Superbulle

Bisher hat einer bewertet.Du hast schon bewertet!

von Korporal Romulus von Grauhaar (GRUND)
Online seit 22. 12. 2004
PDF-Version

 Außerdem kommen vor: RibDaemon LlanddcairfynRogi FeinstichRobin Picardo

Ein neuartiges Erfrischungsgetränk schlägt ein wie eine Bombe. Doch schon bald beschäftigt es die Wache mehr, als ihr lieb sein kann. Besonders schlimm sind die Ereignisse bei GRUND.

Dafür vergebene Note: 12

Kleine Anmerkung meinerseits: Durch den langen Entstehungszeitraum dieser Single ist Rib hier noch nicht mumifiziert und einige zwischenzeitlich zu Gefreiten Beförderten sind noch Rekruten. Alles andere habe ich versucht, bestmöglich an den aktuellen Stand der Dinge in der Wache anzupassen

"Kzoooing, zooooing!"
"Rrräusper"
"Mimimimimi."
Seltsame Geräusche drangen durch die Nacht.
Es war eine dieser typischen Nächte Ankh-Morporks, in denen die normalen Leute schlafen und die anderen normalen Leute ihrem Beruf nachgingen. Und dann gab es noch die ganz und gar nicht normalen Leute.
Während unser Blick langsam von den düsteren Straßen der Schatten, aus denen noch der ein oder andere röchelnde Schrei zu hören ist, weil mal wieder jemand "Selbstmord" begangen hat - durch lautes und meistens auch lallendes Jubeln über einen Gewinn beim Leg-Herrn-Zwiebel-rein spielen zum Beispiel - in die nicht ganz so düstere Sirupminenstraße gleitet, wird ein durchaus bedeutsames Musikinstrument gestimmt. Musikgeschichtlich mag die Überwaldische Arschgeige nicht sonderlich bedeutsam sein, aber in Bezug auf die Schlaflosigkeit eines gewissen vegetarischen Werwolfs, der in der Nachbarwohnung gerade versucht, sich von den Strapazen des vergangenen Tages im Wachhaus an der Kröselstraße auszuruhen, hat sie in der Prioritäten-Liste der bedeutsamen Musikinstrumente den ersten Platz der ewigen Top Ten sicher.
Während wir Romulus von Grauhaar dabei zusehen, wie er versucht, sich das Kopfkissen des improvisierten Bettes seiner neuen Wohnung als Schutzmaßnahme über die leider sehr empfindlichen Ohren zu drücken, hören wir aus dem Nachbarhaus eine markante Stimme mit einem deutlich überwaldischen Akzent, die erste Stimmübungen macht.
Und dann geht es auch schon los, mit einem markerschütternden Schrummen der Geige und einem leicht danebenintonierten Geräusch, das sich mit etwas Phantasie Gesang nennen lässt...


Gar nicht weit von dieser nächtlichen Szene des Schlafraubs entfernt fand ein äußerst merkwürdiges Treffen statt. Das merkwürdige daran war weder das Gesprächsthema, noch die Tatsache dass sich die beteiligten Personen bis dato kaum kannten. Viel merkwürdiger war die Tatsache, dass sie alle in dunkelster Nacht Sonnenbrillen trugen. Außerdem wurde das Gespräch in flüsterndem Ton geführt.
Eine der sonnenbebrillten Gestalten flüsterte:
"Solltet ihr bei dem Ding erwischt werden, kennt ihr mich nicht. Ich will nicht meinen guten Namen für diese Sache riskieren müssen."
"Aber wir kennen dich doch sowieso nicht," antwortete eine andere, kleinere und deutlich schlankere Gestalt ebenfalls im Flüsterton.
"Nun, das könnte euer Glück sein," erwiderte der erste, dessen Schatten etwa so breit wie groß war.
"Unn was machen mir, wenn mir nich erwischt wern tun?" fragte der dritte Sonnenbrillenträger, lang und dürr von Gestalt.
"Dann machen wir kräftig Reibach," zischte der Kleine zurück.
"Nun denn, soweit alles klar?" Das war wieder der Dicke. "Ihr verteilt das Zeug unauffällig und ich gebe euch soviel davon, wie ihr braucht. Dann sehen wir weiter."
"Gut, du bist der Boss, Boss," entgegneten die beiden anderen.
Mit diesen Worten wurde das Treffen stillschweigend aufgelöst und die drei machten sich in unterschiedliche Richtungen davon.


"Kannst du dich denn nicht einmal wie ein normaler Mensch verhalten?"
"Kannst du dich nicht einmal wie ein normaler Kaffeedämon verhalten? Außerdem bin ich kein Mensch, das weißt du sehr gut."
"Aber auch normale Werwölfe trinken um drei Uhr nachts keinen Kaffee mehr."
"Nein, normale Werwölfe streifen nachts durch den Wald und suchen sich das nächstbeste Opfer. Verdammt noch mal, mach mir jetzt endlich einen Kaffee, Mälitta-Tschiehbo!"
In so einer gereizten Verfassung hatte der Kaffeedämon den Korporal bisher noch nicht erlebt, weshalb er entschied, dass er es heute Nacht mal darauf beruhen lassen sollte. Dem eingebildeten Wächter würde er es schon noch eines Tages zeigen. Beleidigtes Blubbern von frisch aufgebrühtem Kaffee klang aus dem Dämonenkasten, als Romulus, unfreiwillig den schrägen Tönen von jenseits der Zimmerwand lauschend, mit rotgeränderten Augen am Tisch Platz nahm. Den Kopf mit dem Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt wartete er darauf, dass Mälitta-Tschiehbo seine Arbeit beendete, dann griff er nach der im Ausgabefach des Dämonenkastens stehenden Tasse, und begann, den wohlduftenden, belebenden schwarzen Trunk zu schlürfen. Die empfindliche Nase ganz dem Kaffeearoma gewidmet, merkte der Werwolf nicht den plötzlichen leichten Geruchsunterschied der Umgebung, der auch nur kurz anhielt. Das einzige was er bemerkte, war ein kurzer, fast unmerklicher Luftzug von der Tür. Er wandte sich um und entdeckte einen Zettel. Es schien sich dabei um Reklame zu handeln, wie der junge Werwolf nach kurzem Betrachten feststellte.



Auf der Rückseite dieses Reklamezettels stand folgendes:
"Superbulle Energietrunk - Machigt aus den muehdigsten Wächtern die ausgeschlafigsten Bürger unserer Stadt. Eine wohlschmeckigende Lihmonarde gepahrt mit der wachrüdtelnden Wierkung von klatschianischem Kaffeh. Jätzt überall wo es Superbulle gebet. [1]"
Wachrüttelnde Wirkung? Kling ja gar nicht schlecht, dachte sich der Ausbilder, bevor er den Reklamezettel in die Tasche des an der Tür hängenden grauen Mantels schob und trotz der schrecklich lauten Geräusche aus dem Nachbargebäude einen weiteren Schlafversuch startete.


Einige Stunden später.
Hauptmann Daemon Llanddcairfyn traute seinen Augen nicht, als er am Morgen das Büro des Ausbildungsleiters der Stadtwache - also sein eigenes - betrat. Ein großer Karton stand mitten in dem Durcheinander aus Rekrutenakten, Statistiken über die prozentualen Absolvierungsquoten der einzelnen Rekruten, Ausbildungsplänen und einer Menge anderem unerledigten Papierkram. Nach kurzem Überlegen, ob dieser Karton schon am Vorabend dort gestanden hatte, beschloss er, ihn erstmal genauer zu untersuchen.
Bei näherer Betrachtung erwies er sich als ein ganz normal verschnürtes Paket, allerdings ohne einen Absender oder ähnliches. Das einzige was darauf geschrieben stand war:
Ein Wärbe-Geschänk führ unsere wohlgeschätzigten Wächter
"Seltsam," sagte er zu sich selbst, "mir scheint, es könnte sich um eine unangenehme Überraschung handeln."
Fast erwartete er ein Ticken zu hören, wurde jedoch enttäuscht. Er beschloss, das Öffnen des Päckchens jemandem Anderen zu überlassen. Zum Beispiel einem seiner beiden Stellvertreter.
"Hmm... die scheinen mir besser geeignet," murmelte er. "Korporal von Braunhaar macht als Werwolf eine Explosion sicher nichts aus, und Igors wie Lance-Korporal Rogi..."
"Fie haben gerufen Meifter?" erklang eine Stimme hinter ihm. Daemon hatte sich zwar fast an Rogi Feinstichs seltsame Form des Erscheinens gewöhnt, aber er fuhr trotzdem beinahe vor Schreck zusammen.
"Ah, Lance-Korporal. Wie wäre es, wenn du mal dieses Paket da vorne öffnen würdest, das seit heute morgen auf meinem Schreibtisch liegt?"
"Fu Befehl Meifter."
Mit diesen Worten machte sich die Igorina an besagtem Objekt zu schaffen. Pappdeckel riss und Papier raschelte. Eine Explosion blieb aus. Es kam auch weder ein Schreckdämon herausgesprungen noch wurde Rogi von einem exotischen Tier angefallen. Der Hauptmann entschied, dass es wohl ungefährlich war, einen Blick ins Innere des Pakets zu schauen.
"Was ist das denn?"
"Fieft irgendwie feltfam auf. Wie kleine filberne Röhren, die am Ende von einer Blechfeibe fufammengehalten werden."
"Diese Umschreibung stimmt auffallend genau."
Der Ausbildungsleiter fasste sich ein Herz und zog eine der Röhren aus dem Karton. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen Behälter in der Art einer etwas zu lang geratenen Blechdose handeln musste. Die Blicke der beiden Wächter fielen auf die Beschriftung der Dose.

Erst jetzt bemerkte Daemon einen Zettel, der ebenfalls im Karton lag.
Der Inhalt dises Kahrtons isset ein Wärbegeschänk führ die flaisigen Rekruten der Stadtwache.
Gezaichnet, die Superbulle-Gesellschaft

"Äußerst Interessant. Und das sind ja mindestens mal 50 Dosen von dem Zeug."
"Genau fiebenundfechfig Ftück, För!"
"Nun denn, wir sollten die Dosen gerecht an die Rekruten aufteilen."


Ein wenig entfernt von diesem Anflug von Großzügigkeit saß zur gleichen Zeit Feldwebel Picardo, seines Zeichens Abteilungsleiter der Dienststelle zur Oberservierung von Gildenangelegenheiten, ebenfalls ratlos vor einem Paket, das am Morgen im Wachhaus am Pseudopolisplatz für ihn abgegeben und soeben eilig von einem Gefreiten ins Boucherie Rouge gebracht worden war. Die Aufschrift war haargenau die gleiche wie die auf dem Päckchen, das Hauptmann Daemon soeben von Rogi hatte öffnen lassen. Doch dieses Paket war eher länglich geformt. Natürlich konnte der Feldwebel nichts von den Ereignissen in der Kröselstraße wissen, weshalb er dieses Päckchen misstrauisch beäugte. Sollte er es öffnen? Oder doch lieber einen Knallpulverexperten von FROG anfordern, der das Paket dann unter Hochsicherheitsvorkehrungen geöffnet hätte. Robin schreckte aus seinen Gedanken auf, als Vico van Vermeer unangekündigt ins Büro platzte.
"Guten Morgen, Schäff! Gut geschlafen? Ich muss schon sagen, diese Augenringe passen hervorragend zu der tristen, grauen Uniform. Oh, was haben wir denn da? Ein Geschenk?"
Bevor Picardo irgendetwas erwidern konnte, hatte Vico schon damit begonnen, sich über den Karton herzumachen.
"Tatsächlich. Für die wohlgeschätzten Wächter. Wollen wir doch mal sehen was es ist."
Während sich Robin vergeblich unter das Himmelbett zu ducken versuchte, flogen die Fetzen des Kartons nur so durch die Gegend. Zum Vorschein kam kein Sprengsatz sondern eine größere Menge Wächter-Schlagstöcke. Nicht in den tristen Standardfarben, sondern in knalligem blau-silber. Während Vicos Miene sich langsam trübte, weil er wohl etwas anderes erwartet hatte, Blumen oder etwas Ähnliches vielleicht, wagte sich der Abteilungsleiter langsam näher. Er nahm einen der Schlagstöcke heraus und wog ihn abschätzend in der Hand.
"Hmmm... keine schlechte Qualität. Nur ein wenig auffällig."
Erst jetzt fiel sein Blick auf die Aufschrift, die der Schlagstock trug:
Superbulle verleihigt Prügel


"Rekruten, antreten zum Superbulle-Empfang!"
Die Stimme Korporal von Grauhaars hallte durch das Wachhaus und erreichte sicher auch diejenigen Rekruten, die trotz fortgeschrittener Uhrzeit noch eben jenen nächtlichen Tätigkeiten nachgingen, die dem Korporal so sehnlich fehlten: Gesunder, ungestörter Schlaf. Die Abteilungsleitung von GRUND hatte sich mit samt des Superbulle-Kartons am Wachetresen aufgebaut und beobachtete nun, wie die einzelnen Rekruten misstrauisch aus dem Schlafsaal, den Rekrutenbüros und der Kantine herbeigeströmt kamen und Aufstellung anzunehmen versuchten. Nachdem auch der letzte schläfrige Wächter mit müdem Blick in der Reihe stand, schritt Hauptmann Llanddcairfyn die Reihen seiner Untergebenen ab.
"Nun denn," verkündete er. "Heute Morgen wurde in meinem Büro ein Paket abgegeben mit einem Geschenk für unsere schöne Abteilung. Es handelt sich hierbei offenbar um ein aufmerksamkeitssteigerndes Getränk namens Superbulle in seltsamen dosenförmigen Verpackungen. Da dieses Werbegeschenk an die Abteilung im Allgemeinen gerichtet ist, wird es jetzt von meinen beiden Stellvertretern gerecht an euch ausgeteilt."
Daemon hielt inne, in Erwartung eines Applaus oder ähnlicher Beifallsbekundungen. Stattdessen brach ein unkontrolliertes Gemurmel unter den Rekruten aus, bis sich schließlich eine meldende Hand zögerlich nach oben reckte.
"Ja, Rekrutin Keiner?"
"Ähhm, Sör? Wie schmeckt dieses Getränk eigentlich?"
"Das werden wir noch herausfinden."
Der Llamedosianer machte sich eine gedankliche Notiz, eine Dose Superbulle in einem SUSI-Labor untersuchen zu lassen, bevor ein Wächter etwas davon trinken durfte.
In der Zwischenzeit waren Rogi und Romulus schon mit einigen Dosen in der Hand unterwegs, um jedem Rekruten eine davon auszuhändigen.
"Eine Dose Superbulle übergeben."
"Eine Dose Superbulle übernommen."
"Korporal, was sagst du da?" ertönte die fragende Stimme des Hauptmanns, als er diesen Wortwechsel mehrfach zu hören bekommen hatte.
"Keine Ahnung, aber es fühlt sich irgendwie ... richtig an," antwortete der hauptberufliche RUM-Ermittler wahrheitsgemäß.
"Lass es bitte sein."
Komisch, dachte sich Romulus, ich habe 20 Dosen zum Verteilen, Rogi auch. Wo ist denn der ganze Rest geblieben?


Wenige Minuten später waren die Rekruten Frän Fromm und Igorus mit einer Dose Superbulle unterwegs ins Hauptwachhaus am Pseudopolisplatz. Daemon hatte seine Überlegung in die Tat umgesetzt und wollte das Getränk erst einmal von einem SUSI-Laboranten analysieren lassen. Nach einem kurzen Fußmarsch durch die Straßen der Stadt erreichten die beiden Wächter schließlich die Götterinsel und den Pseudopolisplatz. Sie betraten das Wachhaus, grüßten die Tresendienst verrichtenden Kollegen und begaben sich zu Hauptmann McDwarfs Büro. Auf dem Weg dorthin stießen sie fast mit Feldwebel de Garde zusammen, der sie böse anfunkelte.
"Seit wann grüßt man seine Vorgesetzten nicht mehr?" wollte der Tatortsicherer wissen.
"E... Entschuldigen sie, S... Sör, wir haben sie gar nicht bemerkt," stammelte Frän.
Doch Larius schien mittlerweile mit den Gedanken eine andere Richtung eingeschlagen zu haben.
"Was hast du da in der Hand, Rekrutin?"
"Eine Dose Superbulle, Sör," erwiderte sie. "Wir haben den Auftrag von Hauptmann Llanddcairfyn, sie zur Untersuchung zu SUSI zu bringen."
"Das könnt ihr euch sparen. Der stadtbekannte Erfrischungsgetränke-Hersteller Lord Emil von Schwäpps zu Pepsenstein hat sich bei Kommandeur Ohnedurst über die unlauteren Wettbewerbsmethoden der Superbulle-Firma beschwert. Daraufhin hat der Kommandeur höchstpersönlich eine derartige Untersuchung angeordnet und das bereits vor zwei Stunden. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr bereits eine Kopie des entsprechenden Laborberichts bei Hauptmann McDwarf bekommen. So, ich muss weiter. Schönen Tag noch."
"Auf Wiedersehen, Sör!" kam es aus den Mündern der beiden Rekruten wie aus der Rakete geschossen. Doch Feldwebel de Garde war bereits in einem Büro verschwunden.


Superbulle schlug ein wie eine Bombe. Nachdem die SUSI-Untersuchung ergeben hat, dass keine giftigen Stoffe in der rötlich-braunen Flüssigkeit enthalten waren, wurde es mit Erfolg bei den Rekruten eingesetzt: Nach einer Dose Superbulle waren die Sinne geschärft, die Müdigkeit wie vertrieben und der Dienst ging bei jedermann besser von der Hand. Die Schlagstöcke wurden an die Streife gehenden Wächter von GRUND und SEALS verteilt und bei den Hauptabteilungen war die bombastische Wirkung des Aufputsch-Getränks schnell Gesprächsthema Nummer Eins. In den nächsten Tagen wurde ein deutliches Plus an gelösten Fällen und verhafteten Kriminellen verzeichnet.
Romulus hatte bisher keinen Schluck Superbulle getrunken. Der penetrant-süßlich-künstliche Geruch desselben war für seine empfindliche Werwolfsnase schon zu viel, da wollte er gar nicht mehr den Geschmack herausfinden. Für ihn ging der Dienst ganz normal weiter, mit dem kleinen Unterschied, dass alle um ihn herum in außerdienstlichen Gesprächen fast nur noch über das neue Getränk quatschten. Schließlich entschloss er sich eines Abends, dem Eimer nach längerer Zeit mal wieder einen Besuch abzustatten.


Im Eimer herrschte wie immer reger Betrieb an Wächtern die zum Dienstschluss dort ihre Sorgen hinunterspülten oder sich gegenseitig von ihren Erlebnissen berichteten. Direkt nach dem Eintreten fiel dem Werwolf das silber-blaue Werbe-Banner ins Auge, das jemand, wahrscheinlich Herr Käse, über der Theke angebracht hatte. Hier also auch, dachte sich der hauptberufliche Ermittler und nahm an einem Tisch platz, an dem bereits Araghast Breguyar, Maximilian R. Schreckt, Dragor Nemod und Rib saßen, die offensichtlich in ein ernstes Streitgespräch vertieft waren.
"Warum sollte Superbulle schädlich sein? Bisher ... Hallo Romulus!"
"Hallo zusammen, was gibt’s denn neues?"
"Bregs macht sich mal wieder unnötige Verschwörungsgedanken," erwiderte Rib, der in einem Glas mit einer Flüssigkeit badete, die verdächtig nach Superbulle roch.
"Ob sie unnötig sind oder nicht, lass immer noch meine Sorge sein," wandte sich der Püschologe an seine Kollegen und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Untervektor-Rum.
"Eddie Wollas hat jedenfalls in einem seiner Romane geschrieben, dass ein verrückter Wissenschaftler mit einer Droge, die als Erfrischungsgetränk getarnt war, versucht hat, die Weltherrschaft an sich zu reißen und wenn man dem Buch 'Die hundert größten Verschwörungen der Scheibenwelt, gesammelt, entschlüsselt und analysiert von Erik von Nichtsfjord' glauben schenken darf, gab es da eine Gruppe die sich 'Die Limmonaten' nannten und..."
"Ach Bregs, mach dir doch nicht immer so einen Kopf um Dinge, die irgendein unbekannter Buchautor loswerdigen musste, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen!" ließ sich der Schwarze Mann vernehmen, der gerade dabei war, Superbulle aus einer Dose in ein halbvolles Glas Bier zu schütten.
"Übrigens, das solltest du auch mal ausprobieren: Bier schmeckt mit Superbulle gemischt viel besser. Außerdem darf ich dann zwei Gläser trinken, weil sie nur halbvoll mit Bier sind."
"Ich glaube, ich nehme erstmal 'nen Kaffee."


Während die Wächter im Eimer saßen und über Superbulle und andere Dinge [2] unterhielten, fand mal wieder ein geheimes Treffen in den Schatten statt.
"Gute Arbeit Jungs! Das ganze läuft ja besser als geplant."
"Danke, Boss!"
"Jetzt brauchen wir nur noch abwarten um dann Phase zwei unseres Plans in die Tat umzusetzen."
Eigentlich sollte man an dieser stelle ein irres, diabolisches Lachen im Stile von "muahaha" erwarten, aber der "Boss" ließ nichts dergleichen hören.
"Warum tun mir nich schon jetz mit der Phase zwei anfangen?"
"Weil es jetzt noch zu früh ist. Wir müssen warten bis unser Getränk die erhoffte Wirkung erzielt."
Wieder ertönte kein verrücktes Lachen, stattdessen wurde die Versammlung der drei Gestalten aufgelöst.



Streife gehen gehörte zum GRUND-Alltag dazu wie Kohl zur täglichen Speisekarte eines Restaurants in der Sto-Ebene. Auch kam es gelegentlich zur ein oder anderen Verfolgungsjagd. Seit der Einführung von Superbulle waren diese, wie bereits erwähnt, sogar meistens von Erfolg gekrönt.
Doch schon bald sollte etwas passieren, dass in der Wache zu einem Umdenken führen könnte, wenn jemand die Ursachen davon richtig beurteilen würde.
Am nächsten morgen war Rekrut Mellon auf Streife. Natürlich nichts Besonderes für ihn, der bereits seit über einem halben Jahr der Stadtwache angehörte. Seinen richtigen Namen hatte er bisher niemandem mitgeteilt, was in der Wache zwar misstrauisch beäugt, aber trotzdem stillschweigend geduldet wurde, da man davon ausging, es könnte besser sein, nichts von einer Vergangenheit zu erfahren die der Besitzer eben dieser Vergangenheit nicht preisgeben wollte. Bei Mellon verhielt sich das ganze leider ein wenig anders. Er hatte keine schlimme Vergangenheit, eher eine ausgesprochen langweilige, und wollte mit diesem Decknamen nur seinen eigentlichen Namen verheimlichen, der ihm ein wenig peinlich war. Wer heißt schon gerne Märipipin Bonbardarwen Arabrandibalf. Mellon klang da schon viel besser, fand er und verriet damit ein klein wenig seine Herkunft, denn er stammte aus dem fernen Sturztal, einem kleinen Ort in den Mittlanden, aus dessen Heimatdialekt das Wort Mellon stammte.
Das alles war ihm aber jetzt herzlich egal, denn er hatte gerade eine Dose Superbulle getrunken und fühlte sich prächtig. Seine Sinne waren geschärft, so dass er trotz Menschenmenge die Taschendiebin sofort bemerkte, die, ganz in schwarz gekleidet, einem Passanten gerade die Brieftasche aus dem Mantel gezogen hatte und nun, da sie den Wächter plötzlich hinter sich sah, Fersengeld gab, wie keine zweite. Schon war sie in einem Häusereingang verschwunden und polterte die Treppe hinauf. Mellon rannte hinterher und überließ es seinem Kollegen, dem Troll Zahnstein, die Menge in Schach zu halten.
Als Mellon schließlich auf dem Dach angekommen war, war von der Diebin weit und breit nichts zu erkennen. War er etwa die falsche Treppe hinauf gerannt? Tatsächlich! Auf dem Nachbardach bewegte sich eine dunkel gekleidete Gestalt und versuchte, Deckung zu finden. Nun hieß es wohl: springen. Doch zwischen den beiden Dächern war ein Abstand von schätzungsweise über 6 Metern. Mellon überlegte kurz, dann griff seine Hand ganz automatisch in die Uniformtasche, in der sich eine Dose Superbulle befand. In wenigen Sekunden war die Dose leer und der Inhalt der selbigen befand sich in Mellons Magen. In den Adern des Rekruten pumpte das Adrenalin pur. Die 6 Meter schrumpften förmlich zusammen. Mellon fühlte sich, als wären ihm Flügel gewachsen. Er nahm Anlauf und sprang.


In einem anderen Teil der Stadt. Auch hier waren zwei Rekruten unterwegs, die den Auftrag hatten, einen Verdächtigen zu beschatten. Es handelte sich hierbei um den Zwerg Gron Goldraucher und seinen menschlichen Kollegen Edgar Richter. Die beiden gehörten zu der Sorte von Rekruten, die eigentlich recht fähig sind, aber im entscheidenden Moment meistens versagten. Das lag im Falle von Gron hauptsächlich an seinem suchtartigen Konsum von Tabak mit ein wenig Goldkraut, durch welchen er zur Selbstüberschätzung neigte, was ihn bisher in ständigen Zoff mit seinen Vorgesetzten gebracht hatte. Edgar wiederum brauchte gar kein Goldkraut. Bei ihm war die Selbstüberschätzung geradezu angeboren. Er hielt sich für den perfekten Gentleman und begegnete jedem mit Verachtung, der dies in seinen Augen nicht war. So hielt er es geradezu für eine Farce, dass man ihn mit Goldraucher zusammen auf eine Beschattung geschickt hatte. Er alleine wäre sicher viel schneller und besser zurechtgekommen, dieser goldkraut-abhängige Zwerg war doch nur eine Behinderung für ihn, Edgar Richter, Urururgroßenkel, des berühmten Wenzel Stanislaus Oskar Graf von und zu Richterhausen [3]. Und diese Tatsache hielt er seinem Kollegen natürlich bei jeder Gelegenheit vor, so auch jetzt gerade.
"Ich würde den Mann auch alleine beschatten können. So ein Süchtling wie du ist erstens alles andere als die passende Gesellschaft für einen Gentleman und zweitens nur eine Behinderung für jemanden wie mich."
Goldraucher antwortete nur mit einem Knurren und sog genüsslich an einer frischgedrehten Zigarette mit ein wenig Goldkraut darin.
Als die beiden zufälligerweise wieder in Richtung des Verdächtigen blickten, war dieser verschwunden.


REKRUT MELLON, erklang eine tiefe Stimme.
Der junge Wächter schaute an sich herunter und erblickte ... sich. Und zwar in einer sehr unschön aussehenden breiigen Form.
"Oh!" war alles was er herausbekam.
Dann drehte er sich um und erblickte eine Gestalt die er kannte: Er hatte das knochige Wesen im schwarzen Mantel bereits auf alten Bildern im Wachhaus an der Kröselstraße gesehen.
"Bist du Kommandeur Tod?" stellte er die in diesem Moment überflüssigste aller Fragen.
LASS DAS ‚KOMMANDEUR’ WEG. ICH BIN SCHON EINE GANZE WEILE AUSSER DIENST.
"Ich bin also... Was geschieht jetzt?"
NUN, DU SOLLTEST DURCH DIESE TÜR HIER GEHEN, DAHINTER GEHT ES WEITER.
Mellon hatte vor lauter faszinierendem Schrecken nur am Rande mitbekommen, dass sie während des Gesprächs aus der Welt der Lebenden in eine dunkle Umgebung, die irgendwo zwischen Leben und Tod liegen musste, gewandert waren. Jetzt standen sie vor einem großen steinernen Tor.
"Und dahinter liegt das Reich der Toten?"
WENN DU DAS GLAUBST.
"Und was muss ich tun?"
SPRICH FREUND UND TRITT EIN.


Im Wachhaus an der Kröselstraße war die Hölle los. Zuerst hatte der Troll Zahnstein Bericht erstattet, was - für Trolle nicht ungewöhnlich - eine ganze Weile gedauert hatte. Dann waren einige Wächter zusammen mit Lance-Korporal Feinstich aufgebrochen, um Mellons sterbliche Überreste vom Boden zu kratzen und der SUSI-Gerichtsmedizin zu übergeben. Zwar stand der Sturz vom Dach als Todesursache fest, doch wie es dazu gekommen war, konnte man nicht so ohne weiteres sagen.
Als Rogi in Begleitung der beiden Rekruten Igor Iwitsch Igorson und Herr Kurbel das Wachhaus verlassen hatte, kehrte erst einmal trügerische Ruhe ein, die Romulus bei einem gemütlichen Kaffee in der Kantine genießen wollte. Doch kaum befand sich das duftende Heißgetränk in Romulus' Tasse, als Biene Niemand atemlos hereingestürmt kam.
"Frau Willichnicht steht am Tresen und verlangt driiiiingend einen Vorgesetzten zu sprechen."
Wo war eigentlich der Hauptmann, wenn man ihn brauchte? Überhaupt hatte Romulus Hauptmann Daemon schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Was soll's, er hatte andere Sorgen. Mühsam erhob sich der vegetarische Werwolf von seinem Sitz und folgte mit ausdrucksloser Miene der ehemaligen Friseuse zum Wachetresen, an dem in voller Lebensgröße (und -breite) Frau Amalie Willichnicht stand mit dem typischen aufgebrachten Gesicht.
Schade, dass Houp Winters nicht mehr bei uns ist, dachte sich der Hauptberufliche Ermittler, sie war die einzige, die irgendwie mit Frau Willichnicht zurecht kam.
"Was fällt ihren Rekruten eigentlich ein?" empfing ihn die "Geißel der Wache" auf die gewohnte Art und Weise. "Reicht es nicht, dass sie hier im Wachhaus ein erschreckendes Zusammentreffen von Inkompetenz und Unfreundlichkeit darstellen? Müssen sie jetzt auch noch auf offener Straße sich gegenseitig mit ihren Dienstschwertern durchbohren?"
Romulus fiel aus allen Wolken. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht.
"W...w...w...waaaas? Meinen sie das ernst, Frau Willichnicht?"
"Als ob ich jemals gescherzt hätte. Sie können sich ja selbst davon überzeugen."
"Das werde ich."
Der Korporal warf sich seinen grauen Mantel über und folgte einer wütend von Dannen stapfenden Amalie Willichnicht.


Rogi, Igor und Herr Kurbel waren derweil an den sterblichen Überresten von Mellon angelangt. Der Unfallort war bereits von SUSI mit rot-weißem Band abgesperrt worden und Charlie Holm und Jack Narrator waren über die breiige Substanz gebeugt, die einmal Rekrut Mellon war.
"Fon erfte Ergebniffe, Jack?" wandte sich die Ausbilderin an den Gerichtsmediziner.
Dieser ließ ein langgezogenes "Hmmmmmmm..." hören, bevor er antwortete:
"Sieht so aus, als hätte er irgendwie überreagiert. Wir haben eine Dose Superbulle bei ihm gefunden, die er wohl unmittelbar vor seinem Tod getrunken haben musste."
Superbulle also, dachte sich Rogi, war es Schuld am Tod des Rekruten?
"Nun, wir follten die Leiche wohl fu dir inf Labor bringen. Ich gebe dir Herrn Kurbel mit, der dir ficher gut beim Abtranfport helfen kann. Herr Kurbel, wenn du fertig bift, melde dich bitte wieder im Wachhauf an der Kröfelftrafe."
"Jawohl, Mäm. Ich Werde Mich Wieder Bei Dir Melden."
Der Golem machte sich an die Arbeit und die beiden Igors begaben sich zurück ins Wachhaus.


Auf dem Monetenplatz im Bezirk Sirupminenstraße. Zwei sonnenbebrillte Gestalten platzierten sich in Deckung gegenüber der BAMBI-Bank [4] und warteten einen geeigneten Zeitpunkt ab.
"Hehehe," hätte man den kleineren der beiden hören können, wenn man zufälligerweise hinter dem gleichen Eselskarren in Deckung gegangen war.
"Die Bullen sollten dank Superbulle genug beschäftigt sein und wir können in der Zwischenzeit in aller Seelenruhe die Bank ausräumen."
"Schlauer Plan, den mir da haben!"
"Natürlich ist der Plan schlau. Nur was mich daran stört ist, dass wir hinterher mit dem Boss teilen müssen."
"Wieso müssen mir teilen? Mir haben noch nie geteilt."
"Du bist gar nicht so dumm, wie du immer tust. Wir sollten einfach mit dem Geld untertauchen, und wenn die Bullen durch dieses Getränk irgendwie auf ihn aufmerksam werden sollten sind wir längst irgendwo verschwunden."
Sie warteten nicht mehr lange ab. Wenige Minuten später hielten die beiden Ganoven den richtigen Zeitpunkt für gekommen und begaben sich in die Bank. Dort zogen beide Ganoven kurzerhand je zwei Pistolenarmbrüste.
"Hände hoch.Das ist ein Überfall."
"Ja, un gebt uns euer Geld, mir brauchen das viel dringender als ihr."


Im Gerichtsmedizinischen Labor herrschte zwar noch kein Hochbetrieb aber das sollte sich schnell ändern. Jack Narrator und Humph McDwarf waren mit den verschiedensten Untersuchungen und Analysen beschäftigt, als die Tür aufschwang und ein mit den Nerven ziemlich am Ende angelangter Korporal Romulus von Grauhaar förmlich hineinstürmte. Gefolgt wurde er von zwei Trollen, den Rekruten Zahnstein und Tuffstein, die jeder eine Leiche hereintrugen. Es waren die Überreste der Rekruten Goldraucher und Richter, beide verunziert mit einer unschönen Stichwunde wie von einem Wächterschwert.
"Arbeit für euch!" war das einzige was der stellvertretende Ausbildungsleiter noch rausbekam.
"Romulus, du siehst überarbeitet aus," meinte Humph. "Du solltest besser mal eine Pause machen. Oder eine Dose Su..."
"Bestimmt nicht! Nicht nach dem, was hier passiert ist. Seid ihr wirklich sicher, dass dieses Getränk keinen Schaden verursachen kann?"
"Nun, die Analyse des Getränks hat keine Gefahren ergeben, allerdings hatte Mellon wirklich viel Superbulle intus. Es kann also sein, dass es in größeren Mengen zu sich genommen, nicht nur die Aufmerksamkeit steigert, sondern sogar übersteigert, so dass es zur Selbstüberschätzung kommen kann."
"UND DAS SAGT IHR ERST JETZT? NACHDEM ZWEI WEITERE REKRUTEN GESTORBEN SIND? EURE KOMPLETTE ABTEILUNG IST DA DRAUSSEN UNTERWEGS!"
"Reg dich ab," versuchte Jack den Werwolf zu beruhigen, "erstens war es nur eine Vermutung, zweitens haben wir erst vor fünf Minuten den hohen Superbullegehalt in Mellons Mageninhalt gefunden, also hätte das diesen beiden hier nichts genützt. Übrigens kann ich auch nach einem kurzen Blick auf die beiden Leichen schon sagen, dass die Todesursache nicht Superbulle gewesen sein kann."
"Nun, die beiden Rekruten waren nicht gerade für ihr ruhiges und abgebrühtes Verhalten bekannt. Edgar war schon immer ein wenig überheblich, um es milde auszudrücken, und Gron hatte da dieses Problem mit seinem Goldkraut, was ihn auch recht unerträglich machen konnte. Ich kann mir vorstellen, dass bei ihnen Superbulle eine viel extremere Wirkung in Punkto Selbstüberschätzung gehabt haben könnte, als z.B. bei Mellon oder bei anderen Wächtern."


Keine Viertelstunde später war von Kommandeur Ohnedurst ein allgemeines, die Wache betreffendes Superbulle-Verbot erlassen worden und es war ein Antrag zu Lord Vetinari unterwegs, das Getränk stadtweit zu verbieten.
Rogi und Romulus kümmerten sich darum, dass die bei den Rekruten noch verbliebenen Dosen eingesammelt und ordnungsgemäß vernichtet [5] wurden. Dabei trafen sie die Stellvertreter der anderen Abteilungen, die offensichtlich mit der gleichen Aufgabe betraut wurden.
"Wißt ihr, was mich bei der ganzen Sache irgendwie stört?" fragte Dragor Nemod seine Kollegen. "Wenn jemand Wächter umbringen wollte, hätte er das doch viel effektiver und sicherer auf die althergebrachte Art machen können. Man hätte doch nicht das Risiko eingehen müssen, dass man beim Abliefern der Geschenk-Pakete entdeckt wird."
"Mich stört vielmehr, dass GRUND 67 Dosen Superbulle geschenkt bekam, aber davon 27 irgendwie verschwunden sind," ließ sich Romulus vernehmen.
"Aha, dir ift ef alfo auch aufgefallen, daff da waf verfwunden ift," erwiderte Rogi.
"Ich werde mal ein ernstes Wörtchen mit Daemon reden," versprach Venezia, die Hauptmann Daemon Llanddcairfyn schon lang genug kannte, um sich denken zu können, was mit den restlichen Dosen passiert ist.
Die anderen 6 Stellvertreter schwiegen. Erstens gab es sowieso nichts mehr dazu zu sagen und zweitens wollten sie nicht wegen übler Nachrede gegenüber vorgesetzten Offizieren bei IA vorstellig werden müssen. Dennoch waren sie beunruhigt. Es gab also noch 27 Dosen Superbulle in der Wache. Was, wenn jemand sich über das Verbot hinwegsetzte und es dadurch erneut zu ... Komplikationen kam? Gerade bei Rekruten konnte man schlecht einschätzen, wie sie handeln würden. Es wäre ja nicht der erste Fall von Kleptomanie in der Stadtwache.


Monetenplatz, Bezirk Sirupminenstraße.
Bankdirektor Jeremias Guldentreu war, entgegen seiner sonst so ruhigen und zuvorkommenden Art, deutlich wütend. Er hatte jetzt schon dreimal per Semaphor die Stadtwache benachrichtigen lassen, dass bei ihm eingebrochen wurde, und trotzdem gab es bisher noch keine Reaktion von Seiten der Polizei Ankh Morporks.
Das wird Konsequenzen haben, dachte er sich. Und wenn ich dafür zu Lord Vetinari muss.
In diesem Moment schwang die Eingangstür der Bank auf und zwei SEALS-Wächter betraten das Kreditinstitut. Allerdings konnte Guldentreu auf den ersten Blick nur einen erkennen, denn der Mann, der dort auf ihn zukam, war recht groß und Hühnenhaft gebaut. Dass sich noch ein zweiter Wächter im Raum befand, bemerkte der Bankdirektor erst, als ihm eine Frage gestellt wurde, aber sich die Lippen des Hühnen nicht bewegt hatten.
"So, hier ist also eingebrochen worden?"
Erst in diesem Moment bemerkte Jeremias den blauen Kobold auf der Schulter des anderen Mannes. Vor lauter Staunen hatte er seinen Zorn fast komplett vergessen. Er rückte seine Brille zurecht und antwortete:
"Ja, und es wird auch langsam Zeit, dass sich endlich mal jemand von der Wache darum kümmert."
"Dafür sind wir ja hier," erwiderte der Gnom. "Sind sie Jeremias Guldentreu?"
"Der bin ich, und mit wem habe ich die Ehre?"
"Korporal Rib McLaut ist mein Name, ich bin stellvertretender Schäff in der Abteilung SEALS. Mein Kollege hier ist der Gefreite Yogi Schulterbreit. Sie gestatten dass wir uns ein wenig umsehen?"
Noch bevor Guldentreu dem Kobold antworten konnte, hatte dieser bereits eine Art Enterhaken durch die Gegend geschleudert, und war gerade dabei, sich zum Tresor zu hangeln.
"Natürlich," kam die verspätete Antwort des Bankdirektors.
"Yogi, übernimmst du mal die Zeugenbefragung?" rief der Korporal herüber, während er den aufgebrochenen Geldschrank inspizierte.
Der Riese, der sich bisher noch kein einziges Mal zu Wort gemeldet hatte nickte.
"Nun, Herr Guldentreu, sie waren anwesend, als der Banküberfall stattfand, nehme ich an."
"Ja, natürlich, die Filiale der BAMBI hier im Sirupminenbezirk ist nicht so groß, dass es sich lohnen würde, viele angestellten zu beschäftigen. Dennoch haben wir hier nicht gerade mit wenig Geld zu tun, denn immerhin wohnen einige vermögende Leute in diesem bezirk, die uns ihr Geld und ihre Wertsachen gerne anvertrauen, da wir einen hohen Sicherheitsstan..." Er unterbrach sich. "Sie sehen ja selbst, unser guter Ruf ist hinüber, wenn die Täter nicht schnell gefasst werden."
"Nun, wann genau fand dieser Einbruch statt?"
Guldentreu zog eine goldene Taschenuhr aus seiner Westentasche. "Es ist jetzt ziemlich genau eine Stunde her. Die Räuber sind wahrscheinlich schon längst über alle Berge."


Viel weniger weit entfernt, als Bankdirektor Guldentreu sich dachte, saßen die beiden Bankräuber und zählten ihre Beute.
"Das sin sicher mehrere Millionen Dollar. Mir sin reich!"
"Ja, die Idee mit dem Superbulle-Getränk war wirklich genial. Nur schade für den Boss, dass er von seiner Idee nicht viel haben wird. In wenigen Stunden sitzen wir mit einem Koffer voller Zaster im nächsten Schiff zu den Braunen Inseln und..."
"IHR NIRGENDWOHIN SITZEN!"
Ein Troll stand plötzlich in den Überresten der Tür. Seine Ausmaße waren in erster Linie groß. Bei längerem Hinsehen würden einem noch andere Ausdrücke für seine Gestalt einfallen, solche Begriffe wie "gigantisch", "riesenhaft", "massiv" et cetera.
"Der Boss das gar nicht gut finden, wenn er erfahren was ihr vorhaben."
Hinter dem Troll tauchte eine fettleibige Gestalt auf, die zum ersten Mal im Beisein der beiden Bankräuber nicht mit hohem Mantelkragen, Sonnebrille und breitkrempigem Hut bekleidet war, so dass diese erstmalig sein Gesicht identifizieren konnten. Der Schreck fuhr ihnen deutlich in alle Glieder, als sie den Mann erkannten.


Venezia Knurblichs Gespräch mit Hauptmann Llanddcairfyn hatte nicht lange gedauert. Die Worte, die dort drin im Büro des Ausbildungsleiters gewechselt wurden, konnten nur erahnt werden, jedenfalls trat Oberleutnant Knurblich kurze Zeit später mit einem triumphierenden Lächeln heraus, den Superbulle-Karton mit den restlichen Dosen im Schlepptau. Natürlich musste dieses Ergebnis erstmal den beunruhigten Stellvertretern, die bisher über den Vorfall im gegenseitigen Einvernehmen Stillschweigen gewahrt hatten, mitgeteilt werden. Außer Rib, der sich um die Ereignisse in der BAMBI-Bank kümmern musste, hatte Veni die anderen schnell zusammengetrommelt. Glücklicherweise waren alle 27 Dosen noch beisammen, so dass die sechs Abteilungs-Vizes beschlossen, niemand anderem etwas davon zu erzählen, es war ja auch nichts weiter passiert. Die 27 Dosen wurden ebenfalls im Ankh entsorgt, an der gleichen Stelle wie einige Zeit zuvor der Großteil der Wachebestände an Superbulle.


"Waaaas? Unmaskiert?" Rib schienen förmlich die Augen aus dem winzigen Koboldsschädel zu treten, als Guldentreu die fehlende Maiskierung der beiden Ganoven erwähnte. "Entweder diese Räuber waren unheimlich dumm oder unheimlich dreist."
"Oder sie haben Superbulle getrunken und sich selbst ein wenig überschätzt," erwiderte Yogi, einem spontanen Geistesblitz folgend.
"Hey Yogi, du hast recht! Wenn Rekruten von diesem Zeug überheblich werden, dann sicher auch Verbrecher. Schließlich besteht häufig zwischen den beiden Berufsgruppen kein großer Unterschied."
In diesem Moment wurde die Szenerie von drei SUSIs betreten, die schnellstmöglich zur BAMBI-Filiale geeilt waren, nachdem sie bei den Spurensicherungen in den Rekrutentodesfällen nicht mehr benötigt wurden. Es handelte sich um Gnomen est Nomen, Akkhuna Lupus und Olga-Maria Inös, die ohne große Umschweife mit den Absperr- und Spurensicherungs-Arbeiten begannen. Nach kurzem Gespräch zwischen Rib und Akkhuna trat diese auf Guldentreu zu und holte einen kleinen Kasten heraus, der ein wenig nach einem Ikonographen aussah.
"Herr Guldentreu, sie sagten vorhin zu Korporal McLaut, dass die Täter unmaskiert waren. Würden sie so freundlich sein, und eine genaue Beschreibung der beiden Bankräuber abgeben, damit unser Van-Thom-Bild-Dämon Picrrzzzo Bilder von ihnen anfertigen kann." [6]
Rib und Yogi verabschiedeten sich mit einem kurzen Nicken in Richtung von Herrn Guldentreu und beeilten sich, zurück ins Wachhaus zu kommen, um ihre Erkenntnisse weiterzugeben.


Durch das Superbulle-Verbot war wieder eine gewisse Normalität eingekehrt. Natürlich sprachen die Wächter über kaum etwas anderes als die mysteriösen Todesfälle der Kollegen und das damit zusammenhängende Verbot des bewusstseinssteigernden Getränkes. So auch Herr Kurbel und Nora Antonia Luna van Hirudo, zwei Rekruten, die gerade auf Streife waren, und sich der Ponsbrücke näherten.
"Ich Weiß Gar Nicht, Warum Alle Von Diesem Getränk Zu Sich Genommen Haben. Meine Vorsichtige Analyse Ergab Keine Brauchbaren Inhaltsstoffe, Einen Scheußlichen Geruch Und Auch Keinen Guten Geschmack."
"Wie konntest du das denn feststellen als Golem?"
"Persönlich Gar Nicht, Aber Andere Wächter Haben Mir Diese Eigenschaften Mitgeteilt."
Nora schien plötzlich gar nicht mehr aufzupassen. Ihr blick war auf die Ponsbrücke gerichtet.
"Herr Kurbel, schau mal! Sieht so aus, als wollte der Troll da die beiden Typen in den Ankh werfen. Und der dicke Kerl daneben scheint auch dazuzugehören."
Kerr Kurbel wartete nicht lange, griff die Vampirin um die Taille und bewegte sich in erstaunlicher Geschwindigkeit auf den Troll zu. Doch die beiden Rekruten waren nicht die einzigen, die die seltsamen Vorfälle auf der Ponsbrücke sahen. Gleichzeitig kamen von der anderen Seite Rib und Yogi, auf dem Weg zurück ins Wachhaus am Pseudopolisplatz. Keine Chance für den Troll, zu entkommen, ebenso wenig für den dicken Kerl in der Mitte. Die Wächter schauten nicht schlecht, als sie sahen um wen es sich handelte: Es war niemand anderes als Lord von Schwäpps zu Pepsenstein, der Getränkehersteller, der sich noch kürzlich bei Kommandeur Ohnedurst persönlich über die unlauteren Methoden von Superbulle beschwert hatte. Die Wächter taten das, was man von ihnen in einer solchen Situation erwarten würde: Unter dem Kommando von Korporal Rib nahmen sie erstmal alle vier, den Troll, Pepsenstein und die beiden Bewusstlosen fest, um sie im Wachhaus zu verhören.


Das Verhör wurde von den unterschiedlichsten Spezialisten der Wache geleitet: Lance-Korporal Kolumbini, Feldwebel Araghast Breguyar und Hauptmann Rince versuchten, den vieren so viele Informationen wie möglich zu entlocken. Dem Troll war nicht viel zu entnehmen gewesen, er war in keinen der Zusammenhänge eingeweiht, auch aus Pepsenstein bekam man nicht viel heraus. Dass er der Auftraggeber für die Aktion an der Brücke war, gab er zu, aber als Hintergrund gab er an, von den beiden Ganoven belästigt worden zu sein.
Natürlich glaubte ihm niemand, aber es stand Aussage gegen Aussage. Also mussten die beiden Ganoven verhört werden, doch diese waren immer noch nicht bei Bewusstsein. Offenbar hatte der Troll ihnen nicht nur übelste Verletzungen zugefügt, sondern man hatte ihnen auch mit verschiedenen Mitteln das Bewusstsein genommen.
Aus verständlichen Gründen zeigte Hauptmann Llanddcairfyn ein großes Interesse an der schnellstmöglichen Aufklärung der Superbulle-Affaire. Erstens war es in seiner Abteilung zu Todesfällen gekommen, und zweitens wollte er die ganze Angelegenheit schnellstmöglich vom Tisch haben, auch wenn Veni ihm versprochen hatte, dass niemand von den 27 verschwundenen Dosen Superbulle erfahren würde, die er nie angerührt hatte, und nur zu Studienzwecken aufbewahrt hatte, jawohl. Also stellte der Ausbildungsleiter einen Trupp zusammen, der sich mal ganz zufällig in der Erfrischungsgetränkefabrik des Lords Schwäpps zu Pepsenstein umschauen sollte. Zu diesem Zweck hatte er Korporal von Grauhaar in sein Büro beordert.
"Korporal, deine persönlichen Fähigkeiten werden dringend benötigt in der Klärung dieses ungewöhnlichen Falles. Ich möchte dich bitten, dir ein paar Rekruten zu schnappen, die du als geeignet empfindest, am besten nimmst du den Golem und mindestens einen Troll mit, und dich in der Getränkefabrik Schwäpps zu Pepsenstein umzusehen. Vielleicht entdeckt ihr irgendwelche interessanten Hinweise in Bezug auf dieses Superbulle."
Romulus von Grauhaar musste seinem Vorgesetzten zustimmen. Der dringende Tatverdacht gegenüber Lord Schwäpps zu Pepsenstein war gegeben, also war eine Untersuchung der Fabrik eigentlich Pflicht. Es bereitete ihm nur ein wenig Unbehagen, dass GRUND diese Untersuchung durchführen sollte. Aber er hatte schon ein paar Leute im Hinterkopf, die sich für diese Aufgabe eignen könnten.
"Ich werde mein Bestes geben."
Hauptmann Daemon nickte und wandte sich wieder seinem verhassten Papierkram zu. Der Werwolf verließ das Büro und machte sich auf die Suche nach den Rekruten, die er für diese Aufgabe auserkoren hatte.


Der Pförtner der Fabrik Schwäpps zu Pepsenstein ließ die Wächter anstandslos passieren, wahrscheinlich, weil ihm der Anblick von Tuffstein, Zahnstein und Herrn Kurbel gehörigen Respekt einflößte. Romulus wusste nicht genau, wonach er suchen sollte, weshalb er sich von einer Mitarbeiterin der Fabrik herumführen ließ. Die drei wuchtigen Gestalten im Rücken fühlte sich der Werwolf sicher. Natürlich, als Werwolf konnte ihm auch nicht allzu viel passieren, aber er wollte es gar nicht erst auf irgendwelche Handgreiflichkeiten ankommen lassen. Der hauptberufliche Ermittler ließ seinen Geruchssinn schweifen. Es war selten, dass er seine gute Nase für dienstliche Zwecke verwendete, weshalb er ein wenig aus der Übung war. Aber den penetranten Geruch von Superbulle würde er sicher sofort wahrnehmen. Doch das, was ihm momentan als erstes in die Nase stieg war ein widerlich süßlicher Geruch, der ein wenig an Superbulle erinnerte, aber mehr das Aroma von Kaugummi mit sich trug.
"Entschuldigen sie, was riecht hier so sonderbar?" wandte er sich an die Mitarbeiterin der Firma.
"In diesem Kessel hier brauen wir ein Getränk mit dem Namen Professor Pfeffer. Fragen sie mich nicht, wer sich diesen seltsamen Namen ausgedacht hat, jedenfalls ist es für eine eher jugendliche Zielgruppe gedacht und wird bereits erfolgreich in verschiedenen Teilen der Scheibenwelt verkauft."
"Wohin führt denn diese große, schwere Tür da?"
"Sie führt nur in unseren Keller, dort sind keine Produktionsstätten, es ist nur das Domizil von Igor, dem Diener des Lords."
"Ist es möglich, mit Igor zu sprechen? Wir hätten da ein paar Fragen," erwiderte Romulus, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Die Firmenangestellte wollte erst verneinen, aber entschloss sich dann zu einer etwas vageren Antwort, als sie den stummen Blick des Golems und der beiden Trolle auf sich gerichtet sah.
"Herr Igor ist sehr beschäftigt, außerdem... Außerdem weiß ich gar nicht ob er derzeit im Haus ist."
"Wir wären ihnen trotzdem sehr verbunden, wenn sie mal nachsehen würden."
"Nun gut, warten sie bitte hier, Herr Korporal."
Sie öffnete die schwere Kellertür und folgte der düsteren Treppe, entschlossen, den Wächtern bei der Rückkehr eine abweisende Antwort zu geben. Doch als sie sich umdrehte, um wieder nach oben zu gehen, erschrak sie, als von Grauhaar direkt hinter ihr stand. Die Trolle und der Golem waren oben geblieben.
"Entschuldigen sie, dass ich ihre Bitte leider nicht befolgen konnte, aber ein gewisser Geruch von hier unten kam mir ziemlich bekannt vor. Igor?"
"Ja, wie kann ich ihnen fu Dienften fein?" ertönte es hinter Romulus, der nicht zusammenzuckte, weil er ausnahmsweise mit der typischen Igor-Methode des plötzlichen Erscheinens gerechnet hatte.


Am Abend des gleichen Tages im Eimer. Araghast Breguyar, Inspäctor Kolumbini, Rib McLaut, Valdimier van Varwald und Romulus von Grauhaar saßen an einem Tisch in der Ecke.
"Interessant, dass ausgerechnet ein Igor dieses Superbulle-Getränk erfunden hat, findet ihr nicht auch?" fragte der Kobold.
"Naja, die bewußtseinsbeeinflussenden Zutaten stammten nicht von ihm," erwiderte Romulus, "er hat nur die Kombination aus diesem furchtbar süßen Zeug und dem Koffein geschaffen. Die gefährlichen Ingredienzien hat Lord Pepsenstein hinzufügen lassen."
"Warum hat Pepsenstein überhaupt diese ganze Aktion durchgeführt? Was lag ihm denn am Tod der Rekruten?" wunderte sich der Vampir.
"Nun, ich glaube da hätte ich eine Antwort," meldete sich Kolumbini zu Wort, der bisher schweigsam dabei gesessen hatte. "Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, die beiden Ganoven zu verhören, die Pepsenstein im Fluss entsorgen wollte. Die beiden waren sofort geständig, dass sie in Pepsensteins Auftrag, die BAMBI-Bank überfallen haben. Wahrscheinlich wollte uns der Lord nur anderwärtig beschäftigen, was ihm ja auch gelungen ist. Nur konnte er nicht ahnen, dass die beiden unlizensierten Auftragskriminellen, die er engagiert hatte, ohne ihn mit dem erbeuteten Geld verschwinden wollten..."
"...was der einzige Schwachpunkt in seinem Plan war, denn so konnten wir ihn mit ein wenig Glück, was ich zugeben muss, stellen," vollendete Rib den Satz des Ermittlers.
"Guten Abend zusammen!" ertönte es plötzlich aus einem nahegelegenen Schatten und Maximilian R. Schreckt trat daraus hervor.
Der Schwarze Mann setzte sich an den Tisch und rief den Wirt herbei:
"Herr Käse, ich hätte gerne ein Glas, Bier und eine Dose Superbulle!"
Die Blicke richteten sich ungläubig auf den Späher. Die versammelte Wächterschafft verstummte schlagartig. Nur Herr Käse antwortete ungerührt: "Kommt sofort, Herr Schreckt."
"Was ist denn?" fragte der Obergefreite seine Kollegen.
"Habt ihr denn noch nicht mitbekommen, dass Pepsensteins Igor die Fabrik nach der Verhaftigung seines Herrn übernommen hat und jetzt Superbulle ganz legal und ohne schädliche Zusatzstoffe produziert?"
Ein Bestellungschaos brach aus. Die meisten Wächter wollten die neue Version von Superbulle probieren und so hatte Herr Käse plötzlich alle Hände voll zu tun.
"Musstest du das so laut und für alle hörbar sagen? Man versteht ja sein eigenes Wort kaum mehr?" fragte Rib, der aus seinem Bierglas in ein Glas mit Superbulle hinüber kletterte.
"Konnte ich denn solche Auswirkungen voraussehen?" erwiderte Max, während er Bier und Superbulle gleichzeitig in sein Glas goss.
"Das hättest du dir jedenfalls vorstellen können," lachte Romulus, und probierte zum ersten Mal überhaupt die seltsam riechende Flüssigkeit. Lebenskraft durchströmte ihn, dass er am liebsten nach draußen gegangen wäre, um einen noch lange nicht vollen Mond anzuheulen. Er konnte sich beherrschen.
Tags darauf bestellte ein gewisser Korporal Romulus von Grauhaar bei Igors Erfrischungsgetränke & Co. einen kleinen Vorrat Superbulle-Dosen. Bei einem derartigen Nachbarn, wie ihn Romulus hatte, würde er allem nächtlichen Schlafmangel zum Trotz in Zukunft wenigstens halbwegs fit zum Dienst erscheinen.
[1]  Und in kleinen Buchstaben darunter: Enthaltiget Coffäin in einer Mänge unther der töhdlichen Dohsiss

[2]  zum Beispiel die Wirkung von Superbulle, den Geschmack von Superbulle, den Nutzen von Superbulle usw.

[3]  den außer Edgar wohl niemand auf der ganzen Scheibe mehr kannte

[4]  Bank von Ankh-Morpork für Bedauernswerte Investoren

[5]  also in den Ankh entsorgt

[6]  Für alle, die die Multi "Informant in Nöten" nicht gelesen haben: Van-Thom-Bilder sind Bilder von Tatverdächtigen, die nach den Beschreibung von Zeugen angefertigt werden. Der Name stammt von dem quirmianischen Erfinder Erich van Thom, der diese Methode der Kriminologie entwickelt hat. Für diese Zwecke setzt man eine bestimmte Art des Ikonographendämons ein, und zwar eine Abart mit besonders gutem Gedächtnis. Leider befindet sich dieses System noch im Anfangsstadium der Entwicklung, weshalb es immer wieder zu Fehlern kommt. Der Dämon Picrrzzzo neigt beispielsweise dazu, einige unbedeutende Kleinigkeiten zu verändern, zum Beispiel dass sich Augen, Nasen und andere Körperteile auf seinen Bildern häufig an ungesund anmutenden Stellen befinden.




Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Valdimier van Varwald

30.12.2004 02:05

Servus,

also für mich war die Single gerade noch im 13er Bereich. Hauptgrund dafür ist dein wirklich sehr guter Schreibstil. Die Geschichte war spaßig und flüssig zu lesen. Nur stellenweise hatte ich das Gefühl, das du an manchen Stellen wirklich schnell ans Ende kommen wolltest.

Größtes Manko war in meinen Augen die Story. Der Anfang war wirklich super, doch nachdem du alle markanten Eigenschaften von Red Bull auf die Schippe genommen hattest, fehlte es der Geschichte irgendwie an Knallern und Höhepunkten. Dazu kommt noch, dass der Plot in meinen Augen nur wenige Überraschungen bereithielt.

Sollte deine nächste Geschichte einen besseren Plot haben, steht einer höheren Bewertung nichts mehr im Wege.


Gruß

VvV

Von Sallien Elonie Amenda von Seherr Dertief

30.12.2004 22:29

ich fand die Singel einfach nur geil!! :mrgreen:

ich hab mich teils total kaputgelacht *gg*

*versucht sich an irgentwelche kritikpunkte zu erinnern* also von mir gebe es nix zu mekern ^^

gruß Sally

Von Atera

01.01.2005 19:52

Hallo,

also für mich war die Single auch im 13er Bereich. Mir hat sie sehr gut gefallen und wie ich dir schon geschrieben habe, finde ich, dass du dich vom Schreiberischen gut gesteigert hast.

Dein Stil hat mir in der Single besonders gut gefallen, auch die Dialoge kamen gut rüber.
Wie Val es schon erwähnt hat, was zu einer höheren Bewertung fehlte, war vielleicht ein noch besser durchdachter und spannenderer Plot.
Auch fand ich das Vorhaben von Schwäpps die Wächter mit Hilfe von Superbulle abzulenken, nur um die Bank auszurauben, etwas zu äh gestelzt. Ich fand das ein wenig zu großen Aufwand. Da Superbulle ja so wahnsinnig gut gelaufen ist, hat er sicher allein durch den Verkauf mehr verdient, als der Bankraub einbringen würde.
Oder warum hat er nicht Guldentreu Superbulle trinken lassen, damit der Kerl größenwahnsinnig wird und wasweißichanstellt und ihm das Geld freiwillig überlässt oder so.
Wie gesagt, die Motivation von Schwäpps erschien mir zu gering, als dass es die Aktion gerechtfertigt hätte bzw. glaubwürdig genug war. Trotzdem war ich überrascht, dass er der Täter war, da du ihn, meiner Meinung nach, geschickt zwischendurch vorgestellt hast.

Ja, das wäre so mein Kritikpunkt. Stil von dir ist sehr gut geworden, allein der Aufbau des Plots müßte besser durchdacht werden, es liegt manchmal nur an solchen Kleinigkeiten, die aber auch beachtet werden müssen.
Frag dich einfach bei Überlegung der Story, ob die Motivation groß genug ist für den Täter dies oder das zu tun, klopf die Story auf Glaubwürdigkeit ab, überleg Alternativen etc.

Übrigens, amüsant war die Single allemal. Die Todszene mit Mellon fand ich besonders genial. Den Humor hast du drauf.

-Tery

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung