Ein Herz in Feuer und Flammen

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von Lance-Korporal Laiza Harmonie (FROG)
Online seit 07. 04. 2005
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... wird meistens mit Wasser und Blut gelöscht. Nach ein paar Urlaubstagen ist alles anders. Irgendjemand ist gewaltsam ins Labor der Gift und Gasexpertin eingebrochen.

Dafür vergebene Note: 12

Kein Wind blies und so fiel der Regen senkrecht auf die Erde nieder. Der staubige Hof des Wachhauses an der Kröselstrasse glich immer mehr einer Sumpflandschaft. Träge fielen Tropfen in bräunliche Pfützen, zersprangen dort und zeigten sich noch ein letztes Mal in irdenen Tönen bevor sie sich dem matschigen Meer anschlossen.
So senkrecht, wie die großen Tropfen vom Himmeln fielen, so senkrecht und still sollten eigentlich auch die Rekruten im Hof stehen.
Laiza konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihr schon am ersten Tag Disziplin beigebracht wurde. Stillgestanden, Hände aus den Hosentaschen und vor allem nicht mit dem Finger in der Nase popeln ... dieser kleine rothaarige Wächter am rechten Ende der ersten Schlange, schien von seiner Mutter wohl nie einen Schlag auf die Hand bekommen zu haben, wenn er popelte. Laiza hoffte nur, dass er aufhörte, bevor sein Gehirn verquirlt aus der Nase zu laufen begann.
Disziplin war von größter Wichtigkeit und wer sie jetzt noch nicht beherrschte, würde sie noch zu spüren bekommen, zumindest hoffte die Lance-Korporal das und zweifelte stark an ihren Fähigkeiten als Vorgesetze.
Sie merkte wie sich ihre Lippen bewegten und sie wusste auch was sie sagte, aber sie hörte nichts aus ihrem Mund heraus kommen. Das Regenprasseln wuchs zu einem lauten Getöse an. Ihre wunderbare neue GRUND Uniform war schon total durchnässt und zu dieser frühlingshaften Jahreszeit fror die GiGa. Das waren natürlich wunderbare Vorraussetzungen für den ersten Tag als Ausbilderin. Hauptmann Llanddcairfyn würde kaum begeistert sein, dass sie in den ersten fünfzehn Minuten, die sie nun ihre Ausbilderautorität genießen durfte, noch überhaupt nichts geschafft hatte. Einige Rekruten schliefen noch ...
Plötzlich drang durch das Getose eine verärgerte Stimme. Die Lance-Korporal drehte sich langsam um, wenn man vom Teufel sprach... und blickte anstatt in Daemon Llanddcairfyns Gesicht in das von Hauptmann Humph MeckDwarf.
Zum Teufel noch mal was tat der denn hier? Ihre Augenbrauen zogen sich verwirrt in die Höhe.
"Was wird das hier Harmonie!!", zornig sah er die Lance-Korporal an und sie fühlte sich wieder wie eine kleine frischgebackene Rekrutin, "Eine Stehparty oder wie?"
"Nein, Sör..." Sie drehte sich zu ihren Rekruten um ... in der zweiten Reihe erblickte sie Tibor Khäinen. Der Gefreite lächelte und winkte ihr zu. Laiza wischte sich übers Gesicht und sah noch einmal genauer hin. Was machte er hier und wieso waren seine Schulterklappen blank? Noch mehr bekannte Gesichter blickten sie an, die hier eigentlich nichts mehr verloren hatten.
Aus der letzten Reihe war plötzlich ein schallendes Gelächter zu hören und mit entsetzen erblickte Laiza das Gesicht von Magane.

Schreiend fuhr Laiza aus dem Schlaf. Und sackte sofort wieder zurück ins Kissen, als sie - von einem metallenen Geräusch begleitet - gegen eine tief hängende Lampe knallte. Ein Pochen breitete sich in ihrem Kopf aus und vertrieb für einige Zeit den Alptraum. Sie öffnete langsam die Augen und atmete tief durch.
Auf ihrem Bauch lag ein Buch über Pflanzen, über dem sie eingeschlafen war. Anscheinend doch nicht die richtige Wissensquelle. Vorsichtig setzte sie sich auf und nahm die Lampe vom Haken, der an einer Kette von der Decke hing. Sie stellte sie auf dem Nachttischchen ab und stand auf.

Einige Augenblicke blieb sie recht unschlüssig in dem kleinen Gasthofzimmer stehen, bewegte sich dabei schaukelnd auf ihren nackten Fußballen. Dann seufzte sie laut und ging auf einen kleinen wackligen Tisch zu, auf dem im trüben Sonnenlicht des Morgens eine Pergamentrolle lag, die durch eine rote Schleife zusammen gehalten wurde. Daneben lag ein halb ausgeschütteter Rucksack. Sie griff nach einem Trinkbeutel und nahm einen kräftigen Schluck daraus. Dann nahm sie das Schriftstück in die Hand und öffnete das Band. Zum Vorschein kam eine Urkunde mit dem Siegel der Stadtwache, die ihre Beförderung zum Lance-Korporal bestätigte.
Laiza fragte sich, wieso sie das blöde Ding überhaupt mit geschleppt hatte, sie hätte es verdammt noch mal vor ihrer Abreise im Büro liegen lassen sollen.
Wieso musste man ihr das bloß antun? Sie war doch erst neunzehn Jahre alt, wieso musste man ihr die Verantwortung eines Lance-Korporal's geben? Sie ließ die Urkunde auf den Tisch fallen, schlüpfte aus ihrem Nachthemd und ging zu der Nische, die der Gasthausbesitzer als Bad bezeichnet hatte.

***

Bezahlt hatte die Wächterin schon am Vorabend und so verließ sie die Gaststätte postwendend, kaufte sich auf dem Marktplatz des kleinen Dorfes noch zwei Äpfel und suchte dann die nächste Reisekutsche auf.
Sie ärgerte sich riesig über diesen Zwangsaufenthalt.
Sie waren gestern nur zwei Stunden unterwegs gewesen, als ein großes Schlagloch die Reise jäh unterbrach. Die Achsen waren für die unsanften Wege der Sto-Ebene nicht gemacht und waren wie Streichhölzer zerborsten.
Die letzten 2000 Meter bis zu diesem kleinen Kaff hatte sie dann auch noch zu Fuß zurücklegen dürfen. Glücklicherweise war ihr Gepäck spärlich.
Unerfreulicherweise wollte kein Kutscher am Abend noch auf Reisen gehen und so hatte sie festgesessen.
Es war früher Morgen und die Auswahl an Kutschen war noch nicht sehr groß. Doch Laiza hatte keine Lust, noch mehr Zeit zu vertrödeln und so nahm sie die Erstbeste und ließ das Kaff hinter sich, dessen Namen sie noch nicht einmal wusste.

In der weiten Sto-Ebene ging der Winter drastisch seinem Ende entgegen. Das bedeutete nicht nur den Wechsel der Jahreszeit und steigende Temperaturen, sondern für die Bewohner auch ein Wechsel auf ihren Feldern. Die Jahreszeit des Eiskohls ging vorbei und die Jahreszeit anderer Kohlarten begann.
Kohl, nichts als Kohl.
Die Augen erblickten abgesehen von ein oder zwei vereinzelten Häusern - nur Kohlfelder. Die Nase zog den Duft von etwa einem dutzend verschiedenen Kohlarten ein. In jedem Dorf gab es nur ein Gesprächsthema: Kohl.
Und sogar der Kutscher, den Laiza erwischt hatte sprach nur noch über Kohl. Wie er ausführlich erklärt hatte lag in der Sto Ebene sein geliebtes Heimatdorf, in das er irgendwann wieder zurückkehren wollte; doch erst musste er in Ankh-Morpork genug verdienen, damit er sich ein nettes Häuschen ohne Kohlfeld leisten konnte. Und deshalb pendelte er zwischen Ankh-Morpork und der Sto-Ebene hin und her. Im Gegensatz zu allen anderen sprach er sehr negativ über Kohl.
Aber dass er ein Kohlhasser war änderte nichts an der Sache, dass er von nichts anderem sprach.
Der Kutscher redete weiter, während Laiza sich in einem Schlummerzustand in Sicherheit brachte.
Aber es gab in dem Land mittwärts der Metropole Ankh-Morpork auch andere Berufe als den Kohlbauern. Dazu gehörten zum Beispiel so konventionelle Berufe wie der Schmied. Schließlich benötigt man für den Kohlan- und -abbau entsprechende Geräte.
Aber es gab auch exotischere Handwerkskünste, wie zum Beispiel die des Bogenmachers.
Lukas Feinsinn war der einzige Bogenmacher in der ganzen Sto Ebene. Selbstverständlich gab es auch in Ankh-Morpork gute Bogenmacher, die mehr oder weniger faire Preise hatten. Doch der einzige Grund, weshalb jemand sich auf eine dreitägige Reise aufmachte, um eben diesen Bogenmacher in der Sto Ebene zu besuchen, lag nur bei einem kleinen aber doch wichtigem Detail:
Feinsinn verarbeitete nur feinstes Überwälder Holz. Außerdem war dies mit einer Familientradition verbunden und obwohl Laiza Traditionen hasste, hing sie trotzdem an dieser einen fest.

***

Tibor Khäinen saß mal wieder in seinem Büro und machte das, was er immer nach einem ausgiebigen drei-Tage-Drogenszenen-Einsatz machte, er hielt die Informationsmappen auf den neusten Stand. Die wohl ätzenste Arbeit an seinem Job.
Der Gefreite wäre jetzt gern woanders. Am besten auf einer Reise. Eigentlich wollte er Laiza begleiten, doch man hatte ihm keinen Urlaub gewährt und die Lance-Korporal schien auch nicht sonderlich begeistert zu sein. Sie hatte ihm noch nicht einmal gesagt wohin sie eigentlich wollte.
Sie hatte nur ihren Laborschlüssel und ihre wiewunderländische Pflanze da gelassen, zusammen mit dem Verbot das Labor zu betreten. Als würde er ins Labor gehen, als würde er auf die Idee kommen mit ihren Sachen herum zu panschen...
Der Szenenkenner nahm den Schlüsselbund, der auf seinem Schreibtisch lag, in die Hand und starrte ihn schmunzelnd an.
Obwohl ... er schüttelte den Kopf, nein das konnte er nicht machen ... er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und ließ den Schlüsselbund hineinfallen.
Sie wäre stark enttäuscht wenn er ihren Urlaub so ausnutzen würde - er schloss die Schublade wieder und schaute auf die Uhr. Bald musste er los, denn Pontiflix brauchte unbedingt seine Medizin. Als würde die Pflanze nicht reichen... er musste ausgerechnet noch einen kranken Sumpfdrachen pflegen. Er hoffte, dass er nicht explodieren würde, während Laiza weg war.

***

Hinterste Hütten war ein extrem kleines Kaff am Rande des Kohl-Herzogtums Sto Barrat. Neben einigen Kohlbauern, deren Felder das Dörflein umsäumten, gab es ein Gasthaus, einen Tempel und ein paar Wohnhäuser. Ansonsten fand man dort nur Langeweile.
Lukas Feinsinn konnte sich nicht mehr genau erinnern, wieso er sich vor einigen Jahrzehnten ausgerechnet hier niederließ. Sein kleiner Laden und seine Werkstatt befanden sich im Erdgeschoss und im Hinterhof eines schiefen, sanierungsbedürftigen Fachwerkhauses, dass er sein Eigen nennen durfte. Auf seinem Hinterhof hatte er ein kleines Beet und ein Gewächshaus stehen, wo er alles außer Kohl anbaute. Er wusste, dass bei den übrigen Bewohnern seine Anti-Kohl Einstellung verpönt war. Aber das interessierte ihn kein bisschen.
Er lebte ausschließlich von seinen verkauften Bögen und vom selbst angebauten Obst und Gemüse. Sogar das Fleisch das er aß beschaffte er sich selbst, indem er für ein wenig Entlohnung die Hasen auf den Kohlfedern schoss.
Er fertigte Bögen nicht in Massen. So was widersprach dem Stolz seines Handwerks - zumindest dachte er so. Das führte dazu, dass er oft lange Zeit sinnlos in seinem Geschäft saß und nichts zu tun hatte.

Wenn jemand zu ihm kam, der einen Bogen erwerben wollte, so war der Bogen noch lange nicht konzipiert. Fein säuberlich nahm Feinsinn die Körpermaße und ermittelte die Kraft des Armes, der später die Sehne des Bogens spannte. Alles war wichtig. Wenn Herr Feinsinn einen Bogen anfertigte, so war er ausschließlich für den Käufer gefertigt - und nur so konnte ein Bogen tatsächlich perfekt sein. Er war sehr erfreut, als die schwarze Reisekutsche vor seiner Ladentür hielt und eine neue Kundin den Laden betrat.
Laiza hatte hohe Ansprüche, doch dies machte Feinsinn überhaupt nichts aus; hätte sie diese Wünsche nicht gehabt, so wäre sie bestimmt nicht zu ihm gekommen. Er durfte nicht zu groß sein, die Reichweite sollte weit und die Flugbahn des Pfeils ruhig sein.
Bevor sie seinen Laden verließ um sich in einer nahen Taverne ein Zimmer zu nehmen, drückte er ihr noch eine Broschüre in die Hand.
"Ich mache nicht nur Bögen, sondern auch Speere und Blasrohe, falls sie also noch Wünsche haben, sagen sie Bescheid."
Sie nickte, wünschte ihm noch einen schönen Tag und verließ den Laden.

***

Und so saß sie schon wieder in einem blöden Kaff fest. Doch was sollte sie machen. Ihr Bogen, den sie einmal von ihrem Onkel geschenkt bekommen hatte, war gesplittert und sie brauchte einen Neuen. Außerdem würde ihr ein wenig Auszeit von der Arbeit und vom dämonenverseuchten Labor gut tun.
Tibor hatte sie für verrückt erklärt, wegen eines Bogens solch einen Aufstand zu machen. Er wusste zwar nicht, wo sie genau war, aber er wusste wie lang sie wegbleiben würde. Schon ihr Onkel hat bei Feinsinn Bögen machen lassen. Doch Tibor verstand das nicht. Im Grunde war es ihr egal, sie war nur froh darüber, dass Oberfeldwebel Breguyar ihren Urlaub genehmigt hatte - ziemlich murrend sollte man dazu sagen.
Sie hoffte Feinsinn würde die Nacht durcharbeiten, zumindest hatte sie gehört, dass er solch einen Arbeitseifer hatte. Sie saß an einem kleinen Tisch in ihrem Zimmer und stippte ein Stück Brot in ihre Suppe, während sie in einem Buch las. Sie war keine drei Tage von Ankh-Morpork und ihrer Arbeit weg, da vermisste sie schon dass stinkende Ungetüm und die Atmosphäre des Wachhauses.
Die Seiten des Buches knisterten lauter als sonst, als Laiza umblätterte. Kalter Wind pfiff durch das Zimmer. Gedankenverloren griff Laiza zu dem Fenster neben dem Tisch, um dieses zu schließen. Doch es war schon geschlossen. Sie blickte hinaus und sah einige Bäume am Dorfrand, doch die Wipfel bewegten sich kein Stück.
Woher war der Wind gekommen? Laiza griff in ihren Rucksack und zog eine Strickjacke hervor, die sie sich über die Schultern legte.
Sie griff nach der letzten Scheibe Brot und wollte diese gerade wieder in ihre Suppe stippen, als der Teller mit großer Wucht vom Tisch gefegt wurde. Erschrocken stand die GiGa auf und fiel über den Stuhl nach hinten.
Bis zur Wand war der Teller geschlittert und letztendlich gesprungen. Laiza richtete sich wieder auf und hob den Stuhl und ihre Jacke hoch. Ratlos zupfte sie ihr Kleid zu Recht und zog die Strickjacke an. Wie tollpatschig musste man sein? Und sie hatte den Teller noch nicht einmal berührt!
Sie sammelte die Scherben ein und brachte sie herunter in den Schankraum, wo Laiza sie der Wirtin in die Hand drückte.
Sie wandte sich Laiza gar nicht zu, sondern notierte nur eine Ziffer auf ihrer Rechnung. Die Wächterin bestellte sich ein Bier und hockte sich in eine dunkle Ecke der Taverne.

Währenddessen in Ankh-Morpork

Fredereck Schwertfleck drehte sich unruhig in seinem Bett im ersten Stock des Wohnhauses 31 in der Schinkengasse. Normalerweise hatte er einen tiefen Schlaf, aber in letzter Zeit plagten ihn des Nachts immer wieder Alpträume, an die er sich am nächsten Morgen zum Glück nicht mehr wirklich erinnern konnte.
Er glaubte, dass das alles mit dem Dämon zu tun hatte, den er vor einigen Nächten selbst aus den Kerkerdimensionen heraufbeschworen hatte. Der selbsternannte Professor der Dämonologie hatte schon seid vielen Jahren keine Beschwörung mehr vollzogen. Er zog es vor sich Dämonen für ein paar Ankh-Morpork Dollar bei der Beschwörergilde zu kaufen.
Doch irgendwie hatte es ihn in den Fingern gekitzelt. Die Wahrsagerin in Erdgeschoß hatte ihm schon einen qualvollen Tod vorhergesagt. Aber wer hörte schon auf eine alte Gaunerin.
Doch was er dort beschwor, war alles andere als ein kleiner lernfähiger Dämon, wie er sie immer kaufte.
Er fühlte sich immer noch ausgemergelt von dem Kampf, den er geführt hatte, bis er die Kreatur wieder in den Kerkerdimensionen verbannt hatte. Er entschied sich aufzustehen und in der Küche einen Schluck Wasser zu trinken.

***

Eine Gestalt, wie man sie häufig in der Zwillingsstadt beobachten konnte zu solch einer späten Stunde, kletterte über eine kleine efeubewachsene Mauer.
Vorsichtig wollte sie sich auf der anderen Seite auf den Boden gleiten lassen, doch stattdessen erfasste sie nur eine Handvoll Efeu, der unter ihrem Gewicht riss und sie somit unsanft auf den Boden fallen ließ.
Sie rappelte sich auf und rieb sich fluchend den Hintern. Sie stand auf einem dunklen Hinterhof, auf dem sie sich nicht auskannte. Doch böse Gedanken treiben jeden voran und so holte sie noch mal tief Luft und überquerte den Hinterhof.
Irgendwo musste hier eine Türe sein ... Plötzlich blieb die Person stehen, sie hatte etwas Wichtiges vergessen! Erschrocken über diesen Fehltritt ließ sie ihren Blick über das Gebäude gleiten. Sie lauschte, doch ihre Ohren hörten nichts.
Es war ruhig, nur ihren eigenen rasenden Herzschlag konnte sie vernehmen. Nirgendwo im Haus brannte Licht. Sie versuchte sich ein wenig zu beruhigen und suchte die Wände ab. Die tastenden Hände fanden einige langsame Minuten später eine kalte Eisentür, die mit einem dicken Vorhängeschloss versperrt war. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Wieso hatte sie überhaupt geglaubt es wäre einfach?
Nervös hantierte sie mit einem Dietrich an dem Schloss herum. Leise Flüche ertönten, als sie ein paar Mal abrutschte. Irgendwann öffnete sich das Schloss und der Gestalt fiel ein Stein vom Herzen. Sie schmiss das Vorhängeschoß irgendwo in den Hinterhof. Das öffnen des Haupttürschlosses ging nun wesentlich schneller.
Eine enge Wendeltreppe führte in den Keller des Hauses.

***

Laiza war nach dem Bier wieder auf ihr Zimmer gegangen und hatte sich ins Bett gelegt, nachdem sie mit einem Lappen die Suppenlache aufgewischt hatte.
Im Zimmer über ihr hörte sie dumpfe Schritte. Die GiGa blätterte noch ein wenig durch das Pflanzenbuch, in der Hoffnung Pflanzen für neue Betäubungsmittel zu finden. Doch schnell wurden ihre Augen zu schwer und so legte sie das Buch weg und löschte die Kerzen. Vor dem Einschlafen hoffte sie, nicht wieder so einen grässlichen Alptraum zu haben.
Sie war schon so gut wie eingeschlafen, als plötzlich im Stock über ihr ein riesen Krach veranstaltet wurde. Aufrecht saß die GiGa im Bett.
Wie unverschämt!
Böse blickte Laiza zur Decke herauf, doch nichts regte sich mehr. Vorsichtig sank sie wieder zurück in ihr Kissen. Wahrscheinlich nur irgendein betrunkener Bewohner. Sie drehte sich zur Seite und versuchte weiter zu schlafen. Doch dann hörte sie ein leises Klopfen. Es schien aus der Wand zu kommen. Die GiGa zog sich die Decke bis unters Kinn.
"Alles nur Einbildung...", sagte sie zu sich, als hinter hier das Geräusch eines sich öffnenden Buchdeckels zu hören war.
Es raschelte, vorsichtig drehte sie sich um und sah, wie eine Buchseite nach der anderen umgeblättert wurde. Erschrocken blickte die GiGa sich um.
"Das ist nicht real...", sagte sie und stellte erleichtert fest, dass der Vorhang im Wind flatterte. Sie stand auf um das Fenster zu schließen. Die Seiten des Pflanzenbuches bewegten sich nicht mehr. Laiza hörte Fußschritte an ihrem Bett, die zu der kleinen Kommode wanderten, auf dem Waschschüssel und Wasserkrug standen.
Sie musste träumen, sie war sich ganz sicher, das war sicher alles nur ein Traum. Vor dem Möbelstück hörten die Schritte auf. Laiza blickte vom Dielenboden hoch, in den kleinen Spiegel über der Waschschüssel.
Eine grässliche Fratze, mit weit aufgerissenen Augen sah ihr daraus entgegen und riss den Mund wie im Schreien auf.
Laiza schrie.

***

Irgendetwas hörte Schwertfleck aus den Stockwerken unter sich. Er vermutete den Keller und seufzte bei dem Gedanken, dass die Dämonen wieder einmal das Labor dieser Wächterin auf den Kopf stellten. Es grauste ihm vor ihrer Ankunft, sie konnte so mächtig wütend werden. So wütend war noch nicht mal seine verstorbene Frau gewesen - die Götter haben sie selig. Und Mechta war wirklich ein zorniges Weib gewesen.
Er stellte einen Kessel mit Wasser auf den Ofen und überlegte ob er für einige Zeit verreisen sollte, nur solange wie der Sturm der Wächterin anhalten würde.
Er entschied sich allerdings doch dafür im Keller Mal nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht kam er früh genug um den Schaden ein wenig einzudämmen. Er nahm den Kellerschlüssel von einem Haken im Flur und schloss dir Tür zur Kellertreppe auf.
Ein Teil der Geräusche schienen zu verstummen, als Schwertfleck die Treppe herunter raste. Entsetzt blieb er in der großen Türöffnung zum Labor stehen, als er eine vermummte Gestalt vor sich erblickte. In der Hand hielt die Person einen rotgeschuppten kleinen Sumpfdrachen. Entsetzt beobachtete Schwertfleck wie sich der Drache immer mehr aufblähte, anscheinend vertrug das Vieh keinen Stress.
"Was wollen sie hier!"
Die Person kam nicht auf die Idee zu antworten, stattdessen ließ sie eine brennende Kerze fallen und setzte den Drachen auf eine freie Arbeitsfläche.
Flammen loderten nach oben. Der Unbekannte floh über die Wendeltreppe nach draußen und Schwertfleck griff nach einem Eimer Putzwasser, der neben der Tür stand.
"Mein HAUS!!! MEIN HAUS!!"
Die Kerze war auf einem Haufen alter Zeitungen gefallen, die anscheinend vorher mit irgendeiner brennbaren Flüssigkeit überschüttet worden waren.
Schwerfleck ließ den Eimer entsetz fallen, als er einen großen Glasbehälter mit der Aufschrift Ankhgas erblickte.
Er nahm sprichwörtlich die Beine in die Hand und rannte aus dem Keller.

Der Sumpfdrache blickte sich um, während sein Bauch immer weiter anschwoll und zu einer Gaskugel mutierte. Einige Dämonen blickten ängstlich aus diversen Verstecken. Die Drachenaugen begutachteten die Flammen, die um den Ankhgasbehälter tanzten. Er wollte gerade die Flucht ergreifen und davon kugeln, als er laut und kräftig Rülpsen musste.

Schwertfleck war es nicht klar, wie er es aus dem Gebäude geschafft hatte. Alles schien in Zeitlupe zu geschehen und trotzdem konnte er es nicht nachvollziehen. Jetzt kniete er mit beiden Beinen auf der Straße in einer großen Pfütze und blickte zu seinem Haus auf.
Die Flammen, die inzwischen einen Großteil der Holzbalken der Kellerdecke zerfressen hatten, ergriffen Besitz von dem vorderen Teil des Erdgeschosses. Die Fenstergläser zersprangen und die Flammen loderten aus den Öffnungen hervor.
"Feuer!" Einige nächtliche Passanten riefen panisch durcheinander. Mit jedem kaputten Fenster drang mehr Luft zu den gierigen Flammen und ließ sie wachsen.
Die Bewohner der Nachbarhäuser schreckten aus ihren Betten auf und verließen eilends die Häuser.
Fredereck Schwertfleck hatte keine eigene Kraft um sich von seinem Platz auf der Straße weg zu bewegen. Er sah zu, wie einige kleine Explosionen alles verschlimmerten und binnen weniger Minuten nach dem Anzünden das Haus lichterloh brannte. Tränen rannten ihm über die Wangen, alles was er besaß fackelte vor seinen Augen ab und die wenigen Leute, die etwas gegen den Brand taten, konnten das Feuer einfach nicht mehr stoppen. Sie verhinderten lediglich, dass das Feuer auf die Nachbargebäude übergriff.

Am Nächsten Morgen - Hinterste Hütten

Sie lag schon seit einer ganzen Weile wach, als die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen. Was war das bloß für ein verfluchtes Haus?
Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie ihre Großmutter ihren Brüdern abends immer Gruselgeschichten erzählt hatte. Sie war nicht das jüngste Kind der Familie gewesen, doch weil sie ein Mädchen war hatte sie ohne Gruselgeschichte ins Bett gehen müssen. Doch zwischen durch hatte sie sich leise vom Dachboden des Hauses, auf dem sich ihr Zimmer befand, herunter geschlichen und an der Tür zum Wohnzimmer gelauscht.
Die Geschichten handelten von Monstern, die des Nachts auf jagt gingen und unartige Kinder auffraßen oder von nebelartigen Erscheinungen, die einem ausgewachsenen Mann in die Verrücktheit treiben konnten.
Wer weiß, vielleicht war an solchen Geschichten etwas dran ... obwohl ihr Vater zur Großmutter immer sagte, sie solle doch nicht solch einen Humbug erzählen. So etwas würde die Jungs nur auf dumme Gedanken bringen.
Wer weiß... Laiza gingen die Geschehnisse der vergangenen Nacht einfach nicht aus dem Kopf.
War diese Fratze vielleicht nur Einbildung gewesen? Es war sehr dunkel gewesen und der Spiegel besaß eine dicke Patina Dreck.
Verrückt werden würde man bestimmt, wenn man mehrere Nächte in diesem Gasthaus verbringen müsste. Vielleicht war dies auch der Grund gewesen, dass die Zimmer so günstig waren...
Die GiGa stand auf und streckte sich. Ihr Rücken tat weh, weil sie die ganze Nacht zusammengekauert unter der Bettdecke gelegen hatte. Von draußen lachte die Sonne herein und verkündete einen schönen Tag.
Der Dielenboden war unangenehm kalt, sie ging zu dem Stuhl herüber, auf dem sie am vergangenen Abend ihre Sachen geworfen hatte. Erstaunt stellte sie fest, dass ihre Kleidung ordentlich gefalten auf der Sitzfläche lag. Verwundert schlüpfte sie schnell in ihre Kleider und Schuhe. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken, außerdem hatte sie Hunger.
Auf ein Frühstück wollte Laiza in der Gaststätte verzichtete, sie wollte einfach nur an die frische Luft. Raus, damit über ihr keine Zimmerdecke war, von der aus seltsame Geräusche kamen. Die Dörfler blickten sie merkwürdig an, als sie ins frei trat und kehrten ihr und der Gaststätte schnellstens den Rücken. Hinterste Hütten war äußerst klein und somit hatte sich ihre Ankunft schnell herum gesprochen. Laiza fragte sich, was schlimmer war eine Nacht in diesem verrückten Haus oder von jedem Bewohner des Dorfes mit seltsamen Blicken durchstochen zu werden. Ihre Füße trugen sie zum Dorfplatz, auf dem wie jeden Tag Markt war. An einem Stand mit Obst kaufte sie ein paar Äpfel.
Seit ihrer Reise ernährte sie sich äußerst gesund, andauert kaufte sie irgendwelche Äpfel auf irgendwelchen Märkten. Die GiGa freute sich schon auf ein leckeres fleischig und fettiges Sonntagsessen bei ihrem Onkel Bartolus Harmonie [1].
Sie hörte wie die Leute hinter vorgehaltener Hand sprachen, sie spürte die bohrenden Blicke im Rücken. Erleichtert flüchtete Laiza in einen kleinen Tempel, der einige Straßen abseits des Dorfplatzes stand.

Die Wände des Tempels waren reich bemalt und wiesen jeden darauf hin, wem hier gehuldigt wurde. Brassica, der Fruchtbarkeits- und Erntegöttin (hauptsächlich für Kohl).
Laiza ging langsam auf den Altar zu, der in der Mitte des Tempelraumes stand. Ein Huhn ließ den Hals schlapp über den Altarrand hängen, um es herum lagen einige Früchte, Eier, Milch, eine Kohlsuppe.
Laiza hielt nicht viel von Opfergaben, sie hielt auch nicht viel von Göttern, weil sie nie in irgendeinem Glauben erzogen worden war. Leid tat ihr das Huhn keines falls, aber man hätte besser eine gute Suppe davon machen können - Von mir aus auch mit Kohl..., dachte Laiza.
Ein alter faltiger Mann in grüner Robe stand in einer Ecke des Tempels und zündete Kerzen an, als er ihre Schritte vernahm drehte er sich um.
"Oh Besuch außerhalb der Opferzeit", er blinzelte mehr Mals mit den Augen und versuchte die Person vor sich zu erkennen.
"Ich hab keine Ahnung von Opferungszeiten", entgegnete die Wächterin.
"Oh sie sind nicht von hier."
"Nein, zum Glück nicht."
"Oh was kann ich für sie tun?"
Sie seufzte. "Überhaupt nichts. Ich bin nur vor den Dörflern geflohen."
"Oh ja, sie begegnen Fremde mit großen Misstrauen. Ich hatte damals auch meine Probleme, als ich von Hinterdem Hüglein hier her kam. Mein Heimatdorf liegt auf der anderen Seite des Herzogtums Sto Barrat, dass ist ein verdammt großes Stück", er lächelte und zeigte ihr damit die wenigen Zähne die er noch besaß.
Eine Hühnersuppe wäre für diesen armen Mann sicher das Beste gewesen, die GiGa konnte sich kaum vorstellen, dass er noch etwas Festes zu sich nehmen konnte.
"Mit einer Reisekutsche kann man das Herzogtum in fünf Stunden durchqueren", entgegnete sie.
"Von hier zu meinem Heimatdorf ist es eine halbe Weltreise!!
Laiza zog die Augenbrauen empor.
"Weltreise? Oh ja...", sie entschloss sich den Tempel zu verlassen und sich irgendwo anders ein ruhiges Plätzchen zu suchen.

Ankh-Morpork - Wachhaus Pseudopolisplatz

Fredereck Schwertfleck saß zusammengesunken auf einem klapprigen Stuhl in einem Nebenzimmer des Wachhauses und wartete auf den Rekruten, der gerade auf der Suche eines Zuständigen Wächters war.
Wenige Minuten später betrat ein kleiner Mann ihn einem hellbeige Mantel das Nebenzimmer, im folgte ein größerer Mann mit strohblondem Haar.
"Guten Tag, Herr Schwertfleck, ich bin Inspäctor Kolumbini, dies ist mein Abteilungskollege Gefreiter Eltsam. Was können wir für sie tun?"
"Nun, äh, heute Nacht ..."
"Möchten sie einen Tee?"
"Oh gerne." Verwundert beobachtete der Professor, wie der Wächter in seinen MANTEL griff und eine Teekanne sowie zwei Tassen herausholte, nach einigem Kramen folgte Milch und Honigtöpfchen. Dann setzte er sich dem Professor gegenüber und schenkte Tee ein, "Fahren sie fort, Herr Schwerfleck."
Sören Seltsam bevorzugte das Stehen, und beobachtete Fredereck Schwertfleck aufmerksam.
"Nun, ich habe seit längerem einen unruhigen Schlaf, vergangene Nacht bin ich mal wieder aufgestanden, um in die Küche zu gehen und etwas zu trinken. Da hörte ich aus dem Keller Geräusche."
"In welchem Stockwerk befindet sich die Küche?"
"Im Ersten, Herr Wächter", Schwertfleck trank einen Schluck Tee.
"Und vom ersten Stock aus können sie Geräusche aus dem Keller hören?"
"Oh ja, zwar nur gedämpft aber ich hörte etwas, in meinem Keller habe ich eine Schar Dämonen und die können sehr laut sein."
"Nun gut."
"Ich ging in den Keller herunter um nach dem Rechten zu sehen. Ich ertappte einen Einbrecher im Labor!"
"Labor?"
"Oh ja, das Labor der Freiwilligen Helfer ohne Gnade befinden sich in meinem Keller."
"Interessant. War der Einbrecher Männlich oder Weiblich?"
"Das kann ich ihnen nicht sagen, die Person war total vermummt."
"Wissen sie ob er irgendetwas gestohlen hat?"
"Er hatte einen Rücksack bei sich, er sah ziemlich voll aus. Aber ich hab ihm nicht beim Klauen erwischt, sondern beim Feuer legen!"
"Der Täter wollte also Spuren verwischen. Gut Gut", Kolumbini stand auf und packte seine Teeutensilien wieder in seinen MANTEL, "Kümmern sie sich noch um den Herrn, Gefreiter Eltsam."
"Ja, Sör"
Er verabschiedete sich von Schwertfleck und verließ den Raum.

Hinterste Hütten - Stunden später

Laiza gab sich alten Gewohnheiten hin. Sie versichtete darauf, am Abend in die Gaststätte zurück zukehren, stattdessen streifte sie durchs dunkle Dorf. So wie sie es früher so häufig in ihrem Heimatdorf in Überwald getan hatte.
Noch weiter außerhalb von Hintersten Hütte, als die Gaststätte es schon war, lag der Friedhof des Dorfes.
Einige Mauer und Säulenreste deuteten auf einen ehemaligen kleinen Tempel hin, der in Mitten des kleinen Gräberfeldes lag. Es schien, als hätte schon seit Ewigkeiten niemand etwas auf dem Friedhof getan. Immer wieder stolperte Laiza über halb eingesagten, umgefallenen Grabsteinen. Doch abgesehen von den verwahrlosten Gräbern erblickte die Wächterin nichts Außergewöhnliches.
Der Wind pfiff eisig und so zog sie die Kapuze ihres schwarzen Umhanges tiefer ins Gesicht. Sie betrat die Tempelruinen durch den scheinbar ehemaligen Eingang. Zwei Mauern standen noch, gingen der GiGa allerdings nur bis zur Hüfte. Die Steine waren von irgendjemand verunstaltet worden. Durch schmutzige Wörter, dummen Sprüchen und seltsamen Zeichnungen. Sie vermutete, dass dies einmal ein Tempel vieler Götter war, im Gegensatz zu dem Tempel im Dorfzentrum.

Viel gab es in Hintersten Hütten und seiner Umgebung nicht zu sehen, der Einzige Wald war eine Gruppe von etwa dreißig mehr oder minder großen Bäumen. Nebenan plätscherte ein kleiner Bach und stellte somit die Grenze zwischen den zwei Großgrundbesitzern da. Aber eigentlich war es vollkommen egal, welche Seite des Feldes dem einen und welche Seite dem anderen gehörte, denn hier im Dorf schien jeder mit jedem verwandt zu sein. Das führte unweigerlich zu dem großen Problem, dass man sein eigener Großvater werden könnte. [2]
Laiza sah von einem Großgrundbesitz zum nächsten und genehmigte sich einen Schluck Wasser aus dem Bach. Ihr Heimatdorf war ebenfalls klein gewesen, man könnte sogar fast behaupten, dass es noch kleiner war. Sie hatten zum Beispiel keinen Tempel, noch nicht einmal einen so großen Marktplatz. Doch dort war kaum jemand mit dem anderen verwandt. Die Männer hatten die Angewohnheit sich Frauen aus anderen Dörfern zu nehmen und die Frauen hatten die Gewohnheit, das Dorf mit einem gewissen Alter zu verlassen und woanders einen Mann zu ehelichen. Möglichst wohlhabend.
Sie entzündete eine selbst gedrehte Zigarette und erinnerte sich an den letzen Brief ihrer Eltern, mit der dezenten Frage, wie es mit dem Mann ihres Lebens aussah. Sie hatte ihr Dorf ebenfalls verlassen, aus der Sicht der Dorfbewohner mit Sicherheit mit der festen Absicht, sich einen Ehemann zu suchen. Stattdessen zog sie nach Ankh-Morpork und war der Stadtwache beigetreten.
Ohne es wirklich zu merken war sie wieder zurückgegangen. Im Schenkraum in der Gaststätte brannte noch Licht. Laiza entschloss sich dazu, eine Kleinigkeit zu trinken – oder auch mehr – und dann ins Bett zu fallen.
Sie erblickte auch schon von weitem das Fenster ihres Zimmers. Die Vorhänge flatterten einwenig bei offenem Fenster. Ein Stockwerk höher erblickte sie Licht. Als sie näher kam erkannte sie die Silhouette einer Person im Fensterrahmen. Sie schien ihr zu zuwinken, wie hypnotisiert blickte sie herauf. Also beruhten die Geschehnisse der vergangenen Nacht nicht auf irgendwelchen unerklärlichen Phänomenen, wahrscheinlich hatte der Gast einfach nur zu viel getrunken ... sie riss ihren Blick los und lief schneller, jetzt brauchte sie erst Recht was zu trinken, nach der Feststellung, dass sie sich wie ein Kind benommen hatte.
Im vorbeigehen blickte Laiza noch einmal nach oben und sah wie der Schemen mit der rechten Hand einen Schnitt am Hals andeutete.

Nervös krabbelte die GiGa unter ihre Bettdecke und starrte zur Decke hinauf. Was war in der vergangenen Nacht dort oben passiert? Gründeten die Geschehen auf die Trunkenheit eines Bewohners hin und wenn ja, war der Schemen am Fenster genau dieser? Aber wie konnte man die Dinge erklären, die in Laizas eigenem Mietzimmer passiert waren?
Sie versuchte alles zu vergessen, zumindest für diese Nacht, sonst würde sie nie zum schlafen kommen.
Es verging etwa eine halbe Stunde, in der alles seine Ordnung zu haben schien, dann setzen plötzlich wieder Klopfzeichen ein. Laiza riss erschrocken die Augen auf, sie traute sich nicht, sich zu rühren. Nach wenigen Minuten hörte das Klopfen wieder auf, die GiGa wollte gerade erleichtert Ausatmen, als es wieder einsetzte.
Aus der Waschschüssel in der Nische spritze Wasser. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und setzte sich auf, doch niemand war zu sehen. Fast das ganze Wasser war aus der Schüssel heraus, als sie sich plötzlich von der Kommode erhob und auf die Wand zuraste, an der das Bett stand. Laiza ging in Deckung.
Als die Waschschüssel in viele kleine Stücke zersprang hörte sie ein leises Kichern. Im Moment war Laiza egal Was in diesem Zimmer sein Unwesen trieb, sie wollte nur, dass es schnellstens verschwand. Dies war einer der seltenen Augenblicke in ihrem Leben, indem sie bedauerte niemals einem Gott gehuldigt zu haben. Obwohl sie nicht daran glaubte, dass sich irgendein Gott mit solch primitiven Phänomenen beschäftigte, wäre sie doch einwenig erleichtert gewesen nun ein kleines Stoßgebet zu einer bestimmten Göttlichkeit zu schicken.
Sie beließ es bei einer allgemeinen Formulierung: "Ihr verdammten Götter!", rief sie, "tut was!."
Ihr Gebet wurde mit einem amüsierten Kichern quittiert. Die Dielen knarrten, es schien, als kam jemand auf sie zu. Laiza wanderte zum kleinen Tisch und griff nach einem Holzbecher. Die Schrittgeräusche änderten die Richtung und kamen wieder auf sie zu.
"Bleib weg!", sie schmiss den Becher in die Richtung der Schrittgeräusche.
Für kurze Zeit sah sie eine nebelhafte Erscheinung, sie war verschwommen, doch ließ zumindest erahnen, dass es einen hoch gewachsenen Mann mit breiten Schultern darstellte. Der Becher flog genau durch dessen 'Magen'. Die Erscheinung bickte die GiGa an, es war genau die Fratze, die sie eine Nacht zuvor im Spiegel gesehen hatte. Sie schrie und dann war sie weg. Laut polternd viel der Becher auf den Boden und rollte bis zur Wand. Laiza lauschte und sah sich um. Alles war ruhig und erst jetzt merkte sie, wie kalt es im Zimmer war. Sie riss das Fenster auf, wärmere Luft strömte von Außen nach Innen. Im Raum blieb weiterhin alles still. Sie lehnte sich ein wenig aus dem Fenster und blickte hinauf zum zweiten Stock. In keinem Fenster brannte Licht.

Am nächsten Morgen

Lukas Feinsinn war gerade dabei ein letztes Mal den neuen Bogen zu polieren, als seine Kundin voll bepackt den Laden betrat, vorsichtig legte er ihn auf eine Decke. Das dunkle Holz glänzte im Sonnenlicht, das durch ein Fenster fiel.
"Rechtzeitig fertig geworden", begrüßte der Meister seine Kundin, "ich hoffe sie hatten einen guten Aufenthalt hier in der Stadt?!"
"Oh ... seltsames Dorf...", antwortete Laiza und stellte ihre Reisetasche ab.
Feinsinn nickte deprimiert: "Oh ja, seltsame Dinge geschehen hier und die haben bestimmt nichts mit Kohl zu tun."
"Sie scheinen nicht von hier zu kommen."
"Oh schrecklich, wenn ich dies hier als mein Heimatdorf bezeichnen müsste..."
"Wieso wohnen sie dann hier?"
"Mhh", er zuckte mit den Schultern, "wenn ich das wüsste ... aber kommen wir zu etwas viel wichtigerem!" Er lächelte und hob fast zärtlich den Bogen hoch und reichte ihn an Laiza weiter.
Sie begutachtete das Stück mit Entzückung und spannte Probeweise die Sehne. Es schien nichts zu geben, dass sie hätte Bemängeln können und so legte sie das gute Stück wieder auf die Decke.
"Dann kommen wir zur Bezahlung", sagte sie und lächelte Feinsinn an.
Dieser verpackte zu allererst den Bogen sorgfältig.
Sein Tonfall änderte sich, vorher redete er noch mit großer Begeisterung über den Bogen, doch nun hörte er sich peinlich berührt an, als er zu sprechen begann. Anscheinend war er nicht so gut im Geld fordern.
"Nun, ich habe, eine Liste erstellt, mit den Materialkosten und den Arbeitsstunden...", er zog einen Zettel unterm Ladentisch hervor.
Laiza lächelte und legte einen kleinen Lederbeutel auf den Tisch, bevor der Bogenmacher weiter redete.
"Ich hoffe das genügt als Bezahlung?"
Feinsinn griff nach dem Säckchen und schüttete den Inhalt auf seiner Hand aus.
Sie beobachtete, wie er kräftig schlucken musste, als mindestens ein dutzend blauer und durchsichtiger Kristalle auf seine Hand kullerten.
Er holte tief Luft: "Oh, sicher..." Mit großen Augen blickte er sie an.
"Gut freut mich, ich werde sie weiter empfehlen, Herr Feinsinn", sie nickte im freundlich zu und griff nach Bogen und Reisetasche.
"Eine gute Heimfahrt und beehren sie mich bald wieder."
Bestimmt nicht, dachte die GiGa, lächelte noch einmal freundlich und verließ dann den Laden. Sie war froh, als sie die Bogenmacherstube verlassen hatte und erstrecht war sie froh darüber, dass so ein Dörfler keine Ahnung von Alchemie hatte.
Man konnte zwar aus Dreck kein Gold machen - außer man war T.m.s.i.d.R. Schnapper - aber man konnte aus Salzen wunderschöne Kristalle machen. Wie zum Beispiel Kupfersulfat, das dem Kristall ein schönes Blau gibt und ihn für jeden Trottel vom Lande kostbar aussehen lässt.
Einige Meter von dem kleinen Laden entfernt wartete schon eine Kutsche auf sie.
Sie stieg ein und schloss die Tür der Kutsche.
"Fahren sie los. Ich will keine Zeit verlieren!"

***

Es war zehn Uhr morgens gewesen, als sie los gefahren waren, nun dreizehn Stunden, eine unruhige Schlafphase und mehrere Pausen für die Pferde später, standen sie vor der Holzpfahlmauer von Kohldorf am Ankhskeff.
Es war mehr ein breiter Bach, als ein kleiner Fluss, der Ankhskeff und er verlief außerhalb der Holzwand am Städtchen entlang. Was Laiza schlecht sehen konnte, denn die Nacht war schon lange herein gebrochen. Sie verließ sich einfach auf die Aussagen des Kutschers und überlegte, ob Ankhskeff vielleicht ein Nebenfluss des Ankhs war, als sie das Stadttor passierten.
Im Vergleich zu den meisten Häuseransammlungen - vor allem zu Hintersten Hütten - war das Kohldorf am Ankhskeff eine wahre Stadt. Es gab mehrere Gasthäuser und Tavernen und sogar zwei verschiedene Tempel.
Die Pferde kamen in einem Mietstall unter und Laiza nahm sich ein Bett in einer nahen Gaststätte. In den frühen Morgenstunden ging die Reise weiter nach Sto Lat, wo der Kutscher dann streikte und nicht mehr weiter fahren wollte.
Zwei Stunden verbrachte die Wächterin damit eine neue Reisekutsche zu finden um damit den Rest der Reise zurückzulegen. Sie ärgerte sich tierisch darüber, dass dieser Idiot nicht weiter fahren wollte. Sie hätte längst zu Hause sein können, wenn er einfach durch gefahren wäre.

Am Mittwärtigen Tor stand Obergefreiter Drogan Eisenschädel und kontrollierte hier und da mal eine Karre. Er begrüßte Laiza freundlich, schaute aber ziemlich besorgt aus. Doch die GiGa hatte momentan absolut keine Lust sich über die Probleme anderer zu kümmern. Sie ließ sich bis in die Morphische Straße fahren, bezahlte den Kutscher und flog förmlich in ihr Bett.

Am nächsten Morgen

Laiza war gerade dabei sich einen Tee aufzuschütten, als es an ihrer Tür klopfte. Sie steckte ihr Uniformhemd in die Hose und öffnete dann die Tür.
Vor ihr stand der Gefreite Tyros y Graco.
"Guten Tag Mä'äm, Lance-Korporal Harmonie", er salutierte.
Sie verzog missmutig das Gesicht und erwiderte den Salut.
"Was kann ich für dich tun?"
"Oberfeldwebel Breguyar schickt mich, er will dass du sofort in sein Büro kommst."
Laiza seufzte und verdrehte die Augen.
"Ja, okay", meinte sie und knallte ihrem Auszubildenden die Tür vor der Nase zu.

Laiza klopfte an die Bürotür von Araghast Breguyar und betrat den dahinter liegenden Raum, nach dem sie ein Herein gehört hatte.
Sie sah wie der Oberfeldwebel schnell einige Hefte verschwinden ließ und salutierte. Bestimmt waren es wieder diese Eddie Wollas Romanhefte.
"Guten Tag, Sör."
"Was gibt’s, Laiza?"
"Sie hatten den Gefreiten y Graco nach mir geschickt?"
Bregs fuhr sich über sein Haar, dessen eine Strähne bereits zwei Millimeter schneeweiß nachgewachsen war.
"Ja, das habe ich", er wurde von Laiza erwartungsvoll angeguckt, "also, was ist in dem Labor passiert?"
Laiza runzelte die Stirn: "Wie Bitte?"
"Ich hab hier eine Nachricht von Tyros", er hob einen Fetzen Pergament, "und da heißt es, du hast die Stadt für ein paar Tage verlassen..."
"Sör, ich war aber nicht ohne Genehmigung verreist."
Bregs stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn auf die verschränkten Hände.
"Ich hatte vor drei Wochen meinen Urlaub beantragt", fuhr Laiza fort und versuchte sich von ihrem Vorgesetzten nicht verwirren zu lassen, "dem Antrag wurde zugestimmt."
"Soso..." Der Oberfeldwebel beließ es dabei, er war sich sicher, dass die Lance-Korporal nicht lügen würde, dies würde nur zu einem IA Fall werden und er erinnerte sich daran, dass Laiza sich geschworen hatte nie wieder mit IA in Berührung zu kommen.
"Und was ist nun mit dem Labor?"
"Der Kommandeur verlangt, dass das GiGa und Knallpulverexperten-Labor von nun an hier im Wachhaus zu sein hat", antwortete Bregs.
"Oh...", Laiza überlegte, "gabs dazu ein Memo?"
"Nein. Das war ein Beschluss infolge der Neuordnung der Bürovergabe."
"Neuordnung", murmelte Laiza, "und was ist nun mit dem Labor?"
Der Oberfeldwebel bemühte sich, ausdruckslos dreinzuschauen. "Es ist einfach zu teuer, Außenstellen zu unterhalten."
Laiza nickte und dachte dabei an die D.O.G. Außenstelle.
"Also wird es demnächst geschlossen?", fragte sie deprimiert.
"Außerdem", fuhr Bregs fort und ignorierte ihre Frage, "sollte man sich einmal vorstellen, was los wäre wenn dringend ein GiGa gebraucht würde..."
"Ja, Sör..."
"Taubenpost zum externen Labor und zurück, das dauert ewig, Lance-Korporal."
Widerstrebend nickte Laiza, wieso musste er bloß Recht haben mit dem was er sagte...
"Also, das Labor ist ab sofort gestrichen", sagte der Oberfeldwebel bestimmt.
"Ja, Sör..."
"Extrawürste gibt es ab sofort nicht mehr."
"Ja, Sör", sie seufzte, "Dann werde ich das Labor heute leer räumen ... wohin soll ich die Chemikalien und Gerätschaften tun?"
"Bring sie erst einmal in den Keller, da wo auch die SuSi-Labors stecken."
"Ja, Sör."
"Und falls es dich interessiert...", Bregs setzte ein eiskaltes Lächeln auf.
"Ja, Sör?" fragte die GiGa leise.
"Tyros hat mich davon informiert, dass es da einen gewissen Brand gegeben hat der das Labor quasi dem Erdboden gleichgemacht hat."
"WAS?" Laiza japste nach Luft und schwankte einige Augenblicke vor Entsetzen.
"Ja, das Labor in der Schinkengasse besteht nur noch aus Trümmern", fügte er noch hinzu.
Laiza schaffte es, das Schwanken unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte sich vor ihrem Schäff noch ein bisschen Würde bewahren, wenn er schon durch die Situation belustigt wurde, brauchte sie nicht noch vor ihm zusammen klappen.
"Aber was ist passiert?", ihre Stimme war urplötzlich heiser, sie fühlte sich elendig.
"Woher soll ich das wissen, wenn du einen Fall willst, kannst du ihn haben", entgegnete Bregs, "ich glaube, dass so mancher FROG auch gut mal seinen eigenen Fall vertragen kann ... bevor er einrostet."
"War das alles Sör, darf ich wegtreten?"
"Ja du kannst gehen, Lance-Korporal Harmonie. Ich habe nichts dagegen wenn du der Sache selbst auf den Grund gehen willst."
"Danke, Sör."
Laiza salutierte und verschwand so schnell es geht aus dieser Hölle und verkroch sich in ihrem Büro.

Die Worte des Oberfeldwebels halten in ihrem Schädel wieder, als sie an ihrem Schreibtisch saß und versuchte sich wieder zu beruhigen.
Neuordung der Büroverteilung ..., sie blickte sich in dem kleinen Kabuff um.
Das hieß wohl auch, dass sie bald aus diesem kleinen Büro ausziehen musste. Sie dachte genauer darüber nach und war sich sicher, dass sie diesen Raum nicht vermissen würde. Sie blickte auf den Schreibtisch ihrer Abteilungskollegin Magane, er war aufgeräumt, aber staubig, schon seit längerer Zeit verrichtete sie im Raub und Mord Archiv Sortierarbeit. Sie war schwanger, weiß der Kuckkuck von wem und war somit als Triffinsziel für F.R.O.G. nicht mehr tragbar. Laizas Schreibtisch war ebenfalls recht ordentlich und staubig. Auf ihm lag in einer Decke eingewickelt der neue Bogen, neben dem Schreibtisch lehnte ein Köcher. Die Wände waren kahl und altweiß, in einer Ecke gequetscht stand ein kleines Regal, auf dem ein Karton stand. Aus der Pappschachtel kamen dumpfe Schlafgeräusche, die vom Kaffedämon Erpresso stammten. Die meiste Zeit hatte sie sich im Labor rum getrieben, nun würde auch dieses Büro bald nicht mehr für sie da sein, wohin käme sie dann und wie lange würde es dauern?

***

Korporal Rogi Feinstich stand ein wenig ratlos auf dem Viehmarkt an der Kröselstraße und beobachtete einige ihrer Rekruten, wie diese versuchten ein paar junge Kühe einzufangen. Um genau zu sein waren es fünf Stück und zwar ziemlich fidele Hornviecher.
Ein Rudel Hunde hatte die Tiere in solchen Aufruhr gebracht. Der Viehhändler hatte sich inzwischen so in Rasche gebracht, dass Rogi sich sanitäterisch um ihn kümmern musste. Sie beobachtete, wie die Rekruten mit Seilen versuchen die Tiere einzufangen und die übrigen Händler zur Seite sprangen. Einige Minuten wurden die Viecher ein wenig langsamer, liefen aber umso mehr kreuz und quer. Plötzlich ohne jeden Grund gaben sie wieder Gas und Rogi musste entsetzt feststellen, dass sie Hornviecher direkt auf sie zu hielten. Alles ging so schnell, dass die G.R.U.N.D. Ausbilderin keine Gelegenheit mehr hatte auszuweichen. Erschrocken rannten die Rekruten zu ihr, als die Horde das weite suchte.
Die Igorina lag auf dem matschigen Boden des Viehmarktes und rührte sich.
"Korporal Feinstich?" Besorgt lehnte sich Thimotheus Trobar über seine Ausbilderin.
Rogi schlug die Augen auf.
"Geht es ihnen gut, Mä'äm?"
Sie richtete sich auf und drückte den Rekruten bei Seite, um auf zustehen. Sie merkte die vielen Blicke, die auf ihr ruhten. Sie rückte ihre Uniform zurecht.
"Ef ift nichtf paffiert, bitte gehen fie weiter", Und schon wieder eine versaute Uniform, fluchte sie, als sie ihren feucht matschigen Rücken befühlte. "Wo find die Kühe!"
"Die Kühe sind Richtung Ulmenstraße unterwegs, Mä'äm!"
"Oh nein! Fie werden überall Chaof anrichten!! Wir müffen FROG benachrichtigen!"

***

"FROOOOOOGS!!!", hörte man es durchs ganze Wachhaus schreien, als Oberfeldwebel Breguyar seine Tür öffnete, "SOFORT ANTRETEN!!"
Es dauerte nicht lange, bis sich das Büro des Abteilungsleiters füllte, kurz und knapp erklärte er die Situation und gab Anweisungen.
Kanndra kümmerte sich zusammen mit Igor um Schusi und den Karren, während die übrigen sich schnellstens einsatzbereit machten.
Entsetzt war Laiza zurück in ihr Büro gestürmt. Sie stand vor ihrem Schreibtisch und schlug die Decke zurück, in der ihr neuer Bogen eingewickelt war.
Betäubungsmittel ...
"Scheiße auch", fluchte sie, in ihren Gürteltaschen fand sie zwar einige Phiolen mit Betäubungsmittel, doch keine war für den Flug auf einer Pfeilspitze geeignet. Nervös hantierte sie mit ihrem Schlüsselbund herum, bis sie den Schlüssel für die unterste Schreibtischschublade fand. In ihr befanden sich eine große Pappschachtel, mit leichten Giften und auch Gegengifte, so wie einige Phiolen mit denselben unbrauchbaren Mitteln, wie die in ihren Gürteltaschen. Doch unter den Giften fand sie ein Lähmmittel, dass den Anforderungen zu entsprächen schien, wie groß musste wohl die Dosis sein?

Ungeduldig saß der Oberfeldwebel auf dem Kutschbock, als die letzten F.R.O.G.s auf den Karren sprangen. Schusi raste mit dem Wagen durch die Straßen, Richtung Sirupminenstraße und Ulmenstraße. Irgendwo dort mussten die Rindviecher ihr Unwesen treiben. Verdutzte Passanten sprangen dem Einsatzkarren aus dem Weg.
Laiza fragte sich, was sie tun würden, mit der Phiole voll Lähmmittel würden sie auf keinen Fall alle fünf Kühe Einhalt gebieten können, wenn sie Glück hatte reichte es für zwei Kühe aus. Sie hoffte, dass sie sich nicht mit allen Kühen beschäftigen musste. Laiza wollte sich gar nicht vorstellen, dass die übrigen Kühe mit einem normalen Armbrustbolzen zur Strecke gebracht werden müssten. Die armen Tiere.
Vom Freudenpflaster in den Schatten kam mehr Lärm und Aufruhr als es sonst der Fall war und so lenkte Bregs den Karren in jene Straße, wo die Mädchen von Frau Palm ihrer Arbeit nachgingen.
"Und alles wegen fünf blöden Kühen", meinte Ktrask, der Laiza gegenübersaß. "Als könnten die Bürger damit nicht selbst umgehen."
"Die würden sich höchstens noch selbst verletzen", meinte Laiza und musste nach einem Blick auf die Straße, mit entsetzen feststellen, dass schon einige Bürger mit Stöcken und Mistgabeln unterwegs waren.
"Na wunderbar", meinte Kanndra, "die machen die Kühe nur noch wilder."
Schusi hielt einige Meter vor drei Widerkäuenden Kühen an, einige aufgebrachte Bürger versperrten ihr nämlich den Weg.
"Wo sind denn die Übrigen?", fragte Ktrask und sah sich um, doch von den anderen zwei Rindviechern war nichts zu sehen.
"Platz da! Stadtwache von Ankh-Morpork!" rief Bregs vom Kutschbock aus, einige Bürger drehten sich zu ihm um, "Geben sie den Weg frei! Sofort!"
Einige gingen zur Seite, während andere unbeirrt weiter im Weg standen. Sidney sprang vom Karren und sprach die Passanten mit einem freundlichen Lächeln direkt an.
Geht doch, dachte sich Laiza, wieso musste man immer erst Zähne zeigen, bevor ein richtiger Ankhmorporkianer einem Befehl nach kam?
Schusi ging langsam weiter, während die drei Kühe den Wächtern dämlich und wiederkäuend entgegenblickten.
"Ich glaub das wird ne einfache Sache", meinte Ktrask und griff nach einem langen Seil, das zu einem Lasso gebunden war. "Immerhin sind es nur Kühe."
"Kannst du damit überhaupt umgehen?" fragte Laiza.
Ktrask sah von der Gift und Gasexpertin zum Seil und dann zu den Kühen. "Öhm..."
Ein lautes Muhen entrang einer Kuhkehle und irgendwie hörte es sich nicht gerade freundlich an. Schusi war abrupt stehen geblieben.
Eine der Kühe hatte mit ihrem Wiederkäuen aufgehört und senkte ungefällig den Kopf. Schusi legte den Rückwertsgang ein und nötigte einige Bürger dazu, zur Seite zu springen, bevor sie von den Karrenrädern überrollt werden würden.
"Das sieht gar nicht gut aus", meinte Bregs.
Das Vieh scharrte mit dem Huf über den Boden und senkte aggressiv den Kopf.
Sidney setzte seine Armbrust an.
"Wenn es geht lasst sie am Leben", gab Bregs die Anweisung. Der Chief-Korporal nahm Ktrask ein Lasso ab und sprang mit dem Gefreiten vom Karren. Harry folgte den beiden auf Igors Schulter.

"Wir suchen inzwischen die zwei anderen Kühe", der Oberfeldwebel lenkte Schusi und den Karren in eine Seitengasse, weg vom Freudenpflaster. Laiza hatte inzwischen schon zwei Pfeile aus dem Köcher gezückt und blickte Gedankenverloren auf das Fläschchen Lähmgift. Der Oberschenkel schien das beste Ziel zu sein, an anderen Stellen würde der Schuss schwere Konsequenzen mit sich ziehen. Die Pfeile die sie ausgewählt hatte, besaßen schlanke kleine Eisenspitzen.
"Hast du ein passendes Mittel, Harmonie?"
"Ja, Sör."
"Gut", antwortete Bregs. Einige aufgeregte Bürger wiesen ihnen den Weg zu den zwei Kühen und auch einige demolierte Karren bestätigten, dass die Kühe die Gassen durchquert hatten.

Während die übrigen F.R.O.G.s durch die Straßen irrten, kämpfte Ktrask mit einer der Kühe. Er versuchte krampfhaft das Lasso festzuhalten, während er immer wieder den Hinterhufen der Kuh auswich. Sidney wollte ihm eigentlich zur Hilfe eilen, doch Harry hatte diese um einiges nötiger als der hoch gewachsene Mensch.
Der Gnom hielt sich verzweifelt an einem der Hörner fest, dessen Besitzerin er todesmutig erklommen hatte. Sein kleines Gnomenlasso war ihm inzwischen schon abhanden gekommen, nachdem die Kuh zweimal im Kreis gerannt war und dann das Weite gesucht hatte. Sidney war der Kuh erstaunlich dicht auf den Fersen.
Igors mechanische Hand hielt die dritte Kuh wie selbstverständlich ohne große Probleme am Horn herunter und drückte sie auf den Boden. Ein Passant half ihm dabei, die Füße des Rindviehs zusammen zubinden.
"Hilf mir endlich!" motze Ktrask den Knallpulverexperten an.
"Jaa, natürlich", Igor stand auf und ging zum Triffinsziel herüber, der sich mit aller Macht versuchte mit den Hacken in den Boden zu graben, um das Vieh endlich zum Stillstand zu bekommen. Igor griff mit seiner mechanischen Hand nach dem Seil und lächelte Ktrask an.
Das Hornvieh geriet sichtlich in Panik und versuchte mit aller Gewalt vor dem Igor zu fliehen. Doch dieser hielt das Lasso mit einer unbeschreiblichen Lässigkeit und zog die Kuh zu sich heran um sie ebenfalls auf den Boden zu drücken und wie ihre Verwandte zu fesseln.

Der kleine Gnom wurde durchgeschüttelt wie ein Milchshake. Immer wieder flatterte er wie eine Fahne in der Luft und prallte zwischendurch der Kuh auf dem Hinterkopf. Der frischgebackene Helfer ohne Gnade hatte Probleme sich weiterhin am Horn festzuhalten. Seine Hände schwitzen und rutschten langsam ab. Vorsichtig versuchte Harry mit einer Hand nach dem Fell zu greifen, doch in diesem Moment bog die Kuh ab und wirbelte Harry herum, er drehte sich mehrmals schwungvoll um das Horn und verlor dann den Halt. Er sah zu, wie der Kuhrücken unter ihm hinweg zog.
Wie ein Flummiball tischte der Gnom mehrmals auf dem Rücken auf und versuche sich jedes Mal mit den Fingern festzuklammern. Doch das Fell des Rindviechs war einfach zu kurz. Plötzlich war der Rücken zu Ende, der Gnom griff panisch in die leere Luft und sah sich schon auf den Boden aufschlagen. Doch dann peitschte ihn der Kuhschwanz bei Seite und er schaffte es gerade noch sich in diese gefährliche Kuhwaffe festzukrallen.

Der Oberfeldwebel und seine auf dem Karren befindlichen Untergebenen Chief-Korporal Mambosamba, Lance-Korporal Harmonie und Gefreiter Baumfellerson hatten inzwischen die Ulmenstraße erreicht und hielten immer noch Ausschau nach den zwei übrigen Kühen.
Kanndra stand auf der Ladefläche des Karrens und beobachtete konzentriert die Straße.
"Vielleicht sollten wir etwas schneller fahren", schlug Kanndra vor.
Bregs grummelte.
"Schusi bewegt sich aber keinen Schritt schneller, schon die ganze Zeit nicht!"
Kanndra blickte auf das Hinterteil des Esels, das gemütlich hin und herschaukelte, dann wendete sie ihren Blick wieder zur Straße und sah ein anderes Hinterteil.
"Dort hinten! Die Kuh verschwindet in der Seitengasse!"
Bregs versuchte alles, um Schusi voran zu treiben, doch nichts half.
"Vom Karren! Wir laufen zu Fuß!"
Die vier Helfer ohne Gnade ließen Schusi und den Karren stehen. Wenn Araghast Breguyar Schusi nicht vom Fleck weg bekam, dann schaffte das auch kein anderer.
Bestimmt war die Kuh schon langst aus der Gasse verschwunden, wenn sie dort ankamen, dachte sich Laiza. Sie waren zwar alle nicht grade langsam zu Fuß, aber die Kuh hatte Vorsprung und ein enormes Tempo.
Laiza wurde einen Moment langsamer und entkorkte das Glasfläschchen. Seit für bepinselt war jetzt nicht und so tunkte sie die zwei Pfeilspitzen kurzerhand in das Fläschchen. Sie verkorkte das Fläschchen wieder und steckte es in die Gürteltasche. Bregs, Kanndra und Halbtag waren schon fast an der Gasse angekommen, als die GiGa ihr Tempo wieder erhöhte. Dickflüssig klebte das Lähmgift an den Eisenspitzen, die durch die Rennbewegungen ziemlich durch geschüttelt wurden.
Die Lance-Korporal sah, wie die drei Wächter in der Gasse verschwanden, sie legte einen Zahn zu, sie war nur noch wenige Meter entfernt.
Sie wurde langsamer, als die drei wieder aus der Gasse kamen. Verdutzt zog sie die Augenbrauen in die Höhe.
"Sie kommt zurück", rief Halbtag ihr zu und hantierte mit seiner Armbrust herum, während er wegrannte.
Laiza zückte ihren Bogen und spannte den ersten Pfeil ein.
In den Oberschenkel, sagte sie sich noch einmal und spannte die Sehne. Der Zwerg hatte sich inzwischen umgedreht, um nach der Kuh Ausschau zu halten und mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend musste er feststellen, dass sie genau auf ihn zuhielt.
Die Kuh rannte aus der Seitengasse wieder zurück auf die Ulmenstraße. Bregs und Kanndra waren gerade dabei den Verkehr zurück zu halten. Hinter Laiza war alles ruhig, mehr oder weniger. Schusi hatte sich mit dem Karren quer zur Straße gestellt und bildete eine sture Barriere für alle.
Sie zielte auf den Oberschenkel der Kuh und ließ dann Sehne und Pfeil los sausen. Erschrocken trat die Kuh nach hinten aus, als sich der Pfeil hineinbohrte. Sie drehte sich um sich selbst, in der Hoffnung den Übeltäter zu beißen. Die Kuh wurde allmählich langsamer, bis ihr plötzlich die Hinterbeine wegsackten und sie mit dem Rest ihres Körpers zum Boden glitt.
"Ha! Das hast du davon!" schrie Halbtag die am Boden liegende Kuh an. Laiza atmete tief ein und aus.
Die Kuh wehrte sich gegen die Kraft, die sie nicht sah, erbost schüttelte sie den Kopf hin und her, doch sie bekam ihre Hinterbeine einfach nicht mehr hoch.
"Das hat wohl doch gereicht", sagte die GiGa leise zu sich selbst und kam auf die Kuh zu. Im selben Augen blick kam Rogi mit einigen Rekruten aus der Gasse. Hinter sich her zogen sie eine Kuh, der sie die Augen verbunden und ein Band um die Vorderfüße gebunden hatten. Gehen konnte sie noch, rennen allerdings nicht mehr.
"Fie hatte wohl vor unf Angft", meinte Rogi und blickte zu der am Boden liegenden Kuh.
"Und wieso musste sie dann ausgerechnet auf uns zu rennen?" fragte Halbtag, "Hätte sie nicht stehen bleiben können???"
"Guter Schuss, Harmonie", sagte Bregs kurz an sie gewandt.
"Danke, Sör", sie stand etwas abseits und zog aus einer ihrer Gürteltaschen ein Tuch, mit dem sie das Lähmgift auf der anderen Pfeilspitze abwischte.
"Damit müsste alles erledigt sein", meinte Kanndra, "Die anderen sind sicher spielend mit den drei Kühen zurecht gekommen."

"Roooooodeoooooo .... AHHHH!!!"
Die Kuh, hatte in ihrem Wahn total die Kontrolle verloren und inzwischen schon einen Obststand mitgenommen. An Harrys Ohr hingen noch zwei Kirschen. Aber das war ihm ziemlich egal, er dachte nur noch daran, nicht los zu lassen und das die Kuh nicht furzte.
Sidney fragte sich, wann das Mistvieh endlich langsamer werden würde, den der Abstand zwischen ihm und der Kuh blieb konstant.

Kanndra drehte sich herum, als sie in größerer Entfernung hinter sich schwere Hufgeräusche hörte.
"Da kommt noch eine Kuh!" alarmierte sie die anderen.
Bregs sah ebenfalls in die Gasse hinein, auf die Kanndra zeigte.
"Oh, und Sidney ist direkt hinter ihr."
Genervt sah Laiza auf das kleine Tütchen in ihrer Hand, in das sie den Lappen mit dem Lähmgift gestopft hatte. Sie holte das Fläschchen aus der Gürteltasche.
Die Kuh war fast aus der Gasse heraus, als sie merkte, dass man auch hier auf sie lauerte. Sie bremste und schlitterte über das Kopfsteinpflaster.
"Waf fliegt denn da?" fragte Rogi und beobachtete wie etwas Kleines über der Kuh hinweg flog. Alle folgten dem Objekt mit den Augen.
"Haaaaarry!!!!!!" schrie Sidney, "Harry! Fangt ihn auf!"
Seine Flugbahn endete in den Armen von Araghast Breguyar.
"Haa ... lo Schäff."
Sidney stürzte sich auf die gefallene Kuh. Einige Rekruten kamen ihm zur Hilfe und fesselten die Vorderbeine des Rindviechs.
"Gehtf ihm gut?" fragte Rogi und kam auf Bregs zu.
Laiza steckte das Fläschchen mit dem Lähmgift wieder in die Gürteltasche.
"Kümmere dich um ihn, Rogi", Bregs übergab den bewusstlosen Gnom an die Sanitäterin.
"Ja, För, werd ich machen", sie zupfte ihm die zwei Kirschen vom Ohr und steckte sie sich in den Mund.

***

Zusammen mit Igor, Ktrask und Sidney hatte Laiza die Kühe zu ihrem Besitzer zurück gebracht. Er war froh darüber gewesen, seinen Besitz wieder zu haben, doch über die noch gelähmte Kuh war er gar nicht erfreut und hatte kurzer Hand sein Fleischermesser gezückt. Irgendwie hatte er die GiGa nicht verstanden, dass die Lähmung bis Morgen früh wieder abgeklungen sei.

Mit Bogen und Köcher auf dem Rücken machte sich Laiza auf den Weg in die Schinkengasse. Sie war froh, dass es heute nur eine Kuhjagt und keine Geiselnahme gewesen war. Sie fühlte sich ausgelaugt und fehl am Platze. Sie wünschte sich in ihr Bett und einen drei Tage langen Schlaf, ohne störende Geräusche und seltsame Geschehnisse. Doch anstatt ruhigen langen Schlaf stand ihr eine Woche Bereitschaftsdienst bevor. Zum Glück arbeiteten ihre Füße auch ohne Kopf und so war sie konfuser Gedankenwelt in die Schinkengasse gelangt.
Das Labor in der Schinkengasse besteht nur noch aus Trümmern, gingen ihr Bregs Worte durch den Kopf.
Jetzt wo sie vor dem ehemaligen Haus Nummer 31 stand, wirkte der Satz wie Schönmalerei. Einige Außenwände zur Straße hin standen noch, waren aber stark verrußt und ohne Fenster. Das Hoftor hing nur noch in einer Angel und quietschte laut, als Laiza es aufdrückte. Das Halbe Dach lag im Keller, der Rest war verbrannt oder durch die Explosion an die Umgebung erteilt worden. Die Schwere Eisentür, die vom Hof in den Keller führte stand noch samt ihrem eisernen Rahmen. Die Wendeltreppe war unter Schutt begraben. Rückwerts ging Laiza wieder aus dem Hinterhof heraus. Was war bloß passiert? Er hatte ihr das angetan?
Sie hatte das Gefühl am Ende zu stehen. Eine Gift und Gasexpertin ohne Labor und ohne Arbeitsmittel.
Wenn du einen Fall willst, kannst du ihn haben, ich glaube, dass so mancher FROG auch gut mal seinen eigenen Fall vertragen kann
Der Oberfeldwebel hatte Recht. Die GiGa entschloss, alles zu tun, um den Übeltäter zuschnappen und dann könnten nur noch die Götter ihn retten.


Fortsetzung folgt

[1] Eigentlich war Bartolus Harmonie ein von Grund aus unausstehlicher Zeitgenosse. Er begegnete jedem mit schlechter Laune, der kein potentieller Kunde war. Davon waren Familienmitglieder erstrecht betroffen. Doch als der Gemischtwarenhändler im vergangenen Jahr die Frau fürs Leben fand änderte er sich schlagartig. Somit überließ er Laiza nicht nur die kleine Wohnung über dem Geschäft, sondern lud sie auch regelmäßig zum Sonntagsessen ein

[2] Sehr geehrter Herr Pfarrer! Wie Sie wissen, habe ich eine Witwe mit einer zwanzigjährigen ledigen Tochter geheiratet. Diese Chance nahm dann mein Vater wahr und heiratete sie. Mein Vater wurde damit also mein Schwiegersohn und meine Stieftochter wurde zu meiner Stiefmutter.
Als meine Frau einen Jungen bekam, war das der Schwager meines Vaters und gleichzeitig mein Onkel (als Bruder meiner Stiefmutter). Nun hat ja meine Stiefmutter, die ja zugleich meine Stieftochter ist, vorgestern ebenfalls einen Jungen bekommen und der ist nun also sowohl mein Bruder als auch mein Enkel! Ich selbst aber bin der Mann meiner Frau und ihr Enkel (als Sohn ihres Schwiegersohnes). Meine Frau ist meine Großmutter (als die Mutter meiner Stiefmutter). Und da der Mann meiner Großmutter mein Großvater ist, bin ich nun auch noch mein eigener Großvater. Bitte, Herr Pfarrer, wann kann ich einmal bei Ihnen vorbeikommen?"

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

14.04.2005 19:21

Lob: Der Handlungsstrang war klar und gradlienig aufgebaut, wurde jedoch in gut gewählten Abständen von Zusatzszenen unterbrochen. Die Spannungsbögen zum Waffenbau, zur Gaststätte, zum Einbruch und letztlich zu Laizas Fall tragen den Leser von Szene zu Szene. Die Szenenauswahl innerhalb Ankh-Morporks spiegelt schön eine mögliche Wache-Routine. Ich bin neugierig, wie es weitergehen wird.

Kritik: Die verschiedenen Spannungsbögen standen am Ende dieses ersten Teiles für sich, da keine tieferen Zusammenhänge offensichtlich wurden. Auch beginnt der eigentliche Fall, auf den man die Geschichte über wartet, bis auf einen Absatz, erst am Ende der Single. Eine Fortsetzung, die nach dem Brand einsetzen würde, könnte jedoch alle rellevanten Fakten in einem einleitenden Absatz zusammenfassen und das bisher Geschriebene überflüssig erscheinen lassen, was schade wäre.

Von Laiza Harmonie

14.04.2005 19:38

Danke für die erste Kritik :-D
*erstmal froh ist eine 12 zu haben*

Zu deiner Kritik, Ophelia, kann ich momentan noch nicht so viel sagen.
Natürlich könnte man in der Fortsetzung alle Fakten zusammen fassen und somit diese Single eigentlich unnötig machen.
Die Fortsetzung sollte eigentlich eine Coop sein, in der der Einbruch an sich nicht der Mittelpunkt ist, sondern nur für Laiza relevant ist. Doch momentan ist es nicht sicher, ob es diese Coop geben wird, sondern eine Single von Magane sein wird. Womit, diese Single unnütz werden würde, dann hätte ich eigentlich das Wichtigste aus dieser Single in meiner Ausbildungssingle als Okkultismus Experten einfließen lassen können. Leider habe ich erst nach dem online stellen der Single erfahren, dass es die Coop wahrscheinlich nicht geben wird.

Von Magane

14.04.2005 19:38

Durchaus berechtigte Kritik... ist aber wohl meine Schuld... der Einbruch hängt direkt mit Maggie zusammen und wartet auf eine Coop.

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