Und täglich grüßt das Murmeltier !

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von Wächterin Goldie Kleinaxt (GRUND)
Online seit 05. 08. 2004
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Für Rekruten (zweite Mission):
Eine der Hauptabteilungen organisiert eine Art "Tag der offenen Tür" für Rekruten, um jeweils einem oder einer kleinen Gruppe in Kürze die Aufgaben und Einsatzgebiete der Abteilung näher zu bringen. Taugst du für den harten Wächteralltag der entsprechenden Abteilung?

Dafür vergebene Note: 11

Endlich mein erster echter Einsatz!
Irgendwie hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben, mich noch vor Ende der Grundausbildung beweisen zu können. Wahrscheinlich hätte ich ewig in diesen langweiligen Theoriestunden mit Kanndra gesessen. Diese Zeit ist für mich das Schlimmste. Zu Allem was ich mir an Ankh-Morpork anders vorgestellt hatte, hat mich die Wachausbildung am meisten enttäuscht. Ich hatte mir darunter etwas wesentlich Aufregenderes vorgestellt. Wie verhafte und überwältige ich Verdächtige. Wer sind die zehn meistgesuchten Verbrecher der Stadt. Und den Axtwurftparcours auf dem Syxia angeblich immer geübt hat, haben die Ausbilder uns auch noch nicht gezeigt.
Mal ehrlich - ich kann mir nicht vorstellen, daß Jack sich jemals mit einem mehrstündigen Vortrag über "Selbsthilfemaßnahmen für Verletzungen während des Waffenreinigens" anhören mußte. Und wenn, dann hätte er sich vor lauter Verzweifelung beim nächsten Waffenreinigen die Pulsader aufgeschnitten und auf Selbsthilfemaßnahmen verzichtet. Und Fürchtenix, der mit Waffen anstatt mit Spielzeug seine Kindheit verbrachte, zu erklären wie er seinen Zweihänder zu handhaben hat, ist doch einfach unrealistisch.
Aber ich schätze, das hier ist so eine Zeit, die jeder irgendwie durchmachen muß. Und erst danach hat man die Chance auf Heldentaten und spricht nicht mehr über diese mühsame und demütigende Zeit. Ja! wahrscheinlich mußten auch meine drei Helden einst die Grundausbildung absolvieren. So wie ich jetzt! Schliesslich habe ich nie alle Hefte lesen können. Die Händler damals in Überwald meinten, gerade der Anfang sei vergriffen. Sicherlich weil alle wissen wollten, wie man ein Kämpfer des Guten wird. Und dann haben sie von der langweiligen Grundausbildung gelesen und haben es sich wieder aus dem Kopf geschlagen. Aber ich werde den entscheidenden Schritt weiter gehen.
Ich will ein richtiger Polizist werden!

Und nun habe ich eine echte Chance.
Heute haben wir Rekruten die Chance, mit richtigen Polizisten auf Streife zu gehen. Vielleicht finde ich heute jemanden der so ist wie Jack, Fürchtenix oder Syxia. Und vielleicht kann ich ja auch lernen, wie ich schneller ein guter Polizist, ein Bewahrer der Freiheit und Gerechtigkeit werde.
Romulus hat mir vorgeschlagen, mich bei einem seiner Kollegen bei RUM mitermitteln zu lassen. Er soll zwar ziemlich schwierig im Umgang sein, aber so eine Gelegenheit will ich mir nicht entgehen lassen. Bestimmt werde ich mich als hilfreich erweisen. Vielleicht werde ich ein Verbrechen aufklären oder jemanden retten können. Vielleicht begegne ich sogar diesem Schnapper. Dieser Schuft ist mir beim letzten Mal nur knapp entwischt. Er ist davongelaufen, während Olga-Maria fast gestorben ist. Leider hat mich der Lancekorporal ausdrücklich angewiesen, diesen Verbecher nicht zu verhaften.
Aber irgendwann werde ich ihm seine hinterhältigen Triebe heimzahlen!

Ankh-Morpork an einen bewölktem Herbsttag. Es ist Dienstagmorgen. Der Dunst quält sich zähflüssig wie Brei durch die Straßen. Die Straßen sind noch weitgehend leer. Ein paar vereinzelte Handwerker und Händler sind in den Gassen unterwegs. Und ein kleiner Zwerg in glitzernder Rüstung, der zielstrebig in Richtung Pseudopolisplatz wandert.

Ich bin schon ganz aufgeregt. Gestern Abend hatte ich noch Zeit gehabt, mich vorzubereiten. Aber aus irgendeinem Grund, war ich zu nichts fähig, als ständig in meinen Habseligkeiten in meiner Holztruhe im Wachhaus zu rumzuwühlen. Heute morgen habe ich dann noch mein Kettenhemd auf Hochglanz geputzt und meine Axt geschärft. Romulus hat sich schliesslich für mich ausgesprochen und ich will niemanden enttäuschen. Meine Dienstmarke ist am richtigen Platz und weist mich als Mitglied der Stadtwache aus! Leider auch als Mitglied von GRUND, was sich sicherlich bald ändern wird.
Die Straßen der Stadt gefallen mir. Viele unterschiedliche Leute mit verschiedenen Berufen und Tätigkeiten. Ich fühle mich wohl dabei, mich zwischen ihnen zu bewegen. Im Gegensatz zu Überwald ist es sehr angenehm, nicht ständig mit seinem Namen begrüßt zu werden. Es ist nicht so, daß ich mir keine Beachtung wünsche, aber zu Hause war ich halt nur Goldie Kleinaxt und hier ... ja hier bin ich Wächter Goldie Kleinaxt! Und ich bin stolz darauf, gegen das Böse und das Übel in dieser Stadt kämpfen zu können.
Da ist auch schon der Pseudopolisplatz und dort das Wachgebäude mit den anderen Abteilungen. Als ich das Gebäude betrete kommt es mir vor, als betrete ich ein anderes Reich. Ich dringe ein in ein Reich voll erfüllt mit Lärm und Geschäftigkeit. An einem Tisch streiten sich zwei Wächter. Menschen laufen von einem Büro zum anderen. In der Ecke wird gerade ein bösartig aussehender Mensch vernommen. Tja - hoffentlich nehmen sie diesen Verbrecher ordentlich auseinander. Bloß, wo finde ich jetzt den Ermittler, den ich begleiten darf. Am besten ich frage jemanden.
"Sir! Könnten Sie mir helfen, Sir? Ich suche Inspäctor Kolumbini", wende ich mich an einen Troll der gelangweilt am Schaft einer überdimensionalen Armbrust herumbastelt.
"Kolumbini? Der dort ist!" Eine kurze knappe Antwort. Mehr hat der Troll scheinbar nicht für mich übrig. Ich schaue in die Richtung und sehe auf den ersten Blick nichts ausser einem Schreibtisch voller Akten. Sie türmen sich frontal auf und versperren die Sicht auf alles weitere hinter dem Tisch. Ich schaue genauer hin. Da steigt doch eine kleine Rauchfahne hinter den Akten hervor. Es liegt mir auf der Zunge "Es brennt! Alarm! Es brennt!" zu rufen, aber als ich zwei kurze Beine unter dem Schreibtisch baumeln sehe, beschließe ich erst mal nachzusehen. Als ich den aktenbeladenen Tisch umrundet habe, erwartet mich tatsächlich kein Schwelbrand sondern ein kleiner Mann in einem unglaublich alten hellbraunen Mantel. Er scheint schon älter zu seien. Zumindest sein Gesicht sieht nicht mehr jugendlich aus. Und der Grund für meinen Beinahe-Feueralarm ist die Pfeife, an der er genußvoll pafft. Irgendwie sieht er nett aus, denke ich mir so am Anfang. Diese Meinung muß ich jetzt leider blitzartig revidieren, als er sich zu mir umdreht und mich mit seinem einem echten und seinem zweiten Glasauge mustert. Dadurch wirkt er unheimlich.
Er schaut mich an und fragt schließlich "Kann ich Dir helfen?". Dabei wirkt er ein wenig hochnäsig.
"Sir! Sind sie Inspäctor Kolumbini?" ist das einzige was ich momentan herausbekomme. Immer noch starre ich geradezu fasziniert auf sein Glasauge.
"Ja, der bin ich. Und?"
"Sir! Rekrut Goldie Kleinaxt meldet sich zum Dienst."
"Kleinaxt? Ist denn heut schon Dienstag?"
"Sir! Ja, heute ist schon Dienstag. Ich bin hier, damit sie mir die Abteilung und Ihre Ermittlungsmethoden vorstellen." Langsam werde ich unsicherer und meine weniger bestimmt "Das meinte Lance-Korporal von Grauhaar zumindest!"
"Tatsächlich Dienstag! Mist verflucht. Ich soll Dir meine Ermittlungsmethoden zeigen? Da hat mir Romulus aber was anderes gesagt. Egal! Komm hilf mir die Akten runter in den Keller schleppen, dann zeig ich Dir ein bischen was."
"Jawohl Sir!" antworte ich voller Erwartung der Dinge die da kommen mögen - nach dem Aktenschleppen.

Puhhh! Ich bin völlig fertig. Die Akten runter in den Keller zu schleppen, war nur die halbe Wahrheit. Für jeden Stapel Akten, der in den Keller sollte, sollte auch ein neuer Stapel Formulare, Berichte, ect. wieder nach oben auf den Schreibtisch des Lance-Korporals gebracht werden. 2 Stunden lang Schwerstarbeit während Kolumbini an einer, wie er sagte, wichtigen Besprechung teilnahm. Ich kehre ein letztes Mal schnaufend aus dem staubigen Keller zurück und packe den allerletzten Stapel Ordner ganz oben auf die Papierberge auf dem Schreibtisch des Inspäctors.
Inzwischen ist Kolumbini wieder an seinem Arbeitsplatz eingetroffen und fragt ohne von seiner Zeitung aufzusehen.
"Na, wie geht's nach so handfester Polizeiarbeit, Rekrut?" Ich erwähne kurz, daß der ganze Tag nur ein Streich von Romulus ist.
"Toll Herr Lance-Korporal!" Bringe ich nach vorn übergebeugt heraus. Mir geht dabei die Puste und ich muß erst mal zu Atem kommen.
"Du willst jetzt sicher den Rest unserer Abteilung hier gezeigt bekommen. Oder willst Du lieber einen unserer Ermittler auf der Straße behilflich sein?" Er schaut mich dabei auffordernd an.
"Ich würde lieber echte Ermittlungen und so etwas erleben, Herr Inspäctor."
Kolumbini sieht fast schon ein bischen enttäuscht aus.
"Tja, ich muß leider hier ein bischen die Berichte aufarbeiten. Aber melde Dich bei Myra Schwertschleifer. Ich glaube sie kann gerade einen Zwerg gebrauchen. Hat so einen Fall mit nem Haufen komischer Sachen am Hals. Du findest sie an der Messingbrücke."
Ich schwappe förmlich über vor Freude. Endlich braucht mich jemand. Nachdem mir meine neue Kontaktperson kurz beschrieben wurde, verabschiede ich mich sofort von Kolumbini, der mir noch ein "Grüß Romulus von mir!" hinterher ruft.

Wenige Minuten später komme ich an der Messingbrücke an. Die Strecke vom Pseudopolisplatz bis hierher bin ich so schnell gelaufen wie noch nie in meinem Leben. Erneut völlig ausser Puste, halte ich mich an der Brüstung fest, um wieder zu Atem zu kommen. Eine Minute später fühlte ich mich wieder einigermaßen in Form um meine neue Ansprechpartnerin zu suchen. Das heißt, lange Suchen mußte ich nicht. Zehn Meter links von mir lehnte eine mittelgroße blonde Frau an der Brüstung. Sie trägt ein Schwert und einen kleinen Dolch.
Genau wie Kolumbini sie mir beschrieben hat. Ich überlege noch kurz wie ich mich am besten vorstelle und entscheide mich dann für die frontale Lösung. Na dann, ran an den Speck, sonst wird nie ein guter Polizist aus mir.
"Rekrut Goldie Kleinaxt, meldet sich gehorsamst zur Stelle!" Ich mache eine zackige Meldung und salutiere.
"Hähh! Rekrut WER?"
Nach meiner anfänglichen Euphorie ist mein Selbstbewußtsein soeben ein wenig geschrumpft.
"Goldie. Goldie Kleinaxt. Entschuldige bitte, aber bist Du nicht Myra Steinschleifer?"
"Ja die bin ich. Seit wann arbeiten wir jetzt mit GRUND zusammen? Schick Dich der Inspäctor? Ich habe diesem Kolumbini nämlich gesagt, daß ich jemand brauche der zwergisch kann!"
"Ähh, ja der Lance-Korporal hat mich geschickt. Er selbst hatte leider keine Zeit." antworte ich.
"Sorry! Konnte ja nicht wissen, daß der sich hinter seinen Akten versteckt. Ich warte nämlich schon seit einer geschlagenen Stunde hier auf ihn und den Dolmetscher, den er mitbringen wollte. Du kannst doch zwergisch, oder?"
Während meiner Zeit hier in Ankh-Morpork, wurde ich nur selten an meine Rasse als Zwerg erinnert. Die verschiedenen Rassen und Kulturen haben sich in dieser Stadt dafür zu sehr vermischt und die Umgangssprache der Menschen hat sich in fast allen ethnischen Gruppierungen durchgesetzt. Ich muß gestehen, daß ich mich hier dadurch fast als Mensch oder besser als Ankh-Morporkianer gefühlt habe, denn als Zwerg. Und ich habe mich dadurch nicht schlechter gefühlt. Mein zwergisch wie wir es zu Hause gesprochen haben, habe ich seit meinem Fortgang aus Überwald nicht mehr gebraucht. Es ist nicht so, daß ich zurückwill, es ist nur so ... komisch.
"Ja, ich spreche zwergisch!" Auf meine Antwort hin, scheint eine gewisse Erleichterung in Myra's Gesicht erkennbar.
"Sehr gut! Ich bin da an einem Fall dran, und mein wichtigster Zeuge ist ein .. Na egal - auf jeden Fall spricht er nur zwergisch. Los komm - den Rest erzähl ich Dir unterwegs."

Myra war nicht gerade dankbar über den Fall, der ihr diesmal zugeteilt wurde. Sie erzählt mir per Kurzfassung alles was ich - ihrer Meinung nach - wissen mußte. Heute früh bekam sie den Auftrag, einen Einbruch in der Krückstockgasse zu untersuchen. Es handelte sich um einen sogenannten Zooladen. Ich persönlich habe von sowas noch nie gehört, aber Myra meint, daß es sich dabei um eine Art Geschäft für Menschen mit Haustieren handelt. Es gibt dort angeblich Haustiere wie Hunde, Drachen, Fledermäuse, Katzen oder Ratten [1] sowie alles was man für seine Tiere braucht. Ich habe von sowas noch nie gehört, aber was es in Ankh-Morpork nicht alles gibt!
Egal. Worum es wirklich geht, ist Raub eines dieser Haustiere. Genauer gesagt ein Murmeltier! Ist wohl irgendein pelziges Tier aus den Spitzhornbergen. Es hat dort etwas zuviel magische Strahlung abbekommen und könnte auf irgendeine Art und Weise das Wetter vorhersagen, aber Genaueres konnte oder wollte Myra auch nicht sagen. Auf jeden Fall ist es sehr wertvoll. Und es ist weg! Genauergesagt gemurmeltiernapt! Denn was unseren Fall so merkwürdig macht, ist die Tatsache, daß sonst nichts entwendet wurde.
Mehr habe ich aus Myra nicht herausbekommen, denn gerade als ich fragen wollte, was das Ganze mit Zwergen zu tun hat, zeigte sie auf einen kleinen Laden mit zerbrochener Fensterscheibe.
"Da ist es! Der Besitzer ist derzeit in der Wache zur Aussage. Ist das eigentlich Dein erster echter Tatort?"
"Mmh. Ja." gestehe ich kleinlaut. "Aber ich habe bei Chief-Korporal Kanndra's Seminaren schon viel gelernt." Ich hätte nie geglaubt, daß mal zu sagen, aber im Augenblick bin ich froh darüber, wenigstens in der Theorie was gelernt zu haben.
"Naja. Für diesen Fall wird es schon reichen! Aber fass nichts an!"

Es handelt sich um einen kleinen Laden. Ziemlich unscheinbare Fassade. Zwei Wächter sperren den Tatort ab und verscheuchten läßtige Gaffer. Nur ein kaum mehr lesbares Schild über der Tür weist auf den Inhalt dieses Geschäftes hin.

Tier- und Zoogäscheft

Tiere, Tierchen für die Tiere und Divärses

Inhaber: John Pelletz


Der Tatort, also dieses sogenannte Zoogeschäft kam mir von Anfang an merkwürdig vor. So einfach und völlig unscheinbar. Auf die Idee hier einen Einbruch zu begehen, würde ich auf jeden Fall nicht kommen. Also ich würde sowieso NIE auf so eine Idee kommen, denn ich gehöre ja zur Stadtwache und somit zu den Guten. Ich denke mir, es kann nur jemand den Raub verübt haben, der genau wußte was er wollte. Das Murmeltier! Kombiniere Goldie - er wußte von dem Nager. Ob Myra das auch schon herausgefunden hat?
Ich folge der Wächterin ins Innere. Alles ist vollgestellt mit Käfigen und Kisten. Überall quietscht, zwitschert, bellt oder miaut es. Durch die kleinen Fenster drang nur ein dämmeriges Licht ins Ladeninnere und taucht alles in eine gelb-graue Helligkeit. Die Fensterscheibe ist zerstört, wahrscheinlich durch den Einbruch, aber sonst weist nichts auf ein Verbrechen hin. Alles ist ordentlich. Die Käfige sind verschlossen und sauber. Keine aufgerissenen Kisten oder Schränke. Sogar die Königspurpurratten aus Quirm [2], welche als ausgewachsenes Paar ein kleines Vermögen wert sind, blieben unangetastet.
Ich will endlich wissen, was ich hier eigentlich soll.
"Myra, wo sind denn nun die Zwerge?" frage ich die blonde Wächterin.
"Häh, welche Zwerge?"
"Na, Du brauchtest doch jemand der zwergisch spricht."
Plötzlich grinste Myra. "Ha! Du wirst staunen. Mir ist sowas selbst noch nicht unter gekommen. Aber wart ab." Sie ging in den hinteren Teil des Geschäftes und ich folge ihr. Ich bin total gespannt um was es sich handeln könnte. Plötzlich bleibt Myra stehen und greift in eine Kiste. Als sie den Arm wieder hervorzieht, sitzt auf ihrer Hand ein süsses kleines Eichhörnchen. Mit kleinen spitzen Ohren und einem buschigen Schwanz. Das Besondere an diesem Tier ist, wie mir auffällt, die Farbe. Denn es ist kohlrabenschwarz. Myra scheint meine Gedanken zu lesen.
"Nein! Es ist nicht dreckig, sondern richtig schwarz - falls Du Das jetzt fragen wolltest. Ich finde auch die Rotbraunen hübscher, aber man kann sich seine Zeugen ja nicht aussuchen. Aua! Du Mistvieh!!"
"Krmmk, parrtortthark korkttka![3]. Mit diesen Worten biss das Eichhörnchen herzhaft in Myras Finger.
"Scheiße! Pass auf was Du sagst. Das Vieh spricht zwar nur zwergisch, scheint uns aber trotzdem immer zu verstehen." Myra fluchte und schimpfte hingebungsvoll, was für das Eichhörnchen ein weiterer Anlass war die Wächterin zu beissen.
"Kifkra, olg da kumpfkikra loktrattschka!" [4]. Dann sprang es elegant von Myras Hand auf meine Schulter.
Ich muß gestehen ziemlich überrascht zu sein. Mit so etwas habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Sprechende Eichhörnchen!! Zwergisch sprechende Eichhörnchen!! Was in aller Welt kommt als nächstes? In dieser Stadt scheint ja nichts unmöglich zu seien.
Das Eichhörnchen sitzt nun friedlich auf meiner Schulter und putzt sich gerade ausgiebig den schwarzen Pelz.
"Krrkaf itz! Doprtrastch krrpfama jegtztisch komna?" [5] flüstert mir das Eichhörnchen ins Ohr.
"Ähh. Ja! Wer oder was bist Du?" frage ich immer noch völlig verdutzt.
"Krith. Gurt konjit krrpht sapo krettip allila. Krempf Hrumpfkat higbutsch akba. Ij knef kilhab knatschkaff. Ikf gempf schitzko kerimtzke hrupfla? L? Lol krimpfl hrampf krimpel. Joitz krilf humd krett schitze mijhelkitzkwa!" [6]
Ich habe immer noch das Gefühl in der falschen Geschichte zu sein. Ich habe diesen Tag voller Erwartung auf gute Taten und Abenteurer begonnen. Erst darf ich stundenlang Aktenschleppen und jetzt stehe ich in einem Zoogeschäft und unterhalte mich mit einem Eichhörnchen!
"Scheint Dich zu mögen, was! Komisch alle anderen hat es sofort gebissen. Sogar den Troll von der anderen Abteilung." Myra scheint froh, das Eichhörnchen losgeworden zu sein.
"Dieser Nager und das entführte Murmeltier waren in der selben Kiste, aber sie haben es hiergelassen. Bei dem Miststück hätte ich es wohl auch so gemacht. Tja, jetzt verstehst Du mein Dilemma. Mein einziger Zeuge ist ein Eichhörnchen, was nur zwergisch spricht. Einfach großartig! Aber wenigstens scheint es Dich zu mögen und ich hoffe inständig, daß es Dir was über den Raub erzählen kann, damit ich diesen Fluch von einem Fall endlich loswerde."
Das Eichhörnchen hüpfte plötzlich auf meiner Schulter und rief "I glitze at. I glitze at. Hiu krempf glotzkitzka ji i mju krumpfge. Kimple gut!" [7]
Dolmetscher zwischen Eichhörnchen und Mensch! Wenn das mein Karrierestart bei der Stadtwache sein sollte, gehe ich freiwillig zurück nach Überwald.
"Was hat das Tier?" fragt Myra.
"Mmh, also es meint, es wüßte wer den Einbruch verübt hat. Aber es will aus dieser Kiste raus, sonst sagt es mir nichts."
"Ähh? Also mal sehen." Myra schaut sich die Kiste an. Auf der Vorderseite kleben Preisschilder.

MURMELTIER, magisch, kann Wetter vorhersagen

Preis: 200 AS$


Myra holt tief Luft.
"200 $?? Hilfe - das ist ja ein Vermögen. Kein Wunder, daß es gestohlen wurde. Aber schau hier das muß unser Kandidat sein."
Sie zeigte auf das zweite Schild. Der Preis wurde hier anscheinend mehrfach nach unten korrigiert.

EICHHÖRNCHEN, schwarz, magisch, kann sprechen

leider nur zwergisch

Preis: 50 AS$

Preis: 30 AS$

Preis: 10 AS$

Preis: 5 AS$

Preis: 2 AS$


Myra grinste. "Also unser Zeuge hier kostet also nur noch 2 AS$. Ha! Die zahl ich und verrechne es als Spesen."
Das Eichhörnchen wird langsam aufgeregt und beginnt auf meiner Schulter herumzuhüpfen.
"Kreg ij la komf? Ge re ij la komf.[7a]"
Myra wartet gar nicht auf meine Übersetzung. Stattdessen scheint ihr eine Idee gekommen zu seien.
"Goldie! Du bekommst es zur Aufsicht bis der Fall gelöst ist. Und danach sehen wir weiter."
"Ich?! Wieso denn ich?"
"Weil es Dich scheinbar als einziges nicht sofort beißt UND weil Du zwergisch sprichst."
Myra erkennt meine Bestürzung. Beschwichtigend fügt sie hinzu "Ausserdem ist es ja schliesslich ein wichtiger Zeuge in Deinem ersten Fall!"
Das Eichhörnchen scheint damit ausgesprochen zufrieden zu seien, denn es hüpft auf meiner Schulter hin und her. Mir geht es bereits jetzt auf die Nerven. Kein Wunder, daß es niemand kaufen wollte.
"Kr! Kr! Fitz hmrpf gtrek it jitz Nutken![9]"
Jetzt reichts mir langsam.
"Halt die Klappe!" Herrsche ich das Eichhörnchen auf meiner Schulter an.
"Na na na. Kein Streit ihr beiden. Ihr werdet noch viel Zeit miteinander verbringen." Das Grinsen, welches Myra dabei aufsetzt macht mich wütend.
An das Eichhörnchen gewendet fragt sie "Na - wie heißt Du eigentlich?"
"Klitop? Retschla aspa tschiok jitz. Hub li jelo soitz. [10]"
Mir schiesst ein Name durch den Kopf. "Dämon"! Das würde passen, aber damit mache ich mir beim Hauptmann nur Ärger. Aber es gibt ja noch andere Namen.
"Es hat noch keinen Namen. Ich werde es "Teufel" nennen."
"Mmh - Teufel passt irgendwie zu dem Mistvieh! Und jetzt frag es, was es gesehen hat und wer es war. Ich will diesen Fall endlich beerdigen."
"Ki. Klod frenz baktz ampaka di. Koi rletz dasa chitz tzo. Wi nitz jez mi keatschletzik fisasch scrte. Kitzler jassetza kloi gecht riong hitza. [11]
Nachdem ich die Beschreibung an Myra weitergegeben habe, scheint sie sofort zu wissen, wer in Frage kommt. Sofort ruft sie die beiden Wächter, die immer noch vor dem Geschäft die Stellung halten, um sofort aufzubrechen. Kurz bevor sie aus dem Laden stürzt, kann ich sie noch aufhalten.
"He! Wo willst Du hin? Was ist das für ein Typ?" frage ich sie.
"Der Beschreibung nach Loran Katzenauge! Ein Mensch aus Klatsch. Er handelt mit exotischen Waren und wir warten schon lange auf einen Grund, ihm mal auf den Zahn zu fühlen. Ich muß sofort los - die Abteilung informieren!"
Ja Ja Ja - endlich Aktion! Ich kann es kaum erwarten, den Schurken festzunehmen und zu verhören.
"Kann ich mitkommen? Schließlich habe ich den Fall mitbearbeitet." Frage ich hoffnungsvoll.
"Tut mir leid Goldie. Aber das geht nicht. Du bist halt noch Rekrut und jetzt kanns richtig gefährlich werden!"

Danke liebes Leben! Ich hasse Dich!

Ich bin am Boden zerstört. Welch rasante Karrieresprünge. Vom Aktenschlepper zum Eichhörnchendolmetscher und nun Eichhörnchenbabysitter. Und dann am Ende, wenn es gilt die Früchte der Ermittlungen zu ernten und das Verbrechen in dieser Stadt in die Schranken zu weisen, darf ich nicht mitkommen. Mir ist zum heulen!
Myra scheint zu bemerken wie enttäuscht ich grad bin und versucht mich wieder aufzumuntern.
"Aber damit wir ihm diesen Murmeltierraub nachweisen, brauchen wir Dich und Teufel zur Gegenüberstellung im Wachhaus."
Mit diesen Worten stürmt sie durch die Tür. Kurz bevor sie ganz verschwindet, wendet Myra sich noch mal um und ruft ein "Achso, danke Goldie! Bis später.". Dann ist sie auch schon weg.

So stehe ich also allein in diesem Tiergeschäft. Das Licht scheint nach wievor durch das gelbe Fenster hinein und badet die Reihen mit Käfigen und Kisten in warme aber trübe Helligkeit.
"Hoffentlich erwischt sie diesen Mistkerl![12]" nuschelt mir Teufel ins Ohr.
"Ja hoffentlich." Erwidere ich. "Und was soll ich jetzt mit Dir?"
"Na, ich will erst mal weg von hier. Raus aus diesem stickigen Laden. Also los. Oder soll ich Dir erst ins Ohr beissen?" Teufel hatte seinen alten Charme wiedergewonnen.
"Ich steck Dich gleich wieder in Deine Kiste!"
"Ok, ok. Ist ja schon gut. Aber denk daran. Du bist für mich verantwortlich!"
Irgendwie habe ich mich jetzt bereits an das Eichhörnchen gewönnt. Syxia hatte schliesslich auch Ihren Spürhund immer mit dabei. Na gut - ein Schäferhund aus Lancre ist was anderes als ein Eichhörnchen aus ... Dabei fehlt mir ein, daß ich gar nicht weiß, warum es sprechen kann.
"Sag wie kommt es eigentlich, daß du reden kannst? Und warum in Himmels Namen nur zwergisch?"
"Lange lange Geschichte. Vielleicht später wenn ich Dich besser kenne?" Dabei grinst es mich an. Oder besser mein Ohr.

Enttäuscht trete ich ins Freie und stelle überrascht fest, daß die Sonne bereits sehr tief steht.
Nichts wie zurück in die Kröselstraße. Romulus wollte schliesslich, daß ich am Ende des Tages Bericht erstatte. Der wird staunen. Ich habe zwar niemanden wie Syxia, Jacko oder Fürchtenix getroffen, aber irgendwie hat mir mein Tag mit richtigem Polizeialltag doch gefallen.
Und ich habe jetzt ein eigenes sprechendes Eichhörnchen!
Mein Partner mit der kalten Nase!

Verbrecher von Ankh-Morpork - fürchet Euch!

Einige Tage später ging ich noch mal zu dem Geschäft, um für Teufel Nüsse zu kaufen. Das Eichhörnchen welches fortan immer auf meiner Schulter saß, erzählte mir die ganze Strecke über, daß das Geschäft bestimmt nicht mehr da sein würde. Und tatsächlich als ich davor stand, und ich könnte schwören mich nicht in der Gasse geirrt zu haben, war von dem Geschäft nichts mehr zu sehen. Genau an der Ecke wo es hätte stehen sollen, ist jetzt ein kleiner Park mit Bänken. Ich bin mir aber ganz sicher das es genau hier war.
Teufel hat nur gelacht und gemeint "Du dummer Zwerg. Ich habs Dir doch gesagt."



[1] wobei Ratten eher in einen Lebensmittelladen gehören (meiner Meinung nach)

[2] Ja! Mit Ratten kenne ich mich aus!

[3] zwergisch: "Was heißt hier die Braunen sind schöner?"

[4] zwergisch: "Du blöder Mensch kannst mich mal!"

[5] zwergisch: "Hallo Zwerg! Du verstehst mich dich doch oder?"

[6] zwergisch: "Na - ein sprechendes Eichhörnchen! Aber das ist eine lange Geschichte! Vielleicht heut abend beim Bier? Ja? Ich will endlich raus aus dieser Kiste. Dieses stinkende Murmeltier mit seinem ewigen Wettergequatsche ging mir so auf die Nuss. Bloß gut das es endlich weg ist!"

[7] zwergisch: "Ich weiß wers war. Ich weiß wers war. Aber ich sags nur, wenn ihr mich aus dieser Kiste holt. Sag ihr das, Zwerg!"

[7a] zwergisch: Und was dann? Frag sie, was sie dann mit mir macht!"

[9] zwergisch: "Ja! Ja! Und ich will täglich gefüttert und gestreichelt werden."

[10] zwergisch: "Hä! Einen Namen? Seit ich sprechen kann, ist dieser Zwerg hier der erste der mich versteht. Such Dir einen Namen aus."

[11] zwergisch: "Naja. Also wers war weiß ich natürlich nicht. Aber das Gesicht des Kerls war voller Narben. Und der Typ hatte nur noch ein Auge und eine Augenklappe. Und ein großer roter Ring mit einem blauen Drachen darauf."

[12] der Autor verzichtet auf die weiteren ausführlichen zwergischen Dialoge und bietet stattdessen gleich die deutsche Variante an. Teufel spricht aber nach wie vor nur zwergisch!




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