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Silvestermarkt in Ankh-Morpork. Liebliche Düfte schweben in der Luft unter anderem der Duft von frischem Blut.
Dafür vergebene Note: 12
Kleine Schneeflocken rieselten langsam auf die größte Metropole der Scheibenwelt hinab.
Sie hätten gar nicht passender sein können, denn in Ankh-Morpork war gerade die Zeit des Silvestermarktes angebrochen.
Unzählige Händler von Nah und Fern boten an Ständen entlang der Straße ihre Waren, die mehr oder minder mit dem bevorstehenden Schneevaterfest zu tun hatten, feil.
Es gab Kuckucksuhren aus den Spitzhornbergen, wahrlich magische tropfende Kerzen für die romantische Jahreszeit, kleine aus Holz geschnitzte Miniaturen vom Schneevater mit seinem Schlitten, jede Menge Süßigkeiten für die Kinder, jede Menge Alkoholika für die Erwachsenen und jede Menge Gebisse für die Alten.
Natürlich durften auch die netten Herren mit den überaus nützlichen Haushaltsgegenständen, wie neuartigen Wischtüchern und sonstigem Müll nicht fehlen.
Wandal Ereicson schenkte seinen Konkurrenten herzlich wenig Beachtung, da er ganz genau wusste, dass er eine vollkommen innovative Idee hatte. Er stammte aus Nichtsfjord und hatte aus seiner Heimat ein Getränk mitgebracht, dass an einem Ort wie diesen, so war er sich sicher, einschlagen würde, wie ein Wal, der vom Himmel fällt. (In Nichtsfjord kennt man den Vergleich mit der Bombe noch nicht so recht, da dort keine Alchimisten bekannt sind.)
Manch anderer von seiner Familie hatte auf diesem Markt kleine Boote aus Holz geschnitzt verkauft und erzählt, die Morporkianer wären tatsächlich dämlich genug, solch einen Mist zu kaufen.
Wandal hängte sein Werbeschild nach draußen und der Walfisch schlug auf.
Es dauerte kaum einen Tag, bis jeder in Ankh-Morpork etwas von dem neuen Getränk, das dieser Nichtsfjord-typ verkaufte, haben wollte.
Wandal und seine Freundin Franja füllten Becher um Becher mit der erwärmten Flüssigkeit und gaben sie an die erwartungsvollen Kunden weiter, die kurz darauf nur mehr wollten.
Plötzlich räusperte sich jemand hinter Ereicson, der sich umdrehte und in ein vertrautes Gesicht blickte.
"Ah, hallo Bjork, was kann ich für dich tun? Wie läuft das Geschäft?" fragte der Händler den Hünen, der vor ihm stand.
"Ich möchte gerne mit dir reden, Wandal. Unter vier Augen."
In seiner Stimme schwang leichte Gereiztheit mit, was bei einem zwei Meter großen Muskelbepackten Mann recht beunruhigend wirkte, obgleich sich Ereicson, der nur unwesentlich kleiner und unmuskulöser war, davon nicht beunruhigen ließ.
"In Ordnung. Schatzi würdest du bitte kurz alleine weitermachen?"
"Aber natürlich, Liebling."
Die beiden Fjordmänner traten aus dem Zelt, in dem sich der Stand befand, heraus und in eine kleine, dunkle Gasse, wo sie vermutlich lediglich von einigen Rattenaugen beobachtet werden würden.
"Also, was gibt es, Bjork?" begann Ereicson das Gespräch.
"Du weißt, was ich will. Die Sache mit dem Zeug war meine Idee. MEINE!! Du hast sie mir geklaut und ich mag es gar nicht, wenn man mir was klaut."
"Aber Bjork...", Wandal schüttelte tadelnd den Kopf, "Du weißt doch: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."
"Wenn du mir nicht die Hälfte des Gewinns abgibst, werde ich dich zermahlen, du verdammter Sohn eines Walrosses."
"Die Hälfte? Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Ich bin dir rein gar nichts schuldig und außerdem würdest du einen Kampf gegen mich ohnehin verlieren."
Man merkte der Stimme des Händlers nicht an, dass er nur zu gut wusste, dass Bjork ihn zermalmen konnte und er schamlosen Ideenraub begangen hatte. Geld verleiht manchen Menschen eine Sicherheit, wie nichts anderes.
"Glaubst du das, Wandal?"
"Allerdings, Bjork. Ich werde dir nie und nimmer Anteile abgeben."
"Wenn du meinst. Du wirst es bereuen, das schwöre ich dir."
"Oh, mir schlottern ja schon die Knie", antwortete Ereicson sarkastisch.
"Ich werde das Geheimnis verraten."
Urplötzlich war jede Sicherheit aus Ereicsons Gesicht verschwunden.
"Das wagst du nicht."
"Wirklich nicht? Weißt du ich bin gespannt wie viele Morporkianer es dann noch trinken werden. Wenn sie wissen, was es WIRKLICH ist, meine ich."
Bjork grinste hämisch, wandte sich um und verschwand raschen Schrittes aus der Gasse.
Als Wandal zurückkehrte warf Franja ihrem Liebsten einen fragenden Blick durch ihre neuen Brillengläser zu. Es war einer der Hauptgründe, warum sie überhaupt mitgekommen war. Denn daheim in Nichtsfjord war ihre Sehschwäche mit der Zeit immer schlimmer geworden. In Ankh-Morpork, so glaubte sie, gab es mit Sicherheit Leute, die so etwas heilen konnten und deshalb war sie mit ihrem Freund gereist.
"Stimmt was nicht, Liebster?" sagte sie besorgt.
Wandal ließ Kunden einmal Kunden sein, umarmte sie, küsste sie leidenschaftlich und beruhigte seine Freundin mit den Worten: "Es ist nichts, Liebling, rein gar nichts."
Aus der Menge, die auf ihre Getränke wartete brüllte jemand mit lautstarker Stimme, dass sie solche Dinge gefälligst auf ihren Feierabend verschieben sollten.
Es vergingen einige Stunden.
Bjork Haring zählte gerade den geringen Gewinn, den er mit dem Verkauf kleiner Holzboote erzielt hatte.
"So ein Mist. Und auf den Messern bleibe ich auch noch sitzen."
"Na dann wollen wir sie doch wenigstens sinnvoll nutzen", hörte er die Stimme Wandal Ereicsons hinter sich.
Bevor er sich umdrehen konnte wurde ihm eines seiner eigenen Messer mit riesiger Wucht in den Rücken gerammt.
Heute war einer jener Tage, an denen man seinen Beruf als Wächter definitiv hasste.
So fanden zumindest die Damen und Herren der Abteilung für unlizenzierten Raub und Mord, sowie diejenigen, die in der Spurensicherung tätig waren.
"Warum muss das ausgerechnet jetzt passieren?" fragte Irina Lanfear niemandem im Allgemeinen, als sie die Leiche von Bjork Haring betrachtete. "Die gesamte Stadt schläft und wir dürfen arbeiten."
"Es könnte schlimmer sein, Ma'am", beruhigte Dragor Nemod seine Chefin. "Wir könnten immerhin Tresendienst haben, wie Aven."
Dies entlockte der Abteilungsleiterin ein schadenfrohes Grinsen.
"Da hast du auch wieder Recht."
Die obersten RUM-Mitglieder betrachteten den Tatort, der bereits von den SUSI-Mitarbeitern untersucht worden war.
Charlie Holm war als einziger der Untersuchungstruppe noch anwesend.
"Wer hat die Leiche entdeckt?" erkundigte sich Rina.
"Ein gewisser Herr Dukatius. Er hat einen Stand hier in der Nähe und hat nach eigener Angabe in letzter Zeit immer mal wieder eine Kleinigkeit mit Herrn Haring getrunken, nachdem sie Feierabend hatten. Anscheinend war das Opfer gerade dabei, den heutigen Verdienst zu kalkulieren, als es ermordet wurde", erklärte Charlie geduldig.
Irina und Drops gingen um den Corpus Delicti herum und betrachteten ihn von allen Seiten.
"Wann ist der Tod eingetreten?"
"Vor ungefähr anderthalb Stunden, also gegen 12:00 Uhr."
"Hm. Drops hast du den anderen Bescheid gegeben?"
"Natürlich, Ma'am. Ich habe an jeden eine Nachricht verschickt. Wobei ich nur Kolumbini und Myra bat, hierher zu kommen. Den anderen habe ich gesagt, sie sollen im Wachhaus auf uns warten, wo wir dann eine Lagebesprechung abhalten werden."
"Gut, gut."
Als habe er die Worte gehört stand kurz darauf Lance-Korporal Kolumbini mit überaus verschlafenem Blick in dem Eingang zu dem Fellzelt.
"Was gibt es, Ma'am?" kam es unter einem lauten Gähnen hervor.
Drops und Irina blickten ihren Kollegen an und brachen in lautes Gelächter aus.
"Ist das deine neue Uniform?" fragte Dragor den Tränen nah.
Mit kleinem Auge blickte Inspäctor an sich herunter und bemerkte anscheinend erst jetzt, dass er statt seinem MANTEL einen weinroten Morgenmantel trug.
"Oh, das meint ihr. Ich muss an den falschen Kleiderhaken gegriffen haben."
Der halbe Brindisianer bot ohnehin ein komisches Bild. Seine Haare waren zerzauster als sonst, das Gesicht verkrumpelter, als das eines alten Elefanten, sein Hemd und seine Hose schienen eigentlich schon seit Tagen eine Wäsche nötig zu haben und seine Krawatte hing lose um seinen Hals.
"Was kann ich dafür, wenn die Mörder meinen, in der Nacht zu töten. Ihr wolltet mich so schnell, wie möglich hier haben, also bin ich auch so schnell, wie möglich gekommen."
Die Abteilungsleitung hatte sich von ihrem Lachkrampf anscheinend erholt.
Als hinter dem Lance-Korporal ein erneutes lautstarkes Lachen einer weiblichen Person ertönte, war klar, dass Myra Schwertschleifer eingetroffen sein musste.
"In Ordnung, wenn du damit fertig bist, könnten wir vielleicht endlich mal damit anfangen zu ermitteln", meinte Fred wieder etwas wacher.
"Entschuldigung, Kolumbini, das Bild ist einfach zu komisch", verteidigte sich Myra.
Erst jetzt erblickten die beiden Neuankömmlinge die Leiche und Charlie, der die ganze Zeit über keinen Mucks gemacht hatte und stattdessen Inspäctor nur mit einem äußerst kritischen Blick betrachtet hatte.
"Wer war er?" erkundigte sich Fred, der schneller wieder gefasst war, als die Hauptgefreite Schwertschleifer.
"Bjork Haring, Händler aus Nichtsfjord", erklärte Charlie. "Hat kleine Holzschiffe und recht große Waljagdmesser verkauft. Er ist vor einer Stunde tot aufgefunden worden."
Langsam ging der Ermittler um die Leiche beugte sich vor und meinte knapp: "Steckt ziemlich tief drinne das Messer."
"Exakt."
"Erfordert wohl einiges an Kraft, wie?"
"Du hast es erfasst."
"Kolumbini, wir haben einen Auftrag für dich und Myra", unterbrach Rina den Ermittler in seinem Gedankengang.
Ein knappes "Hm?" war die einzige Reaktion des Lance-Korporals.
"Würdet ihr bitte den Herren, der die Leiche entdeckt hat befragen? Er ist derzeit der einzige Verdächtige."
"Aber er hat doch den Toten gemeldet."
"Ja aber vielleicht will er uns ja nur täuschen."
"Das könnte sein, wir werden uns darum kümmern."
"Gut", meinte Irina und winkte den Anderen zu. "Wir gehen derweil ins Wachhaus zurück und teilen die anderen Leute ein."
"Bitte?" brachte Fred erstaunt hervor. "Wieso brauchen wir mehrere Leute für den Fall?"
"Weil der Markt in einigen Tagen bereits zu Ende ist und wir uns beeilen müssen. Und wenn du auch eine recht zufriedenstellende Aufklärungsquote hast, so gehört Schnelligkeit definitiv NICHT zu deinen Stärken. Deshalb werden wir noch andere Leute aus der Abteilung abstellen. Außerdem könnten die Neuen endlich mal etwas Übung gebrauchen. Nur trockene Theorie ist auf lange Sicht gesehen keine gute Sache."
"Nun gut", antwortete Kolumbini missmutig.
"Meckere ja nicht herum. Du kannst nicht immer deine Brötchen selber backen. Du musst auch mal mit der Abteilung zusammenarbeiten", tadelte die Abteilungsleiterin den halben Brindisianer wie eine Mutter, die ihrem Kind erklärte, dass es nicht den ganzen Tag Süßigkeiten in sich reinstopfen konnte.
Die drei Wächter wandten sich nach Rinas Ansprache zum Gehen.
Als sie bereits aus dem Zelt waren, steckte die Ermittlerin noch einmal ihren Kopf durch die Öffnung.
"Ach und Kolumbini?"
"Ja?"
"Beeilt euch mit der Befragung und kommt dann ins Wachhaus. Doch bevor du da hinkommst..."
"Ja?"
"Zieh dir was anständiges an."
Herr Salomon Dukatius war ein kleiner, dürrer Mann, der eine äußerst nervöse Qualität besaß.
Seine Augen wanderten stets umher und er sah nur selten jemandem direkt in die Augen. Dass er vor kurzem eine Leiche gesehen hatte, schien seine natürliche Nervosität noch schlimmer gemacht zu haben.
"Ich kann einfach nicht fassen, dass er tot ist", fiepte der kleine, in schwarz gekleidete Mann.
"Wenn Sie wüssten, wie oft man in meinem Beruf diesen Satz zu hören bekommt", meinte Fred anteilslos und griff in den Morgenmantel.
"Ach verdammt. Sagen Sie, Herr Dukatius sie hätten nicht zufällig etwas zum Schreiben für mich?"
"Oh, aber sicher doch", sprach der Händler geistesabwesend. "Auf dem Tisch liegt ein Griffel und etwas Papier."
Dankend nahm der Ermittler die Schreibutensilien und begann mit der Blitzbefragung.
"Wann haben Sie den Korpus entdeckt?"
"Vor einer Stunde um zwölf Uhr."
"In Ordnung. Wie lange und wie gut kannten Sie den Ermordeten?"
"Ich kannte ihn nicht sehr lange, wir verstanden uns allerdings recht gut."
Dann schaltete sich Myra in die Befragung ein.
"Und was haben Sie vorher gemacht, Herr Dukatius?" erfragte die Hauptgefreite.
"Ähm ich habe meinen Gewinn für heute kalkuliert, wieso, Fräulein?"
"Gibt es dafür irgendwelche Zeugen?" bohrte sie weiter nach.
"Nein, Fräulein. Aber ich schwöre, ich habe ihn nicht umgebracht, Fräulein. Das könnte ich gar nicht."
Der in schwarz gekleidete Händler wimmerte und Tränen rannen seine Wangen herunter.
Fred warf Myra einen genervten Blick zu, woraufhin die Ermittlerin dem ungefähr dreißigjährigen Mann ein Taschentuch reichte, in das er sich lautstark schnäuzte.
"Nanke", brachte er hervor.
"Keine Ursache, Herr Dukatius."
"Sagen Sie, Sir, haben Sie eine Idee, wer ihren Freund umgebracht haben könnte?" erkundigte sich Inspäctor. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er diese Standardbefragungen gründlich satt hatte und lieber einen richtigen Verdächtigen haben könnte.
"Ich weiß nicht...Vielleicht sollten Sie mal diesen Ereicson fragen, der kommt aus dem gleichen Ort, wie Bjork. Möglicherweise weiß er etwas."
"Wir werden dieser Spur folgen und Sie sicherlich später noch einmal zu Rate ziehen. Auf Wiedersehen."
Dukatius sah den beiden nach.
Er wunderte sich über manche Dinge. Zum einen fragte er sich, warum die nette junge Wächterin ihr Taschentuch nicht zurückhaben wollte und zum anderen war er doch sehr über die neue Uniform der Wache erstaunt.
"RUHE!!"
Der Schrei von Irina Lanfear prallte von den Wänden wieder.
Die Abteilung für Raub und unlizenzierten Mord starrte ihre Chefin mit großen Augen an.
Mit einem Schlage waren die Gespräche verstummt und endlich hatte Rina die erhoffte Aufmerksamkeit.
"Also die Sache sieht wie folgt aus: aufgrund der Dringlichkeit dieser Angelegenheit werden wir zwei Teams bilden. Das eine leitet Tricia, das andere unser Herr Kolumbini, der langsam mal eintreffen könnte. Im ersten Team befinden sich Alessia, Agnetha, Arunagena, Thymian und unsere beiden noch abwesenden Ermittler. Der Rest bildet das zweite Team."
In diesem Moment klopfte es an die Tür und Kolumbini betrat mit Myra im Schlepptau den Raum.
Er hatte inzwischen seinen MANTEL an, bot aber sonst den gleichen erbärmlichen Anblick, wie zuvor.
Seine Kolleginnen und Kollegen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Bist wohl aus dem Bett gefallen, wie?" fragte Stump hämisch dreinschauend.
Ein knappes "Ja", war die Antwort des Ermittlers.
"Also was habt ihr bisher herausgefunden?" hakte Rina ein.
"In solch kurzer Zeit selbstverständlich so gut wie nichts, obwohl ich es für einen sinnvollen ersten Schritt halten würde, ein püschologisches Gutachten von diesem Dukatius zu erstellen."
"Ist das Alles?"
"Nun eine Sache wäre da noch..."
Gloria, Zahnfee von Beruf, machte gerade ihre nächtliche Runde, als es an der Mietswohnung nebenan heftig an der Tür klopfte.
Derzeit war sie im Kinderzimmer des kleinen Tommi und ihre Neugier war einfach zu groß, als das sie das laute Klopfen hätte ignorieren können.
Sie blickte aus dem Fenster und erkannte im trüben Licht einer Laterne einige Personen, die vor der Tür des Nachbarhauses standen.
An der Spitze der Gruppe stand ein kleines Individuum in einem Mantel und der Rest der Gruppe schien eine Uniform zu tragen.
Erneut klopfte die kleine Person heftig an die Tür, die kurz darauf mit einem lauten Brüllen eines Mannes aufgemacht wurde.
Ein kurzes recht hektisch wirkendes Gespräch später wurde ein Teil der Gruppe in das Haus geführt.
Ab diesem Punkt beschloss Gloria, dass die ganze Sache eher weniger interessant war.
Sie hob Tommi's Kissen an, fischte den Backenzahn hervor und legte einen Dollar stattdessen an die Stelle.
"Bitte entschuldigen Sie vielmals, die Damen und Herren Wächter", sagte Wandal Ereicson immer und immer wieder. "Ich dachte, um diese Uhrzeit wären es irgendwelche finsteren Gestalten."
"Ach und ich dachte schon, Sie öffnen die Tür immer mit einem Schrei und einer schwingenden Axt in der Hand", meinte Aruna sarkastisch.
Kolumbini flüsterte ihr zu, sie solle besser still sein.
"Ähm, Sir, eigentlich arbeiten wir auch so spät des Nachts nicht mehr, aber wir haben gerade einen Mordfall reinbekommen. Ihr Kollege Bjork Haring wurde heute Nacht tot aufgefunden und wir wurden angewiesen sofort Ermittlungen einzuleiten."
"Was sagen Sie da? Bjork ist tot?"
"Nein, wir könnten uns auch irren und das Messer, das ihm im Rücken steckte, war nur ein Spielzeug", murmelte Aruna in ihren imaginären Bart.
"Ja, ich bedaure."
"Das wird keine angenehme Rückkehr, Herr Wächter. Wir haben im selben Ort gewohnt müssen Sie wissen."
"Das wissen wir", mischte sich Myra ein.
"Und wer ist diese junge Dame."
"Oh, verzeihen Sie ich habe uns ja noch gar nicht vorgestellt." Fred schüttelte den Kopf. "So vergesslich wissen Sie. Nun mein Name ist, wie ich Ihnen ja bereits an der Tür gesagt habe Inspäctor Kolumbini, dies ist Fräulein Schwertschleifer und dort hinten ist Herr Thymian und Fräulein Arunagena Verstecktsichgern."
Der Hüne musterte die einzelnen Wächter. Hinter ihm tauchte plötzlich eine schlanke junge Frau mit langem blonden Haar auf. Wie der Mann hatte sie nur ihre Blößen mit etwas Lederunterwäsche bedeckt.
"Zieh dir was über, Schatz. Auch wenn es hier nicht so kalt ist, wie daheim, will ich doch nicht, dass du dich erkältest", erklärte Ereicson, als er seine Freundin erblickte.
Nach diesen Worten verschwand sie wieder in dem Zimmer aus dem sie gekommen war.
Ihr eleganter Gang wurde davon unterbrochen, dass sie sich ziemlich hart am Türrahmen anstieß.
"Und bitte zieh dein Sehgestell auf", sprach der Nichtsfjorder leicht erzürnt. "Sie sieht schlecht müssen Sie wissen."
"Wie gut kannten Sie Herrn Haring, Herr Ereicson?" begann Myra.
"Nunja wir stammen, wie gesagt, aus dem selben Ort und in einem kleinen Dorf, wie unserem, kennt eben jeder jeden. Sein Vater und mein Vater sind alte Freunde, doch viel zu tun hatte ich nicht mit ihm."
"Sind Sie zusammen hier hergereist?"
"Sie meinen, ob wir in der selben Sache hier waren? Nun wir wollten beide Sachen verkaufen, aber das war es auch. Weder sind wir in einer Kutsche gereist, noch sind wir zur selben Zeit aufgebrochen."
"Was verkaufen Sie denn?" riss Inspäctor das Wort an sich.
"Nun, Herr Inspektor, warum schauen Sie morgen nicht einmal bei mir vorbei? Dann können wir auch etwas ausgeschlafener reden."
"Da haben Sie recht. Wir werden dann morgen mit Ihnen noch einmal sprechen."
"Gut. Bis später dann. Noch einen schönen Morgen", verabschiedete Ereicson die Wächter.
"Ist dir was an ihm aufgefallen?" wandte sich Kolumbini an Myra, als die Tür hinter ihnen geschlossen und sie einige Meter zwischen sich und das Portal gebracht hatten.
"Er hat ziemlich nach Schweiß gestunken", mischte sich Arunagena ein.
"Stimmt", pflichtete Myra bei. "Ansonsten ist mir nichts aufgefallen. Dir etwa?"
"Ich weiß noch nicht. Erst einmal abwarten, was Dragor noch so herausfindet."
Haring konnte sich keine Mietwohnung für die kurze Zeit, für die er in der Stadt war leisten und so hatte er lediglich ein weiteres Zelt zu seinem Verkaufszelt.
Es war mit einer Bärenfellpritsche, einer Reisetruhe, sowie einem AEKI-Tisch eingerichtet.
In Nichtsfjord selbst gab es die großen AEKI-Häuser nicht, da die Bevölkerungsdichte für solche Dinge nicht geeignet war.
Bjork hatte sich den Tisch hier in Ankh-Morpork gekauft.
Derzeit durchsuchten Dragor Nemod und Thask Verschoor diesen Ort, während sich die anderen der Gruppe zwei am Tatort umsahen.
"Nicht viel zum untersuchen, wie?" meinte Thask.
"Sieht nicht so aus."
Die beiden Wächter schauten sich gewissenhaft um und waren sich ziemlich schnell einig, dass wenn man hier etwas finden würde, dies in der Truhe sein würde.
"Mist!" rief Dragor aus, als er versuchte, das hölzerne Aufbewahrungsgerät zu öffnen. "Verschlossen. Schicken wir am besten eine Nachricht an SUSI, damit sie jemanden hier herschicken."
Langsam krochen die ersten Lichtstrahlen eines neuen Tages über die Welt. Manche Dichter der Sto-Ebene benutzten in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit güldenem Zuckerrübensirup, was einmal beweist, dass die Dichter der Sto-Ebene, ebenso wie viele andere Menschen aus dieser Gegend erstens einen Hang zur Romantik hatten und zweitens dämliche Bauern waren, die nur an ihre Landwirtschaft denken konnten.
Wäre außerdem irgendein Landwirt der Ebene zu goldenem Sirup gekommen, so wäre innerhalb eines Tages spätestens ein Morporkianischer Geschäftsmann bei ihm gewesen, um ihm das Patent abzuschwatzen und zwar für ein Minimum des eigentlichen Preises.
Als das Licht Ankh-Morpork erreichte schien es kurz zu zögern, ob es sich überhaupt in diese Stadt wagen sollte, obgleich durch die silvesterliche Atmosphäre zumindest ein Teil der Düsterkeit genommen und durch unwirkliche Freundlichkeit ersetzt wurde.
Es war ungefähr so, als würde man eine Geburtstagsfeier auf einem Friedhof abhalten. (Der Autor meint hier normale Leute und keine Zombies, Vampire oder ähnliche Untote...wobei der Autor natürlich keineswegs rassistische Gedanken hegt...was er hier vollkommen freiwillig und unbedroht sagt)
Die Marktstände eröffneten sehr früh und somit blieb den Wächtern kaum Zeit, einen geruhsamen Schlaf zu tätigen.
Mit kleinen Augen und großen Augenringen standen Myra, Kolumbini und Agnetha (nun Agnetha war als Geringe Göttin eher gering von einer durchwachten Nacht betroffen) vor dem Beginn der Marktstandreihen.
Auch die Warenanbieter schienen erst langsam wach zu werden.
Sie waren noch zu müde, um ihre "super Sonderangebote" auszurufen, die es selbstverständlich nur für äußerst kurze Zeit gab.
Alle möglichen Gerüche hingen selbst zu dieser Zeit in der Luft. Zimt und Orange, liebliche Blumen und Gebäck und natürlich der nasenzellenbetäubende Gestank, der von Agnetha ausging.
Ihr Ausbilder zu sein hatte für Inspäctor zumindest einen kleinen Vorteil: er hatte sich recht schnell an den Geruch gewöhnt, oder besser gesagt zogen sich die empfindlicheren Riechzellen zurück, sobald die Gefreite näher kam.
Die einzelnen Schilder verkündeten Hunderte von Werbesprüchen, die mehr oder minder gelungen waren.
Orthografie war den Schreibern sicherlich unbekannt und Kommata würden sie vermutlich auf einer Landkarte suchen. (Nein der Autor dieser Geschichte hat diese Werbeplakate nicht geschrieben)
Thymian hatten sie mit der Befragung mehrerer Händler betraut und Alessia und Arunagena sollten das püschologische Gutachten von Dukatius erstellen.
Kolumbini war der Meinung das eine junge Dame, die gerne ein Vampir sein wollte und eine, die tatsächlich einer war, mit Sicherheit gut zusammenpassen würden. Nun das hatte er Myra als Erklärung genannt in Wirklichkeit war es purer Sadismus, die beiden aufeinander loszulassen.
Irgendwie wünschte sich der Ermittler dabei zu sein, wenn Aruna Alessia versuchen würde klar zu machen, was es WIRKLICH bedeutete, ein Vampir zu sein.
Er musste sich jedoch damit begnügen den Verkaufsstand von Ereicson zu suchen, was nicht sonderlich schwer sein sollte, wie die anderen Wächter meinten. Man müsse einfach nur der Schlange folgen.
In der Reihe standen die unterschiedlichsten Leute an.
Begleitet von unzähligen "Hey, was soll das? Vordrängeln gilt nicht!"-Rufen kämpften sich die Wächter zum eigentlichen Verkaufsort vor.
"Guten Morgen, Herr Ereicson", begrüßte Fred den hünenhaften Händler.
"Oh, guten Morgen Herr Inspektor. Ach und da ist ja auch zwei junge Damen bei Ihnen", war die Antwort des Nichtsfjorders. Seine Freundin Franja trug nun eine Brille mit dünnem schwarzen Gestell.
"Ah, so sehen Sie also aus", meinte sie. "Ich hatte Sie gestern gar nicht richtig erkannt."
"Was können wir denn noch für Sie tun?"
"Nun wir hätten da noch einige Fragen", erläuterte Kolumbini.
"Fragen Sie."
"Nun wir würden lieber irgendwo mit Ihnen reden, wo es privater ist."
"Dann geht doch in die Gasse, wo Bjork und du euch gestern unterhalten habt", schlug Franja vor.
Am liebsten hätte Wandal ihr den dämlichen Schädel eingeschlagen.
"Gute Idee, Schatz", sagte er stattdessen. "Mach du doch alleine weiter."
"Sagen Sie riechen Sie das auch?" fragte Wandal, als die vier in der kleinen Gasse standen.
Myra und Kolumbini ignorierten Agnetha bewusst und sagten: "Was?"
Der Händler klemmte sich die Nase mit den Fingern ab, was seiner rauen Stimme der Lächerlichkeit preisgab.
"Also, was gibt es?"
"Zuerst wollen wir sagen, dass dies reine Routinefragen sind, die wir jedem stellen, der irgendwie mit dem Opfer in Verbindung gestanden hat oder haben könnte. Wo waren Sie gestern zwischen elf und zwölf Uhr nachts?"
"Ich habe geschlafen."
"Gibt es dafür Zeugen?" wollte die Hauptgefreite Schwertschleifer in Erfahrung bringen.
"Na natürlich meine Freundin, Franja, was denken Sie denn. Wir schlafen in einem Bett und da kriegt es der andere zwangsweise mit, wenn der eine die Schlafstätte verlässt."
"Sie haben das Bett also nie verlassen, während der Nacht, ja?"
"Einmal, um kurz auf den Abort zu gehen, aber das war es dann auch."
"Kann Ihre Freundin das bestätigen?" fuhr Inspäctor weiter fort.
Wandals Kopf schoss hin und her, wie bei dem Beobachter eines Tennisspiels. Ihm fiel auf, dass die dritte Person in der Gruppe bisher keinen Ton von sich gegeben hatte.
"Aber sicherlich."
"Wir würden gerne mit ihr reden", meinte Fred.
"Natürlich. Ich werde sie holen und mich dann um den Stand kümmern."
Kurz darauf kam die schlanke junge Dame in die Gasse.
Ihre Kleidung war weniger auf Betonung ihrer Weiblichkeit als auf Nützlichkeit ausgelegt. Sie trug ein Fellhemd und dazu einen Lederrock, was von einem warmen Fellmantel ergänzt wurde.
"Was gibt es?" fragte die Händlerin freundlich.
"Können Sie bestätigen, dass Ihr Freund den gesamten gestrigen Abend daheim war?" kam sogleich die Gegenfrage von Myra.
"Selbstverständlich bestätige ich das. Er hat das Bett mit mir nicht verlassen, dass wüsste ich. Sie müssen wissen, ich habe einen leichten Schlaf."
"Er hat also zu keiner Zeit das Bett verlassen?" platzte es aus Kolumbini heraus.
"Nein, Herr Wächter da bin ich mir sicher."
Mit einem leisen "Hm" schrieb der Lance-Korporal etwas auf seinen Notizblock.
"Gut vielen Dank. Das war es vorerst."
Als die junge Frau die Gasse verlassen hatte, fragte Agnetha in leicht genervtem Ton: "Hast du nicht noch eine Frage, Sir?"
"Hm? Oh, ja, natürlich. Gut, dass du mich erinnerst. Ähm, Herr Ereicson würden Sie noch mal kurz kommen?"
Den letzten Satz schrie Kolumbini so laut aus, dass er vermutlich auf der gesamten Straße zu hören war.
Ohne Verzögerung kam der Gerufene in das kleine Gässchen und blickte die Wächter mit leicht genervtem Blicke an.
"Was gibt es denn noch?"
"Äh, sagen Sie, was verkaufen Sie eigentlich?"
"Haben Sie das Schild denn nicht gelesen?"
"Oh, wenn ich ehrlich bin..."
"Wir konnten uns unter dem Spruch "probieren Sie einen honiglichen Genuss" nichts Weiteres vorstellen", erklärte die dritte Person.
"Genau", pflichtete Inspäctor der auszubildenden Ermittlerin bei.
"Ich verkaufe Määht. Ein heiliges Getränk aus Nichtsfjord. Möchten Sie probieren?"
Wäre der Ermittler alleine gewesen, hätte er sicherlich nicht nein gesagt, doch zumal zwei Kolleginnen bei ihm waren, beschloss er, das Angebot lieber abzulehnen, zumal er keinen Ärger mit dem neuen Kommandeur wollte.
"Oh, nein Danke, Sir. Wir sind im Dienst und dürfen so etwas nicht annehmen."
"Wie auch immer. Es ist ein alkoholisches Getränk, wird warm serviert und schmeckt nach Honig. Sagen Sie, was denken Sie eigentlich, wie Bjork getötet wurde?"
"Nun wir tippen, dass es ein planloser Raubmord war. Das Geld aus der Kasse ist gänzlich verschwunden, was diese Vermutung Nahe liegen lässt."
"Verstehe", antwortete der Händler.
"Ich verspreche Ihnen, wir halten Sie auf dem Laufenden, Sir."
"Oh, äh, danke sehr."
"Entschuldigung?" hörte die Gruppe eine Stimme hinter dem Hünen sagen.
Dort stand Thask Verschoor und blickte leicht nervös drein.
"Was gibt es Thask?" erkundigte sich Myra freundlich.
"Wir haben in Harings Zelt was entdeckt."
Am Wohnort des Opfers fanden die Ermittler Dragor Nemod und Charlie Holm vor.
"Was habt ihr denn entdeckt?" sprudelte es sogleich aus Kolumbini heraus.
Daraufhin ergriff Charlie Holm das Wort.
"Wir haben festgestellt, dass die Reisetruhe von Herrn Haring erst kürzlich geknackt wurde. Das Schloss weißt Spuren von groben Dietrichen auf. Vermutlich die Arbeit eines Stümpers", erklärte er.
"Aufgrund dieser Feststellung lässt sich vermuten, dass die Person, die auch die Kasse ausgeraubt hat, auch den Wohnort Harings kannte und auch hier etwas gesucht hat. Das Geld, welches sich unter einem doppelten Boden der Truhe befand, wurde nicht angerührt. Also ist diese Person entweder selten dämlich, oder war hinter etwas anderem, wie dem Geld her gewesen."
Die RUM-Mitglieder betrachteten den Mitarbeiter, als er seinen Redeschwall unterbrach, um Luft zu holen.
"Weiterhin haben wir herausgefunden, dass die Mordwaffe nur mit erheblichem Kraftaufwand den Tod herbeigeführt haben kann."
"Was bedeutet, dass Dukatius ihn nicht umgebracht haben kann, weil er so schmächtig ist", schloss Kolumbini.
"Das dachte ich mir auch, was aber nicht unbedingt stimmen muss. Manchmal haben solch kleine Kerle eine ungeheure Kraft, wenn sie voller Wut etwas tun."
"Am besten, wir schicken unsrer Püschologin eine Nachricht, wo wir sind und warten auf ihr Gutachten. Ich hoffe, Tussnelda beeilt sich ein wenig mit der Sache."
Es dauerte nicht gerade lange, bis die Gefreite von Grantick in dem kleinen Zelt eintraf.
Den Wächtern fiel auf, dass Alessia nicht bei ihr war.
"Wo ist deine Kollegin?" fragte Drops Tussnelda verwundert.
"Sie meinte, sie müsse unbedingt ein Schweineblutwetttrinken mit mir veranstalten und dürfte derzeit über irgend einem Abort der Stadt hängen und sich übergeben."
Inspäctor grinste schadenfroh und auch der Rest der Truppe konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
"Wie auch immer", kehrte Drops zum eigentlichen Thema zurück. "Was ist dein Ergebnis?"
"Nun, ich halte es für unwahrscheinlich, dass Dukatius Haring umgebracht haben könnte, denn er scheint keine Veranlagung zu Jähzorn zu haben. Ich habe ihm alle möglichen provokativen Fragen gestellt, aber er hat immer nur nervös gezittert und fiepender Stimme geantwortet. Die Sache mit dem Mord scheint ihn sehr mitzunehmen."
"Was macht der Rest eurer Truppe eigentlich?" erkundigte sich Fred bei Dragor, nachdem die Gefreite alles Wichtige gesagt hatte.
"Sie beschäftigen sich mit Harings Vergangenheit und untersuchen, ob der Mord mit der verkauften Ware zusammenhängt."
"Ein unzufriedener Kunde, oder wie?"
"Wäre möglich."
"Wer sollte das denn sein? Ein Vater der seinem Sohn ein Schiffchen geschenkt hat, was kurz darauf kaputt ging?"
"Das sollen sie ja herausfinden. Übrigens hat Rina gesagt, dass wir uns heute Abend im Wachhaus treffen, um eine weitere Lagebesprechung abzuhalten."
"Gut, gut. Ähm, Myra, Agnetha? Ich bin dafür, wir suchen nun mal Thymian und finden heraus, ob er schon Zeugen gefunden hat."
Wenn Thymian eines gefunden hatte, dann die drei Grundeigenschaften von unfreundlichen Händlern:
Zynismus, Sarkasmus und ein unglaubliches Maß an Dekadenz.
Natürlich waren dies nicht die einzigen Leute, denen der Anwerber begegnet war. Viele der Händler waren einfach nur verdammt freundlich und wirkten so echt, wie etwas, das überhaupt nicht echt wirkte.
Seltsamerweise war keiner der Verkäufer auf die Idee gekommen, ihm irgend etwas zu schenken, oder ihm sonst wie "Glück" zu bereiten.
Leider hatte er bisher niemanden gefunden, der Näheres über Bjork Haring zu wissen schien.
Als der Wächter mit gesenktem Kopf durch die überfüllten Straßen ging, merkte er zu spät, dass Wandal Ereicson auf ihn zusteuerte.
Ebenso schien dem Hünen zu entgehen, dass vor ihm ein junger Herr lief, weshalb er ihn eiskalt umlief und vor Schreck zu Boden fiel.
"Verdammt noch mal kannst du nicht...Oh Sie sind es", unterbrach sich Wandal mitten im Satz, als er erkannte, wer die umgerempelte Person war.
"Oh, Verzeihung, Herr Ereicson. Wo möchten Sie denn hin? Werden Sie denn nicht an Ihrem Stand gebraucht?"
"Immer Wächter, wie? Nein, nein, ich mache eine kleine Pause und gehe in meine Mietwohnung, um Määhtnachschub zu holen."
"Ah."
"Nun ich muss dann weiter. Viel Erfolg noch beim Arbeiten."
"Danke Ihnen auch."
Als der Händler weitergeeilt war, fiel Thymian auf, dass seinem Anrempler ein kleiner Zettel aus der Tasche gefallen war. Er hob ihn auf, las ihn verwundert durch und wollte ihn gerade in die Tasche stecken, als die Stimme von Inspäctor Kolumbini hinter ihm fragte: "Was hast du denn da?"
"Ich bin mit Herrn Ereicson zusammengestoßen und dabei ist ihm dieser Zettel aus der Tasche gefallen. Anscheinend habe ich heute nur Pech."
Fred las den Zettel durch.
"Hm, da wäre ich mir nicht so sicher, Kollege."
"Was meinst du denn?"
"Ach nichts wichtiges. Also Leute, ich weiß nicht, wie's mit euch ist, aber ich könnte jetzt was zu Essen vertragen."
Ein Feuer brannte im Kamin von Wandal Ereicsons Mietwohnung. Langsam löste sich das Geheimnis des Määht in Asche auf.
Dann klopfte es an der Tür.
Langsam erhob sich der Nichtsfjorder von seinen Knien, ging zum Portal und öffnete es.
Es standen die fünf Wächter vor der Tür, die er schon gestern und heute getroffen hatte.
"Guten Tag, die Damen und Herren. Was kann ich denn für Sie tun?"
"Dürften wir reinkommen?" fragte Kolumbini bibbernd. "Es ist verdammt kalt hier draußen."
Wandal blickte in den Raum und sah, dass nichts Verdächtiges mehr im Feuer zu sehen war.
"In Ordnung, kommen Sie rein."
"Agnetha und Tussnelda, ihr wartet besser draußen", meinte Fred noch, bevor die drei restlichen Wächter in die Wohnung traten.
"Also was...essen Sie da eigentlich?"
Erst jetzt war dem Händler aufgefallen, dass Kolumbini irgend etwas fleischiges in einem Brötchen aß.
"Oh, das ist gebratener Fleischteig in einem Brötchen, Sir. Mit Senf dazu. Wirklich ausgesprochen lecker das Zeug, aber ich kann mir den Namen einfach nicht merken. Sag mal Madam, wie heißt es noch gleich?"
"Brutzler, Kolumbini", stöhnte Myra genervt. Sie war es leid, diesen Namen immer und immer wieder zu wiederholen. Allein in der letzten halben Stunde hatte sie Fred fünf mal nach dem Namen dieser Dinger gefragt und sie hatten sogar noch auf ihn warten müssen, weil er sich unbedingt noch so eines von diesen "Bratdingern", wie er es genannt hatte, zu holen.
"Was für ein Name, wie der Herr? Wirklich lustig."
Fred nahm einen großen Bissen und sprach daraufhin mit vollem Mund weiter.
"Was ich *mampf-mampf* sagen wollte, der *mümmel-mümmel* Herr ist, dass *schmatz-schmatz* wir herausgefunden haben, dass der Mörder von Herrn Haring *schluck-schluck* wohl mehr wollte, als nur das Geld aus der Kasse. Er hat auch in Herrn Harings Zelt eine Truhe aufgebrochen, wie wir vermuten."
"Aha, interessant. Und was wurde gestohlen?"
"Das wissen wir noch nicht und hatten gehofft, dass Sie vielleicht eine Idee haben könnten, Herr Ereicson."
"Nun vielleicht wollte jemand die Bauanleitung für seine Schiffchen."
"Das wäre natürlich eine Möglichkeit, daran haben wir gar nicht gedacht."
"Na bitte, dann haben Sie ja was zum überprüfen."
Inzwischen war Kolumbini mit seiner gebratenen Fleischpastete fertig, wischte sich an der Serviette die Finger ab und durchsuchte daraufhin seinen MANTEL.
"Ach verdammt. Sagen Sie, Herr Ereicson, Sie haben nicht zufällig etwas zu Trinken hier?"
"Aber natürlich. Ich habe immer einige wenige Flaschen Määht hier, falls ich selber mal Lust darauf bekomme."
"Oh, vielen Dank."
Es dauerte eine Weile, bis der Händler wiederkam, dafür hatte er aber auch drei dampfende kleine Becher aus Ton mitgebracht.
"Bitte sehr, ich musste ihn erst erwärmen, denn andernfalls schmeckt er nicht so gut."
"Vielen Dank", kam es von den drei Wächtern.
Vorsichtig nippten sie an dem Getränk. Es war gerade warm genug, um es zu verzehren und schmeckte einfach köstlich.
"Das ist sehr gut", meinte Inspäctor, der daraufhin den kleinen Becher auf einen Zug geleert hatte.
"Wollen Sie noch was?"
"Oh, nein danke, Sir. Und da spreche ich für uns alle. Wir gehen nun besser."
Schnell standen die RUM-Mitglieder wieder in der Kälte.
"Was hast du nun vor?" fragte Myra.
"Ich möchte erst einmal bei der Adresse vorbeischauen, die auf Ereicsons Teppich stand. Wie wäre es, wenn ihr versucht, etwas über Määht herauszufinden?"
"Wieso das?" erkundigte sich die Hauptgefreite.
"Nur eine Vermutung, Madam, nur eine Vermutung. Ich finde es etwas verdächtig ein "göttliches Getränk" an den Pöbel zu verteilen."
Daraufhin nahm Fred den Zettel von Thymian entgegen und ging zu der Adresse, die auf dem Schuldschein stand.
Es war einer der Läden mit...erotischen Waren, was bei Kolumbini ein leichtes Erröten auslöste.
Die Schaufenster waren auf einer Seite verdunkelt, auf der anderen Seite enthielten sie aufreizende Damenunterwäsche. Jedoch war kein Blick in das Innere des Ladens möglich.
Normalerweise gingen Männer nur mit Kapuzenmänteln in diese Art von Geschäft, damit sie auch ja nicht erkannt werden konnten.
Fred hatte nur seinen Trenchcoat, der keinerlei Erkennungsschutz bot und derzeit fest zugeknöpft war, um die Kälte wenigstens etwas fernzuhalten.
Mit einem langen Atemzug schöpfte der halbe Brindisianer seinen Mut zusammen und betrat den Laden.
Über ihm klingelte das obligatorische Glöckchen.
Der Lance-Korporal versuchte bewusst seinen Blick nicht auf die Ware zu richten und suchte sogleich den Tresen.
Hinter diesem stand eine junge Frau; sie trug eine Armbrust.
"Hände hoch und keine Bewegung, du perverser Mistkerl!" rief sie aus.
"Bitte?" war Kolumbinis erschreckte Antwort.
"Tu nicht so, als wüsstest du nichts! Ich kenne Perverslinge, wie dich! Ihr sagt immer "Hallo schönes Fräulein, darf ich Ihnen mal was schönes zeigen" und schwups ist der Mantel weg."
Der Blick des Fremden war absolut voller Entsetzen, halb wegen des Gesagten, halb wegen des auf ihn Gerichteten.
"Äh, gnä' Frau sie verstehen da was falsch. Ich bin von der Stadtwache."
"Ja, sicher. Und ich bin die Kaiserin vom Achatenen Reich. Und nun raus aus meinem Laden! Ich zähle bis drei!"
Fred begann hektisch in seinem MANTEL herumzukramen.
"Eins!"
Linke Tasche, nichts.
"Zwei!"
Rechte Tasche ni-Halt! Da war sie.
"Dr..."
"HALT! Hier ist meine Dienstmarke!"
Zum ersten mal in seiner Dienstzeit hoffte er, dass sie nicht nur das Aussehen eines Schildes hatte.
Misstrauisch beäugte die Verkäuferin das Etui aus der Ferne und ging langsamen Schrittes auf den Fremden zu.
Sie riss ihm, nachdem sie nah genug dran war das Lederetui aus der Hand und betrachtete die Dienstmarke.
"Gut, Sie sind also von der Wache. Entschuldigen Sie, aber man kann ja nicht vorsichtig genug sein."
"Keine Ursache", entspannte sich der Ermittler.
"Was wollen Sie von mir, Herr...?"
"Kolumbini, mein Name. Ich würde gerne etwas wissen."
"Was denn?"
"Verkaufen Sie irgendwelche Puppen."
Die Dame grinste breit.
"Ah, doch pervers, wie?"
"Ich will in diesem Laden nichts kaufen, gnä' Frau. Verkaufen Sie Puppen."
"Ja wir haben sogar derzeit ein Sortiment von beinahe lebensechten Puppen, mit beinahe echter Haut und so."
Angewidert schüttelte sich der Lance-Korporal.
"Haben Sie so etwas kürzlich an einen großen Mann verkauft?"
"Ja, woher...?"
Fred hielt ihr den Zettel unter die Nase.
"Genau er konnte nicht genug bezahlen und deshalb habe ich ihm 'nen Schuldschein ausgestellt. Sehen Sie der Kranke wollte seiner Frau zu Silvester ne Puppe schenken, die ähnlich gebaut war, wie er. So richtig groß und muskulös. Bei uns is so was recht beliebt, deshalb hatten wir auch eine auf Lager."
"Und diese Puppen fühlen sich echt an?"
"So ziemlich, ja. Wollen Sie mal eine sehen?"
Obgleich es kaum möglich zu sein schien, merkte Kolumbini, wie er noch mehr errötete.
"Ähm, nunja...Vielleicht wäre es als Überprüfung nicht schlecht."
Sie verschwanden kurz im Hinterraum und kamen kurz darauf wieder hervor.
"Vielen Dank, Fräulein, wie war noch gleich ihr Name?"
"Vagina", antwortete die Frau.
Als sie den Blick des Wächters bemerkte, musste sie lachen.
"Nein das ist natürlich nicht mein richtiger Name. Ich heiße Feucht."
Anscheinend hatte diese Dame einen speziellen Sinn für Humor, der dem halben Überwaldianer absolut nicht lag.
"Ich werde meine Kollegen dann zu Ihnen schicken."
"In Ordnung. Viel Erfolg noch."
Erneut war der Versammlungsraum der Abteilung für Raub und Mord gefüllt.
Als Inspäctor "Fred" Kolumbini eintrat bemerkte er den wütenden blick seiner Chefin.
"Du bist schon wieder zu spät, Lance-Korporal."
"Verzeihung, Ma'am ich musste noch eine Kleinigkeit überprüfen. Hat die andere Gruppe irgendetwas gefunden?"
"Nichts", antwortete Tricia.
"Habt ihr etwas herausgefunden, Myra?" wandte sich der Ermittler an seine Kollegin.
"Ja. Wie du sagtest haben wir in deiner Bibliothek nachgeschaut und sogar ein entsprechendes Buch, über die Sagenwelt der Nichtsfjorder gefunden."
"Wo ist es?"
"If habe ef, Herr", ertönte Igors Stimme hinter ihm.
"Danke sehr."
In das Buch war ein Lesezeichen gesteckt worden, um die entsprechende Stelle zu markieren.
Sorgsam las Fred den Text durch.
"Na das nenne ich unappetitlich. Also Ma'am ich hätte da so eine Vermutung."
Froh, einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich zu haben, schloss Wandal Ereicson die Tür seiner Mietwohnung hinter sich.
Als er die Asche im Kamin erblickte, lächelte er zufrieden und begab sich daraufhin in das Schlafzimmer.
Franja hatte er bereits früher heimgeschickt, da er sie inzwischen nicht mehr zum Gewinnauszählen brauchte. Er hatte sich dafür eine Hilfskraft einstellen können, nachdem er so viel verdient hatte.
"Hallo Schatz, ich bin zu Hause", rief er.
Es kam keine Antwort aus dem Zimmer.
"Schatz?" rief Wandal erneut und lugte in das Zimmer.
Blondes Haar bedeckte eine Seite des Bettes, sodass man kein Gesicht ausmachen konnte.
"Ach du schläfst schon", murmelte Wandal leiser.
Er ging auf Zehenspitzen zum Bett, was bei seiner Größe immer noch ziemlich viele Geräusche verursachte, zog sich aus und legte sich zu seiner Freundin.
"Na, wie wäre es denn heute Abend mit ein bisschen...du weißt schon was."
Keine Reaktion.
"Keine Lust, Franja?"
Keine Reaktion.
"Fanja? Ist irgend was?"
Obgleich die Stimme nun wieder laut war, war keine Bewegung von der anderen Seite des Bettes zu vernehmen.
"ICH REDE MIT DIR VERDAMMT!" schrie der Nichtfjorder.
Mochte das Pantheon der Götter von Nichtsfjord auch viele Gottheiten beinhalten, so gab es dort sicher niemanden, der für Selbstbeherrschung und Geduld zuständig war.
Wandal schüttelte seine Freundin heftig, woraufhin ihr Kopf abfiel.
Er begann heftig zu zittern und starrte auf das lange, blonde Haar. Dann fiel ihm der Schraubverschluss am Hals seiner Freundin auf.
"Was zur Scheibe geht hier vor?"
"Oh, wir haben nur nachgestellt, wie Sie ihre Freundin getäuscht haben, damit Sie Bjork Haring umbringen konnten", erklärte Myra Schwertschleifer, die zusammen mit Inspäctor Kolumbini, einem zernarbten Buckligen, Franja und einigen anderen Wächtern in der tür stand.
"Bitte?"
"Sie haben Ihre Freundin Betäubungsmittel in den Schlaftrunk getan und eine Puppe ins Bett gelegt, damit sie glaubt, sie seien nur kurz aufgestanden, um zum Abort zu gehen."
"Also wirklich, solche Anspielungen sind aber nicht gerade nett. Trinken wir erst mal etwas Määht zusammen."
"Nicht für uns", antwortete Myra. "Wir wissen, wie es hergestellt wird."
Das Gesicht Ereicsons wandelte sich in eine Maske des Entsetzens und des Zorns.
"Woher wisst ihr das? Ich habe diesen Bastard doch..."
Er unterbrach sich.
"Reden Sie nur weiter, Herr Ereicson", meinte die Hauptgefreite.
"Ihr blufft nur. Es gibt kein Geheimnis über Määht. Er wurde den Menschen von den Göttern gegeben. Und deshalb ist er doch für unsere nette Stadtwache doch gerade gut genug. Ich gehe in die Küche und."
"Nein", sagte Franja barsch. "Ich weiß, was es ist und ich kann es der Wache nur bestätigen."
Sie weinte, obgleich sich aufgrund ihrer Stimme nicht sagen ließ, ob sie es aus Trauer oder Wut tat.
"Und ich habe dich einmal geliebt." Weinend rannte die junge Frau aus dem Zimmer.
Bei allen Göttern, dachte Kolumbini. An solchen Tagen hasse ich meinen Job. Dieses vermaledeite Gesülze.
"Aber..."
"Herr Ereicson, wir haben hier einen Schuldschein über eine männliche Puppe, die sie noch bei dem "Laden für besondere Stunden" im Freudenpflaster zu bezahlen haben", würgte Fred den Händler ab. "Sie haben ihre Freundin mit einem Betäubungspulver ins Reich der Träume geschickt und sind dann verschwunden, um Bjork zu erstechen, weil er das Geheimnis des Määht verraten wollte."
"Woher wollen Sie das wissen?"
"Weil Bjork eine Kopie der entsprechenden Informationen unter seiner Matratze hatte."
Bei diesen Worten holte Fred einen Zettel hervor und hielt ihm Wandal unter die Nase.
"Er hatte seine Matratze aufgeschnitten und wieder zugenäht. Den Zettel, den Sie ihm Kamin verbrannt haben, haben Sie aus seiner Truhe gestohlen, die Sie vorher mit rauen Mitteln geöffnet hatten."
"Das sind alles keine Beweise."
"Nun einen Beweis haben wir, Herr Ereicson. Sie kamen in letzter Zeit leider, leider nicht zum Abwaschen und dachten wohl, dass sich das Betäubungsmittel von Selbst verflüchtigen würde. Wir haben alle ihre Becher untersucht und an dem ihrer Freundin fanden wir Spuren des Betäubungsmittels."
"Sie haben sich einfach zu verdächtig benommen", erklärte Myra. "Am ersten Abend brannte kein Feuer im Kamin, weil Sie als Nichtsfjorder den Winter hier wohl nicht als kalt empfinden. Als wir zum Zweiten mal zu Ihnen kamen, brannte jedoch ein Feuer. Wozu sollten Sie ein Feuer anzünden, wenn nicht zum Verbrennen, wichtiger Beweise?"
"Weiterhin haben Sie alles Geld aus Bjorks Truhe in Ihrer Eile liegen lassen. Vermutlich, weil Sie dachten, man würde seine Leiche bald entdecken", fuhr Inspäctor fort.
"Wissen Sie, was ich zu diesen Anschuldigungen sage, Inspektor?"
"Nein, was?"
"UAAAAAA!!"
Der Hüne stürzte sich auf die Wächter, schmiss sie zu Boden und rannte weiter. Er griff nach seiner Axt, die an der Wand lehnte und stieß erneut einen Kampfschrei aus.
"Ja, ich hab den Bastard umgebracht. Ich konnte ihn und seine verdammte Familie noch nie leiden. Aber ihr könnt mich nicht aufhalten."
Hastig drehte er sich um und rannte aus der Tür.
Draußen stand die Gefreite Agnetha vom Ankh und wartete geduldig. Blind vor Zorn rannte er sie um und stolperte auf sie drauf.
"Was ist das für ein Gesta...?" waren die letzten Worte, die er sprach, bevor sein Gehirn beschloss, es wäre besser bewusstlos zu sein, wie diesen Geruch noch weiter ertragen zu müssen.
Kolumbini und Myra betrachteten von der Tür aus, wie die Ermittlerin unter dem Hünen hervorkrabbelte und sich daraufhin abklopfte.
"Gut gemacht, Agnetha", lobte die Hauptgefreite ihre Kollegin.
Als sich Fred umdrehte, hatte sich der Rest der Abteilung bereits über die restlichen Määhtbestände von Ereicson hergemacht.
Draußen wurde der Händler von einigen anderen Wächtern fortgebracht.
"Auf einen erfolgreich gelösten Fall", tönte es von den RUM-Mitgliedern.
"Halt!" rief Myra aus, als die Mitwächter die Becher bereits an den Lippen hatten. "Ihr wisst doch gar nicht was das ist."
"Oh, stimmt ja. Was ist es denn nun?"
"Daf kann if erklären", hob Igor seine Stimme. "Daf Getränk Määht wird von der göttlifen Fiege Gudrun gegeben."
"Also Ziegenmilch ist doch genial! Prost!" meinte Stump und Trank mit fast dem gesamten Rest der Abteilung.
"Äh, eigentlif ift ef Piffe."
Mit lautem Prusten sprühten die Wächter das Getränk durch den gesamten Raum und versuchten durch Spucken und Würgen den Rest des Getränks aus ihrem Mund zu bekommen.
Kolumbini schüttelte den Kopf.
"Igor entsorg den Rest, ja?"
"Natürlif, Herr", meinte der Diener und grinste breit. "If werde ef für meinen Eigengebrauch aufbewahren."
"Du willst das Zeug doch wohl nicht trinken, oder? Ich meine es ist..."
"Fiegenpiffe, if weif."
Der Bucklige legte mit seiner Zunge über die vernarbten Lippen.
Ein angewiderter Blick von Myra und ein unmissverständliches Schulterzucken seines Herren waren die Antwort.
"In Ordnung. Wie auch immer du meinst."
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