Egon Einbein

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von Wächter Timotheus Trobar (GRUND)
Online seit 14. 03. 2005
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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht: "Spurensicherung." Dein Ausbilder hat in einem Raum einen Tatort konstruiert, nun sollst du dort alle wichtigen Spuren finden und erste Schlüsse daraus ziehen. Hoffentlich machst du alles richtig.

Dafür vergebene Note: 10

Raffael Geldmacher blickte auf als sich die Tür öffnete.
"Hallo Egon", sagte er. "Setz dich doch."
"Mmpf", brummte Egon Einbein und ließ sich in den Stuhl fallen.
"Nun, wir haben da ein kleines Problem. Um es auf den Punkt zu bringen, du schuldest mir bis heute 134 Ankh-Morpork Dollar."
"Ich kann dir das Geld leider nicht geben. Es wurde mir gestohlen."
"Könnte ich dann bitte die Quittung sehen?", fragte Raffael seinen Gast.
"Es... es war ein unlizenzierter Diebstahl. Ja genau, ein unlizenzierter Dieb."
"Ach, aber du hast doch garantiert diesen unlizenzierten Dieb der Wache gemeldet, oder der Gilde. Hab ich nicht Recht Egon?"
Raffael erhob sich und ging um seinen Tisch herum, bis er direkt hinter Egon stand.
"Weißt du, ich mag es gar nicht wenn man mir mein Geld nicht wiedergeben kann. Das verärgert mich." Bei diesen Worten legte er Egon die Hände auf die Schultern. "Und die wenigsten die mich verärgert haben können es heute noch bedauern." Seine Hände bohrten sich in Egons Schultern. "Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
Egon hatte keine Ahnung wie sein Stilett aus seinem Ärmel in seine Hand gekommen war, aber er wusste was zu tun war. Er stand auf und drehte sich um.
"He, wir können doch über alles reden. Komm jetzt steck das Messer wieder weg. Du willst doch den alten Raffi nicht verletzen", keuchte Raffael als er das Stilett in Egons Händen sah.
"Doch", sagte Egon und holte aus.

**


Timotheus saß auf einem Stuhl vor der verschlossenen Tür und langweilte sich. Um die Langeweile zu vertreiben warf er immer wieder seinen Lieblingsdolch[1] in die Luft und fing ihn wieder auf. Der Helm lag neben ihm auf dem Boden. Er musste nachher noch beim Schmied vorbei. Der Helm war einfach zu eng für seinen Kopf[2]. Da konnte er einfach nicht richtig denken und das war heute besonders wichtig, schließlich sollte er heute seine Fähigkeiten in der Spurensicherung unter Beweis stellen. Und davor hatte er Angst.
"Na, allef bereit?"
Timotheus erschrak fürchterlich und vergaß den Dolch wieder aufzufangen, er fiel klappernd zu Boden. Er hatte noch gar nicht gewusst, dass man auch hinter jemanden stehen konnte, der mit einem Stuhl an der Wand saß. Aber irgendwie hatte es Rogi Feinstich geschafft, eine dieser komischen Igorfähigkeiten.
"Eigentlich wollte ich ja einen Tatort in dem Fimmer nachbauen. Aber grade heute hat ef einen Mord in der Lerchengasse gegeben. Und da machen wir prakfifnahe Übung."
"Na toll, ", dachte Timotheus, ", Jetzt auch noch ein echter Mord."

Vor einem mehrstöckigen Haus in der Lerchengasse blieb Rogi stehen. Vor der Tür stand ein großer, grimmig dreinblickender Wächter.
"Daf ift ein Tatortwächter. Drinnen ift auch noch fein Kollege. Fie arbeiten immer fu fweit, weift du? Der erfte muf die Menfen vom Tatort fernhalten und der fweite fichert drinnen die Fpuren", erklärte Rogi ihm.
Sie nickte dem Wächter zu und betrat das Haus, dicht gefolgt von Timotheus. Vor einer Tür im Erdgeschoss blieb sie stehen und klopfte leicht an.
"Herein, die Tür ist offen", klang es aus dem Zimmer.
Rogi öffnete die Tür. Drinnen stand eine zierliche Frau mit pechschwarzen Haaren. Sie beugte sich über einen großen Schreibtisch und schien irgendetwas zu zeichnen.
"Ah, hallo Rogi." Sagte die Frau, "Ist das dein neuer Rekrut? Übrigens ich bin Akkhuna Lupus.", sprudelte es aus der jungen Frau heraus.
"Morgen Akkhuna. Ja daf ift mein neuer Rekrut, Timotheuf Trobar. Timotheuf daf ift Akkhuna. Fie ift Fpurenficherin bei FUIF.", sagte Rogi und zog Timotheus durch die Tür.
In dem Raum herrschte ein riesiges Durcheinander. Vor dem Schreibtisch lagen viele verschiedene Papiere auf einem Teppich und flatterten im Luftzug, der durch ein zerbrochenes Fenster kam. Ein umgefallener Stuhl lag daneben. Und in all dem Chaos lag, mit einem Tuch bedeckt, etwas, das verdächtig nach einem Menschen aussah.
"Gut", sagte Rogi. "Um die Prüfung fu beftehen folltest du wenigftenf die Hälfte der Fpuren finden, die Akkhuna bereitf gefunden hat. Können wir anfangen, Akkhuna?"
"Einen Moment, ich muss nur noch die Tatortskizze fertig zeichnen.", sagte die junge Frau und nach einer Weile, "So, jetzt wäre ich so weit."

**


Raffael wartet. Er hatte gedacht, dass man nach dem Tod von TOD empfangen würde, aber der schien nicht kommen zu wollen. Geschlagene 10 Stunden wartete er jetzt schon.
"Ich hasse Unpünktlichkeit.", dachte er.
Langsam wurde es ungemütlich hier zu warten. Und jetzt sollte sich auch noch ein Rekrut, ein unausgebildeter Tölpel, um seinen Tod kümmern.
Am liebsten wollte er wieder zurück.

**


Timotheus schaute sich im Zimmer um.
"Wissen sie schon wer das Opfer war? Könnte vielleicht hilfreich sein.", fragte er.
"Das Opfer hieß Raffael Geldmacher. Er war Geldverleiher. Dies hier war wohl sein Arbeitszimmer.", antwortete Akkhuna.
Timotheus nickte und ging zum Teppich in der Mitte des Zimmers. Er bücke sich und sah sich einen Zettel an. Es war ein Schuldschein über 100 Ankh-Morpork Dollar. Er schaute sich die übrigen Zettel an. Es schienen überwiegend Schuldscheine zu sein. Auch auf dem Tisch lag ein Schein. Timotheus sah ihn sich an. Es war, wie nicht anders zu erwarten, ein Schuldschein. Er belief sich auf 134 Ankh-Morpork Dollar und war ausgestellt auf den Namen Egon Einbein. Als er den Zettel zurücklegen wollte fiel ihm ein aufgeschlagenes Büchlein auf. Der Einband war aus schwarzem Leder. Es war ein Taschenkalender, aufgeschlagen auf dem gestrigen Tag. Timotheus las.

***

17:00 Treffen mit Harry Trodson

18:30 Treffen mit Boris Breitkopp

19:30 Treffen mit Egon Einbein

20:00 Feierabend

***


"Haben sie schon die Leute befragt, die in diesem Kalender stehen?", fragte er Akkhuna.
"Nein. Das steht noch auf unserer Liste."
Timotheus legte den Kalender zurück auf seinen Platz und drehte sich zum Fenster. Vor dem zerbrochenen Fenster war sehr viel Blut auf dem Boden. Und in dem Blut konnte er einen verwischten Fußabdruck erkennen. Er ging auf das Blut zu und bückte sich um den Abdruck zu untersuchen. Ein ganz normaler Schuhabdruck, wie ihm schien. Naja, jetzt wussten sie wenigstens welche Schuhgröße der Täter hatte. Timotheus erhob sich wieder. Nun wandte er sich dem Fenster zu. Die Scherben schienen alle draußen zu liegen.
"Durch dieses Fenster konnte der Täter jedenfalls nicht eingedrungen sein. Dann lägen die Scherben drinnen. Also ist es wahrscheinlich der Fluchtweg.", dachte Timotheus.
Er suchte weiter nach Hinweisen im Zimmer, konnte aber keine finden.
Zuletzt wollte er sich der Leiche annehmen. Leichen hatten ihn schon immer mit einem gewissen Unbehagen erfüllt. Langsam schritt er zu der Leiche, kniete sich nieder und hob das Stofftuch.
Eine Schreckensmaske schien ihn anzublicken, die Augen weit aufgerissen und den Mund zu einer halb erstaunten halb schmerzerfüllten Grimasse verzerrt.

**


Endlich hatte es Raffael geschafft. Er befand sich wieder in seinem Körper. Aber es war ein komisches Gefühl. Noch schien nichts funktionieren zu wollen.
"OK!", dachte Raffael, "Zuerst das Sehen."
Er konzentrierte sich mit aller Kraft und endlich konnte er wieder sehen. Und er sah...

**


Timotheus beugte sich weiter über das Gesicht des Mannes. Er glaubte ein kurzes Aufflackern in den Augen des Mannes erkannt zu haben. Als er aber nichts weiter feststellte, wandte er sich den Stichwunden zu. Der Mann besaß drei von ihnen, alle im unmittelbaren Bereich der Brust. In der dritten Wunde steckte noch die Tatwaffe. Timotheus holte ein Tuch aus seiner Tasche hervor und zog langsam die Waffe heraus. Es war ein Stilett. Vorsichtig legte er die Waffe beiseite und sah sich die Wunden an. Sie waren ziemlich tief. Um die Wunden hatte sich ein roter Kranz auf dem weißen Hemd des Mannes gebildet. Noch einmal ließ Timotheus seinen Blick über den Körper vor ihm gleiten. Da, hatte sich dort nicht etwas bewegt?

**


Langsam machte er Fortschritte. Er hatte es schon geschafft seine Hand zu heben. Nach und nach bekam er den Dreh raus.
"Noch einmal.", dachte er, " Komm schon. Du schaffst das."
Und wirklich, der Arm bewegte sich, stützte dich auf dem Boden ab und stemmte den Körper langsam in die Höhe.

**


"Ahhhh!", stieß Timotheus hervor. "Hilfe, ein Zombie."
"Wer ift hier ein Fombie?", zischte Rogi, die bis dahin in ein angeregtes Gespräch mit Akkhuna vertieft gewesen war.
"Da, da ist ein Zombie.", stammelte Timotheus und deutete auf Raffael Geldmacher, der sich inzwischen vollends erhoben hatte.

Raffael stand nun und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Sein Blick fiel auf das Blut auf seinem Hemd.
"Ver...dammt, das wa...r mei...n let...ztes saub...eres Hemd.", stieß er mit einer Stimme hervor, die wie ein besonders schwerer Husten klang.

Rogi und Akkhuna blickten beide ungläubig auf die Gestalt von Raffael, der sich seelenruhig umdrehte.
"Mei...n Gott, so ei...n Cha...os.", sagte er, dann erblickte er Rogi und Akkhuna. Mit festen Schritten ging er auf die beiden zu, Timotheus einfach links liegen lassend. Dieser hockte noch immer an er Stelle, an der kurz zuvor eine Leiche gelegen hatte, sogar der Kreidestrichumriss war noch zu erkennen.
"Sie schei...nen mir von der Wache zu ko...mmen. Ich ver...lange, dass diese Per...son gefa...sst wird, die dafür ver...antwortlich ist.", sein Stimme bekam er immer besser unter Kontrolle.
Plötzlich fiel er, seine Beine hatten einfach aufgehört zu laufen.
"Verdammter Mist, ", dachte er, "wieso muss man bloß immer an alles denken."
Vorsichtig erhob er sich.
"Ähhm...", machte Akkhuna, "Wissen sie zufälliger Weise, wer dafür verantwortlich ist?"
"Na...türlich, Egon Ei...nbein. Er ar...beitet unten am H...afen. Hat ein Hol...zbein."
"Timotheuf, komm wir gehen jetft. Die Übung ift hiermit offifiell beendet. Wir kehren fur Kröfelftrafe furück. Daf hier ift jetft ein Fall für RUM."
Timotheus erhob sich langsam und trottete hinter Rogi her.

In der Kröselstraße angekommen setzte sich Timotheus in den Gemeinschaftsraum.
"Sag mal, was ist jetzt eigentlich mit der Prüfung? Hab ich bestanden?", fragte er Rogi, die grad hereinkam.
"Waf hafft du denn an Fpuren gefunden?"
"Also zuerst mal der Schuldschein auf dem Schreibtisch, dann der Eintrag im Taschenkalender. Beides deutete auf Egon Einbein hin. Dann noch das zerschlagene Fenster, als Fluchtweg und das Stilett. Im Griff waren zwei Initialen eingeritzt E.E., wie Egon Einbein."
"Nun, daf feint fo weit allef richtig fu fein. Ich denke du haft die prüfung beftanden. Du hätteft noch die Fuffpuren bemerken können. Ef war nur ein Fuh und daneben ein kreifrunder Abdruck, wie von einem Holfbein. Daf war dann aber auch allef, glaube ich.", sagte Rogi, "Und jetft darft du einen Bericht über die Ereigniffe freiben, für die Akten. Viel Fpaf dabei."
"Na toll, ", dachte Timotheus, "aber wenigstens habe ich die Prüfung bestanden."

**


Es dauerte nicht lange bis die Ermittler von RUM Egon Einbein gefunden hatten. Er wurde verhaftet und sitzt nun im Gefängnis seine Strafe ab.
Raffael Geldmacher geht weiterhin seinem Beruf als Geldverleiher nach und wurde immer reicher, da er als Zombie nichts für so unnötige Dinge wie Essen und Trinken ausgeben musste. Da er aber als Zombie nichts mit dem Geld anfangen konnte verschenkte er den größten Teil davon an den Witwen und Waisen Fond der Stadtwache.
Und Timotheus, ja der schreibt wahrscheinlich noch immer an seinem Bericht.

Ende

[1] direkt nach seiner Lieblingswurfaxt und seiner "Geheimwaffe" aus XXXX[3]. Ja Timotheus war ein Waffennarr.

[2] Und den Pferdeschwanz.

[3] einem Korkenzieher




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Feedback:

Von Magane

21.03.2005 15:35

An sich eine Runde Geschichte, allerdings ging mir alles ein wenig zu schnell.

Mein großes Problem bei deiner Single war, dass du einen Mordfall beschrieben hast, was für einen Rekruten doch schon eine sehr große Sache ist, aber okay, wenn mans begründen kann.
Ein zweiter Punkt, der mir immer wieder auffällt ist die Einzelbetreuung die manchen Rekruten zuteil wird. Warum? Das Verhältnis zwischen Rekruten und Ausbildern ist im Moment 17:3, das solltet ihr schon irgendwie berücksichtigen.

Dein Schreibstil wirkt recht flüssig und auch wenn die Personen noch etwas oberflächlich wirken, zeigen sie doch in ihrer Anlage ein gewisses Potential.

:)

Von Ophelia Ziegenberger

21.03.2005 21:09

Lob: Du hast die Vorgabe kreativ auf deine Bedürfnisse hin umgewandelt. Was die Spannung steigerte war die Beschreibung des echten Mordes gleich zu Beginn, womit ich bei einer Rekruten-Single nicht gerechnet hatte. Besonders gut gefallen hat mir der kurzangebundene Beobachter-Erzählstil während der Spurensuche. Und wovon ich rein äußerlich angetan war, war die Kürze der Absätze.

Kritik: Es kamen einige Zeitenwechsel vor, die wirklich übel aufstießen. Bitte besonders darauf achten, so etwas bei der nächsten Single zu vermeiden.

Von Timotheus Trobar

22.03.2005 19:41

[quote:1fe8708c73="Ophelia Ziegenberger"]
Kritik: Es kamen einige Zeitenwechsel vor, die wirklich übel aufstießen. Bitte besonders darauf achten, so etwas bei der nächsten Single zu vermeiden.[/quote:1fe8708c73]

Och ne, wo sind die denn? Hab mich extra bemüht alle Zeitfehler zu finden. Das ist nämlich nen Problem von mir, dass ich die Zeit wechsle.

Bei der Einzelbetreuung hatte ich mir gedacht, dass man bei einer Prüfung oder so halt nicht in der Gruppe macht.

Aber ansonsten danke für die Kritik. Werd ich versuchen an alles zu denken bei der nächsten Single.

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