Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht "Fassaden klimmen". Na toll, bist du ein Dieb? Trotzdem verlangt der Ausbilder von den Rekruten, dass sie es schaffen auf ein Häuserdach zu gelangen. Gar nicht mal so einfach.
Dafür vergebene Note: 11
Die kleine schwarze Kutsche fuhr gemächlich die staubige Straße entlang. Die roten Vorhänge flatterten im sanften Wind. Die große, schwarze Kuh, die auf einer Wiese neben der Landstraße graste, blickte auf. Wut entflammte plötzlich in ihr. Es handelte sich zwar um eine gute Milchkuh, allerdings hatte sie mitunter leichte Persönlichkeitsstörungen. Dann glaubte sie, ein Stier zu sein.
Jetzt war es wieder soweit und dieses Geflatter dort drüben, dieses unerträgliche Rot...
Die Kuh stürmte auf die kleine Kutsche zu. Der Kutscher riss erschreckt die Augen auf und die Kutsche zur Seite. Diese durchbrach einen Zaun, fuhr auf mehrere arbeitende Bauern zu, die Passagiere wurden ordentlich durchgeschüttelt, ein Bauernehepaar schrie entsetzt auf. In der Kutsche kam in Folge der hohen Geschwindigkeit und des unebenen Bodens zu peinlichen Vorfällen zwischen einem jungen Mann und einer älteren Dame mit anschließender Ohrfeige [1] , die Kuh erreichte die Kutsche, der Kutscher ließ die Zügel los, sprang vom Kutschbock und rannte davon, die Kutsche fuhr unkontrolliert in das Gemüse hinein, die Kuh preschte voran, das Ehepaar schrie... ...und Olga-Maria wachte auf. Zitternd und schwitzend saß sie aufrecht in ihrem Holzbett und starrte in die Dunkelheit des kleinen Zimmers. Jetzt war es schon mehrere Wochen her und immer noch litt sie unter diesen schrecklichen Alpträumen, die ihr immer und immer wieder den Tod ihrer Eltern zeigten. Olga-Maria legte sich wieder hin. Am Besten wartete sie auf Donna, ihre große Schwester. Sie hieß eigentlich Donnatella, aber Olga-Maria nannte sie nur Donna. Seit Olga-Maria nach Ankh-Morpork gekommen war, teilten sie sich dieses Zimmer. Nach dem plötzlichen und überraschenden Tod ihrer Eltern hatte Olga-Maria den Hof verkauft und war ihrer Schwester nach Ankh-Morpork gefolgt. Diese hatte nämlich schon früh keine Lust mehr auf die ständige Hofarbeit gehabt und war in die Zwillingsstadt gewandert. Dort arbeitete Donnatella als Näherin.
Als sie in der Stadt ankam, hatte sie weder Geld, noch Unterkunft oder sonst etwas. Sie wusste nicht einmal, wo in dieser riesigen Stadt ihre Schwester wohnte. Also war sie einfach losgelaufen, geradewegs in die Schatten. Wie sie es geschafft hatte, da durch zu gelangen ohne überfallen zu werden, ist nicht zu sagen. Vielleicht wirkte sie einfach zu unscheinbar um als überfallenswert eingestuft zu werden. Und die Tatsache, dass sie während ihrer Suche nach Donna auch noch deren Zimmernachbarin Soffiee begegnete, die sie dann direkt zu ihrer Schwester brachte, scheint beinah unmöglich. Doch nur beinahe, denn es geschah tatsächlich genau so.
Plötzlich ging die Tür auf und ein Lichtstrahl drang herein. Olga-Maria blinzelte.
"Hallo, du alte Schlafmütze! Raus aus den Federn, los! Die Sonne geht schon auf!", rief Donna ihrer kleinen Schwester entgegen. Donna öffnete das Fenster und der typische Ankh-Morpork-Geruch drang in das Zimmer ein. Olga-Maria setzte sich auf und gähnte. Donna tänzelte durchs Zimmer und summte vor sich hin.
"Warum gibt es in deiner Gilde eigentlich Nachtschicht? Im Dunkeln seht ihr doch gar nicht was ihr näht. Muss ziemlich teuer sein mit den ganzen Kerzen und so, oder?", fragte Olga-Maria
[2].
Donna kicherte vor sich hin. "Das erklär ich dir später, Kleine", grinste sie.
Olga-Maria wunderte sich, gab sich aber damit zufrieden. Wenn Donna nicht wollte, dann wollte sie eben nicht, da war nichts zu machen. Sie war schon immer sehr eigenwillig und dickköpfig gewesen, ganz im Gegensatz zu Olga-Maria. Deshalb war Donna auch nach Ankh-Morpork gegangen, während Olga-Maria bis zum Tod ihrer Eltern auf dem kleinen Bauernhof geblieben war.
Donna hatte sich an ihrer Kommode niedergelassen und bürstete nun ihre langen, lockigen und dunkelroten Haare. Diese bildeten einen tollen Kontrast zu ihren katzengrünen Augen, mit denen sie immer so spöttisch um sich blickte. Olga-Maria hätte gern so gut ausgesehen wie Donna. Aber während Donna mit ihrem tollen Aussehen sofort jede Aufmerksamkeit auf sich zog, war Olga-Maria mit ihren mittelblonden Haaren und ihrer Durchschnittsfigur sehr unscheinbar.
Olga-Maria tastete nach ihrer Brille mit den dicken Gläsern, ohne die sie fast blind war und setzte sie auf. Dann verließ sie das gemütliche Bett und machte sich für ihren ersten Ausbildungstag in der Stadtwache fertig.
Sie verließ das kleine Zimmer in der Pension von Salmariandra Kugelkopf, einer älteren Dame, die auch lange in der Näherinnengilde tätig gewesen war. Weil sie für diese Tätigkeit jedoch zu.. äh... reif geworden war, diente sie der Gilde nun indem sie ihr Haus jüngeren Näherinnen zur Verfügung stellte. Olga-Maria verstand zwar nicht so ganz, wie man für eine Tätigkeit wie Nähen zu alt werden konnte, denn Salmariandra schien ihr noch ziemlich rüstig, doch sie gab sich damit zufrieden. Olga-Maria gab sich mit Tatsachen schnell zufrieden. Wenn ihr etwas merkwürdig vorkam, führte sie das auf ihre Unwissenheit über die Stadt und deren Angelegenheiten zurück. Daran musste sie sich erst gewöhnen, aber sie passte sich schnell an neue Situationen an.
"Guten Morgen!", zwitscherte Soffiee in Olga-Marias Ohr.
"Morgen Soffiee", murmelte Olga-Maria der Zimmernachbarin zu.
Soffiee hatte Olga-Maria damals aufgegabelt, als sie ziellos durch Ankh-Morpork gelaufen war um Donna zu suchen.
"Viel Glück für deinen ersten Tag bei der Wachmannschaft, Süße!", trillerte Soffiee und rauschte in ihr Zimmer.
"Danke auch", gähnte Olga-Maria und stieg die Treppe hinab. Salmariandra werkelte in der Küche herum und bereitete Frühstück für ihre Schützlinge zu. Das waren außer Olga-Maria, Donna und Soffiee noch Janine und Jennyfer, die beiden Zwillinge, deren überhebliche Art Olga-Maria nicht mochte. Sie wankte verschlafen zur Tür.
"Willst du nicht frühstücken?", fragte Salmariandra.
"Nein, ich muss mich beeilen, sonst komm ich zu spät", antwortete Olga-Maria.
"Aber wenigstens einen Kaffee musst du trinken!", meinte die Hauswirtin und reichte Olga-Maria einen Becher. Diese leerte ihn und machte sich auf den Weg, nachdem Frau Kugelkopf ihr noch ein Paket mit Schmalzbroten aufgedrängt hatte. Obwohl Olga-Maria nicht zu den Näherinnen gehörte, umsorgte Salmariandra auch sie. Frau Kugelkopf gehörte schon solange zur Gilde, dass sie sich gewisse Dinge erlauben konnte.
Olga-Maria musste nicht weit gehen um zum Wachhaus zu gelangen. Geradeaus, dann abbiegen und dann war sie schon fast da. Sie war schon ziemlich aufgeregt. Als sie sich bei der Wache als Rekrutin gemeldet hatte, war sie schon sehr nervös gewesen, aber heute war es noch schlimmer. Vor dem Wachhaus traf sie auf Rea Dubiata und eine rothaarige junge Frau, offensichtlich auch eine Rekrutin.
Rea war sie schon begegnet als sie sich bei der Wache gemeldet hatte.
"Guten Morgen.. äh... Olga-Maria, nicht wahr?", begrüßte Rea die neue Rekrutin Inös.
"Hallo", entgegnete Olga-Maria und hob die Hand zum Gruß. "Rea Dubi.. ähm..."
"Dubiata", half Rea lächelnd.
"Ich bin Frän Fromm. Hallo!", sagte die Rothaarige und reichte Olga-Maria die Hand.
Olga-Maria nahm sie und zuckte zusammen. Fräns leichenblasse Hand war eiskalt. Olga-Maria hob den Blick und sah die beiden spitzen Eckzähne, die Fräns eigentlich freundlichem Lächeln etwas Bedrohliches gaben. Langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass sie gerade einer Vampirin gegenüberstand. Olga-Maria war eigentlich sehr tolerant, aber ein bisschen mulmig war ihr doch.
"Äh.. ja.. Hallo, ich bin Olga-Maria Inös", sagte Olga-Maria und lächelte schüchtern.
Rea Dubiata meinte schließlich: "Frän und ich werden auch von Korporal Kanndra Mambosamba ausgebildet. Ich bin mal gespannt, was sie heute mit uns vorhat. Ich glaube es hat irgendwas mit Klettern zu tun."
"So ist es, Rekrutin Dubiata", sagte der Korporal und trat aus der Tür. Die drei Rekrutinnen salutierten hastig.
Kanndra fuhr fort: "Wir werden zu einem Haus hier ganz in der Nähe gehen. Es steht leer, deshalb steht es der Wache zu Übungs- und Ausbildungszwecken zur Verfügung. Alles Weitere erkläre ich euch, wenn wir da sind. Also, los geht’s!"
Kanndra marschierte los und die drei Rekrutinnen folgten ihr hastig. Das Haus, welches sie zu "Übungs- und Ausbildungszwecken" benutzen würden, befand sich nur eine Straße weiter, daher erreichten sie es schnell. Die betreffende Straße war nicht sehr belebt. Im Augenblick streunten nur ein paar herrenlose Hunde auf der Suche nach Futter herum.
"Also, hört gut zu!", begann Kanndra. "Ihr sollt heute etwas über Verfolgungen lernen. Als Wächter ist es mitunter nötig einen Tatverdächtigen zu verfolgen. Und wer wegläuft ist automatisch tatverdächtig. Im Übrigen bedeutet "tatverdächtig" nicht, dass jemand die vorliegende Tat tatsächlich begangen hat. Er steht nur unter Tatverdacht. Der Unterschied ist wichtig. Aber das nur am Rande und nun zurück zu der eigentlichen Übung.
Also, wenn ihr einen Tatverdächtigen verfolgt, dann kann es mitunter passieren, dass ihr auf Hindernisse stoßt. Ihr müsst lernen diese zu überwinden. Viele flüchtige Tatverdächtige kommen auf die Idee über die Dächer zu verschwinden und ihr müsst ihnen dann folgen.
Daher werdet ihr heute lernen, wie man auf ein Dach gelangt, sich dort oben bewegt und unverletzt wieder hinunter kommt, wenn möglich mit dem Tatverdächtigen.
Die Fähigkeit auf ein Haus zu klettern und dort auch zu bleiben, ist auch für andere Zwecke sehr nützlich. Zum Beispiel, zum Beobachten und Spähen. Ihr werdet das hier noch brauchen, deshalb solltet ihr gut zuhören!
Also, so ein Haus erklettert man am schnellsten, indem..."
Olga-Maria war plötzlich abgelenkt. Irgendetwas strich da an ihrem Bein herum. Es war einer der streunenden Hunde, ein kleiner Mischling mit schmutzigbraunem Fell und großen, hellbraunen Hundeaugen. Aus diesen blickte er sie treuherzig an. Olga-Maria zögerte. Sollte sie den Hund verscheuchen, streicheln oder ignorieren? Früher hatte sie auch einen Hund gehabt. Es war ebenfalls ein Mischling gewesen, mit weißen Löckchen und schwarzen Augen. Sie hatte ihn Boubou genannt und sehr lieb gehabt. Eines Tages hatte er sich im Schweinestall verlaufen und war dem großen Eber in den Weg geraten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Annatella, Olga-Marias Mutter, hatte aus den Fellresten einen kleinen Beutel genäht, den Olga-Maria noch immer besaß. Sie bewahrte wichtige und unwichtige Kleinigkeiten darin auf.
Der kleine Streuner scharwenzelte noch immer beharrlich um Olga-Marias Bein herum.
Zögerlich beugte sie sich zu ihm herunter und tätschelte seinen Kopf.
"So, das war's, und jetzt verschwinde!", flüsterte sie ihm eindringlich zu. Doch der Hund dachte gar nicht daran zu gehen. Schließlich beugte Olga-Maria sich erneut zu ihm hinunter und...
"Rekrutin Inös! Was machst du da?", fragte plötzlich die Ausbilderin, der die Unaufmerksamkeit ihrer neuen Auszubildenden nicht entgangen war.
"Ich.. äh... nichts", antwortete diese und richtet sich hastig auf. "Gar nichts, Ma'am."
"Du hast also alles mitbekommen, was ich erklärt habe und warst in keiner Weise abgelenkt oder unaufmerksam?", hakte Korporal Mambosamba nach und beugte sich vor.
"Ja Ma'am", log Olga-Maria schnell und senkte den Blick.
"Gut", meinte Kanndra langsam. "Dann kannst du ja den Anfang machen und da hochklettern. Ich schaue von unten zu. Gib dir Mühe und sei schnell! Der Verfolgte wartet nicht auf dich."
Olga-Maria näherte sich zögernd der Hauswand. Das Haus war recht hoch, etwa vier Stockwerke, so schätzte Olga-Maria. Der untere Teil, also die ersten beiden Stockwerke waren aus grobem Mauerwerk. Die höher liegenden Stockwerke bestanden aus Fachwerk. Das Haus musste einmal recht hübsch ausgesehen haben, aber nun wirkte es etwas verkommen. Aus dem Mauerwerk waren schon viele Steine heraus gebrochen und auch der einigermaßen intakte Rest wirkte irgendwie... bröckelig. Ja, das passte am besten. Bröckelig.
Das Fachwerk wirkte ebenso nicht sehr vertrauen erweckend. Das Holz war schon ganz morsch und von hungrigen Holzwürmern zerfressen.
Olga-Maria schluckte. Da sollte sie jetzt hinaufklettern?
"Oh herrje! Ich kann das nicht! Ich hab doch keine Ahnung wie. Hätte ich doch nur zugehört. Ich schaff das nie!" Solches und ähnliches ging Olga-Maria durch den Kopf als sie vor dem Haus stand.
"Na los, Olga-Maria! Worauf wartest du denn?", trieb Korporal Kanndra Mambosamba die zögernde Rekrutin an. Diese ging auf die brüchige Hauswand zu und begann zu klettern. Zaghaft tastete sie mit ihren zitternden Fingern nach Mauerritzen und Spalten und zog sich vorsichtig Stück für Stück hoch.
"Na also, geht doch. Du schaffst das schon", so feuerte sie sich selbst an und zog sich noch ein Stückchen höher.
"Schneller! Du musst viel schneller sein, Rekrutin Inös!", kam es von Kanndra.
Olga-Maria hatte sich schon bis zum zweiten Stock hochgearbeitet, als das Unvermeidliche geschah. Gerade als sie ihre linke Hand in eine schmale Mauerspalte schob um sich erneut ein Stück hochzuarbeiten und ihren rechten Fuß hochzog, erwischte sie mit demselben einen losen Stein. Und als sie ihr Gewicht verlagerte, gab der Stein nach und fiel aus der Mauer heraus. Er fiel nicht lange und zerbrach beim Aufprall vor Korporal Kanndras Füßen in viele kleine Stücke. Kanndra warf Olga-Maria einen kritischen Blick zu, den diese jedoch gar nicht bemerkte. Sie hing nun nur noch mit einer Hand an der Hauswand und konzentrierte alle Kraft darauf nicht loszulassen. Verzweifelt suchte sie mit Füßen und der einen Hand nach Haltemöglichkeiten. Da war ein Loch und sie schob ihren rechten Fuß hinein. Schließlich fand sie auch für den rechten Fuß einen geeigneten Platz und hing nun wieder einigermaßen sicher an der brüchigen Hauswand.
"Jetzt bloß nicht nach unten sehen! Sieh bloß nicht nach unten....", flüsterte Olga-Maria zu sich selbst. Doch es ist beinah ein ungeschriebenes Gesetz, dass man immer nach unten sieht, wenn man es besser nicht tun sollte. Vor allem Leute mit Höhenangst sind in diesem Bezug sehr gesetzestreu und auch Olga-Maria fiel in diese Kategorie. Ihr wurde schon schwummerig, wenn sie auf einen Stuhl kletterte und nun hing sie etwa zwei Meter über dem Boden an einer brüchigen Hauswand. Die blonde Rekrutin schloss entsetzt die Augen und wimmerte leise.
"Ich will runter, ich will runter..." Wie eine hängen gebliebene Schallplatte wanderten diese Worte in Olga-Marias Kopf herum. Es war eine schlechte Idee gewesen nach unten zu sehen, aber nun war es zu spät.
"Was tut die denn da? Warum klettert sie nicht weiter?"
"Vielleicht hat sie ja Höhenangst, Ma'am?", schaltete sich Reas in den absurdesten Momenten auftauchende Rationalität ein.
"Na wunderbar!" seufzte Kanndra. "Und jetzt?"
Rea zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, Ma'am."
"Vielleicht sollte jemand raufklettern und ihr helfen.", schlug die rothaarige Vampirin Frän vor.
"Hmm...", meinte Kanndra nur und blickte wieder zu Olga-Maria hinauf.
Diese hatte sich inzwischen wieder einigermaßen im Griff. Vorsichtig hob sie ihre Augenlider wieder und atmete tief durch.
"Komm schon, wenn du es bis hier geschafft hast, kannst du auch den Rest noch."
Olga-Maria neigte häufig zu Selbstgesprächen, wenn sie nervös war und jetzt war sie sehr nervös. Aber es half ihr sich selbst anzufeuern. Sie richtete ihre Augen starr nach oben zu dem schmalen, steinernen Sims, dass Mauer- und Fachwerk trennte. Zielstrebig bewegte sie sich darauf zu.
"Halten, sichern und...ziehen. Halten, sichern und... ziehen."
Stück für Stück kam Olga-Maria ihrem vorläufigen Ziel näher. Schließlich hatte sie das Sims erreicht und konnte sich nach oben ziehen. Zitternd und schwer atmend stand sie nun da.
"Jetzt bloß nicht... Nein, sag es nicht!", murmelte sie vor sich hin.
"Na also, es geht doch, Olga-Maria!", rief die Ausbilderin von unten. "Und jetzt weiter!"
Olga-Maria sah sich um, vermied aber jeden Blick nach unten. Das Sims hatte wohl ursprünglich über die ganze Frontseite gereicht, aber mittlerweile war es an vielen Stellen abgebrochen. Die Hauswand, die Olga-Maria nun vor sich hatte, bestand aus morschem Fachwerk, leider ohne irgendwelche Festhaltemöglichkeiten. Olga-Maria überlegte angestrengt, was zu tun war. Warum hatte sie nur nicht zugehört, als Kanndra erklärt hatte, was zu tun sei. Das hatte sie nun davon.
Kanndra Mambosamba stand unten und wartete. "Na los, Rekrutin Fromm. Jetzt bist du dran. Kletter hoch und zwar so schnell, als würdest du jemanden verfolgen. In der Mitte kannst du Rekrutin Inös ja dann zeigen, wie sie weitermachen muss."
"Ja, Ma'am." antwortete Frän und begann mit dem Aufstieg. Sie stellte sich dabei um einiges geschickter an als Olga-Maria, die immer noch auf dem schmalen Sims stand. Als die rothaarige Vampirin bei der hilflosen Olga-Maria angekommen war, flüsterte sie ihr zu: "Du musst dich zur Seite hangeln, so. An dem Fachwerk kommst du nicht hoch, also musst du es an der Regenrinne versuchen."
Olga-Maria blickte Frän an, dann wanderte ihr Blick zu der halbverrosteten Rinne rechts von ihr und um einiges skeptischer wieder zu Frän zurück.
"Da dran soll ich hochklettern? Das Teil fällt doch ab, wenn man es nur scharf anguckt!", zischte Olga-Maria ungewollt heftig.
"He, was ist denn mit dir los? Ich wollte dir doch nur helfen!", gab Frän leicht beleidigt zurück.
"Tut mir Leid, ich wollt das nicht...", murmelte Olga-Maria und senkte betroffen den Blick. Sofort ließ sie den Kopf jedoch wieder nach oben schnellen. "Hilfe, mir wird schwindelig!"
"Bleib ruhig! Atme tief durch... Ja, so ist gut!", sprach Frän beruhigend auf ihre Mitrekrutin ein.
"Ich falle! Ich werd hier runter fallen und dann wird nur ein Fleck auf dem Pflaster von mir übrig sein..."
"Jetzt werd nicht panisch! Du schaffst das! Ich helfe dir doch!"
"Braucht ihr noch lange da oben? Eure Verfolgten wären jetzt schon dreimal entkommen!"
Kanndra war leicht genervt. Warum brauchten die denn so lange? Gut, es waren Anfänger und sie machten das zum ersten Mal, aber dass sie sich so schlecht anstellen würden, hätte die Ausbilderin nicht erwartet.
"Nun, Rekrutin Fromm macht ihre Sache nicht schlecht, aber Rekrutin Inös ist eine Katastrophe. Sie muss dringend ihre Höhenangst überwinden", murmelte Kanndra vor sich hin. Etwas lauter fuhr sie fort:" Rekrutin Dubiata, jetzt bist du dran. Und sag Rekrutin Inös, dass sie sich anstrengen soll!"
"Ja, Ma'am!", antwortete Rea und begann nun auch noch an der Hauswand hochzuklettern.
Sie war nicht so flott wie die Vampirin Frän, aber doch besser als Olga-Maria. Durch ihre Tollpatschigkeit verlor sie mehrmals um ein Haar den Halt, aber es gelang ihr immer in allerletzter Sekunde sich irgendwo festzuhalten.
So kam auch sie schließlich bei Frän und Olga-Maria an der Hausmitte an.
"Was ist los mit euch? Warum macht ihr nicht weiter?", fragte sie sogleich.
"Olga-Maria hat Höhenangst. Sie traut sich nicht weiter."
"Wui! Und was machen wir jetzt?"
Frän zuckte nur leicht mit den Schultern und sah auf Olga-Maria, die sich mittlerweile zitternd und mit geschlossenen Augen an die Wand presste.
"He, Olga-Maria? Wir müssen weiter klettern. Los komm schon, du schaffst das! Sieh mal, ich bin auch nicht die Geschickteste und hab es geschafft. Außerdem, wenn du bis hier geklettert bist, dann kannst du auch den Rest!" Rea sah Olga-Maria auffordernd an. Durch ihre vielen Fast-Abstürze zierten sie nun einige Schürfwunden und blaue Flecken, was nicht sehr ermutigend auf Olga-Maria wirkte. Sie erwiderte Reas Blick mit entsprechender Skepsis. Das bemerkte diese wiederum und meinte dann etwas verlegen: "Komm schon, ich hole mir schnell ein paar Wunden und ähnliches... ist wohl angeboren, oder so..."
An dieser Stelle gab Olga-Marias Vernunft endgültig auf, verabschiedete sich und der Leichtsinn übernahm das Kommando. Meistens war Olga-Maria sehr vernünftig. Sie dachte ständig über alle ihre Handlungen und die Konsequenzen nach und war immer recht zögerlich. Sie ließ sich selten vom Leichtsinn führen, aber wenn es dazu doch einmal kam, wurde sie sehr übermutig und unvorsichtig. Und nun war es soweit. Entschlossen richtete sie sich auf dem schmalen Sims auf und wandte sich in Richtung Regenrinne. Leider stand ihr Frän dabei im Weg. Als Olga-Maria mit leicht irrem Blick auf die Vampirin zukam, war diese gezwungen rückwärts am Sims entlangzugehen. Als Frän am Ende des Simses ankam, wankte sie, trat ins leere, schrie erschreckt auf, fiel... und wurde gerade noch von Rea festgehalten. Während Rea sich mit der einen Hand an die rostige Regenrinne klammerte und mit der anderen Frän am Sturz hinderte, hangelte Olga-Maria sich bereits in erstaunlich schnellem Tempo in Richtung Dach.
Rea gelang es mit einiger Mühe, die Vampirin wieder auf das Sims zu zerren und beide blickten erstaunt zu Olga-Maria hinauf, die schon fast oben angekommen war.
"Was ist denn auf einmal in die gefahren?", fragte Frän verblüfft.
"Weiß nicht. Scheint sich von ihrer Höhenangst erholt zu haben", entgegnete Rea trocken.
"Ja, vermutlich. Oder sie ist mit einem Mal irre geworden."
Tatsächlich entsprach Fräns letzte Vermutung am ehesten Olga-Marias Zustand. Ihr Verstand hatte die Arbeit eingestellt und ihr Körper reagierte von allein. Inzwischen hatte sie den Dachrand erreicht und zog sich nun Stück für Stück nach oben. Rea und Frän beeilten sich ihr zu folgen. Kanndra beobachtete das Ganze von unten.
"Ihre Höhenangst hat Olga-Maria aber schnell überwunden", dachte sie.
Diese hatte nun beinahe die Dachmitte erreicht, als es anfing zu regnen. Erst nieselte es nur leicht, doch dann ging ein Wolkenbruch auf Ankh-Morpork nieder. Die Tropfen platschten mit Wucht auf die Dächer und Straßen der Scheibenweltmetropole und in wenigen Augenblicken waren die Rekrutinnen auf dem Dach und die Ausbilderin unten klatschnass.
Dieser Regenguss riss Olga-Maria schlagartig aus ihrem schlafähnlichen Zustand. Sie blickte leicht benommen um sich, doch dann registrierte sie, in welcher Lage sie sich gerade befand und die Panik überfiel sie erneut. Das Dach war so rutschig und es war so hoch und...
Olga-Marias Höhenangst erinnerte sich gerade in diesem ungünstigen Moment an ihre Pflicht und vor Olga-Marias Augen begann sich alles zu drehen. Langsam aber stetig rutschte sie in Richtung Dachrand und geriet immer mehr in Panik. Verzweifelt versuchte sie irgendwo Halt zu finden, doch ihre Hände rutschten auf dem nassen Dach immer wieder ab.
"Hilfe.. Hilfeee .. HILFEEEEEE!!!"
"Mist!", murmelte Kanndra unten. "Es lief doch so gut. Warum muss es ausgerechnet jetzt regnen?"
Während Kanndra noch nachdachte, ob sie auch hinaufklettern sollte, näherte sich Olga-Marias Rutschfahrt immer schneller ihrem Ende. Ohne Zweifel würde das Ganze mit einem Fall enden. Olga-Maria ärgerte sich nun doch, dass sie nicht religiös war. Auf dem Hof ihrer Eltern hatte sie besseres zu tun gehabt, als zu beten oder sonstige Rituale durchzuführen, aber nun wäre jemand zu dem man beten konnte doch ganz nützlich gewesen. Je näher sie der Dachkante kam, desto unsinniger wurden ihre Gedankengänge, als ob ihr Verstand die Gefahr verdrängen wollte.
"Ich habe hässliche Schuhe an... ich sollte mir neue kaufen... in rot... ich wollte schon immer mal auf einer rosa Wolke sitzen... aber rote Schuhe passen nicht zu rosa... ob ich wohl auf einer Wolke sitze, wenn ich tot bin?"
Inzwischen war es Frän und Rea trotz des Regens gelungen ebenfalls den Dachrand zu erreichen. Sie versuchten auf den rutschigen Dachziegeln so schnell wie möglich zu Olga-Maria zu gelangen, deren Füße schon in leerer Luft hingen. Diese rutschte immer weiter mit verträumten Grinsen auf den Rand zu. Jetzt hingen schon ihre Beine im Leeren und gleich würde sie das Gleichgewicht verlieren und mit ihrem dämlichen Grinsen im Gesicht herunterfallen. Olga-Maria kippte langsam, wie in Zeitlupe, Rea riss entsetzt die Augen auf, Frän schrie leise auf, beide hechteten nach vorne und packten Olga-Maria an den Armen.
Für einen winzigen Augenblick sah es so aus, als würde es ihnen gelingen Olga-Maria wieder aufs Dach zu ziehen. Doch bevor Kanndra unten erleichtert aufatmen konnte, rutschten nun alle drei auf den Dachrand zu.
"Mist!" Kanndra war zwar eine geschickte und flinke Kletterin, aber sie würde nicht schnell genug oben sein um zu helfen. Was sollte sie jetzt tun?
Frän und Rea auf dem Dach wurden immer verzweifelter und panischer. Sie konnten Olga-Maria ja nicht einfach loslassen, aber so wie es jetzt aussah, würden sie sonst alle drei fallen.
Olga-Maria war immer noch wie weggetreten.
"Wenn sie sich doch mal bewegen würde. Dann könnten wir sie hochziehen. Aber die hängt ja hier wie ein nasser Sack.", dachte Rea und stöhnte ob der Anstrengung. "Olga-Maria!!! Wach auf!! Ich bin doch sonst die Verpennte! WERD ENDLICH WACH!", brüllte Rea sie an. Auch Frän begann nun, Olga-Maria anzuschreien damit sie endlich mithelfe.
"WACH AUF!", schrieen beide im Chor. Auch Kanndra brüllte von unten mit: "REKRUTIN INÖS! WERD WACH! AUF DER STELLE! DAS IST EIN BEFEHL!"
Inzwischen hatte der Regen nachgelassen und nun hörte es ganz auf. Die kleine Scheibenweltsonne tastete mit ihren Strahlen nun wieder die Dächer von Ankh-Morpork ab und erreichte auch Olga-Marias Gesicht. Als sie die plötzliche Wärme auf ihrer Nase spürte, kam sie endlich wieder zu sich. Sie schlug die Augen auf und sah in die vor Anstrengung geröteten Gesichter ihrer Mitrekrutinnen, die immer noch rumbrüllten wie Irre.
"Was schreit ihr denn so?"
Frän und Rea sahen Olga-Maria verdutzt an und schwiegen. Schließlich räusperte Rea sich und sagte dann:" Weißt du, wir machen das nur so. Es macht uns nämlich unheimlich viel Spaß", ihre Stimme wurde schärfer" hier stundenlang auf einem nassen Dach zu sitzen und aufzupassen, dass du nicht runter fällst, während du HIER SEELENRUHIG EIN NICKERCHEN MACHST!"
Olga-Maria blickte nun ihrerseits verblüfft in Reas wütendes und angstverzerrtes Gesicht. Es dauerte eine kleine Weile, bis sie den vollen Sinn des eben Gehörten verstand. Und dann fing sie an zu schreien.
Frän und Rea zuckten zusammen und hätten die schreiende und zappelnde Olga-Maria beinah losgelassen.
"ICH FALLE! HIIIIIIILLFEEEEE!!! ICH WILL NICHT!!! HALTET MICH FEEEEEST!! ICH..." Kanndra versetzte Olga-Maria eine schallende Ohrfeige. Diese verstummte darauf und glotzte ihre Ausbilderin verblüfft an. Sie wollte etwas sagen, doch Kanndra kam ihr zuvor.
"Beruhig dich. Wenn du dich weiter so anstellst, werde ich Fromm und Dubiata befehlen loszulassen, klar?"
Olga-Maria nickte und flüsterte: "Ja, Ma'am."
"Gut!", Kanndra atmete tief durch. Während Rea und Frän auf Olga-Maria eingeschrieen hatten, war sie hochgeklettert um den beiden zu helfen.
"So, wir werden dich jetzt hochziehen. Ihr macht alle genau was ich sage, klar?"
Die Rekrutinnen nickten nur. Kanndra erklärte Rea und Frän, wie sie Olga-Maria halten sollten und was diese zu tun hatte um Frän und Rea zu unterstützen.
"Also, wenn ich los sage, dann zieht ihr hier und du, Rekrutin Inös, du schwingst dann hier hoch. Ich halte dann dein Bein und du rollst dich rum. Verstanden? Gut, dann, LOS!"
Frän und Rea zogen mit aller Kraft Olga-Marias Oberkörper nach oben, diese schwang ihr Bein über den Dachrand, welches sogleich von Kanndra umklammert wurde, und dann rollten Korporal Mambosamba und die Rekrutinnen Fromm und Dubiata Olga-Maria herum und diese blieb auf dem Dachrand liegen.
"So, oben wären wir. Jetzt müssen wir wieder runter.", seufzte Kanndra. Rea und Frän stöhnten auf. Olga-Maria gab keinen Ton von sich. In ihrem Innern jedoch führte die Panik einen wilden Tanz auf. Das würde sie doch nie im Leben schaffen! Sie würde kläglich versagen!! Sie würde sich niemals wieder runter trauen und müsste dann auf diesem Dach sitzen bis an ihr Lebensende!!!
Da meldete sich plötzlich Olga-Marias Vernunft wieder zu Wort:" Komm schon, wenn du es hoch geschafft hast, dann kommst du auch wieder runter! Du musst nur wollen! Denk nur, früher als Kind, da bist du doch auch immer auf die Bäume geklettert! Auf die große Linde in eurem Garten! Und du konntest es doch richtig gut! Da wirst du ja wohl noch diese Wand wieder runterklettern können!"
"Ja, das stimmt!", sprach Olga-Maria vor sich hin.
"Was?", fragte Rea prompt.
"Wie? Ach, gar nichts...", murmelte Olga-Maria. Dann erhob sie sich vorsichtig. Die Erinnerung an die Linde und ihre Klettereien hatten ihr Mut gemacht. Ja, sie konnte klettern. Und so was verlernt man ja nicht! Wenn sie es damals gekonnt hatte, würde sie es auch jetzt schaffen. Warum war ihr das nur vorher nicht eingefallen?
"Sag mal, Rekrutin Inös, was tust du da?", fragte Korporal Kanndra und beobachtete Olga-Maria, wie sie nun leicht wankend, aber einigermaßen sicher am Rand stand und nach unten blickte.
"Ich überlege, wie man am Besten wieder runter kommt", antwortete Olga-Maria gedankenverloren. "Man sollte vielleicht..." Ihr Satz endete mit unverständlichem Gemurmel.
Kanndra schüttelte fassungslos den Kopf über diese Rekrutin.
"Erst braucht die eine halbe Ewigkeit um hochzukommen und jetzt meint sie zu wissen, wie man wieder runterkommt. Na, die wird sich noch wundern", dachte Korporal Mambosamba sich. "Und, wie kommen wir am besten runter?", fragte die Ausbilderin nach.
"Äh, na ja... ich denke mal so..." Olga-Maria setzte sich wieder und schob die Beine über den Rand. Dann drehte sie sich mit einer erstaunlichen Geschicklichkeit herum und hangelte sich an der Dachrinne hinab. Kanndra, Rea und Frän starrten ihr ungläubig nach.
"Das gibt’s doch jetzt nicht", murmelte Rea. Währenddessen hatte Olga-Maria das Ende der Regenrinne schon fast erreicht. Jetzt begannen auch die anderen beiden Rekrutinnen mit dem Abstieg und die Ausbilderin folgte ihnen. Olga-Maria hatte das Sims an der Mitte der Hauswand schon wieder verlassen als Kanndra es gerade erreichte. Sie brachte die Strecke an der brüchigen Hauswand in geradezu beängstigendem Tempo hinter sich und als sie sich nur noch wenige Meter über der Straße befand, stieß sie sich ab und sprang.
Sie wartete unten auf die anderen, die nur wenige Augenblicke später neben ihr standen. Kanndra war noch immer sehr überrascht von der plötzlichen Veränderung Olga-Marias. Erst quälte sie sich mit ihrer Höhenangst stundenlang herum und jetzt war sie mit absolut unerwarteter Leichtigkeit wieder heruntergeklettert. Was hatte nun so plötzlich die Höhenangst verschwinden lassen? Kanndra grübelte noch den ganzen Rückweg darüber nach.
Rea und Frän dagegen fragten einfach nach. "Sag mal, Olga-Maria, was war denn mit dir los? Wir dachten du hättest Höhenangst, aber das kann doch nicht sein, so schnell wie du da runtergeklettert bist."
"Na ja, ich weiß auch nicht. Ich dachte plötzlich an... an etwas aus meiner Kindheit und da war die Angst einfach weg. Ich weiß auch nicht, warum." Olga-Maria blickte entschuldigend.
Dann hatten sie schon das Wachhaus erreicht. Weil ihr kleiner "Ausflug" etwas länger gedauert hatte als von Kanndra geplant, verzichtete sie auf weitere Aufgaben und gab den drei Rekrutinnen für den Rest des Tages frei. Da der Tag aber schon fast herum war, hatten die drei nicht viel davon. Olga-Maria verabschiedete sich von Frän und Rea und ging nach Hause.
Später, als sie schon im Bett lag und Donnatella sich gerade für ihre Arbeit fertig machte
[3], fragte Olga-Maria ihre große Schwester:" Sag mal, Donna, erinnerst du dich noch an die große Linde in unserem Garten? Da, wo ich immer hochgeklettert bin?"
"Was meinst du? Olga-Schätzchen, in unserem Garten stand keine Linde und auch sonst kein Baum. Da waren doch nur Sträucher und Gebüsch. Was du dir wieder zusammenreimst..."
Donnatella schüttelte belustigt den Kopf und ihre roten Locken fielen ihr ins Gesicht.
"Bis morgen früh! Schlaf schön, Olga!" Mit diesen Worten verließ Donna den Raum.
[1] alte Damen können sich auch nicht alles erlauben
[2] ja, sie war ein wenig naiv
[3] sie hatte wieder Nachtschicht
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