Der Pokal des Jahressiegers RUM ist verschwunden. Dumm gelaufen, oder?
Dafür vergebene Note: 12
Anmerkung des Autors:Wer die, teilweise langen und ausschweifenden, Fußnoten nicht lesen will, der braucht es auch nicht. Sie haben absolut rein gar nichts mit unserer Geschichte zu tun....Ehrlich!
Einige aktuelle Ereignisse jüngster Vergangenheit und neu hinzugekommene Welpen wurden in dieser Single noch nicht berücksichtigt.
Dank an Rea fürs ständige Korrekturlesen mit Kritik (die ich leider nicht mehr so umsetzen konnte, wie du es dir vielleicht gewünscht hättest). Dlei und Bregs für die guten Gespräche im AIM, die mich oft auf gute Ideen brachten.
Der Gewinn anderer wird fast wie ein eigener Verlust empfunden.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller *** Die D.O.G. -Die Zimmernamen entsprechen oftmals den Inhalten-***Das Boucherie Rouge, Ort der heiteren Vergnüglichkeit und nähenden Entspannung, aber auch Heimat von D.O.G., der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten, lag friedlich in den Schatten. Ein ständiges Kommen und Gehen war das alte Gebäude gewohnt, aber in einem Raum schien sich eine große metaphorische Magenverstimmung anzubahnen.
Wie bittere Galle schmeckten die soeben gelesenen Worte in Robin Picardos Mund.
"Für überdurchschnittliche Leistungen in der Ermittlungsarbeit erkläre ich die Abteilung RUM zum Jahressieger des Abteilungspokals. Möge die rote Schärpe die Eule dieses Jahr wohl zieren. gez.: Rascaal Ohnedurst, Kommandeur der Stadtwache Ankh-Morpork", trotz des übelschmeckenden Beigeschmacks las Robin die Mitteilung des frischgebackenen Kommandeurs laut vor, obwohl er sich alleine in seinem Dienstzimmer befand.
Wütend knüllte der Dobermann das braune Pergament zu einem Knäuel zusammen und warf es zornig in eine dunkle Ecke des Abteilungsleiterbüros.
Wieder würden die Wächter der Siegesabteilung ein Jahr lang hochnäsig zu den Ermittlern der anderen Abteilungen herabschauen und keine Gelegenheit ungenutzt lassen, den
'Verlierern' ihre ermittlungstechnische Überlegenheit unter die Nase zu reiben.
Eigentlich war es der Oberstfeldwebel gewohnt, nicht zu den Gewinnern zu gehören, aber irgendwann einmal war eben der Punkt da, am dem der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen brachte. ....Dieser Moment war genau jetzt! Zu alledem liefen ihm die D.O.G. - Wächter scharenweise von der Fahne. Entweder sie wechselten zu anderen Abteilungen mit
'interessanteren Spezialisierungen', oder sie erschienen einfach nicht mehr zum Dienst. Der Gildenexperte und gleichzeitiger Abeilungsleiter war definitiv mit der Gesamtsituation äußerst unzufrieden. Kurzum, es war zum Mäusemelken!
Ein zögerliches Klopfen riss den Gildenexperten aus seinen aufgebrachten Gedankengängen.
Robin erkannte inzwischen die meisten Wächter an ihrem Anklopfen, dies war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein neuester Dobermann - Goldie Kleinaxt -.
"Herein, Goldie!", Robin versuchte die Schärfe aus seiner Stimme zu nehmen und freute diebisch sich über das verwirrte Gesicht das in seinem Türrahmen erschien.
" W.... Woher wussten sie das, Sör?", stotterte die Zwergin
"Berufsgeheimnis.... ", antwortete Picardo ein wenig zu aufgesetzt.
Die Zwergin genoss innerhalb der Abteilung noch einen gewissen
Welpenschutz, das bedeutete, dass sich die frischgebackene DOG noch einige Freiheiten erlauben konnte und Fehler ihr nachgesehen wurden, wenn sie sich vertuschen ließen. Robin hasste nichts mehr als ins kalte Wasser geworfen zu werden, deshalb hatte er beschlossen, wann immer es ging, seinen Untergebenen ähnliches nicht zuzumuten. Die ersten hundert Tage waren zum Lernen da
[1], egal ob die Ausbildung offiziell abgeschlossen war, dies war die aktuelle Devise des neuen Abteilungsleiter der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten.
"Was gibt's denn, Gefreite?", der Wächter versuchte das Gespräch schnell zu beenden, damit er sich wieder ungestört seiner Wut hingeben konnte.
"Ähm...", druckste die Gefreite um den heißen Brei herum "....ich wollte nur fragen, ob sie einen Fall für mich haben?", diese enthusiastische Zwergin wagte es tatsächlich beinahe täglich bei Picardo aufzukreuzen und nach Arbeit zu fragen.
Goldie gehörte zu den Wächtern die die gesamte Stadt, oder am besten die ganze Scheibenwelt retten wollten. Der Dobermann nahm sich vor, sie in einer ruhigen Minute einmal darüber aufzuklären, was er persönlich unter einen 'ausgefüllten' Diensttag; hierzu gehörte definitiv nicht Fälle irgendwelcher Art, sondern Robin verstand darunter Ruhe und Frieden, keine Tauben aus dem Hauptwachhaus und ein friedliches Nickerchen. An erholsamen Schlaf war seit seiner Begegnung mit dem Weihnachtsras nicht mehr zu denken. Der Alchemistenexperte befand sich eher in einem Dämmerzustand, der sich von Tag zu Tag verschlimmerte. Auch das besondere Andenken welches der Schneefestvampir in Form einer Narbe in Knollenform auf seiner Brust hinterließ, gewahrte ihm immer wieder seine Hilflosigkeit.
"Tut mir leid, Goldie!", log Robin, denn er wünschte er hätte einen Fall für den Welpen, am Besten in Klatsch oder anderswo, Hauptsache weit weg von seinem Büro. "Aber wenn du Zeit hast, kannst du das Register der Gildenmitglieder auf Vordermann bringen. . . . oder bürste einfach Crunkers. . . ."
Ein Untergebener mit einem Herz aus Gold gepaart mit Heroismus und unbändigen Tatendrang konnte für Vorgesetzte aller Couleur ein Kreuz sein.
"Brummelbrummelbrummel", war die leise gegrummelte Antwort der neuen Gildenexpertin.
"Wie bitte, Gefreite?!"
"Ich sagte Jasör, sehr gerne Sör!!", log Goldie ihrerseits und wandte sich mit einem knappen Salut zum Gehen, während Teufel - ihr kleines Eichhörnchen - Robin etwas Unverständliches, aber definitiv Unfreundliches zu zischte.
Mit einem wohltuenden Klacken fiel die Bürotüre wieder in ihr Schloss und Robin war wieder mit sich und dem vermaledeiten Pokalmemo allein.
So konnte es auf keinen Fall weitergehen! Die D.O.G. begann sich langsam lächerlich vor den anderen Abteilungen zu machen. Beinahe jede andere Abteilung belächelte seine Hunde, obwohl seine Wächter durchweg solide Ermittlungsarbeit leisteten.
Vielleicht standen sie nicht immer im Rampenlicht, aber auch D.O.G. machte die Strassen sicherer, oder zumindest die Gilden berechenbarer.
Robin hasste jeden Monat in dem die Leistungen der ermittelnden Abteilungen honoriert und damit auch öffentlich gemacht wurden. Am liebsten würde er das süffisante Lächeln der Gewinner mit so rohen Mitteln wie seiner Faust aus deren Gesichter vertreiben - aber das ging ja nicht, zumindest würde es unschöne Konsequenzen nach sich ziehen.
Irgendetwas musste der Gildenexperte unternehmen um den anderen Abteilungen zu zeigen, wer der eigentliche Chef im Reigen der Abteilungen war.
Die Zeit war reif, etwas zu unternehmen.
Steifbeinig stand Robin hinter seinem Schreibtisch auf und ging zur Bürotür.
Verstohlen öffnete er sie einen Spalt und spähte in den dunklen Flur.
Wie nicht anders zu erwarten war herrschte gähnende Leere. Hier und da hörte man ein leises Schnarchen hinter den Türen der 'ermittelnden' D.O.G.s.
Ungesehen bahnte sich der Gildenexperte seinen Weg zum Büro seines Stellvertreter, dort angekommen klopfte er zaghaft.
"Dlei? Dlei, bist du da?", Robin erhielt keine Antwort.
Hauptgefreite Dlei hunglige Mäulel befand sich offensichtlich im Wachhaus am Pseudopolisplatz und repräsentierte dort die Abteilung.
Eine der neuen Bestimmungen die der frischgebackene Kommandeur Ohnedurst eingeführt hatte und der sich Robin nach langen Diskussionen beugen musste.
Es war anscheinend egal wie er seine Aufträge erledigen sollte, in den Augen der Wacheleitung genügte es wenn im Boucherie Rouge nur einer der Chefs anwesend war.
Genau in diesem Moment aber gereichte dieser Umstand dem Oberstfeldwebel zum Vorteil, denn er brauchte etwas aus Dleis Büro.
Umständlich kramte er seinen Hauptschlüssel aus einer seiner Taschen und öffnete die Tür zum Refugium des Diebesgildenexperten.
Robin lächelte ein wenig als er an das dankbare Gesicht der jungen Wächterin dachte, als er ihr nach deren erfolgreichen Bewerbungsgespräch das Büro 'Die klatschianische Überraschunk' zuwies. Noch mehr lachte er dann über den spitzen Schrei den er vernahm, als sich Dlei zum ersten Mal auf den stinkenden und wahrscheinlich auch lebenden Diwan setzte.
Der Geruch den der Raum erfüllte war alles andere als wohlriechend zu bezeichnen, aber die Gildenexpertin schien sich bis jetzt gut mit der Situation arrangiert zu haben.
Zielstrebig steuerte Robin auf ein kleines Regal in dem Zimmer zu auf dem mehrere Bücher aufgereiht standen.
Sofort hatte Picardo das gesuchte Buch entdeckt und begann es schnell durchzublättern. Seine Fähigkeit extrem schnell zu lesen und vor allem sich das Gelesene zu merken waren hierbei eine große Hilfe. Grinsend stellte er das Buch mit dem Titel 'Einbruchdiebstahl für jedermann leicht gemacht - Eine Anleitung für alle Lizenzierten und solche die es werden wollen'
[2] wieder zurück an seinen Platz.
Mit schnellen Schritten machte sich Robin nun zum Fundus im Boucherie Rouge auf.
Die Kleiderkammer diente den verdeckten Ermittlern dazu, immer die richtige Verkleidung auszuwählen, was ihre Überlebenschancen ernorm erhöhte; und bei dem derzeitigen Wächtermangel der Abteilung D.O.G. umso wichtiger war. Picardo öffnete die Tür zu dem spärlich beleuchteten Zimmer und ignorierte die muffige Luft die ihm entgegenschlug. Kurz betrachtete er die auf Kleiderständern fein säuberlich aufgereihten Kostüme und erschrak.
Zwischen den langen Reihen von Kleidungstücken steckte Patrick Nichts seinen Kopf aus den stofflichen Gewirr.
"Kann ich dir helfen, Sör?", fragte der Oberstgefreite.
"Ähm ...was treibst du hier?", stellte Robin schnell eine Gegenfrage um Zeit für seine eigene Erklärung zu finden.
"Das gehört doch zu meinem Tschob. Ich ordne die Verkleidungen und notiere welche geflickt oder entsorgt werden müssen!"
"Aha...gut so! Weitermachen!", erwiderte der Oberstfeldwebel.
"Kann ich dir vielleicht irgendwie weiterhelfen? Du kommst doch nicht ohne Grund in den Fundus!", bohrte der Husky nach.
"J..Ja...Ich schreibe gerade an einer Abhandlung über die Diebesgilde und wollte mir das Einbrecherkomplettset ausleihen, damit ich vor Augen habe wenn ich es umschreibe.", log der Gildenexperte.
"Hängt dort drüben!", der junge Ermittler deutete vage in den hinteren Teil des Fundus. "Vergiss aber die Tasche mit dem Werkzeug nicht! Die gehört dazu!"
"Danke, Patrick!", Picardo griff sich so schnell es ging die gezeigte Ausrüstung und wandte sich zum Gehen.
"...Aber warum schreibst du etwas über die Diebesgilde?", fragte Nichts stirnrunzelnd nach. "Das ist doch Dleis Gebiet!"
Vermaledeites Misstrauen! Verdammter Wächterinstinkt! Warum konnten seine Leute Dinge nicht einfach als gegeben annehmen und diese ganz einfach auf sich beruhen lassen?
Mit einem dünnen Lächeln drehte sich Robin zu seinem Untergebenen um.
"Interdisziplinäre Weiterbildungsarbeit auf der Grundlage einer peripheren Betrachtungsweise eines Außenstehenden!", gab der Gildenexperte zurück.
".....", verschluckte der Oberstgefreite seine Worte.
Mit einem leisen Klacken fiel die Tür der Kleiderkammer hinter Robin wieder in ihr Schloss. Mit dem Ärmel seines Hemdes wischte sich der Abteilungsleiter feine Schweißtropfen von der Stirn und hoffte das Patrick die Geschichte geschluckt hatte. Schnell machte sich der Dobermann auf den Weg, um die Ausrüstungsgegenstände im Himmelblauen Knahbenzimmer zu verstauen.
Nun fehlte Robin für sein Unterfangen nur noch eine Quittung. Für Wächter war es normalerweise nicht schwer an eine dieser Unterlagen zu kommen und für DOG's noch weniger. Picardo machte sich wiederum auf den Weg zu dem Register der Gildenmitglieder.
Nach kurzem Kramen hatte er eine einigermaßen annehmlich gefälschte Quittung ausgegraben und ließ sie, nachdem er einen Fantasienamen als ausführenden Dieb eingetragen hatte, schnell in seiner Hosentasche verschwinden.
*** Nacht über Ankh-Morpork -Ein Pokal geht auf Wanderschaft-*** Die Dunkelheit hatte wieder einmal den Sieg über das zähe Licht Ankh-Morporks gewonnen und verhüllte die Metropole in gnädiger Finsternis. Nur die schmale Sichel des Mondes begehrte mit diffusem Licht gegen die Nacht auf und tauchte alles in ein schmutziges Grau.
Eine Dachluke öffnete sich geräuschlos und eine schwarzgekleidete Person suchte unsicher halt auf dem Dach des Boucherie Rouge.
Es dauerte einige Momente bis sich Robins Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, aber bald sah er das Meer von Dächern und Schornsteinen relativ deutlich. Mit unsicheren Schritten machte sich der Dobermann auf seinen Weg.
Die Abdeckungen der Hausdächer in Ankh-Morpork waren so vielfältig wie seine Einwohner und der Gildenexperte stellte schnell fest, dass Kupferdächer in einer feuchten Nacht sehr glitschig sein konnten. Nachdem sich Robin wieder gefangen hatte und mit knapper Not mehreren Abstürzen, die gewiss seinen schmerzhaften Tod bedeutet hätten, entkommen war, wurde dem Gildenexperten gewahr, dass man auch über den Dächern der größten Stadt nie alleine ist.
Schwarzgekleidete Schatten überwanden die Zwischenräume der vielen Schornsteine; katzengleich, nur um dann sofort wieder mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Der Dobermann wusste das es sich hierbei um Assassinen beim sogenannten 'Hausern' handelte und hoffte inständig nicht einen unliebsamen Zusammenstoß mit einem Meuchelmörder zu haben. Die Vorstellung, als zufällig oder versehentlich ausgewähltes 'Prüfungsobjekt' missbraucht zu werden machte dem Gildenexperten zusätzlich Angst. Immer wieder drang ein steinernes Scharren an seine Ohren, das von den vielen belebten Wasserspeiern stammte. Ab und zu stoben auch einige der vielen Taubenschwärme in den Nachthimmel auf und Robin wusste, dass sich wohl eines der steinernen Wesen sein Abendessen geholt hatte.
Elektrisiert von den ganzen Eindrücken setzte Picardo seinen Weg fort und war schon bald seinem Ziel. Matt erleuchtet stand das Wachhaus am Pseudopolisplatz da, nur noch wenige Dachgauben waren für den Alchemistenexperten zu überwinden um die Heimstätte von RUM & Co. zu erreichen.
Robin überquerte zügig die vor ihm liegenden Dächer und stand bald auf dem Dach des alten Wachhauses. Aus dem schwarzen Rucksack zog der Dobermann ein Seilgewirr heraus, dass sich bei näheren betrachten als Gurtgeschirr mit dazugehörigen Stricken herausstellte. Nur kurz prüfte Robin die Stabilität eines nahegelegenen Kamins, befestigte das Tau daran und machte sich an der Vorderseite des Gebäudes an den gefährlichen Abstieg. Seine schwarze Bekleidung 'Marke Neumondnacht' aus dem Einbrecherset leistete auch hier wieder gute Dienste. Das leise Scheuern des Seils an den Backsteinen scheuchte einige Tauben auf und Robin hätte schwören können auch eine Fledermaus in dem Gewirr von Vögeln erblickt zu haben.
Nach einigen Metern war der Oberstfeldwebel neben dem Fenster des Aufenthaltsraums der Wache. Vorsichtig spähte er in das Innere des Raumes und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass niemand sich darin befand. Mühsam angelte der ungeübte Einbrecher den Glasschneider aus seiner Hosentasche. Das Geschirr erwies dabei trotzdem gute Dienste, denn der Dobermann hing freischwingend neben der gläsernen Öffnung. Picardo fixierte die Scheibe, nahe dem inliegenden Fensteröffner, mit einem kleinen Stock den er in der Hand hielt und an dem eine klebrige Masse angebracht war. Vorsichtig begann der Gildenexperte eine etwa faustgroße Öffnung um den Fixierstock zu schneiden. Das dünne Kratzen von harter Materie auf Glas ließ Robin erschauern und er hielt mehrere Male ängstlich inne, um sich zu vergewissern, ob er unentdeckt geblieben war. Trotz des ungewohnten Arbeitsschrittes in luftiger Höhe schaffte es Picardo, das Glas zu entfernen und das Fenster schließlich zu öffnen.
Abgestandene, vom kalten Zigarettenrauch schwangere, Luft schlug dem Dobermann aus dem Aufenthaltsraum der Wächter entgegen.
Alles schien ruhig zu sein und, den Göttern sei Dank, war der Aufenthaltsraum wirklich menschenleer.
Einsam stand die Glasvitrine mit dem darin enthaltenen Pokal an der Westwand des Raumes. Trotz des diffusen Lichts des hereinscheinenden Scheibenweltmondes glitzerte die silbrige Oberfläche des Kelches. Robin empfand schon dies als blanken Hohn und es versetzte ihm einen metaphorischen Stich in sein Herz, als er die blankpolierten und gravierten kleinen Messingschilder mit den letzten Jahressiegern darauf sah.
Im Großen und Ganzen war es ein einfacher Pokal, den jedermann für die verschiedensten Verwendungszwecke bei der Graveursgilde erwerben konnte. Da das Budget der Wache wie jeder Etat einer öffentlichen Behörde im Multiversum war, konnte man sich natürlich nur das Modell "Dritter Sieger", gefertigt aus minderwertigem Trompetenblech
[3] leisten. Der kleine Schrank war natürlich nicht abgeschlossen, denn wer klaute schon was aus einem Wachhaus. Bedächtig öffnete Robin die Vitrine und strich zärtlich über das kalte Metall des Pokals, als der Dobermann plötzlich Stimmen auf dem Flur hörte. Schnell ließ der Gildenexperte den Pokal in den mitgebrachten Sack gleiten und legte dafür einen roten Hering
[4]und die, mehr schlecht als recht, gefälschte Quittung anstelle ab.
Mit einem weiten Satz glitt der Oberstfeldwebel unter einen der vielen großen Kantinentische und verharrte. Die Türe zur Kantine, die auch als Aufenthalts- und Besprechungsraum genutzt wurde öffnete sich einen Spalt und Licht drang jäh in das Zimmer ein. Robin hielt den Atem an. Knappes Gelächter durchbrach die Stille, während sich kleine Schweißperlen auf Robins Stirn zu einigen Großen vereinigten und nun an seinem Gesicht hinabperlten.
"FROG's zu mir!", zerriss ein Schrei aus einem anderen Büro die relative Stille und unterbrach den Smalltalk der beiden Wächter vor der Kantine. Die Kantinentür schloss sich wieder und das Geräusch von sich schnell entfernenden Schritten ließ den vermeintlichen Einbrecher hörbar aufatmen.
Leise wie auf Samtpfoten, trat Robin den Rückzug an und verschwand auf dem selben Weg wie er gekommen war in der Finsternis der Nacht.
*** R.U.M. -Die Pokalsieger-***Oberleutnant Irina Lanfear war früh dran. Zu früh für ihren Geschmack!
Das sie tatsächlich heute zeitig dran war, erkannte die Wächterin daran, dass Flure des ehrwürdigen Wachhauses noch menschen- oder besser gesagt Wächterleer waren. Mit einem Schmunzeln dachte sie an ihre Zeit als Ausbildungsleiterin bei GRUND zurück. Im schwarzen Wachhaus war um diese Uhrzeit schon einiger Betrieb und die 'Rekrutenmami', so wurde sie hinter ihrem Rücken von den angehenden Wächtern genannt, was ihr aber nicht lange verborgen blieb, konnte schon morgens nach Herzenslust befehle erteilen und wenn es ganz schlimm war, hat sich auch immer jemand zum Anschreien gefunden.
' Sei's drum! Ein Kaputtschino wäre jetzt genau das Richtige!', war der einzig sinnvolle Gedanke, der sich im Moment in ihrem Gehirn zu manifestierten begann.
So drehte die RUM-Wächterin bei und änderte ihren Kurs in Richtung des Kantinenaufenhaltsmultifunktionraumfüralleanlässe
[5], kurz dem Besprechungsraum.
Mit einem leisen Quietschen öffnete Irina die Türe und entzündete zuerst eine der vielen Fettlampen, um ein wenig mehr zu sehen. Trottend machte sie sich weiter auf den Weg zum Kaputtschinoautomaten. Den Göttern sei dank war der Kaputtschinodämon auch noch nicht der Hellwachste und so hielt der Oberleutnant nach einer relativ kurzen Diskussion, eine dampfende Tasse des dunklen Gebräus in ihren Händen.
Wie so oft im Leben meldete das Gehirn schon vor dem aktiven Bewusstwerden, dass irgendetwas nicht stimmte. Rina nahm noch einen tiefen Schluck aus der Tassen und dann brach das Licht der Erkenntnis unbarmherzig über sie herein.
Zuerst drehte sie sich zum Fenster und erblickte die kaputte Scheibe. Als Irina sich ein Stück weiter drehte, erblickte sie die von ihr gestiftete Vitrine.
Die Augen der Abteilungsleiterin weiteten sich.
Wie eine
Erinnerungslücke nach einer durchzechten Nacht, klaffte das Schränkchen bar dem Pokal vor Lanfear, während der rote Hering sie in seiner Todesstarre höhnisch anzugrinsen schein.
"W....Wa..Was in aller Welt!?!?!!", begann Irina.
*** Bei der Beschwörergilde ***Schwere schwarze Kerzen, deren Wachs zäh hinabfloss und dickflüssige Seen an den Kerzenständern bildeten, zeichneten ein standesgemäßes Licht in dem Büro des Beschwörers an die steinernen Wände.
Karl-Heinz Kultist fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, aber wer konnte schon einem Mitglied der Stadtwache eine Bitte abschlagen. Besonders wenn sie so
zuvorkommend vorgetragen wurde.
"Und wenn du nicht willst, dass meine Leute dir hier auf der Scheibenwelt das Leben zur Hölle machen, dann machst du mir sicherlich einen guten Preis!", eigentlich war es nicht Robins Art, Gildenmitglieder so unter Druck zu setzen.
"Aber was soll das bringen?", fragte Karl-Heinz nach.
"Das geht dich nichts an!", herrschte der Oberstfeldwebel den Beschwörer an "Besorg den Stein, banne den passenden Dämon, Kobold oder
Wasweißich in den Stein und gut ist.
"Und er soll winseln?", der Unglaube war Kultist schon von weitem ins Gesicht geschrieben.
"Ja und zwar immer dann, wenn keine Wächter von DOG anwesend sind, oder sich der Stein nicht im Boucherie Rouge befindet!"
"Trotzdem wird das schwierig!", beharrte der Beschwörer.
"Ach ja! Zusätzlich soll natürlich der Stein nicht winseln wie ein alleingelassener Welpe, wenn Kommandeur Ohnedurst anwesend ist!"
"Sonst noch Extra-Wünsche der Herr!", stöhnte Kultist ironisch und sorgenvoll.
"Ja!", begann Picardo. "Mach schnell!!", als Robin die Tür erreichte drehte er sich noch einmal um. "..und, dieses Gespräch hat natürlich nie stattgefunden!"
"Natürlich..."
*** Die Alchemistengilde -Hiebe statt Liebe-***Gerade noch konnte sich der Dobermann ducken.
Der Glaskolben zerschellte mit einem hellen Klirren an der Wand und feine Glassplitter regneten auf den Boden.
"A..Alice, bitte!", flehte Picardo.
"Wie kannst du es wagen!", die junge Alchemistin suchte nach einem weiteren Wurfgeschoss.
"Die Arbeit!...", begann Robin seine Ausrede. "...Der neue Kommandeur!"
"Ach was!", herrschte ihn Alice an. "Ausreden über Ausreden! Seit Wochen habe ich keinen Piep von dir gehört und jetzt spazierst du mir nichts dir nichts in mein Labor!!
"Aber....", begann der Dobermann kleinlaut.
"Nichts aber!", erneut zerschellte ein Reagenzglas an der Wand und das Zischen wies den Wächter darauf hin, dass der Inhalt nicht gesundheitsfördernd war.
"Liebling..."
"Komm mir nicht mit Liebling!", zeterte Alice weiter. "Die ganzen Verwandten waren da!!"
"Ein wichtiger Einsatz...", versuchte der Gildenexperte zu erklären.
"Ein wichtiger Einsatz?!?!? Wichtiger als deine eigene Verlobungsfeier?", plötzlich kehrte Ruhe in die Szene ein, ganz so, also ob Alice eine geheime Parole ausgerufen hatte.
"Du hast mich gedrängt!", zerbrach Robin den stillen Moment rüde. "Lass es uns einfach ruhiger angehen. Ich will nicht deine Eltern kennen lernen und ich will auch keine Verlobungsfeier, zumindest jetzt noch nicht!"
"Du liebst mich nicht!", Tränen stiegen langsam in den blauen Augen der Alchemistin empor und ihre Lippen begannen zu zittern.
"Hör mir zu!", der Dobermann versuchte schnell vom Thema abzulenken. "Ich arbeite gerade an einem wichtigen Projekt und ich brauche deinen alchemistischen Sachverstand!"
"Schieß los!", eine kleine Träne kullerte über Alice Wange.
"Ich brauche einen Klebstoff der unter keinen Umständen mehr zu entfernen ist!"
"Was willst du verbinden?", fragte die junge Frau nach.
"Metall und Stein."
Alice begann in ihren vielen Schubladen zu kramen und zog nach kurzer Zeit eine versiegelte Phiole mit bernsteinfarbener Flüssigkeit hervor.
"Hier!", in einem kurzen Bogen warf sie Robin das Fläschchen zu. "Hans Hafters Superkleber!"
"Und der hält sicher?", fragte Picardo nach.
"Gerüchten zu Folge soll damit die Scheibenwelt auf den Rücken der vier Elefanten geklebt worden sein!", antwortete Alice scherzhaft.
"Danke!", der Wächter ließ die Flasche in seiner Rocktasche verschwinden. "...über das andere reden wir bei Gelegenheit..."
Robin bekam nur eine resignierende Handbewegung als Antwort.
*** Ankh-Morpork-Times ***Für Inge Inserat war es ein Tag wie jeder andere in der Anzeigenaufnahme der Ankh-Morpork-Times. Die kleine dickliche Frau blätterte gerade gemütlich in den Anzeigen, die in die morgige Ausgabe erscheinen sollte und amüsierte sich köstlich über die Orthographie einiger Machwerke.
Das Medium Zeitung hatte sich trotz heftiger Widerstände der Graveursgilde durchgesetzt und die Pressen liefen wie immer auf Hochtouren. Kleinanzeigen hatten Hochkonjunktur und leisteten einen großen Beitrag zur Finanzierung der Zeitung. Jeder in Ankh-Morpork hatte etwas feilzubieten und die geschäftstüchtigen Bürger der Metropole hatten schnell gelernt die Tageszeitung hierfür zu nutzen.
Das helle Läuten der Türglocke kündigte einen weiteren Kunden an.
"Was kann ich für sie tun?", fragte Inge höflich dem Mann der vor ihr stand. Sie wunderte sich keineswegs über den schwarzen Umhang und die tief in das Gesicht gezogene Kapuze. In Ankh-Morpork lief erstens viel lichtscheues Gesindel umher und zweitens noch mehr Leute die nicht erkannt werden wollten.
"Anzeige aufgeben!", die Stimme war nicht mehr als ein heißeres Röcheln und eine behandschuhte Hand schob ihr einen Zettel über den Tresen zu.
Nur kurz überflog Fräulein Inserat die Kleinanzeige.
"Welche Rubrik?"
"Nachrufe!", sagte die Stimme abgehackt.
"Wann sollen wir sie bringen?", die Fragen waren bei jedem Kunden die selben.
"Morgen!"
"Ok, dass macht dann zwei Ankh-Morpork-Dollar!", berechnete die Zeitungsangestellte schnell.
Zwei Münzen klimperten auf ihrem Tresen und so schnell wie der Mann gekommen war, entschwand er auch wieder.
*** Tags darauf im Wachhaus in der Kröselstrasse *** *** GRUND -Lesen bildet-***Lance-Korporal Rogi Feinstich saß in ihrem Ausbilderbüro in der Kröselstrasse und genoss eine ihrer spärlich gesäten Pausen im Alltag von GRUND. Nur noch manchmal dachte sie wehmütig an ihren heimeligen Keller im Wachhaus am Pseudopolisplatz nach, nämlich immer zu Zeiten wenn ihre Rekruten besonders nervten. Jetzt im Moment beschäftigte sie sich mit der Ankh-Morpork-Times, genauer gesagt mit den Todesanzeigen. Für Igors und Igorinas war das Lesen der Nachrufe und Todesanzeigen wie für uns das Lesen von Tauschanzeigen.Es stellte sich wie ein großes und einzigartiges Eldorado oder besser gesagt Paradies an Ersatzteilen für unsere nahtigen Freunde dar. Alles was es dann noch brauchte war ein stetig kühles Klima mit sich anschließenden frostigen Nacht und geeignetes Handwerkszeug in Form einer guten soliden Schaufel sowie das eine oder andere Skalpell (Ortskenntnisse am Friedhof beim Tempel der geringen Götter waren ebenfalls hilfreich). Unsanft wurde Rogi aus ihren Gedankengängen gerissen, als Aaps seinen Kopf auf der Röhre steckte und ihr zu rief:
"He, Narbenbraut!!", der Rohrpostdämon zeichnete sich wie immer durch seine eigene Art von Feingefühl aus.
"Waf willft du?", fragte die Ausbilderin und warf dem Dämon einen bösen Blick zu.
"Besprechung um 10.30 Uhr im Aufenthaltsraum! Wenn der Llamedosianer auch da ist, dann bring ihn mit!", schnell verschwand der rote Plagegeist wieder in seiner Röhre und Rogi widmete sich wieder den Zeitungsartikeln.
Ein
Nekrolog stach ihr besonders ins Auge und machte sie neugierig weil er nicht in das Bild der anderen zu passen schien:
Wie ein Schakal in dunkler Nacht,
habt ihr den Kelch an Euch gebracht;
Doch werdet auch ihr bald gewiss ganz groß staunen,
wenn ihr morgens aufwacht in euren flauschigen Daunen;
Nennt von mir aus den Akt ruhig radikal -
doch ihr habt nicht verdient den glänzenden Pokal!
Drum zeigt was ihr könnt, erweist euch erhaben;
und wachst an den nun zu lösenden Aufgaben.
in memoriam
Abigo E.T. Necare
Mit einem dicken roten Stift umkringelte die Igorina die obskure Zeitungsanzeige, aus der sie nicht richtig schlau wurde und warf ihre Stirn in Falten.
Nach einiger Zeit legte die Igorina die Times wieder weg und widmete sich wieder der Ausarbeitung ihres Strafthemas.
"Befehl und Gehorfam! Pah!! Alf ob ein Igor hierin Nachhilfe nötig hätte!", schnaubte sie verächtlich.
Es war eben manchmal auch für eine Igorina, wie Rogi es war, nicht leicht die Fassung zu behalten.
Was hatte sie schon angestellt?!? Einen Vorgesetzten gewürgt, weil er sie Zombie nannte und ihren Abteilungsleiter geohrfeigt, weil er den teilnehmenden Wächtern nicht sagte, dass das ganze Tohuwabohu eine Übung war.
Missmutig konzentrierte sich die Wächterin weiter darauf, was sie den 'vorbelasteten' Rekruten beibringen konnte.
*** SEALS -Rohrpostdämonen wissen mehr-***"Und? Was soll ich dagegen unternehmen!", die Abteilungsleiterin der SEALS schnaubte vor Wut und die Nähte an Ihrem Hals dehnten sich bedrohlich.
"Deine Aufgabe ist es für Ruhe und Ordnung in den Straßen unserer Stadt zu sorgen!", antwortete Rascaal Ohnedurst ruhig.
Der Vampir hat sich nach einer ziemlich unangenehmen Unterredung mit dem Patrizier unverzüglich zu Atera aufgemacht. Nicht das Vetenari ihn unter Druck gesetzt hätte, der Vampir war dies inzwischen gewohnt und die subtilen Anspielungen ließen ihn kalt, aber er musste ihm leider Recht geben.
"Das muss sofort aufhören!", befahl er dem Zombie ruhig. "Wie du das anstellst ist mir egal!"
Mit diesen Worten verließ Rascaal das Büro von Atera.
"Pah! Dann gib mir mehr Wächter! Ich kann schließlich nicht überall gleichzeitig sein!", rief ihm der Stabsspieß durch die inzwischen geschlossene Türe hinterher.
Natürlich war ihr klar, dass das aufhören musste, aber was auch immer sie und ihre Mannen anstellten, er war ihnen immer einen Schritt voraus.
Was würde der 'trockengelegte' Stabsspieß jetzt für einen kräftigen Schluck Knieweich geben!
Wiederum öffnete sich die Tür und Kommandeur Ohnedurst trat noch einmal halb in ihr Büro.
"Achja, bevor ich es vergesse! Um 10.30 Uhr möchte ich alle Abteilungsleiter oder deren Stellvertreter im Aufenthaltsraum sehen!"
"Warum denn?", fragte Atera nach.
"Das besprechen wir dort!", war die knappe und nicht sehr hilfreiche Antwort des Vampirs.
Atera fühlte sich beinahe wie ein
Hammerwerfer [6] der sich zu schnell gedreht hatte und nun den Boden unter seinen Füßen verlor. Die ganze Stadt schien verrückt zu sein und nun setzte Rascaal auch noch außerplanmäßige Besprechungen an!
Atera war schon zu lange bei der Wache, als dass sie ohne Hintergrundwissen und unvorbereitet in eine Besprechung ging. Mit einem spitzen Lächeln rief die SEALS-Abteilungsleiterin nach dem Rohrpostdämonen und fing an, ihn nach allen Regeln der Kunst auszuquetschen.
Es war ein sehr kurzes 'Verhör', denn der Dämon wusste, dass mit dem Zombie nicht gut Kirschenessen war, wenn sie schnell Informationen brauchte. Zufrieden tätschelte die Wächterin mit der intakten Hand ihre Kröte am Kopf.
*** FROG -Wenn Frösche lachen-*** Gerüchte und Geschichten verbreiteten sich schnell in einer Gemeinschaft wie der Stadtwache.
Als Feldwebel Araghast Breguyar die Geschichte des verschwunden Abteilungspokal hörte wäre er beinahe geplatzt, so laut musste er lachen.
Ein wenig triumphierender Genugtuung schwang ebenfalls in seinem Lachen mit, denn es war am Ende des Jahres ein harter Kampf, wer denn nun den Platz der besten Abteilung einnehmen durfte. Es war ein aufregendes Kopf-an-Kopf-Rennen, dass letztendlich die RUM-Ermittler für sich entschieden hatten.
Am Ende mutete der Kampf um den Pokal beinahe wie eine Geschichte aus einem seiner Eddie Wollas Romane an, genauer gesagt Band 34 - Professor Abstruse und die Bedrohung durch die unheimliche
Inspirationspartikelschleuder- an.
'Hach ja!', dachte der Feldwebel mit Genuss an das Buch zurück. Zum Einen war es gar nicht so leicht gewesen, dieses vergriffene Exemplar in Ankh-Morpork zu besorgen, zum Anderen war dieser Band literarische Delikatesse für den interessierten Leser von Kriminalromanen, denn der bekannte Schriftsteller hatte sich mit diesem Werk wahrlich selbst übertroffen. Grundsätzlich ging es in dem Roman um den Bösewicht Professor Abstruse, der die Skizzen einer Erfindung von Leonardo da Qurim gestohlen hatte und nun Ankh-Morpork an sich und die Scheibenwelt im Speziellen bedrohte
[7]Bei der angesetzten Besprechung aller Abteilungsleiter würde, der sonst so grüblerische, Abteilungsleiter FROG, sich aber bestimmt das Lachen verkneifen müssen.
*** IA -Der Gärtner im Haus erspart den Reißwolf-***Schweiß lief dem ehemaligen Kommandeur in Strömen über sein, inzwischen vor Anstrengung gerötetes, Gesicht.
Nur noch zwei Stiche mit dem
Klappspaten [7a] und er war tief genug.
Tief genug um einige Akten, die er ungern dem neuen Kommandeur übergeben hätte.
Ungern deswegen, da man auf manchen viele zurückliegende Mahlzeiten erkennen konnte. Andere Akten waren eben nur für seine Augen bestimmt, oder eben für niemanden mehr.
Viel war geschehen während seiner Amtszeit als Kommandeur der Stadtwache. Viel Gutes, einiges Lustiges, aber auch vieles was für immer begraben werden musste, weil sonst politische Verwicklungen die kleinsten Probleme Ankh-Morporks gewesen wären.
[9]. Mit einem dezenten Tritt beförderte der ehemalige Kommandeur die Akten in ihr kühles Grab und schüttete das Loch wieder zu. Rince hatte bei der Wahl der Stelle darauf geachtet, dass sie weit weg von möglichen 'Grabungsarbeiten' seiner Frau war, denn er wollte vermeiden dass die Akten je wieder Tageslicht sahen.
Wieder wischte sich Rince mit seinem Ärmel den Schweiß von seinem Antlitz und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen.
'Verdammt!', schoss es durch den Kopf des Agenten.
'Schon 10.00 Uhr und der alte Knollensauger hatte auf 10.30 Uhr eine Besprechung angesetzt!'Schnell packte der Hauptmann sein Werkzeug zusammen und versuchte die Spuren seiner Tat so gut wie möglich zu verwischen. Er wusste warum Rascaal die Besprechung angesetzt hatte und er wusste auch, dass der Kommandeur den Verdacht hegte, jemand aus der Wache wäre daran beteiligt... was wiederum bedeutete, dass er sich um den Fall wohl zu kümmern hatte.
Zügig wusch sich der feiste Wächter in der alten Regentonne die krümelige Erde von den Händen und machte sich schnell auf den Weg zum Wachhaus.
*** SUSI *** Der süßliche Geruch einer kleinen
Zimtkerze erfüllte das Büro des obersten Spurensicherers der Stadtwache, während er seinen Gedanken nachhing. Vergeblich kämpfte die kleine Flamme gegen die Düsternis in MeckDwarfs Büro an und zeichnete klägliche Schatten an die Wände.
Der kleine Mann saß grüblerisch an seinem Schreibtisch und sog den Geruch der Kerze förmlich in sich auf. Der Duft erinnerte ihn an seine Schwester Ecatherina während ihrer Zeit als GiGa bei FROG. Oft hatte sie nach diversen Experimenten eine ähnliche Kerze in ihrem Labor entzündet um unangenehmere Aromen zu übertünchen.
Es war schon komisch, bei welchen Anlässen sich das menschliche Gehirn an kleine Dinge erinnert, die einem einmal wichtig waren.
Nur er wusste warum seine Schwester untergetaucht war, aber war sich dennoch nicht sicher, ob er die ganze Wahrheit erfasst hatte, oder ob sie ihn auch im Dunklen tappen ließ.
Trotz alledem vermisste er sie als Schwester, Freundin und fähige Wächterin.
All diese Umständen trugen nicht dazu bei, die Laune des Abteilungsleiters SUSI zu heben, aber das Leben musste weitergehen.
Wie auch jetzt!
Offensichtlich hatte eine Person den heißumkämpften Abteilungspokal aus den Räumen der Wache entwendet. Er war nun der Leidtragende, der dafür Sorge zu tragen hatte, dass alle verwertbaren Spuren gesichert und vor allem ausgewertet wurden.
Es war ein Witz! Draußen beschützte die Wache die Bürger vor derartigen Übergriffen, aber selbst kam man nicht auf die Idee, Opfer eines Verbrechens zu werden. Es war wohl wie bei den Schustern, die auch immer mit den schlechtesten Schuhwerk umher liefen
[10].
Immer noch mürrisch gelaunt, machte sich der kleine Offizier zum Schauplatz des mutmaßlichen Verbrechens auf.
*** Der Aufenthaltsraum -Viele Köche....-*** Das Stimmengewirr wirkte für Drei in dem relativ kleinen Raum überwältigend. Alle Abteilungsleiter standen versammelt hinter einer Absperrschnur von SUSI und warfen einen Blick auf das Corpus delicti. Alle Führer der Abteilungen waren anwesend, nur D.O.G. war mit ihr als Stellvertreterin anwesend.
"Ruhe bitte!", befahl Rascaal Ohnedurst und fast augenblicklich kehrte Stille ein. "Wie ich die Wache kenne hat es sich bestimmt schon herumgesprochen, warum wir uns hier treffen"
Zustimmendes Gemurmel und Nicken bestätigte die Annahme des Kommandeurs.
"Der Raum wurde schon spurentechnisch gesichert. Ihr braucht also keine Angst zu haben, dass Spuren verwischt werden.", der Knollensauger ließ seinen Blick durch die anwesende Menge schweifen und verharrte, nur kurz, bei Dlei. "Ich bitte nun Hauptmann MeckDwarf uns die harten Fakten des Falles zu erklären!"
Mit einem kurzem Räuspern begann der Abteilungsleiter SUSI seine Ausführungen.
"Der Täter ist durchs Fenster eingedrungen und hat danach den Pokal entwendet und einen toten Fisch abgelegt....", Dlei hatte nicht bemerkt, dass der Kommandeur während MeckDwarfs Rede sich ihr genähert hatte.
"Wo ist Robin?", raunte er der Gildenexpertin leise zu.
"Söl, ich weiß es leidel nicht. Nach dem die Taube ankam und ich ihn nicht fand, habe ich mil gedacht, dass ich eben diesen Telmin fül ihn wahlnehme.", der Vampir bedachte ihre Antwort nur mit einem kurzen Nicken.
"..und hinterließ zusätzliche diese Quittung der Diebesgilde", die Worte des obersten Spurensicheres ließen den Dobermann aufhorchen.
"Könnte ich die Quittung einmal sehen?", unterbrach Mäuler den Hauptmann.
"Ja gerne!", Humph reichte der Achatin das Stück Papier an dem noch Rußreste von der Fingerabdrucksicherung haftete. "Auch hier waren keine Fingerabdrücke drauf."
Dlei untersuchte die Bescheinigung eingehend und legte ihre Stirn in nachdenkliche Falten, denn sie kannte die Quittung. Tagelanges recherchieren und Ordnung schaffen im Register der Gildenmitglieder ließen keinen DOG-Wächter ohne Spuren oder ein gewisses Wissen über die Institution Gilden zurück
"Das ist definitiv eine Fälschung, Söl!", urteilte die Hauptgefreite sicher.
"So?", der Kommandeur hob interessiert die Augenbrauen und auch Hauptmann Rince horchte auf.
"Ja! Sichel! Wie haben .....ähnliche Quittungen..... haufenweise auch bei uns im Legistel del Gildenmitgliedel! Außeldem, was blächte es eine offizielle Quittung zu hintellassen, denn ein Diebstahl im Wachhaus ist immel illegal!", referierte Drei. "Tlotzdem sieht del Einbluch lecht plofessionell aus. Del Dieb wusste wie man fachgelecht einblicht. Ich welde weitele Nachfolschungen hielübel anstellen, wenn es dil lecht ist."
"För!", begann Rogi Feinstich als ihr der komische Nachruf wieder ins Gedächtnis kam. "Ich habe heute morgen einen komifen Nachruf gelefen!", die Igorina kramte in ihrer Tasche und beförderte ein Exemplar der aktuellen Times hervor und begann ihn vorzulesen.
"Was soll denn das?!?", fragte der Kommandeur laut, während Rogi als Antwort mit den Schultern zucken konnte.
Wieder erhob sich Stimmengewirr und verschiedene Thesen wurden durch die einzelnen Abteilungsleiter in den Raum geworfen, als die Hauptgefreite die Quittung in eine ihrer Taschen gleiten ließ.
Rascaal ließ das Gehörte erst einmal sacken. Es war eine unerhörte Schweinerei, dass jemand in sein Wachhaus eingebrochen hatte, aber viel schlimmer war, dass derjenige auch noch unentdeckt blieb. Wenn dieser Jemand dann auch noch die Wache öffentlich mit einer Kleinanzeige verhöhnte war das Maß voll!
"Ich will dass D.O.G. der Diebesgilde Feuer unterm Hintern macht!", alle hielten in ihren Gesprächen plötzlich inne. "Ich will wissen, ob nicht doch ein Lizenzierte dahinter steckt! R.U.M. nimmt sich der Sache ebenfalls. Jeder kleine Hühnerdieb, der in Frage kommt, soll vernommen werden und SUSI prüft alle Spuren nochmals doppelt und dreifach und die zuständigen von der Times befragt!", entschied der Vampir. "Und ich will wissen was es mit diem vermaledeiten Fisch auf sich hat!!"
*** Tari Tara die Post ist da *** Gerade war der Vampir so richtig in Fahrt, als ihn ein Klopfen an der Türe des Aufenthaltsraumes jäh unterbrach.
"Ja?!", langsam öffnete sich die Tür und ein kleiner, äußerst schmutzig wirkender, Straßenjunge mit einem Paket in der Hand stand da. "Was gibt es kleiner Mann?"
"Solldashierabgeben...", antwortete der Junge nuschelnd und wischte sich die Nase an seinem Ärmel ab
[11].
"Warum hast du das nicht am Tresen abgegeben?", der Kommandeur versuchte ruhig zu bleiben.
"DerMannsagteichsolleshierabgeben!", antwortete der Bengel schnoddrig.
"Tickt das Paket?", die Frage war eigentlich nur ein professioneller Reflex von Bregs, aber instinktiv traten einige der Anwesenden einen Schritt zurück.
"Nö!"
"Na dann gib es mir endlich!", bat Ohnedurst freundlich.
"WassismitdemTrinkgeld? DerMannsagteduwürdestmirnenDollargeben!", die Jugend von heute nahm nicht einmal beim Sprechen die Wolldecke aus dem Mund.
Missmutig kramte der Vampir in einer seiner Taschen und kramte eine Münze hervor.
"Steht denn ein Absender drauf?", fragte er nach.
"Wasweißich!"
Nun runzelte Rascaal die Stirne.
"Wie sah den der nette Mann aus, der dir das Paket gab?", Wächterinstinkte ließen sich auch nicht abschalten, wenn man Kommandeur wurde.
"SchwarzenUmhang. Habnichvielgesehen.", brummelte der Bub.
Kommandeur Ohnedurst schnippte dem Rotzbengel die Münze zu, die dieser mit einer Hand aus der Luft fing und dann das Paket am Boden abstellte und sich trollte.
Trotz einer vermeintlichen Gefahr traten alle Anwesenden neugierig einen Schritt vor und beäugten das Paket.
Vorbildhaft ging Ohnedurst noch einen weiteren Schritt, hob das Paket auf und zückte seinen schmalen Dolch.
"Wollen mal sehen, was uns geliefert wurde!", mit einem schnellen Schnitt wurde das dünne Paketband, samt Kartonage durchtrennt. Man konnte man förmlich hören wie die anderen Wächter die Luft anhielten.
Zuerst beförderte der Vampir ein vergilbtes Pergament hervor und dann...
"Sieh einer an!", entfuhr es Ohnedurst.
Rascaal entnahm dem Paket den verschwundenen Pokal und stellte ihn auf einen nahegelegenen Tisch.
Der Pokal sah aus wie sonst auch, außer das er poliert worden ist und er mit einem münzgroßen, grauen Zierstein versehen wurde.
Halblaut las der Kommandeur den beigegeben Brief vor:
Der Kelch kehrt zurück zum Heimatort;
ich nahm ihn nicht zu lange fort.
Verschönert ich ihn gebracht zurück;
Haltet in Ehren dieses gute Stück.
gez. ein Gönner der Wache"Wie in der Todefanfeige...", stellte Rogi fest.
"Ein einbrechender Dichterfürst!", stellte Rascaal Ohnedurst trocken fest.
"In der Tat...", gab die Igorina zurück.
*** Alleine im Aufenthaltsraum -Das Winseln der Gemme- *** Langsam kehrte wieder Ruhe im Besprechungsraum ein.
Rascaal war zwar erfreut darüber, dass sich der Pokal wieder an seinem angestammten Ort befand, aber der vermeintliche Einbruch in
seinstimmte ihn keineswegs glücklich.
Er befahl das Wachhaus auf 'Schwachstellen' untersuchen zu lassen um ähnlich gelagerte Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Trotzdem gab er der stellvertretenden Abteilungsleiterin D.O.G. sich der Sache anzunehmen und ihm, wenn möglich, die Herkunft der Quittung zu erläutern.
Die übrigen Wächter und Abteilungsleiter machten sich wieder auf den Weg in ihre Büros um endlich ihr wirkliches Tagwerk zu verrichten.
Ein wenig Stolz stellt Lanfear das 'verlorene' Kleinod wieder an seinen Platz.
Sie nahm sich vor zusätzlich ein sichereres Schloss an der Vitrine anbringen zu lassen. Auf ein paar Dollar mehr kam es auch nicht mehr an.
"Also mil gefällt del glaue Stein sehl gut!", stellte Dlei hunglige Mäulel fest, die noch als letzte am Schauplatz des angeblichen Verbrechens geblieben ist.
"Ja, aber ist es nicht ein wenig umständlich, wenn ein
Gönner den Pokal erst stiehlt und dann verschönert wieder mitbringt?!", antwortete Irina.
"Wel velsteht schon die Bülgel diesel Stadt.", stellte die Hauptgefreite weise fest und wandte sich zum Gehen.
Das schnappende Geräusch der Türe die ins Schloss fiel wies darauf hin das Rina nun alleine war im der Kantine..... und der Pokal begann leise zu winseln.....
ENDE
'Die Leute fragen mich immer, kennst du Teiler Schmierseif?''
[1] Diese Weisheit kann beinahe gleichziehen mit nachfolgenden Schmückstücken wie 'Den Tag nicht vor dem Abend loben', 'Heute ist nicht aller Tage . . ' oder 'Lieber den Spatz in der Hand als eine Taube in der TK-Anlage'; Es scheint als könne man alle Bereiche des täglichen Lebens mit solchen Leitsprüchen abdecken und vor allem konnte man seine Umwelt damit echt nerven. Man versuche folgendes: Beantworte jede Euch gestellte Frage mit einem dieser oder ähnlichen kleinen Lebensweisheitssprüchlein..... spätestens nach zehn Minuten verwandelt sich das Gehirn des Gegenübers in Mus. Einer der Vorgänger unseres vielgeliebten Patriziers hat deswegen per Dekret, die Verwendung von mehr als zwei Weisheiten in einem Gespräch bei Strafe verboten
[12] Früher einmal, bevor die Politik Ankh-Morporks das Ausnehmen der belagernden Heere war, wurde das ganze auch einmal als Waffe eingesetzt. An ausgewählten Stellen auf der Stadtmauer wurden den anstürmenden Heerscharen früherer Zeit sogenannte Kriegsrezitatoren entgegengestellt, deren Ohren mit Wachs verpfropft waren und die eine sehr lange Liste mit 'hilfreichen Sprüchlein' hatten aus denen sie rezitieren konnten. Später wurde dies durch die Gennuaner-Konvention von 1856 und der Klatschianischen Landkriegsordnung verboten.
[2] geschrieben hat dieses großartige Buch ein gewisser Sebastian 'die Samtpfote' Schleicher. Er gehörte zu den wenigen berühmten Einbrechern die es gab, bevor das heutige Gildensystem in Ankh-Morpork eingeführt wurde. Dieses Werk wird auch heute noch als Lehrbuch in der Diebesgilde benutzt und erfreut sich allerhöchster Beliebtheit. Sebastian rühmte sich damit, dass er in jedes Haus einbrechen könne, was ihm letztendlich auch zum Verhängnis wurde. Sebastian missachtete einen seiner selbst aufgestellten eisernen Grundsätze - nämlich die unbedingte Ortskenntnis vom Objekt in das man einbrechen will. Im Rahmen einer Kneipen- und Tresenwette, bei der Schleicher wieder einmal seine Genialität in Sachen Einbruch pries, wurde er von seinen Trinkkumpanen zu einem stallartigen Gebäude geführt, wo er seine große Kunst vor den Augen der Anwesenden vorführen sollte. Der Rest der Geschichte war schnell erzählt. Gewohnt behände und äußerst flink hatte sich Sebastian Zugang in das betreffende Gebäude verschafft. Um den Überblick zu gewinnen, zündete Schleicher ein Streichholz an. ....Ma Ria Chi's achatische Knallkörperfabrik, mit dem Namen 'Effektvolle Himmelsmalerei - beinahe ungefährlich' schaffte Ankh-Morpork ein einmaliges, wenn auch unangekündigtes Erlebnis. Die Explosion war noch weit in der Sto-Ebene zu hören und auch zu sehen. Im Großen und Ganzen war es auch wirklich nett anzusehen. Von Sebastian "der Samtpfote" Schleicher konnten leider keine sterblichen Überreste zu Grabe getragen werden. In der Diebesgilde wird an ihn mit einer kleinen Messingtafel erinnert.
[3] hierfür wurden in der Regel die Abfälle der Musikergilde verwandt. Alte, verbeulte Trompeten, Tuben, Posaunen und Hörner wurden von fleißigen Zwergenhänden umgearbeitet. Die traurigen Schicksale der Musiker interessierten die Schmiede herzlich wenig. Der Abteilungspokal unserer Stadtwache wurde aus dem Kriegshorn des Helden in Ausbildung Sven dem Schrecklichen gefertigt. Auch Helden in Ausbildung benötigen bekannter weise eine Ausnahmegenehmigung der Musikergilde, wenn sie ein Kriegshorn erwerben wollen. Für das Blasen wird eine Extragebühr durch den Helden entrichtet. Für besonders fleißige Helden, die ihr Horn oft bliesen, wurde sogar eine sogenannte Flöt-Rate eingeführt, was eigentlich das selbe war wie ein Pauschalpreis. Sven wurde beim Versuch die marode Stadtmauer von Ankh-Morpork 'niederzublasen' von einigen losen Steinen erschlagen. Das Horn wurde leider so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass es später zu unserem Pokal umgearbeitet wurde.
[4] Gerold G. Netik, scheibenbekannter Biologe und Verfasser des Buches 'Das Leben im Ankh - Paradoxa oder göttliche Fügung-' schrieb im Eintrag über diesen Fisch folgendes:
Roter Hering : Kleiner Kiemen- und Lungenatmer der sich augenscheinlich gut an das Leben im Ankh angepasst hat. Als Signalfarbe zur Abwehr von Fressfeinden hat er eine kräftige Rotfärbung entwickelt. Ein böser Seitenhieb des Schicksals war es wohl, dass die gemeine Ankh-Möwe - die von Natur aus sehr kurzsichtig ist - ihn nun ohne größere Probleme im trüben Ankh-Schlammwasser aufspüren kann, was zu einer sehr starken Dezimierung des Bestandes führte. Die unglaubliche Anpassungsfähigkeit des Herings hat aber nun dazu geführt, dass schon grüne Exemplare im Ankh gesichtet wurden.
[5] solche Örtlichkeiten entwickeln sich immer, wenn aus baulichen oder anderen Gründen wenig oder kein Platz zur Verfügung steht. Ähnlich wie in den uns wohlbekannten B-Räumen, sind all diese Multifunktionsräume miteinander verbunden. Wanderer zwischen den Dimensionen haben richtigen Spaß beim Durchstreifen dieser Räume- und vor allem ist es beleibe nicht so gefährlich wie in Bibliotheken. ...Wer will schon von einem wildgewordenen Zauberbuch verschluckt oder gebissen werden. Die 'Zimmer für jeden Anlass und alle Zwecke' enthalten fast immer eine Kaffeemaschine oder einen anderen Getränkespender. Die Raumtouristen entwickelten deswegen schon vor langer Zeit eine hohe Getränkekultur und sind wahre Kenner von trinkbaren Flüssigkeiten. Sehr zu empfehlen ist der giftgrüne Gallertsaft der Wuppi-Wuppi-Frucht, den die Bewohner eines bewaldeten Planeten genießen dessen Name ich nicht einmal aussprechen kann.
[6] Hammerwerfen entstand tief in den Spitzhornbergen. Wenn ich sage tief, dann meine ich es durchaus wörtlich. Zwerge erfanden Hammerwerfen nicht als Sportart, sondern als einfache Schutz-/Abwehrmaßnahme gegen Diebe in ihren Stollen. Die Kunst wurde im Laufe der Jahrhunderte so verfeinert, dass ein geübter Hammerwerfer eine Fliege aus fünfzig Metern treffen konnte. Berühmtester Hammerwerfer der Scheibenwelt war Edward 'Triffgenau' Hammerhaltsohn der einmal eine Gruppe von Dieben nur mit zwei Hämmern und seinem Essbesteck außer Gefecht setzte, ohne sich ihnen mehr als dreißig Meter nähern musste. Grundsätzlich lieben Zwerge ja den 'Infight', also den Nahkampf. Hammerwerfen wurde aus der Not geboren. Entweder eine ordentliche Keilerei, bei der man aber sein geschürftes Gold aus den Augen lassen musste, oder eben die unehrenhaftere und vor allem langweiligere Variante, dass Werfen verschiedenster Arbeitsmittel, oder einfach das, was im Moment zu greifen war
[7] Die Inspirationspartikelschleuder ist an sich keine Fiktion. Sie vereinigt sowohl technische als auch magische Komponenten, was relativ ungewöhnlich für Erfindungen des größten Genies der Scheibenwelt ist. Ursprünglich sollte dieses Gerät in der Gilde für Künstler und andere geistige Berufe zum Einsatz kommen. Umfunktionierte Thaumfänger angeln die wenigen Inspirationspartikel aus der Atmosphäre und transportieren die Teilchen in einen speziellen Auffangbehälter, wo sie laut Leonardos Theorie bei Bedarf abgerufen werden und dann mittels der sogenannten Abschusseinrichtung-für-Inspirationspartikel-mittels-Sammelkörper auf ideenlose Probanten abgefeuert werden können. Nach ersten Versuchen bürgerte sich das Wort Gehirnmatscher für die Abschusseinrichtung ein. Überlebende der durchgeführten Versuche und Testreihen fristen ein bedauernswertes Dasein im Sanatorium Maiglöckchenhof.
[7a] Erfunden wurde dieses überaus nützliche Instrument von Eugen Klapp, einem Torfstecher aus den Mooren nahe Sto-Lat. Dieser haderte mit seinem Schicksal, weil er sein Arbeitsgerät während der Pausen nicht einfach im Moor herumliegen lassen konnte, weil über kurz oder lang der Spaten im weichen Boden versank. Es war aber auch äußerst unhandlich den großen Spaten immer mit zu schleppen, deshalb erfand er diese faltbare Schaufel, die sich sofort zu einem Exportschlager entwickelte. Egon bekam das Ehrenband der Totengräbergilde von Ankh-Morpork und musste aufgrund der Lizenzgebühren für den Nachbau, nie wieder ins Moor zum Torfstechen. Heute arbeitet Eugen an der Klappaxt für die fortschrittliche Zwergin und dem Klappsarg für reisende Vampire, sowie einem handlichen Klappbesen für die moderne Hexe.
[9] Ok, dass war jetzt sehr hochtrabend und gewichtig ausgedrückt. Viele der Vorgänge waren einfach welche die Rince so lange vor sich hergeschoben hatte, dass sie längst in Vergessenheit geraten sind. Aber eben die Unterlagen waren noch da. In administrativen Fachkreisen nennt man das die Herbeiführung der bürokratisch-biologischen Lösung, was nichts anderes bedeutet als die ganze Geschichte auszusitzen. Assoziationen mit einer heutigen oder früheren Regierung der uns wohl bekannten Rundwelt wären unfair und vom Autor nicht beabsichtigt ;).
[10] Wieder ein Beispiel der narrativen Kausalität und der globalen Widersprüche in sich. Bekannterweise verleiben sich Sterneköche immer in ihrer freien Zeit ausschließlich Fastfood ein und die Friseure haben den schlechtesten Haarschnitt, wie auch Mechaniker, die die größte Rostlaube fahren und PC-Spezialisten, die die grauenvollste Unordnung in ihrem privaten Computersystem haben, dass dazu auch noch instabil ist. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Man könnte von einem Faktum sprechen. Trotzdem! Ein Genie beherrscht das Chaos und gibt sich nicht mit persönlichen Banalitäten ab.
[11] egal wo im Multiversum, aber eine solche Szene treibt Müttern und Großmüttern den kalten Schauer über den Rücken. Kein männliches Wesen im vorbeschriebenen Alter hat jemals ein Taschentuch zur Hand um sich die Nase zu putzen. Der Autor geht hier von einer anerzogenen Phobie aus, die sich wie folgt erklären lässt: Wenn man schmuddeligen Kindern die Schmutzflecken mit einem mit Spucke befeuchteten Taschentuch rüde aus dem Gesicht reibt, so dass sich beinahe die zarte Haut von deren Gesichtsknochen schält, dann wird der Betroffene nie wieder freiwillig ein Taschentuch benutzen. Das ganze lässt sich auch leicht auf andere Kulturkreise übertragen; Buschmänner/-frauen in Afrika benutzen äußerst raues Hyänenleder, die Methanwesen vom Planten Omicron-Persey-7 eben eine andere störrische Kohlenstoffverbindung um ihr Kleinen zu 'quälen'; Hauptsache es reibt gut den Dreck ab. Andere Theorien besagen, dass die Gefühle der Betroffenen die durch das 'Speichelreiben' erzeugt werden, quasi ein Lebenselixier für einige Wesen aus der Kerkerdimension sei, aber was weiß ich schon darüber. Vielleicht sollte sich ein OkkuEx hier mal drum kümmern ;)
[12] was besonders den älteren Mitbürgern und Familienmitgliedern die wir mit Großvater oder Großmutter ansprechen, sehr schwer viel. Einige der Gefängnisse und Kerker mussten in Altersheim umbenannt werden und wurden daraufhin sofort privatisiert.
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