Feuchte Gedanken

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von Feldwebel Rascaal Ohnedurst
Online seit 15. 08. 2000
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Auf einem Streifengang mit einem Wächterkollegen (-in) bemerkst Du ein dumpfes Geräusch aus einer Seitengasse. Tue Deine Pflicht!!!

Dafür vergebene Note: 13

Lustlos nieselte der Regen vor sich hin.
Was hätte er auch sonst machen sollen? Seine monotone Aufgabe bestand darin, von oben nach unten zu fallen (mal mehr, mal weniger schräg), ab und zu mal eine Flutkatastrophe auszulösen und Leute zu durchnässen.

An diesem frühen Abend konzentrierte er sich ganz speziell darauf, die nähere Umgebung des Lance-Korporals Daemons und insbesondere die seiner Begleiter, die Gnomenhauptgefreite Venezia Knurblich und den Vampirfeldwebel Rascaal Ohnedurst in einen Regenvorhang zu hüllen. Venezia hatte es sich so gut es ging in ihrem Gnomen-Tragegestell bequem gemacht und versuchte, die eine oder andere Stoffalte von Rascaals Umhang schützend über sich zu ziehen.
"Warum immer wieder ich?" hing der Vampir seinen inzwischen auch feuchten Gedanken nach. "Ich bin zu tot für diesen Sch...!"
"Sagtest du etwas, Ras?" fragte Daemon unschuldig, obwohl er wußte, daß Rascaal nicht besonders scharf auf Regen war.
"Och nichts," antwortete Rascaal diplomatisch, sorgsam darauf bedacht, Daemon nicht zu nahe zu treten, da er ja nur gegen den Daemon immer begleitenden Regen etwas hatte und nicht gegen Daemon. "Bei diesem Mistwetter traut sich keine Rote-Bete vor die Tür und mein Vorrat...!" "Seid mal eben leise, Jungs! Unterbrach Venezia und richtete sich kerzengerade auf. "Habt ihr das auch gerade gehört? Klang wie ein..., ein... äääh auf und ab springender Gummiball!"
Zweifel kamen in ihrer Stimme auf und dem Blick nach zu urteilen, den Daemon ihr zuwarf, nicht nur ihr.
"Was sollte ein hüpfender Gummiball an einem so (mit Seitenblick auf Daemon) verregneten Abend wohl in einer Sachgasse in dieser Gegend machen?" fragte Rascaal vorsichtig, wohlwissend, daß man auch Venezia bei diesem Wetter leicht verärgern konnte (und das letzte, was er wollte, war eine verärgerte Gnomin auf seiner Schulter).
Pflichtbewußt warfen die drei durchnäßten Wächter in Erwartung eines grinsenden Gummiballes einen gespannten Blick um die Ecke und sahen... (die Hintergrundmusik erreicht ihren Höhepunkt) erst einmal gar nichts, da ein stinkender Müllcontainer ihnen die Sicht versperrte.
Einen Meter weiter vortretend erblickten sie schließlich am Ende der Sackgasse einen kleinen Mann, der verzweifelt versuchte an der Abschlußmauer empor zu springen.
"..." war das einzige, daß Daemon dazu einfiel, als er die Gasse betrat.
Die anderen folgten ihm fasziniert und als sie näher kamen, sahen sie, daß dem gut gekleidetem Mann Ströme von Schweiß hinunter liefen und er wie die noch nicht erfundene Dampframme schnaufte.
"Herr," begann Rascaal "hast du einen Sumpfdrachen in der Hose oder versuchst du vor dem Regen zu flüchten? Im Falle von letzterem ist es meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, daß du die falsche Richtung gewählt hast. Er kommt von oben!"
"Nah dran, aber falsch!" hörten die drei Wächter eine schnarrende Stimme hinter sich und wirbelten herum. "Er versucht vor UNS zu fliehen!" Sie erblickten 3 bewaffnete Männer, die nicht den Anschein machten, sie um Feuer bitten zu wollen.
"Ooooh schick!" rief Venezia entzückt aus, klatschte begeistert in die Hände und vergaß den Regen "Unlizensierte Straßenräuber!......Ihr seid verhaftet!!!"
Die Männer sahen sich an und fingen schallend an zu lachen.
"Na klar, und morgen verschenkt Schnapper seine Würstchen!" spottete der Anführer "Schau mal, dies ist ein 3-schneidiger Schlitzaufer und Fred hier hat eine Vollmetallarmbrust!"
Der kleine Mann hatte inzwischen aufgehört, vor der Wand hochzuspringen und beobachtete interessiert die Situation.
"Wenn Ihr jetzt freundlicherweise eure Habseligkeiten in Karls Sack legen würdet, wäre ich euch sehr verbunden." sprach der Anführer und deutete auf den dritten Räuber, der grinsend einen Sack in der Hand hochhielt, als wäre er der Schneevater beim Geschenke verteilen.
"Los, du Sauertopf, laß kommen!" herrschte Fred und stieß Daemon mit der Spitze seiner Armbrust an eine ziemlich empfindliche Stelle.
"Laß das sein, oder du wirst es bedauern!" knurrte Daemon und mir einem Mal fing der Regen an, um einiges heftiger zu fallen.
"Ach? Was willst du denn machen? Mich auf irgendeine geheimnisvolle Weise überwältigen? Hehe!" lachte Fred und stieß noch stärker mir der Armbrust zu.
"Aua!" schrie Daemon und im selben Moment zuckte ein gleißender Blitz vom Himmel, traf die Armbrust und schmolz sie zu einem zu einem unförmigen Klumpen.
Fred zuckte noch einmal und brach tot zusammen.
"Hm...auf geheimnisvolle Weise!" war Daemons inzwischen auch durchnäßter Gedanke und rieb sich die schmerzende Stelle, "Das muß ich mir merken!"
Kurz vor dem Blitzschlag trat der Anführer unvorsichtigerweise auf Rascaal zu und hielt ihm das Schwert an die Kehle.
"Na, was hast du denn schönes unter deinem Umhang versteckt, mein bleicher Freund?"
Rascaal schaute der Räuber direkt in die Augen. Wenn dieser den Vampir besser gekannt hätte, dann hätte er sich bei diesem Blick mucksmäuschenstill in eine dunkle Ecke zurückgezogen und sich ergeben.
"Warum schaust Du nicht selber nach?" sagte Rascaal und öffnete seinen Umhang.
Von seiner Schulter hörte er ein wissendes Kichern.
Dem Straßenräuber schlug eine konzentrierte Rote-Bete Wolke entgegen, die ihm die Knie weich werden ließ. Er riß sich zusammen und trat noch näher.
"Los, hol’s raus!" befahl er.
In diesem Moment schlug der Blitz in die Armbrust ein.
Davon abgelenkt und benommen von dem Duft aus Rascaals Umhang, war er einem Moment lang unaufmerksam. Der Vampir nutzte diese gnadenlos aus und stieß das Schwert weg. Kalte, lange Finger schlossen sich mit unmenschlicher Kraft um den Hals des Räubers und rissen ihn von den Beinen. Bei diesem Gesocks kannte Feldwebel Ohnedurst keine Gnade.
Seine andere Hand wanderte in die unendlichen Tiefen seines Umhangs, holten eine der Knollen aus seiner ‘Notreserve’ heraus und hielt sie dem Verbrecher unter seinen Riechzinken.
"Schlaf gut, Idiot!" sagte der Vampir. Beim nächsten Atemzug erschlaffte der Mann in seiner Hand.
Venezia schüttelte sich vor Lachen.
Karl, jetzt ganz auf sich allein gestellt, zog es vor den Sack fallen zu lassen und zu flüchten.
Geschwind zog sich Venezia ihre mit Widerhaken versehenen Lederhandschuhe an.
"Ras, schnell Plan B, bevor er an der Ecke ist!"
Rascaal ließ den Bewußtlosen achtlos fallen und nahm die Gnomin von der Schulter.
Sie hatten es oft genug vorher geübt, aber bisher hatte es nur ein einziges Mal geklappt. Daemon hielt gespannt den Atem an. Rote-Bete soll ja angeblich gut für die Augen sein. Nun, gleich würden sie es wissen.
Der Vampir holte aus und warf.
In einem weiten Bogen flog die Gnomin auf Karl zu, landete unsanft auf seinem Nacken und krallte sich fest. Dieser zusätzliche Schwung riß Karl von den Beinen und sie landeten beide hinter dem Müllcontainer.
Als Daemon und Rascaal (von Regenschauern begleitet) dort ankamen sahen sie eine wütende Gnomin auf dem Nacken des Räubers sitzen und seinen Kopf immer wieder auf das Kopfsteinpflaster knallen.
"DU-BIST-VER-HAF-TET!!!" rief sie immer wieder.
"Veni! Venezia! HAUPTGEFREITE KNURBLICH, ES REICHT JETZT!" befahl der Feldwebel.
"Oh, ääh...ja!" sagte sie nur.
"Ich glaube er hat es jetzt verstanden!" sagte Daemon mit einem nachdenklichen Blick auf den am Boden liegenden Mann. "Und wenn ich mir die sprießenden Beulen so anschaue, dann wird er es auch für lange Zeit nicht vergessen!" fügte Rascaal dazu. "Herr, du kannst den Mund jetzt wieder zu machen!"
Das vermeintliche Opfer nickte und fiel vor Aufregung in Ohnmacht.
"Na toll, nun dürfen wir vier Körper durch den Regen ziehen!" hörte er sein vom Regen durchnäßtes Gehirn von sich geben. Venezia kletterte wieder auf die Schulter des Vampirs.
Schweigend, jeder seinen feuchten Gedanken nachhängend, schleiften Rascaal und Daemon die Körper zum Wachhaus, um von dem, was noch von ihnen übrig war, eine Aussage aufzunehmen.



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