warum eigentlich nicht?
Schließlich wurde das Thema sicherlich schon häufig verwendet.

Von Magane

14.06.2005 19:54

Vielleicht in ein paar Monaten, im Moment wärs doof nicht nur wegen deiner Single sondern auch wegen des Märchenplots vom LARP.

Meine nächsten beiden Singles nach der AS hängen in den ersten Ideen schon am Harken, wenn mir die Ideen ausgehen, dann werd ich mich beschweren ;-)

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung