Spuren der Vergangenheit

Bisher hat keiner bewertet.

von Chief-Korporal Romulus von Grauhaar (RUM)
Online seit 01. 06. 2005
PDF-Version

 Außerdem kommen vor: KolumbiniAven RestaThask VerschoorIrina Lanfear

Ein längst vergangener, allerdings nie zur vollständigen Zufriedenheit abgeschlossener Mordfall wird wieder aufgerollt. RUM befragt Personen mit gutem Gedächtnis und stößt auf interessante Tatsachen und zum Nachdenken anregende Gerüchte, die schließlich zur Aufdeckung der traurigen Familientragödie der einst so angesehenen Familie Rabenhof führt.

Dafür vergebene Note: 13

"Herr von Grauhaar, ich möchte driiiiiingend mit ihnen sprechen!"
Auch das noch, dachte der eben genannte Ermittler, als die korpulente Dame auf ihn zustrebte. Als ob es nicht ausreichte, dass er als Stellvertreter von Rina zu diesem festlichen Essen der Assassinengilde gehen musste, wo er fast jeden Gang aufgrund seiner Fleischhaltigkeit zurückgehen lassen musste, abgesehen davon dass er sich sowieso nicht gerne auf irgendwelchen öffentlichen Anlässen befand, nein jetzt musste er noch diese Person ertragen, die sicher wie so viele andere auch, dumme Fragen stellen würde, wie die Polizeiarbeit in der Abteilung für Raub und unlizensierten Mord denn so arbeiten würde, und wie schreeecklich interessant das alles sei.
Dabei hatte Rina ihm doch nur eine Pause gönnen wollen, und ihn als ihren Stellvertreter zum jährlichen Empfang der Assassinengilde geschickt, zu der aus Höflichkeit auch die Abteilungsleiterin beziehungsweise der Abteilungsleiter der Abteilung für Raub und unlizenzierten Mord geladen war, für gewöhnlich auch ein Vertreter der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten, aber sowohl die für die Assassinengilde verantwortliche Gefreite Krulock als auch der Abteilungsleiter Picardo glänzten mit Abwesenheit, so dass sich Romulus als einziger anwesender Wächter unter den vielen Würdenträgern der Gilde [1] und anderen wichtigen Persönlichkeiten der Stadt - wahrscheinlich handelte es sich dabei hauptsächlich um die größten Auftraggeber der Gilde - ein wenig deplatziert vorkam. Wenigstens hatte man ihn während des Festessens meistens in Ruhe gelassen. Er hatte dem Gespräch seiner Tischnachbarn gelauscht, einem mittlerweile in die Jahre gekommenen Vorstandsmitglied der Gilde, der Ermittler schätzte sein Alter auf deutlich über 70, und einem Adligen, dessen Sohn offenbar zu den Studenten der Gilde gehörte. Der vegetarische Werwolf streute ab und zu einen kurzen Satz ein, um nicht desinteressiert zu wirken, obwohl er genau das war.
Nun war das zwölfgängige Menü beendet und die Gesellschaft bewegte sich auf die etwas abseits platzierten Sofas zu, wo schon Kaffee und Plätzchen bereit standen - der schwierigste Teil, wie Romulus schlagartig bewusst wurde, denn jetzt kam es auf Konversation an. Bevor er sich versah hatte die Frau, die sich durch die Menge auf ihn zu bahnte, ihn erreicht, sich bei ihm eingehängt und steuerte ihn mit sanfter Gewalt auf eines der Sofas zu.
Der Chief-Korporal beobachtete mit geschulten Augen ihre Bewegungen, als sie sich Kaffee einschenkte und anschließend Zuckerwürfel hinzugab, um diese mit einer raubtiergleichen Vehemenz mit einem Löffel zu zerdrücken und umzurühren. Währenddessen ging ein Redeschwall über den bemitleidenswerten Ermittler nieder.
"...wollte schon immer mal wissen, wie das überhaupt bei Ihnen in der Wache abläuft... blablabla..."
Romulus schenkte sich ebenfalls einen Kaffee ein. Er trank einen Schluck. Viel zu schwach, das Zeug, stellte er in Gedanken fest.
"... schon soviel von Ihren Erfolgsquoten in den verschiedensten Mordfällen gehört..."
Wie hatte sie sich ihm noch mal vorgestellt? Sein für gewöhnlich wirklich ausgezeichnetes Namensgedächtnis schien ihn ausnahmsweise im Stich zu lassen....
"Vielen Dank, Frau..."
"L a d y Birken-Stox!"
Die Art, wie L a d y Birken-Stox das Wort "Lady" betonte, gefiel dem gebürtigen Überwaldianer ganz und gar nicht, sie deutete auf die typische Art eines Mensch hin, der viel besitzt, ohne etwas dafür getan zu haben, und es als iogegeben ansah, dass er wichtig war. Solche Menschen sahen in den weniger Reichen für gewöhnlich nur nützliches Beiwerk dieser Welt. Um so erstaunlicher, dass Lady Birken-Stox ausgerechnet das Gespräch - oder besser gesagt den Monolog - mit einem Wächter suchte. Diese Tatsache war Romulus nicht geheuer. Sicher kam gleich irgend ein seltsames Angebot oder - viel schlimmer - ein absolut langweiliger Fall, den sie ihm auf die Nase binden wollte.
"Wie gesagt, ich hörte bereits von der Erfolgsquote Ihrer Abteilung, und da fiel mir wieder der Fall Rabenhof ein, der vor einigen Jahren die Schlagzeilen der Ankh-Morpork Times füllte, und den Sie meines Wissens nicht lösen konnten."
"Tut mir leid, wenn ich mich daran nicht erinnern kann," nutzte der Ermittler die kurze Pause, die Lady Birken-Stox zum Luft holen einlegte, "aber das muss vor meiner Zeit in Ankh-Morpork gewesen se..."
"Ooooch!" fiel ihm seine Gesprächspartnerin ins Wort. "Dabei wollte ich Sie gerade um eine Auskunft bitten, denn ich dachte, Sie wissen mehr, als damals in der Zeitung stand. Der Doppelselbstmord, wie es alle nannten. War es Lady Rabenhof, die ihren Mann zuerst erschoss, und dann sich selbst, oder hat General Rabenhof seine Frau umgebracht und sich dann selbst getötet?"
Da ist er also, der langweilige Fall, den Romulus bereits erwartet hatte. Er entschloss sich, die Wahrheit zu sagen, um diese schreckliche Frau loszuwerden.
"Wie gesagt, ich weiß von diesem Fall nichts, das war sicher vor meiner Zeit in der Stadtwache."
"Das ist wirklich sehr schade. Wissen sie, mein Sohn Hermann möchte nämlich die Tochter der Rabenhofs, Cäcilie Rabenhof heiraten. Und da macht man sich als Mutter ja so seine Sorgen, wenn man von derartigen Tragödien erfährt."
In diesem Moment ertönte ein ersticktes Keuchen und einige Meter entfernt brach ein Mann keuchend zusammen. Froh um einen Vorwand, von der schrecklichen Lady Birken-Stox fliehen zu können, murmelte Romulus eine Entschuldigung und eilte in Richtung des mittlerweile im Gesicht blau anlaufenden Zusammengebrochenen. Auch als Nicht-SUSI-Experte erkannte der Werwolf eindeutige Hinweise auf eine schwere Vergiftung. Doch die geschulten Ermittleraugen erkannten schnell den kleinen Zettel, der neben dem Körper des Mannes lag - eine Assassinenquittung. Da hatte wohl jemand eine gewisse Substanz in die Plätzchen oder den Kaffee gemischt, um einen Auftrag auszuführen. So etwas konnte natürlich bei einem Festmahl der Assassinengilde durchaus vorkommen.
"Alles in ordnung, weitermachen," murmelte der Chief-Korporal kurz und ergriff die günstige Gelegenheit, wo die anwesenden Gäste schonmal abgelenkt waren, um unbemerkt aus dem Gildengebäude und von diesem seine Nerven zermürbenden Empfang zu verschwinden.



"Der Fall Rabenhof... Ja, ich kann mich düster daran erinnern. Da war ich gerade erst neu in der Abteilung RUM..."
Kolumbini machte ein nachdenkliches Gesicht und klopfte sich, wie so oft, wenn er scharf nachdachte, mit einem Finger unbewusst gegen sein Glasauge.
Der Vorfall vom vergangenen Abend hatte Romulus nicht losgelassen und so hatte er seinen dienstälteren Kollegen am nächsten Abend auf ein Bierchen in den Eimer eingeladen, um mehr über diesen mysteriösen doppelten Todesfall herauszufinden.
"Wir haben damals gründlich mit der halben Stadtwache diesen Fall untersucht, immerhin bestand ein großes öffentliches Interesse. Aber wir konnten keine Hinweise finden, die auf einen anderen Tathergang als einen Doppelselbstmord hindeuteten. Der Fall wanderte irgendwann mit dem Vermerk 'Alles deutet auf einen Doppelselbstmord hin' zu den Akten."
"Aber du glaubst nicht dran, dass es ein Selbstmord war."
"Was ich glaube spielt keine allzu große Rolle. Jedenfalls fehlte uns ein Motiv. General und Lady Rabenhof führten eine glückliche Ehe, brauchten sich finanziell keine Sorgen zu machen, hatten zwei nette Kinder, ein großes Anwesen in der Vorstadt, es fehlt jeder Grund, jegliches Motiv warum sie sich das Leben hätten nehmen sollen."
"Aber warum sollte diese Birken-Stox wissen wollen, was genau passiert ist, wenn sie nicht irgendetwas weiß. Das ganze scheint mir höchst verdächtig."
"Na ja, so genau weiß man das nicht. Vielleicht ist es auch übertriebene mütterliche Fürsorge. Wenn sie nun Mord als Geisteskrankheit des Mörders interpretiert? Manche Leute glauben, dass Geisteskrankheiten erblich sind."
Romulus verzichtete auf einen zynischen Kommentar.
"Übrigens... das erinnert mich daran, dass es da irgendeine geisteskranke Schwester gab," fuhr Inspäctor fort.
"Ich weiß nicht mehr, ob es sich um die Schwester des Generals oder seiner Frau handelt. Sie soll mal irgendwann ein kleines Kind umgebracht haben oder so und war deswegen einige Jahre in einem Sanatorium. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Akte müsste noch irgendwo liegen."
"Könnte sie die beiden umgebracht haben?"
"An der Tatwaffe, einer handelsüblichen Burlich und Starkimarm Zuferlässigen Armbrust Tühp Zwei, fand man nur Spuren von General und Lady Rabenhof."
"Meinst du, es gibt noch Leute die sich an den Vorfall genauer erinnern? Die vielleicht in direktem Kontakt mit den Rabenhofs standen? Was ist mit den beiden Kindern?"
"Die waren zu dieser Zeit beide in irgendwelchen Pensionaten oder Internaten. Das Mädchen in Quirm und der Junge irgendwo in Pseudopolis. Aber vielleicht könnten wir unsere Kontakter bemühen, um weitere Informationen zu bekommen. Das heißt, falls du wirklich diesen angestaubten Fall wieder aufrollen willst."
"Ich muss zugeben, das Verhalten dieser schrecklichen Lady hat in mir ein gewisses Interesse geweckt."
Das war eine der Eigenschaften, die Romulus an sich hasste. Er musste jetzt einfach wissen, was sich zugetragen hatte, damals im Fall der Rabenhofs. Und er wollte sich nicht mit einem "wahrscheinlich" zufrieden geben.
"Warum eigentlich General Rabenhof? Wir haben doch gar keine Armee hier..."
"Er war lange Zeit im Ausland... war General der klatschianischen Fremdenlegion und hatte seine ganze Familie mit in Klatsch."
"Nun, ich denke wir sollten da am Ball bleiben. Ich werde mich mal mit der Tochter der Rabenhofs... Cäcilie hieß sie glaube ich... unterhalten, immerhin hat die Birken-Stox sich auf Cäcilies Hochzeit mit ihrem Sohn Hermann bezogen."
"Gute Idee, vielleicht weiß sie ja doch etwas. Ich suche dann in der Zwischenzeit die Akte heraus und versuche, ein paar Namen von Personen ausfindig zu machen, die wir befragen könnten. Außerdem sollten wir wirklich ein paar Kontakter einbeziehen... Da könnten sich von Seiten der Informanten noch ein paar Infos ergeben."



Cäcilie Rabenhof erwies sich als eine auf eine energische und zielstrebige Art attraktive, junge Frau. Normalerweise waren Menschen, die wissentlich mit einem Wächter zu tun haben [2], häufig nervös und unsicher, doch bei Cäcilie schien genau das Gegenteil der Fall zu sein.
"Sie kommen hierher und rollen alte Geschichten wieder auf, die manche Leute komplett verdrängt haben. Warum?"
"Nun, wenn ich ehrlich zu ihnen sein soll..."
"Ja, das sollen Sie. Ich mag es nicht, wenn man mich belügt."
"...Ihre Schwiegermutter in spe bat mich darum, herauszufinden, wer von Ihren Eltern die tödlichen Schüsse beim mutmaßlichen Doppelselbstmord herbeigeführt hat."
"Lady Birken-Stox ist eine selbstsüchtige, herrische Frau. Sie will Heinrich und mir nur die Hochzeit verderben."
"Das mag sein, und ich teile Ihre Meinung bezüglich des Charakters von Lady Birken-Stox zumindest teilweise. Jedenfalls dachte ich, es sei das beste, Sie darüber in Kenntnis zu setzen."
"Ach, das war richtig von Ihnen, ich habe von der ganzen Sache damals nicht viel mitbekommen, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch, was damals mit meinen Eltern geschah und vor allem, warum es geschah. Werden Sie die Hintergründe der Tat finden, Herr von Grauhaar?"
"Versprechen kann ich Ihnen nichts, dazu ist diese Tragödie zu lange her, aber ich werde mein Bestes tun, um einen ungelöst zu den Akten geschobenen Fall wieder aufzurollen und vielleicht neue Erkenntnisse zu sammeln. Vorausgesetzt natürlich, ich bekomme die Erlaubnis unserer Abteilungsleiterin."



Die Erlaubnis der Abteilungsleiterin, den alten Fall wieder aufzurollen, gestaltete sich weniger schwierig, als Romulus angenommen hatte. Irina Lanfear gab sofort ihr Okay, unter der Voraussetzung, dass dabei die vielen neuen Abteilungsmitglieder eine Möglichkeit bekamen, sich in ihrem Tschob zu bewähren - denn was eignet sich besser dazu, erste Erfahrungen zu sammeln, als die Arbeit an einem ohnehin schon in die Jahre gekommenen nicht hinreichend gelösten Mordfall.
So saßen wenige Zeit später Romulus von Grauhaar und Inspäctor Kolumbini in ihrem gemeinsamen Büro, in dem Romulus trotz seiner Ernennung zum stellvertretenden Abteilungsleiter immer noch lieber war, wenn es um seine Ermittlerarbeit ging, als in seinem im Vergleich dazu wesentlich größeren Stellvertreter-Büro, über der Akte des alten Falls, und überlegten, was es denn nun zu unternehmen galt.
"Hier steht, dass in dem Haus neben dem Ehepaar Rabenhof nur noch eine ältliche Haushälterin, die mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilt, und die quirmianische Gesellschafterin von Lady Rabenhof lebten," bemerkte der Chief-Korporal.
E gab nirgends irgendwelche anderen Spuren auf ein Einwirken eines Dritten," bemerkte Kolumbini. "Keine Fußspuren, keine Fingerabdrücke - gar nichts."
"Hoffentlich finden unsere Kontakter und Anwerber ein paar neue Hinweise. Ich habe ihnen Adressen gegeben, von Leuten, die laut dieser Akte die Rabenhofs irgendwann gekannt hatten, und sie sollen dort möglichst viele Einzelheiten über das Leben des Ehepaars Rabenhof herausbekommen."
"Das ist ja interessant...", murmelte Inspäctor, ohne auf die Worte des Werwolfs zu achten.
"Da habe ich mir damals gar keine Gedanken drüber gemacht, aber jetzt wirkt es irgendwie seltsam."
"Was denn?" wollte der stellvertretende Abteilungsleiter wissen.
"Nun, du weißt ja, dass das Ehepaar Rabenhof sich auf einen kleinen Spaziergang begeben hat, auf dem es dann gemeinsam Selbstmord begangen zu haben scheint."
"Ja, was ist daran interessant? Sie werden sich wohl kaum vor versammeltem Personal erschießen."
"Nein, das meine ich auch nicht. Aber hier steht, dass Lady Rabenhof ihre beste Perücke getragen hat."
"Hatte sie denn mehr als eine?"
"Ja, hier steht, sie besaß vier Stück. Aber überleg mal - ihre beste Perücke? Wofür denn? Um Selbstmord zu begehen, macht man sich doch nicht extra schick - eher besäuft man sich oder nimmt irgendwelche Medikamente, aber eine Perücke aufziehen? Kommt mir seltsam vor."
"Stimmt. Also wurden die beiden doch von jemand drittem Erschossen?"
"Nicht unbedingt. Es kann sein, dass er sie umgebracht hat und sie vorher gar nichts davon wusste und sich schick gemacht hat, um ihm zu gefallen. Oder es kann sein, dass sie ihn umgebracht hat, er nichts davon wusste, und sie sich schick gemacht hat, damit er keinen Verdacht hegt."
"Ja, das kann sein. Aber warum vier Perücken? Wer braucht denn so viele?"
"Keine Ahnung, ich trage keine, wie sollte ich das also beurteilen?"
"Hier steht etwas davon, dass Lady Rabenhof wenige Wochen vor ihrem Tod in privater Behandlung bei einem Arzt war - könnte eine schlimme Krankheit Ursache für einen möglichen Selbstmord gewesen sein?"
"Nein, eher das Ergebnis der Behandlung, wenn ich so an die Methoden der ankh-morporkianischen Ärzte denke, aber auch das war, zumindest nach Angabe des Hauspersonals, zufriedenstellend. Es ging ihr wohl einfach nicht gut, irgendwas mit den Nasennebenhöhlen oder so."



Tags darauf



Die Straßen in diesem Außenbezirk der Stadt waren in noch schlechterem Zustand als in den meisten anderen Vierteln der Metropole. Die kleinen, gedrungen gebauten Häuser hier wirkten so baufällig, als würde eine kleine Windbö genügen, um sie umzupusten. Ein eventueller großer, böser Wolf, der die Gebäude hier zum Einsturz bringen wollte, hätte wahrscheinlich noch nicht einmal kräftig einatmen müssen, bevor er mit dem Pusten anfing.
Doch irgendwo hier in der Wimmerstraße lebte eine der Personen, die vielleicht nähere Informationen zum Doppelselbstmord der Rabenhofs geben konnte. Der Dieb in Aven Resta bemerkte trocken, dass es hier nirgends etwas zu stehlen gäbe, nach einem Einbruch würde man hier wahrscheinlich mehr vorfinden als davor. Doch der auszubildende Anwerber vertrieb seinen inneren Dieb aus seinem Kopf. Jetzt war er Wächter und musste zusehen, dass er redlich wirkte, immerhin hatte er die schwierige Aufgabe, Informationen von einer äußerst respektablen Person zu erfragen.
Zum wiederholten Male fragte sich der Gefreite, warum man denn keinen Kontakter geschickt hatte, sondern ausgerechnet einen ehemaligen Dieb, der auf das Anwerben neuer Informanten spezialisiert war. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, hakte das ganze jedoch endgültig unter 'Unerklärliche Phänomene, die nur in der Wache auftreten können' ab. Seine Augen suchten die besseren Hütten am Straßenrand nach der Hausnummer 53 ab. Schließlich wurde er fündig.
Getragenen Schrittes bewegte er sich auf den Eingang des Hauses zu und las das perfekt sauber glänzende Messingschild an der Tür. "A. Freudlich" verkündete es. Er hatte also gefunden, wonach er suchte. Vorsichtig klopfte er an die Eingangstür. Eine leicht krächzende Frauenstimme erklang von innen:
"Wenn es ein Dieb ist, hier gibt es nichts zu stehlen!"
Aven zuckte bei dem Wort "Dieb" kurz zusammen, bevor sich in seinem Kopf der Gedanke formte, dass die alte Frau höchstwahrscheinlich recht hatte. Dann besann er sich auf den Grund seiner Anwesenheit und antwortete:
"Nein, ich bin von der Stadtwache und möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, Frau Freudlich."



Ein völlig anderer Anblick als die Wimmerstraße war der Goldhügelweg, am anderen Ende der Stadt. Dort öffnete gerade James Sauerampfer, Chef-Butler von Lord und Lady von Geranienhausen das Portal der herrschaftlichen Villa. James war nicht sein richtiger Name, eigentlich hieß er Willi Sauerampfer, aber bei seiner Bewerbung als Butler hatte er ein wenig geschwindelt, denn er war der Meinung ein Diener hatte gefälligst einen passenden Namen zu haben, der normalerweise mit einem J begann oder zumindest in der Tradition der Butlernamen weit oben stand. Ein Name wie zum Beispiel Johann, Jakob, Jeremias oder auch Baptist. Er entschloss sich dann dazu, wenn er schon schwindelte, wenigstens den klischee-behaftetsten Vornamen überhaupt zuzulegen und nannte sich fortan James. Mit säuerlicher Miene musterte der Dienstbote den angekündigten Wächter, der einen Termin bei ihrer Ladyschaft hatte. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass die Stadtwache genaue Auskunft über Spezies und Hintergrund der von ihnen eingesetzten Leute gab, wenn sie diese ankündigte. Aber dass man einen so offensichtlich Untoten schicken würde, grenzte der Meinung von James Sauerampfer an eine persönliche Beleidigung. Vampire, ja sogar die meisten Werwölfe wahrten wenigstens den nötigen Anstand, teilweise waren sie sogar gut angezogen. Aber was ihm da entgegenschlurfte ließ ihn trotz aller Formalität und butlerischer Gelassenheit die Nase rümpfen.
"Guten Taaag," erklang es aus dem Mund des Wächters in einer Sprechweise, die selbst den hartgesottenen Sauerampfer beinahe zum Gähnen gebracht hätte.
"Mein Naaaame ist Thask Verschoooor von der Waaache und ich habe einen Termiiiin bei ihrer Ladyschaaaaft."
"Folgen sie mir!" erwiderte der Butler knapp und ignorierte dabei, dass der Wächter am Eingang stehen blieb, als wäre das Portal noch geschlossen. Schließlich setzte sich der Zombie wieder in Bewegung, langsam, aber beständig, hinter dem Dienstboten her.



Wer durch den Pfeifenrauch Romulus' Gesicht gesehen hätte, hätte ihn amüsiert lächeln gesehen. Der Ermittler saß hinter dem Schreibtisch seines Stellvertreter-Büros, in das er mit samt der Fallakte umgezogen war, als Kolumbini sich auf den Weg gemacht hatte, um Informationen über die Pensionate zu sammeln, in denen die Kinder der Rabenhofs zur Zeit der Tragödie untergebracht waren, und begutachtete eine Nachricht, die vor einiger Zeit per Semaphor bei ihm eingetroffen war.

Sehr geehrter Herr von Grauhaar,
ich bin untröstlich, Ihre kostbare Zeit stehlen zu müssen. Jedoch bin ich mit mir selbst übereingekommen, dass ich Sie unbedingt sprechen muss. Sie werden sich vermutlich fragen, welche Intention meinerseits dahintersteckt. Ich möchte nur kurz erwähnen, dass ich mich auf Ihren Besuch bei meiner Verlobten am gestrigen Tag beziehe und mir diesbezüglich einige Fragen auf der Zunge brennen, die ich Ihnen gerne stellen möchte. Setzen Sie mich doch bitte in Kenntnis über eine Zeit, zu der ich Sie ungestört aufsuchen kann.
Ihr ergebener
Hermann Birken-Stox


"Wie überaus interessant," murmelte der stellvertretende Abteilungsleiter in seinen Bart. "Eine der Personen, mit denen ich sowieso noch über diesen Fall sprechen wollte meldet sich ganz freimütig bei mir, um mich um einen Termin zu bitten. Dem Text nach zu urteilen scheint Hermann Birken-Stox ein völlig anderer Typ Mensch zu sein als seine Mutter."
Romulus nahm einen Zug von seiner Pfeife und behielt sie im Mund, während er das Blatt mit der Semaphorennachricht sorgfältig in der Mitte faltete. Das ganze hätte vermutlich einen äußerst ordentlichen Eindruck gemacht, wenn der Werwolf dabei nicht die übereinandergeschlagenen Füßen auf der Schreibtischplatte liegen gehabt hätte. Mit einer mühsamen Bewegung öffnete von Grauhaar eine Schreibtischschublade und fügte die Nachricht einem größeren Sammelsurium an Zetteln hinzu, das sich in der Schublade befand. Dann schob er die Schublade mit dem rechten Fuß wieder zu, streckte sich und gähnte herzhaft, bevor er sich seinerseits einen leeren Bogen Papier und begann, eine Antwort an den Birken-Stox-Sohn zu verfassen.



Das Zimmer war absolut erstaunlich. Es schien so, als hätte ein Ikonograph hier in diesem ärmlichen Haus versucht, eine Ausstellung verschiedenster Portraitfotos zu arrangieren. Aven blickte sich erstaunt um. Frau Agathe Freudlich hatte ihn nach anfänglicher Skepsis dann doch sehr freundlich empfangen und ihn in eine Art Wohnzimmer geführt. Jetzt saß er auf einem alten, mitgenommenen Sofa, eine Tasse Tee in der Hand, und betrachtete seine Umgebung, während die alte Dame auf der Suche nach Plätzchen in der Küche verschwunden war.
Trotz des auch hier herinnen recht armselig und heruntergekommenen Eindruck der Wohnung, war alles fein säuberlich angeordnet, es herrschte die strikte Ordnung, die ältere Frauen häufig an den Tag legen.
Wahrscheinlich kehrt sie jeden Tag mehrfach die Teppichflusen und andere kleinen Schmutzpartikel zusammen, falls zufälligerweise unerwarteter Besuch kommen sollte, dachte der Gefreite. Auch wenn wahrscheinlich fast nie jemand vorbeikommt.
Sein Blick fiel erneut auf die Unmengen an Ikonographien, mit denen die Wände geradezu tapeziert waren. Von den meisten lächelten Kindergesicheter den auszubildenden Anwerber an, vereinzelt waren auch Hochzeitsfotos oder Urlaubsbilder darunter.
"Gefällt Ihnen meine kleine Sammlung?"
Aven drehte sich erschreckt um. Frau Freudlich stand milde lächelnd mit einer Keksdose im Türrahmen.
"Wissen Sie, Herr Wächter, als Gouvernante lernt man wirklich viele junge Menschen kennen, aber wenn sie älter werden, vergessen einen die meisten früher oder später. Man gewöhnt sich daran. Das einzige was bleibt sind Ikonographien ... und die Erinnerung."
Der Gefreite hatte sich jetzt wieder unter Kontrolle.
"Erinnerung ist ein gutes Stichwort," versuchte er das Thema in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken.



Lady von Geranienhausen empfing Thask ein wenig reserviert, aber auch nicht wirklich unfreundlich.
"Guten Tag, Herr Wächter. Kommen wir gleich zur Sache, denn ich habe nicht allzu viel Zeit. Sie wollen also Informationen über die Familie Rabenhof?"
Es war viel mehr eine Feststellung als eine Frage. Trotzdem antwortete Thask in typisch langsamer Manier:
"Jawooohl, sie sind richtig Informiiiii.."
"Nun dann werde ich Ihnen erzählen, was ich weiß," unterbrach ihn die Lady, die anscheinend wirklich nicht unnötig Zeit verlieren wollte, und dieses Ziel durch die Art des Zombies gefährdet sah.
"Danke, James, du kannst jetzt gehen," wandte sie sich wie beiläufig an den Butler, der im Türrahmen stehen geblieben war.
Mit einem "Sehr wohl, Ihre Ladyschaft" tat der Angesprochene wie geheißen.
Die Lady fuhr fort:
"Wie sie sicher noch aus den alten Untersuchungen wissen, waren wir lange Zeit mit den Rabenhofs befreundet. Umso größer war der Schock und das Unverständnis über dieses unschöne Ereignis vor einigen Jahren.
Wir hatten schon damals in Klatsch in ihrer unmittelbaren Nähe gelebt, und da nicht viele Menschen aus der Heimat freiwillig dort im Ausland weilten, natürlich häufig miteinander zu tun. So entstand auch unsere Freundschaft. Mein Mann war damals aus diplomatischen Gründen in Klatsch und aus diesem Grunde war er viel unterwegs."
"Waaaarum war Generaaal Raaaben..."
"General Rabenhof war einer der leitenden Offiziere der klatschianischen Fremdenlegion. Und im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern dieser Armee hatte er nicht vor, zu vergessen, sondern suchte einfach eine Möglichkeit, seinen Verstand für Menschenführung zum Nutzen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Er hing sehr an seiner Familie, und seine Familie an ihm, weshalb er sie mit nach Klatsch nahm. Das galt übrigens auch für seine Schwägerin."
"Seine Schwäääg..."
"Lady Rabenhof hatte eine Zwillingsschwester, wußten sie das nicht?"
"Bisheeer haben unsere Ermitt..."
"Natürlich haben sie nichts über sie gehört, sie war ja auch schon tot zum Zeitpunkt der Tragödie. Ist beim Schlafwandeln aus einem Fenster im obersten Stockwerk auf den Ankh gestürzt, die arme. Sie war nämlich mondsüchtig."
"Weeerwööööl..."
"Nein, keine Lykantropin, sie lief Nachts häufig im Halbschlaf durch die Gegend und bildete sich Dinge ein. Manchmal glaubte sie, eine große Heldin zu sein, die zaubern und fliegen kann und solche Dinge. Nun, ein Held war sie sicher nicht, höchstens vielleicht ein Pantoffelheld. Sie war ohnehin ein wenig wirr im Kopf. Es wurde gemunkelt, dass sie einmal drüben in Klatsch ein Kind getötet haben soll, aus Wut über irgendeine Kleinigkeit, allerdings konnte man es ihr damals nicht nachweisen. Aber sie wurde anschließend für eine ganze Weile in ein Sanatorium gesteckt. Jedoch haben die Rabenhofs, als sie wieder hierher gezogen sind, dafür gesorgt, dass sie bei ihnen wohnen durfte. Und dann, kurz darauf, stürzte sie beim Schlafwandeln aus dem obersten Stock, wie ich ihnen ja schon sagte."



Romulus musterte den Birken-Stox-Sprössling gründlich. Hermann sah seiner Mutter absolut nicht ähnlich. Er wirkte in seinem ganzen Wesen viel zierlicher als seine Mutter, strahlte eine natürliche Höflichkeit aus, wirkte aber auch ein wenig verlegen.
"Herr von Grauhaar," begann er, wärend er mit seinen Fingern nervös an seinem Hosenbund nestelte, "ich hoffe sie entschuldigen, dass ich sie in ihren sicher sehr komplizierten Ermittlungen eines wahrscheinlich für die weiteren Geschicke unserer Stadt sehr wichtigen Mordfalles störe."
"Aber nein, sie stören doch nicht, Herr Birken-Stox," antwortete der Ermittler. "Setzen sie sich doch bitte."
Er wies auf den Stuhl gegenüber seines Schreibtischs. Dann nahm er einen kräftigen Zug aus seiner Pfeife, bevor er sich wieder an seinen Besucher wandte.
"Nun, was sie zu mir führt, haben sie ja bereits in ihrer Semaphoren-Nachricht geschrieben. Was haben sie denn auf dem Herzen?"
"Ich möchte mich ihnen gegenüber äußern bezüglich ihres Gesprächs mit meiner Verlobten. Was meine Mutter von ihnen verlangt hat, ist ihr recht nahe gegangen, aus Gründen, die ihnen wie mir verstädnlich sein dürften."
Romulus nickte stumm. Der junge Mann vor ihm gab ihm Rätsel auf. Wie konnte eine derartig wortgewandte Person direkter Nachkomme einer Person wie Lady Birken-Stox sein? Wenn man ihn mit seiner Mutter verglich, wirkte er wie die Beredsamkeit in Person [3].
"Sie fragen sich sicher," fuhr Hermann fort, "warum ich meiner Mutter absolut nicht ähnlich bin."
Intelligent ist er ohne Zweifel, machte sich der Ermittler eine Gedankliche Notiz und beschloss, mit offenen Karten zu spielen.
"Offen gesagt: Ja. Ihre Mutter scheint mir ein völlig anderer Typ Mensch zu sein."
Ein kurzes Lächeln machte sich auf Hermann Birken-Stox' Gesicht bemerkbar, das aber schnell wieder verschwand.
"Auch ich möchte ihnen gegenüber aufrichtig sein. Lady Birken-Stox ist nicht meine leibliche Mutter. Ich wurde als kleines Kind adoptiert."
Die Antwort überraschte den Werwolf nicht. Insgeheim hatte er etwas in der Art vermutet, glichen sich Mutter und Adoptivsohn doch ungefähr so, wie der Ankh und ein sauberer Bergsee in seiner Heimat Überwald. Er fragte sich, wer denn die leibliche Mutter dieses bemerkenswerten jungen Mannes sein könnte.
"Aber wer meine wirkliche Mutter ist oder war, wurde mir nie gesagt," kam ihm der junge Birken-Stox zuvor.
"Aber zurück zu dem eigentlichen Grund meines Besuchs," brachte er das Thema zurück.
"Ich kann mir vorstellen, dass es sie belastet, was ihre Mutter von mir verlangt hat," griff der Chief-Korporal den Faden wieder auf. "Und wenn sie oder ihre zukünftige Ehefrau es wünschen, werde ich selbstverständlich dafür sorgen, dass der Fall von damals wieder da hinkommt, wo er jahrelang gelegen hat. Nämlich ins Archiv."
"Sie verstehen mich falsch, Herr von Grauhaar. Meine Mutter hat Cäcilie soweit gebracht, dass sie begonnen hat, an sich selbst zu zweifeln und sich zu fragen, was damals wirklich hinter der ganzen Sache steckte. Das ganze geht sogar so weit, dass sie unsere Verlobung deshalb in Frage stellt. Ich möchte sie also dringend darum bitten, eine plausible Lösung zu diesem Fall zu finden, damit wir wie geplant heiraten können."
In Gedanken stellte sich der stellvertretende Abteilungsleiter noch einmal Lady Birken-Stox vor.
Ja, das würde zu ihr passen, schoß es ihm durch den Kopf, aus einem niederen Beweggrund ein Mädchen zu verunsichern, das ihren Adoptivsohn heiraten möchte.
Nur was mochte dieser niedere Beweggrund sein? Er beschloss, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Und er wusste auch schon, wen er diesbezüglich fragen würde. Doch vorher musste er Hermann Birken-Stox versichern, dass er an dem Fall dranbleiben würde.
"Ich verspreche ihnen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um die wahren Hintergründe der Tragödie aufzudecken."



Nachdem Aven Frau Freudlich den Grund seines Besuches erklärt hatte, wurde die alte Dame plötzlich richtig nostalgisch und begann voller Freude über ihre damalige Arbeit als Kindermädchen allgemein und als Angestellte der Rabenhofs im Besonderen zu sprechen.
"Wissen sie, man lernt ja sooo viele junge Menschen kennen, und bei Familie Rabenhof war es etwas ganz besonderes. Ich habe selten so gelehrige Kinder erlebt. Natürlich waren sie auch ab und zu kleine Rabauken, wie fast alle Kinder, aber ich war immer der Meinung, man sollte die Kleinen nicht zu sehr einschränken in ihrer persönlichen Entfaltung."
"Das ist eine sehr moderne Einstellung, Frau Freudlich," warf der Gefreite ein.
"Und dennoch die einzig wahre, wenn man die individuellen Fähigkeiten von Kindern entdecken und fördern will," erklärte die alte Gouvernante.
"Jedenfalls wahren die Nachbarskinder oft zu Besuch im Hause der Rabenhofs. Bis die Kinder dann in Pensionate geschickt wurden, als die Schwester der Lady gestorben war. Man wollte die beiden nicht zu sehr belasten."
"Damit hat man den beiden sicher einen Gefallen getan, immerhin haben sie so die spätere Tragödie nicht hautnah miterleben müssen. Wie ging es dann mitihnen weiter, Frau Freudlich? Dadurch haben sie doch sicher ihre Stellung verloren."
"Ach, ich hatte sowieso vor, mich aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Also kam mir die Tatsache, dass die beiden Kinder nicht mehr zu betreuen waren ganz recht. Allerdings habe ich bei den Rabenhofs auch ein wenig die Haushälterin gespielt, so dass ich noch einige Monate länger bei ihnen geblieben bin, nachdem die Kinder aus dem Haus waren."
"Wissen sie etwas über die Perücken ihrer Ladyschaft?"
"Lady Rabenhof hat fast immer Perücken getragen, obwohl ihre Haare in bester Ordnung waren. Sie standen ihr allerdings ausgezeichnet. Sie war ohnehin eine sehr gutaussehende Frau, und ihre Perücken betonten ihre natürliche Schönheit auf ganz besondere Art und Weise."
"Wieviele Perücken hat Lady Rabenhof denn besessen?"
"Wie die meisten Perückenträger besaß sie zwei Stück. Man braucht ja schließlich Ersatz, wenn eine Perücke gerade gerichtet werden muss. Ich habe öfters eine ihrer Perücken in die Stadt zum Richten gebracht."
"Darf man fragen, wer die Perücken hergestellt hat?"
"Das war das Perücken- und Kunsthaarstudio Madam Schewoe in der Straße Schlauer Kunsthandwerker. Aber ob es das heute noch gibt, weiß ich nicht. Aber warum fragen sie nach den Perücken?"
"Nach ihrem Tod wurden neben der Perücke, die sie gerade trug, noch drei weitere gefunden. Vier Perücken sind reichlich viel, wenn sie mich fragen."
"Sie muss zwei davon ohne mein Wissen gekauft haben. In den Wochen vor ihrem Tod hat sie sich manchmal sowieso recht seltsam benommen. Genauer gesagt, seit sie von diesem Arzt in Quirm zurückkam, bei dem sie wegen ihren Problemen mit den Nasennebenhöhlen war. Vielleicht ist bei der Behandlung irgendetwas schiefgelaufen."
"Wie äußerte sich dieses seltsame verhalten?"
"Sie war manchmal ungewöhnlich still, dann wieder total überdreht. Und sie hat die ganze Zeit einen seltsamen Gesichtsausdruck gehabt, so... überlegen. Ja, ich glaube, 'überlegen' ist das richtige Wort. Und dann war da noch die Sache mit dem Hund."
"Was war denn mit dem Hund?"
"Die Rabenhofs hatten lange Zeit einen äußerst braven und zutraulichen Hund, der so friedlich war, dass er nicht mal als Wachhund taugte. Und genau dieser Hund hat Lady Rabenhof kurz vor ihrem Freitod gebissen."



Irgendwo in den Schatten




Hier in den verwinkelten Gassen der Stadt scheint selbst am Tag das träge Scheibenwelt-Licht keine Lust zu haben, irgendetwas zu Erhellen. Vielleicht hat es auch einfach Angst. Und das aus gutem Grund.
Eine in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt bemühte sich, möglichst unauffällig diesen Bereich des ältesten Stadtviertels von Ankh-Morpork zu durchqueren. Ebensogut hätte sie versuchen können, dem Stinkenden Alten Ron den Unterschied zwischen höflich und unhöflich zu erklären. Kurz gesagt: Natürlich wurde sie bemerkt. Und zwar gleich von mehreren Personen.
"Stehen bleiben, wenn dir dein Leben lieb ist. Rück die Dollars raus!"
Severin Siebenstreich, gewerblicher Beschaffer von Informationen und ehemaliger Schneiderlehrling, denn um niemanden anderen handelte es sich bei der in den Umhang gehüllten Gestalt, blieb stehen. Es war nicht das erste Mal, dass er in den Schatten von unlizensierten Dieben überfallen wurde, so etwas gehörte in einem gefährlichen Gewerbe wie dem seinen einfach dazu. Die meisten unlizensierten Verbrecher waren allerdings schreckhafter, als man im allgemeinen Annahm. Severin wusste das und setzte deswegen in solchen Fällen für gewöhnlich auf einen boshaft starrenden Blick direkt in die Augen seines Gegners. Die Augen. Das war es, was die meisten Leute beim Anblick des Informanten sofort irritierte, ja sogar beängstigte. Eigentlich war Siebenstreich ein ganz normaler Mensch - nun gut, ganz normal wohl nicht, denn seine zahlreichen vergeblichen Versuche, untot zu werden, sprechen Bände. Und so ist auch seine leuchtend rote Augenfarbe zu erklären: Einer dieser Versuche hatte auf mysteriöse Art und Weise zu diesem schauerlichen Anblick geführt.
So stand der ehemalige Schüler des Schneidermeisters Keuchhust nun relativ gelassen und wortlos vor den drei Angreifern, die ihn mit ihrer jahrelangen Übung schnell an eine Wand gedrängt und somit quasi umzingelt hatten, und versuchte, einen nach dem anderen mit seinem Blick einzuschüchtern.
"Also was ist nun?" fragte der erste der Räuber. "Wirds bald oder müssen wir handgreiflich werden?"
"Du, Paule," erklang die gedämpfte Stimme eines seiner beiden Kollegen. "Das ist mir nicht geheuer. Der hat einen Blick, bei dem mir die Knie weich wie quirmianischer Schimmelkäse werden."
"Ach was Übla, der probiert irgendwelche Tricks," erwiderte der Angesprochene. "Außerdem hat der Geld wie Heu, das rieche ich."
"Du riechst nur nach Scheiße," mischte sich der dritte ein.
"Halt's Maul, Marko," riefen Paule und Übla wie aus einem Mund.
"Warum? Ich habe genauso Mitspracherecht wie ihr beiden auch. Nach dem Paragraphen dreiundzwanzig Punkt fünf Strich sieben beh unserer Allgemeinen Überfall Bedingungen geht hervor, dass wir alle drei das gleiche Mitspracherecht ha..."
"Und ich sag dir, Marko," unterbrach ihn Übla. "Ich beantrage, dass wir diesen Typ in Ruhe lassen."
"Antrag abgelehnt!" echauffierte sich Paule. "Das ist unser Fang des Tages, den lassen wir nicht einfach in Ruhe.
"Entschuldigung, ich möchte ja nicht stören, aber könntet ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen und jemand anderen überfallen?" wollte Severin wissen.
"Also ich stimme für Paules Meinung, ihn anzugreifen."
"Zweidrittelmehrheit, du bist überstimmt, Übla."
Grummelnd zückte Übla einen dicken Knüppel, während Paule ein Messer herauszog und Marko sein rostiges Schwert hob. Langsam kamen sie näher an den an die Hauswand gedrückten Informanten heran. Severin machte sich darauf gefasst, sich entweder von seinem sauer verdienten Geld, seinem Leben oder sogar von beidem gleichzeitig verabschieden zu müssen.
Aber soweit kam es gottseidank nicht.
"Wenn haben wir denn da? Übla Nasenbruch, Marko Blitzfinger und Klunker-Paule, in Fachkreisen auch die Demokraten-Gang genannt. Soll ich euch gleich verhaften, oder wollt ihr vorher noch einen zusätzlichen Fall von Belästigung, Raub, unlizensiertem Diebstahl, Körperverletzung, und noch einigen Punkten mehr auf dem Kerbholz haben?"
Die Ganoven drehten sich um und blickten in das grinsende Gesicht von Chief-Korporal von Grauhaar, der sein Dienstschwert bereits gezogen hatte.
"Ein Mörderjäger!" entwich es Nasenbruch. "Was machst du denn hier, Wächter? Musst du nicht hinter deinem Schreibtisch irgendwelche Akten sortieren?"
"Erstens geht es dich nichts an, Übla, zweitens gebe ich euch genau fünf Sekunden um hier zu verduften, wenn ihr nicht gleich die ganze Stadtwache im Nacken haben wollt. Eine Eiltaube an SEALS ist wirklich schnell geschrieben.
Die drei Gangster sahen sich wortlos an, nickten, dann ertönte ein dreistimmiges "Bin dafür."
Vier komma drei Sekunden später war die Demokratische Gang in einer Seitengasse verschwunden.
"Danke, Romulus," keuchte Severin erleichtert. "Hast was gut bei mir."
"Das trifft sich gut, ich war sowieso auf der Suche nach deiner Wenigkeit, Severin."
"Du weißt ja, die Wache ist mein liebster Geschäftspartner."
"Also ich bräuchte ein paar Informationen zu den Dingen die hier auf dem Zettel stehen."
Er überreichte dem Informanten einen mit krakeliger Handschrift beschrifteten Notizblockzettel. Wortlos hielt dieser die Hand auf, was Romulus wiederum zu einem Grinsen veranlasste.
"Ich dachte, du hättest was gut bei mir?"
"Das sagt man doch nur so. Von was soll ich denn bitte leben, wenn ich ständig Gratis-Infos rausrücke?"
Das Grinsen in Romulus' Gesicht wurde noch breiter. Es war allgemein bekannt, dass Severin Siebenstreich eigentlich nie Gratis-Informationen gab, und sich daher neben seinem Tschob ein recht angenehmes Leben leisten konnte. Schließlich wechselte ein kleiner Geldbeutel den Besitzer.
"Ich wusste doch, dass wir uns verstehen," kommentierte Siebenstreich den Geldempfang. "Morgen früh hast du die gewünschte Information."
Romulus nickte und verabschiedete sich von Severin. Denn eines wußte er: Auf Severin Siebenstreich konnte man sich verlassen. Wo auch immer er seine Informationen bezog, sie stimmten für gewöhnlich.



Inspäctor Kolumbini ging missmutig auf die Ladentür von Madam Schewoes Perückenstudio zu. Nachdem er nichts nennenswertes über die Pensionate herausgefunden hatte, in denen die Kinder der Rabenhofs vor einigen Jahren unterebracht waren, außer dass das quirmianische Pensionat, in dem Cäcilie gelebt hatte, mittlerweile von einer gewissen Madame Schapoklack geleitet wurde, die früher unter anderem im Hause der Rabenhofs als Kindermädchen ihren Lebensunterhalt verdient hatte, wurde er von Romulus nach dem Eintreffen der Berichte von Aven und Thask unverzüglich zu dem Haarersatz-Geschäft geschickt, aus dem Lady Rabenhof damals ihre Perücken bezog.
Er betrat den Laden, und inhalierte sogleich unfreiwillig den muffigen Geruch, der aus einer Mischung aus Haargeruch, Pflegemittel und Parfüm bestand. Eine rundliche Frau mit einem roten Apfelgesicht und einer dicken Brille stand neben einer Reihe von haarlosen Köpfen aus Holz und friemelte mit ihren Wurstfingern die verschiedensten Perücken über diese Demonstrations-Schädel. Der Lance-Korporal räusperte sich.
"Guten Tag. Sind sie Madam Schewoe?"
Die füllige Dame drehte sich um und blickte den kleinen Ermittler abschätzend an.
"Die bin ich. Mit wem habe ich die Ehre? Sie sehen mir nicht so aus, als ob sie eine Perücke kaufen wollten."
Aha, dachte sich Inspäctor. Der Name ist wahrscheinlich nicht ihr echter, und soll sicher nur Eindruck schinden, jedenfalls wirkt sie keinesfalls wie eine Quirmianerin.
"Nein, das möchte ich tatsächlich nicht. Mein Name ist Kolumbini, Inspäctor Kolumbini und ich ermittle im Auftrag der Stadtwache an einem schon etwas länger zurückliegenden Fall, zu dem ich ihnen gerne die ein oder andere Frage stellen möchte."
"Nun, ich habe derzeit keine Kundschaft, also kann ich ihnen auch ein paar Fragen beantworten, wenn es nicht zu lang dauert."
"Das ist sehr nett von ihnen. Sie gestatten, dass ich rauche?"
Ohne eine Antwort abzuwarten zog Kolumbini Pfeife nebst Zubehör aus seinem MANTEL. Als er das Rauchutensil fachmännisch gestopft, in seinem Mund platziert und ein paar kräftige Züge genossen hatte, wandte er sich weiter rauchend wieder an die Kunsthaar-Spezialistin:
"Es handelt sich dabei um den Fall Rabenhof, der vor einigen Jahren für Furore gesorgt hat. Sie erinnern sich vielleicht."
"Oh ja!" platzte es aus Madame Schewoe heraus. "Welche Tragödie! Und Lady Rabenhof war eine meiner besten Kundinnen. Sie hatte zwar gesundes und hübsches Haar, aber zog es dennoch vor, sich regelmäßig mit meinen erstklassigen Perücken zu verschönern."
"Sicher hat ihnen Lady Rabenhof einiges anvertraut, wenn sie so regelmäßig bei ihnen war, wie sie andeuten."
"Das kann man wohl sagen. Sie erzählte viel. Von ihrem Mann, den sie über alles liebte, von ihrer Zwillingsschwester, die sie ebenso liebte, auch wenn sie ein wenig geistesgestört zu sein schien..."
"Wie meinen sie das?"
"Nun, sie hat vor längerer Zeit wohl mal ein kleines Kind umgebracht, als sie drüben in Klatsch war, aber genaueres hat man hier natürlich nie erfahren. Sie muss nur eine ganze Weile in einem Sanatorium gewesen sein."
"Interessant, erzählen sie mir mehr über die Schwester von Lady Rabenhof."
"Naja, viel gibt es da nicht zu erzählen. Sie hieß Liesbeth, wurde aber von allen Lila genannt. Und Lady Rabenhof hieß Madeleine, von allen aber Mila genannt. Mila und Lila die Zwillinge. Lustig, nicht?"
"Naja, so lustig finde ich das nicht. Zwillinge versuchen häufig, sich ähnlich zu sein."
"Sie waren sich in vielerlei Hinsicht äußerst ähnlich. Beide waren sehr hübsche Frauen und ich glaube General Rabenhof hat beide geliebt."
"Wie meinen sie das?"
"Er war zuerst mit Lila zusammen, erkannte dann aber wohl ihre Tendenzen zum Wahnsinn und Jähzorn und wandte sich von ihr ab, um kurz darauf Mila zu heiraten."
"Aha. Könnte es sein, dass die Schwester das Pärchen aus Rache umgebracht hat?"
"Nein, sie wurde doch schon einige Monate vorher tot auf dem Ankh aufgefunden, als sie beim Schlafwandeln aus dem Fenster stürzte."
"Ach so. Nun denn, vielen Dank für die Auskunft. Ich denke, sie haben uns einen ganzen Schritt weitergebracht. Schönen Tag noch."
"Bitte schön, nichts zu danken. Auf Wiedersehen."
Der Chief-Korporal wandte sich um und verließ den Laden. Seufzend machte sich Madama Schewoe wieder an ihre Arbeit, die Schaufenster-Köpfe mit Perücken-Exponaten zu bestücken.
"Ach, eine Frage hätte ich da noch," ertönte es plötzlich hinter ihr.
Grummelnd drehte sich um und blickte dem Wächter ins Gesicht, der ohne dass sie es bemerkte, vor der Ladentür kehrt gemacht hatte und nun wieder vor ihr stand.
"Wieviele Perücken besaß Lady Rabenhof zum Zeitpunkt ihres Todes?"
"Das kann ich ihnen sogar ganz genau sagen. Es waren vier. Zwei hatte sie schon eine ganze Weile und zwei weitere wurden nur wenige Tage vor ihrem Tod bei mir von ihrer quirmianischen Gesellschafterin abgeholt."
"Danke, so etwas ähnliches habe ich mir bereits gedacht. Auf Wiedersehen!"



Tags darauf



Ein einsamer Rekrut saß am Wachetresen, als Oberleutnant Irina Lanfear die Treppe hinunter kam und die Eingangshalle betrat. Hätte sie doch bloß ihrem Stellvertreter nicht die Genehmigung gegeben, diesen uralten Fall wieder aufzurollen. Er beanspruchte dafür viel zu große Teile ihrer ohnehin schon viel zu kleinen Abteilung. Der Rekrut salutierte, als die Abteilungsleiterin auf den Tresen zutrat.
"Guten Tag, Mäm!"
"Tag. Du hast nicht zufällig Chief-Korporal von Grauhaar gesehen? Oder vielleicht Lance-Korporal Kolumbini?"
Der Rekrut schaute in seine persönlichen Notizen.
"Die beiden sind vor einer halben Stunde zusammen mit der Gefreiten Fromm nach Quirm aufgebrochen."
Rina fiel aus allen Wolken.
"Quirm? Was wollen sie denn da?"
"Sie sprachen von einem wichtigen Punkt in ihren Ermittlungen, der geklärt werden müsste, und bei dem sie sich gerne die Meinung eines Experten anhören wollten und dabei auch einen Püschologen bräuchten."
Der Oberleutnant nickte stumm und bedankte sich beiläufig bei dem Rekruten für seine schnelle Auskunft. Sie brauchte dringend mal ein wenig Abstand von dieser Abteilung, ging es ihr durch den Kopf und ihr fiel wieder ihre lange Zeit als Rekrutenmama bei GRUND ein. Derzeit hatte Hauptmann Daemon den Posten des Ausbildungsleiters inne.
Aber er kann das ja auch nicht ewig machen, dachte sich die RUM-Schäffin und begab sich zurück in ihr Büro, um den Ausbildungsplan für die neuen Abteilungsmitglieder Ziegenberger, Ruth, Eltsam und Tuffstein zu erstellen, die heute mit dem System der Toten und Untoten Briefkästen vertraut gemacht werden sollten.



Chantal Schapoklack hatte viel erlebt in ihrem bisherigen Leben. Als junge Frau war sie ins Ausland gegangen, um dort als Gouvernante und Privatlehrerin tätig zu sein, was sie heute teilweise vermisste. Allerdings würde sie um nichts in der Welt tauschen, jetzt, wo sie sich ihren Traum, eine eigenes Mädchenpensionat zu leiten, wahrgemacht hatte. Dazu kam noch, dass sie jetzt das Pensionat "Pötifamm" leitete, an dem sie selbst früher als junges Mädchen alles für ihr späteres Leben wichtige gelernt hatte.
Von ihrer Jugend war Chantal nicht mehr viel geblieben, viele nicht immer positive Erfahrungen hatten mittlerweile ihren einst so lebenslustigen Blick hart gemacht, und ihr früher auf Männer so wirksames langes schwarzes Haar war in Ehre ergraut, aber sie und ihr Pensionat hatten einen hervorragenden Ruf in vielen Städten und Ländern der Scheibe erlangt. Doch insgeheim sehnte sie sich nach der abwechslungsreichen Zeit zurück, als sie noch in privaten Diensten gestanden hatte. Damals war wenigstens etwas los. Heute musste man sich damit zufrieden geben, dass die einzige Abwechslung die gelegentlichen Gespräche mit den Eltern ihrer Schülerinnen war.
Umso erstaunter war Madame Schapoklack, als sie, in das Schreiben eines Schulverweises vertieft, plötzlich von lautem Hufgetrappel und dem anschließenden Krachen und dem typischen Geräusch von splitterndem Holz abgelenkt wurde.
Die Pensionatsleiterin stand auf und begab sich zum Fenster. Das Rad einer Kutsche rollte vorbei.
"Verdammter Esel!" fluchte eine männliche Stimme.
"Aber Monsieur! Be'errschen sie sich doch bitte," klang eine andere Stimme in beruhigendem Tonfall.
Chantal wandte den Blick vom mittlerweile liegen gebliebenden Rad ab und blickte in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Die Überreste von dem, was bis vor kurzem wahrscheinlich noch eine Postkutsche gewesen war, lagen dort, ein wild scheuender Esel versuchte sich gerade loszureißen. Der Mann, der offensichtlich der Postkutscher war, versuchte, sein Zugtier zu beruhigen, während aus dem Inneren der umgekippten Kutsche vier Gestalten stiegen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Ein kleiner Mann mit unordentlicher Frisur, schief gebundener Krawatte und einem etwas zu groß geratenen Trenchcoat, ein deutlich größerer, bärtiger Mann mit langer brauner Haarmähne, einem geschmacklosen Halstuch und einer auffälligen Narbe auf der rechten Wange, ein dritter Mann, von gedrungener Gestalt, mit einem eierförmigen Kopf, einem etwas aus der Mode geratenen, schicken Hut und einem kunstvoll gezwirbelten Schnurrbart und eine junge, rotgelockte Frau mit einem Stehkragenhemd und einem seltsam anmutenden sonnenförmigen Ring in der Nase.
"Sie haben sich doch hoffentlich nicht verletzt, Monsieur Poiret?" wandte sich der Mann mit dem Halstuch an den Eierköpfigen.
"Non, merci. Es ist nichts schlimmes passiert, abgese'en von der Tatsache, dass mein Anzug schmutzig geworden ist," antwortete dieser, während er mit einem Taschentuch, das er aus seiner Jacketttasche zu Tage förderte, versuchte, auch für das geübte Auge nur schwer erkennbare Schmutzflecken zu entfernen.
Poiret, überlegte Chantal, irgendwo habe ich diesen Namen schon einmal gehört.
Die vier Personen bewegten sich auf den Eingang des Pensionats zu. Irgendetwas veranlasste die Pensionatsleiterin dazu, anzunehmen, dass sie zu ihr wollten. Und so entschloss sie sich, die seltsame Gesellschaft persönlich am Eingang zu empfangen. Rasch eilte sie in die Eingangshalle.



Eine halbe Stunde später saß die Pensionatsleiterin mit den vier Gästen in ihrem Büro. Als sich die Herrschaften bei ihr vorgestellt hatten, war sie schon etwas überrascht gewesen, dass sie hier in Quirm einen Besuch von drei Mitgliedern der Ankh-Morporkianischen Stadtwache bekam. Der vierte Besucher stellte sich als Monsieur Philippe Poiret vor, und jetzt wusste Chantal auch, woher ihr der Name bekannt vorgekommen war. Es handelte sich dabei nämlich um den scheibenbekannten Privatdetektiv, der aus Ameisenwerfen, einem Vorort von Quirm stammte, und bereits die abstrusesten und verzwicktesten Mordfälle hatte lösen können.
Die Unterhaltung wurde allerdings nicht von Poiret geführt, sondern der Wächter, der sich als Chief-Korporal von Grauhaar vorgestellt hatte, führte das Wort.
"Wir sind den weiten Weg von Ankh-Morpork hierher gefahren, um einige Informationen zu erhalten bezüglich eines Falls, der bereits einige Jahre zurückliegt. Und da sie damals zusammen mit einer älteren Dame namens Freudlich im fraglichen haus zur Erziehung der Kinder angestellt waren, brennen uns da einige Fragen auf dem Herzen.
"Isch kann misch nischt genau erinnern an alles was gesche'en ist," begann Chantal in gramattikalisch gebrochenem, aber ansonsten flüssigem und verständlichen Ankh-Morporkianisch, "aber isch versuche mein Bestes zu tun, um ihnen bei ihrer Arbeit zu unterstützen."
"Uns interessiert primär, ob sie nach dem die Kinder das Haus verlassen hatten, um in Pensionaten untergebracht zu werden, weiterhin für die Rabenhofs gearbeitet haben."
"Ja, sie 'aben recht. Lady Raben'of bat misch, noch einige Zeit tätig zu sein als ihre persönlische Gesellschafterin, da es ihr nischt gut ging. Sie hatte Probleme mit den Nasennebenhöhlen."
"Sie waren also zur Zeit des Doppelselbstmords im Hause der Rabenhofs?"
"Ja, das war isch."
"Warum?"
"Wie isch schon gesagt 'abe: Weil misch die Lady darum gebeten 'at."
"Ma chere dame," mischte sich nun der Privatdetektiv ein und gebot Romulus mit einer Geste, ruhig zu sein.
"Je pense que..."
"Könnten wir dieses Gespräch nicht bitte auf einer Sprache führen, der wir alle mächtig sein, Monsieur Poiret?"
"Ah, oui. Also. Ich denke, dass Sie einige Sachen wissen, die sie uns verschweigen, Madame Schapoklack. Und ich denke, diese Püschologin von der Stadtwache wird mir recht geben, auch wenn sie noch jung und unerfahren ist."
Frän beeilte sich, zu nicken. Bisher hatte sie sich aufgrund ihrer typischen Schüchternheit zuückgehalten und wollte das auch erstmal nicht ändern.
Am Gesichtsausdruck der Pensionatsleiterin konnte jeder der Beteiligten deutlich erkennen, dass Poiret ins Schwarze getroffen hatte.
"Sie müssen es uns sagen," fuhr der Ameisenwerfener fort. "nicht für mich, nicht für die Wache, sondern für zwei junge Leute, deren glückliches Eheleben auf dem Spiel steht. Cäcilie Rabenhof hat nämlich vor, den jungen Hermann Birken-Stox zu heiraten, und dessen Stiefmutter macht ihnen bereits genug Ärger wegen dieser längst vergangenen Tragödie."



Die Rabenhof-Villa lag verlassen da, etwas abseits der Stadt, direkt am Ankh. Das alte Haus wirkte düster und unheimlich, aber dennoch erschien es Romulus und Kolumbini als der passende Ort, um das Treffen einzuberufen, dass sich Philippe Poiret gewünscht hatte.
Inspäctor hatte dem Werwolf bereits von Poirets dramatischen Inszenierungen zur Aufdeckung eines Ermittlungsergebnisses berichtet, so dass dieser sich nicht mehr darüber wunderte.
Langsam führten Kolumbini und er die zu dem Treffen eingeladenen Cäcilie Rabenhof und Hermann Birken-Stox zu dem Felsplateau, auf dem die Eltern Cäcilies auf solch traurige Art von der Scheibe verschieden waren. Die beiden machten betrübte Minen, da sich in diesem Haus und an jenem Ort schließlich eine wahre Tragödie abgespielt hatte.
Auf dem Plateau hatten sich bereits eine Person eingefunden und auf einen der bereitgestellten Stühle gesetzt. Der trübe Blick Cäcilies erhellte sich, als sie Chantal Schapoklack erkannte, die zwar mittlerweile gealtert war, aber die immer noch den treuen Blick des jungen Kindermädchens hatte.
"Channi, es tut so gut, dich wiederzusehen!" rief sie ihr entgegen.
"Allons, wir sind vollzählig, also lasst uns beginnen," ertönte plötzlich die Stimme von Philippe Poiret, der hinter einem Baum hervortrat, um möglichst theatralisch zu wirken.
Wir sollten alles der Reihe nach durchführen. Zuerst möchte ich Herrn von Grauhaar bitten, die Dinge zusammenzufassen, die die Stadtwache herausgefunden hat, bevor sie sich an mich gewandt hat, um die letzen Informationen die zur Lösung des Falls fehlen zu erhalten.
Romulus räusperte sich.
"Das ganze begann damit dass die Adoptivmutter von Hermann Birken-Stox mich auf einer Veranstaltung fragte, ob damals bei dem Doppelsebstmord der General Rabenhof zuerst seine Frau und dann sich selbst umbrachte oder ob es sich umgekehrt verhielt. Mein Interesse an diesem längst vergangenen Fall war geweckt, jedoch vorerst nur, um herauszubekommen, warum Lady Birken-Stox so etwas in Erfahrung bringen wollte.
In dieser Hinsicht haben meine Ermittlungen vollen Erfolg gehabt, denn im Zuge der ganzen Ereignisse stellte sich heraus, dass Hermann Birken-Stox nicht leibliches Kind von Lady Birken-Stox ist, sondern als kleines Kind adoptiert wurde. Und schlagartig wurde mir klar, warum Lady Birken-Stox einen Keil zwischen Hermann und Cäcilie treiben wollte. Sie musste einen Vorteil dadurch haben, dass die Hochzeit nicht stattfand.
Durch einen Informanten bekam ich schnell die benötigten Informationen, um diesen Teil meiner Ermittlungen abschließen zu können. Hermann Birken-Stox' leibliche Mutter war eine bekannte und erfolgreiche Schauspielerin aus dem Theater "Die Scheibe", die kürzlich verstarb. Sie vermachte Hermann eine größere Menge Geld mit der Bedingung, dass er erst davon erfahren und es besitzen sollte, wenn er verheiratet war.
Lady Birken-Stox machte sich also Hoffnungen auf das Erbteil ihres Adoptivsohns. Aus der gleichen Quelle erfuhr ich, dass Lady Birken-Stox nämlich nicht so betucht war, wie sie gerne den anderen vorspielte. Genauer gesagt hatte sie bereits des Öfteren schwere Verlustgeschäfte gemacht, so dass ihr Geld mittlerweile geradeso zu einem stinknormalen Leben reichte. Doch Lady Birken-Stox war nicht mit einem stinknormalen Leben zufrieden."
Der Blick von Hermann Birken-Stox sprach Bände: ungläubig starrte er den Ermittler an, der aber unbeirrt mit seinem Bericht fortfuhr.
"Allerdings war das nicht relevant für die Lösung des damals zu den Akten gelegten Rabenhof-Falls. In dieser Richtung tauchten nach eingehender Untersuchung immer wieder neue Fragen auf. Zum Beispiel folgende: Wenn es wirklich ein Doppelselbstmord war, warum hat sich Lady Rabenhof dann kurz vor ihrem Tod noch mit einer Perücke hübsch gemacht? Und weshalb besaß sie vier Perücken? Und was war das mit der geisteskranken Schwester? Oder die Sache mit den Nasennebenhöhlen? Durch die Befragung einiger Personen, die mit den Rabenhofs in engem Kontakt standen, konnten wir wertvolle Informationen sammeln, die uns schließlich und endlich nach Quirm führten, zu einem ehemaligen Kindermädchen, das nun ein Mädchenpensionat leitete. Und da mein Kollege, Lance-Korporal Kolumbini zufällig einen guten Freund in Quirm hatte..."
"In Ameisenwerfen, wenn ich bitten darf, Monsieur."
"... einen guten Freund in Ameisenwerfen hatte, nämlich den bekannten Privatdetektiv Philippe Poiret, beschlossen wir, ihn bei diesem Fall um Unterstützung zu bitten. Dennoch wollten wir auf die Anwesenheit einer Püschologin nicht verzichten, da sich eine püschologische Lösung des Falls abzeichnete."
"Danke schön für diese Zusammenfassung, Monsieur," ergriff nun der Ameisenwerfener wieder das Wort.
"Auf diesem Wissensstand begaben wir uns also zu Madame Schapoklack und sie klärte uns über einige Dinge auf, die wir vorher nicht wussten. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Kinder unmittelbar nach dem Tod ihrer Tante in Pensionate geschickt wurden, und Lady Rabenhof gleichzeitig die Behandlung wegen ihrer Nasennebenhöhlen begann. Und schließlich bat ich sie darum, die Wahrheit zu sagen."
"Isch 'abe das dann auch getan. Für eusch zwei," wandte sich Chantal an die beiden jungen Verlobten. "Ihr dürft nischt leben mit einer Lüge."
"Danke schön Madame. Nun also die Dinge die sich damals wirklich zugetragen haben: Nachdem General und Lady Rabenhof die Schwester der Lady zu sich nach Hause gebeten haben, dauerte es nicht lange, bis sich die Geisteskrankheit, die von ihrer Schwester Besitz ergriffen hatte, wieder bemerkbar machte. Der alte Jähzorn flammte auf und so tötete sie eines Nachts ihre Schwester. Ja, sie haben recht gehört, die Person, die kurz vor dem mysteriösen Doppelselbstmord starb, war Lady Rabenhof selbst, nicht ihre Schwester. General Rabenhof und Madame Schapoklack fanden die im Sterben liegende Lady, die ihnen ihren letzten Wunsch offenbarte, bevor sie das Zeitliche segnete. Ihre Worte waren: 'Egal was passiert, sorgt dafür, dass Lila nichts passiert. Man soll sie nicht hierfür verhaften.'
Eine Schicksalshafte Bitte, denn General Rabenhof, der beide Schwestern innig liebte, hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht, Lila als Mila auszugeben, um schließlich den schweren Schritt zu gehen, seine Schwägerin unter dem Vorwand eines Spaziergangs zu erschießen, und kurz darauf sich selbst. Es war die einzige Lösung, wie er der Bitte seiner Gattin Folge leisten konnte.
Es gab viele Indizien, die diese Lösung belegen, beispielsweise, dass der Haushund sein Frauchen gebissen haben soll, oder dass sie sich vor dem Spaziergang noch hübsch gemacht hat, als müsste sie nicht, was sie erwartet. Jedenfalls glaube ich, dass die Stadtwache mit diesem Ergebnis zufrieden sein kann. Und jetzt, mes Amis, wichtige Geschäfte warten auf mich in Pseudopolis, auf Wiedersehen."
Mit diesen Worten stieg Poiret in eine Kutsche, die so lautlos herbeigefahren war, dass die sonstigen Beteiligten nichts davon mitbekommen hatten.
Das Rattern der Kutschenräder hallte übers Pflaster als die Anwesenden sich wortlos gegenseitig anschauten.
Schließlich meinte Cäcilie Rabenhof: "Nun, so ist es geschehen, und ich werde allen dreien verzeihen, denn nur so kann ich Hermann heiraten. Gibt's hier in der Nähe einen Priester?"
[1]  Romulus musste sich immer wieder beherrschen, um in ihnen nicht einfach nur besonders erfolgreiche Mörder zu sehen

[2]  vor allem wenn es einer vom undurchschaubaren, seltsam anmutenden Kaliber eines Romulus von Grauhaars war

[3]  Was natürlich Unsinn war. Die Beredsamkeit in Person ist nämlich eine antropomorphe Personifizierung, weiblich, wohnt irgendwo im Achatenen Reich und hört auf den Namen "Viele Wundelvolle Wolte", aber das konnte Romulus natürlich nicht wissen

Kritik erwünscht (wie immer)

Zählt als Patch-Mission.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Goldie Kleinaxt

01.07.2005 14:55

Gratuliere nochmal!
Toller Schreibstil!
Einzig negativ ist mir an Deiner Single die Story aufgefallen.
Stilistisch toll arbeitest Du auf einen Höhepunkt zu, der sich 1. sehr früh schon abzeichnet und 2. dann doch bei weitem nicht zu spektakulär ausfällt, wie er sich im Vorfeld abzeichnet.

Von Laiza Harmonie

01.07.2005 15:20

Ich hab lediglich die langen Sätze zu kritisieren, die für mich persönlich den Lesefluß störten, wodurch ich nach kurzer Zeit auf gehört hatte die Pokey zu lesen und erst einige Tage später neu angefangen habe.
Aber dadrüber hatten wir ja im AIM schon geredet

Von Magane

01.07.2005 16:08

Normalerweise würde ich jetzt was sagen wie: "Eine eigene Story wär mir lieber gewesen, oder irgendwie irgendwas störte"... tatsächlich trifft das auch zu, aber da war für mich nichts, was den Lesefluss behinderte. War doch deine die einzige, die ich glatt durchgelesen hab.

Von Ophelia Ziegenberger

01.07.2005 17:36

Lob: Ein sehr schöner Plot, der durch fundierte Ermittlungsarbeit überzeugte. Die Darstellung dessen, auf wie vielen verschiedenen Wegen nach Informationen aus der weit zurückliegenden Vergangenheit gesucht wurde, von der Befragung dienstälterer Kollegen bis hin zu früheren Angestellten und Lieferanten, sowie dem Heranziehen alter Akten, war derart umfassend, dass sie den Eindruck zu vermitteln verstand, auch in der Realität müssten Ermittlungen, die nach diesem Vorbild geführt würden, unbedingt erfolgreich sein. Schön fand ich auch die angedeutete Einbeziehung der neuen Abteilungsmitglieder.

Kritik: Ich hätte gerne bei der Pokey-Wertung für meine Abteilung stimmen dürfen. :wink:

Von Romulus von Grauhaar

05.07.2005 21:06

So, ich kommentiere jetzt auchmal, denn ich glaube nicht, dass hier noch viel kommt... (leider sind 90% der Wache Kritikfaul).

Zum Thema kurzgefasster Höhepunkt und knappes Ende brauche ich wohl nicht mehr viel zu sagen... Pokey halt. Bei 5000 Wörtern denkt man noch, wie viel Platz man doch noch hat, und dann muss man am Ende noch einzelne Wörter kürzen, die im Kontext nicht so wichtig sind, um überhaupt irgendwie die 9000 noch einhalten zu können (die es bei mir exakt waren ^^)

Zu eine eigene Geschichte nehmen: Ich glaube, wenn ich dir nicht gesagt hätte, dass der Fall einem Agatha-Christie-Roman entliehen wurde, hättest du es nicht gemerkt. Zumal nur die Eckpunkte des Falles aus dem Roman genommen wurden, und der Rest völlig frei drumherumkonstruiert war.

Und: JA, ich werde zumindest noch ein mal eine Chrsitie-Adaption bringen, die dann aber deutlicher als solche zu erkennen ist, die ist schon in Planung, seit ich in der Wache bin, und mit dem Schreiben habe ich begonnen (kann sich also nur noch im Jahre handeln, bis "Verabredung mit dem Tod" fertig wird)

Von Magane

05.07.2005 21:25

Ich hätte nie herausgefunden welches Buch es ist, aber gemerkt hätte ich es sicher, dazu wars doch an einigen Stellen etwas zu deutlich, aber das war keine Kritik von mir, sondern ehr das Lob, dass es mich nicht gestört hat ;-)

*plant auch eine Adaption und wettet, dass niemand auch nur den Schriftsteller errät*

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung