>>> Ich muss bei dieser Single vorweg nehmen, dass es sich eher um eine sehr ausführliche Charakterisierung handelt, als eine lustige "Fang die bösen Buben" Mission. Ich weiß selbst, dass es sehr an Witz und Humor fehlt, aber ich befürchtete, dass es die Geschichte zu sehr zerstören würde. Und immerhin ist Bredas Geschichte auch nicht grade witzig. Je nachdem aus welcher Perspektive man es sieht :o) <<<
****Breda stand mit dem Rücken zur Wand. Ihr Gesicht lag im Schatten, das schwarze Haar unter der Mütze des Umhanges, ihre langen Beine zum Angriff bereit. In ihrem Kopf schwirrten verschiedene Gedanken umher. Ihr gefiel das Training: sich zu verstecken und dann anzugreifen. Es lag in ihrer Natur, in ihrem Blut. Und die Nacht eignete sich nahezu perfekt dafür. Es war fast Vollmond und hinter dem Übungshof des GRUND Gebäudes konnte man vereinzelte Werwölfe hören. Es wäre zu klischeehaft zu behaupten, man könnte die Werwölfe heulen hören. Auch Werwölfe haben Besorgungen zu machen, bevor die drei Nächte Kur begann. Ersatz Kleidung, genug zu essen und ein gutes Buchh für die langweiligen Stunden
[1].
Bredas Fingerspitzen kribbelten und plötzlich sah sie den Hauch einer Bewegung. Es war mehr eine Ahnung als eine reale Bewegung, aber Breda konnte sie fast spüren. Sie schloss die Augen. Andere Sinne übernahmen ihren Körper. Sie stand nun vollkommen still, kein Windhauch rührte ihre Kleidung. Sie hörte Bewegungen, sie roch den Schweiß, ja, sie fühlte ihren Gegner. Langsam hob sie ihrem rechten Arm, der sich unter ihrem Umhang verbarg. Sie fühlte den Stahl in ihrer Hand, sie fühlte die Präsenz der Personen, die vor ihr dieses Schwert in den Händen gehalten hatten. Sie fühlte... sich! Es dauerte weniger als zwei Sekunden, die Bewegung ihres Gegners war schnell, aber sie kam ihm zuvor. Im fahlen Mondlicht standen sich nun zwei Wächter gegenüber, keiner wollte verlieren. Bredas klarer Vorteil lag an ihrer Klinge, die bereits gefährlich nahe am Halse des Gegners verweilte.
"Breda... ich glaube. Au?!" Die Stimme von Halbtag Baumfellerson klang besorgt. Helles Licht durchdrang plötzlich den Hof.
"Sehr gut, Breda! Ich glaube, was Nahkampftechnik angeht, weißt du Bescheid." Die Stimme kam von Hauptmann Llanddcairfyn, welcher neben einer Reihe von Fackeln stand. Ein Miniatur Sumpfdrache saß auf seiner Schulter und sah verwirrt um sich. Es schien als könne er es selbst nicht glauben, all diese Fackeln entzündet zu haben. "Halbtag, ich weiß dass du gewisse Probleme hast mit dem Schwert, aber ich muss sagen, das war sehr gut heute!" Llanddcairfyn sah zu dem Zwerg hinab. "Ich wäre beinahe eingeschlafen, so still habt ihr beide verharrt. Hatte Mühe euch zu sehen." Breda nahm neben Halbtag Stellung. Die beiden hatten viel gemeinsam. Ihre Ausbildung bei der Wache, gewisse Ängste und dessen Bewältigung und schon einige skurrile Begegnungen. Breda fühlte sich wohl in der Nähe des Zwerges. Er gab ihr das Gefühl des Vertrauens.
Llanddcairfyn musterte die beiden. "Wie läuft es mit euren püschologischen Sitzungen? Sind diese erfolgreich?"
Breda schaute zu Halbtag hinunter. "Bei mir läuft es sehr gut," sagte sie dann zu ihren Ausbilder, "Man gab mir die Adresse eines Clubs. Er nennt sich..." Sie griff in eine Tasche ihres Umhangs, um einen kleinen, verknitterten Zettel herauszuholen, "...'Liga der Enthaltsamkeit', auch Schwarzbandler genannt. Er ist für Vampire, die dem Blut durch einen Eid abschwören. Ich glaube, dass ich dadurch den mir fehlenden Willen bekomme, beim Anblick von Blut stark zu bleiben." Breda hatte ein gutes Gefühl dabei, denn sie wollte nicht in unnötige Schwierigkeiten kommen.
"Ich habe davon gehört," Llanddcairfyn kam einen Schritt näher auf Breda zu, "Du weißt aber auch, dass du dich dadurch ständig als Vampir zu erkennen gibst. Das schwarze Band, ich habe es schon einige Male gesehen, kann auf andere Weise zu Problemen führen!"
Bredas Körper straffte sich. "Ja, Herr, ich weiß. Aber ich bin ein Mitglied der Wache und möchte als solches anerkannt werden. Wenn die Bürger sehen, dass ich als Vampir das schwarze Band trage, über meiner Uniform mit der Dienstmarke, gibt es keine ungewollten Überraschungen mehr, wenn ich im Dienste ermittle."
Llanddcairfyn nickte und sah Halbtag an, "Und bei dir? Irgendwelche Fortschritte?"
Der Rekrut scharrte mit den Füßen. "Na ja, Hauptmann, sagen wir es mal so... ich bin auf dem richtigen Weg!" Diese Antwort genügte und Breda verließ mit Halbtag den Übungsplatz.
****"Ich könnte einen Drink gebrauchen, wie sieht's mit dir aus?" Breda verstaute ihr Schwert im Spind und wartete auf eine Antwort.
"Gute Idee!", rief eine Stimme aus dem Dunkeln, "Ich bin dabei!" Ophelia Ziegenberger kam auf die beiden zu.
"Ich auch", ließ sich Halbtag vernehmen. "Ein schöner Bärdrücker ist genau das richtige!"
Breda ging zum Fenster und schaute hinaus. Es war dunkel und kalt. Eigentlich sollte sie noch mal ihre Unterlagen durchgehen, der erste Hilfe Kurs hatte es wirklich in sich. Helfen anstatt Saugen, aber da dies sowieso bald ein Ende haben würde, schob sie diesen Gedanken beiseite und rief den beiden zu: "Na los, worauf wartet ihr noch! Ich habe Durst!"
"Okay, Lady... !" Mit diesen Worten öffnete Ophelia die Tür und ging voraus.
Breda hatte Ophelia zufällig getroffen. Nach einem etwas missglückten Ausflug hatte Breda sich eine Art Sonnenallergie eingefangen und Ophelia war so freundlich gewesen, Breda zu helfen und sie mit einer kühlenden Paste einzucremen. Dabei waren die beiden ins Gespräch gekommen und hatten viel gelacht. Seitdem gab es immer recht unterhaltsame Gesprächsthemen, beide wollten mehr von der anderen erfahren und da Ophelia ein paar Wochen länger in der Wache war, half sie Breda in gewissen Dingen. Dinge, über die männliche Mitrekruten nichts wissen wollten.
****Nach einem kurzen Marsch, bei dem viel gelacht wurde
[2], trafen die drei endlich im Eimer ein. Das Stammlokal der Wache.
"Was wollt ihr trinken? Die erste Runde geht auf mich!" Breda zückte einen keinen, abgenagten Bleistift und ein Stück Papier. "Kaffee oder lieber Tee zum Frühstück?" Während die anderen beiden sich setzten, gaben sie ihre Bestellungen auf. Breda ging zum Tresen und begrüßte den Wirt freundlich. "Ich hätte gern zwei Bärdrücker und eine Bloody Mary." Nach kurzem Gewusel hinter der Bar, stellte der Wirt zwei Humpen Bier auf den Tresen und teilte Breda mit, dass die Bloody Mary einen Augenblick dauern würde. Mit den zwei Humpen in der Hand kehrte Breda zum Tisch zurück, wo sich Halbtag und Ophelia angeregt unterhielten.
"Na, habe ich was verpasst?" Sie stellte die Getränke auf den Tisch und setzte sich neben Halbtag. "Was ist... ihr könnt ruhig weiterreden." Ophelia und Halbtag schauten sich an.
"Nun ja," begann Halbtag, "Wir haben uns nur gefragt, wie du ... ehem... zu einem Vampir geworden bist. Ich mein, das mit dem Biss und so ist schon klar, aber ... wann, und wie, warum und so?"
Breda spürte, wie sich Unbehagen in ihr breit machte. Ihre Herkunft war eine Sache über die sie nicht viel nachdachte. Es war einfach so. Ändern konnte und wollte sie es nicht. Sie war glücklich mit den jetzigen Umständen, aber ... stimmte das wirklich? Wenn sie es ändern könnte, würde sie es wirklich nicht tun? "Wisst ihr, das ist so eine Sache. Ich müsste sehr weit ausholen, damit ihr die ganze Geschichte kennt. Und...."
"Wir haben die ganze Nacht! Und nach ein paar Drinks fällt es dir bestimmt viel leichter." Halbtag war nun voller Elan. Der Ausdruck 'Von Natur aus neugierig' passte auf Bredas Kollegen vollkommen.
"Du kannst ja die Teile auslassen über die du nicht reden möchtest!", sagte Ophelia, "Wir haben dafür Verständnis, nicht wahr?" Ein Blick, ein Tritt unterm Tisch und Halbtags Verständnis war eingeholt.
"Ja na klar, Breda. Erzähl uns nur das, was du erzählen möchtest."
Breda lehnte sich zurück, und in diesem Augenblick kam ihre Bloody Mary. Ophelia hätte zu gern gewusst, ob es sich bei dieser Bloody Mary um das Getränk mit Tomaten Saft handelte oder um die andere Version. Sie beschloss aber nicht danach zu fragen.
"Okay," Breda holte tief Luft, "Ich fange mit dem harmlosen Teil an." Halbtag und Ophelia lehnten sich gespannt nach vorne und tranken synchron aus ihren Humpen. Das Bier war übel wie immer, aber wenigstens bekamen die Wächter das gute Bier. Nicht jenes, welches mit diversen Flüssigkeiten gestreckt wurde, von dessen Herkunft man besser nichts wissen mochte. "Es begann 1594 in einem kleinem Ort namens Ohne besonderen Namen. Dieser Name trifft es schon ziemlich genau, denn außer vielen Bauern und viel Langeweile gab es dort nichts. Meine Mutter verließ die Familie als ich fünf war um in einer größeren Stadt ein besseres Leben zu führen. Ich sollte dazu sagen, dass der reisende Barbar auch eine Rolle dabei spielte. Mit seinen glänzenden Muskeln, wie er das Schwert hielt, wie er nachts ohne Kleidung im See badete..." Ein Räuspern unterbrach Breda.
"Vielleicht solltest du diesen Teil überspringen, ich finde ihn nicht so interessant!" Der Zwerg schaute nun etwas düster drein, leerte sein Glas und bestellte gleich ein neues.
"Och, ich finde es wichtig", ließ sich Ophelia mit einem Grinsen auf dem Gesicht vernehmen. "Aber Ok, bitte, erzähl weiter." Bredas Blick folgte einigen Hauptmännern, die durch die Tür ins Warme schritten. Ein kleines Bündel Kräuter an dem Gürtel des einen zog Bredas Aufmerksamkeit magisch an.
"Ich lebte mit meinem Vater auf unserem Bauernhof, ich half ihm beim Füttern der Tiere und war für den Haushalt verantwortlich. Nicht wirklich spannend." Ihr Blick richtete sich wieder auf die beiden. "Wenn ich ehrlich bin, war das spannendste, was mir in meinem sterblichen Leben passiert ist, der Tag an dem uns meine Mutter verließ. Da dieser Teil aber winzig gegenüber meinem jetzigen Dasein erscheint, ist es kaum der Rede wert. Die meisten Männer in unserem Dorf mieden mich, da ich mich für unnatürliche Dinge interessierte und die, die es nicht taten, waren es nicht wert, beachtet zu werden." Die Kühlheit, mit der Breda ihr Leben erzählte, ließ Halbtag erschaudern. Er wusste bereits einen Bruchteil von ihrer Geschichte, aber die Einzelheiten hörte er zum ersten Mal. Und er war sich nun nicht mehr so sicher, ob er wirklich alles hören wollte.
Die Hauptmänner hatten nun am gegenüberliegenden Tisch Platz genommen und lachten lauthals über ein paar Witze, die der Wirt zum besten gab. Die Witze waren alt und alle hatten sie schon mehr als einmal gehört, aber trotzdem wurde gelacht. Niemand war sich sicher, ob aus Höflichkeit gelacht wurde oder ob das starke Bier den größeren Teil dazu beitrug. Auch Breda und Ophelia leerten nun ihr Glas in einem Schluck.
"Als ich 17 wurde, nahm mich die Dorfhexe Madame Schwarzkatz auf, um mich in der Lehre der Magie und Okkultem auszubilden. Das war so ziemlich das einzige, was mich damals interessierte. Ich war wohl sehr gut und verstand schnell, uns schon bald gab es nichts mehr, was mir meine Lehrerin beibringen konnte."
Halbtags Mund stand nun offen. "Du kannst zaubern?"
Ophelia verdrehte die Augen. "Nein, ich nehme mal an, dass Breda in der Lage ist, Tränke und so herzustellen, nicht wahr?"
Die Vampirin legte einen finsteren Blick auf und starrte zu Halbtag. "Wenn du mich ärgerst, kann ich dich in einen Frosch verwandeln!"
Der Zwerg lächelte nervös. "Was du natürlich nie machen würdest."
Die beiden weiblichen Wächterinnen tauschten einen verschwörerischen Blick aus. "Wer weiß das schon?" Ein kurzer Augenblick der Stille folgte, aber sie konnten sich das Lachen nicht lange unterdrücken.
Halbtag ließ hörbar die Luft aus seinen Lungen. "Mensch, Breda. Erschreck mich nicht so!"
"Schon gut, keine Angst. Es verstößt eh gegen das Gesetz der Stadtwache einen Kollegen in eine Kröte zu verwandeln. Aber um wieder auf das Thema zurückzukommen," Breda winkte dem Wirt zu und dieser brachte daraufhin eine weitere Bloody Mary und einen Humpen Bier zum Tisch, "Nachdem ich mit meiner Ausbildung fertig war, hielt mich nichts mehr in unserem Dorf. Also zog ich los um Gutes zu tun. Ja...Gutes! Ich wanderte durch das Land, verbrachte Monate in verschiedenen Orten, um mein Wissen zu erweitern. Kurz nach meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag sollte sich mein Leben dann ändern."
Na endlich, dachte Halbtag.
"Ich hätte nie gedacht, dass eine zu Beginn so unscheinbare Bekanntschaft mein Leben ändern würde. Ich traf einen netten Herren, der ein leichtes Hügiäne Problem in seinem Schloss hatte."
Ophelia setzte sich auf. "Kommt jetzt der Teil mit den Fledermäusen?"
Ihre Euphorie war für Halbtag nur schwer nachvollziehbar. "Weißt du mehr als ich?", fragte er schon fast eingeschnappt.
"Ja, jetzt kommen die Fledermäuse." Breda musste ungewollt lachen. Eigentlich war ihr mehr zum Heulen zumute, es fiel ihr schwer, darüber zu reden. Aber sie fühlte sich auch erleichtert und froh, dass es jemanden gab, der sich für ihre Geschichte interessierte. Zu lange trug sie ihr Geheimnis schon mit sich herum. Es war eine Art Bürde, die sie nie los wurde. "Ich folgte ihm auf sein Schloss, er war sehr zuvorkommend und freundlich. Leider hatte ich keine Erfahrung mit Vampiren und so erkannte ich die Gefahr nicht. Wer weiß, vielleicht selbst wenn ich sie erkannt hätte...vielleicht wäre ich trotzdem mit auf sein Schloss gegangen. Was hatte mir die Welt denn schon zu bieten?" Breda senkte ihren Blick, bevor sie weitererzählte, "Er sagte mir, dass nur so eine hübsche und kluge Frau wie ich ihm helfen könne...," Bredas Stimme war nun kaum mehr als ein Flüstern, "Er war der erste, der mich eine Frau nannte. Wir betraten sein Schloss und ... ich kann mich kaum mehr daran erinnern. Ich weiß nur, dass das letzte, was ich als Mensch fühlte, Angst war." Ophelia und Halbtag saßen still auf ihren Plätzen und verfluchten still die Hauptmänner am anderen Tisch, die so einen Lärm machten.
"Als ich die Augen aufschlug, fühlte ich mich stark, und gar nicht mehr ängstlich. Der junge Mann stellte sich mir als Graf Alucard vor und fragte mich, ob ich mit ihm zusammen auf seinem prächtigen Anwesen wohnen möchte. Wisst ihr, man hat immer so eine besondere Beziehung zu seinem Erschaffer. Und unsere Beziehung war wirklich etwas Besonderes!" Die beiden Rekruten wussten nicht, wie sie Bredas Blick deuten sollen. Er schien ganz weit weg zusein und es schien, als wolle Breda niemals mehr zurück zukommen. "Er machte mich zu seiner Frau. Er lehrte mich Blut zu trinken, ohne dabei meiner kleinen Schwäche eine Chance zu geben
[3]. Durch meine Vorkenntnisse mit dem Okkultem fiel es mir leichter, schwarze Magie anzuwenden und im Laufe der Zeit wurde es ein Kinderspiel, Unschuldige auf das Schloss zu locken." Plötzlich grinste Breda. "Ihr hättet mich sehen sollen, wie ich mich in der Anfangszeit angestellt habe. Ich war mehr mit dem Aufwischen beschäftigt, als mit allem anderen. Breda, sagte Alucard immer, Breda, mein Schatz, du hast immer noch ein gutes Herz. Ich weiß bis heute nicht, ob er bereut hat, mich zu beißen. Ich bekam nie die Gelegenheit ihn zu fragen. Eines Nachts ... bzw. eines Tages wachte ich auf. Von meinem Gatten war weit und breit keine Spur. Nun, keine Spur ist verkehrt. Alles was mir blieb, war ein kleines Häufchen Asche und ein Holzpflock neben mir im Sarg. Die Bewohner des nahen Ortes mussten uns aufgespürt haben, und haben ihn mir genommen. Warum ich hier sitzen kann, ohne ein großes Stück Holz in meiner Brust, ist mir unklar! Ich weiß nur, dass ich im Schloss nicht hätte bleiben können. Also zog ich wieder los, bis ich nach Ankh-Morpork kam. Ich beschloss dann, der Wache beizutreten, da mich die Einsamkeit verrückt gemacht hat."
Ophelia hätte gerne etwas gesagt, etwas was Bredas Welt für einen Augenblick in Ordnung gebracht hätte. Aber sie und Halbtag hatten mit so etwas nicht gerechnet. Vampir hin oder her, so etwas hatte niemand verdient. "Und was hast du dann gemacht? Hast du heraus gefunden, wer es war?"
"Ein Fall für die Stadtwache würde ich sagen." Halbtag versuchte die angeschlagene Stimmung zu vertreiben. "Aber jetzt bist du hier, sitzt mit deinen Kollegen im Eimer und bist betrunken. Sieh es positiv!"
Vielleicht hatten sie recht. Jedenfalls fühlte sich Breda sicher und geborgen, etwas nachdem sie lange gesucht hatte. "Nein, ich habe nie heraus gefunden, wer es war. Und ich will es momentan auch gar nicht. Ich bin froh, hier zu sein, mit euch, bei der Stadtwache." Sie sah die noch etwas bedrückten Gesichter ihrer Freunde. "Es tut mir leid, dass meine Geschichte nicht spannender und witziger ist. Ich kann mit Halbtags vermatschten Eichhörnchen nicht mithalten!" Ihr Gesicht erhellte sich ein wenig. "Beim nächsten mal erzähle ich euch, wie ich im Dunkeln versucht habe, einen wilden Ochsen um etwas Blut zu erleichtern. Der war davon gar nicht begeistern und zerrte mich quer über die ganze Wiese. Natürlich zur Belustigung des Bauern, der daraufhin seine Gänse auf mich jagte. Sehr unangenehm."
Die Stimmung am Tisch verbesserte sich schlagartig. "Das blöde Eichhörnchen hatte in dem verdammten Schacht nichts zu suchen. Was kann ich denn dafür, dass es unter meine Füße läuft?"
"Du meinst wohl eher unter deinen Eimer, der an deinem Fuß hing." Breda und Ophelia fielen fast von ihren Stühlen vor Lachen, als Halbtag, wild mit den Armen fuchtelnd, versuchte die Situation zu demonstrieren. "Und zu guter Letzt fiel der Stollen noch in sich zusammen. Aber was kann ich denn dafür?" Die beiden Wächterinnen antworteten wie aus einem Mund, "Gar nichts natürlich!"
Den Rest des Abends wurde noch viel getrunken und gelacht. Die Hauptmänner versuchten zwar, weiterhin die lautesten zu sein, aber die drei waren nicht zu übertreffen. Am frühen Morgen machten sie sich auf dem Heimweg.
****Da Ophelia nicht im Wachhaus wohnte, verabschiedete sie sich an einer Kreuzung von den anderen. Halbtag und Breda gingen gemeinsam Richtung Kröselstraße.
"Wie geht es deiner Sonnenallergie, Breda? Sollen wir uns etwas mehr beeilen?" Halbtags Blick galt weiterhin den Pflastersteinen, vielleicht konnte er erkennen, woher sie kamen, vielleicht auch nicht.
"Nein...ist schon in Ordnung. Ich mag den Sonnenaufgang. Und außerdem hab ich ja meine Sonnencreme dabei. Ich muss Daemon noch mal danken, dass er es mir gegeben hat. Es ist wirklich sehr hilfreich."
Einige Minuten später erreichten sie das Wachhaus. Im Korridor begegneten sie den ersten Rekruten, auf ihrem Weg zum Theorie Unterricht.
"Wir sehen uns später beim Unterricht. Ich versuche noch schnell etwas Schlaf nachzuholen." Mit diesen Worten ging Halbtag zu seinem Zimmer.
Breda stand noch einige Minuten im Flur, begrüßte den einen oder anderen Mitrekruten, um dann in ihr Zimmer zu gehen. Es war abgedunkelt und in einer Ecke stand ein nicht wirklich bequem aussehender Sarg. Sie ging hinüber und schlug den Deckel auf. Es befand sich nichts weiter in diesem Sarg, außer ein kleiner spitzer Pflock. Sie nahm ihn in ihre Hände und schaute ihn an. Ein stiller Beobachter hätte sich gewundert, warum ein Vampir einen Pflock im eigenen Sarg aufbewahrte. Aber ein stiller Beobachter hätte verstanden, wenn er sehen würde, wie Breda zu einem kleinen hüfthohen Schrank schritt, ein Streichholz aus der Schublade holt, eine Kerze anzündete, auf die Knie ging und leise sagen würde:
Mein Geliebter, ich werde dich nie vergessen!
[1] Der ultimative Klassiker war: Schatz, ich habe das Sofa zerfetzt! Oder für die romantischen: Schlaflos im Wolfsbau!
[2] hauptsächlich über Halbtags lustige Geschichte, wie er mitten bei den Bergbauarbeiten die Stützträger umwarf, in einen Eimer trat und damit ein Eichhörnchen zertrat. Und alles nur weil er so schnell wie möglich wieder ans Tageslicht gewollt hatte
[3] Breda kann kein Blut sehen
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