Die Straße von Überwald nach Ankh-Morpork ist leer.
Zumindest fast.
Ein dunkler Schatten ist am Horizont zu erkennen, der rasch näher kommt. Schauen wir ihn uns genauer an. Es ist der Troll Scoglio, der als "kleiner" Troll von seiner Familie verstoßen wurde und sich so bis nach Überwald schleppte, wo ein gewisser Igor den völlig entkräfteten Scoglio wieder auf die Beine brachte. Doch in Überwald wurde Scoglio nicht so recht glücklich und er entschloss sich, nach Ankh-Morpork auszuwandern.
Ein mit unförmigen Säcken beladener Wagen nähert sich Ankh-Morpork von Klatsch aus. Er ist so sehr in Fahrt, dass ein unschuldiger Zauberer unter die Räder des Wagens kommt und der Wagen einen seiner Säcke verliert, ohne dass der Wagenlenker etwas davon mitbekommt.
Der Inhalt des Sackes verteilt sich auf der ganzen Straße.
OH, ERDNÜSSE! , sagte Tod.
Ein lautes Pochen weckte Scoglio.
"Guten Morgen, Scoglio. Mach doch mal die Tür auf!"
"Was denn los sein? Wo ich hier überhaupt sein?"
"Du bist hier im Wachhaus der Stadtwache von Ankh-Morpork, und du bist seit gestern abend Rekrut hier bei uns."
"Stadtwache von Ankh-Morpork? Davon ich gehört habe. Ich mich aber nicht erinnern kann, zu sein Rekrut!"
"Wir haben dich gestern im Eimer getroffen und du hast uns gesagt, dass du unbedingt Rekrut bei uns werden willst."
"Langsam ich mich erinnere! Ein Mann, der Seltsam oder so hieß, mir erzählt hat von der Wache und mich gefragt, ob ich nicht werden will Rekrut."
"Sehr schön, dass deine Erinnerung wieder zurückkehrt, aber kannst du jetzt vielleicht mal die Tür aufmachen? Ich soll dich nämlich zu deiner Ausbilderin Kanndra bringen. Sie hat einen Auftrag für dich."
"Hallo Scoglio, wo warst du denn solange?"
"Ähm, er hat seinen Brustharnisch nicht anbekommen, Ma'am."
"Jetzt hat er ihn doch an und es sieht doch richtig aus. So verbeult wie es sich gehört."
"Das Problem ist, dass der Brustharnisch nicht verbeult war, bevor sich Scoglio auf ihn gesetzt hat!"
"Nun gut, ähm, hast du ihn denn auch in unsere Regeln eingewiesen?"
"Ja, er hat alles erstaunlich schnell verstanden. Wenigstens für einen Troll."
"Sehr gut! Wächter Scoglio?"
"Ja, Ma'am?"
"Ich habe einen Auftrag für dich! Uns wurde gemeldet, dass an der Ecke Sirupminenstraße / Leichte Straße ein Verkehrschaos herrscht. Ich denke, es wäre eine gute Aufgabe für dich, den Grund dafür zu finden und dann den Verkehr dort wieder zu regeln!"
In der Leichten Straße angekommen, sahen Kanndra und Scoglio nur eine große Menschenmenge. Es waren jedenfalls größtenteils Menschen. Doch den Grund für das Verkehrschaos konnten sie auf Anhieb nicht erkennen.
"Vielleicht solltest du mal einen der Menschen dort fragen, was hier überhaupt los ist", riet Kanndra Scoglio.
"Das sein eine gute Idee! Ähm, guten Tag, was sein hier los?"
"Willst du ein Würstchen essen, während ich es dir erzähle?"
"Nein, nein, ist nicht nötig!", warf Kanndra ein, bevor Scoglio auch nur darüber nachdenken konnte. "Erzähl einfach, Schnapper!"
"Hier in der Kurve ist ein Wagen umgekippt und die Ladung hat sich über die ganze Straße verstreut..."
"Was sein das für Ladung?"
"Erdnüsse. Und dann kam der Bibliothekar. Er blockiert hier die Straße und bewirft alle, die ihm zu nahe kommen mit Erdnussschalen. Das kann ziemlich weh tun, wenn man sie ins Auge bekommt. Und der Bibliothekar zielt gut!"
"Aber man doch kann einen Menschen vertreiben von der Straße!"
"Der Bibliothekar ist aber ein Mensch, der durch einen magischen Zwischenfall zu einem Affen wurde", erklärte Kanndra.
"Und was wir dann jetzt machen sollen?"
"Vielleicht ein Würstchen kaufen?", fragte Schnapper hoffnungsvoll.
"Merk dir eines, Scoglio", zischte Kanndra, als sie außer Hörweite von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper waren. "Kaufe nie ein Würstchen in Ankh-Morporks Straßen!"
"Warum nicht?"
"Und auch kein anderes Fleisch!"
"Warum nicht?"
"Am besten gar nichts!"
"Warum nicht?"
"Merk es dir einfach!"
"Oh!"
"Was hast du jetzt vor, Scoglio?"
"Ich versuchen werde, dieses Tier..."
"Sag das T-Wort nie in Gegenwart des Bibliothekars. Gegen Affe hat er nichts, aber wenn er Tier hört, musst du sehr schnell laufen können oder sehr stark sein."
"Also ich versuchen werde, dieses T..., diesen Affen zu vertreiben. Die Erdnussschalen mir nichts anhaben können. Ich sie nicht spüren kann. Und meine Augen er nicht trifft. Das zu hoch für ihn sein!"
Der Troll schaffte es tatsächlich, bis zu dem Bibliothekar zu kommen.
"Ähm, du bitte den Weg würdest räumen?"
"Ugh!"
"Wie bitte?"
"Ugh!"
"Was du gemeint hast?"
"
Iieek!"
Wumm.Scoglio beobachtete den schlaff am Boden liegenden Körper aufmerksam. Als er sicher war, dass er sich nicht mehr bewegte, schleppte er ihn und den umgekippten Karren an den Straßenrand. Dabei bemerkte er feines weißes Pulver auf der Straße.
"Was sein das für Pulver? Ich es mal probieren werde..."
Er nahm eine Handvoll und schluckte das Pulver herunter.
"
Glldlb!"
"Scoglio?"
"
Bllb"
"Scoglio?"
"
Flallup"
"
Scoglio?"
"
Bll... was sein los?"
"Endlich kommst du wieder zu dir! Du warst einige Stunden lang weggehauen."
[1]"Und warum?"
"Du hast eine Handvoll Platte geschluckt! Und dann bist du wie erstarrt umgefallen! Auf einen dieser Säcke in denen angeblich Erdnüsse transportiert wurden. In Wirklichkeit wurde in die leeren Erdnussschalen Platte gefüllt, um es nach Ankh-Morpork zu schmuggeln. Wahrscheinlich sollte die Lieferung an Chrysophras gehen."
"Wer sein Chrysophras? Und was sein überhaupt Platte?"
"Das weißt du nicht? Platte ist eine ungemein starke Trolldroge und Chrysophras gehört das Platte-Imperium hier in Ankh-Morpork."
"Und es von Platte kommt, wenn man sieht große haarige Spinnen?"
"Das ist eine der üblen Nebenwirkungen, ja. Aber sag mal Scoglio, wie hast du es eigentlich geschafft, dass der Bibliothekar den Weg geräumt hat?"
"Ich gar nichts getan habe, außer ihn aufgefordert aus dem Weg zu gehen. Dann er fiel einfach um."
"Wahrscheinlich wirkt Platte bei Orang-Utans erst ziemlich spät. Er muss ja sehr viel Platte geschluckt haben, wenn da so viele Erdnussschalen lagen."
"Und was sein mit dem Platte-Schmuggler? Er einfach ungestraft davon kommen wird?"
"Den kriegen wir schon irgendwann. Vielleicht darfst du ihn dann sogar verhaften."
"Wo sich dieser Chrysophras denn eigentlich immer aufhalten?"
"Wieso willst du das wissen?"
"Vielleicht man ihn ja mal verhaften kann."
"Das kannst du versuchen, so oft du willst. Er hat immer ein gutes Alibi, man kann ihm nie etwas nachweisen. Aber jetzt sei mal lieber froh, dass du deinen Auftrag erfüllt hast. Die Kreuzung ist leer geräumt und der Verkehr läuft auch wieder."
"Ich es trotzdem wissen will, wo er immer sein!"
"Na ja, ich denke, du wirst ihn oft auf dem Hier-gibt's-alles-Platz finden."
"Vielleicht ich auch etwas Platte, ähm, nun ja, beschlagnahmen kann", sagte er leise, als Kanndra weggegangen war.
[1] Das ist ein Zustand, in dem man nicht mehr klar denken kann, aber immer noch sehen, riechen, hören etc.
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